Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Zweite Abtheilung,
enthaltend
die Jahre 1750 - 1759.

<198><199>

Januar 1750.

A.

Januar 1750

Der König in Berlin seit dem 26. Dezember v. J.

Algarotti in Berlin.

13. Januar 1750

Der König von Berlin nach Potsdam.

15. Januar 1750

Von Potsdam mit dem General Fouqué nach Berlin.

An diesem Tage hat der König einige seiner im Jahre 1760 öffentlich erschienenen Gedichte verbessert, und unter das Original-Manuscript geschrieben: corrigé le 15 janvier 1750. (Hinterl. W. 1789. T. I. S. XIX).

19. Januar 1750

Nach Charlottenburg, und nach Berlin zurück.

24. Januar 1750

Feier des Geburtsfestes des Königs, welcher mit seiner Gemahlin bei der Königin Mutter speist.

25. Januar 1750

Der König giebt ein Fest zur Feier des Geburtstags seiner Schwester Sophie, Markgräfin von Schwedt.

30. Januar 1750

Feierliche Belehnung des Fürsten von Auersberg wegen Münsterberg etc. in der Person des Abgeordneten, Ernst Maximilian Swerts Reichsfreiherrn von Reist, Königl. Kammerherrn und General-Intendanten der Königl. Schauspiele.

30. Januar 1750

Der König geht nach Potsdam mit den Generalen v. Fouqué, v. Stille und v. Rothenburg.

?? Januar 1750

Schreibt an Voltaire:

- etc. "Nun fühle ich doppelte Begierde, Sie wieder zu sehen, über Literatur mit Ihnen zu sprechen, und mich von Dingen zu unterrichten, die nur Sie mich lehren können. Da ich Ihre alten Episteln auswendig weiß, so bemerke ich alle Verbesserungen und Zusätze (in der überschickten neuen Aus<200>gabe derselben) die Sie darinn gemacht haben etc. (In Bezug auf den Kardinal Richelieu): Große Leute sind nicht zu allen Stunden und in allen Stücken groß. Ein Minister nimmt bei einer Angelegenheit, die ihm wichtig scheint, alle seine Kräfte zusammen, und wendet allen seinen Scharfsinn darauf; eine andere aber, die er für weniger bedeutend hält, behandelt er mit vieler Nachläßigkeit etc."

B.

1. Januar 1750 bis 1. Januar 1750

Nachts wurde der Sarg Friedrichs I. in die neue Domkirche gebracht.

Der König schenkt dem Grafen Algarotti eine Tabatiere mit seinem (des Königs) Portrait.

22. Januar 1750

Lieset Darget in der Sitzung der Akademie die Abhandlung des Königs: Sur les raison d'établir ou d'abroger les loix. (Geschrieben in den Jahren 1747 und 1748).

Dem Major vom Baireuthschen Dragoner-Regiment de Chazot schenkt der König viele seltene goldene Medaillen und eine Tabatiere.

Im botanischen Garten kam unter des Königl. Kunstgärtners Michelmanns Aufsicht und Wartung die Frucht eines mehr als 80 Jahr alten Palmbaums (Palma foltis stabelli formibus) zur Reife.

Februar.

A.

Februar 1750

Der König in Potsdam.

11. Februar 1705

Schreibt an Algarotti in Berlin:

- etc. "Morgen werde ich Darget sagen, daß er Ihnen meinen Versuch über die Gesetze sendet, Sie werden mir Vergnügen machen, wenn Sie mir gefälligst Ihre Meinung über die Verbesserungen, welche Sie für nöthig erachten, sagen. Ich verdanke Ihnen vortreffliche Bemerkungen, die Sie über eine Unzahl meiner Aufsätze gemacht haben, und Sie werden meine<201> Dankbarkeit noch vermehren, wenn Sie mir aufrichtig über dieses neue Memoir Ihre Meinung sagen."

16. Februar 1750

Der französische Gesandte de Valori zum König nach Potsdam (bis den 21).

B.

Februar 1750

Der König erhält für Ostfrießland das Privilegium de non appellando vom Kaiser d. d. Wien d. 15. Febr. 1750.

März.

A.

4. März 1750

Der König aus Potsdam in Berlin mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, speist bei der Königin Mutter.

5. März 1750

Nach Potsdam mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig.

22. März 1750

Der Minister Graf v. Gotter nach Potsdam zum König.

24. März 1750

Der König aus Potsdam in Berlin. Erste Privat-Audienz dem neuen französischen Gesandten Marquis v. Tyrconel, welcher den etc. de Valori ablöst.

25. März 1750

Nach Potsdam.

28. März 1750

Marq. d'Argens in Potsdam.

29. März 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, zur Nachfeier des Geburtsfestes der Königin Mutter. Oper Phaeton etc.

?? März 1750

An Darget:

"Ich schicke Ihnen meine Epistel durch und durch verbessert wieder. Das harcela habe ich beibehalten, um doch zu sehen, was Voltaire dazu sagen wird, man muß ihm das Vergnügen gönnen, daß er irgend etwas tadeln kann. Nun sein Sie so gütig den Aufsatz abschreiben zu lassen und ihn mir wo möglich morgen wieder zuzustellen. Wehe! mein armer Darget, dem Sekretär eines von Gott verfluchten und verdammten Poeten, der immer Verse macht."

B.

31. März 1750

Als an diesem Tage der König zum ersten Mal über die ohnweit dem (damaligen) neuen Packhofe (jetzigen Gebäude der<202> Sanitätsgeschirr-Niederlage) an dem großen Paradeplatz neuerbauten Brücke fuhr, welche von da gerade nach Monbijoux führt, erhielt diese Brücke den Namen: Friedrichsbrücke. Es ist die jetzige Herkulesbrücke. Die größere Brücke, welche der Neuen Friedrichsstraße gegenüber liegt, hieß Pommeranzenbrücke. (S. Nikolai Beschreibung von Berlin, Th. I. S. 40). Jetzt hat sie den Namen: Friedrichsbrücke.

April.

A.

1. April 1750

Der König von Berlin nach Potsdam.

4. April 1750

Der neue französische Gesandte Marq. Tyrconel mit dem abgehenden Gesandten de Valori nach Potsdam zum König. (Bleiben daselbst bis den 8.).

15. April 1750

Der König aus Potsdam in Berlin.

16. April 1750

Nach Potsdam.

22. April 1750

Nach Berlin, ertheilt dem etc. de Valori die Abschiedsaudienz.

23. April 1750

Nach Potsdam.

25. April 1750

Schreibt an Voltaire:

- etc. "Endlich ist doch der d'Arnaud 1) hier, der sich so lange erwarten ließ. Er hat nur Ihren Brief, die allerliebsten Verse zugestellt, vor denen die meinigen immer erröthen müssen etc. Sie verlangen mein Gedicht; aber das läßt sich nicht zeigen. d'Arnaud wird Ihnen schreiben, was es enthält. Also mein lieber Voltaire müssen Sie, wenn Sie meine Albernheiten sehen wollen, hieher kommen etc. Freilich wird das Gedicht Sie nicht für die Beschwerlichkeiten der Reise entschädigen, aber vielleicht ist der Dichter, der Sie liebt, der Mühe werth. Sie sollen hier einen Philosophen sehen, der keine andere Leidenschaft hat, als das Studiren, und der um der Schwierigkeiten willen, die er bei seiner Arbeit antrifft, das Verdienst derer zu schätzen weiß, die so ausgezeichnet glücklich sind als Sie."

<203>

B.

12. April 1750

Der Ritter Taylor, welche sich für einen großen Okulisten ausgab, beim König in Potsdam. Er kam nachher nach Berlin, mußte es aber auf Befehl des Königs schon den 20. verlassen, weil verunglückte Augenoperationen seine Ungeschicklichkeit erwiesen hatten.

17. April 1750

Erschien das neue Judenreglement.

Um diese Zeit kam d'Arnaud in Potsdam an.

Mai.

A.

Mai 1750

Der König in Potsdam.

14. Mai 1750

Hält Revue bei Potsdam.

17. Mai 1750

Nach Berlin, hält Revue.

23. Mai 1750

Nach Potsdam.

31. Mai 1750

Nach Berlin, speist bei der Königin Mutter.

B.

9. Mai 1750

Reglement für Studirende. Das Tragen der Degen wird ihnen - mit Ausnahme der adlichen Studenten - verboten. Die den Studenten auferlegten Strafen sollen von den Adlichen und Vornehmen mit Gelde abgekauft werden können, an Geringeren aber mit dem Carcer bestraft werden, damit nicht deren Väter für ihre Vergehen büßen müssen.

17. Mai 1750

Der Marq. de Valori geht nach Frankreich.

Juni.

A.

2. Juni 1750

Der König reist von Berlin zur Revue nach Stargard. In seinem Gefolge befinden sich die Prinzen Heinrich und Ferdinand, ferner Prinz Ferdinand von Braunschweig. In Stargard tritt der König bei dem Fürsten Moritz von Dessau ab, den er bei der Abreise mit einem Ring und seinem Portrait beschenkt.

<204>

3. Juni 1750 und 4. Juni 1750

In Cöslin.

4. Juni 1750 und 5. Juni 1750

In Wutzkow.

6. Juni 1750

In Danzig.

6. Juni 1750

Ankunft in Königsberg.

7. Juni 1750

Revue bei Wehlau.

19. Juni 1750

20. Juni 1750

Wieder in Stargard.

20. Juni 1750

In Freienwalde und Berlin.

21. Juni 1750

Nach Potsdam.

29. Juni 1750

Der Baron v. Knobelsdorf zum König nach Potsdam.

Juli.

A.

Juli 1750

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Juli 1750

Die Erbprinzessin Caroline 2) von Hessen-Darmstadt beim König in Sanssouci.

10. Juli 1750

Voltaire kommt in Potsdam an.

11. Juli 1750

General v. Canitz beim König in Potsdam.

16. Juli 1750

Der König aus Potsdam (mit Maupertuis) in Berlin, giebt dem Engl. Gesandten Hambury Willams Audienz - speist bei der Königin Mutter in Monbijoux.

