10181. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.142-1

Hauptquartier an der Metau, 1. August 1758.

Ich habe Euer Schreiben vom 28. voriges gestern erhalten und gebe Euch darauf in Antwort, dass Ihr den Brigademajor von Kalkstein nicht zum Freiregiment von Hordt setzen müsset. Dann Euch, obschon zu Eurer alleinigen Direction dienet, dass Ich hier zu denen Freibataillons zwar brave und determinirte Officiers gebe, die aber liederlich und bei guten Feldregimentern deshalb nicht wohl zu gebrauchen seind.

Ich benachrichtige Euch ferner, dass Ich ohngefähr den 8. dieses Monats Mich mit Meiner Armee gegen Landshut in Schlesien ziehen werde. Ich werde vielleicht alsdann, wenn Ich glaube, dass es möglich und nöthig, auch dass Euch die Russen Zeit lassen und dass dieselben auch Stand halten werden, wie Ich es schon geschrieben,142-2 zu Euch<143> kommen, mit einander über die Oder gehen,143-1 um alsdenn denen Russen gerade auf den Hals zu kommen und sie recht tüchtig zu schlagen. Wenn das geschehen sein wird, so gehet ein jeder von uns beiden wieder nach seinen Revieren. Ich glaube aber, dass es denen Leuten an vielem fehlen muss. Ob es so ist, weiss Ich nicht, halte aber, dass sie warten wollen, bis die Ernte vorbei, und dass sie nicht eher agiren wollen. Dass Ihr ein paar Märsche über die Oder thut, glaube Ich, dass solches nicht schaden, noch präjudiciren kann. Hinter der Oder oder Rivière beständig stehen zu bleiben, ist eine Defensive, damit nichts herauskommt und womit [Lehwaldt]143-2 es versehen hatte, dass er den Feind erwartet hatte und ihm nicht entgegengegangen war.

Sonst ist nöthig, dass Ihr Euch bemühet, durch Leute, so um Meseritz bekannt, zu erfahren und eine Karte zu formiren, wie die Position der Russen bei Meseritz ist, wie er143-3 stehet und wie Gegenden und andere Umstände seind, um nicht so blind an den Feind zu laufen, wie [Lehwaldt] im vorigen Jahre gethan.

Im übrigen bitte Ich Euch um öftere Zeitungen und Nachrichten von Euch, es mögen auch Bagatellen sein, wie sie wollen; nur schreibet Mir öfters.

Friderich.

Il y a bien des choses que je ne saurais vous écrire, mais un des premiers objets est le terrain, duquel il faut que vous vous mettiez bien au fait; et si avec cela je suis informé du tout à temps, j'espère de me tirer d'affaires.

Federic.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalslabs zu Berlin. Der Zusatz eigenhändig.



142-1 Die Berichte Dohna's datiren im Monat August vom 3. bis 15. aus dem Lager bei Frankfurt an der Oder, am 16. aus dem „Lager bei Reitwein nahe bei Küstrin“ (ungefähr 1½ Meilen südsüdwestl. von Küstrin), vom 17. bis zum 20. aus dem „Lager bei Manschnow nahe bei Küstrin und der Oder“ (ungefähr 1 Meile südwestl. von Küstrin).

142-2 Vergl. Nr. 10180.

143-1 Durch ein Schreiben, Hauptquartier an der Metau 2. August 175s, wird der Commandant von Glogau, Oberst von Hacke, angewiesen, der Glogauer Kriegs- und Domänenkammer den königlichen Befehl zu übermitteln, dass die auf der Oder befindlichen Kähne gegen den 12. oder 14. August bereit gehalten werden sollen, um, wenn es nöthig wäre, Brücken über die Oder zu schlagen. Der Kammer wird strengstes Stillschweigen über die Sache auferlegt. [Generalstabsarchiv. Ausfertigung.]

143-2 Die Ergänzungen nach dem Concept.

143-3 So.