12225. AN DEN ETATSMINISTER FREIHERRN VON SCHLABRENDORFF IN BRESLAU.
Hauptquartier Gross-Dobritz, 28. Juni 1760.
Ew. Excellenz gnädiges Schreiben vom 24. dieses habe ich allererst heute früh allhier erhalten. Die beigefügten Nachrichten seind zwar betrübt, aber doch auch so gewesen, wie solche von feldflüchtigen Leuten zuerst kommen können, denen die Furcht und Angst alles hundertfach vergrössert. Wir haben hier schon nähere Nachrichten seit gestern und vorgestern durch Estafettes von Schweidnitz gehabt, nach welchen die Sache vom General Fouqué nicht so schlimm gewesen, als solche von denen flüchtigen Leuten gemachet werden wollen, und wenn er einen Échec gehabt, so hat er wie ein sehr braver und rechtschaffener General gethan und die Synagoge honorablement begraben,467-2 da wir hier selbst durch feindliche Officiers, so mit denen unsrigen auf denen Feldposten auf Parole und auf eine sehr honette und polie Art von der Affaire gesprochen, [in Erfahrung gebracht], dass Laudon dabei an 6000 Todte und über 12000 Blessirte gehabt habe, dessen Corps, so attaquiret, aber, wozu er alles bis auf ohngefähr 6000 Mann, die er bei Glatz<468> stehen lassen, zusammengezogen, an 40000 Mann stark gewesen. Der des Nachts zwischen dem 18. und 19. dieses von ihm auf Glatz vergeblich gethane Sturm hat ihn auch viel und meistens seine beste Grenadiers gekostet.
Es ist falsch, dass der General Fouqué surpreniret worden; er hat alles, was ihm vorstehe, schon unter dem 21. dieses noch an den König geschrieben; nachdem er sich aber nicht zu rechter Zeit noch von Landeshut weggezogen, davon man ihm auch nichts zur Last legen kann, hat er sein Sort erwarten müssen und sich dabei als ein recht sehr braver Mann verhalten, den jedermann deshalb ästimiren muss.
Es ist von hier aus noch nichts nach Schlesien marschiret. Der König ist vor einigen Tagen diesseits der Elbe gegangen, um den Feind zu attaquiren; dieser aber hat sich gleich in seine alte Löcher gegen Dresden zu retiriret, da ihm ohne augenscheinlichen Hasard nicht zu folgen noch anzukommen.
Ich habe des Königs Majestät das hinterbracht, was Ew. Excellenz mir, auf allen Fall sich an die Glogausche Kammer und sich an solche immediate zu adressiren, geschrieben. Der König hat mir darauf befohlen, Ew. Excellenz zu schreiben, wie nach seinen Nachrichten Daun die verwichene Nacht marschiret wäre: wohin und in was vor Absicht, davon erwarteten Sie die Nachricht. Sollte er sich gegen Schlesien wenden, so würde der König gleich auch dahin marschiren. Dieses melde auf Befehl.
Der Generalmajor von Zastrow hat sich in diesen Gelegenheiten als ein vernünftiger und braver Officier aufgeführet, so seine vorige etwaige Fehler übersehen machet. Wann ich Ew. Excellenz vorige Schreiben ohnbeantwortet lassen musste, so bitte, solches zu entschuldigen: ich habe denen Wegen nicht getrauet, und etwas zu chiffriren, hat mir die Zeit gefehlet, da ich mehrentheils in beständiger Bewegung zeither gewesen . . .
Thun Dieselbe doch Dero auf der Welt möglichstes durch eine gute Disposition, dass, wenn auch die Correspondance auf Breslau, auf diesseits der Oder durch die Oesterreicher und jenseits durch die Russen, unsicher gemachet werden sollte, dennoch der König seine Briefe aus Warschau und auch die, so aus bekanntem entferneten Orte kommen, sicher durchbekommen, auch so prompt als richtig erhalten möge, es koste, was es wolle. Es ist jetzo gar zu viel daran gelegen.468-1 Der würdige General Lattorff zu Cosel hat uns neulich die gute Hoffnung gemacht, als ob die Türken wirklich in Kroatien mit den Oesterreichern gebrochen; wir sehen der von ihm deshalb versprochenen Confirmation davon mit Schmerzen entgegen . . .
Eichel.
Auszug aus dem Concept.
<469>467-2 Vergl. die französische Redensart: „enterrer la synagogue avec honneur“ .
468-1 Vergl. Nr. 12212.