12903. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.

Kunzendorf, 23. Mai 1761.

D er König übersendet einen Bericht Reimers vom 16. Mai, wonach die russische Armee in 10 Tagen aufbrechen, Rumänzow Colberg belagern und die Hauptarmee gegen die Warthe vorgehen sollte, um Werner abzuschneiden.

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Ohnerachtet alles das, so kann Ich Mich nicht persuadiren, dass dorten vor Ende Junii der Feind was rechts zu entrepreniren anfangen werde; jedoch sage Ich auch dabei, dass man darunter nicht trauen, sondern alle Précaution nehmen müsse.

Der König theilt noch einmal mit, dass der Tractat mit den Türken geschlossen sei.

Friderich.

P. S.

Da Ich auch, nachdem Ich Mein Schreiben schon gezeichnet und abgeschicket hatte, ein- und andere Rapports aus Pommern noch erhalten habe, so schicke Ich Euch solche gleichfalls hierbei, bin aber noch immer bis dato der Meinung, dass die Russen gegen Colberg nichts eher entrepreniren werden noch können, bis dass dero Flotte in See sein und sich dahin genähert haben wird. Wenn das dahin destinirte russische Corps auch nicht stärker als 14 à 15000 Mann ist, so wird sich der Prinz von Württemberg mit dem, was er hat und zu ihm kommet, in seinem retranchirten Lager ganz wohl souteniren und die Belagerung von Colberg abhalten können.411-1

Friderich.

Nach der Ausfertigung.



411-1 Am 22. Mai übersendet der König dem General Goltz einen Bericht Werners, d. d. Cöslin 18. Mai, mit der Meldung, die Russen würden ihre Operationen „mit der Belagerung von Colberg“ anfangen. Eigenhändig fügt er hinzu: „Soeben erhalte Seinen Brief und approbire sehr den Marsch von Thadden, nur müssens 4 Bataillons seind“ . Vergl. S. 412.