4729. AU COMTE DE TYRCONNELL, MINISTRE DE FRANCE, A BERLIN.
Berlin, 14 janvier 1751.
Milord. Par la confiance sans réserve que vous me connaissez envers vous, et par un motif d'être utile au possible à la France, j'ai bien voulu vous communiquer sous le sceau du dernier secret la copie ci-jointe d'un rescrit de l'Impératrice-Reine adressé à ses ministres à la Diète de l'Empire221-2 qu'un de mes gens à Ratisbonne a trouvé moyen d'avoir par un canal secret et qu'il vient de m'envoyer par une occasion sûre. La pièce m'a paru très intéressante, puisqu'elle développe les vues cachées de la cour de Vienne relativement à l'affaire de l'élection d'un roi des Romains et son intention de la faire absolument passer par la pluralité des voix. Elle découvre, de plus, ses menées avec le roi<222> d'Angleterre et avec différents princes de l'Empire à ce sujet et sa façon de penser sur la France et sur moi à cet égard. Je vous l'adresse, telle qu'elle est, in extenso en langue allemande, afin que votre cour en sache d'autant mieux juger, quand elle l'aura fait traduire elle-même par un de ses traducteurs dont elle use pour les affaires du dernier secret. Je fais joindre cependant pour votre information particulière un précis de ce que la pièce contient, pour que vous soyez à même de juger de son importance.
Il ne me reste que de vous demander le secret le plus impénétrable sur cette confidence et de ne faire passer autrement la pièce à votre cour que par une occasion tout-à-fait sûre, parceque je risquerais un préjudice irréparable, si jamais la moindre chose transpirait là-dessus. Et sur ce, je prie Dieu etc.
Federic.
Précis.
Zuforderst beschweret man sich über das allzu grosse Bruit, so von einer Römischen Königswahl vor der Zeit gemachet worden, wodurch die Sache eher difficile gemachet als erleichtert worden.
Man giebt nicht undeutlich zu verstehen, dass der hannoversche Hof darin gefehlet, dass solcher nicht zuforderst mit dem Kaiser und der Kaiserin über die dazu erforderliche Mittel séparément conveniret und in deren Conformité sich von der Pluralité des Voix des Électeurs an denen Höfen in Secret versichert habe. Imprudemment sei es geschehen, dass das Dessein éclat gemachet worden, ehe man fast noch von einer Stimme versichert gewesen, noch ehe man dem kaiserlichen Hofe eine formelle Ouverture davon gethan und das gehörige Concert darüber genommen habe. Welches jedoch nur zur secreten Direction angemerket werde.
Ob nun schon die Affaire nicht gleich anfangs, so wie es zu wünschen gewesen, angegriffen worden, so wäre es doch geschehen, dass mit Ende des letzten Monats Augusti man dessen glücklichen Ausschlag hoffen können, indem es das Ansehen gehabt, dass nebst den böhmischen und braunschweigischen Voix d'Élection man auch deren Churfürsten von Mainz, von Trier und von Baiern völlig versichert sein können.
Zu Hannover habe man von dem Churfürsten von Köln dasselbe, obschon irrig, geglaubet, auch vermuthet, dass man die Mittel in Händen habe, de gagner ou le Palatin ou la Saxe. Man wusste überdem, dass Frankreich sich dermalen nicht gedachte, der Affaire zu widersetzen, woraus von selbst folgete, dass sonder der Assistance und Appui dieser Krone andere es zu thun nicht hasardiren noch entrepreniren würden. Bald hernach aber hatten die Umstände sich verschlimmert, weil es dem König von Preussen und dem Churfürsten von der Pfalz gelungen wäre, dem französischen Hof glauben zu machen, als ob unter dem Prätext<223> der Römischen Königswahl ein grösseres Dessein gegen Frankreich verborgen wäre.
Man habe dem wienerschen Hof angedichtet, ob arbeite er, das Erzstift von Köln auf den zweiten Sohn der Kaiserin-Königin, vermittelst einer zu effectuirenden Coadjutorie, zu bringen.223-1 Man habe überdem demselben und Engelland imputiret, als wollte man Russland considerable Summen fourniren, um Schweden zu beunruhigen, et d'autres choses de pareille nature.
Wie ohngegründet solche Imputations auch gewesen, so hätten sie doch effectuiret, dass Frankreich denen Insinuationen, als werde zu einer Römischen Königswahl die Unanimité der Stimmen erfordert, Gehör gegeben und darauf fermement zu appuyiren angefangen.
