6) Ulrich Friedrich von Suhm, geboren zu Dresden den 29. April 1691, war der Sohn des Geheimen Raths Burkhards von Suhm, welcher als sächsischer Gesandte in Frankreich lebte. Er hatte in Genf studirt und wurde nachher in Dresden bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten angestellt. 1720 kam er als sächsischer Gesandte nach Berlin und blieb hier bis 1730 +. Während dieser Zeit hatte er sich die Freundschaft des Kronprinzen in einem hohen Grade erworben. 1737 ging er an den russischen Hof, von wo ihn Friedrich gleich nach seiner Thronbesteigung zu sich berief; allein Suhm starb auf der Reise nach Berlin zum großen Bedauern des Königs.
7) Es ist allgemein die Meinung verbreitet, daß eine Mordthat, welche in Berlin in dem sogenannten Stelzenkrug (dem ehemaligen Klägerschen Grundstücke an der jetzigen neuen Königs- und Alexanderstraßenecke) geschehen, und wobei ein Kandidat unschuldig als Thäter verhaftet und mit der Folter bedroht worden, die nächste Veranlassung zur Aufhebung der Tortur gewesen sei. Dem ist aber nicht so, denn die Tortur bestand noch 4 Jahr nach diesem Vorfall, der auch nicht, wie man ebenfalls glaubt, um die Zeit des Regierungsantritts Friedrichs stattfand sondern lange vorher, nämlich im Jahre 1736.
Die Geschichte dieser Mordthat ist weitläufig erzählt im Rheinisch-Westphälischen Anzeiger vom Jahr 1822, No. 72, auch in dem Berliner historisch-genealogischen Kalender auf das Jahr 1825, S. 197. Schon viel früher aber ist ihrer erwähnt in (Faßmanns) Leben und Thaten des Königs in Preußen, Fried-
+ Suhm hatte bereits 1727, geschreckt durch eine Drohung Friedrich Wilhelms I., der an ihn Repressalien nehmen wollte, wegen eines, in Dresden arretirten, preußischen Werbers, dem man den Prozeß machte, Berlin auf das Schleunigste verlassen. Als aber die Sache ausgeglichen war, kehrte er auf seinen Posten nach Berlin zurück. Gallus in seiner Brandenburgischen Geschichte, Theil 5, S. 141 erzählt diesen Vorfall nicht ganz richtig. Wir werden weiterhin Gelegenheit haben, seine Erzählung zu berichtigen und die, zwischen den König von Polen, Churfürsten von Sachsen und Friedrich Wilhelm I. dadurch veranlaßte, sehr ernste Korrespondenz mitzutheilen.