17. Juli 1750

Nach Potsdam.

25. Juli 1750

Fürst Lobkowitz beim König in Potsdam.

27. Juli 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, giebt dem Aga Mustapha, Gesandten des Chans der tatarischen Krim, und dessen Bruders des Sultan von Budziac, Audienz.

28. Juli 1750

Nach Potsdam.

In diesem Monat hatte der König die Unterredung mit dem Candidaten der Theologie J. C. Linsenbarth aus Thüringen. (S. Rodenbecks Beiträge 1. 462).

B.

14. Juli 1750

Es erscheint das neue Münzedikt.

15. Juli 1750

Erneuertes Militär-Consistorial, Reglement und Kirchenordnung dos Feldministerii samt Beilagen der bei dem Gottesdienst, der Taufe etc. zu gebrauchenden Gebete etc.

<205>

August.

A.

August 1750

Der König in Potsdam.

4. August 1750

Neues Manövre bei Potsdam.

8. August 1750

Der Markgraf und die Markgräfin von Baireuth kommen in Potsdam an - große Tafel, Concert.

9. August 1750

Concert, und Intermezzo.

10. August 1750

In Sanssouci Bal en domino. Das Schloß ist illummirt.

11. August 1750

Der König und die Baireuthschen Herrschaften, Voltaire etc. nach Berlin.

12. August 1750

oder den 13. ernennt der König Voltairen zum Kammerherrn, giebt ihm den Orden pour les mérites und 2000 Liv. Gehalt. (Oeuv. compl. de Voltaire. Ed. Basle. Tom. 83. p. 13).

13. August 1750

Der König besieht den bei Lichtenberg abzusteckenden Lagerplatz - schenkt dem Markgrafen von Baireuth 14 prächtige Pferde.

14. August 1750

Der König, beide Königinnen, die Baireuthschen Herrschaften, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Hessen-Darmstadt, und die vor kurzem angekommenen Markgraf und Markgräfin von Schwedt, Erbprinz Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz-Mirow, Fürst Moritz von Dessau und sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, nebst vielen andern hohen Personen, darunter auch Voltaire, gehen nach Charlottenburg.

15. August 1750

In Charlottenburg in der Orangerie Intermezzo: Don Tabarano.

16. August 1750

Concert.

17. August 1750

Französische Comödie: le mauvais Riche. (v. d'Arnaud).

18. August 1750

Feuerwerk.

19. August 1750

Intermezzo: il Conte imaginario, Illumination, Ball etc.

20. August 1750

Groß Concert. Der König geht Nachmittags nach Potsdam, Ankunft der regierenden Herzogin von Mecklenburg-Strelitz.

21. August 1750

Der König von Potsdam in Charlottenburg. Intermezzo.

<206>

22. August 1750

Große Tafel, nach derselben gehen der Hof und sämtliche Herrschaften nach Berlin, wo die Oper Phaeton gegeben wird.

23. August 1750

Ruhetag.

24. August 1750

Früh großes Manövre bei Britz, Abends Oper Phaeton.

25. August 1750

Abends bei einer Beleuchtung von mehr als 30000 Lampen, Fackeln etc. großes über alle maßen prachtvolles Carussel im Lustgarten zu Berlin, ein seit Jahrhunderten daselbst nicht gesehenes Schauspiel. Die Prinzessin Amalie theilte die Preise aus. Nachher große Tafel, Abends Ball en masque.

(Eine ausführliche Beschreibung aller um diese Zeit stattgehabten Feste findet man in dem Journal historique etc., welches in der Spenerschen Buchhandlung erschien, und eine Beschreibung des Karussels steht in der Lebensbeschreibung des Generals v. Ziethen. Berl. 1800. S. 179-194).

26. Juli 1750

Oper Iphigenia.

27. August 1750

Großes Fest in Monbijoux bei der Königin Mutter. Wiederholung des Carussels (am Tage).

28. August 1750

Oper Iphigenia, und bei dem Prinzen von Preußen Tafel und Ball.

29. August 1750

Große Tafel in Monbijoux bei der Königin Mutter.

30. August 1750

Oper Iphigenia.

September.

A.

1. September 1750

Der König von Berlin über Küstrin, wo er auf dem Weinberg, in des Oberförsters Bock Hause, sein Quartier nimmt, nach Schlesien. Im Gefolge des Königs befanden sich seine Brüder, die Prinzen Heinrich und Ferdinand, Prinz Ferdinand v. Braunschweig und der Prinz Friedrich Eugen v. Würtemberg etc.

3. September 1750

Früh um 5 Uhr von Küstrin nach Glogau.

4. September 1750 und 5. September 1750

In Glogau.

6. September 1750

In Hundsfeld bei Breslau bis den 10.

<207>

7. September 1750 bis 8. September 1750

In der Nacht brannte das Haus ab, in welchem der König in Hundsfeld wohnte.

10. September 1750

In Breslau. Er besieht das von den Erben des Geheimen Raths von Spötgen für sich erkaufte Haus, und giebt Befehl zum Neubau. Der Oberst-Lieutenant v. Krollmann vom Mütschefallschen Garnison-Regiment aus Crossen erhält den Orden pour les mérites.

11. September 1750

Nachmittag um 3 Uhr ab von Breslau, und über Ohlau nach Brieg.

12. September 1750

In Brieg Revue, dann nach Neisse, Mittags Ankunft daselbst.

15. September 1750

Von Neisse nach Glatz.

16. September 1750

Von Glatz nach Schweidnitz.

18. September 1750

Von Schweidnitz nach Liegnitz.

21. September 1750

Früh um 9 Uhr Ankunft in Berlin. Er besucht die Königin Mutter und die Markgräfin von Baireuth.

22. September 1750

Von Berlin nach Potsdam, mit Voltaire, v. Keith, v. Rothenburg etc.

27. September 1750

Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter.

28. September 1750

Wird bei Hofe, in den Zimmern der Prinzessin Amalie, Voltaire's Rom sauvée aufgeführt, wobei Voltaire selbst mitspielt und den Cicero macht. (Oeuv. compl. d. Volt. Basle. T. 83. p. 4. Lettr. d. Mdm. Denis a 12. Septb.).

29. September 1750

Der König nach Potsdam.

B.

1. September 1750

Der König ertheilt dem Ritter de la Touche ein Octroi zur Errichtung einer asiatischen Handelscompagnie.

Desgleichen dem etc. Heinrich Thomas Stuart zur Errichtung einer Compagnie in Emden, zum Handel nach Canton etc.

6. September 1750

Wird in Berlin die neue Domkirche eingeweihet.

Das Lutherische Ober-Consistorium gestiftet.

Oktober.

A.

4. Oktober 1750

Der König aus Potsdam in Berlin.

6. Oktober 1750

Nach Potsdam.

<208>

17. Oktober 1750

Nach Berlin, giebt den fremden Ministern Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speist bei der Königin Mutter, Abends Concert.

18. Oktober 1750

Nach Potsdam.

28. Oktober 1750

In Berlin mit Voltaire, ertheilt dem Dänischen Minister Audienz.

29. Oktober 1750

Nach Potsdam.

30. Oktober 1750

Voltaire nach Potsdam.

B.

2. Oktober 1750

Werden in Potsdam neue vom König angeordnete Kavallerie-Manövres ausgeführt, wozu aus Berlin das Regiment Gensd'armes, desgl. viele Prinzen und Generale nach Potsdam kommen.

15. Oktober 1750

Ward in Potsdam auf dem Schloß-Theater Voltaire's Trauerspiel la mort de Caesar (Rome sauvée) von den Königl. Prinzen und Prinzessinnen und Voltaire aufgeführt. (Oeuvres compl. de Voltaire. Ed. Basle T. 83. p. 51. 59).

Der König schenkt der Baronesse (Oberstin) von Kannewurf eine prächtige Tabatiere.

November.

A.

10. November 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speis't bei der Königin Mutter.

11. November 1750

Nach Potsdam.

23. November 1750

Aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speist bei der Königin Mutter.

24. November 1750

Nach Potsdam, vorher Besuch bei der Markgrafin von Baireuth.

26. November 1750

Die Markgräfin von Baireuth nach Potsdam zum König.

<209>

28. November 1750

Der berühmte Hofrath und Professor Dr. Hillmer zum König nach Potsdam.

29. November 1750

Voltaire, v. Knobelsdorf, v. Grumckow, v. Pöllnitz, v. Fouqué nach Potsdam.

B.

9. November 1750

Laut Kayserl. Dekret vom 9. Novbr. erhält der König das Privilegium illimit. de non appellando, wegen Magdeburg, Minden und Halberstadt.

10. November 1750

In Potsdam auf dem Schloßtheater Voltaire's Trauerspiel Rome sauvée.

14. November 1750

Ebendaselbst Intermezzo il filosofo convinto in amore.

30. November 1750

Stirbt Moritz, Graf von Sachsen (Marschall von Frankreich) auf seinem Schlosse Chambord in Frankreich. (S. oben S. 63. u. 173).

Der König beschenkt die Soldatenwittwen und Waisen, wie er dies in der Folge alle Jahre um diese Zeit thut.

Dezember.

A.

16. Dezember 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter mit seiner Gemalin, Abends auf dem Schloßtheater französisches Schauspiel le Misantrope.

In diesem Jahre hatte der König die Unterredung mit dem Ungerschen Studenten Hedhesi (Rödenbeck's Beiträge I. 458).

Es erschienen vom König im Druck: Mémoires pour servir a l'histoire de Brandebourg, und Oeuv. du Philosoph du Sansouci.

B.

11. Dezember 1750

Der König läßt Geld unter die Frauen und Kinder der Gardesoldaten austheilen.

22. Dezember 1750

Vermählung der einzigen hinterlassenen Tochter des etc. Suhm<210> s. oben S. 34) mit dem Obersten und Flügeladjudanten von Keith, eines Vetters des Feldmarschalls v. Keith.

General v. Fouqué zum Karneval in Berlin.

