<313> jetzo befindlichen Herrn von Borcke Excellenz1 werden Ew. Excellenz sagen können, was denn eigentlich der König aus Sachsen währendem Kriege gezogen hat, und ich offerire mich, solches noch aus denen Rechnungen des Oberdirectorii nachzuweisen. Es ist bekannt, dass Sachsen vorhin seinem Landesherren 7 bis 8 Millionen aufbringen müssen. In dem ersten Jahre des Krieges, Anno 1756, da des Königs Majestät Meister von den ganzen Landen waren, haben Dieselbe an Gelde, da Sie Sich mit den ordinären Revenus begnügen Hessen, nicht 300 oder 400000 Thaler daraus bekommen, vielmehr das Magazin vor Dero Armee aus Dero eigenem Beutel gemachet und vor Dero Geld in Sachsen erkaufet, so Deroselben, wie der Geheime Rath Schimmelmann am besten weiss, über 4 Millionen von Dero eigenem Gelde gekostet hat, davon das mehriste in Sachsen geblieben. In Anno 57 werden des Königs Majestät nicht viel über 2 Millionen aus Sachsen bekommen haben, und ist in solchem wiederum denen Unterthanen die vor die Truppen gelieferte Fourage und Getreide zu denen Magazins bezahlet worden. Bei denen beiden Jahren von 58 und 59, da des Herrn von Borcke Excellenz mit [denen Ständen Conventions auf ein gewisses Quantum von 5 und respective 6 Millionen überhaupt getroffen, seind denen sächsischen Unterthanen wiederum alle Lieferungen sowohl zu denen Magazins als vor die Armee und auf Märschen — wiewohl mit der Modification, dass es nach der Kammertaxe, statt der hohen Marktpreise, so ihnen vorhin bezahlet worden, geschehen, welches allemal ein Quantum von anderthalb bis zwei Millionen betragen — von dem Conventionsquanto bezahlet worden, welche ihnen noch dazu gleich auf die erstere Monate von der Contribution abgerechnet und vergütet worden, ehe sie fast einen Thaler auf die currente Contribution bezahlet; daher dann auch die be[deutende] Reste entstanden, wenn die Umstände durch Einrücken feindlicher Truppen in den folgenden Monaten verwirret worden, da die sächsische Unterthanen gar nichts mehr an den König bezahlet haben. Wenn ich also hierzu rechne, was an Verpflegungsgeldern vor die Truppen baar nach Sachsen gegangen, so glaube ich, dass bei einer zu ziehenden Balance Sachsen mehr Geld von dem König gezogen, als er daraus erhalten hat. Welches auch die Churprinzessin der verstorbenen Königin sehr handgreiflich gemachet und dargethan hat, wie in Sachsen niemalen so viel baares Geld gewesen, als zur Zeit des jetzigen Krieges.
Was Leipzig vor sich apart bezahlen müssen, solches rechne nicht mit, und seind besondere Ursachen dazu gewesen.2 Dass aber die sächsischen Stände sich ihrer Autorité, da ihnen die Subrepartition des königlichen Contributionsquanti soutane überlassen worden, gemissbrauchet und weit höhere Summen auf das Land ausgeschlagen haben, die nachher nach Warschau, nach Dresden und zu Verpflegung der von uns desertirten sächsischen Regimenter heimlich gegangen, auch wohl in Privatbeutel gekommen seind, davon habe ich des Herrn von Borcke Excellenz einige Beweisthümer geschicket, ohne zu wissen, ob darauf reflectiret worden; jetzo nicht zu erwähnen, was die Oesterreicher an Gelde aus Sachsen gezogen, und der violenten Mittel, so sie sich zu deren Beilreibung bedienet haben. Ich bitte Ew. Excellenz sehr um Vergebung dieser weitläufigen Digression; ich habe Deroselben nur eine ganz legère Idee von der so ausgeschrieenen sächsischen Financirung geben wollen, und [wie] wenig des Königs Majestät dabei interessiret haben.
Ich wünschete nur noch, wie ich immer gethan, dass dem Publico von Zeit zu Zeit das Gedächtniss von den wahren Ursachen des Krieges durch kleine, aber wohl ausgearbeitete Pièces volantes möchte rafraichiret werden, damit der Wienersche Hof nicht das Calumniare audacter so gar impunément durch unsere zu grosse Modestie exerciren und durch die insolente und an sich nichts bedeutende Worte von Empörung und Vergewaltthätigung dem Publico Sand in [die] Augen werfen möchte, ohne dass dieses jemals mehr desabusiret werde.
Eichel.
Auszug aus der Ausfertigung.
1 Der Präsident des Feldkriegsdirectoriums in Sachsen.
2 Die Leipziger hatten die Reichsarmee begünstigt.