10340. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.

Schönfeld, 20. September 1758.

Ich habe heute sogleich Euern Bericht vom 17. dieses erhalten, der Mir insoweit Vergnügen verursachet, als Ich zeither sehr darauf gehoffet habe, nur Eure Position, und wie es dorren mit denen Russen stehet, zu wissen. Es ist Mir auch lieb, dass Ihr Eure vorige Stellung251-3 wieder genommen habet, ohne dass der Feind etwas von Eurer Aenderung gemerket. Meine Intention ist sonst, dass, sowie nur der Generalmajor von Wedell einigermaassen die Schweden vorwärts gejaget und zurückgetrieben hat, Ihr alsdenn sogleich und alsofort die beiden Dragonerregimenter251-4 von ihm wieder an Euch ziehen sollet.

Was die Zeitung wegen eines Corps von 12,000 Mann, so die Russen an sich ziehen wollen, betrifft, so glaube Ich, dass, was besoffene russische Generals am Tisch sagen, mehr Fanfaronnaden sein, als dass man darauf bauen könne. Ich weiss auch nicht, woher sie sogleich ein Corps Truppen, vor sich zu verstärken, nehmen wollen, und<252> habe wenigstens nichts von dergleichen gehöret. Es müsste dann das Corps sein, so unter dem Generalmajor Resanow bei Stolpe in Pommern gestanden und über Bütow nach Preussen zurückmarschiret, auch aus wenigen tausend Mann, und mehrentheils Kosacken, bestehen soll. Es ist aber doch nothwendig, dass Ihr sogleich alle gute und sichere Nachrichten durch die Leute in der Neumark und anstossenden Pommern und sonstherum sogleich einzuziehen suchet, ob etwa einige Corps der Gegenden auf dem Marsch sein, um zu denen Russen nach Landsberg zu stossen. Auf den Fall nun, dass was dahin stossen sollte, so könnet Ihr gewiss versichert sein, dass auf die erste Nachricht davon Ich Euch noch mehr mit Truppen verstärken und zu Euch stossen lassen werde. Inzwischen arbeitet nur nach allen Kräften darauf, dass Ihr denen dortigen Regimentern aus Preussen ihre bisherige Schwachheit und schlechte Denkungsart aus dem Kopf bringet, und dass sie dagegen auf Preussisch und als rechtschaffene brave Leute denken.

Il ne faut pas ajouter foi aux fanfaronnades que les Russes font dans leurs débauches. Je ne vois pas d'où viendraient ces 12,000 hommes, et, après tout, les Turcs leur feront mettre de l'eau dans leur vin.

Federic.

Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.Der Zusatz eigenhändig.252-1



251-3 Bei Blumberg, vergl. S. 213. Anm. 3 und S. 237.

251-4 Dohna spricht in seinen Berichten nur von dem einen Dragonerregiment Plettenberg, das er Wedell zu Hülfe gesandt.

252-1 Am 22. September wird dem Grafen Dohna ein Auszug aus dem Berichte Benoît's, Warschau 13. September, übersandt. Der Bericht handelte von dem bevorstehenden Rückzüge der Russen; die Russen würden zurückgehen aus Mangel an Nahrungsmitteln und weil der grösste Theil ihrer Generale dienstunfähig geworden sei. In einem Schreiben an Hacke, den Commandanten von Glogau, vom 22. September äussert der König seine Zufriedenheit über die Verjagung „der Partie russischer Kosacken, so sich ohnlängst bei Züllichau eingefunden“ . Hacke soll darauf sehen, dass etwaigen neuen Streifereien „von dergleichen Volke“ „einiger Einhalt geschehe und solche in Respect gesetzet werden“ . [Ausfertigung im Generalstabsarchiv.]