In diesem Jahre entließ der König das ganze schlesische Oberamtscollegium, auf Grund des Berichts, welchen der von dem Justizminister v. Cocceji zur Untersuchung der drei schlesischen Oberamtsregierungen ernannte Commissarius v. Fürst erstattet hatte. (Biographie Schuckmans).

16. Dezember 1750

Anfang des Karnevals. - Ordnung:
Sonntag Cour bei der regierenden Königin.
Montag Oper.
Dienstag Redoute.
Mittwoch französische Komödie.
Donnerstag Cour bei der Königin Mutter.
Freitag Oper.
Sonnabend Ruhe.

Die beiden Opern waren 1) Phaeton und 2) Mithridates. Die französischen Schauspiele, les Visionnaires, l'Ecole des femmes. Der Sänger Salembeni hatte Berlin verlassen, an seine Stelle war Carnstini getreten.

Anmerkungen zum Jahre 1750.

Arnaud (François Thomas Marie de Baculard) war Sächsischer Legationsrath, als er dem König durch einige artige Gedichte bekannt wurde, er nahm ihn unter seine literarischen Gesellschafter auf und war ihm sehr gewogen. Voltaire, darüber neidisch, suchte ihn überall zu necken etc. Dies konnte d'Arnaud bei seinem weichen Herzen nicht lange ertragen, er bat daher schon im Novbr. um seinen Abschied, den ihm der König nur höchst ungern gab 210-+,<211> und ging nun nach Paris, wo er sich durch feine angenehmen Erzählungen und seine Dramen: Comte de Comminges, Euphemie, Fayel Merinval, sehr vortheilhaft bekannt gemacht hat. Im Jahre 1752 hielt er sich wieder in Dresden auf. Er war geboren zu Paris den 14. Septbr. 1718 und starb den 8. Novbr. 1805.

Henriette Christine Caroline, Prinzessin von Zweibrücken-Birkenfeld, geboren den 9. März 1721, vermählt den 12. August 1741 mit dem damaligen Erbprinzen, nachherigen Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen, Darmstadt, gestorben den 30. März 1774. (Sie hinterließ 5 Töchter und 3 Söhne, davon der ältere Ludwig X. Vater des jetzt regierenden Großherzogs von Hessen und bei Rhein Ludwig (II.) und Großvater des Prinzen Karl von Hessen und bei Rhein, seit 1836 Gemahl der Prinzessin Elisabeth von Preußen, geworden ist. Die zweite Tochter ward die Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelms II). Friedrich der Große schätzte diese sehr gebildete und geistreiche Fürstin sehr hoch, und behandelte sie, wenn sie nach Berlin oder Potsdam kam, was mehrere Male geschah, mit größter Auszeichnung. Kurz vor ihrem Tode befahl sie, daß ihr Leichnam ohne alle Pracht in dem auf englische Art angelegten Garten begraben, und nur eine einfache Urne mit ihrem Namen bezeichnet auf<212> ihr Grab gesetzt werden sollte. Friedrich, dem dieser ihr Wunsch vielleicht schon von früher her bekannt war, hatte nicht sobald ihren Tod erfahren, als er die Verfertigung dieser Urne befahl. Sie trägt folgende Inschrift: Hic jacet Henr. Christina Carol. Lov. Hass. Princ. Femina Sexu. Ingenio vir. N. VII. Id. Mart. a MDCCXXI. D. O. III. Kal. Apr. a MDCCLXXIV. S. E. T. L. Er übersandte sie mit folgendem Schreiben an den Landgräflich-Hessischen Obersten, Baron von Riedesel.
     

Mr. le Colonel Baron de Riedesel!

Le sujet de la presente rappelle à Ma memoire un evenement bien triste. C'est la perte, que nous avons faite, il y a quelques année, de Madame la Landgrave de Hesse-Darmstadt, cette Princesse accomplie, qui faisoit l'ornement et l'admiration de notre Siècle. Vous savés que j'ai toujours fait un cas infini de son merite, et que sa mort prématurée M'a bien vivement affecté. Mais Vous n'ignores pas non plus, qu'a la premiere nouvelle de son decés J'ai dabord pris la resolution d'orner son monument d'une urne, consacrée à apprendre aux siècles futurs Mes sentiments de veneration pour ses talents et vertus distinguées. Elle est achevée, a l'heurs qu'!l est, cette urne. Je Vous la ferai tenir par le Voiturier Charles d'ici, et Je ne saurais la mieux adresser, qu'à Vous Mon cher Colonel qui êtes parfaitement instruit, comment l'illustre Defunte a desiré qu'elle fût poses pour son monument. Quelque triste que soit le devoir, au quelle Je Vous appelle. Vous m'obligerés cependant, en Vous en acquittant d'une manière conforme a ses intentions; et Je saisirai à Mon tour toutes les occasions, qui se presenteront pour Vous tenir compte des soins que Vous donnerés à cette commission. Sur ce Je pris Dieu, qu'il Vous ait Mr. le Colonel Baron de Riedesel en sa sainte et digne garde.

Potsdam ce 12. d'Avril 1775.

Federic.

<213>

Die Abbildung der Urne und der vorstehende Brief nach dem Original sind mitgetheilt in v. Mosers Patriotischem Archiv für Deutschland Bd. 1. S. 221.

Januar 1751.

A.

16. Januar 1751

Der König aus Berlin nach Potsdam.

18. Januar 1751

Nach Berlin.

30. Januar 1751

Nach Potsdam.

B.

Januar 1751

Der König läßt seine gewöhnlichen Neujahrsgeschenke an die Armen in Berlin auszahlen.

In diesem Monat ward Voltaire's Zaire aufgeführt. Er schreibt davon unter dem 12. Januar an Mad. Denis:

"Die Prinzessin Amalie machte die Hauptrolle und ich den ehrlichen Lüsignan. Unsere Prinzessin spielt die Hermione weit besser; das ist aber auch eine schönere Rolle. Die Frau von Tyrkonel hat sich mit ihrer Andromache ganz artig aus der Sache gezogen etc." (Oeuv. compl. de Voltaire. Basle T. 83. p. 84).

30. Januar 1751

Erscheint die neue Wechselordnung.

Februar.

A.

2. Februar 1751

Algarotti aus Berlin nach Potsdam zum König berufen.

9. Februar 1751

Abt Bastiani zum König nach Potsdam.

10. Februar 1751

Der Minister v. Münchhausen zum König nach Potsdam berufen.

13. Februar 1751

Der General-Major und Kommandant von Brieg v. Hautcharmoi zum König nach Potsdam.

<214>

März.

A.

4. März 1751

Der König aus Potsdam in Berlin.

5. März 1751

Besucht den kranken General v. Rothenburg und kehrt nach Potsdam zurück.

31. März 1751

Aus Potsdam in Berlin. Audienz dem Kaiserlich. General-Wachtmeister Grafen Puebla, welcher die Entbindung der Kaiserin Maria Theresia von einer Erzherzogin notifizirt.

31. März 1751

Der König und seine Gemalin speisen bei der Königin Mutter. Abends Soupé an der sogenannten Maschinen- oder Considenztafel.

B.

19. März 1751

Algarotti in Berlin.

27. März 1751

Geburtsfest der Königin Mutter. Es wird vom goldenen Servis gespeist. Abend Oper Armide 214-+.

28. März 1751

Führen die Kammerpagen des Prinzen von Preußen, und des Prinzen Heinrich in den Zimmern der Prinzeß Amalie die Pantomime Arlequin Lingére auf in Gegenwart beider Königinnen, der Prinzen und Prinzessinnen des ganzen Hofes, der fremden Minister etc.

30. März 1751

Nachmittag franz. Schauspiel l'impatient.

April.

A.

1. April 1752

Der König in Berlin, besucht den kranken General von Rothenburg und kehrt nach Potsdam zurück. Ihm folgt der Feldmarschall v. Keith.

12. April 1751

In Potsdam Intermezzo.

<215>

14. April 1751

Aus Potsdam in Berlin, besieht die Regimenter im Thiergarten. (Abends auf dem Schloßtheater l'Avare),

15. April 1751

Desgleichen - besucht den kranken General v. Rothenburg und kehrt nach Potsdam zurück.

19. April 1751

Algarotti in Potsdam.

19. April 1751

In Potsdam Intermezzo.

23. April 1751

Maupertuis zum König nach Potsdam.

30. April 1751

Cocceji beim König in Potsdam.

Mai.

A.

1. Mai 1751

Der König aus Potsdam in Berlin, er besieht das bei Tempelhof aufmarschirte Regiment Gensd'armes, und das Regiment Husaren von Zieten, und läßt sie verschiedene Übungen machen. Mittags speist er mit seiner Gemalin bei der Königin Mutter.

2. Mai 1751

Besucht den kranken Prinzen Friedrich Wilhelm v. Preußen, - kehrt nach Potsdam zurück.

11. Mai 1751

Der (wieder gesundete) General v. Rothenburg nach Potsdam zum König.

15. Mai 1751

Die Minister v. Viereck, v. Boden, v. Happe, v. Blumenthal, v. Katt und v. Arnim zum König nach Potsdam (zur sogenannten Ministerrevue) bis den 16

19. Mai 1751

Bei Potsdam Revue. Der König speist mit beim Fürsten Lobkowitz zum ersten Male in dem neuen Marmorsaal im Schlosse zu Potsdam.

20. Mai 1751

Aus Potsdam in Berlin.

22. Mai 1751

Der König schickt seinen Leibarzt Cothenius nach Baireuth zu seiner kranken Schwester.

22. Mai 1751 bis 26. Mai 1751

Revue bei Tempelhof. Während dieser Zeit, wo ber König immer schon Morgens um 3 Uhr zu Pferde war, hatte er seine Wohnung in der Lindenstraße im von Börstelschen Hause (es hat jetzt die Nr. 4), die Besitzerin die Geh. Rä<216>thin von Börstel, geborne von Görne, erhielt vom Könige einen Brillantring zum Geschenk.

