1985. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL FÜRST VON ANHALT-DESSAU IM LAGER BEI DIESKAU.

Lager bei Semonitz, 10. September 1745.

Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter. Ich habe das Vergnügen gehabt, Ew. Liebden Schreiben vom 4. d. richtig zu erhalten und gerne daraus vernommen, wie die durch den p. Deutsch gemachte Veranstaltungen277-1 so wohl eingerichtet sind, dass Ew. Liebden davon zufrieden seind. Ich habe demnächst die Satisfaction, Ew. Liebden zu melden, dass, nachdem der Generallieutenant von Nassau mit dem Corps, so er in Oberschlesien commandiret, Cosel investiret und den r. d. die Trenchees davor geöffnet hat, er die Belagerung dergestalt poussiret, dass die feindliche Garnison den 5. d. Chamade schlagen und sich sämmtlich zu Kriegesgefangenen ergeben müssen. Es bestehet solche an die 3000 Mann teutscher und ungrischer Truppen, und hat man 30 Canons darin gefunden. Hiesiger Orten gehen sonsten noch beständig einige kleine Escarmouches vor, bei welchen der Feind jedoch jedes Mal den kürzeren ziehet.

Dass Ew. Liebden bisher gegen die Sachsen nicht weiter agiret haben, ist in so weit ganz gut; Ew. Liebden haben Sich aber so zu setzen, damit Dieselbe den Generallieutenant Gessler mit seinen unterhabenden Truppen alle Mal an Sich ziehen können; alsdann, wenn Ew. Liebden solchen an Sich gezogen haben, Dieselbe so stark sind wie die Sachsen, obschon, wie Ich Ew. Liebden schon vorhin geschrieben, selbige den mehresten Theil ihrer Truppen aus Böhmen zurückge zogen. Ich gebe auch Ew. Liebden Ueberlegung anheim, ob es nicht angehe, weil der wiener und sächsische Hof mit der Ratification der bewussten geheimen Convention so lange trainiret und noch nichts weiter declariret, dass Dieselbe etwa einen Marsch vorerst in das Sächsische thun könnten; so stelle Ich ferner zu Ew. Liebden Einsicht und Ueberlegung, ob es nicht geschehen kann, dass man eine Partei Husaren nach des Seckendorffs Gute in Sachsen277-2 durchschicken könnte, um denselben dadurch wegen seiner eifrigen Animosite gegen Mich, und da er sich ohne alle Ursache ein rechtes Fait daraus machet, sich an Mich zu reiben, etwas zu züchtigen. Ich bin in Erwartung Ew. Liebden Antwort was Dieselbe für Mesures auf alles vorige gefasset haben, mit aller Hochachtung Ew. Liebden freundwilliger Vetter

Friderich.

Heute hat das Hallersche Regiment wieder eine brave Schlappe gekriegt, und hat sich das Lepellsche und Blanckenseesche Bataillon sehr dabei distinguiret, wie Sie aus meinen Zeitungen sehen werden.

Friderich.

Nach der Ausfertigung im Herzogt. Archiv zu Zerbst. Der Zusatz eigenhändig.

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277-1 Für die Verpflegung der Truppen.

277-2 Meuselwitz bei Altenburg.