13063. AN DEN ETATSMINISTER GRAF FINCKENSTEIN IN MAGDEBURG.
Pilzen, 18. Juli 1761.
Ob ich gleich alle Ursach habe, die en Chiffre hiebeigehende Pièce544-2 äusserst zu secretiren, und ich keinen Befehl, aber auch kein Verbot habe, solche Ew. Excellenz zu communiciren, noch davon Part zu geben, so habe ich dennoch vor meinen pflichtmässigen Devoir gehalten, Ew. Excellenz von solcher, wiewohl vertrauliche, Confidence zu machen, einestheils damit Dieselbe bloss vor Sich allein Dero Mesures auf gewisse Fälle darnach dirigiren können, anderentheils damit doch eine Copei davon bei den königlichen secreten Papieren bleibe, woferne ich hier in der Campagne in eine so facheuse Situation kommen sollte, dass ich das Original davon aus Präcaution wegen des Feindes nebst anderen bei mir habenden Papieren von einiger Conséquence entweder selbst verbrennen oder verbrennen lassen müsste; ich wünsche nur, dass solche Copie auch dort in aller Sicherheit bleiben und conserviret werden möge, im übrigen dass Ew. Excellenz geruhen, das höchste Secret davon zu halten und mir insonderheit äusserst dessentwegen zu menagiren, auch selbst wegen des Déchiffreurs dort gewisse Mesures zu nehmen, damit nie davon etwas eclatiren, auch derselbe durch eine schlechte Contenance gegen andere etwas wider Willen davon trahiren möge, wann er durch den Wahn [verleitet wird], dass alle Uebel geschehen müssten, was ein Feind projetiret hat. Noch zur Zeit hat der König von dieser Pièce keinem Menschen Communication thun lassen, als nur allein dem Prinz Heinrich, dem derselbe aber auch das grösste Secret deshalb aufgebunden. Ich glaube aber doch, dass es gut seie, wann Ew. Excellenz dem regierenden Herzoge von Braunschweig ohnmaassgeblich im höchsten Vertrauen einiges Avertissement von dem einigen Articul des Desseins einer projetirten Surprise von der Stadt Braunschweig gäbe, um dort alle Präcautiones dessenfalls de longue main und beständig zu nehmen, auch vigilant und attent zu sein, ohne dem Herzog weiter etwas zu schreiben, noch woher es komme oder wohin es gehe. Ich wünschete, dass es Sr. Königl. Majestät eingekommen wäre, auch dem Prinz Ferdinand von Braunschweig nur bloss von dem zu communiciren, was ihm daraus angehet; es wäre allemal ein avis au lecteur vor ihm. Vielleicht hat solches der Prinz Heinrich suppliret.
<545>Ew. Excellenz werden übrigens daraus ersehen, wie sehr zu wünschen, dass der Friede zwischen Engelland und Frankreich in seinen Préliminaires mit Inclusion des Königs bald zu Stande käme; alsdenn ein grosser Articul aus dem „Weg fallen würde. Der König wird im übrigen alle seine Mesures nehmen, um gedachten Plan, so viel seine Facultät leiden [will], überall zu derangiren; ohne eine glückliche Bataille aber allhier wird es nicht geschehen können. Gott segne ihm und gedachten Prinz Ferdinand. In Sachsen werden die ersten Coups nicht geschehen.
Die Russen sind den 16. bis Medzibor545-1 fort und derer Avantgarde in der Gegend von Wartenberg gekommen. Es scheinet dieser Weg ihrer Märsche nach Oberschlesien zu dirigiren; es ist aber darauf noch nicht zu trauen: gewissen Nachrichten zufolge, so sind die Russen mit Laudon noch gar nicht d'accord, sich wieder in Oberschlesien oder sonst wo conjungiren zu wollen, sondern sollen vielmehr äussern, dass Laudon zu ihnen kommen könnte. In Zeit von sechs oder acht Tagen wird sich dieses eclairciren müssen. Noch bis heute hält Laudon stille . . .
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
544-2 Der von Plotho eingesandte feindliche Operationsplan, vergl. Nr. 13060 und Nr. 13061.
545-1 Medzibor oder Mittelwalde, nordwestnördl. von Wartenberg.