23. Mai 1751

Dem Könige wird der Holländische Oberst v. Tottleben vorgestellt.

Beim Abmarsch des in Berlin zur Revue gewesenen Dragoner Regiments Markgraf Baireuth ließ der König unter diejenigen Dragoner, welche bei der gloriösen Bataille von Friedberg gewesen, beträchtliche Geldgeschenke vertheilen, desgleichen an die Grenadiere des Forcadeschen Regiments, welche bei Sorr gefochten hatten.

27. Mai 1751

Nach Potsdam.

31. Mai 1751

Von Potsdam nach Magdeburg mit seinen drei Brüdern, dem Obersten Balbi, dem Kriegs- und Kabinetsrath Eichel etc.

Juni.

A.

1. Juni 1751

Der König in Pitzpuhl bei Magdeburg hält Musterung bis den 6.

5. Juni 1751 und 6. Juni 1751

In Magdeburg.

6. Juni 1751

Von Magdeburg nach Salzthal bis den 9.

9. Juni 1751

In Hagenburg speist er bei dem Grafen von Bückburg unter einem Zelt.

9. Juni 1751 bis 10. Juni 1751

In Minden.

10. Juni 1751 bis 12. Juni 1751

In Bielefeld, logirt im Gartenhause des Regierungsraths von Pott.

12. Juni 1751

In Lingen.

13. Juni 1751

In Emden. Der König war an der Gränze von Ostfriesland feierlich empfangen worden. Zu Emden besichtigte er in einer Jacht den Hafen.

14. Juni 1751

Ertheilt er den Ständen von Ostfriesland und dem Direktor der asiatischen Handelskompagnie Audienz. Das Mittagsmahl nahm er auf einer Jacht im Dollart ein.

15. Juni 1751

Nach Aurich und nach Emden zurück.

16. Juni 1751

Nach Murich und Wesel, hier logirt er bei dem Feldmarschall Von Dossow.

<217>

21. Juni 1751

In Lippstadt und Bielefeld.

22. Juni 1751

In Hornburg (im Halberstädtischen).

23. Juni 1751

Ankunft (Abends) in Potsdam

25. Juni 1751

In Potsdam, Intermezzo.

B.

Juni 1751

Der König überschickt dem regierenden Grafen von Lippe-Bückeburg den schwarzen Adlerorden.

Der Oberst von Blankensee vom v. Knoblauchschen Inf.Reg. erhält den Orden pour les mérites.

Auf dieser Reise des Königs nach Westphalen soll es gewesen sein, daß, als er zu Brackwede bei Bielefeld bei dem Prediger abstieg, und der ihn in einem besonderen Wagen begleitende Voltaire ebenfalls aussteigen wollte, dieser durch die umstehenden Bauern, die ihn für des Königs Affen hieltten (was ihnen ein muthwilliger Page des Königs, Namens v. Nangow, der einmal von Voltaire beleidigt worden war, eingeredet hatte), daran verhindert wurde. Dies gab zu einer höchst belustigenden Scene Anlaß. (S. Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen. Stuttgard 1829. Thl. IV. S. 213). Diese Anekdote wird auch auf höchst lebendige und komische Art erzählt in: Ewald Rings graue Mappe Thl. 1. S. 175. 2. Ausg. 1813. Thl. 1. S. 189. Der Page soll nachher als Cornet zum schwarzen Husaren-Regiment versetzt worden sein.

Die berühmte Aktrice in Italienischen Intermezzos Signora Marsi tritt an die Stelle der Signora Bon in Königl. Dienste.

Den 25. starb in Berlin Ursula Maria Breyer in einem Alter von 107 Jahren 10 Monaten 14 Tagen. Zwei Jahre vorher hatte sie neue Zähne bekommen.

Juli.

A.

2. Juli 1751

Der König aus Potsdam in Berlin.

<218>

3. Juli 1751

Besucht den kranken General v. Rothenburg und den Feldmarschall v. Keith und kehrt nach Potsdam zurück.

7. Juli 1751

In Sanssouci - trinkt den Brunnen.

24. Juli 1751

Beendet die Brunnenkur, verläßt Sanssouci und kehrt nach dem Schlosse in Potsdam zurück.

31. Juli 1751

Maupertuis zum König nach Potsdam.

B.

Juli 1751

Der König schenkt dem Grenadier von der Garde Franz Neuffert 2500 Thlr.

August.

A.

August 1751

Der König in Potsdam.

1. August 1751

Der Prinz Franz Adolf von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, und Prinz Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen, General v. Winterfeld und Lord Marschall zum König nach Potsdam.

4. August 1751

Algarotti in Potsdam, bald darauf in Berlin.

10. August 1751

Der König aus Potsdam in Berlin, besucht die am 7. von einer Prinzessin (Friederike Sophie Wilhelmine, nachherigen Erbstatthalterin) entbundene Prinzessin von Preußen (Gemalin August Wilhelms).

11. August 1751

Nach Potsdam.

12. August 1751

Der König vertritt in eigner höchsten Person Pathenstelle bei der Taufe des Sohnes des Majors vom 2. Bataillon Garde von Saldern.

19. August 1751

Zu den in Potsdam auszuführenden neuen Manövres begeben sich dahin) der Markgraf Karl, Feldmarschall v. Kalkstein, die Generale v. Hacke, Bogisl. v. Schwerin, v. Meyering, v. Forcade, v. Wartensleben, v. Pfuhl, v. Schmettau, v. Itzenplitz, v. Zieten, Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, die Obersten und Oberst-Lieutenants v. Woedke, Prinz von Holstein-Beck, v. Finkenstein, v. Götze, v. Bila,<219> v. Königsmark, v. Münchow, v. Fink, v. Bülow und mehrere - bis den 21.

22. August 1751

Der König von Potsdam in Berlin. In seinem Gefolge befanden sich unter andern, der Prinz von Preußen, Prinz Ferdinand, Prinz Heinrich, Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, von Keith, Feldmarschall und Gouverneur von Berlin, Fürst Moritz von Anhalt-Dessau, der Erbprinz von Hessen-Darmstadt, der Marschall von Frankreich Graf von Löwenthal, welcher sich schon einige Zeit in Potsdam befunden und sehr oft zur Königl. Tafel gezogen worden war.

Der König und seine Gemalin speisen bei der Königin Mutter.

23. August 1751

Der König mit sehr zahlreicher Suite von Prinzen und Generalen etc. begiebt sich zu Pferde nach der Gegend des Bauhofes bis gegen die Baracken am ehemaligen Spandauer Thor, um die daselbst in Bau begriffenen Häuser in Augenschein zu nehmen. Mittags begeben sich der König, beide Königinnen, sämtliche Prinzen etc. zum Prinzen von Preußen August Wilhelm, wo große Tafel ist, und nach derselben der Taufaktus der am 7. gebornen Prinzessin (s. oben) statt hat. Der König vertritt Pathenstelle und hält die Prinzessin über die Taufe.

25. August 1751

Der König nach Küstrin, logirt in der Vorstadt im Gartenhause des Oberförsters Bock.

27. August 1751

Von Küstrin nach Schlesien.

28. August 1751

In Glogau.

29. August 1751

Von Glogau nach Breslau, logirt im Ledigischen Garten vor dem Schweidnitzer Thore.

30. August 1751

Der König besucht den Fürst-Bischof von Breslau v. Schafgotsch.

31. August 1751

Von Breslau nach dein Lager bei Ohlau, Hauptquartier Marschwitz bis den 7. September.

B.

24. August 1751

Der Marschall von Frankreich Graf von Löwenthal reist nach Frankreich zurück.

<220>

26. August 1751

Marquis d'Argens kommt aus Monako wieder in Potsdam an.

28. August 1751

Lord Marschall geht als bevollmächtigter Minister nach Paris. Der König beschenkt ihn bei seiner Abreise mit einer kostbaren Tabatiere.

In diesem Monat ward vor dem ehemaligen Spandauer Thore ein neuer Markt eingerichtet, der auf Befehl des Königs der Hackesche Markt genannt werden sollte (nach dem damaligen Commandanten von Berlin Graf v. Hacke, welcher den Anbau dieser Stadtgegend geleitet hatte, weshalb auch die Häuser, nach der jetzigen Herkulesbrücke zu, den Namen Commandantenstraße erhielten. Den Markt zierte damals ein schöner Brunnen, auf welchem sich ein vergoldeter Neptun mit dem Dreizack und andere Zierrathen befand.

September.

A.

September 1751

Der König im Lager bei Ohlau, Hauptquartier Marschwitz, große Manövres daselbst bis den 7.

15. September 1751

Rückkunft aus Schlesien in Berlin. Mittags speist der König mit den Prinzen und einigen Generalen in seinen Appartements, Abends mit seiner Gemalin bei der Königin Mutter, vorher im französ. Schauspiel George Dandin, mit dem Nachspiel 16 Consentement foré. An diesem Tage ward dem König der Mainzische Domherr Graf von Stadion vorgestellt.

16. September 1751

Nach Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand, den Generalen Keith, Winterfeld, Rothenburg, Buddenbrock, auch folgten Voltaire, Darget, Maupertuis etc.

B.

2. September 1751

Befehl an die verschiedenen Kollegien wegen Beschleunigung der Einsendung ihrer Monitorum zu dem Codex Fridericianus, zu dessen Untersuchung der König eine Commis<221>sion ernennen würde, welche den 1. Novbr. ihre Arbeit beginnen sollte.

30. September 1751

Der berühmte Astronom de la Lande aus Paris kommt in Berlin an.

In diesem Monat hatte der König im Lager bei Marschwitz dem General Fouqué eigenhändig den schwarzen Adlerorden ertheilt.

Der Oberst-Lieutenant Baron v. d. Goltz vom Fouquéschen Füsilier-Regiment und der Major von Wangenheim vom Kreutzischen Inf.-Reg. erhielten den Orden pour les mérites.

