<460> Strassen, so zu sagen, ausgeschicket, um nähere Nachrichten zu haben; der Coup wäre mortel.

Wir haben gewisse Nachrichten, dass der Commandant zu Glatz den ersten Sturm des Laudons, den er wirklich gethan, mit sehr vieler Bravour abgeschlagen und die Oesterreicher einen sehr grossen Verlust und insonderheit an ihren Grenadiers gehabt haben sollen.1

Aus der Festung Cosel schreibt der würdige Generallieutenant Lattorff nachstehendes unter dem 19. dieses; „So eben wird mir aus Ungern gemeldet, dass die Türken daselbst bereits Feindseligkeiten wider die österreichschen Erblande angefangen, da sie aus Bosnien, der Gegend von Banjaluka, in Kroatien eingefallen, bei Wihitz2 über den Unnastrom3 gesetzet und darin sehr ravagiret, dergestalt, dass der Wiener Hof darüber unendlich betroffen. Ich hoffe nächstens durch einen nach Temeswar abgegangenen Emissaire hiervon die Bestätigung zu erhalten und werde alsdenn schleunigsten Rapport erstatten.“ Wann sich dieses, wie es möglich ist, confirmiret, so gestehe ich, dass niemalen ein Deus ex machina mehr und besser à propos erschienen wäre und des Königs Majestät aus der Türkei dasjenige fänden, was Sie aus der ganzen Christenheit nicht erhalten können. Wie meine Situation inzwischen dabei sei, werden Ew. Excellenz Selbst zu beurtheilen geruhen, da dieser fatale Krieg mir gleich und noch vor seinem Anfang graue Haare gemachet hat und ich indess nicht eine gute Stunde gehabt habe. Quem des finem, o Deus, laborum!

Ew. Excellenz werden die Gnade ohnfehlbar haben, keinem Menschen auf der Welt etwas von der ohnedem noch ungewissen Fouquéschen Sache zu sagen. Ich werde nicht ermangeln, von allem weiter getreulichst zu melden.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.


12218. AN DEN GENERALMAJOR VON ZASTROW, COMMANDANTEN VON SCHWEIDNITZ.

Gross-Dobritz, 26. Juni 1760.

Ich habe Euer Schreiben vom 22. dieses erhalten und erwarte mit vieler Ungeduld Eure nähere Berichte von dem, was den 23. dieses und so weiter mit dem General Fouqué passiret ist, wovon die Oesterreicher hier ein übeles aussprengen und darüber gestern Abend in ihrem Lager hier Victoire schiessen wollen. Schreibet Mir ja die dortige Situation umständlich und die reine Wahrheit, wie solche ist.

Ich4 bin nicht ohne grosse Hoffnung, dass die Türken mit denen Oesterreichern brechen werden, da Ich schon Nachricht erhalten, dass die Türken mit einem starken Corps von Banjaluka aus bei Wihitz über den Unnafluss gegangen und in Kroatien eingefallen seind und alles dort ravagiret haben. Wird diese Nachricht confirmiret, so hoffe Ich, dass sich alles überall in Schlesien bald ändern und vom Feinde rein werden soll.

Friderich.

Nach dem Concept..



1 Vergl. S. 458.

2 Vielleicht Bihac.

3 Nebenfluss der Save.

4 Das folgende wird an demselben Tage auch dem General Treskow mitgetheilt. [Ausfertigung im Generalstabsarchiv zu Berlin.] Auf Treskows Bericht, d. d. Neisse 21. Juni, findet sich die Weisung für die Antwort: „In jetzigen Umst[änden] Mich hier nicht regen, oder hier alles Bredouille. Türken!“