<352> Wenn bis zum Himmel meine Stimme dringt -
Erhört des liebevollen Herzens Wunsch;
Er ist so heiß! - Verleihet mir voll Huld
Das Eine Gut, um das ich je euch bat,
Und bitten will: Das theure Leben schützt
Dem schönsten Werke, das ihr jemals schuft!
Laßt blühende Gesundheit mit ihr geh'n,
Und immer gleiches Glück ihr Erbtheil sein. etc."
12. Oktober 1758
Schickt der König diese Epistel mit nachstehendem Schreiben an seine Schwester von Baireuth:
"Meine theuerste Schwester! Nehmen Sie die Verse, die ich Ihnen schicke, mit Gütigkeit an. Ich bin von Ihnen, von Ihrer Gefahr und meiner Erkenntlichkeit so voll, daß Ihr Bild, ich mag träumen oder wachen, Prosa oder Verse schreiben, immer gleich stark in meiner Seele herrscht, und alle meine Gedanken fesselt. Möchte der Himmel die Wünsche erhören, die ich täglich für Ihre Genesung thue. Kothenius (Leibarzt des Königs) ist unterweges. Ich werde ihn vergöttern, wenn er die Person rettet, die mir in der Welt am meisten am Herzen liegt, und die ich hochachte und verehre. Ich bin bis zu dem Augenblick, da ich meinen Leib den Elementen wieder geben werde, meine theuerste Schwester, Ihr etc."
An demselben Tag ging der König nach Weissenberg, die Stellung der Östreicher zu recognosciren, und zurück nach Radewitz.
14. Oktober 1758
Schlacht bei Hochkirch. Früh um 5 Uhr wurden die Preußen in ihrem Lager von den Östreichern unter Daun und Laudon überfallen. Obgleich die Preußen in ihren Zelten und unangekleidet überrascht und mit großer Übermacht angegriffen wurden, so sammelten sie sich doch bald unter ihren Fahnen, und kämpften mit großer Tapferkeit über 3 Stunden, aber die Übermacht war zu groß, sie mußten nach 8 Uhr den Rückzug antreten, der mit so großer Ordnung vollführt