Januar 1749.

A.

2. Januar 1749

Der König in Berlin.

9. Januar 1749

Der König belehnt mit großer Feierlichkeit den Fürsten Lobkowitz mit Sagan.

9. Januar 1749

Große Tafel bei dem König, wobei vom goldenen Servis gespeist wird.

13. Januar 1749

Der König belehnt mit großer Feierlichkeit den Fürst-Bischof von Breslau mit Neisse und Grotkau.

14. Januar 1749

Der König mit dem General Fouqué nach Potsdam.

17. Januar 1749

Aus Potsdam in Berlin.

24. Januar 1749

Feier des Geburtstags des Königs bei der Königin Mutter, Abends bei der reg. Königin.

31. Januar 1749

Der König nach Potsdam.

B.

14. Januar 1749

Algarotti kommt aus Venedig nach Berlin zurück.

23. Januar 1749

D'Arget lies't in der Akademie die Abhandlung des Königs,de la Superstition etc. vor.

23. Januar 1749

Bewegung etc. in Berlin, wegen gewaltsamer Wegnahme mehrerer Bedienten zu Soldaten 169-+.

24. Januar 1749

Erklärung des Königs über diesen Vorfall zur Beruhigung der Einwohner.

30. Januar 1749

Starb in Leipzig Graf Manteufel, Friedrichs Freund und gewissermaßen auch Lehrer in der Staatskunst, Stifter der Gesellschaft der Aletophiloren in Berlin 1) 169-++.

<170>

Februar.

A.

1. Februar 1749

Feldmarschall v. Keith, die Gen. v. Stille, v. Rothenburg, v. Winterfeld; desgl. d'Argens und Algarotti zum König nach Potsdam.

3. Februar 1749

Intermezzo in Potsdam.

13. Februar 1749

Der König schreibt an Voltaire:

"Ich bin nicht so thöricht, daß ich mir einbilden sollte, ein Deutscher könne gute französische Verse machen. Meine Ode über den Krieg enthält meine wahren Gesinnungen. Unterscheiden Sie den Staatsmann von dem Philosophen und wissen Sie, daß man aus Gründen Krieg führen, aus Pflicht ein Politiker und aus Neigung ein Philosoph sein kann etc. (dann folgen Urtheile über Crebillon's Trauerspiel, über Rhadamist, Elektra Semiramis etc.) Wenn es angeht, daß Sie im Juli eine Reise hieher machen, verspreche ich Ihnen ein episches Gedicht von ungefähr 4000 Versen (das Palladium), dessen Held Valori ist" etc.

B.

14. Februar 1749

Der Minister v. Finkenstein zum König nach Potsdam bis den 19ten.

23. Februar 1749

Der Minister v. Gotter zum König nach Potsdam.

März.

A.

März 1749

Der König in Potsdam.

3. März 1749

Aus Potsdam in Berlin.

3. März 1749

Nach Potsdam.

5. März 1749

Schreibt an Voltaire:

"Ich schicke Ihnen noch eine Epistel (die Epistel an d'Arget in den Poésies diverses). Sie enthält eine Apologie der armen Könige, die von Jedermann getadelt und doch wegen ihres vermeinten Glückes hundert Mal beneidet werden. Das Versemachen ist meine Erholung. Das Studium der Dichtkunst verlangt, daß man sich ihm<171> ganz widme; aber mich zerstreuen tausend Pflichten, tausend Beschäftigungen. Ich bin ein Galeerensclav, der an das Schiff des Staats geschmiedet ist oder auch ein Steuermann, der nicht von dem Steuerruder weggehen oder einschlafen darf" etc.

17. März 1749

Aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem russ. Gesandten, Grafen Kayserling, die Abschiedsaudienz.

18. März 1749

Nach Potsdam.

25. März 1749

Aus Potsdam in Berlin.

27. März 1749

Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter; es wird die Oper Angelika und Medoro gegeben.

28. März 1749

Nach Potsdam.

B.

16. März 1749

Genehmigt der König die Anstellung besonderer Bücher-Censoren.

April.

A.

April 1749

Der König in Potsdam.

26. April 1749

Aus Potsdam in Berlin.

28. April 1749

Früh um 5 Uhr nach Schlesien, über Frankfurt, Crossen.

29. April 1749

In Grüneberg und Glogau.

30. April 1749

In Breslau.

Mai.

A.

2. Mai 1749

Musterung bei Breslau.