31. September 1751

Der vom König zum Oberhofmeister des Prinzen Friedrich Wilhelm (nachherigen Königs Friedrich Wilhelm II.) ernannte vormalige Major bei dem in Aschersleben liegenden v. Stilleschen Kürassier-Regiment Graf Heinrich Adrian von Borke, kommt von Potsdam in Berlin an. (Er war der Sohn des Pr. Feldmarschalls Adrian Bernard v. B. und seine Mutter eine geborene von Hallard 221-+.

Oktober.

A.

8. Oktober 1751

Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem französischen Minister v. Guimont Audienz und speist dann mit seiner Gemalin und den Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses bei der Königin Mutter.

9. Oktober 1751

Nach Potsdam.

14. Oktober 1751

Der Feldmarschall von Kalkstein zum König nach Potsdam.

16. Oktober 1751

20. Oktober 1751

In Potsdam Intermezzo il Giocatore.

16. Oktober 1751

Der Fürst von Coswarn-Loos zum König nach Potsdam.

21. Oktober 1751

Der König vertritt Pathenstelle bei dem Sohn des Oberst. Lieutenant und Adjutanten Chevalier Baronet Robert Keith.

<222>

24. Oktober 1751

Der König wohnt der Probe des neuen Trauerspiels Britannicus bei, wozu die Königl. Kapelle aus Berlin nach Potsdam berufen worden.

26. Oktober 1751

Der Oberst-Lieutenant vom Baireuthschen Dragoner-Reg. von Chasot beim König.

30. Oktober 1751

Baron von Sweerts zum König nach Potsdam.

B.

20. Oktober 1751

Wird die Commission zur Revision des Codicis Fridericiani ernannt.

22. Oktober 1751

Stirbt Karl Wilhelm Heinrich Frise, Fürst von Nassau, Prinz von Oranien, Erbstatthalter etc. der Niederlande.

28. Oktober 1751

Stirbt der General-Lieutenant Philipp Bogislav von Schwerin, 52 Jahr alt.

28. Oktober 1751

Algarotti in Berlin.

31. Oktober 1751

Der Geheime Kämmerir Fredersdorf, welcher zur Verbesserung seiner Gesundheit in fremden Ländern verschiedene mineralische Wasser gebraucht hatte, kommt nach Potsdam zurück.

Seit einiger Zeit befand sich der Erbprinz Karl von Anhalt-Köthen in Potsdam und ward vom König mit vieler Auszeichnung behandelt.

Der Geh. Rath Friedr. Gotthold Köppen wird zum Kriegszahlmeister ernannt.

November.

A.

November 1751

Der König in Potsdam.

1. November 1751

In Potsdam Intermezzo: die zur Dame gewordene Stickerin.

4. November 1751

Aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, und speist dann mit seiner Gemalin und den Prinzen und Prinzessinnen bei der Königin Mutter.

5. November 1751

Nach Potsdam zurück.

18. November 1751

Maupertuis zum König nach Potsdam.

22. November 1751

Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem holländischen<223> Gesandten Grafen von Gronsfeld und andern etc. Audienz, speist Mittags mit der Königin und mehreren Prinzen etc. bei der Königin Mutter.

23. November 1751

Nach Potsdam.

25. November 1751

Algarotti, Voltaire, v. Senac, Commissär der Französischen Flotte, zum König nach Potsdam. Desgleichen der Spanische Oberst und Commandeur der Kriegsschiffe von Antonio d'Ulloa und dessen Bruder Don Fernando, und der Chevailer Don Josph d'Ascarlati da Salvador di Medina.

B.

11. November 1751

Stirbt Julius Offroi de la Metrie.

Der König schenkt wieder bedeutende Summen an die Wittwen und Waisen der im Felde gebliebenen Soldaten.

Dezember.

A.

Dezember 1751

Der König in Potsdam.

3. Dezember 1751

Der Prinz von Preußen (August Wilhelm) zum König nach Potsdam.

4. Dezember 1751

Der Herzog von Braunschweig nebst Gemalin und Tochter (Karoline) bei dem König in Potsdam.

5. Dezember 1751

Der König mit den Braunschweigschen Herrschaften, nachdem sie Sanssouci besehen, nach Berlin.

13. Dezember 1751

Algarotti in Berlin.

20. Dezember 1751

Der König besucht den kranken General von Rothenburg.

21. Dezember 1751

Speist mit der Königin Mutter und sämtlichen Prinzen etc. bei seiner Gemalin.

22. Dezember 1751

Mit der Königin, seiner Gemalin, bei der Königin Mutter zu Mittag. Abends französisches Schauspiel l'Ecole des Maris.

25. Dezember 1751

Nach Potsdam.

27. Dezember 1751

Aus Potsdam nach Berlin. Fouqué in Berlin.

<224>

B.

16. Dezember 1751

Stirbt der regierende Fürst von Anhalt Leopold Maximilian, Königl. Preuß. Generalfeldmarschall etc.

29. Dezember 1751

Stirbt der General v. Rothenburg 1).

Die Ordnung des diesjährigen Karnevals war folgende:
Sonntag Cour bei der regierenden Königin.
Montag Oper,
Dienstag Redoute.
Mittwoch franz. Schauspiel,
Donnerstag Cour bei der Königin Mutter.
Freitag Oper,
Sonnabend Assemblée.

Die beiden Opern waren 1) Britannikus (von dem Hofpoeten Sign. Leop. de Villati) und 2) Armida.

Französische Schauspiele Cinie, le Misantrope, le Distrait, le Méchant.

Ende dieses Monats fiel Voltaire bei dem König, der vor kurzem erst sein Gehalt jährlich um 500 Thlr. vermehrt hatte, in Ungnade. Die Ursach war der bekannte Prozeß, welchen Voltaire gegen den Juden Hirsch führte und der Manches zur Sprache brachte, das ihm keine Ehre machte. Voltaire beklagt sich in einem Brief (v. Dezbr.) an Darget, das er beim König angeschwärzt worden etc. und nun der Gegenwart Sr. Maj. beraubt sei etc. Der ganze Prozeß ist gedruckt, und befindet sich im 5. Band von Kleins Annalen der Gesetzgebung etc. Auch Formey im Souvenir d'un Citoyen. Tom I. theilt diese Geschichte mit.

In diesem Jahre erschien die erste Ausgabe der Poesies diverses in Quartformat. Der König hatte nur eine sehr geringe Anzahl Exemplare (wahrscheinlich zu Geschenken für seine Freunde) abdrucken lassen. Statt des Druckorts stehen auf dem Titel die Worte: "au donjon du chateau." In dieser Ausgabe befinden sich die später desavouirte Stellen.

In demselben Jahre soll der König sich die Akten des Prozesses, seine Flucht im Jahr 1730 betreffend, haben ge<225>ben lassen, einige Blätter herausgenommen, und dann wieder zurückgesandt haben. Diese Akten sollen im geheimen Archiv aufbewahrt werden. (Vie de Frederic II. Strasb. T. V. p. 59. und Büschings Charakter Friedrichs II. p. 182).

Anmerkung zum Jahre 1751.

1) Friedrich Rudolf Graf von Rothenburg, General-Lieutenant, Chef eines Dragoner-Regiments (Nr. 3 der alten Armeeliste), Ritter des schwarzen Adlerordens, Amtshauptmann zu Lycke, war 1709 geboren. Sein Vetter, der Graf Rothenburg, welcher als Französischer Gesandte in Berlin war, brachte ihn als Offizier in Französische Dienste, in welchen er 16 Jahre blieb und bis zum Obersten stieg, auch sowohl 1732 dem Feldzug der Spanier in Afrika gegen die Mauren als Freiwilliger, als hernach den Feldzügen am Rhein bis 1735, in welchen er Generaladjutant der Marschälle Berwick und Asfeld war, beiwohnte. 1741 trat er in Preußische Dienste, und erwarb sich hier durch sein tapferes und einsichtvolles Benehmen in den Schlachten bei Mollwitz, Chotusitz, Hohenfriedberg und Soor des Königs vorzügliche Gnade. Der König liebte und schätzte ihn sehr, und würdigte ihn einer vertraulichen Freundschaft.

Januar 1752.

A.

1. Januar 1752

Der König in Berlin.

4. Januar 1752

Nimmt die Gegend vor dem Rosenthaler Thore und das Invalidenhaus in Augenschein.

15. Januar 1752

Der König, der Herzog von Braunschweig etc. in Charlottenburg, und Abends nach Berlin.

26. Januar 1752

Der König nach Potsdam, die Braunschweigischen Herrschaften nach Wolfenbüttel. Voltaire folgte dem König nicht nach Potsdam, sondern blieb, wie die Zeitung, meldete, wegen<226> Unpäßlichkeit in Berlin zurück. Dagegen folgte der General Stille dem König nach Potsdam.

B.

24. Januar 1752

Darget liest in der Akademie die Lobrede des Königs auf la Mettrie vor.

28. Januar 1752

Verlegung des Festes Maria Verkündigung auf einen Sonntag.

Februar.

A.

Februar 1752

Der König in Potsdam.

5. Februar 1752

Der Feldmarschall Keith zum König nach Potsdam.

9. Februar 1752

Bei der Taufe des Sohnes des Geh. Raths von Voß (welcher die Namen Friedrich Wilhelm Heinrich Ferdinand erhielt) waren der König, seine Gemalin, welche das Kind über die Taufe hielt, und die Königin Mutter Taufzeugen. Der König ließ sich durch den General von Hacke vertreten.

24. Februar 1752

Der König schreibt an Voltaire:

"Mit Vergnügen habe ich Sie bei mir aufgenommen, ich schätzte Ihren Verstand, Ihre Talente, Ihre Kenntnisse, und mußte glauben, daß ein Mann von Ihren Jahren des Federgefechts gegen Schriftsteller und drohender Stürme überdrüßig, hierher käme, gleichsam in einem sichern Hafen Zuflucht zu suchen. Aber Sie foderten gleich Anfangs auf eine ziemlich sonderbare Art, daß ich Freron nicht zu meinem litterarischen Korrespondenten annehmen sollte. Ich war so schwach oder so gefällig, es Ihnen zu bewilligen, ob es Ihnen gleich nicht zustand über die Leute zu entscheiden, die ich in meinem Dienste brauchen wollte. D'Arnaud hat sich gegen Sie etwas vergangen, ein großmüthiger Mann hätte es ihm vergeben; ein rachsüchtiger verfolgt die Leute, die er haßt. Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan, ist um Ihretwillen von mir gegangen.

