Januar 1742.

A.

2. Januar 1742

Der König von Berlin nach Charlottenburg und zurück.

13. Januar 1742

Nach Potsdam.

16. Januar 1742

Nach Charlottenburg.

17. Januar 1742

In Berlin.

18. Januar 1742

Abreise zur Armee, in Elsterwerda.

19. Januar 1742

In Dresden, wo er in Begleitung des Prinzen Heinrich und der Generale von Schmettau und von Rothenburg, unter 3maliger Abfeuerung von 82 Kanonen, anlangt. Er nahm seine Wohnung in den sogenanten Stallzimmern. Der König und die Königin von Polen nebst ihren Prinzen und Prinzessinnen empfingen ihn an der Treppe. Abends war große Oper und nachher Ball, welchen Friedrich mit der Königin von Polen eröffnete.

<63>

21. Januar 1742

Ab von Dresden, über Pirna und Aussig nach Prag. Seine Wohnung war im Gräflich Thurnschen Palais bereitet. Er stieg aber im Gasthof zum Eichhorn, in dem Theile der Stadt, welcher die kleine Seite heißt, ab.

22. Januar 1742

Von Prag nach Alt-Bunzlau. Vorher speiste der König mit dem Fürsten Leopold von Dessau, dem General Schmettau etc. bei dem Kommendanten, Grafen von Baiern, und hatte bei der Tafel den Erzbischof von Prag zur Seite. Wie bei der Ankunft so paradirte auch bei der Abreise des Königs die baiersche und französische Besatzung, und die Kanonen wurden abgefeuert.

25. Januar 1742

Ankunft in Glatz. Hier schenkt er der Madonna der Jesuiten ein neues Kleid.

26. Januar 1742 und 27. Januar 1742

In Landskrone. Hier spricht er den Chevalier von Sachsen (Bruder des Marschalls von Sachsen) 63-+ und den französischen General von Polastron.

28. Januar 1742

Von Landskrone nach Olmütz und Ankunft daselbst.

B.

6. Januar 1742

Vermälung des Prinzen, August Wilhelm, Bruder des Königs, mit der Prinzessin, Louise Amalie, Tochter des Herzogs Ferdinand Albert von Braunschweig, in Berlin. Der Baron Bielfeld, welcher auf Befehl des Königs die Strohkranzrede hielt, die er in seinen Briefen mittheilt, giebt auch eben da eine Beschreibung der Festlichkeiten und der Kleidung der hohen Gäste (welche einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Moden abgeben könnte) etc. Von der Kleidung und der Person des Königs sagt er: "Das Kleid des Königs bestand aus einem ganz silbernen Stück; er trug ein Achselband, die Weste und Ausschläge aber waren von prächtigem, mit Gold und Silber durchwirktem, Stoffe. Al<64>les dieses wude durch das gelbe Ordensband und durch den Stern noch mehr erhöht 64-+ und gab diesem Monarchen ein so junges, so geputztes und so schönes Ansehen in meinen Augen, daß ich mich nicht würde haben enthalten können, ihn zu lieben, wenn ich von dem andern Geschlecht gewesen wäre. Welches Frauenzimmer könnte wohl demjenigen widerstehen, welcher der liebenswürdigste unter den Sterblichen der Gestalt nach, das größte Genie von der Welt und ein König ist?"

8. Januar 1742

Oper: Rodelinde.

9. Januar 1742

Die Stadt Glatz ergiebt sich.

14. Januar 1742

Avocatorien an alle, aus der Grafschaft Glatz gebürtige, Vasallen etc., die sich in ungarischen oder östreichischen Diensten befinden.

15. Januar 1742

Edict wegen Feststellung der obersten Justizbehörden in Schlesien.

24. Januar 1742

Der Churfürst von Baiern wird unter dem Namen: Karl VII. zum römischen Kaiser erwählt.

29. Januar 1742

Huldigung in Glatz.

Februar.

A.

2. Februar 1742

Der König in Olmütz, an Jordan:

"Ich bin ein großer Thor, lieber Freund, daß ich meine Ruhe für den nichtigen Ruhm verlassen habe, der aus Ungewissen Ereignissen entspringen kann. Aber es giebt so viele Thorheiten in der Welt, und die meinige gehört, denke ich, mit unter die alten!"

5. Februar 1742

Ab von Olmütz, in Wischau, im Brünner Kreise.

6. Februar 1742

In Jedowitz.

7. Februar 1742

Gurein.

9. Februar 1742

Groß Bitesch, im Znaimer Kreise. Hier spricht der König den Grafen Moriz (Marschall) von Sachsen, den<65> Grafen Rutofsky 65-+ und den General-Lieutenant Renaud.

12. Februar 1742

Von Groß-Bitesch nach Trebitsch, im Iglauer Kreise.

15. Februar 1742

Nach Oppatow (Iglauer Kr.) und zurück.

16. Februar 1742

Scheletau (südlich von Oppatow).

19. Februar 1742

In Znaim 65-++.

März.

A.

März 1742

In Znaim.

9. März 1742

Ab von Znaim nach Irritz, bis den 11ten daselbst.

11. März 1742

Von Irritz nach Pohorlitz (Brünner Kr.), bis den 13ten daselbst.

13. März 1742

Von Pohorlitz nach Selowitz, das. bis d. 5. April.

