10743. AN DEN GENERALMAJOR VON STUTTERHEIM.88-1
Breslau, 26. Februar 1759.
Mir ist Euer Schreiben vom 20. dieses eingeliefert worden, von dessen Einhalt Ich dann zufrieden bin, wenn nur der Effect alles darin gethane Versprechen verificiren und es damit nicht, so wie bisher zu Meinem Missfallen geschehen, trainiret wird, sonder [dass] das geringste zu Ende komme. Ich recommandire Euch demnach nochmalen hierdurch, auf die Lieferungen alles Ernstes zu arbeiten und Euch [nicht] bloss auf Commandos und Proviantbedienten zu verlassen, welches ebenso schlecht wie im Winter vorigen Jahres ablaufen dörfte,88-2 sondern vielmehr, wie Ich Euch vorhin schon aufgegeben habe, selbst an Ort und Stellen zu gehen und mit der behörigen Activité und Einsicht alles gehörig zu betreiben und sowohl die Magazin- als Rekruten-, Pferdeund Geldlieferungen prompte zur Endschaft bringen. Was insonderheit die Geldheferungen anbetrifft, da könnet Ihr leicht erachten, wie es Mich sehr surpreniren müssen, dass Ihr von solchen bis dato noch nicht mehr als 30000 Rthlr. zusammen habet, wovon Ich schlecht zufrieden bin und Euch hierdurch nicht verhalten will, wie Ihr auch darunter alle ersinnliche Activité bezeigen und desfalls nicht zu langsam zu Werke gehen, vielmehr Eure Dispositiones unter andern diensamen Einrichtungen so machen müsset, dass die vermögendesten von der mecklenburgschen Ritterschaft und Ständen die andern ärmern, und welche die angesagte Contribution nicht sogleich aufbringen können, mit Vorschüssen und Darlehnen aufhelfen müssen, auf dass also die Contributionssache nicht länger trainiret, sondern fordersamst zur Endschaft gebracht werde; anderergestalt und wenn es wiederum damit denselben Pli wie vor einem Jahre nehmen wollte, Ihr gewiss erwarten könnet, dass Ich Mich deshalb hauptsächlich an Euch halten und solches gegen Euch auf das nachdrücklichste und schärfeste ressentiren werde. Dieses aber prompt zur Endschaft zu bringen, ist, wie Ich schon befohlen habe, Eure Gegenwart, dass Ihr aller Orten herumreiset und selbst das Auge auf alles habet, ohnumgänglich nöthig. Was die Anlegung derer Magazins anbetrifft, so bleibet es dabei, dass das allermeiste von Naturalien nach Stettin muss, zu Berlin aber<89> einiges Dépôt auf fünf oder sechs Tage, desgleichen auch zu Colberg gemachet werden kann.
Ich beziehe Mich übrigens auf alle Meine vorige deshalb ergangene Ordres89-1 und mache Euch hierbei nur noch bekannt, wie dass bei der gestrigen Parole alihier Ich unter denen bei solcher publicirten Avancements aus eigner Bewegung Euch mit zum Generalmajor declariret habe und nicht zweifele, es werde Euch dieses um so mehr animiren, Meinen dortigen Dienst in denen Euch aufgetragenen Sachen mit so mehrerm Fleiss, Eifer und Application vorzustehen.
Friderich.
Nach dem Concept.
88-1 Stutterheim's Berichte im Februar sind aus Rostock datirt.
88-2 Vergl. Bd. XVI, 282. 283. 309. 310.
89-1 Am 17. Februar war eine, in Abschrift auch an Dohna übersandte Ordre an Stutterheim ergangen. Der König hatte ihm „nochmalen und mit grössestem Ernste“ befohlen, der Lieferungen aus dem Mecklenburgischen auf das allerserieuseste sich anzunehmen und sie dergestalt zu pressiren, „damit zu Stettin auf das ganze dortige Corps d'armée ein starkes Magazin auf wenigstens 6 Monate zusammengeschaffet und vorräthig gehalten werde“ . „Ich will durchaus von keinen Difficultäten dagegen etwas hören, sondern die Sache soll und muss sein.“ [Abschrift im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.]