<318> Giessen und Hanau her Miene machet, als wenn sie in Sachsen penetriren wollte; und was uns hier betrifft, so sollte Ich fast glauben, dass der Feldmarschall Daun den Krieg nach der Lausnitz der Gegenden Greifenberg und Lauban transportiren werde, welches Mir eben nicht gelegen sein würde. Vielleicht aber wartet er nur, um zu agiren, bis Fermor näher sein werde, und kann es ganz wohl sein, dass, da dieser so langsam marschiret, ersterer deswegen noch trainiret.
Indessen1 müsset Ihr nur besorget sein, gute Nachrichten von der Russen Mouvements, welche Ihr dort viel frischer, als Ich Euch solche geben kann, haben könnet, einzuziehen, um danach Eure Operations gegen dieselben zu dirigiren.
Gegen medio Juli werden wir bis über die Ohren im Embarras seind, und dann werden wohl ein paar sarcolations2 die Sache entscheiden.
Friderich.
Nach der Ausfertigung in der Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt. Der Zusatz eigenhändig.
11083. AN DEN GENERALMAJOR VON WOBERSNOW.
Reich-Henn ersdorf, 12. Juni 1759.
Beiliegende Pièces3 schicke Ew. Hochwohlgeboren nicht mit, um Deroselben etwas neues dadurch zu melden, weil ich versichert bin, dass der Einhalt davon dort schon ganz bekannt ist, sondern vielmehr nur, um Dieselbe zu informiren, wie M. Benoît aus Warschau uns geschrieben, dass es nunmehro confirmiret werde, dass der General en chef Soltykoff zu Petersburg beordert wäre, nach der russischen Armee in Polen zu gehen und mit Fermor zugleich das Commando über die Armee zu führen. Dieser Soltykoff hat sonsten allemal den Rang von Fermor gehabt und wird also ausser Zweifel das Commando en chef bei der Armee haben. Wie Benoît schreibet, so hat er niemalen Campagne als eine in der Ukraine gethan. Man hat am Petersburgischen Hofe dem Feldmarschall Buturlin und demnächst dem General Browne sehr angelegen, das Commando über die Armee zu übernehmen; ersterer aber hat es unter dem Vorwand seines hohen Alters und letzterer wegen seiner Blessuren,4 die ihn ausser Stande setzten, weiter einige Kriegesdienste zu thun, refusiret. Fermor soll, wie Benoît schreibet, extrem deshalb piquiret sein und diesen guten Dienst, der ihm an seinem Hofe geschehen, vor dieses Mal nicht sowohl denen Franzosen und denen
1 Die gleichen Weisungen wie im Folgenden an Wobersnow giebt der König am 12. an Dohna und an Manteuffel. An den Oberst Hacke in Glogau schreibt der König am 13. Juni, der Succurs vom Prinzen Heinrich werde nicht vor dem 18. bei Frankfurt sein, Fermor sei bis Könitz avancirt. Hacke soll darauf achten, dass der Major von Reitzenstein (vergl. S. 298. 302) „vigilanter“ sei, „dem Feinde in seinen Streifereien Einhalt zu thun“ .
2 So.
3 Liegen nicht mehr bei.
4 Vergl. Bd. XVII, 450.