13010. AN DEN GENERALLIEUTENANT VON TRESKOW, COMMANDANTEN VON NEISSE.
Kunzendorf, 1. Juli 1761.
Ich zweifle nicht, Ihr werdet auch Mein letzteres Schreiben,500-3 in welchem Ich Euch von denen Umständen wegen des jetzigen Marsches von dem General Zieten gegen die Russen benachrichtiget, erhalten haben. Durch gegenwärtiges habe Euch, wiewohl unter dem Siegel des grössesten Geheimnisses, dass Ihr davon mit niemanden anders als dem General Le Grant +communiciret, bekannt machen wollen, wie Ich glaube, dass Laudon in wenig Tagen zwischen Silberberg und Wartha campiren werde. Ich werde Mich gar in nichts präcipitiren, weil Ich solches noch nicht nöthig habe und Meine Mouvements [so combiniren]500-4 muss, dass Ich auf der [einen] Seite ein Auge auf den General O'Donnel, auf der andern Seite aber Meine Attention auf den General Laudon habe. Inzwischen, wann Laudon gegen Neisse marschiren sollte, so werde Ich von der Seite von Ottmachau kommen; jedoch gestehe Ich<501> gar gerne, wie Ich noch nicht glaube, dass Laudon so geschwinde gehen werde. Gehet etwas avantageuses für uns mit denen Russen vor, so ist fast zu glauben, dass der Feind wieder ein neues Projet de campagne machen werde. Ich recommandire Euch also, dass Ihr nur Eure Garnison jetzt in der schärfsten Mannszucht haltet, damit Ihr völlig Meister von solcher seid und dass Ihr solche gebrauchen könnet, wie es sich gehöret und gebühret, wann der Feind sich dort näheren wird; worunter Euch gedachter General Grant gewiss rechtschaffen assistiren wird.
Nach jetziger Situation derer Umstände werde Ich nicht aus hiesiger Provinz gehen, sondern sehen, wie Ich Mich rechts oder links zu drehen habe, um Meine Coups auf den Feind anzubringen; Ich muss zuvorderst warten, wie es mit dem General Zieten gehen wird.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Kriegsarchiv des Königl. Grossen Generalstabs zu Berlin.
500-3 Liegt nicht vor.
500-4 So nach dem Concept. In der Vorlage: „sopiren“ .