<456> bis dahin hat er noch keine schwere Artillerie gehabt, wohl aber viel Schanzzeug und Sturmleitern aus Böhmen zusammenbringen, Schanzkörbe fertigen, die Wege verhauen oder Batteries anlegen lassen. Die verschiedene Détachements, so er inzwischen von Zeit zu Zeit nach dem schlesischen Gebirge machet, geben Ursach' zu präsumiren, dass seine Hauptabsicht nicht sowohl auf Glatz, sondern auf ein anderes Objet, und, wie man wissen will, vielleicht auf Breslau und sich mit denen Russen der Orten zu conjungiren, gehe. Ich wünsche, dass, ehe alles dieses zu seiner Reife kommen kann, der Ew. Excellenz bekannte Deus ex machina1 sich prasentire und dadurch dem ganzen Theatro ein anderes Ansehen gebe. Das Regiment von Laudon und ein Corps Kroaten, so Laudon zeither zwischen Silberberg und Frankenstein zur Deckung solches Posten stehen lassen, hat der General Fouqué den 15. dieses durch ein kleines Détachement bis Silberberg zurückjagen lassen, dabei der Feind 60 Gefangene und 120 Pferde im Stich gelassen, der dadurch die Zeit gewonnen, sich retiriren zu können, weil er gedachtes Détachement auf seinen Höhen zu früh gewahr geworden. Allen Nachrichten nach ist die Furcht so gross unter dem Feinde dorten, dass man es einen terreur panique nennen könne; die Desertion sei sehr stark und würde noch viel beträchtlicher sein, wenn die Regimenter mehr Luft dazu bekämen. Alles dieses aber giebt denen Sachen keinen Ausschlag, obwohl unsern guten Soldaten noch mehr guten Willen. Von des Prinzen Heinrich Hoheit haben wir seit 2 Tagen gar keine Nachrichten. Dans2 la situation présente critique et épineuse ici, je n'aime pas de garder chez moi des papiers de quelque conséquence . . .
[Eichel übersendet dem Minister eine Anzahl wichtiger Schriftstücke. Er macht ihm Mittheilung von den an Benoît ergangenen Befehlen.3] Gott weiss, wie sich der gute Mensch4 darunter befangen wird, der sich vielleicht niemals in dergleichen Situation kommen zu können geglaubet hat! Ich bin fast curieux, seine Antwort zu sehen . . .
Des Königs Majestät befinden Sich bei allen Dero Fatiguen gottlob! recht gesund und munter . . .
Eichel.
Auszug aus der Ausfertigung.
12214. AN DEN ETATSMINISTER FREIHERRN VON SCHLABRENDORFF IN BRESLAU.
Radeburg, 25. Juni 1760.
Nachdem die Oestreicher mit vieler Affectation hier aussprengen, ob habe der General Fouqué sich dergestalt bei Landeshut vom Feinde environniren und einschliessen lassen, dass ohngefähr den 22. oder 23. dieses die bei ihm gewesene Bataillons zersprenget und er selbst mit dem Rest, ausser was sich durchgeschlagen, gefangen worden, so zweifele Ich zwar noch an der Richtigkeit der Sache und dass er sich so environniren lassen sollen, nachdem er Meine Ordre gehabt, sich gegen Breslau zurückzuziehen;5 Ihr sollet aber sogleich dem Generalmajor von Tauentzien in Meinem Namen sagen, dass er alles auf der Welt und was er nur kann, thun soll, um den Generalmajor von Ziethen, so mit dem aparten Corps bei dem Zeiskenberg6 gestanden und sich gegen
1 Vergl. S. 439.
2 Das folgende französisch, da Eichel es chiffrirte und nur französische Chiffern besass.
3 Vergl. Nr. 12212.
4 Benoît.
5 Vergl. Nr. 12204.
6 Westl. von Freiburg.