Als nachher, sur les fortes instances du roi d'Angleterre, Leurs Majestés Impériales den König von Preussen um seine Wahlstimme amiablement ersuchet hätten, habe dieser nicht nur dem Comte Puebla die bekannte Antwort223-2 ertheilet, sondern auch den mehresten der übrigen Churfürsten solche communiciret, um selbige gegen die Wahl zu excitiren. Er habe auch den bekannten übelgesinneten und prävenirten Baron von Keller223-3 nach Gotha abgesandt, in der Absicht, das Wahlgeschäfte bei Ständen und Churfürsten des Reichs zu brouilliren und seine Co-Electeurs timide und confus zu machen und Divisions im Reich zu excitiren, in der Absicht, nach denen Conjonctures du Temps im troublen Wasser zu fischen. Je mehr nun der König von Preussen sich angelegen sein liesse, seine Absichten zu erfüllen, je [mehr] müsste der Hof zu Wien sich angelegen sein lassen, solchen zu obviiren und sie zu anéantiren. Zu dem Ende dieser die Umstände in ein Promemoria zusammenfassen und denen Kaiserlichen Ministris im Reich et ailleurs zusenden lassen, in der Absicht, allen Schatten von Ombrage wegen Illegalitäten bei der vorseienden Römischen Königswahl oder darunter habenden Desseins zu heben; dagegen die Intention, die innerliche und äusserliche Ruhe des Reiches dadurch zu befestigen, und dass durch längeres Aufschieben dieser Sache die Kaiserliche Dignité und Autorité leiden würde, zu zeigen; de plus, das englische Ministerium zu disponiren, sich der Sache mit grossem Ernst anzunehmen und die preussische Dubia, jedoch ohne solches zu nennen, zu refutiren, auch andere churfürstliche Höfe, ohne bei Frankreich zu heurtiren, zu eveilliren und ihnen, was sie zu antworten hätten, an die Hand zu geben, und endlich principalement dahin zu operiren, damit von dem grossesten Theile des Fürstlichen Collegii nicht mehr Schwierigkeiten der Wahl im Wege geleget würden, als anno 1690 geschehen sei. Um den letzteren But zu erreichen, hätte man sich in dem allegirten Promemoria die meiste Mühe gegeben, damit es das Ansehen habe, als defendirte der Kaiserliche Hof die Prérogatives der Churfürsten, sans que d'autre côté on heurtait au front au Collège<224> des Princes. Dass aber das letztere ganz still sitzen bleiben solle, sei nicht zu hoffen, daher nur darauf zu denken, dass der Ausführung des Desseins nicht mehr Hinderungen als im Jahr 1690 im Wege stehen möchten. Weil aber letzteres von dem Fürstlichen Collegio nicht sehr gemerket werden und man sich nicht zu bloss geben müsste, so habe man sich genöthiget gesehen, in dem Promemoria so auszudrücken, dass man dem Fürstlichen Collegio keine Gerechtsame einräume, aber ihnen doch eine Voie zeigte, wie es ihre prätendirte Droits darunter verwahren könne, um dadurch die wohlgesinneten Häuser von üblen Démarchen abzuhalten. Von Sachsen-Gotha, Hessen-Cassel, Baireuth und Württemberg sei nicht zu hoffen, dass solche zu redressiren wären. Mit Surprise habe man auch vernommen, dass der nach Hannover geschickt gewesene würzburgische Minister von Bibra und der ansbachische von Seckendorff sich nicht auf eine satisfaisante Art darüber exprimiret hätten. Man müsste aber hoffen, dass woferne man sich nicht selbst aveugliren und die reelle Sicherheit einem Schatten präferiren wollte; man die reine Gedenkensart des wienerschen Hofes zur Avantage des Fürstlichen Collegii erkennen werde. Erfolgete solches und führe man denen anderen übelgesinneten durch den Sinn, so wäre zu hoffen, dass das Dessein glücklich und ruhig zum Stande kommen werde. Denn obgleich seit und nach dem Tode Karl's VI. die Sachen sich in etwas verschlimmert, so wäre doch Hoffnung, die Sachen wieder in gute Wege einzuleiten, zumalen die Kaiserin-Königin nicht gemeinst, sich darunter zu übereilen, weil ihre erste Absicht auf die Erhaltung und Befestigung der Ruhe und Einigkeit gerichtet wäre. Beide Seepuissaneen und Churbraunschweig als Auteurs des Desseins könnten sich nicht entziehen, allen den Reichsconstitutions gernässen Vorschub zu geben. Sie hätten die Mittel in Händen, sich sowohl von der churkölnischen als chursächsischen Stimme zu versichern, und die Sachen wären so weit getrieben, dass der Billigkeit nach gedachte Puissances sich nicht entziehen könnten, solche Mittel anzuwenden.
Churpfalz opiniatrirte sich auf seine vermeintliche Prétentions. Deren offenbaren Ungrund würde man einestheils convenabler Orten zu erkennen geben, andertheils würde man die Offerte wegen Pleistein bestens gelten zu machen suchen. Es sei zu hoffen, dass [man] endlich zu Manheim [sich] willfährig finden lassen werde; wie man denn auch bedacht sein werde, in Frankreich desfalls Impressions zu geben.
Obschon diese Krone nicht berechtiget wäre, sich in die Domestica des Reichs zu mischen, so manquirte es bekannter Maassen nicht in Teutschland an unruhigen Geistern, welche sie zum Préjudice des Vaterlandes dazu animirten; daher der Kaiserin-Königin friedfertige Soins erforderten, dergleichen zu präveniren und alles anzuwenden, dass die der Kron Frankreich beigebrachte Principes erronés gehoben und selbige überzeuget sein könne, dass die vorhabende Wahl dem letzten Friedensschluss nicht entgegenstehe, noch verborgene Absichten hege, so dass<225> gedachte Kron hoffentlich wieder wie vorhin denken und nichts der Sache im Wege legen werde. Uebrigens sollte dieses Instructionsrescript zum höchsten secretiret werden.
Nach der Ausfertigung im Archiv des Auswärtigen Ministeriums zu Paris. Die Beilage nach dem Concept im Königl. Geh. Staatsarchiv zu Berlin.
221-2 Graf Frankenburg und Freiherr von Puchenberg. D. d. Wien 28. November 1750.
223-1 Vergl. S. 103.
223-2 Vergl. S. 133. 134.
223-3 Vergl. S. 106. 207.