1392. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Von dem Cabinetssecretär.

Potsdam, 12. April 1744.

Der König befiehlt, dem Grafen O. Podewils im Haag mitzutheilen, „dass woferne binnen Zeit von höchstens vier Wochen von den Generalstaaten kein Gesandter nach Berlin gehen würde, solches gedachtes Herrn Grafen von Podewils Rappell sein und er nur sogleich seine Anstalt machen sollte, um von dort zurück zu kommen. Des Königs Majestät haben Sich bei dieser Gelegenheit geäussert, dass solchenfalls Sie den Schwager von Marteville, den bekannten Ammon, mit einem Charakter als Resident nach dem Haag senden und dadurch Sich mit den Holländern ratione des Marteville parificiren wollten.“

An Mardefeld soll geschrieben werden, „dass Sr. Königl. Majestät nicht in den Sinn gekommen ware, jemalen so wenig in Lithauen als <93>in Polen Güter zu kaufen93-1 Sie dergleichen auch in Ewigkeit nicht thun und denjenigen, so Ihr nur einen Antrag deshalb thun wollte, als einen Insensé ansehen würden, daher nichts absoluter falsch wäre als was man der Kaiserin deshalb insinuiren wollen, und dass Se. Königl. Majestät dasjenige, so darunter geschehen, nicht anders als einen infamen Kunstgriff und grobe Calomnie dererjenigen ansähen, welchen daran gelegen wäre, der Kaiserin Soupçons gegen Se. Königl. Majestät beizubringen und dadurch die gute Harmonie und Freundschaft zwischen beiden zu alteriren.“

An den Grafen Beess in Dresden befiehlt der König zu schreiben „wie Höchstdieselbe von seinen letzten Relationen nicht allerdings zufrieden wären, denn er viele Sachen darin meldete, davon Se. Königl. Majestät nicht viel wissen möchten, hergegen nichts von Sachen schrieben, woran Höchstderoselben gelegen wäre; und also sollte er interessantere Berichte thun, ex. gr., was er meinte, was der König von Polen eigentlich in Polen vornehmen wollte, ob das Ministerium sich flattirte, eine Conföderation daselbst zu Wege zu bringen und ob der König darunter zu reussiren gedächte? Was man sich in Dresden vor Hoffnung mache von der vorgewesenen Augmentation von der polnischen Armee? Was man sonsten etwa wegen Polen vor Vues habe? Ob die Holländer zu Dresden um Truppen gegen Subsidien sich gemeldet hätten? Was dorten von Sr. Königl. Majestät gesaget würde? Wie der sächsische Hof die Vermehrung der Fortificationswerke zu Peitz und dass Se. Königl. Majestät daran arbeiten liesse, ansähe, und ob er deshalb Ombrage habe oder es indifferent ansähe? Was sie zu den jetzigen Umständen in Russland sagten? Was sie etwa in Dresden dagegen machinirten? und allerhand dergleichen interessante Sachen mehr, darauf er selbst denken sollte.“

Beess soll den König von Polen bis Fraustadt begleiten, falls sich derselbe aber auf längere Zeit nach Warschau begiebt, nach Berlin kommen und in diesem Falle durch seinen Secretär aus Dresden berichten lassen.

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



93-1 Es war nach Mardefeld's Bericht vom 23. März der Kaiserin von Russland gemeldet worden, dass der König die Herrschaft Dobrowna in Lithauen gekauft habe, auf welche die Kaiserin Ansprüche hatte.