9952. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Nimptsch, 21. April 1758.

Mein lieber Generallieutenant Graf von Dohna. Ich habe Euren Bericht vom 17. dieses erhalten. Ihr werdet nun Selber die Verlegenheit erkennen, worinnen man sich gesetzet, wenn man sich nicht auf der einen Seite frei gemachet hat,397-2 welches gar füglich im vorigen Winter geschehen können und sollen, so dass man sich jetzo nach denen Russen umsehen und solchen allenfalls entgegengehen können; welches und da ersteres nicht geschehen, allerdinges Euch jetzo dorten übele Umstände machen muss.

Wäre es möglich, und könntet Ihr es dahin bringen, dass Ihr die auf Rügen und Stralsund befindliche Schweden aushungern könntet, so wäre es excellent; Ich glaube aber nicht, dass solches geschehen kann, weil sie die See frei haben.

Unter denen Euch aus Preussen zugekommenen Nachrichten könnet Ihr glauben, dass sehr viele Fanfaronnaden sein; denn was das Brandstecken anbetrifft,397-3 so werde Ich schon sehen, wie man es wird abwenden können.

Ich bin jetzo bedacht, Mir die Oesterreicher vollenkommen vom Halse zu schaffen, um Mich alsdenn gegen die andern desto besser drehen zu können.

Was die mecklenburgische Sache397-4 anlanget, da verlasse Ich Mir auf Euch und Euren Mir bekannten Diensteifer, dass Ihr solche mit mehrerem Ernst, als bisher geschehen, zu berichtigen und zur Endschaft zu bringen suchen werdet. Die daher geschickte Pferde seind nichts nutze und fast unbrauchbar, die Rekruten aber schlecht, en comparaison deren, so das mecklenburgische Land aufbringen können.

Was das Dragonerregiment von Platen397-5 anbetrifft, so hat solches bisher noch nichts gethan, womit es sich so wie das Regiment von Finckenstein und besonders der Obrist von Aschersleben distinguiret hätte.397-6 Wenn also gedachtes Platen'sche Regiment sich nicht gleichfalls<398> distinguiren wird, so sehe Ich auch keine Ursache ab, warum Ich dasselbe mit Distinctiones von mehrern Stabsofficiers wie sonsten präveniren sollte.

Sonsten wird Euch vermuthlich schon bekannt sein, dass Ich den Obristen Graf Hordt ein Freiregiment von 2 Bataillons, jede Compagnie zu 150 Gemeine, errichten lasse und conferiret habe.398-1 Er bekommet dazu von hier aus 800 Rekruten mit; das übrige kann aus Schwedisch-Pommern, insonderheit und hauptsächlich aber aus dem Mecklenburgischen angenommen werden . . .398-2

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.



397-2 Vergl. S. 333.

397-3 General Fermor sollte gedroht haben, „wo die Russen sich retiriren müssen, würden sie von Marienwerder ab 10 Meilen weit alles in Brand stecken“ .

397-4 Vergl. S. 159. 385.

397-5 Vergl. S. 329.

397-6 Vergl. S. 315.

398-1 Vergl. S. 359. 394.

398-2 Zum Schluss befiehlt der König, ihm fernerhin nur Sachen von Wichtigkeit, diese aber in Chiffern, zu melden.