17. März 1742

Schreibt an Jordan:

"Schreiben Sie mir, wer der Marquis d'Argens ist, ob er den unruhigen, flatterhaften Geist seiner Nation hat, ob er die Kunst zu gefallen versteht; kurz, ob Jordan ihm Beifall giebt! 1)65-+++

In der That die Ehre, das große Rad der europäischen Angelegenheiten zu drehen, macht eine sauere Arbeit, die weniger glänzende Lage der Unabhängigkeit und der Vergessenheit dünkt mich viel glücklicher und das wahre Loos des Weisen in der Welt. Ich denke oft an Rheinsberg und an den freiwilligen Fleiß, der mich mit den Wissenschaften und Künsten vertraut machte. Aber bei Allem ist keine Lage ohne Bitterkeit. Ich hatte damals keine Feinde, doch fehlte es auch nicht an kleinen Unfällen. Damals schiffte ich auf einem Fluß<66> gegenwärtig auf dem offenen Meer; eine Welle hebt mich bis zu den Wolken, eine andre schleudert mich in den Abgrund, und eine dritte wirft mich noch schneller wieder in die äußerste Höhe. Dieser heftigen Bewegung der Seele bedarf nun der Philosoph eben nicht; denn es ist, was man auch sagen mag, doch sehr schwer, bei den verschiedenen Schicksalen gleichgültig zu sein und das Gefühl aus dem menschlichen Herzen zu verbannen. Umsonst bemüht man sich im Glücke kalt zu scheinen und im Kummer unempfindlich zu sein etc. Ich für mein Theil verlange weiter nichts, als daß Fortuna mir die Menschlichkeit und alle die Tugenden nicht verderben soll, zu denen ich mich immer bekannt habe!"

19. März 1742

Um den 30sten war Graf Moritz von Sachsen beim König.

19. März 1742

An eben denselben, daß er ihm folgende Bücher kaufen und schicken soll: Boileau, Cicero's Briefe vom 3. Thl. an, die tuskulanischen Unterhaltungen und die philippinischen Reden, auch Cäsars Nachrichten.

28. März 1742

An eben denselben - trägt ihm auf, der Frau von † sehr harte Dinge zu sagen, weil sie gegen des Königs Absicht über ihren Sohn disponirt.

B.

8. März 1742

Der König ertheilt den Schwenkfeldern freie Religionsübung und ruft die Vertriebenen zurück.

29. März 1742

Wird von dem General Walrawe, Kommendant von Neisse, der Grundstein zu den neuen Festungswerken mit vieler Feierlichkeit gelegt. Die Inschrift auf der Platte, welche mit eingelegt wurde, hatte der Kriegsrath Martini, damaliger Regimentsquartiermeister des neu errichteten Pionier-Regiments, verfertigt. Sie befindet sich in dem Werke: Helden- Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs des Andern etc., Theil 2, S. 567.

<67>

April.

A.

5. April 1742

Von Selowitz nach Wischau 67-+.

7. April 1742

Nach Proßnitz (südlich von Olmütz).

9. April 1742

In Olmütz, Littau.

10. April 1742

Müglitz.

11. April 1742

Mährisch Tribau.

12. April 1742

An Voltaire:

"Der Abt Abt Saint Pierre hat mich mit seiner Correspondence beehrt und mir ein schönes Werk über die Art, wie man den Frieden in Europa wieder herstellen und auf immer befestigen könnte, geschickt". Zwittau.

13. April 1742

Leutomischel in Böhmen, bis den 16ten.

15. April 1742

Schreibt an Jordan:

"Wenn man das Unglück aller einzelnen Menschen zu Herzen nehmen wollte, so wäre das Leben nichts als ein Gewebe von Kummer. Überlassen Sie Jedem die Mühe, die Spindel abzuwickeln, so gut er kann, und schränken Sie sich auf Theilnahme an den Schicksalen Ihrer Freunde ein, das heißt: einer sehr kleinen Anzahl von Personen! das ist bei meiner Ehre Alles, was die Natur von einem guten Bürger fordern kann. Unser Gehirn könnte sonst nicht Feuchtigkeit genug zu Thränen hergeben, die wir vergießen müßten."

16. April 1742

In Hohenmauth.

17. April 1742

Chrudim Hauptquartier bis d. 13. Mai 67-++.

18. April 1742

Schreibt an d'Alembert und trägt ihm auf, sich Mühe zu geben, den Sänger Pinti zu engagiren und ihm bis 4000 Thlr. zu offeriren.

<68>

23. April 1742

Legt General Walrawe den Grundstein zum Festungsbau zu Brieg. (Nähere Nachricht ist zu finden in Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II., Theil 2, S. 569).

25. April 1742

Ergiebt sich auch die Festung Glatz mit Capitulation an den preuß. General v. Derschau. Der östr. Vertheidiger hieß Fontenelle.

Mai.

A.

Mai 1742

In Chrudim.

13. Mai 1742

Nimmt sein Quartier im Lager bei Chrudim.

15. Mai 1742

Marsch nach Cholditz und Czaslau, kampirt des Nachts auf den Höhen von Podhorzan.

16. Mai 1742

In Kuttenberg.

17. Mai 1742

Früh um 8 Uhr trifft der König auf dem Schlachtfelde bei Chotusitz ein. Er siegt über die Östreicher unter Prinz Karl von Lothringen. Preuß. Verlust: 3,500 Todte und Verwundete. Östreichs Verlust: 5600 Todte und Verwundete, 1000 Gefangene, 17 Kanonen, 1 Fahne.

Nach der Schlacht geht der König ins Lager jenseits Czaslau und nimmt in dieser Stadt sein Quartier. Hier gab er sogleich Befehl zum Transport und zur Pflege der Verwundeten. Zum Begräbniß der Todten ließ er einen Platz auf dem Schlachtfelde von 9 Acker (arpens) ankaufen, und es wurde dabei ausbedungen, daß dieser Raum in 25 Jahren nicht beackert werden sollte, nach deren Ablauf aber derselbe an den vorigen Eigenthümer wieder zur freien Benutzung zurückfallen sollte. Nach vollendeter Bestattung der Todten, gaben die Truppen eine dreifache Salve zu Ehren derselben. Auf dem Schlachtfelde hatte er den Erbprinzen von Anhat-Dessau, Leopold Maximilian, zum Generalfeldmarschall ernannt. Von hier schreibt er auch an Jordan und meldet ihm den erfochtenen Sieg, und wenige Tage später an ebendenselben: "Sorgen Sie doch dafür, daß<69> mir der dicke Knobelsdorf schreibe, wie sich Charlottenburg, mein Opernhaus und meine Gärten befinden! Ich bin in diesem Stück ein Kind. Es sind die Puppen, mit denen ich spiele. Grüßen Sie die gute Montbail 69-+, die kleine Tettau 69-++ und den Brausewind 69-+++!"

