12910. AN DEN GENERALLIEUTENANT FREIHERRN VON DER GOLTZ.
Kunzendorf, 25. Mai 1761.
Ich habe Euren Rapport vom 24. dieses erhalten und bin gleichfalls Eures Sentiments, dass, wenn die Bataillons unter dem Generalmajor von Thadden zu dem Württembergischen Corps gestossen sein werden,417-2 letzteres alsdenn im Stande sein wird, die Absichten derer<418> Russen auf Colberg zu vereitelen und solche von der Belagerung abzuhalten.
Mein grosses Augenmerk ist jetzo auf das, was in Sachsen passiren wird, und um zu sehen, was dorten die Sachen vor einen Pli nehmen werden, auch, ob Daun, wenn Guasco zu ihm gestossen sein wird, alsdenn Dresden verlassen und hieher nach Schlesien kommen oder wie er sich sonsten drehen wird; welches jetzo Meine grosse Affaire ist, weil Mich dieses von denen Absichten des Feindes und ihren Desseins sehr eclairciren wird.
Wegen Meiner Alliance mit denen Türken, da könnet Ihr diese Zeitung in ganz Polen und so weit hinein, als wie Ihr wollet, ausbreiten. Ohnerachtet Ich nicht glaube, dass der Secours von der Seite so geschwinde, als wie Ihr es vermeinet, kommen wird,418-1 so ist es doch immer gut, viel Lärmen davon zu machen; denn Ich versichert bin, dass solches unsere Feinde in vielen Stücken intimidiren werde.
Wegen der Operationen derer Russen bin Ich fast bei Mir Selber persuadiret, dass der wirkliche Anfang davon nicht eher als allererst im Monat Julius geschehen werde.
Friderich.
Nach der Ausfertigung.
417-2 Vergl. S. 412.
418-1 Goltz hatte, „Zarkau bei Glogau“ 24. Mai, geschrieben: „Wenn nur Ew. Königl. Majestät sechs Wochen, bis höchstens zwei Monate Zeit gewinnen könnten, ehe Dero Feinde was ernsthaftes unternehmen, so stehet alsdann zu vermuthen, dass sowohl die Russen als Oesterreicher die Hälfte ihrer Armeen gegen den Türken marschiren lassen müssen.“