<279> wirklich ist, werde bekannt werden. Man muss es in der That der göttlichen Vorsicht zuschreiben, wenn man siehet, was dergleichen Leute des Königs Majestät und Dero Affaires zuweilen vor vieles Böse hätten ohne Risque noch sonsten beschwerliche Umstände hätten zufügen können, wenn sie nicht ganz verblendet gewesen wären; wovon man aber lieber schweigen, als ihnen durch Recensirung ihrer schlechten Einsicht und groben Fehler die Augen darüber öffnen und, wenn es möglich wäre, ihnen Gelegenheit geben muss, sich davon zu corrigiren.
Meinen gestrigen Nachrichten nach sollen des Königs Majestät sonsten gestern [Bautzen] haben occupiren lassen, bei welcher Gelegenheit von denen dort gestandenen und sich auch, der österreichschen Vorsicht nach, in der Geschwindigkeit retirirten Oesterreichern ein paar Officiers und 40 Mann gefangen gemachet und hieher geschicket worden. Unser jetziger Commandant allhier, der Herr Generallieutenant Graf Schmettau, hat dergleichen Gäste, die ihm dergestalt nach und nach zugeschicket worden, nunmehro über 1000 Mann zusammen, so dass er verlegen zu werden anfanget, wie er solche weiter unterbringen soll, und da hoffentlich Se. Königl. Majestät Dero But mit der österreichschen Armee unter Daun bald erreichen werden, dieser auch schon alles, was von österreichschen Truppen bei denen von denen Franzosen genannten Tonneliers1 oder Armée des Cercles gestanden hat, zurück und an sich gezogen haben soll, letztere aber sehr nach denen Winterquartieren verlanget und bereits anfanget, ihre schwere Bagage nach Böhmen defiliren zu lassen, so werden endlich die Herrn Sachsen und der Hof zu Warschau einsehen müssen, was sie von ihren prätendireten Errettern2 gehabt haben, die, so weit sie reichen können, sich exorbitante Lieferungen an Fourage, Getreide und dergleichen von ihnen thun lassen, Geld erpresset und ihnen noch zwei bis drei Tage vor denen Ablieferungsterminen durch schwere Executiones die Executionsgebühren abgezwungen, viele Unterthanen sehr übel tractiret, verschiedene rein ausgeplündert, denen mehristen aber Pferde und Vieh weggetrieben haben, unter dem sinnlichen3 Vorwand, dass der Feind solches nicht bekommen und die Sachsen dadurch gegen solchen protegiret werden sollten.
Ew. Excellenz werden sonsten aus einem an mich gekommenen Postbericht zu ersehen belieben, was vor ein Désastre mit einem über Berlin gegangenen höchsteigenhändigen Antwortschreiben Sr. Königl. Majestät an die regierende Herzogin von Sachsen-Gotha vorgefallen ist.4 Der Postmeister Marcus muss sich sehr übel genommen oder von dem Herrn Hofpostmeister Jordan schlecht instruiret worden sein, dass er ganz ohnbesonnen einen Courier zu Pferde mit solchem Schreiben abgeschicket hat, welchem nichts anders, als was ihm widerfahren, be-
1 Vergl. Bd. XVI, 8. Anm. 1.
2 Vergl. S. 263. Anm. 3; Bd. XVI, 24.
3 Hier gleich: sinnig, klug.
4 Vergl. Nr. 10299 und S. 254.