19. Mai 1742 und 20. Mai 1742

Im Lager bei Zlep, unter Czaslau. Hier setzte der König selbst die Relation von der Schlacht auf. Sie ist nachher unter dem Titel: Rélation de la Bataille de Chotositz in 4to gedruckt erschienen.

An diesem Tage wurde die Danksagung des Königs, wegen des tapfern Verhaltens der Truppen in der Schlacht, bei der Parole im Lager verlesen.

21. Mai 1742

Im Lager bei Brzezy bei Tubadla, südlich Von Chotositz, wo der König auch am 27sten war.

?? Mai 1742

An Jordan:

"Da hätte denn Dein Freund binnen 13 Monaten zum zweitenmal gesiegt. Wer hätte wohl vor einigen Jahren sagen sollen: der Schüler, der von Dir Philosophie, von Cicero Rhetorik und von Bayle das Denken lernte, werde eine militairische Rolle in der Welt spielen? Wer hätte geglaubt, die Vorsehung habe einen Poeten dazu erwählt, daß er das europäische Staatensystem umstürzen und die politischen Combinationen der Könige darin gänzlich ändern sollte? Wann werden wir uns unter den schönen friedlichen Buchen in Rheinsberg oder unter den prächtigen Linden in Charlottenburg wiedersehen? Wann können wir nach unserm Belieben über die Thorheiten der Menschen und über die Wichtigkeit unseres Zustandes philosophiren? Ich erwarte diese glückliche Stunde mit vieler Ungeduld, und das um so mehr,<70> da der Mensch, wenn er alles in der Welt versucht hat, gewöhnlich zu dem Bessern wieder zurückkömmt" etc.

30. Mai 1742

Der König im Lager bei Kuttenberg bis Ende Juni, wohnt auf dem Schlosse Maleschau.

B.

6. Mai 1742

Der Gen.-Lieut. von Marwitz nimmt, im Namen des Königs, die Huldigung von Ober-Schlesien in Neisse an. Marquis d'Argens verläßt Berlin.

6. Mai 1742

Der Gen.-Major Graf v. Rothenburg erhält, nach der Schlacht von Chotositz, den schwarzen Adlerorden.

Juni.

A.

Juni 1742

Der König im Lager bei Kuttenberg (Maleschau).

13. Juni 1742

Meldet an Jordan, daß der Krieg zu Ende ist, und ein guter Friede geschlossen wird.

15. Juni 1742

An Jordan:

"Ein Souverain hat das Glück seines ganzen Volks zum Ziele, und es ist seine Pflicht, daß er es ihm verschafft. Um dahin zu gelangen, muß er sich selbst aufopfern und noch weit eher seine Verträge, wenn sie anfangen dem Wohle seines Volks entgegen zu stehen."

24. Juni 1742

Schreibt er wieder an ebendenselben - gewissermaßen als Fortsetzung des voriges Briefs - eine sehr beherzigenswerthe Bemerkung über voreilige Bekrittelung der Handlung der Regenten.

25. Juni 1742

Der König geht aus dem Lager bei Kuttenberg mit einem Corps über die Elbe und lagert sich am jenseitigen Ufer.

26. Juni 1742

Nach Königsgrätz.

27. Juni 1742

Über Kollin, Chlumetz nach Glatz, wo er Nachmittags 3 Uhr ankommt.

29. Juni 1742

Von Glatz über Frankenstein nach Neisse - bis 2. Juli.

B.

8. Juni 1742

Werden 8 Freibeuter an der Straße von Reinerz nach Lewin aufgehängt.

<71>

9. Juni 1742

Auf Befehl des Königs werden vom Oberst-Lieutenant v. Dewitz der Magistrat und einige Bürger zu Reinerz arretirt und nach Glatz gebracht.

11. Juni 1742

Werden in Breslau die Friedenspräliminarien geschlossen.

21. Juni 1742

Wird Breslau zur dritten Hauptstadt der Königl. Lande erklärt und ihre Privilegien bestätigt.

22. Juni 1742

Proklamation des Friedens im Lager zu Kuttenberg.

Juli.

A.

1. Juli 1742

Der König in Neisse.

2. Juli 1742

In Brieg.

3. Juli 1742

In Breslau, wohnt im Garten des Kaufmann's Ruppert vor dem Ohlauer Thore bis den 9ten.

7. Juli 1742

Der König ertheilt der Stadt Breslau das Recht, jährlich 2 Messen zu halten.

8. Juli 1742

Hört der König die Predigt des Kardinal, Bischofs von Breslau, Grafen von Zinzendorf in der Stiftskirche auf dem Sande 71-+ über Ps. XXII. V. 7-9. Der Prälat Graf Karl Philipp von Schafgotsch las die große Messe.

9. Juli 1742

Von Breslau in Glogau angekommen.

11. Juli 1742

Von Glogau in Frankfurt a. d. O.

12. Juli 1742

In Berlin und nach Charlottenburg.

14. Juli 1742

In Berlin, hält Musterung, speist bei der Königin Mutter in Monbijou - nach Charlottenburg zurück.

16. Juli 1742

Zur Musterung nach Berlin und zurück.

17. Juli 1742

Nach Potsdam.

25. Juli 1742

In Berlin.

?? Juli 1742

Nach Charlottenburg. Der König unterzeichnet den Frieden 71-++

<72>

30. Juli 1742

Von Charlottenburg in Berlin auf der Parade, speist bei der Königin Mutter, nach Charlottenburg zurück.

B.

