10715. AN DEN GENERALLIEUTENANT GRAF DOHNA.65-4
Breslau, 9. Februar 1759.
Da Mir das in Abschrift anliegende Schreiben aus Danzig65-5 heute zugekommen ist, so weiss Ich nicht, ob die wegen derer russischen Absichten darin enthaltene Nachrichten ganz gegründet sein; im Fall aber solche richtig wären, so würde Euch alsdenn insonderheit das Magazin zu Stettin, so Ihr aus denen mecklenburgischen Lieferungen anlegen lasset, sehr zu passe kommen. Ich kann Euch dannenhero die Beschleunigung derer Lieferungen zu diesem Magazin, und dass Ihr solches bald zu Stande bringet und complet machet, nicht gnugsam recomman diren, damit Ihr alles so arrangiret, dass der nöthige Vorrath darin vorhanden sei und es Euch hiernächst währender ganzen Campagne an nichts darunter fehlet.
Sonsten kann man gewiss versichert sein, dass, wenn die Russen dorten was tentiren wollen, solches auf Colberg sein wird. Um Euch<66> nun ohngefähr eine Idee von der Disposition zu geben, welche Ich solchenfalls treffen werde, so ist Euch zur Nachricht, dass solchenfalls Ihr den Generallieutenant von Manteuffel mit ohngefähr 6 Bataillons und ohngefähr 4 Escadrons Husaren, nachdem nämlich es die Umstände dorten erfordern werden, gegen die Schweden zurücklassen müsset. Dann werdet Ihr mit den andern Corps über die Oder bis Stettin marschiren, um denen Russen über den Gollenberg66-1 entgegenzugehen. Ich werde, wenn der Cas geschehen und die ganze Force der Russen dahin fallen sollte, von hier 16 oder 18 Bataillons und die à proportion erforderliche Kavallerie dahin schicken, auf dass Ihr dorten im Stande seid, denen Russen gerade entgegen zu marschiren und sie noch jenseits Colberg zu attaquiren und zu schlagen, ehe Ihr sie noch dorthin kommen lasset.
Indessen müsset Ihr nur gleich und ohne Zeit zu verlieren darauf bedacht sein, dass die Stadt Colberg mit allem benöthigten fourniret werde.
Sollte es aber geschehen, dass die Russen sich nach Schlesien wendeten, so lasset Ihr, wie vorgedacht, den Generallieutenant von Manteuffel mit seinem Corps da, Ihr aber marschiret mit Eurem ganzen Corps nach Sachsen, um daselbst zu Meinem Bruder, des Prinz Heinrich Liebden, zu stossen.
Ich schreibe Euch dieses nur vorläufig, auf dass Ihr Euch mit Euren Magazins, Vivres und Subsistance einigermaassen darnach richten und in Zeiten arrangiren könnet, und recommandire Ich Euch zum höchsten, die mecklenburgischen Lieferungen und was daher einkommen muss, sehr zu pressiren, auch dem Obristen von Stutterheim66-2 die Commission dazu zu geben, wozu er recht gut ist, dass er alle die mecklenburgischen Sachen sehr pressiren und fordersamst zu Stande und zur Endschaft bringen müsse.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
65-4 Dohna befand sich nach seinen Berichten im Februar in Rostock. (Vergl. schon S. 16. Anm. 1.)
65-5 Ein Bericht des Residenten Reimet in Danzig vom 3. Februar über die Absichten der Russen auf Colberg und Pommern.
66-1 Bei Cöslin.
66-2 Vergl. Bd. XVI, 282. 309.