12307. AN DEN MAJOR VON LICHNOWSKY, VICECOMMANDANTEN VON GLOGAU.
Bunzlau, 8. August 1760.
Die verwichene Nacht habe Ich zwei von Euren Schreiben vom 5. dieses richtig allhier erhalten. Ich bin gestern hier mit der Armee<540> angekommen, ohne dass auf denen sehr difficilen Märschen und [während] des Ueberganges derer fünf Flüsse, so Ich zu passiren gehabt, der Feind sich opponiret, [noch uns auf denen Märschen, die Ich mit einem grossen Train von Fuhrwerk thun müssen, chicaniret hätte, da doch der Daun mit seiner Armee schon vor Mir bei Bautzen gestanden, Ich den General Ried in der Gegend zur Seiten und den Lacy im Rücken, den Beck aber vorne bei Bunzlau gehabt; so dass auf allen diesen critiquen Märschen nicht ein Flintenschuss geschehen.
Ich werde Mich nunmehr nach der Seite gegen Schweidnitz zu ziehen und sehen, was wegen des Feindes weiter zu thun sein wird. Ich hoffe, dass mit göttlichem Beistand alles hier in Schlesien bald besser und der Feind genöthiget werden soll, solches von allen Seiten gänzlich zu verlassen. Behaltet nur recht guten Muth und seid vigilant und munter auf Eurem Posten. Ich gedenke, dass mit Gottes Hülfe und durch die gute Conduite, so Mein Bruder der Prinz Heinrich seines Ortes ohnvergleichlich gehalten, Meine Sachen bald ein besseres Ansehen gewinnen und Schlesien aus seinen bisherigen übelen Umständen gerettet werden soll.
Wo es möglich, so gebet dem Minister von Schlabrendorff von allen diesen Nachricht, dem Ich wegen vielleicht noch unsicheren Wegen noch nicht Selbst schreiben kann.
Friderich.
Nach dem Concept.