Sie sind zu dem Russischen Gesandten gegangen, und ha<227>ben mit ihm von Dingen gesprochen, in die Sie Sich gar nicht zu mengen hatten, und die Leute glaubten, ich hätte Ihnen Aufträge dazu gegeben. Sie haben Sich in die Angelegenheiten der Frau von Bentink gemischt, die gewiß nicht zu Ihrem Departement gehören.

Mit dem Juden haben Sie Sich den übelsten Handel von der Welt auf den Hals gezogen und in der ganzen Stadt ein abscheuliches Aufsehn gemacht. Ihre Geschichte mit den Sächsischen Steuerscheinen ist in Sachsen so bekannt 227-+, daß man darüber bittere Klagen bei mir geführt hat. Ich meinestheils habe bis zu Ihrer Ankunft in meinem Hause Frieden erhalten, und ich muß Ihnen gestehen, daß Sie Sich bei mir an den Unrechten gewendet haben, wenn Intriguen und Kabaliren Ihre Leidenschaft ist. Ich liebe sanfte friedliche Leute, die in ihrem Betragen keine von den heftigen Tragödien-Leidenschaften blicken lassen. Wenn Sie Sich entschließen können wie ein Philosoph zu leben, so soll es mir lieb sein Sie bei mir zu sehen, wenn Sie Sich aber allen Stürmen Ihrer Leidenschaften überlassen und mit aller Welt Händel anfangen wollen, so thun Sie mir gar keinen Gefallen, hierher zu kommen, und Sie können eben so gut in Berlin bleiben."

Der Prozeß Voltaire's mit dem etc. Hirsch war so eben entschieden worden, jedoch nur in einigen Stücken zu Gunsten Voltaire's. Im Übrigen ward er durch einen Vergleich beendigt, welchen Voltaire am 26.<228> Febr. mit dem Hirsch abschloß. Er eilte den König davon in Kenntniß zu setzen etc., worauf

28. Februar 1752

der König an Voltaire schreibt:

"Es hängt von Ihnen ab, ob Sie hierher kommen wollen. Hier höre ich von keinem Prozesse sprechen, nicht einmal von dem Ihrigen. Da Sie ihn gewonnen haben, so wünsche ich Ihnen Glück dazu, und bin sehr froh, daß diese garstige Geschichte beendigt ist. Ich hoffe, daß Sie weiter keine Händel, weder mit dem alten, noch mit dem neuen Testamente haben werden. Dergleichen Streitigkeiten sind entehrend und mit allen Talenten des witzigsten Kopfes von ganz Frankreich können Sie nie die Flecken zudecken, womit diese Aufführung in die Länge Ihren Ruhm beschmutzen würde. Ein Buchhändler Gosse, ein Opernviolinist, ein Hebräischer Juwelier, das sind doch wahrhaftig Leute, deren Namen in gar keiner Art von Geschäften sich neben dem Ihrigen finden sollten. Ich schreibe diesen Brief mit dem groben schlichten Menschenverstand eines Deutschen, der so spricht, wie er denkt, ohne auf Schrauben gestellte Ausdrücke zu gebrauchen und durch entkräftende Milderungen die Wahrheit zu entstellen. Es ist nun Ihre Sache Nutzen daraus zu ziehen."

29. Februar 1752

War Voltaire wieder in Potsdam, und scheint die Gnade des Königs wieder erlangt zu haben. (Spenersche Verl. Nachr. 1752. Nr. 26. v. 29. Febr. sagt: dieser Tage haben sich etc. und Herr v. Voltaire nach Potsdam begeben).

In diesem Monat ward die neue Münze in der Münzstraße in Berlin eingerichtet.

März.

A.

2. März 1752

Der König aus Potsdam in Berlin ertheilt Audienz.

3. März 1752

Zurück nach Potsdam.

Den 3., 10., 11., 14., 16. war Voltaire in Potsdam, wie aus seiner Korrespondenz hervorgeht, den 18. in Berlin<229> und den 20. Abends wieder nach Potsdam zurück. Schon unter dem 14. rühmt er die Gnade des Königs und die Bequemlichkeit, die er in dem Pallast des Königs genieße.

3. März 1752

Ein Brief des Königs ohne Datum an Voltaire scheint um die Mitte dieses Monats geschrieben zu sein. (Hinterl. Werke etc. Ausgabe von 1789. IX. 163).

"Ich glaubte von einem Tag zum andern Sie hier ankommen zu sehen. Das hat mich abgehalten Ihnen eher für die Geschichte Ludwig XIV. zu danken, die ich nunmehr vierfach besitze etc. Ich bin seit acht Tagen an einem Rheumatismus und an Wallungen im Blute krank, aber das Übel ist bald vorbei. Jetzt lese ich nur und schreibe nicht mehr. Wenn man ein so schlechtes Gedächtniß hat wie ich, so muß man seine Lektüre von Zeit zu Zeit wiederholen, um sie sich wieder gegenwärtig zu machen, und um das, was der Mühe werth ist, gut zu wissen. Nachher werde ich wieder anfangen meine Aufmerksamkeit zu verbessern. Ihr Feuer ist dem im Tempel der Vesta gleich, es erlischt nicht, aber das wenige, was ich zugetheilt bekommen habe, muß häufig angeschürt werden, und doch fehlt oft nicht viel, daß es von der Asche erstickt wird. Leben Sie wohl. Glauben Sie nicht, daß es mehr Eichen als Schilf in der Welt giebt. Sie werden viele Personen neben sich sterben sehen, und noch mehrere durch Ihren Namen überleben, der niemals untergehen wird."

24. März 1752

Der König aus Potsdam in Berlin.

27. März 1752

Geburtstagsfeier der Königin Mutter, bei der regierenden Königin. Abends Oper Orpheus.

28. März 1752

Der König mit dem Oberst Valbi 1) nach Potsdam.

29. März 1752

Der Minister v. Cocceji zum König nach Potsdam.

Der König befiehlt, daß vom 1. April an beständig zwei Passagier--Chaluppen von Emden nach London ab und zu segeln sollen.

B.

12. März 1752

Stirbt Franz Talbot Graf von Tyrkonel, Pair von Ir<230>land, französischer Gesandter am Berliner Hofe in seinem 42. Jahre. (Spenersche Zeitung Nr. 32. 33. 36).

Die verwittwete Gräfin Tyrkonel, welche nach Frankreich zurückkehrt, erhält vom König sein reich mit Brillanten verziertes Portrait zum Geschenk.

14. März 1752

Darget verläßt Potsdam und geht nach Frankreich.

April.

A.

7. April 1752

Der König in Potsdam - Intermezzo: i Birbi.

12. April 1752

Wiederholung.

25. April 1752

Der König aus Potsdam in Berlin - Parade im Thiergarten.

26. April 1752

Nach Potsdam.

27. April 1752

Keith, Fouqué, Kiau und Pöllnitz nach Potsdam.

?? April 1752

Der König an Darget:

- etc. "Voltaire hat sich hier als ein schlechter Mensch und ein ausgemachter Gauner aufgeführt; ich habe ihm die Wahrheit gesagt, wie er es verdiente. Es ist ein Elender, und ich schäme mich für die Menschheit, daß ein Mann, der so vielen Geist hat, so voll Bosheit sein kann."

B.

7. April 1752

Die Solotänzerin Signora Therese Sempelina aus Wien zeigt in dem Intermezzo i Birbi vor dem König in Potsdam ihre Geschicklichkeit. Sie, und die Solotänzerin Reggiana treten in Königl. Dienste.

Der Sänger Carestini geht auf 6 Monat nach Italien.

10. April 1752

War Voltaire in Potsdam, sein Sekretair Collini langt bei ihm an.

11. April 1752

Algarotti in Potsdam.

14. April 1752

Fliegt das Kernhaus bei der Pulvermühle vor dem Oranienburger Thore in die Luft, 4 Menschen verloren dabei ihr Leben.

<231>

Mai.

A.

24. Mai 1752

Der König aus Potsdam in Berlin zur Revue. Der älteste Prinz Borghese und der sardinische Aide-Major von Marinou werden dem Könige vorgestellt.

29. Mai 1752

Der König nach Potsdam zurück.

Juni.

A.

1. Juni 1752

Der König von Potsdam nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Musterung.

2. Juni 1752

Ankunft im Lager.

7. Juni 1752

Von Magdeburg in Potsdam angekommen.

8. Juni 1752

Maupertuis zum König nach Potsdam.

10. Juni 1752

Der König nach Berlin.

12. Juni 1752

Früh um 4 Uhr über Chorin nach Stettin zur Musterung.

17. Juni 1752 bis 18. Juni 1752

Nachts in Königsberg in der Neumark.

18. Juni 1752

Über Freienwalde, wo er den Kanal besieht, in Berlin angekommen.

19. Juni 1752

Nach Potsdam.

24. Juni 1752

Aus Potsdam nach Charlottenburg, dahin sich auch beide Königinnen aus Berlin, zum Empfang der Braut des Prinzen Heinrich, begeben.

25. Juni 1752

In Charlottenburg. Vermählung des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Cassel - Feste bis zum 28. Oper: das Urtheil des Paris etc. Zu diesen Festen hatte der König seiner Gemalin einen prächtigen Brillantschmuck geschenkt.

26. Juni 1752

Der König bei dem Artillerie-Manöver bei Reinikendorf und nach Charlottenburg zurück.

28. Juni 1752

Nach Potsdam.

29. Juni 1752

Der Feldmarschall Keith zum König nach Potsdam.

<232>

B.

3. Juni 1752

Starb in Berlin die Gräfin v. Finkenstein, Oberhofmeisterin der Königin Mutter.