4. Mai 1749

Von Breslau über Ohlau und Brieg nach Oppeln

5. Mai 1749

In Kosel und Ratibor.

6. Mai 1749

Über Neisse nach Glatz.

9. Mai 1749

Von Glatz nach Frankenstein.

10. Mai 1749

In Schweidnitz.

11. Mai 1749

In Landshut, logirt bei dem Kommerzienrath Fischer und kehrt nach Schweidnitz zurück.

12. Mai 1749

In Liegnitz.

15. Mai 1749

In Potsdam.

<172>

B.

11. Mai 1749

Edikt wegen wiederhergestellter Censur und Verbot, anstößige und scandalöse Schriften zu drucken und zu verlegen.

21. Mai 1749

Der König befiehlt, daß alle Justizkollegien, Landstände, Städte und Provinzen, hinsichtlich ihrer Statuten, auch alle Juristenfakultäten über den, so eben in Druck erschienenen, ersten Theil des Projekts eines Corporis juris Fridericiani ihre Monita binnen Jahresfrist einschicken sollen.

Von diesem Projekt erhielten später nur das 2te und 3te Buch in der Altmark Cleve, Ostfriesland, Lingen, Minden und in Schlesien in Ehe- und Vormundschaftssachen Gesetzkraft.

Juni.

A.

Juni 1749

Der König in Potsdam.

16. Juni 1749

Ital. Intermezzo.

23. Juni 1749

Aus Potsdam in Berlin, besucht den kranken Feldmarschall Keith - speis't bei der Königin Mutter in Monbijou.

24. Juni 1749

Nach Potsdam.

27. Juni 1749

Die Prinzessin Amalie in Potsdam, desgl. der regierende Fürst von Anhalt-Dessau.

28. Juni 1749

Musterung bei Potsdam, welcher die Prinzessin Amalie beiwohnt. Nachmittag besieht sie Sanssouci und kehrt nach Berlin zurück.

Nach Berlin.

B.

16. Juni 1749

Erschienen die neuen Kriegsartikel 172-+

<173>

Juli.

A.

1. Juli 1749 bis 6. Juli 1749

Musterung in Berlin vor dem Halleschen Thore.

6. Juli 1749

Nach Potsdam.

8. Juli 1749

Von Potsdam nach Ruppin.

9. Juli 1749

Nach Potsdam zurück.

9. Juli 1749

Maupertuis zum König nach Potsdam.

13. Juli 1749

Der Marschall von Frankreich, Graf Moriz von Sachsen, kommt nach Berlin, log: im Vincentschen Gasthofe (Stadt Paris) in der Brüderstraße.

15. Juli 1749

Derselbe nach Potsdam, wo er mit dem König in Sanssouci speis't, Abends Intermezzo.

Schreibt an Voltaire:

"Ich will alle Beschwerden aufgeben, wenn Sie hieher kommen, wo nicht, so fürchten Sie sich vor einem Epigramm! - ein Dichter, so schlecht er auch sein mag, ist ein Thier, das man mit Schonung behandeln muß" etc.

16. Juli 1749

Der Marschall, Graf Moritz, erhält vom König sein Portrait und eine kostbare Tabatiere zum Andenken. Er verläßt an demselben Tag Potsdam und geht nach Dresden.

30. Juli 1749

Der König in Berlin, speist bei der Königin Mutter.

31. Juli 1749

Besucht das Invalidenhaus und geht nach Potsdam.

B.

3. Juli 1749

D'Arget liest in der Akademie die Abhandlung des Königs des Moeurs, des Coutumes etc. vor.

15. Juli 1749

Kabinetsordre an die churmärksche Kammer, wegen des Prügelns der Bauern von den Beamten.

Der Königi. Lustgärtner Michelmann überreicht dem König Pfirsichbäume mit Früchten, nach Gleditsch, ohne Erde in Moos gezogen.

<174>

August.

A.

2. August 1749

Maupertuis zum König nach Potsdam.

15. August 1749

Der König in Sanssouci.

16. August 1749

In Berlin, besieht den Bau des Prinz Heinrichschen Palais, speis't bei der Königin Mutter in Monbijou.

17. August 1749

Nach Potsdam.

18. August 1749

Die Königin Mutter, welche von dem Magistrat etc. zu Potsdam feierlich eingeholt wird, nach Sanssouci, desgl. die Prinzessin Amalie und der Prinz von Preußen.

19. August 1749

In Sanssouci ital. Intermezzo.

20. August 1749

Ebendaselbst Ball, welchen der König mit der Prinzessin Amalie eröffnet. Das Schloß Sanssouci war illuminirt.

