12257. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Hauptquartier Gruna, 17. Juli 1760.

[Eichel übersendet dem Minister mehrere Briefschaften.] Die zweite Beilage ist eine kurze Relation497-1 von demjenigen, was en gros seit des Königs Marsch von Bautzen und bis hieher passiret ist, welche der Herr Hauptmann und königliche Adjutant Herr von Cocceji auf mein Ansuchen aufgesetzet hat und welche ich Ew. Excellenz zum beliebigen weiteren Gebrauch überlasse.

Da die schwere Artillerie, so zur hiesigen Belagerung destiniret, zeither noch nicht heran gewesen, so hat letztere auch die letzteren zwei Tage über noch nicht stärker poussiret werden können, und ist es bei dem in solchen Fällen gewöhnlichen Tirailliren aus gross- und kleinem Gewehr so Tages als Nachts geblieben. Von der Garnison seind die beiden letzteren Nächte Ausfälle probiret worden, so ihnen aber schlecht gelungen und sie mit Verlust jedesmal gar bald wieder zurückgetrieben worden seind. Nachdem aber nunmehro das schwere Geschütz heute Abend herangekommen und die Batteries schon alle fertig und denen Werken der Stadt sehr nahe geleget worden seind, so dörfte nunmehro wohl morgen mit dem Brècheschiessen der Anfang gemachet und die Sachen ganz sérieux werden, so dass es sich morgen oder übermorgen damit decidiren dörfte.

Ich bedaure die arme Stadt und unschuldige Einwohner, unter welchen auch die sächsischen Herrn Minister, so nicht zu Warschau seind, mit befindlich. Des Königs Majestät haben zwar befohlen, dass sowohl Canons als Mortiers bloss auf die Wälle der Stadt schiessen, die Stadt selbst aber verschonet werden solle. Ausserdem aber, dass bei der Vivacité des Feuers solches schwer so genau zu beobachten, wie es denn bisher schon ein paarmal in der Stadt gebrannt hat, so aber, weil das Feuer nicht durch unsere Canons und Bomben souteniret werden dörfen, bald wieder gelöschet worden, so scheinet es, als wenn denen Herrn Oesterreichern an der Conservation der Stadt nicht viel gelegen, da dieselbe sich ein rechtes Plaisir daraus seit ein paar Tagen gemachet, ganz ohnnöthiger und ihnen zu nichts dienender Weise dasjenige von denen hiesigen Vorstädten, so der General Schmettau nicht abzubrennen vor nöthig erachtet,497-2 durch eingeworfene Haubitzgrenaden und Feuerwerk noch anzustecken, obschon weder ihnen noch uns einiger Vorthel daher kommen können, und nur bloss unglückliche Leute dadurch gemachet, noch eines Waisenhauses dabei geschonet worden. Die grausamen Procédés, so sie gegen die höchst<498> unschuldigen Einwohner zu Landeshut begangen, werden Ew. Excellenz aus einer, dem heute schon an Dieselbe abgegangenen Paquet mit angelegter Pièce498-1 bereits ersehen haben. Mir däucht, dass es nicht ohndiensam wäre, aus solcher einen Extract zu formiren und diese Grausamkeiten mit allen natürlichen Farben darin abzuschildern, auch solchen sonderlich denen auswärtigen Zeitungen inseriren zu lassen, damit doch die Procédés solcher Leute der Welt bekannt werden, die sich nicht entblöden, wie in beiliegendem Imprimé zu Warschau geschehen, Sachen mit so falschen und ridiculen Exclamationen zu beschreiben, wo doch weiter nichts geschehen, als was sonst die Oesterreicher selbst in Sachsen und sonderlich in der Lausnitz gethan, dass man nämlich zur Subsistance der Truppen Getreide, Mehl, Fourage und Vieh, auch Pferde zum Transport liefern, nicht aber un désert du pays ennemi nach dem Ausdruck der Belle-Isleschen Briefe498-2 machen lassen. Die grossesten Furies und Grausamkeiten dieser Leute heissen bei ihnen raison de guerre und peccadilles; was andere zur höchsten Nothdurft nehmen, wird als Verwüstungen, Landesverderb p. qualificiret . . .

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.

[Relation.]

Du quartier général de Grüne Wiese, 16 juillet 1760.

La nuit du 8 au 9, le Roi quitta le camp de Bautzen, dans l'intention d'attaquer le général Lacy qui se tenait dans les environs de Roth-Nauslitz. Sur la nouvelle de notre marche, il leva son camp avec la plus grande hâte et ne fit qu'une traite jusqu'à Dresde. La précipitation de sa marche ne nous permit pas de le joindre, et on ne lui prit qu'un officier et quelques hussards. Le Roi prit le camp de Harthau. Le 10, le Roi marcha à Weissig et se saisit de l'important défilé du Cerfblanc. Le général Zîeten, avec un corps, prit le camp de Marsdorf. Le général Lacy passa le même jour l'Elbe. Le 12, l'armée marcha à Reichenberg, où l'on rasa le camp retranché des ennemis, lequel, par l'épaisseur de ses ouvrages et le nombre de ses palissades, ressemblait plutôt à une forteresse qu'à un camp. Le 13, nous pas sâmes l'Elbe. A notre approche l'armée de l'Empire abandonna le camp inattaquable de Plauen, le général Lacy la suivit, et tous deux se retirèrent du côté de Pirna. L'ennemi tenait encore le Grand-Jardin, on l'en chassa et lui prit un officier et 40 hommes. Dresde fut investi, le duc de Holstein, avec un corps, resta de l'autre côté de la rivière pour resserrer la ville. Le 14, nous attaquâmes les faubourgs et nous en rendîmes maîtres après quelque résistance. On fit quelques prisonniers et il arriva nombre de déserteurs. Le Roi, d'un côté, et le duc de Holstein, de l'autre, battent la ville, le commandant a mis le feu à la partie des faubourgs que nous n'avions pas encore occupée, et justifie par là bien clairement la conduite que le général Schmettau se vit obligé de tenir en 1758, contre laquelle cependant nos ennemis ont tant crié.

Nach der Ausfertigung.


497-1 Siehe unten. Gedruckt in den „Berlinischen Nachrichten“ vom 24. Juli, Nr. 89.

497-2 Vergl. Bd. XVII, 472. Bd. XVIII, 764.

498-1 Liegt nicht bei.

498-2 Vergl. Bd. XVIII, 517. 668.