17. Juni 1752

Geschah in Cassel die Vermählung des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Wilhelmine durch Procuration, wobei der Landgraf die Stelle des Prinzen vertrat.

21. Juni 1752

Stirbt Fräulein von Montbail, gewesene Gouvernante des gesamten König. Hauses, 71 Jahr alt. (S. 1. Abth. S. 56).

In diesem Monat kamen wieder mehrere protestantische Franzosen aus Nimes, die der Religion wegen geflüchtet waren, in Berlin an.

Das vor dem Hamburger Thor befindliche Hochgericht wird abgebrochen und weiter hinaus in die Gegend des Werders gesetzt. Die dabei beobachteten Ceremonien beschreibt die Berliner Spenersche Zeitung Nr. 59.

Juli.

A.

Juli 1752

Der König in Potsdam.

5. Juli 1752

Prinz Moritz von Dessau in Potsdam.

?? Juli 1752

Der König an Darget:

"Ich habe Ihren Brief erhalten und bitte Sie, Ihren Geist vor aller Melancholie zu bewahren. Sie sollen hier eben so aufgenommen werden, wie Sie bei Ihrer Abreise entlassen wurden, ja ich werde gutmüthig genug sein, um Sie anstatt auszulachen, zu beklagen, daß Sie Ihr Geld in Frankreich so unnützerweise verschwendet haben etc." (Darget war zur Herstellung seiner Gesundheit nach Frankreich zurückgegangen, sah sich aber in seiner Erwartung getäuscht).

23. Juli 1752

Der Prinz von Preußen (Bruder des Königs), Prinz Heinrich, Graf Hacke, Minister v. Katt und General v. Itzenplitz nach Potsdam.

28. Juli 1752

Der König giebt dem französischen bevollmächtigten Minister<233> am hiesigen Hofe, Marechal de Camp. Chevalier de la Touche die erste Private Audienz.

31. Juli 1752

Der König an Darget:

"Das sind wieder hypochondrische Visionen, mein guter Darget etc. Verbannen Sie alle die Chimären, die Ihnen das Leben verbittern, und lernen Sie von Ihren Landsleuten froh und zufrieden sein - etc. Sie nennen mir zwei Leute, von denen ich nur den einen, den Verfasser der Moeurs (Toussaint) 2) kenne. Ich lasse Ihnen die Wahl. Nehmen Sie den, der am sanftesten, am heitersten ist, und dessen gute Laune sich am meisten gleich bleibt; bieten Sie ihm dann La Mettrie's Stelle mit dem Gehalte an, das Sie wohl wissen. - Suchen Sie mit d'Alembert 3) in Bekanntschaft zu kommen, um zu sehen, ob er an unserer Angel anbeißen will etc."

B.

9. Juli 1752

Stirbt der Königl. Hofpoet Leopold von Villati.

Der König giebt dem Major von Dieskau den Orden pour les mérites und eine prächtige Tabatiere. Dem Captain von Holzendorf schenkt er ebenfalls eine Tabatiere, dem Lieutenant von Holzendorf und dem Lieutenant von Wenzel jedem 4 Medaillen von hohem Werthe. Diese Militärs waren sämtlich von der Artillerie.

Der Capitain von Müller erhielt vom König ein goldenes Reißzeug.

Der Dr. Ludolf und Professor Sulzer stellen merkwürdige Versuche über die Elektricität der Gewitterwolken, welche Franklin in Pensilvanien zuerst angegeben hat, an.

August.

A.

1. August 1752

Der König aus Potsdam in Berlin, speist in Monbijou bei der Königin Mutter, besucht den Prinzen Heinrich im<234> Schwerinschen Palais in der Wilhelmsstraße (es hat jetzt die No. 73).

2. August 1752

Nach Potsdam.

7. August 1752

Die Königin Mutter, der Prinz und die Prinzessin Heinrich, der Prinz von Preußen, Prinz Ferdinand, der Prinz Louis von Würtemberg, die Prinzessin Amalie nach Potsdam. Die regierende Königin war nicht dabei. Die Königin Mutter und die Prinzessin Amalie logirten in Sanssouci, die übrigen Herrschaften auf dem Schlosse in der Stadt.

8. August 1752

In Sanssouci Intermezzo: der Weltweise.

9. August 1752

Ball. Der König eröffnet ihn mit der Prinzeß Heinrich. Bis den 10. fanden mehrere Festlichkeiten Statt, wobei Sanssouci illuminirt war.

10. August 1752

Sämtliche Herrschaften - ohne den König - kehren nach Berlin zurück.

14. August 1752

Die Generale Hacke, Itzenplitz, Forcade, Zieten und Pfuhl nach Potsdam.

20. August 1752

Intermezzo in Potsdam, bei welchem die neuerdings aus Rom angekommenen und in Königl. Dienst getretenen Tänzerinnen Santinina und Oliviera zum ersten Male vor dem König tanzen.

21. August 1752

Der König aus Potsdam in Berlin, über Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist.

In Berlin besieht der König die neu gebauten Häuser vor dem Hamburger und Rosenthaler Thore (im Voigtland), die er den Bewohnern schenkt.

22. August 1752

Nach Potsdam.

29. August 1752

Aus Potsdam in Berlin, wohnt den Kriegsübungen der Truppen vor dem Hamburger Thore bei, bei der Rückkehr über den Weidendamm nimmt er die in der Gegend des Arsenals und der Chaussee erbauten Häuser in Augenschein, alsdann ertheilt er auf dem Schlosse Audienz, und speist bei der Königin Mutter.

?? August 1752

In den ersten Tagen dieses Monats schreibt der König an Darget:

<235>

"Ich habe einen Vorleser gefunden, mein lieber Darget - der Abbé de Prades 4) hat eine Brust, die mir, ehe ich sie abnutze, die Ohren abnutzen wird etc. La Touche (der neue französische Gesandte) ist angekommen, er gefällt uns bei weitem besser als der Lord (Tyrkonel). Gott verzeihe es mir, ich habe einen wahren Abscheu vor dem Englischen Volke, und kann mich gar nicht davon befreien. Das unbillige Verfahren des Monarchen fällt auf sein Volk zurück."

Um diese Zeit überreichte "der Königl. Schwedische General-Major Graf von Liven, im Namen Sr. Maj. des Königs von Schweden, dem Könige den Seraphinen-Orden, welchen Hochdieselben Sich Selbst anzulegen und den ganzen Tag über zu tragen geruhten."

Der König schenkt den Erben des Hof-Lieferanten Blume, wegen ihres bisher in der Sammt-Manufaktur bewiesenen besondern Fleißes ein, in der Wilhelmsstraße belegenes Haus.

Die Prinzessin Heinrich und Amalie erhalten vom Könige prächtige Geschenke an Porzellan.

September.

A.

1. September 1752

Der König früh um 4 Uhr nach Cüstrin. In seinem Gefolge befanden sich der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, Prinz Ferdinand von Braunschweig, Prinz Moritz von Dessau, Prinz Ludwig von Würtemberg, die Generale v. Winterfeld, v. Schmettau, v. Buddenbrock etc.

3. September 1752

Ankunft in Glogau früh um 10 Uhr, der König besieht die Festung und die neu angelegten Minen.

4. September 1752

Musterung, und ins Lager bei Schalckau bis den 7.

7. September 1752

Ankunft in Breslau, logirt in seinem alten Palais.

8. September 1752

Beschenkt der König die Breslauer Truppen, besieht die Stadt, das Zeughaus etc., ertheilt alsdann Audienz nachher große Tafel. Er besuchte auch den Fürst Bischof Schafgotsch im Garten vor dem Ohlauer Thore.

<236>

9. September 1752

Abreise von Breslau über Brieg und Kosel.

11. September 1752

Nach Neisse.

15. September 1752

Von Neisse nach Glatz.

16. September 1752

In Schweidnitz, wo er sich den 17. mit den Kaufmannsältesten Unverricht und Schmelz unterredet.

18. September 1752

Von Schweidnitz über Liegnitz und Glogau nach Frankfurt a. d. O.

19. September 1752

Von Frankfurt, wo er bei dem Feldmarschall Schwerin im Hause des Hofraths Steinwehr speist, nach Berlin.

19. September 1752

Ankunft in Berlin, Abends 11 Uhr.

20. September 1752

Nach Potsdam.

26. September 1752

Prinz Heinrich nach Potsdam, bis den 28.

Von des Königs kleinen Aufsätzen (fliegenden Blättern) erschienen die "Briefe an das Publikum" (deutsche Suppl. Bd. III. 196).

B.

10. September 1752

Kommt Fredersdorf aus dem Aachener Bade zurück.

12. September 1752

Stirbt der General-Lieutenant v. Bonin, Chef eines Dragoner, Regiments in Landsberg a. d. W.

12. September 1752

Stirbt der General-Feldmarschall von Jeetz, 81 Jahr alt, in Berlin.

Der König schenkt dem General Hautcharmoi das Gut Allerheiligen im Fürstenthum Öls.

Der neue Hofpoet Tagliazuchi kommt in Berlin an.

Der Sänger Ricichiarelli tritt in Königl. Dienste.

Oktober.

A.

4. Oktober 1752

Der König aus Potsdam in Berlin.

5. Oktober 1752

Wohnt den Kriegsübungen der Truppen vor dem Rosenthaler Thore bei.

6. Oktober 1752

Nach Potsdam zurück.

26. Oktober 1752

Wohnt der König einer Probe des Singspiels Didone abandonnata, welches zum diesjährigen Carneval gegeben wer<237>den soll, bei. Die Königl. Kapelle, der Schauspiel-Direktor Baron v. Sweerts und Kapellmeister Graun waren dazu nach Potsdam gegangen.

B.

19. Oktober 1752

Stirbt der General Stille, 56 Jahr alt.

24. Oktober 1752

Starb in Berlin der Tagelöhner Abraham Roich, 104 Jahr alt.

26. Oktober 1752

Der Königl. Sänger Sign. Carestini kommt aus Italien zurück.

November.

A.

2. November 1752

Der König aus Potsdam in Berlin, giebt Audienz, und besucht den kranken Maupertuis.

