<401> Oesterreichern da noch zurücklasset, zu conjungiren und wider Mich zu agiren.

Urtheilet selber als ein Officier,1 ob es Mir fast möglich sei, auf diese Art überall mit Success Face zu machen. Wird es der Gloire der Pforte und deren Treu und Glauben gemäss sein, wenn sie einen wahren Freund von ihr, den sie jetzo durch einen solennen Tractat in ihre Freundschaft zu nehmen declariret, in jetziger Crise mit Indifférence unterdrücken liesse, da sie denselben durch ihre bereit habende Macht und durch reelle Diversiones gegen Ungern und gegen die Russen ohne alles Risico, vielmehr mit ihrer grossen Avantage retten und sich dadurch eines beständigen und soliden Freundes und Gegenbeistandes versichern kann? Welches alles aber keinen Aufschub leidet. Ich überlasse Euch, zu judiciren, ob Ihr der Pforte nicht unter andern convenablement mit insinuiren und nicht die Reflexion bei ihr gelten machen könnet, dass, nachdem sie einmal den Schritt wegen Euch verstatteter publiquen Audienz und mit dem Grossvezier unterzeichneten Freundschaftstractat gethan, ihr Interesse erfordere, auch nunmehro den zweiten durch reelle Diversion zu Meinem Faveur zu thun und [da]durch ihre eigene Sicherheit und Avantage zu befördern, weil nichts gewissers sei, als dass die Oesterreicher und Russen der Pforte gedachten ersten Schritt nicht vergeben, sondern, wenn sie zuvor ihre Absicht erreichet, Mich unter ihre Füsse zu bringen, hernach mit vereinigten Kräften es ressentiren und auf die Pforte fallen würden.

Wenn Ihr meinet, dass der jetzige Tractat, weil die Pforte solchen keinem derer dortigen feindlichen Minister communiciren lassen, sehr imponiren und Ombrage aus Beisorge secreter Articul geben werde, so betrüget Ihr Euch, indem Benoît Mir unter dem 15. dieses schreibet, dass man schon Briefe aus Konstantinopel von Eurer Audienz und einem von Euch mit dem Grossvezier den 2. April gezeichneten Tractat habe,2 weil man aber schon wisse, dass es nur ein simpler Freundschaftstractat sei, sich darüber ganz ruhig bezeigete.

Das beste, so Ich in Euren jetzigen Berichten finde, ist der Vorschlag, welchen Euch der Kesseder-Aga3 wegen des Chan der Tartaren gethan;4 versäumet also nicht einen Augenblick, durch die Euch bekannte Personen, Mittel und Wege darauf zu arbeiten, dass dieses fordersamst effectuiret werde. Das Geld, so erfordert wird, um den Chan zu disponiren, müsset Ihr nur sogleich aus denen Posten nehmen, worauf Ich Euch vorhin schon zu Soutenirung Eurer Negociation Credit machen lassen — eine andere neue Remise deshalb würde zu weitläuftig sein und zu spät kommen —, da Ich Eure Fonds nöthigen Falls immer wieder refraichiren kann. Ich schreibe sogleich an den Benoît, dass derselbe deshalb mit dem von Euch genannten polnischen Starosten



1 Rexin war früher Lieutenant und Flügeladjutant gewesen, vergl. Bd. XI, 7.

2 Vergl. Nr. 12895.

3 D. i. Chasinedar-Aga.

4 Vergl. Nr. 12895.