2286. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 20. Juli 1746.

Des Königs Majestät haben mir allerhöchst befohlen, Ew. Excellenz zu Dero alleinigen Nachricht zu melden, wie Höchstdieselbe gestern den Herrn de Villiers ausführlich gesprochen und zuförderst von demselben eclairiret worden wären, dass das ganze Remue-Ménage der Russen nichts anders als eine von den Oesterreichern angestellete Comédie sei, welche die Russen dahin gebracht, dergleichen Ostentationes zu machen, um ihren Rücken frei zu haben und Höchstdieselbe in Échec zu halten; wie dann auch der zwischen dem wiener und petersburgischen Hofe geschlossene Tractat nur allein defensiv wäre, und dass endlich Se. Königl. Majestät fest versichert sein könnten, wie dass, so lange Höchstdieselbe mit der Kron Engelland in gutem Vernehmen stehen würden, Sie weder von Russland noch von den Oesterreichern einen Krieg zu besorgen haben würden, wenn auch schon beide noch so übele Intentiones gegen Se Königl. Majestät hätten oder haben wollten, um so mehr, als selbst das Interesse von der Kron Engelland wäre, im Norden kein neues Feuer aufgehen zu lassen.

Wegen der Sr. Königl. Majestät angeschuldigten Prédilection vor Frankreich hätten Höchstdieselbe Sich gegen den Herrn von Villiers<141> dahin expliciret, wie Sie dergleichen Prédilection keinesweges hätten, noch solche zu haben einige Ursache hätten, da man von Seiten Frankreichs sich gegen Se. Königl. Majestät nicht so betragen habe, als wie es sich in den dermaligen Umständen wohl gebühret hätte; inzwischen könnten Höchstdieselbe gegen ihn, den Herrn von Villiers, nicht in Abrede sein, dass Sie Frankreich das Dessus und dem wienerschen Hofe das Dessous ganz natürlicher Weise gönnen müssten, da letzterer ein neureconciliirter Freund wäre, dem man völlig zu trauen bisher noch nicht Ursach genug gehabt habe. Woferne aber der wienersche Hof eine wahre Intention habe, mit Sr. Königl. Majestät in Frieden und beständig gutem Vernehmen zu bleiben, so hätte derselbe jetzo die beste Gelegenheit, des Königs Majestät eine convaincante Probe zu geben, wann nämlich gedachter Hof die versprochene Garantie des ganzen Reiches über Sr Königl. Majestät schlesische Possessiones und über den letztern dresdenschen Frieden zuwege brächte. Natürlich wäre es, dass derjenige, so einen Friedenstractat mit jemanden gemachet und alsdann die bündigsten Garantien darüber zuwege zu bringen suchte, dadurch die Aufrichtigkeit seiner Sentiments und wie sehr er gesonnen sei, seine genommene Engagements ohnverbrüchlich zu halten, am Tage legte. Se. Königl. Majestät hätten Ihres Ortes solches gethan; es würde also nur lediglich von der Kaiserin-Königin von Ungern dependiren, die Garantie des ganzen Reiches über den mit Deroselben zu Dresden geschlossenen Frieden zuwege zu bringen und baldigst zu berichtigen, da Sie die drei geistliche Churfürsten und nunmehro auch Baiern zu ihrer Disposition habe. Des Königs Majestät würden also es als einen Probirstein ansehen, wenn der wienersche Hof gedachte Garantie vom Reich ohne weitere Délais und Schwierigkeiten zu Stande brächte, und die Aufrichtigkeit des wienerschen Hofes daraus beurtheilen. Es haben Höchstdieselbe auch den Herrn von Villiers ersuchet, in solchen Terminis an den Herrn Robinson nach Wien zu schreiben und denselben zu ersuchen, solches dem dortigen Hofe zu insinuiren, so der p. von Villiers auch übernommen habe. Se. Königl. Majestät wollen dahero, dass der Herr Graf von Podewils zu Wien auch mit dem fordersamsten hierüber von Ew. Excelienz besonders instruiret werden möchte.

Höchstdieselbe haben demnächst dem Herrn Villiers weiter gesaget, wie Sie gar nicht eloigniret wären, mit der Kron Engelland sowohl als mit der Republik Holland eine étroite Alliance zu treffen und mit selbigen genaue Engagements zu nehmen; Sie glaubten aber, dass die rechte Zeit dazu sein würde, wenn der jetzige Krieg erst vorbei wäre, dass man alsdann recht solide Arrangements mit einander nehmen könnte.

Ferner haben des Königs Majestät endlich dem Herrn von Villiers den Gedanken zu benehmen gesuchet, als ob Sie die Russen so sehr redoutirten; daher Sie Sich gegen denselben dahin expliciret, wie Dieselbe die Russen zu fürchten gar keine Ursache hätten, und wann<142> Höchstdieselbe wegen der russischen Armements hier oder da einige Démarches gethan hätten, so sei solches lediglich geschehen, um keinen neuen Krieg zu haben. Sollte demohnerachtet aber es mit den Russen dazu kommen, so würden diese finden, mit wem sie zu thun hätten, auch sich alsdann vielleicht Moyens zeigen, ihnen in ihren eigenen Landen so viel zu schaffen zu geben, dass es denenselben an Embarras nicht fehlen würde.

Des Königs Majestät haben auf die von dem p. Ammon gethane Anfrage allergnädigst resolviret, dass woferne die République bei dem künftigen Generalfrieden Sr. Königl. Majestät Inclusion mit bewirken und darin die Garantie von Schlesien und Glatz mit übernehmen wird, sodann des Königs Majestät denen Generalstaaten Dero reciproque Garantie gerne accordiren wollen. Der p. von Ammon müsste zugleich instruiret werden, dass die Prätension der Staaten nicht weiter gehen müsste, sodass sie etwa was wegen der auf Schlesien habenden Forderungen142-1 mit einflechten wollten, so den Articuln des breslauer Tractats entgegen wäre; wovon jedoch der p. Ammon niemalen von selbst zu sprechen anfangen, sondern ihm solches nur zu seiner Direction geschrieben werden soll.

Eichel.

Nach der Ausfertigung.



142-1 Vergl. Bd. II, 237.