Oktober.

A.

3. Oktober 1741 bis 4. Oktober 1741

Der König in's Lager bei Friedland. Er kampirt zwischen Friedland und Buschen.

5. Oktober 1741

Geht mit einem Corps nach Steinau und zurück.

9. Oktober 1741

Begiebt sich der König im geheim und, nur von dem Oberst von der Golz begleitet, nach dem Schlosse Klein-Schnellendorf (Friedrich nennt es irrig Ober-Schnellendorf), wo Lord Hindfort, von Maria Theresia bevollmächtigt, eine Übereinkunft mit dem König trifft, nach welcher Neisse in 14 Tagen übergeben und indem, bald nachher zu unterhandelnden, Frieden Schlesien abgetreten werden solle. Die daselbst mit gegenwärtigen Generale, Neiperg und Lentulus, mußten versprechen, diese Verabredung geheim zu halten. Der König kehrt nach dem Lager zurück.

13. Oktober 1741

Ab aus dem Lager von Friedland nach dem Lager bei Simsdorf.

<56>

15. Oktober 1741

Geht über Zülz vor, und besichtigt die feindlichen Vorposten.

16. Oktober 1741

Bei Zülz.

17. Oktober 1741 und 18. Oktober 1741

Im Lager bei Schnellenwalde.

19. Oktober 1741

In Lindewiese.

20. Oktober 1741

Im Lager vor Neisse. Der König wohnt in Neunz, im Hause des katholischen Priesters.

25. Oktober 1741

Nach Frankenstein und wieder nach Neunz zurück.

B.

4. Oktober 1741

Starb Frau von Rocoulle 56-+, Friedrichs erste Pflegerin und Erzieherin.

<57>

31. Oktober 1741

Die Festung Neisse wird von dem östreich. Commandanten, Saint André, den Preußen übergeben, die östreichsche Besatzung erhält freien Abzug.


56-+ Madame de Rocoulle war in Frankreich geboren, ihr Geschlechtsname war du Bal und ihr Taufname Marthe. Erman in seinen Memoires pour servir à l'histoire de Sophie Charlotte etc. nennt sie Anne, aber in seinen Memoires de Refugiers, T. II. p. 236 und T. III. 116, wird sie richtiger, Marthe, genannt. In Alençon hatte sie sich mit Esaï du Maz de Montbail verheirathet. Andere und auch Erman a. a. O. p. 128 nennt ihn Louis du Montbail, aber in den Memoires de Refugiers, T. II. 236 und T. III. 116 nennt sie Erman ausdrücklich die Wittwe des Esaï, eines jungem Bruders des Louis du Montbail und dessen Gattin wird ihre Schwägerin genannt.
      Nach dem Tode dieses ihres Mannes verließ sie, der Religionsverfolgung wegen, Frankreich und kam mit ihren Kindern nach Berlin. Die Königin, Sophie Charlotte, Gemalin Friedrichs III, nahm sich nicht nur der beiden Töchter der Madame Montbail an sondern übertrug auch der Mutter die Aufsicht über den damals fünfjährigen Kurprinzen, Friedrich Wilhelm. Madame Montbail verheirathete sich nun in Berlin zum zweiten Mal mit dem Obersten, einer der beiden Compagnien Grands Mousquetiers, welche der Churfürst, Friedrich Wilhelm d. Gr., aus lauter geflüchteten französischen Offiziers und Edelleuten errichtet hatte. Sein Name war Jacques de Pellet Seigneur de Rocoulle. Nach der Vermählung Friedrich Wilhelms, ernannte sie dieser zur Oberhofmeisterin und übertrug ihr 1712 die Aufsicht über den, ihm in diesem Jahre geborenen, Prinzen, unsern Friedrich, wie sie dasselbe Amt bei ihm selbst in seiner Kindheit gehabt hatte. Bis 1719, wo Friedrich der weiblichen Aufsicht entnommen wurde, verwaltete sie es mit so musterhafter Treue, daß Friedrich stets ihr die größte Achtung, Liebe und Dankbarkeit erwies.
      Sowohl mit ihr selbst als auch mit ihren Töchtern, den Fräulein Montbail,unterhielt Friedrich einen freundschaftlichen Briefwechsel. (S. Formey's Souvenir d'un Citoyen. I. p. 20 und Müchler's, Friedrich d. Gr. zur Würdigung seines Herzens und Geistes. Berlin 1834.)
Auf dem Königl. Schlosse befinden sich zwei Bildnisse von ihr. (S. Nicolais Beschreibung von Berlin II. 963.