21. August 1749

Italienisches Intermezzo.

22. August 1749

Conzert.

23. August 1749

Die Königin Mutter und die Prinzessin Amalie nach Berlin zurück.

27. August 1749

Der König nach Berlin.

28. August 1749

Nach Potsdam.

September.

A.

1. September 1749

In Berlin.

3. September 1749 bis 6. September 1749

Pontonnier- und Artillerie-Manövre bei Potsdam.

6. September 1749

In Potsdam - schreibt an Algarotti in Berlin und schickt ihm einen Entwurf (Canevas) zur Oper Coriolan 174-+.

<175>

12. September 1749

An Algarotti in Berlin:

"Voltaire hat wieder einen schändlichen Streich begangen. Er verdiente am Parnaß gebrandmarkt zu werden. Es ist in der That schade, daß eine so niedrige Seele mit einem so schönen Genie vereinigt ist. Er hat das Belustigende (gentilesse) und die Bosheit eines Affen. Ich werde Ihnen die Sache erzählen, wenn ich Sie sehe. Indessen thue ich, als wüßte ich von nichts; denn ich brauche ihn beim Studium der französischen Sprache. Man kann ja gute Sachen auch von einem Nichtswürdigen (Scelerat) lernen. Ich lerne von ihm französisch, was kümmert mich seine Moral?! Dieser Mensch hat das Mittel gefunden, das Entgegengesetzte zu vereinigen. Man bewundert seinen Geist, während man seinen Charakter verachtet!"

22. September 1749

Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter.

23. September 1749

Nach Charlottenburg und Potsdam.

B.

10. September 1749

Starb die Marquise Düchatelet zu Luneville 2) ), die Freundin Voltaires, welchem zu Gefallen der König mehrere Male an sie schrieb und sie die göttliche Emilie nannte. (S. hinterlassene Werke Friedrichs d. Gr., Theil 10, S. 205-232 und Thl. 15, S. 229-268). Sie hat mehrere gelehrte Schriften herausgegeben. Ihre Naturlehre, ihre Abhandlung vom Feuer, wofür ihr der Preis von der Königl. Akademie der Wissenschaften zuerkannt wurde, sind bekannt.

Oktober.

A.

Oktober 1749

Der König in Potsdam.

15. Oktober 1749

In Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.

16. Oktober 1749

Nach Potsdam.

November.

A.

November 1749

Der König in Potsdam.

<176>

10. November 1749

An d'Arget:176-+

"Überlassen Sie sich nicht dem Schmerz! Sie sind weise, so müssen Sie erwägen, daß der Mensch nicht unsterblich und sein Leben kurz ist, und daß es bei der wenigen Zeit, die wir hier zubringen können, nicht der Mühe lohnt uns zu betrüben. Die Ereignisse liegen außer uns, und man handelt strafbar, wenn man als Philosoph über die Gesetze der Natur und als Christ über den Willen der Vorsicht murrt. Bedenken Sie, daß der Himmel Ihnen nur einen Theil von dem entreißt, was er Ihnen gegeben hat und daß Sie ihn beleidigen, wenn Sie alle die Gaben verachten, die er Ihnen noch läßt! Sie haben einen Sohn; es ist Ihre Pflicht ihn zu erziehen und für seine beste Ausbildung zu sorgen. All' Ihr Schmerz ist fruchtlos. Die gestorben sind, wissen davon nichts und die Lebenden fordern von Ihnen, daß sie ihm gehörige Schranken setzen, nachdem seine ersten Ausbrüche vorüber sind. Denken Sie lieber an Zerstreuung, als daß Sie sich so der Betrübniß überlassen! Wenn Sie das Erforderliche in Ordnung gebracht haben, so kommen Sie hieher! Ich verlange von Ihnen nichts weiter, als daß Sie sich aller ernsten<177> Betrachtungen entschlagen. Geboren werden und Sterben ist das Loos der Menschheit; wer in Erstaunen geräth, wenn sich diese beiden Ereignisse zutragen, beweis't, daß er über seinen Zustand nie nachgedacht hat. Reissen Sie mit Gewalt Ihre Augen von dem Gegenstand los, der Sie so niederschlägt, sehn Sie auf etwas Anderes.

Montague sagt sehr gut, jedes Ding in der Welt hat seine zwei Handhaben, eine gute und eine schlechte, je nachdem wir es nun anfassen, macht es Eindruck auf uns.

