3527. AN DEN GENERAL VON DER INFANTERIE VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.
Potsdam, 10. März 1749.
Ihr sollet wohl überlegen, und Mir baldmöglichst, jedoch wie Ich in Meinem vorigen schon verlanget habe, unter Eurer eignen Hand,421-3 berichten, wie viel Prahme, Bacs oder Schiffe Dir nöthig haben würdet, wenn Ihr Euch einmal mit dem ganzen unter Eurem Commando in Preussen stehenden Corps Truppen, Équipages, und allem, so Ihr dann bei Euch haben werdet, über die Weichsel, und zwar in einer Zeit von vier, höchstens sechs Stunden, setzen lassen solltet? Ferner, ob Ihr alsdenn so viel Schiffe, Bacs oder Prahme dorten haben könnet, als dazu erfordert werden, und, daferne solches nicht wäre, in wie viel Zeit man selbige gemachet bekommen könne. Es wird Mir lieb sein, wann Dir Mir Euren Bericht darüber nächstens erstatten werdet; da Ich aber begreife, dass Ihr einige Nachrichten deshalb einzuziehen habet, inzwischen es von der ohnumgänglichsten Notwendigkeit ist, dass Dir die wahre und eigentliche Absichten davon auf das allersorgfältigste secretiret, so könnet Dir Euch des Prätextes bedienen und ein faux Bruit machen, als ob bei den jetzo in dem Norden weit aussehenden Umständen man auf solche Anstalten zu denken hätte, damit, wenn es hier oder da zu einem Kriegesfeuer ausbrechen sollte, und allenfalls mehrere<422> Truppen in Preussen zur Sicherheit des Landes dahin zu ziehen nöthig wären, es sodann an den nöthigen Anstalten nicht fehlete.
Friderich.
P. S.
Wann Ich auch in der Euch bekannten Instruction gesetzet habe, dass das königsbergsche neue Garnisonregiment mit Ausgang April oder Anfang Mai zusammenkommen soll, um, wann es die Umstände erfordern sollten, zu dem Euch bewussten Behuf gebrauchet zu werden, sich aber bei den dortigen Regimentern, auch bei denen Husaren, etliche invalide Officiers finden, welche man in Friedenszeiten und in Garnisons wohl übertragen, bei einem Marsch in das Feld aber nicht wohl gebrauchen kann, so wird es gut sein, wenn Ihr in Zeiten darauf denket und einige davon notiret, welche man, wenn es zum Marsch kommen sollte, sodann bei denen differenten Garnisonen obgedachten Garnisonsregiments mitgeben kann, um solchen etwas an die Hand zu geben, wie sie sich wehren sollen, auch um sie sonst etwas in Ordnung zu halten.
P. S. 2
Auch finde Ich vor ganz nothwendig zu seien, dass Ihr bei jetzigen Umständen suchet, allerhand Leute zu unterhalten, oder auch eine Correspondance zu etabliren, oder auf was Art und Weise Ihr solches sonsten diensam finden werdet, damit Ihr mit menschmöglichster Exactitude wisset, was jedesmal in Livland sowohl als in Kurland passiret, was vor Magazins gemachet werden, was vor Mouvements unter denen Truppen vorgehen, und was sonsten vor Miltärarrangements vorgenommen werden.
Weilen auch das in Böhmen und Mähren gestandene russische Corps Truppen hunmehro wirklich aufgebrochen ist und sich auf den Marsch durch Polen nacher Livland gesetzet hat, so müsset Ihr alsdenn, wenn es sowohl in der Gegend von Preussen sich an der Seite wegziehet, als auch wenn es in Kurland oder Livland angelanget sein wird, Eure Vigilance verdoppeln und durch alle convenable Mittel die genauesten Nachrichten von gedachten Orten einzuziehen suchen.
Sollte auch der Orten etwas geschehen, so Euch befremdete oder sonsten Meiner Attention werth wäre, so habt Ihr Mir selbiges durch Absendung expresser Estafettes in solchem Falle zu melden.
Uebrigens müsset Ihr alle diensame Praecautiones nehmen und allenfalls Euch mit dem dortigen Postmeister insgeheim concertiren, damit alle Berichte und Briefe, so Ihr Mir in diesen Sachen schreiben werdet, nicht etwa von denen polnischen Postämtern in Danzig oder durch Polnisch-Preussen heimlich geöffnet werden können.
Nach dem Concept.
<423>421-3 Vergl. S. 407. 421.