790. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS.

Von dem Cabinetssecretär.

Chrudim, 18. April 1742.

... „Den mit dem Courier von M. de Valory geschehenen Vorfall haben des Königs Majestät mit Chagrin vernommen, doch, da solcher nicht mehr zu ändern gewesen, Sich, wenn ich so sagen darf, à la hollandaise einigermassen darüber consoliret, dass dieses Accident bei den jetzigen Umständen vielleicht den Effect thun könne, dass der <117>wienersche Hof daraus ersehen wrde, wieviel dem französischen an Sr. Königl. Majestät Freundschaft zur Zeit noch gelegen,117-1 und dass, woferne sonsten der wienersche Hof ein Accommodement wünschet, derselbe leicht urtheilen konnte, wie er keinen kleinen Mund machen noch trainiren müsse, woferne er nicht gewärtigen wolle, dass durch die bald vermuthende Ankunft des Maréchal de Belle-Isle alles bouleversiret werden solle. Welches alles die Zeit lehren wird. Ich bin inzwischen von Sr. Königl. Majestät befehliget worden, Ew. Excellenz zu melden, wie dass, wann Dieselbe den Mylord Hyndford von guten Sentiments und auf erwünschten Wegen finden würden, Dieselbe solchem de bonne manière zu verstehen geben möchten, dass, nachdem die französische Truppen das Westphälische evacuiret hätten, Se. Königl. Majestät dadurch freiere Arme bekommen, in dergleichen Negociation zu entriren, da sonsten Sie durch das Séjour der französischen Armee in Westphalen sehr bridiret gewesen. Das einzige, was Se. Königl. Majestät verlangeten, wäre dieses, dass der Hof zu Wien nicht trainiren möchte, allermassen Sie annoch vor Ankunft des Maréchal de Belle-Isle, welcher ohngefähr mit Ende dieses Monates oder mit Anfang des nächstkommenden ankommen würde, wissen müssten, was Sie Sich zu der Negociation zu versehen hätten, und das, was geschehen sollte, zwischen hier und dem künftigen Mai geschehen und die Préliminaires um solche Zeit gezeichnet sein müssten. Aut tunc, aut nunquam. Wann Mylord Hyndford von guten Sentiments ist, so vermuthen Se. Königl. Majestät, dass er nichts unterlassen wird, um dem Hof zu Wien alle bündige Vorstellung deshalb zu thun, und dass der wienersche Hof durch ein gutes Accommodement einen Feind gewönne, der ihm doch sonsten allemal der beschwerlichste und dangereuseste sein würde, und der, wann auch die Oesterreicher hier oder da einige Avantages an der Donau erhielten, dennoch ihre ganze Macht alleine balanciren könnte; der Avantagen, welche die See-Puissances durch ein Accommodement haben, und des Reliefs, welches solches dem König von Engelland bei dem Parlament und der Nation machen wüde, jetzo nicht zu gedenken.

Kurz, des Königs Majestät seind in der grössesten Attente, bald zu wissen, woran Sie seind; und wie Ew. Excellenz die Vivacité unsers allergnädigsten Herrn kennen, und dass, wann eine Sache languissant tractiret oder trainiret wird, Sie mit gleicher Vivacité einen andern Plan nehmen können, sonderlich wenn ein insinuanter Belle-Isle mit seinen Cajolerien und Promessen dazu kommt, so wünschete Ich selbst vor mein geringes Particulier, dass die vorseiende Sache bald reguliret würde“ .....

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.

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117-1 Vergl. Arneth, II, 65.