3653. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.
Potsdam, 16. Mai 1749.
Wegen der differenten Depeschen, welche Se. Königl. Majestät von Dero auswärtigen Ministres mit den letzteren Posten erhalten und gestern<525> dechiffriret gelesen haben, soll Ew. Excellenz ganz gehorsamst melden, wie des Königs Majestät allergnädigst befohlen, dass dem p. von Ammon525-1 zu antworten, dass nach der Antwort, welche er von dem Comte de Chavannes erhalten, er die ihm committirt gewesene Negociation nur ganz fallen lassen und die erhaltene Pleins-pouvoirs525-2 unter gewissen Praecautionen wieder einsenden soll. An den Baron von Chambrier aber wäre zugleich zu schreiben, dass da Se. Königl. Majestät gesehen, wie es dem französischen Hofe nicht eben angenehm gewesen, wenn Dieselbe gewisse Engagements mit dem sardinischen Hofe nähmen,525-3 so hätten Höchstdieselbe auch die von dem Marquis de Puyzieulx deshalb angeführte Ursachen von solcher Erheblichkeit gefunden, dass Sie diese Negociation gänzlich fallen lassen; welches der von Chambrier dem Marquis de Puyzieulx auf eine vor solchen etwas flatteuse Art insinuiren sollte.
An den von Voss zu Dresden sei auf das Postscriptum seiner Dépêche vom 10. dieses wegen des Verlangens des französischen Ambassadeurs, damit des Königs Majestät Sich vor ihn interessirten, zu dem Posten in Schweden525-4 zu gelangen, zu antworten, wie er gedachtem Ambassadeur von Sr. Königl. Majestät wegen die obligeanteste Complimenten machen und ihm auf das douceste zu verstehen geben sollte, dass, so gerne Höchstdieselbe Sich vor ihn in allen Stücken, so demselben Vergnügen machen könnten, employiren möchte, Sie dennoch in solchen Sachen, als wie die Nomination derer Ministres von Frankreich an auswärtigen Höfen wären, Sich nicht wohl unternehmen dörften, noch Deroselben zukäme, Sich davon directement zu mehren, weil das französische Ministerium solches mit vieler Jalousie ansehen würde. Es werde der Ambassadeur auch selbst einsehen, dass vor andere Puissancen sich dergleichen nicht wohl schickte; inzwischen da Se. Königl. Majestät ihm viele Obligation hätten, so werde Sie sehen, ob Dieselbe etwas zu seinem Vergnügen darunter indirectement ausrichten könnten, und zu dem Ende an Dero Minister in Frankreich das nöthige rescribiren. Im übrigen sollte der von Voss gedachtem Ambassadeur alles obligeante über dessen Sujet von Sr. Königl. Majestät wegen sagen und über vorermeldetes eine schöne Sauce machen.
An den von Chambrier sollte, jedoch nur zu seiner Direction, das Verlangen des p. Des Issarts communiciret werden, mit dem Beifügen, wie Se. Königl. Majestät wohl einsähen, dass Sie Sich davon nicht mehren könnten; er sollte aber dennoch adroitement gegen die guten Freunde des Des Issarts oder auch wo er, der Chambrier, es sonsten convenable fände, etwas davon hinwerfen und zu verstehen geben, als wenn er mit etwas davon chargiret wäre, damit, wenn der Des Issarts davon benachrichtiget würde, er den guten Willen Sr. Königl. Majestät daraus ersähe.
<526>Von der Relation des Herrn von Rohd vom 29. voriges seind des Königs Majestät sehr zufrieden gewesen526-1 und haben declariret, dass der Einhalt derselben ganz und gar Dero Intention gemäss wäre, Sie auch davon völlig d'accord wären. Wonächst Sie auch auf beide Relations des Diestel526-2 vom 3. und 6. dieses declariret, wie es Deroselben freue, dass die Sentiments beider Höfe admirabel mit einander stimmten (wesfalls dem Diestel dasjenige, so der von Rohd berichtet, zu communiciren sei), und wäre demnach zu wünschen, dass die Négociations dieserwegen bald entamiret werden könnten; denn wenn man Apparences sähe, in einer Réconciliation mif beiden Höfen zu reussiren, alsdenn je ehe je lieber dazu zu thun sein würde, um die Desseins des russischen Hofes zu unterbrechen und zu praeveniren.
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
525-1 Vergl. Nr. 3654.
525-2 Vergl. S. 514.
525-3 Vergl. S. 513.
525-4 Vergl. S. 520.
526-1 Graf Tessin hatte zu dem preussischen Gesandten von der Geneigtheit des Kronprinzen zu einem Ausgleiche mit Dänemark gesprochen.
526-2 Nachfolger Heusinger's als Geschäftsträger am dänischen Hofe.