<374>setzen, maassen wir dadurch zu weit von Schlesien entfernet würden. Sobald wir mit der Armee noch etwas näher, werden wir den Feind genau recognosciren, und wann einige Möglichkeit ist und Ew. Königl. Majestät es allergnädigst approbiren, demselben von einer Seite mit unserer ganzen Force auf den Hals fallen. Wenn aber schlechterdings unmöglich, ihn mit einer Avantage anzugreifen, so würde man sodann zwischen hier und Fraustadt eine bequeme Gelegenheit dazu erwarten müssen. Es wird übrigens nichts verabsäumet werden, was nur möglich ist und geschehen kann.“

Reich-Hennersdorf, 2. Juli 1759.

Ich habe Euren Bericht vom 29. Juni wohl erhalten, und habet Ihr durch Euren langsamen Marsch Eure Avantage versäumet. Denn wenn dieser Marsch mit gehöriger Vivacité wäre executiret worden, so hättet Ihr zwischen der Leute ihre Quartiere sein müssen; überdem so kann Ich leicht ermessen, dass Ihr keine Précautions genommen haben werdet, um den Feinden die Nachricht von Eurem Marsch zu benehmen. Nunmehr seid Ihr aus Eurem Vortheil gekommen, und wenn Ihr auch Fermorn zehen Mal auf die Flanke marschiret, da wird er sich Meines Ermessens nicht drum rühren, und werdet Ihr nunmehr wohl gegen einander stehen und Euch einander ansehen müssen, wodurch Ihr Mir im geringsten nicht helfet. Ich kann zu dem allen weiter nichts sagen, als dass es Mir leid thue, dass alles so gar schlecht executiret werde. Wo Fermor starke Retranchements um sein Lager gemachet, so wäre es unsinnig, ihn dahinter zu attaquiren, und das einzige, was Euch zu thun übrig bliebe, wäre, dass Ihr ihm seine Zufuhr von Thorn her beschwerlich zu machen suchetet. Dieses ist aber gewiss nicht der Mühe werth, 30000 Mann dahin geschicket zu haben.

Der Feldmarschall Daun ist marschiret, und zwar gegen Greifenberg. Ich habe Trautenau occupiret. Harsch stehet noch mit 20000 Mann bei Jaromirz, Beck bei Neustadt und Jahnus bei Soor, so dass Ich hieselbst für Mein Theil noch ganz embarrassiret bin.

Ihr müsset übrigens nicht nach Fraustadt marschiren; da gehöret Ihr nicht hin; sondern Ihr müsset immer mit dem Rücken gegen die Neumark stehen bleiben oder in der Flanke. Ich bin Mir hierbei leider nicht viel mehr von Euch vermuthen, weil Ihr von der Gelegenheit zu profitiren nicht gewusst habet.

Es ist in Glogau Mehl für die dortige Armee auf Euer Verlangen parat, Ich zweifele aber, ob Ihr solches anjetzo gebrauchen werdet.1

Diese Sache ist verdorben, hätte aber excellent gehen können, wenn sie mit Vivacität und mehre Vorsicht wäre executiret worden.

Friderich.

Nach der Ausfertigung in der Grossherzogl. Hofbibliothek zu Darmstadt. Der Zusatz eigenhändig.



1 Das gleiche Schreiben, mit Fortlassung des Abschnittes „Der Feldmarschall Daun“ bis „in der Flanke“ und des eigenhändigen Zusatzes ergeht am nämlichen Tage an den Generallieutenant Grafen Dohna.