<296> Dépêche, worauf Ich Euch vorhin schon sehr umständlich unter dem 30. März dieses Jahres geantwortet,1 mitgebracht.
Ich habe ihn selbst gesprochen und vor einen sehr vernünftigen Menschen gefunden, daher Ich ihn mit diesem Meinen Schreiben an Euch zurückschicke.
Weil derselbe Mir so viel gutes von dem Success Eurer Negociation gesaget und versichert, dass der Tractat gewiss gezeichnet und die Ruptur sogleich darauf erfolgen werde, so zweifele Ich fast nicht, dass, sobald Ihr gedachte Meine Antwort nebst denen solcher beigefügten verlangten beiden Schreiben an den Sultan und an den Grossvezier erhalten haben werdet, die Unterschrift des Tractats gewiss erfolget sein werde, so dass Ich die ganze Sache als schon richtig ansehe.
In dieser Supposition schreibe Ich Euch zu Eurer weiteren Instruction, dass gleich nach geschehener Zeichnung des Tractats Ihr den öffentlichen Charakter als Mein Ministre plénipotentiaire annehmen und vor Euch ganz alleine agiren könnet. Es wird demnächst nicht übel, sondern vielmehr nöthig sein, dass Ihr die Erlaubniss zu erhalten suchet, dem Sultan nach Adrianopel zu folgen, auch wohl gar bei dem Grossvezier in der Armee zu bleiben.
Nachstehendes dienet Euch nur alleine zu Eurer eigenen Direction, und müsset Ihr keinem Menschen dorten davon etwas sagen, noch Euch einmal merken lassen. Ich schenke Euch also, und dieses nur vor Euch, reinen Wein ein.
Die Türken haben sehr lange keinen Krieg gehabt, und halte Ich also, dass sie den Krieg bei weitem nicht so gut verstehen als wie die Oesterreicher, die durch ihre bisherige verschiedene Kriege ihr Kriegeswesen sehr verbessert und eine Routine davon erlanget haben.
Die Oesterreicher fuhren überdem anjetzo eine grosse Menge von Canons und Artillerie bei sich, davon sie einen sehr guten Gebrauch machen, sie haben auch einige Generals unter sich, welche das feine vom Kriege besser verstehen, als Ich glaube, dass die Türken jetzo gar keine haben.
Aus diesem allen schliesse Ich, dass wenn die Türken auch einmal 100000 Mann stark wären, die Oesterreicher aber 50000 Mann, und es käme zu einer Bataille, sodann die Oesterreicher solche gewinnen würden.
Alles dieses vorstehende schreibe Ich nur vor Euch, davon Dir nicht das geringste sagen müsset, ausser dass Ihr vor Euch, wenn es zur Campagne kommet, auf eine ganz adroite Art zu verhindern suchen müsset, dass die Türken nicht gleich zu Anfang des Krieges, und wenn sie eine österreichische Armee von ohngefähr 50000 Mann vor sich finden, blind drauf losfallen, sondern den Krieg mit adroiter [Manier] und mit weniger Risico führen.
1 Nr. 11954.