1357. AN DEN GENERALFELDMAR. SCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IN DESSAU.
Potsdam, 10. März 1744.
Durchlauchtigster Fürst, freundlich lieber Vetter. Ich habe den wohlgemeinten Antrag und freundvetterliches Erbieten Ew. Liebden wegen Abtretung Dero und des Fürstlichen Hauses Anhalt habenden Rechten und Prätensionen auf das Herzogthum Lauenburg gegen das vorgeschlagene Aequivalent von Lehrau und Wiesigk, wohl vernommen und gehörig in Erwägung gezogen. Ob Ich nun gleich Ew. Liebden geneigte Intention hierbei mit besonderm Dank erkenne, auch aus wahrer für Dero Person und Haus hegender Affection nach dem Exempel Meiner höchstseligen Vorfahren jeder Zeit bereitwillig sein werde, Deroselben Absichten und Gerechtsame überall bei dem Kaiser und das Reich, auch Reichsgerichten, bestens durch Meine gute Officia, so viel nur immer möglich, zu secondiren, damit Ew. Liebden und Dero Haus endlich zur billigen Satisfaction auf convenable Weise gelangen mögen : so finde Ich dennoch bei der gethanen Offerte von Cedirung Dero Prätensiones so viele höchst erhebliche Bedenklichkeiten, dass Ich solche anzunehmen nicht wohl rathsam noch thunlich erachten muss ; allermassen Ew. Liebden solches leichtlich von Selbsten aus Erwägung der itzigen delicaten Conjoncturen und was vor Ombrage Mir die Acquisition dieser Gerechtsame überall nothwendig zuziehen würde, einsehen werden. Wie <57>denn dieses die Sache noch bedenklicher machet, weil Mir bewusst, dass Mein in Gott ruhender Grossvater und Vater dem Hause Hannover den Besitz von Lauenburg garantiret haben, welche Verbindlichkeit nicht aufgehoben worden. Bei diesen Umständen kann Ich nicht anders thun, als dass Ew. Liebden wohlmeinend anrathe, den gelindesten Weg Rechtens und der Negociation wie bishero fortzusetzen, wobei Ich Deroselben versicherter Massen alle erforderte Assistance so viel moglich zu leisten nicht ermangeln will, auch nicht zweifle, dass dadurch der König in Engelland bequemet werden könne, Ew. Liebden und Dero Haus wegen Dero Prätension durch ein Aequivalent an Gelde zu satisfaciren und dadurch die Sache gütlich abzumachen. Ich werde wenigstens bei allen Vorfällen mit Plaisir zeigen, wie Ich mit treuer Amitié bin und verbleibe Ew. Liebden freundwilliger Vetter
Es thut mir leid, dass ich aus oben angeführten Ursachen Ihre Durchlaucht in diesem Stück keine Willfährigkeit bezeigen kann, allein ich bin feste versichert, dass bei jetzigen Conjoncturen Ihre Durchlaucht zu einer gewissen Satisfaction wegen der lauenburgischen Prätensions kommen können, und worin ich immer erbötig bin, Ihnen mächtig beizustehen, woferne Sie Sich der geringen Ouverturen, welche nach denen Zeitläuften ich Ihnen thun werde, Sich bedienen wollen, und bin ich der gewissen Meinung, der König von Engelland würde dermassen zu zwingen seind, dass er sich würde zugestehen mussen, mit einer ansehnlichen Geldessumme Ihre Durchlaucht zu befriedigen.
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Archiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.