10483. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN BERLIN.
Dresden, 2. November 1758.
Eichel bestätigt den Empfang von Briefschaften.
Ich wünschete wohl sehr, wenn es die Umstände leiden wollten, dass der General Dohna, bevor er sein Corps separiret oder Pommern gar quittiret,347-3 die Gelegenheit haben könnte, Colberg zu entsetzen,347-4 weil, wenn die Russen sich einmal von diesem Posten bemeistert hätten, sie<348> sehr schwer daraus zu delogiren sein würden. Doch kann es auch sein, dass nach denen Nachrichten, so Ew. Excellenz mir in Dero vorigen Schreiben aus Pommern zu communiciren die Gnade gehabt, es eines solchen Entsatzes nicht bedarf und die Russen solche348-1 von selbst der Saison halber werden aufheben müssen; welches alles ohnedem über meinen Horizont gehet zu beurtheilen. So kann ich auch nicht wissen, ob die Franzosen im Hessischen einen Marsch auf Leipzig und der Orten zu tentiren Vorhabens sein,348-2 und habe so viel von ferne gehöret, dass des Königs Ordres an den Herrn Generalmajor von Wedell conditionale sein sollen: wenn nämlich die Schweden nach Pommern zurückgehen und die Russen aus Pommern nach Polen marschiret seind, zu dem Ende des Königs Majestät auch ihnen348-3 eine Zeit von ohngefähr drei Wochen dazu gelassen haben sollen. Weil ich aber des Königs Ordres an sie nicht selbst gesehen, sondern alles nur von Hörensagen habe, so muss ich darüber billig mein Urthel suspendiren und glauben, gedachte Herren Generals werden nichts als mit reifer Ueberlegung ihrer Ordres thun, des Königs Majestät aber Ihre sehr grosse Ursachen zu allem gehabt haben . . .348-4
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
347-3 Vergl. S. 333. 339.
347-4 Vergl. Nr. 10487.
348-1 Die Belagerung.
348-2 Vergl. S. 328.
348-3 Den Generalen Wedell und Dohna.
348-4 Eichel bezieht sich weiter auf Mittheilungen eines vom Könige über Berlin ihm zugekommenen Feldjägers. Am 3. November theilt Eichel einige Nachrichten mit über den Marsch des Königs nach Schlesien.