Ich fühle den Schmerz, der Sie niederdrückt, in seinem ganzen Umfange, dessenungeachtet halte ich dafür, daß Sie, bei Ihrem Geist, Zeit zum Trost gewinnen müssen. Wären wir nicht rechte Thoren, wenn wir darüber in Verzweiflung geriethen, daß der gestrige Tag verflossen ist! Es werden ihrer noch so viele verfließen und keiner davon zurückkehren. In diesem Augenblick müssen Sie zeigen, daß Sie Mann sind und Sich selbst überwinden. Die Schrift sagt: Wer seines Muthes Herr ist, ist besser, denn der Städte gewinnt. Leben Sie wohl mein guter Darget! Möchte doch mein Sermon Eindruck auf Ihr Herz machen und ihm die Ruhe wieder geben, deren es sicher so sehr bedarf."

In diesem Jahre erschien: Wahrhafter Plan, betreffend die Reforme der Justiz, welchen Se. Königl. Majestät von Preußen Selbst und durch Dero eigene Lumieres formirt haben, wornach alle Processe in Sr. Königl. Majestäten Provinzen tractiret und in drei Instanzen in einem Jahr geendigt werden.

Anmerkungen zum Jahre 1749.

Graf Ernst Christoph von Manteuffel, geboren den 22. Juli/2. August 1676 hatte in seiner Eltern Hause einen vorzüglichen Privatunterricht genossen und nachher in Leipzig die akademischen Studien vollendet. 1697 ging er auf Reisen und erhielt nach seiner Rückkunft 1700 die Stelle eines Kammerjunkers bei dem damaligen Churfürsten von Brandenburg, Friedrich III., dessen Krönung er in Königsberg beiwohnte. Bald nachher forderte er seine Entlassung und trat als Legationsrath in Sächsische Dienste,<178> wo er als Gesandter an verschiedenen Höfen verschickt und in vielen wichtigen Staatsgeschäften gebraucht wurde. 1715 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Berlin. 1716 wurde er nach Dresden zurückgerufen und zum Geh. Kabinets-Minister ernannt. 1719 erhob ihn Karl VI. in den Grafenstand. Bei dem Besuch, welchen der König von Preußen Friedrich Wilhelm I. mit dem Kronprinzen in Dresden ablegte, wurde er diesem zuerst bekannt. Als später der König von Polen und Churfürst von Sachsen den Besuch in Berlin erwiederte, begleitete ihn Manteuffel dahin. Der Tod seines Schwiegervaters, des Baron Bludowsky und andere Umstände, auch seine geschwächte Gesundheit brachten ihn zu dem Entschluß, sich in das Privatleben zurückzuziehen. Er nahm also seinen Abschied und begab sich auf seine väterlichen Güter nach Pommern, wo er sich ein Lusthaus erbaute, dem er dem Namen Kummerfrei gab. Hier erhielt er einen Besuch Friedrich Wilhelm's I., dem der Ort so wohl gefiel, daß er 2 Tage daselbst verweilte. 1733 zog ihn die Liebe zu den Wissenschaften nach Berlin, wo er im Umgang mit den Gelehrten, besonders dem Probst Reinbeck, sein einziges Vergnügen fand. 1736 stiftete er eine besondere Gesellschaft von Gelehrten, die er Societatem Aletophilorum oder Gesellschaft der Liebhaber der Wahrheit nannte. Sie bestand aus einigen, theils zu Berlin theils auswärts wohnenden, Verehrern der Wolf'schen Philosophie. Es wurde darauf eine Medaille geprägt, welche auf der einen Seite das Brustbild der Minerva, mit zwei Köpfen auf dem Helm, Leibnitz und Wolf vorstellend, zeigt, mit der Umschrift aus dem Horaz: Sapere aude. Der Revers enthält die Inschrift: Societas Aletophilorum ab Ern. Christophoro S. R. J. Comite de Manteufel instituta. Berol. MDCCXXXVI. Er hat mehrere Predigten seines hochverehrten Freundes, des Probstes Reinbeck und dessen kleine Schriften in's Französische übersetzt, auch eine Gedächtnißmünze auf ihn entworfen, welche nachher die Herzogin von Sachsen-Gotha hat ausprägen lassen. Die Abbildung davon ist der, von M. herausgegebenen, Übersetzung der kleinen Schriften Reinbeck's vorgesetzt. In demselben Jahre wandte er sich nach dem Wunsche seiner Gemalin, welche das Rittergut, Lauer<179> bei Leipzig besaß, nach dieser Stadt und feierte hier 1743 das 50jährige Jubiläum seiner Aufnahme als akademischer Bürger, welches Fest durch eine, ihm zur Ehre geschlagene, Medaille verherrlicht wurde. 1748 wurde er auf Empfehlung des Prinzen von Wallis zum Mitgliede der Königl. Societät der Wissenschaften in London aufgenommen. Er hat nur Töchter aber keinen Sohn hinterlassen und ist mit ihm das gräfliche Geschlecht seines Namens erloschen. Sein Leichnam ruht in seinem Erbbegräbniß zu Gautsch.

