12268. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.

Hauptquartier Gruna, 19. Juli 1760.

. . . Wegen des Mannes vom Baron Bielfeld505-3 habe erfahren, dass man ihm bewussten Ortes insinuiret, wie er am besten thun werde, gleich wieder zurückzugehen, um alle besorgliche Inconveniences zu verhindern. Er soll auch schon wirklich auf seiner Retour begriffen sein. Bielfeld wird vermuthlich davon nähere und mit der Zeit umständlichere Nachricht davon geben, auch alsdenn auf die Retradition gewisser Papiere Attention haben.

Nach einem Bericht des Etatsminister von Schlabrendorff505-4 haben einige von dem Jahrmarkt in Polen zu Brod, wo ein sehr starker Pferdehandel ist, fest versichert, polnische Juden, so an denen türkischen Grenzen wohnen, gesprochen zu haben, so sammt und sonders einmüthig versichert, dass sie mit ihren Augen gesehen, wie an 200000 Tartarn nach denen russischen Grenzen marschiret, die nur auf die letzte Ordre von der Pforte gewartet, um alsdenn sogleich in Russland einzufallen und alles in Russland zu verwüsten. Sie hätten bereits vor acht Wochen auf Ordre der Pforte alle ihre Pferde beschlagen lassen müssen, so ein gewisses Zeichen von einer<506> Expedition sei; denn in Friedenszeiten die Pferde derer Tartern niemals beschlagen würden. So hätten auch viele von denen Tartern ihre zu Hause überflüssig gehabte Pferde auf dem Markt zu Brod verkaufet. An 100 russische Officiers, jedoch ohne Truppen, mit ihren Bagagewagens, [seien] alle nach Russland zurückgegangen, um dorten zu werben und ein Corps zu formiren, sich denen Tartern zu opponiren. Wann diesen Aussagen Glauben beizumessen, so würde doch ein Friedensbruch zwischen der Pforte und dem kaiserlichen Hof ohnvermeidlich sein . . .

Jemand, der den österreichschen General Hadik kennen will, hat versichern wollen, als habe er von seinem Hofe die Ordre bekommen, sich mit denen Preussen in kein starkes Engagement einzulassen, indem man einen grausamen Feind zu besorgen habe, der wohl nächstens brechen dörfte. Relata refero.

Indess ist der Feldmarschall Daun heute Vormittag mit seiner Armee in fünf starken Märschen von der schlesischen Grenze anher zurückgekommen und hat sich ohngefähr eine gute Meile von hier auf denen Höhen bei einem Dorfe Schönfeld campiret. Man will versichern, und Ueberläufer confirmiren es, dass er über die Elbe diesseits gehen wolle. Die Belagerung wird indess continuiret, und obschon des Königs Majestät verboten haben, dass die Wurfbatterien mit Bomben nicht in die Stadt werfen sollen, so sagt man mir doch so eben, dass in der Stadt in der Gegend der Kreuzkirche ein starkes Feuer aufgegangen sein solle, so sehr geschwinde zunähme. Ich habe nicht das Herz, darnach zu sehen, die unglückliche Retour von Daunen kann dazu contribuiret haben; der Höchste wolle sich aller armen unschuldigen Leute erbarmen! . . .

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



505-3 Pechlin. Vergl. S. 496.

505-4 D. d. Breslau 8. Juli. Vergl. Nr. 12264.