12408. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Dittmannsdorf, 4. October [1760].

...Es kann vermuthlich Euch nicht mehr unbekannt sein, und werdet Ihr dort bereits erfahren haben, wie der Generallieutenant von Hülsen wegen der grossen Supériorité des dortigen Feindes, nachdem das württembergsche Corps sich mit dasigen Reichs- und österreichschen Truppen bei Schildau conjungiret und ihn auf beiden Seiten der Elbe ganz und gar einsçhliessen wollen, die Partie genommen, sich von Torgau weiter herauf gegen Jessen ohnweit Wittenberg zu ziehen,7-3 worüber denn Torgau im Besitz des Feindes kommen müssen.7-4 Allenfalls habe Ich Euch solches zu Eurer Direction hiermit bekannt machen wollen.

Ich sehe aus allen Umständen, dass die Sachen sehr ernsthaft werden; daher denn Meine Intention ist, dass, im Fall Ihr nicht nach der Seite von Krossen oder sonst da gegangen seid, Ihr mit Eurem Corps und allen dortigen 40 Pontons, welche letztere eins von den<8> notwendigsten Sachen mit seind und von Euch ja nicht vergessen werden müssen, desgleichen so viel Bauerwagens, mit Mehl und mit Biscuit beladen, als nur immer möglich sein werden, damit wir mit dem, so auf die Proviantwagens geladen wird, auf ohngefähr vier Wochen Mehl mit haben, den Weg nach Liegnitz nehmen sollet; denn Ich vielleicht mit Meiner hiesigen ganzen Armee auch dahin marschiren werde, um erst alles nöthige in Ordnung zu bringen und dann mit der ganzen Armee wieder zurückzumarschiren. Biscuit und Mehl seind zwei Sachen, so ohnumgänglich geschaffet werden müssen, sonsten wir nicht fort können.

Das eine Bataillon von Braun sollet Ihr in Glogau, auch sonst alles, was zur Defension der Festung nöthig ist, da lassen.

Friderich.

Nach dem Concept.



7-3 Vergl. S. 2. Anm. 1.

7-4 Torgau capitulirte am 27. September.