21. Juli 1742

Kommt Lord Hyndfort in Berlin an, Marquis d'Argens wieder in Berlin.

Nachdem der König aus dem Felde wieder nach Berlin zurück gekehrt war, befahl er, daß, anstatt seine Mutter: die verwittwete Königin zu nennen, künftig derselben der Titel: Ihre Majestät die Königin Mutter, sowohl in Schriften als in der Rede gegeben werden solle.

August.

A.

1. August 1742

Von Charlottenburg nach Berlin und zurück.

2. August 1742

Die regierende Königin, die Königin Mutter und mehrere Prinzen und Prinzessinnen nach Charlottenburg, wo der König, auf Bitte und in Vollmacht des Königs von England, den Lord Hyndfort mit allen üblichen Ceremonien zum Ritter des Distelordens schlägt. Nachher Conzert, Bal en masque, Illumination etc.

3. August 1742

Die sämmtlichen hohen Herrschaften nach Berlin zurück.

3. August 1742

Der König nach Potsdam.

20. August 1742

Von Potsdam über Magdeburg, Vechel, wo er bei dem Herzog von Braunschweig zu Mittag speist, nach Bielefeld, Minden, Lipstadt, Wesel, Achen. Bei ihm waren unter Andern der Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand von Braunschweig etc.

25. August 1742

In Aachen 72-+, consulirt die Ärzte Gotzweiler und Cappel und gebraucht das Bad.

27. August 1742

Giebt Audienz, besucht Msr. Lonay, läßt zur Ader etc.

28. August 1742

Trinkt zum ersten Mal den Brunnen, logirt bei Bacge.

<73>

B.

7. August 1742

Kabinetsordre, daß die Beamten die Unterthanen besser behandeln sollen.

14. August 1742

Über Abschluß des schlesischen Gränzrecesses. Die ausführliche Geschichte der Gränzberichtigung findet man, nebst Karte, in Büsching's Magazin, Theil X. p. 479.

20. August 1742 bis 21. August 1742

In der Nacht brannte das Akademiegebäude unter den Linden in Berlin ab. Viele Antiquitäten, Gemälde, Zeichnungen gingen dabei verloren. Das Polignacsche Kabinet, welches der König (wie man sagt für 40,000 Thlr.) gekauft hatte, kommt in Charlottenburg an. Um diese Zeit war eine Gesellschaft französischer Schauspieler und Tänzer in Berlin, unter ihnen die Familie Cochois.

September.

A.

September 1742

Der König in Achen.

10. September 1742

In Salzthal.

11. September 1742

In Potsdam.

15. September 1742

Von Potsdam in Berlin.

16. September 1742

Nach Schlesien mit den Prinzen Heinrich, August Wilhelm, Ferdinand von Braunschweig.

18. September 1742

Ankunft in Breslau, wohnt im Schlegelbergschen Hause. Abends Commödie.

19. September 1742

Galla und Redoute.

23. September 1742

Redoute im Lokatellischen Hause.

25. September 1742

Von Breslau nach Brieg.

26. September 1742

Nach Neisse.

27. September 1742

Nach Neustadt - an Jordan:

"Ich habe Verse gemacht und sie verloren, auf einem Klavier gespielt, und es ist zerbrochen."

29. September 1742

Schweidnitz.

30. September 1742

Über Jauer und Liegnitz nach Glogau.

<74>

B.

30. September 1742

Befehl an die Berliner Buchdrucker, bei harter Strafe kein Buch ohne Censur zu drucken.

Oktober.

A.

2. Oktober 1742

Ankunft in Berlin.

3. Oktober 1742

Speiste bei der Königin Mutter in Monbijou, dann nach Charlottenburg.

5. Oktober 1742

Von Charlottenburg nach Berlin und zurück.

6. Oktober 1742

Von Charlottenburg nach Potsdam.

12. Oktober 1742

Von Potsdam nach Rheinsberg.

15. Oktober 1742

Von Rheinsberg nach Berlin.

?? Oktober 1742

Nach Charlottenburg.

20. Oktober 1742

Von Charlottenburg nach Potsdam.

?? Oktober 1742

Charlottenburg.

25. Oktober 1742

Von Charlottenburg nach Berlin und zurück.

27. Oktober 1742

Von Charlottenburg nach Berlin.

29. Oktober 1740

Nach Charlottenburg.

30. Oktober 1742

Von Charlottenburg nach Potsdam.

B.

8. Oktober 1742

Wird der P. Tobias Stusche 74-+, bisher Pfarrer zu Reichstein, zum Abt und Prälaten des Klosters Camenz gewählt.

22. Oktober 1742

Kabinetsordre, wegen alljährlicher Einsendung von Tabellen über alle Prozesse.

November.

A.

November 1742

Der König in Potsdam.

7. November 1742 und 8. November 1742 und 9. November 1742

In Berlin - Geburtstagsfeier der regierenden Königin und der Prinzessin Amalie.

?? November 1742

Nach Potsdam.

19. November 1742

Von Potsdam nach Charlottenburg und zurück.

<75>

20. November 1742

In Berlin.

21. November 1742

Nach Charlottenburg und Potsdam.

29. November 1742

Von Potsdam nach Charlottenburg.

B.

6. November 1742

Patent wegen der Benefizien, welche den ausländischen Künstlern, Fabrikanten etc., die sich in preuß. Landen niederlassen wollen, zu Theil werden sollen.

7. November 1742

Der Herzog von Holstein-Gottorp, Karl Peter Ulrich, wird zum Großfürsten von Rußland und zum Thronfolger erklärt.

9. November 1742

Stirbt der Geheime Rath von Tieffenbach in Berlin.

Schon um diese Zeit arbeitet der König an der Schrift welche nach seinem Tode unter dem Titel: Geschichte meiner Zeit, erschien (siehe Briefe an Voltaire vom 18. Novbr. 1742 und vom 6. April 1743).

