1617. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Von dem Cabinetssecretär.

Konopischt, 21. October 1744.

Eichel bestätigt das „nach langem und recht sehnlichem Warten“ erfolgte Einlaufen der Berichte des Ministers vom 3. 6. 7. 10. und 13. October. „Unter dem heutigen Dato erfolgen alle bisher zurückgebliebenen Sachen, worunter ein Paquet befindlich ist, welches schon den 11. d. aus dem Lager bei Bechin abgehen sollen,309-2 so aber wegen der damaligen Unsicherheit nicht hat geschehen können.

Wegen einiger von Ew. Excellenz anhero gesandten Vorstellungen soll auf Sr. Königl. Majestät allergnädigsten Befehl melden:

1. Wie Höchstdieselbe von allen Veranstaltungen, so Ew. Excellenz in Abwesenheit Sr. Königl. Majestät wegen der Taufe des letztgebornen Prinzen309-3 gemachet haben, sehr zufrieden seind.

2. Approbiren des Königs Majestät dass Ew. Excellenz dem Andrié die von dem Herrn von Asseburg communicirte Pièce309-4 abschriftlich zugesandt haben. Höchstdieselbe seind sonst der Meinung, wie es bei den jetzigen Conjoncturen nicht schaden könnte, wenn man ein kleines Imprimé in Engelland sowohl als in Holland, ganz geheim, und sonder merken zu können, woher es käme, ausbrächte, worin der Autor soutenirte, dass die Seepuissances vor alle die Efforts, so sie jetzt vor die Königin von Ungarn thäten, keinen andern Effect sehen wurden, als dass endlich das österreichische Haus sich mit Frankreich setzen und sodann alle Protestanten in Teutschland ausrotten würde.

3. Vermeinen Se. Königl. Majestät wie es jetzo Zeit sei, auf Erhaltung des gebührenden schlesischen Tituls von dem Reiche zu dringen.

4. Was Ew. Excellenz am Ende der unter dem 6. d. eingesandten Vorstellung den Aillon betreffend anzeigen,309-5 wäre admirabel, und dass dahero der Herr von Mardefeld darnach instruiret werden sollte.

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5. Haben Se. Königl. Majestät zu melden befohlen, wie Sie von dem Einhalt Euer Excellenz Berichtes, betreffend das mit dem Herrn von Bülow gehabte Entretien,310-1 sehr zufrieden wären und den Schluss davon realisiret zu sehen wünschten.

6. Der Graf Kaiserstein310-2 hätte sich hier noch nicht eingefunden und dörfte auch der unsichern Wege halber und anderer bekannten Ursachen wegen wohl zurückgehen.

7. Was Ew. Excellenz bei Gelegenheit des Freiherrn von Beckers vorgeschlagen310-3 sei geschehen und desfalls an den Grafen von Schmettau geschrieben.310-4

... Par la position que l'armée du Roi a actuellement prise, et par la nécessité où elle sera de chercher les quartiers d'hiver, on ne pourra pas soutenir les postes de Tabor, Frauenberg et Budweis, et on sera obligé bon gré mal gré de les abandonner. Nous en sommes presque déjà coupés, et, si l'armée prend ses quartiers d'hiver de l'autre rive de la Sazawa — comme il n'y a point d'autre moyen — il faudra absolument quitter les trois postes susdits qui ne peuvent être soutenus sans qu'il y ait un corps d'armée.“

Eichel.

Auszug aus der Ausfertigung.



309-2 Vergl. oben Nr. 1607 S. 301.

309-3 Nachmals König Friedrich Wilhelm II.

309-4 Vergl. S. 288 Anm. 3.

309-5 Die Worte des Berichtes sind: „Aillon m'a protesté que sa cour lui avait enjoint expressément d'avoir une confiance sans réserve pour le ministre de Votre Majesté en Russie, d'aller en tout d'un parfait concert avec lui, et de suivre même ses lumières et sa direction. Il m'a assuré, de plus, qu'il portait avec lui la reconnaissance du titre impérial de Russie, et les armes qu'il fallait pour faire pencher la balance de notre côté.“

310-1 Podewils hatte am 10. October berichtet: „J'ai fait ce que j'ai pu pour faire peur à Bülow, il y a plus de quinze jours.“ Der Schluss des Berichts lautet : „Rien ne serait plus facile à Votre Majesté que de mettre les Saxons à la raison, mais Elle court risque de Se brouiller par là ouvertement avec la Russie. Le seul coup décisif, selon mes faibles lumières, serait que la France fît marcher 40,000 hommes avant la fin de l'hiver en Westphalie.“

310-2 Vom Kaiser zur Beglückwünschung des Königs anlässlich der Einnahme von Prag abgesandt, zugleich beauftragt „d'offrir toutes ses connaissances et ses lumières pour l'intérieur et le détail de la Bohême, mais pas autrement qu'à condition que Votre Majesté devrait trouver d'en avoir besoin.“ (Bericht Podewils', 6. Oct.)

310-3 Betrifft ein Promemoria des churpfälzischen Gesandten von Beckers, d. d. Berlin 16. September, wegen der österreichischerseits in Jülich und Berg beabsichtigten Repressalien.

310-4 Vergl. oben S. 298. 299.