<82> treuen Bedienten Jean und seine Köchin, die lutherisch waren, schickte er Sonntags Nachmittag in die lutherische Kirche, und seine erste Pflegetochter, die reformirt war, mußte nicht allein alle Sonntage eine reformirte Predigt hören, sondern er machte sogar für sie, da er sie besonders liebte, einen kurzen Auszug aus dem Heidelberger Katechismus und unterwies sie in der Religion nach reformirten Grundsätzen. Er selbst hörte freilich weder Messe noch Predigt. Er liebte die Deutschen und deren Schriftsteller, ließ sich aus verschiedenen deutschen Werken Auszüge machen und sprach in seinen letzten Schriften mit großer Achtung von ihnen. Eben so auch gegen den König. Er war es auch, der mit Quintus Icilius den König zuerst darauf aufmerksam machte, daß seit 1740 eine vortheilhafte Revolution in der deutschen Literatur vorgegangen sei. Als im Jahre 1766 eine Menge Franzosen als Accisebedienten in's Land gerufen wurden und noch eine größere Menge, worunter zum Theil freilich viel Abentheurer und schlechte Leute waren, herzuliefen, in der Meinung, ihr Glück im Preußischen zu machen, ärgerte sich der gute alte Mann so, daß er gar nicht mehr ein Franzose heißen wollte. Er könne nun wohl, meinte er, für einen Deutschen gelten, da er länger als zwanzig Jahre in Deutschland wohne. Sein geliebtes Vaterland, die Provence und deren beau soleil, die, wenn man sie nur nannte, seine ganze Physiognomie erheiterte, konnte er jedoch nicht vergessen. Er machte, während seines Aufenthalts beim König, mehrere Reisen dahin. Als er die letzte Reise dahin im Jahre 1769 unternahm, war der König so gerührt, daß er ihn nicht wollte persönlich Abschied nehmen lassen sondern es schriftlich that. D'Argens lebte nun in Frankreich etwas über ein Jahr meist zu Eguilles, eine kleine Meile von Aix. Den Winter zu Ende 1770 wollte er bei seiner zweiten Schwester, der Baronin de la Charde auf einem Landgute, nahe bei Toulon, zubringen. Allein es stieß ihm bald ein Fieber zu und er wurde deshalb nach Toulon gebracht. Hier starb er, wie man glaubt aus Ungeschicklichkeit des Arztes, am 12. Januar 1771 +. Der König ließ ihm ein Monument errichten, welches die Inschrift:
+ In Preuß etc. Thl. IV. S. 189 ist der 26. Dezbr. 1771 als sein Toddestag angegeben. Friedrichs Brief vom 6. Februar 1771 an die Marquise und deren Antwort vom 19. März bezeigen das Gegentheil.