?? November 1742

Stirbt der Gen.-Major von Derschau in Spandau.

In diesem Monat kam der Bruder des Marquis d'Argens, der Präsident d'Eguilles nach Berlin.

18. November 1742

Bündniß mit England, zu Westmünster geschlossen.

20. November 1742

Feierliche Audienz des Grafen von Richecourt, Gesandten der Königin von Ungarn.

23. November 1742

Kabinetsordre an den Prediger Schubart in Potsdam, in der ihm die, bisher in seinem Hause gehaltenen, Versammlungen unter dem Namen: Erbauungsstunden, untersagt werden.

30. November 1742

Vermählungsfeier des Baron von Kayserling mit der Gräfin von Schlichen.

Dezember.

A.

1. Dezember 1742

Von Charlottenburg in Berlin, wohnt der Opernprobe bei.

11. Dezember 1742

Nach Charlottenburg und zurück.

14. Dezember 1742

Nach Charlottenburg.

15. Dezember 1742

Der König und die Königin, mit mehreren Prinzen und Prinzessinnen, empfangen in Charlottenburg den regierenden Herzog von Braunschweig und dessen Gemalin und gehen mit ihnen Nachmittag wieder nach Berlin.

<76>

B.

1. Dezember 1742

Anfang des Karnevals, mit Assemblée in der Stadt; Sonntags Cour bei der Königin Mutter, Montag Oper (Titus) Mittwoch französische Kommödie, Donnerstag Cour bei der regierenden Königin, Freitag Oper (Cleopatra), mit der das neuerbarte Opernhaus eingeweiht wurde, Sonnabend Assemblée in der Stadt.

Außer den schon genannten Operisten sangen jetzt auch noch: die Sänger Porporino, Stefanino, Paulino und die Sängerin Molteri.

Während des Karnevals befanden sich auch der Markgraf von Schwedt, der Fürst von Anhalt-Bernburg etc. in Berlin.

6. Dezember 1742

Abschluß des Gränzrecesses über Schlesien.

9. Dezember 1742

Verordnung über gottesdienstliche Privatversammlungen.

13. Dezember 1742

Verbot der Versammlungen zu den Erbauungsstunden.

16. Dezember 1742

Der Fürst Blücher von Wahlstadt wird in Rostock geboren.

25. Dezember 1742

Die Mährischen Brüder erhalten die Freiheit, sich in Schlesien niederzulassen.

24. November 1742 und 27. November 1742

Der französische Marschall übergiebt Prag an den östreich. General, Fürsten Lobkowitz.

In diesem Jahre wurde der Königl. Titel zweimal abgeändert. Anstatt: "Souverainer und Oberster Herzog in Nieder-Schlesien" wurde Anfangs dieses Jahres gesetzt: "in Nieder- und Oberschlesien" und in dem schlesischen Gränzreceß, welcher vom 14. August 1742 datirt ist, heißt es: "Souverainer und Oberster Herzog von Schlesien, Souverainer Prinz von Oranien, Neufchatel und Valenzia, wie auch der Grafschaft Glatz" etc. auf die Worte: "zu Meklenburg" folgt: "und Crossen Herzog."

Anmerkung zum Jahre 1742.

Von allen Personen, welche der König seines vertrauten Umgangs würdigte, sind theils umständliche Lebensbeschreibungen<77> vorhanden, wie von Voltaire, Algarotti etc. Theils hat der König selbst in den, auf sie verfertigten, Lobreden, die er in der Akademie vorlesen ließ, eine Skizze von ihrem Leben und Charakter gegeben. Vom Marquis d'Argens ist dies nicht geschehen, was um so mehr bemerkenswerth ist; da der Marquis Mitglied der Akademie und auch eine Zeit lang Direktor der philosophischen Klasse gewesen. Es ist zwar bekannt und ergiebt sich auch aus einigen der letzten Briefe des Königs an d'Argens, daß ein kleiner Zwist unter Beiden stattgefunden, und zwar, wie es scheint, wegen der lange verzögerten Rückkehr des Marquis von seiner, nach Frankreich unternommenen, Reise, weswegen der König ihm auch einen Theil der Pension entzogen haben soll; allein dies kann wohl nicht als Grund angesehen werden, weshalb der König auf ihn keine Lobrede geschrieben, denn einerseits beweisen seine Briefe an die Mutter des Marquis, daß seine Achtung und Liebe für den Verstorbenen immer dieselbe geblieben ist, andrerseits war Friedrich von Voltaire doch in der That oft und schwer beleidigt worden, was ihn aber nicht gehindert hat, auf ihn eine Lobschrift zu schreiben.
     

Von d'Argens Leben etc. sind außer den, von ihm selbst geschriebenen aber wenig bekannt gewordnen und bald vergessenen, Mémoires de Msr. le Marquis d'Argens, Londres 1735, welche ohnehin nur bis 1731 gehen, beinahe gar keine zusammenhangende Nachrichten vorhanden, obgleich sein Leben so reich an merkwürdigen, oft wechselnden und nicht selten an's Romanhafte gränzenden, Begebenheiten ist. Was Thiebault davon erzählt, ist theils offenbar falsch wie aus d'Argens und des Königs Briefen zu erweisen ist, theils höchst unzuverlässig, so auch das, was das Conversations-Lexikon, welches aus Thiebault geschöpft hat, enthält. Im Jahr 1807 erschien zwar in Paris eine neue Auflage jener oben erwähnten Mémoires de Marquis d'Argens (nach der Londoner Ausgabe von 1735) mit dem viel versprechenden Zusatze auf dem Titel: Nouvelle édition précédée d'une notice historique sur la vie de l'auteur, sur son sejour à la cour de Fredéric II. sur ses rélations avec le Prince et sur les personnes dont il est parlé dans l'ouvrage et suivi de lettres du même auteur sur<78> differens sujets. 426 Seiten. Allein die Notice ist gänzlich aus den, bei uns längst bekannten, Schriften Thiebaults und Nicolai's genommen und enthält also nichts Neues. Die Briefe, deren 13 Stück aus dem Jahre 1740 sind, sind von gar keiner Bedeutung.