Gabrielle Emilie Le Tonnelier de Breteuil war die Tochter des Baron de Breteuil, geboren 1706. Sie wurde sehr jung an den Marquis du Châtelet-Lamont, General-Lieutenant in französischen Diensten und Obermarschall bei dem König Stanislaus, verheirathet. Ein Schriftsteller sagt bei ihrem Tode von ihr: Die Galanterie und die gelehrte Welt litten durch ihren Tod einen gleichen Verlust. In beiden hatte sie sich einen vorzüglichen Namen erworben. Den Schauplatz der galanten Welt betrat sie im Frühling ihres Alters und nachdem sie ihre Rolle vortrefflich gespielt und von diesem eiteln Zeitvertreibe zu sich selbst gekommen war, überließ sie sich den Werken des Geistes und den schönen Wissenschaften, und der Umgang mit geistreichen und gelehrten Männern ward ihre herrschende Leidenschaft. Maupertuis und andere Gelehrte dieses Ranges, besonders Voltaire, hatten das Glück, ihr zu gefallen. - Indessen hat sie doch nicht immer philosophirt. Sie ward schwanger, nachdem sie 20 Jahr in unfruchtbarer und eben nicht vergnügter Ehe gelebt hatte. Gleich nachdem sie von einem Sohn entbunden worden, setzte sie sich an ihren Schreibtisch, um eine angefangene philosophische Abhandlung fortzusetzen. Hier wurde sie von einem Fieber und andern Zufällen befallen, die ihr den Tod brachten. Ihr Mann war dabei ganz gleichgültig, aber Voltaire, welcher sich ebenfalls in Lüneville, wo sie starb, befand, war ganz untröstlich. - Von ihrer Person macht jener Schriftsteller folgende Beschreibung: "Man stelle sich," sagt er, "ein hageres Frauenzimmer, mit großen Armen und langen Beinen, einem kleinen Kopfe und einem Gesicht vor, welches sich in einen weiten Kopfputz verliert; man setze eine spitzige Nase,<180> zwei kleine grünliche Augen, eine schwärzliche Farbe und einen flachen Mund hinzu, so hat man das Bild der Châtelet, die Voltaire bis zu den Sternen erhebt. Mit Bändern, Spitzen, Schminckpflästerchen, Steinen und andern Zierrathen dieser Art war sie bis zur Verschwendung umgeben, und da sie dem Glücke zum Trotz prächtig und der Natur zum Verdruß schön sein wollte; so mußte sie sich vieles an den nöthigsten Dingen abbrechen, um diesen Tand anzuschaffen. Dem Bilde dieser Muse setze man das lange, dürre Bild Voltaire's, dieses Gerippes vom Apoll an die Seite; so wird man sich wohl kein schöneres Nachtstück von zwei verliebten Personen denken können."
     

Voltaire hat ihr folgende Grabschrift gesetzt:

L'Univers a perdu la sublime Emilie
Elle aima les plaisirs, les arts, la verité
Les Dieux, en lui donnat leur âme et leur genie,
N'avaient gardé pour eux que l'immortalité

Die, eines andern Dichters lautet etwas anders, nämlich:

Ci git, qui perdit la vie
Dans le double accouchement
D'un Traité de Phlosophie
Et d'un malheureux enfant.
On ne sait précisement :
Lequel des deux l'a ravie.
Sur ce funeste évènement
Quelle opinion doit on suivre?
S***. L***. s'en prend au Livre
Voltaire, s'en prend à l'Enfant.

<181>

19. November 1749

Der König aus Potsdam nach Berlin, speiset bei der Königin Mutter.

20. November 1749

Nach Potsdam.

26. November 1749

General Fouqué nach Potsdam zum König.

B.

11. November 1749

Starb in Königsberg der General-Feldmarschall Gouverneur von Berlin, Herzog Friedrich Wilhelm von Holstein-Beck, Ritter des schwarzen Adlerordens etc., 63 Jahr alt.

