12642. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ FRIEDRICH EUGEN VON WÜRTTEMBERG.
Leipzig, 23. Januar 1761.
Ich habe keinen Anstand nehmen wollen, Ew. Liebden vermittelst der Anlage196-2 zu communiciren, was mit Particulärbriefe von dem, so jetzo in Hinterpommern wegen die neue Bewegungen, so die Russen dorthin machen, anhero gekommen ist. Ob nun schon Ich noch Mühe habe zu glauben, dass die Russen das Dessein haben sollen, etwas auf Colberg zu versuchen, und fast nur glaube, wie es mit der jetzigen Bewegung darauf angesehen sei, unsere Rekrutirung vor die Regimenter, so ihre Cantons in denen Hinterkreisern haben, zu verhindern und zugleich denen Mecklenburgern durch solche Ostentation etwas Luft zu machen,196-3 so wird es doch nothwendig sein, dass Ew. Liebden mit dem fordersamsten den Generalmajor von Werner wiederum nach Hinterpommern beordern, welcher dann auch von des Herzogs von Bevern Liebden aus Stettin einige Bataillons mit an sich ziehen kann, um die Russen in Respect zu halten und wiederum zur Retraite zu obligiren.196-4
<197>Ich zweifle fast nicht, dass Ew. Liebden schon daran gedacht und solche Partie mit dem Generalmajor von Werner, um ihn dahin zu schicken, genommen haben sollten. Ich finde doch aber nöthig, solches allenfalls nochmal zu erinnern, zumalen da der Article von der Rekrutirung aus Hinterpommern Mir ganz beträchtlich ist und sonsten alle Meine genommene Arrangements wegen Completirung derer Regimenter von der Armee derangiret werden und alles unterbleibet.197-1
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Königl. Haus- und Staatsarchiv zu Stuttgart.
196-2 Nachrichten aus Hinterpommern über das Vordringen Tottlebens bis Cöslin und Belgrad.
196-3 Vergl. S. 194.
196-4 Am 25. Januar spricht der König dem Prinzen seine Zufriedenheit darüber aus, dass er, „sonder Mein letzteres Schreiben (obige Ordre) zu erwarten, . . diejenige gute Partie genommen“ habe, welche „bei dieser Sache zu thun gewesen“ sei. Von den schwedischen Truppen werde der Prinz „bei ihren jetzigen Umständen . . nichts zu besorgen haben“ , da sie zufrieden seien, wenn sie „nur an ihren Orten ruhig bleiben können“ . [Stuttgart. Haus- und Staatsarchiv.]
197-1 Dem Fürsten von Anhalt-Köthen schreibt der König, Leipzig 23. Januar, er könne im Zwange der Noth nicht von starken Lieferungen abgehen, „wenn solche auch sonsten gegen alle Meine Neigungen gehen“ .