Unter solchen Umständen glauben wir, daß es den Lesern nicht unangenehm sein wird, wenn wir hier eine etwas umständlichere Schilderung von dem Leben und Charakter eines Mannes geben, der beinahe die Hälfte seines ganzen Lebens bei Friedrich d. Gr. zugebracht hat und der von allen Gesellschaftern des Königs - Lord Marshall vielleicht ausgenommen - ihm gewiß am meisten und aufrichtigsten ergeben war, und auch seines Vertrauens und seiner Freundschaft in einem hohen Grade genossen hat, wie die, auf 260 Briefe sich belaufende, Korrespondenz mit dem König die überzeugendsten Beweise liefert.

Jean Baptist de Boyer, Marquis d'Argens ist geboren 1704 zu Aix in der Provence, wo sein Vater Präsident war. In seinem 14. Jahre nahm er Militairdienste im Cavallerieregiment Toulouse, welches in Strasburg stand. Die, ihm eigene, Trägheit erschwerte ihm den Dienst sehr, weshalb er bald seinen Abschied nahm. Nach 2 Jahren verliebte er sich in eine Schauspielerin, Sylvie du Tremblai, und wollte sie schlechterdings heirathen. Die verweigerte Einwilligung des Vaters und die Drohung, ihn zu enterben, bewirkten nur, daß er mit seiner Geliebten nach Spanien entfloh. Hier wurde er erkannt und verhaftet. Vergebens versuchte er sich mittels gestoßenen Glases zu tödten, er wurde nach Frankreich zurückgebracht und ging nun mit dem franz. Gesandten von Andresse nach Konstantinopel. Zuvor aber nach Algier, wo der Gesandte ebenfalls Geschäfte hatte, dann nach Tunis, Tripolis, Lampadouse, Argentiere. In Konstantinopel blieb er 5 Monate; sowohl hier als an allen vorgedachten Orten hatte er häufig verliebte Abentheuer, die er oft mit größter Verwegenheit und mit Lebensgefahr bestand. Zu Argentiere hatte er sich nach dasigem Landesgebrauch verheirathet. Nach seiner Rückkunft in Frankreich, ward er Advokat zu Aix, in Welchem Amte er sich auszeichnete. Bald nachher erwachte in ihm ein unwiderstehlicher Hang, sich den Künsten und Wissenschaften<79> zu widmen. Er beschäftigte sich nun eifrig mit Musik, Malen etc. und eben so mit dem Studium der Philosophie. Alle diese Beschäftigungen hinderten indeß nicht, daß er, auch während dieser Zeit, vielfältig verliebte Abentheuer hatte, besonders mit Schauspielerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen, unter denen auch eine Catalane war. Mit einer andern ging er nach Marseille, wo er sich mit ihr niederließ, kurz nachher aber ganz ernstlich an eine Heirath mit einem sehr reichen, aber wie er selbst sagt, vorne und hinten ausgewachsenen und nicht drei und einen halben Fuß großen Frauenzimmer dachte. Zu gleicher Zeit stand er noch mit 2 oder 3 andern Frauenzimmern in ähnlicher Verbindung, und da er allen Hoffnung gemacht hatte, sie zu heirathen, sie aber natürlich nicht erfüllen konnte, auch seine Finanzen sich in großer Zerrüttung befanden, so entschloß er sich, sie alle sitzen zu lassen und Marseille zu verlassen. Nachdem er endlich Gelegenheit gefunden, auf's Neue Geld aufzunehmen, führte er seinen Entschluß aus und reiste nach Paris. Hier setzte er seine Studien wie seine Galanterieen fort, versuchte auch das Spiel und war so glücklich, gleich anfangs in anderthalb Stunden 6000 Livres im Roulette zu gewinnen. Dieses Geld verwandte er zu einer Reise nach Rom, welche er gleich 3 Tage nachher antrat. In Rom lebte er anfangs ganz den Künsten; aber schon nach 8 Wochen war er durch neue Liebeshändel gezwungen, Rom zu verlassen, um den Nachstellungen der rachsüchtigen Italienerinnen zu entgehen. Er kehrte nach Marseille zurück. Einige Zeit nachher (1733) nahm er wieder Kriegsdienste, bei Kehl wurde er verwundet, und ein Sturz mit dem Pferde nach der Belagerung von Philipsburg machte ihn zum Kriegsdienst untüchtig. Er erhielt seinen Abschied und ging wieder nach Paris. Nach allem bisher Erzählten wird man sich leicht denken können, daß, auch während seines Militairdienstes, die Liebeshändel kein Ende nahmen. In Paris beschäfftigte er sich mit Schriftstellerei. Wegen seines Buches, Philosophie du bon sens, ward er von der Geistlichkeit verfolgt, und dies veranlaßte ihn, Frankreich zu verlassen. Er lebte nun in verschiedenen Ländern, besonders in Holland, wo er sein Lettres juives und viele andere Schriften herausgab. Um das Jahr 1740 ging er nach Stuttgard, wo er von der Mutter<80> des, damals regierenden, Herzogs (Karl Eugen, der in Berlin erzogen worden) sehr gütig aufgenommen und protegirt wurde. Sie gab ihm ein Empfehlungsschreiben an Friedrich d. Gr., den er aber in Berlin, wohin er sich wahrscheinlich schon im Oktober 1741 begab, nicht fand (s. Jordans Brief an den König No. 43). Im folgenden Jahre ernannte ihn der König zum Kammerherrn, übertrug ihm auch eine zeitlang die Direktion der Schauspiele und gab ihm eine, nach und nach bis auf 1000 Thlr. erhöhete, Pension. 1744 ward er Direktor der philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften. D'Argens hatte mancherlei und große Schwachheiten an sich; er glaubte an Ahnungen und Vorzeichen, fürchtete sich vor allen Krankheiten und ließ sich leicht einreden, er sei krank etc. Er hatte in seinen frühern Jahren viele Thorheiten begangen und wird noch mehrerer beschuldigt. Ein Schriftsteller sagt von ihm, der Marquis war ein wahrer Cyniker an Leib und Seele; man hatte ihn dem König als Verfasser des äußerst skandalösen und schmutzigen Buches, Thérése Philosophe 80-+ genannt, weshalb der König die vornehmsten und anstößigsten Scenen daraus so soll haben malen lassen, daß die Hauptpersonen dem Marquis und seiner nachmaligen Frau sehr ähnlich gewesen, und mit dieser Sammlung habe er heimlich die, für den Marquis bestimmten, Zimmer auszieren lassen. Ein Andrer 80-++ sagt: Le M. d'Argens est du nombre de ces écrivains qui ont deshonoré le siecle, où ils ont vécu par le libertinage d'esprit le plus scandaleux etc. Alles dies mag vielleicht von seinem frühem Leben gesagt werden können; aber während seines 28jährigen Aufenthalts bei Friedrich d. Gr. hat er sich immer und unwandelbar von einer sehr edeln und hochachtungswürdigen Seite gezeigt und selbst jener Tadler seines Benehmens sagt: Il es juste néanmoins de reconnaître les excellentes qualités de l'homme social<81> dans le Marquis d'Argens. Il étoit bon, officieux, bienfaisant. Il n'employa jamais le crédit, qu'il eut pendant son séjour à Berlin, auprès du grand Roi, qui l'avoit attaché à son service et admis dans sa familiarité, que pour protéger ceux qui recouroient à ses bon offices, et principalement les français, ses compatriotes, et sous ce rapport, sa mémoire est encore en vénération dans la Capitale du Brandebourg. Fredéric n'eut jamais, à proprement parler, ni courtisans ni favoris; mais si dans le nombre de ceux, qui eurent un libre accès à sa cour, il s'en trouva quelques-uns, que ce prince chérit veritablement, M. d'Argens fut toujours celui qu'il distingua le plus. Il n'etoit pas sans estime pour ses talens, ses opinions philosophiques lui étoient encore plus agreables, par la conformité, qu'elles avoient avec les siennes. Il aimoit sa vivacité, son enjouement sa franchise vraiment provençale, et il aboit tant de confiance dans son honnêteté qu'il ne craignit jamais, dans aucune occasions et sur les affaires même les plus delicates de lui devoiler toutes ses pensées. Les lettres qu'il lui écrivoit en fournissent la preuve.