Dezember.

A.

1. Dezember 1749

Der König von Potsdam nach Berlin.

24. Dezember 1749

Nach Potsdam.

26. Dezember 1749

Nach Berlin.

27. Dezember 1749

Der König speist zu Mittag bei seiner Gemalin (welche einige Tage unwohl war) in ihrem Kabinet.

B.

4. Dezember 1749

Der König läßt wieder mehrere Tausend Thaler an die Soldatenwittwen und Waisen auszahlen.

11. Dezember 1749

Starb der Staatsminister Samuel von Marschall. Er war einer der ersten, welcher 1740 den neu gestifteten Orden pour les mérites erhielt.

28. Dezember 1749

Ward der bisher bestandene Geheime Justizrath aufgehoben, und die ihm zustehenden Sachen wurden dem Kammergericht und dem Ober-Tribunal überwiesen.

Der Karneval nahm den 2. Dezbr. seinen Anfang, die Ordnung war folgende:
Sonntag, Cour bei der regierenden Königin.
Montag, Oper.
Dienstag, Redoute.
Mittwoch, französische Komödie.
Donnerstag, Cour bei der Königin Mutter.
Freitag, Oper.
Sonnabend, Ruhetag.

<182>

Die beiden Opern waren 1) Coriolan, in welcher sich eine Arie befand, welche der König selbst in Musik gesetzt hatte.

2) Angelika und Medoro.

An die Stelle der Barbarina, welche das Theater verlassen und sich mit dem Sohn des Großkanzlers, dem Oberamts-Regierungspräsidenten von Cocceji verheirathet hatte, war die Denis getreten.

++) Durch ein Versehen des vorigen Setzers etc. war S. 177 der Schluß des Monats November und der December ausgelassen worden.


169-+ Über diesen Vorfall war der König höchst ungehalten und äußerte, noch sehr lange Zeit nachher, daß dieser Tag der unangenehmste seiner ganzen Regierung gewesen sei.

169-++ S. Anmerkung am Schluß d. Jahres.

172-+ Die vorigen Kriegsartikel von 1713 waren äußerst streng. An Strafandrohungen kommen darin vor: Stockhaus 1 Mal, Pfahl und Spießruthenlaufen 9 Mal, arkebusirt und gehangen zu werden 11 Mal, Strafe an Ehre, Leib und Leben 2 Mal, Leib- und Lebensstrafe 8 Mal, Vestungsarrest und harte Leibesstrafe 1 Mal, mit harter und doppelter Strafe belegt zu werden 2 Mal. In allen 35 Artikeln 34 Strafandrohungen. Welch ein Contrast gegen die neuesten Kriegsartikel von 1808! Welcher Unterschied der Jahre 1713 und 1808!

174-+ Es scheint, daß der König diese Oper (größtentheils) der Hauptsache nach ganz allein entworfen und vorgezeichnet hat; denn Algarotti antwortet dem König darauf unter andern: "Votre Maj. a trouvé la plus sûre methôde d'avoir les plus beaux opéras du monde; c'est de les faire elle-même." Aus einem andern Briefe Algarotti's vom 28. Novbr. sieht man, daß er und Filati (Hofpoet) den Entwurf weiter ausgeführt haben.

176-+ D'Arget war Secretair des französischen Gesandten Valori, als dieser den König in den zweiten schlesischen Krieg nach Böhmen begleitete. Im August 1745 wohnte Valori in der Vorstadt von Jaromirtz. Der östreichische Partheigänger, Oberst Franchini, der dies erfuhr, beschloß ihn aufzuheben und überfiel den Ort. Als die Panduren sich der Wohnung des Gesandten näherten, ging ihnen d'Arget entgegen und gab sich für den Gesandten ans, welcher indeß Zeit gewann sich zu flüchten, während d'Arget als Gefangener fortgeführt wurde. Den König belustigte dieses Abentheuer sehr und gab ihm die Veranlassung, das Palladium, ein burleskes Gedicht zu schreiben.
      Als d'Arget ausgewechselt war, erbat sich ihn der König von Valori und machte ihn zu seinem Vorleser. Er liebte ihn sehr und sah es ungern, als er seiner Gesundheit wegen (1752) nach Frankreich zurückkehrte. Der König schrieb oft und im Tone der herzlichsten Theilnahme an ihn. Zu vorstehendem Trostbrief war der Tod von d'Argets Frau die Veranlassung.