<395> alt finden; meine Haare werden grau, die Zahne fallen mir aus, und ohne Zweifel bin ich in Kurzem kindisch. Wir müssen unsere Kräfte nicht zu sehr anspannen, zu starke Anstrengung erschlafft sie. Sie wissen, was man von Blaise Pascal erzählt, und Sie selbst haben mir gesagt: Sie wären in Holland durch Bücherschreiben so erschöpft worden, daß Sie einer langen Ruhe bedurft hätten, um Sich wieder zu erholen. Ihr Vorgänger Bayle hat eben das erfahren. Mit mir, der ich nicht werth bin, Ihnen die Schuhriemen aufzulösen, ist es zwar noch nicht so weit gekommen, aber doch fühle ich, daß meine Schwachheiten zunehmen, und meine Kräfte schwinden. Unvermerkt verliere ich das Feuer, das man nöthig hat, um mein Handwerk gut zu treiben. Wir haben noch einen langen Monat vor uns, ehe dieser Feldzug zu Ende geht, und man wird nun sehen müssen, was der Winter mitbringt. Schicken Sie mir indessen Vertot's Revolutionen des Römischen Reichs und Schwedens. Vergessen Sie Ihre Freunde im Fegefeuer nicht, und sein Sie von meiner Achtung und Freundschaft überzeugt. Leben Sie wohl. etc."
25. Oktober 1759
An Ebendenselben. Der König meldet ihm, daß er krank sei, und ladet ihn ein, zu ihm zu kommen, und Noel (Küchenmeister) mitzubringen, vielleicht, daß der ihm wieder zu Kräften hilft etc.
26. Oktober 1759
An Ebendenselben:
"Ihren Brief, mein lieber Marquis, erhielt ich unter den Martern der Gicht, und erinnerte mich, daß der Philosoph Posidonius, als Pompejus bei seiner Reise durch Athen ihn fragen ließ, ob er ihn, ohne ihm beschwerlich zu sein, hören könnte, zur Antwort gab: Man soll nicht sagen, ein so großer Mann, wie Pompejus, wolle mich hören, und die Gicht hindere mich daran. Und nun hielt er vor dem Pompejus eine schöne Rede über die Verachtung des Schmerzes, und rief bisweilen aus: O Schmerz, was Du auch immer thun