Es scheint die Bestimmung des Marquis gewesen zu sein, eine Lebensgefährtin vom Theater zu erhalten. Er verheirathete sich mit der Tänzerin, Demoiselle Cochois. Der König gab nicht nur seine Einwilligung dazu, da die Dem. Cochois wirklich eine Person von Geist und Talent war und in jedem Betracht alle Achtung verdiente, sondern er räumte auch den Neuvermälten eine Wohnung in Sanssouci und später im neuen Palais ein. Die Ehe war eine der glücklichsten, da sie jedoch ohne Kinder blieb und der Marquis ein großer Kinderfreund war, so hatte er nacheinander zwei Pflegetöchter bei sich, auf deren gute Erziehung und künftige vortheilhafte Versorgung er sehr bedacht war. In Religionssachen war er tolerant, doch keineswegs ein Spötter derselben, wie man ihn wohl zuweilen beschuldigt hat, wiewohl er oft über die Pfaffereien der katholischen Geistlichen und Mönche mit sehr lebhaftem Witz lachte. Seine Gemalin ging sonntäglich in die Messe. Seinen alten<82> treuen Bedienten Jean und seine Köchin, die lutherisch waren, schickte er Sonntags Nachmittag in die lutherische Kirche, und seine erste Pflegetochter, die reformirt war, mußte nicht allein alle Sonntage eine reformirte Predigt hören, sondern er machte sogar für sie, da er sie besonders liebte, einen kurzen Auszug aus dem Heidelberger Katechismus und unterwies sie in der Religion nach reformirten Grundsätzen. Er selbst hörte freilich weder Messe noch Predigt. Er liebte die Deutschen und deren Schriftsteller, ließ sich aus verschiedenen deutschen Werken Auszüge machen und sprach in seinen letzten Schriften mit großer Achtung von ihnen. Eben so auch gegen den König. Er war es auch, der mit Quintus Icilius den König zuerst darauf aufmerksam machte, daß seit 1740 eine vortheilhafte Revolution in der deutschen Literatur vorgegangen sei. Als im Jahre 1766 eine Menge Franzosen als Accisebedienten in's Land gerufen wurden und noch eine größere Menge, worunter zum Theil freilich viel Abentheurer und schlechte Leute waren, herzuliefen, in der Meinung, ihr Glück im Preußischen zu machen, ärgerte sich der gute alte Mann so, daß er gar nicht mehr ein Franzose heißen wollte. Er könne nun wohl, meinte er, für einen Deutschen gelten, da er länger als zwanzig Jahre in Deutschland wohne. Sein geliebtes Vaterland, die Provence und deren beau soleil, die, wenn man sie nur nannte, seine ganze Physiognomie erheiterte, konnte er jedoch nicht vergessen. Er machte, während seines Aufenthalts beim König, mehrere Reisen dahin. Als er die letzte Reise dahin im Jahre 1769 unternahm, war der König so gerührt, daß er ihn nicht wollte persönlich Abschied nehmen lassen sondern es schriftlich that. D'Argens lebte nun in Frankreich etwas über ein Jahr meist zu Eguilles, eine kleine Meile von Aix. Den Winter zu Ende 1770 wollte er bei seiner zweiten Schwester, der Baronin de la Charde auf einem Landgute, nahe bei Toulon, zubringen. Allein es stieß ihm bald ein Fieber zu und er wurde deshalb nach Toulon gebracht. Hier starb er, wie man glaubt aus Ungeschicklichkeit des Arztes, am 12. Januar 1771 82-+. Der König ließ ihm ein Monument errichten, welches die Inschrift:

