12868. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.
Görlitz, 8. Mai 1761.
Ich bin heute Nachmittag der Abrede nach hier angekommen und erwarte den Mir von Euch als heute versprochenen Rapport nunmehro stündlich. Ich avertire Euch zugleich, dass Ich Brod hierherwärts entgegen zu haben gar nicht nöthig habe; daher, wann Ihr Mir Brod nach Naumburg am Queiss entgegengeschicket, Ihr solches nur sogleich nach Jauer zurückbringen lassen sollet. Morgen werde Ich hier Ruhetag machen.
Was Mich einigermaassen embarrassiret, ist, dass Mein Proviantfuhrwesen erst morgen Abend nach Lissa kommen wird. Dieser Umstand dürfte vielleicht eine kleine Veränderung in Meinem Marsch verursachen, die aber von keiner Wichtigkeit sein wird, und Ich erwarte von solchem375-1 nur die positive Nachricht, die Ich nicht eher als morgen früh, erfahren kann, um Meinen Marsch vollkommen darnach zu dirigiren. Ich schreibe Euch daher hierdurch, was Ich thun und wo Ich jeden Tag denen Umständen nach sein werde. Woferne Mein Proviantfuhrwesen morgen noch bei guter Zeit kommet, so wird Mein Proviantfuhrwesen übermorgen über Naumburg am Queiss, Walditz, Gottesberg, Jauer, Striegau nach Schweidnitz abgehen. Ich werde den 10. von hier aufbrechen und marschiren bis Thiemendorf,375-2 den 11. jenseits Löwenberg, den 12. bis Bornsen oder bis Jägerndorf,375-3 den 13. bei Liegnitz. Sollte es aber sein, dass Mein Proviantfuhrwesen nicht so geschwinde fortkommen könnte, so werde Ich hier eine Arrièregarde zurücklassen, um es zu decken, und deshalb doch Meinen Marsch fortsetzen. Bis den 15. inclusive bin Ich mit Brod und bis den 14. mit Fourage versehen; also werdet Ihr wohl davor sorgen und Mich alsdann mit denen weiter nöthigen Rationen und Portionen, davon Ihr allenfalls die Specification zu Eurer Nachricht hierbei empfanget, weiter versehen und [die] Veranstaltung machen, dass Ich solches bekommen kann. Weil Ich auch glaube, dass das Fuhrwesen in Schlesien etwas knapp sein wird, so schreibe Ich Euch zugleich hierdurch, dass Ich deshalb so viele Wagens aus Sachsen mitbringe, als wir nur zusammenschleppen können, um uns nur nachzuschleppen, was nöthig sein wird. Sobald solche bei Schweidnitz ankommen werden, so wird man solche zu solchen Fuhren gebrauchen können, was zur Nothdurft vor die Armee erfordert wird. Ich werde an Euch entgegenschicken, wann Ich kommen werde, um Mich alsdann von allem mit Euch zu besprechen, was ohngefähr in die Operations einschlagen möchte, so wir vorzunehmen haben.
Daun stehet noch bei Plauen und cantonniret noch. Hier folget<376> uns nichts nach, und wird das Land so ledig gemachet, dass Ich Euch versichern kann, wie es ohnmöglich ist, dass eine Armee vor dem 1. Junius durchmarschiren kann, und diese Zeit, meine Ich, wollen wir anwenden, um den Laudon wiederum in die böhmischen Gebirge zu enclaviren.
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
375-1 Nämlich: von dem Proviantfuhrwesen.
375-2 Oestl. von Lauban.
375-3 Pombsen westl., Jägendorf westsüdwestl. von Jauer.