12487. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON LATTORFF, COMMANDANTEN VON COSEL.
Meissen, 11. November 1760.
Ich habe niemalen von Euch ein Schreiben mit mehrerm Vergnügen gelesen als dasjenige, so Ihr unter dem 3. dieses Monats an Mich abgelassen habet; aus welchem Ich dann mit der vollenkommensten Zufriedenheit ersehen habe, mit was vor rechtschaffener Bravoure Ihr Euch gegen einen hochmüthigen Feind defendiret und dessen alle Entreprisen auf dortige Festung vernichtet, auch solchen gezwungen habet, ganz ohnverrichteter Sache wieder zurückzugehen, ehe noch einmal der sonst dahin unter dem Generallieutenant von Goltz destinirte Succurs anlangen können Ich kann dahero nicht umhin, Euch aller Meiner gnädigen Erkenntlichkeit deshalb zu versichern und dass „Ich davon allemal ein dankbares Andenken behalten werde; wie Ihr denn auch die dortige Officiers sowohl als die sämmtliche Garnison in Meinem Namen vor die von ihnen in dieser Gelegenheit erwiesene rechtschaffene Bravoure und pflichtmässige Treue danken und sie versichern sollet, dass Ich ihnen in allen Gelegenheiten davon reelle Marquen geben würde.
In dem von Euch sonst eingesandten Plan habe Ich remarquiret, dass Ihr in der Ordre de bataille vom Laudonschen Corps verschiedene östreichsche Regimenter zu 3 Bataillons angesetzet habet, von welchen Ich aber weiss, dass es nur 1 Bataillon gewesen; welcher kleine Verstoss jedennoch gar nichts auf sich hat.
Wenn sonsten der General Goltz mit seinem Corps noch nicht in<73> Oberschlesien angekommen ist, so vermuthe Ich, dass es geschehen, weil er sich zuvorderst erst von des Feindes Positionen und deren Stärke informiren wollen, da sonsten Meine positive Ordre an ihn ist,73-1 dass er ganz Oberschlesien vom Laudonschen Corps liberiren soll, worüber Ihr [mit] ihm auch weiter correspondiren und Euch nöthigenfalls Eurer Chiffres dazu bedienen könnet.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
73-1 Vergl. unten, Anm. 4.