<83>

Veritatis amicus
Erroris inimicus

erhalten, sollte, aber die Religiosen (die Minimen), in deren Kirche zu Aix es aufgestellt wurde, setzten zwei andere an seine Stelle. Bei der Zerstörung der Mönchsklöster, während der französischen Revolution, erlitt auch das Monument selbst eine Veränderung. Eine Abbildung desselben, wie es ursprünglich war, findet man in Sulzers Tagebuch seiner Reise etc. Leipzig 1780. Eine andere, wie es nachher gestaltet gewesen, sowie die Erzählung von den höchst sonderbaren Schicksalen dieses Monuments werden umständlich mitgetheilt in der Berliner Zeitschrift: der Freimüthige, vom Jahr 1808, No. 23. Sie sind genommen aus Aubin Louis Millin's Voyage dans les Departements du midi de la france. 2. Tomes, Paris 1807.

In einem, vor uns liegenden, Heft von Nicolais Anekdoten finden sich folgende Randbemerkungen und Berichtigungen von der Hand des Herausgebers.

Heft 1, S. 14. "D'Argens verheirathete sich am 21. Jan. 1749 mit Dem. Barbe Cochois."

S. 16 bei den Worten: "er war unbeerbt, liebte", welche unterstrichen sind, steht: Barbe Girault ist seine einzige Tochter. Ebendaselbst bei den Worten: "die zweite Pflegetochter adoptirte" ist "adoptirte" ausgestrichen und dafür beigeschrieben: "er erklärte sie unter d. 18. Dezbr. 1769 für seine einzige eheleibliche Tochter" und: "sein Testament ist zu Aix den 22. März 1771 publicirt."

S. 68, wo der Brief d'Argens an den König, in welchem er für Mendelsohn ein Schutzprivilegium erbittet, mitgetheilt wird und wo es heißt: Il y a dans tout ceci trop de philosophie ist beigeschrieben: "Eigentlich hatte d'Argens beigeschrieben: trop peu de religion, ich getraute mich aber nicht dies drucken zu lassen!"


63-+ Dieser war ein natürlicher Sohn des Königs von Polen, August und der Gräfin von Königsmark. Jenen hatte August mit der Fürstin Lubomierska, die nachher vom Kaiser zur Reichsfürstin unter dem Namen von Toschen ernannt wurde, erzeugt.

64-+ Ein anderer Berichterstatter fügt hier hinzu: "und vollends die, mit Anmuth vereinbarte, Gestalt des Königs, seine durchdringenden Augen, sein bräunlich schönes und ohne Zwang aufgerolltes Haar" etc.

65-+ Ein natürlicher Sohn Augusts, Königs von Polen, welchen er mit einer Frau von Spiegel erzeugt hatte.

65-++ Die östr. milit. Monatsschrift 1828, Heft 10, hat (wohl irrig) den 7ten von Wischau nach Iglau, den 8ten nach Gurein, den 16ten von Iglau nach Znaim, wo er den 19ten eintraf. Ein Brief des Königs vom 11ten an Jordan ist aus Groß-Bitesch datirt.

65-+++ S. Anmerkung am Schluß dieses Jahres.

67-+ An diesem oder dem folgenden Tag muß auch der Brief des Königs an Jordan geschrieben sein, der in den hinterlassenen Werken irrig vom 2. April datirt ist.

67-++ In demselben Hause, welches Friedrich d. Gr. hier bewohnte, übernachteten auch des jetzigen Königs Majestät, als Allerhöchstdieselben, im August 1812, aus Schlesien über Prag nach Töplitz reis'ten.

69-+ Eine Tochter der Frau von Rocoule aus ihrer ersten Ehe. Die war Oberhofmeisterin bei den Prinzessinnen Ulrike und Amalie.

69-++ Hofdame bei des Königs Gemalin.

69-+++ Gemalin des damaligen Kammerherrn, nachherigen Oberhofmeisters der regierenden Königin, Freiherrn von Morrini. Sie war eine Tocher des Grafen v. d. Marwitz.

71-+ Der Kardinal Bischof von V., Graf Zinzendorf, war mit Erlaubniß des Königs wieder nach Breslau zurückgekehrt; er wurde in allen seinen Ehren und Würden bestätigt und auch zum General-Vikar über alle, im Königl. preuß. Lande befindlichen, katholischen Geistliche ernannt.

71-++ Der König erwarb Ober- und Niederschlesien (mit Ausnahme eines kleinnen Theils, welcher Östreich verblieb) und die Grafschaft Glatz. Zusammen c. 642 Meilen (damals) mit c. 1,700,000 Einwohnern.

72-+ Nach den Mem. pour servir à l'histoire Fr. le gr. II. p. 100 soll der König 20 Mann Garde bei sich gehabt haben, die vor dem Zimmer Wache gehalten, was wohl ein Irrthum ist, oder es müßte die Achener Stadtgarde gemeint sein.

74-+ Von diesem Stusche s. oben unter: Berichtigungen.

80-+ D'Argens Schriften findet man verzeichnet in Trinius Freidenker-Lexikon, dieses skandalöse Buch ist aber nicht darunter.

80-++ Borellin. Caractère des personnages les plus marquans dans les différentes Cours de L'Europe etc. Paris 1808. T. III. p. 160.

82-+ In Preuß etc. Thl. IV. S. 189 ist der 26. Dezbr. 1771 als sein Toddestag angegeben. Friedrichs Brief vom 6. Februar 1771 an die Marquise und deren Antwort vom 19. März bezeigen das Gegentheil.