3. November 1752

Nach Potsdam.

6. November 1752

Die Königl. Kapelle etc. geht nach Potsdam, um nochmals vor dem König die Oper Dido zu probiren.

?? November 1752

Der König an Voltaire:

"Ich erstaune über Ihre Unverschämtheit. Nach allem, was Sie gethan haben, und was so klar ist wie die Sonne, läugnen Sie noch, anstatt zu gestehen, daß Sie strafbar sind! Bilden Sie Sich nicht ein, die Leute würden sich von Ihnen überreden lassen: schwarz sei weiß. Man sieht nicht immer, weil man nicht immer sehen will. Aber wenn Sie die Sache auf das Äußerste treiben, so lasse ich Alles drucken, und es wird sich zeigen, daß Sie, wenn Sie für Ihre Werke Statuen verdienten, für Ihr Betragen Ketten werth sind. Der Verleger ist befragt. Er hat Alles gestanden." (Die Veranlassung zu diesem harten Schreiben, siehe in den Anmerkungen zu diesem Jahre ad 5).

27. November 1752

Der König aus Potsdam in Berlin, giebt Audienz - läßt Voltaire Folgendes zur Unterschrift vorlegen. "Ich verspreche Sr. Majestät, daß ich, so lange Dieselben die Gnade haben, mir Wohnung im Schlosse zu geben, gegen Niemand<238> schreiben will, weder gegen die französische Regierung und die Minister, noch gegen andere Souveräne oder gegen angesehene Gelehrte, sondern daß ich diesen immer die Achtung erweisen werde, die ihnen gebührt. Ich werde Sr. Majestät Briefe nicht mißbrauchen, und mich so betragen, wie es sich für einen Gelehrten schickt, der die Ehre hat Sr. Majestät Kammerherr zu sein und der mit rechtlichen Leuten lebt.

Potsdam, den 27. Novbr. 1752." (S. Anmerk. 5).

28. November 1752

Der König nach Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand. Ihnen folgen auch der Feldmarschall v. Keith und der Generalquartiermeister Graf v. Schmettau.

30. November 1752

Der General Fouque aus Schlesien von Berlin nach Potsdam.

B.

6. November 1752

Starb in Tegel bei Berlin Anna Jost, 107 Jahr alt.

Dezember.

A.

1. Dezember 1752

Der General Fouqué aus Berlin nach Potsdam zum König.

2. Dezember 1752

Der König aus Potsdam nach Berlin.

3. Dezember 1752

Nach Potsdam zurück.

5. Dezember 1752

Voltaire aus Potsdam nach Berlin.

8. Dezember 1752

Der König aus Potsdam nach Berlin.

20. Dezember 1752

Besucht das Cadettenhaus.

23. Dezember 1752

Besieht die Bauten an der Neuen Grünstraßen-Brücke und den Bau der Sebastianskirche.

25. Dezember 1752

Nach Potsdam.

29. Dezember 1752

Aus Potsdam nach Berlin.

Die Stabskapitains des Forcadeschen Regiments v. Dizelsky, v. Mitschlaf, und die Premier-Lieutenants v. Zastrow und v. Emminga, erhalten vom Könige ansehnliche Geldgeschenke.

Gegen Ende dieses Jahres ließ der König eine Anzahl neuer Thaler von feinem Silber prägen, und machte sie am<239> Hofe zum Geschenk. Die eine Seite zeigte sein Brustbild in römischer Art, auf der andern den preußischen Adler, auf Armaturen ruhend.

In diesem Jahre hatte der König sein Testamentt politique aufgesetzt, welches im Geh. Archiv aufbewahrt wird.

B.

24. Dezember 1752

Nachmittags wurde auf Befehl des Königs, Voltaire's gegen den Präsidenten Maupertuis gerichtete Spottschrift: Akakia, auf den, Gensd'armesmarkt durch den Henker verbrannt, (Formey Souvenirs d'un Citoyen I. 271). Voltaire wohnte damals bei seinem Sekretair Francheville in der Taubenstraße (das Haus hat jetzt die No. 20) und konnte von da aus die Verbrennung sehen 239-+.

Der diesjährige Carneval begann den 8. Dezbr. in folgender Art: Sonntag Vormittag die gewöhnliche Cour bei dem König, nachher bei der regierenden Königin. Montag Oper; Dienstag Redoute; Mittwoch französische Komödie; Donnerstag Cour bei der Königin Mutter; Freitag Oper; Sonnabend Ruhe. Die beiden Opern waren: Orpheus und Dido.

Auch zu diesem Carneval war, wie schon in frühern, der Baron Warkotsch aus Schlesien in Berlin und bei Hofe.

Anmerkungen zum Jahre 1752.

Balbi (Johann Friedrich von) stammte aus einem berühmten Geschlechte Genua's, wo der 1730 daselbst regierende Doge Maria<240> Balbi sein Groß-Oheim war. Eine Hauptstraße der Stadt führt den Namen dieses alten berühmten Geschlechts. Unser Balbi trat bereits in seinem 16. Jahre in preußische Kriegsdienste. 1734 befand er sich als Volontair bei der Belagerung von Philippsburg und Kehl, und von 1746 bis 1748 bei der französischen Armee in den Niederlanden, 1755 (nicht 1752, wie von Einigen angegeben wird) begleitete er Friedrich d. G. bei seiner Reise nach Holland, 1757 und 1758 dirigirte er die Belagerungen von Breslau, Schweidnitz und Olmütz. 1757 war er vom König zum Obersten ernannt worden. Er starb in Berlin am 19. Januar 1779 in einem Alter von 79 Jahren. Während seiner Dienstzeit hat er 9 Schlachten und 23 Belagerungen beigewohnt.

2) Toussaint (François Vincent) war zu Paris 1715 geboren. Das von ihm verfaßte Buch: les Moeurs (die Sitten), wodurch er sich zuerst bekannt machte, ward auf Befehl des Parlaments verbrannt, und er sah sich genöthigt, nach Flandern zu flüchten, von wo er nach Berlin berufen wurde. Hier ward er bei der damaligen Ecole militaire als Professor der Beredsamkeit angestellt. Er hat mehrere Schriften verfaßt, und auch die Gellertschen Fabeln ins Französische übersetzt. Er starb in Berlin am 25. Juni 1772.

D'Alembert (Jean Lerond), geboren zu Paris am 16. November 1717, war der uneheliche Sohn der Madame Tincin, einer Stiftsdame und des Provinzial-Commissairs der Artillerie, Herrn Destouches 240-+, welcher den 11. März 1726 starb. Das Kind ward gleich nach seiner Geburt auf den Markt oder Platz der Kirche St. Jean le Rond, nahe bei Notre Dame ausgesetzt. Von diesem Platz legte man ihm den Vornamen bei. Der Polizeicommissair, welcher das Kind fand, gab es einer armen Glaserfrau in Pflege, welche von den Eltern, die sich jedoch nie öffentlich zu erkennen ga<241>ben, unterstützt wurde. Als er ungefähr vier Jahr alt war, kam er in eine Pensionsanstalt, wo er bis zu seinem zehnten oder zwölften Jahre blieb, und in dieser Zeit Beweise ausgezeichneter Fähigkeiten gegeben hatte. Hierauf trat er in das Collegium de quatre Nations, und als er dieses nach Vollendung seiner Studien verließ, befand er sich ohne alle Verbindung und wie allein in der Welt. Er begab sich daher in das Haus seiner ersten Erzieherin, und beabsichtigte mit seinem geringen Vermögen, das in einer Rente von 1200 Livres, die ihm sein Vater ausgesetzt hatte, bestand, die Glücksumstände dieser armen Familie, welche die einzige war, die er in der Welt als die seinige ansehen konnte, etwas zu verbessern. In dem Hause dieser guten Leute widmete er sich ganz dem Studium der Geometrie, und führte hier 40 Jahre lang die einfachste Lebensart. Er verwandte den Zuwachs seiner Einkünfte 241-+ nur auf Werke der Wohlthätigkeit, verbarg seine steigende Berühmtheit vor diesen guten Leuten und machte ihre einfältigen rohen Sitten zuweilen zum Gegenstand seiner gutmüthigen Scherze und philosophischen Beobachtungen. Seine gute Amme sah seine große Thätigkeit und hörte von ihm, daß er der Verfasser vieler Bücher sei, aber sie ließ es sich nicht einfallen, daß er ein großer Mann sei, sondern sah ihn vielmehr mit einer Art von Mitleiden an. Einst sagte sie: "Sie wollen immer nur ein großer Philosoph sein, - und was ist denn ein Philosoph? - Ein Narr, der Tag und Nacht arbeitet, und sich lebenslang quält, damit die Leute von ihm reden mögen, wenn er nicht mehr ist."
     

Seine zahlreichen mathematischen, philosophischen und andern Schriften, die man in Querard's La france litteraire verzeichnet findet, haben ihm großen Ruhm erworben. Im Jahr 1746 gewann seine Abhandlung über die Theorie der Winde den von der Berliner Akademie ausgesetzten Preis, die ihn zugleich zu ihrem Mitglieds ernannte. Der König gab sich viel Mühe ihn zu bewegen, sich in Berlin niederzulassen, und trug ihm auch die Präsidentenstelle seiner Akademie an, allein d'Alemberts Neigung zur Unabhängigkeit und<242> einer stillen und einfachen Lebensweise war so groß, daß er sie ablehnte, eben so nahm er auch die Stelle, welche die russische Kaiserin Katharina ihm bei ihrem Sohn als Erzieher antrug, nicht an. Im Juni des Jahres 1763 kam er auf des Königs wiederholte Einladung nach Berlin, und hielt sich bis Anfangs September des folgenden Jahres hier auf, begleitete in dieser Zeit auch den König auf dessen Reisen nach Magdeburg etc. D'Alembert war nicht verheirathet, eine heftige Neigung fesselte ihn an die, wegen ihrer Liebenswürdigkeit und glänzenden Geistesgaben berühmte Frau Espinasse (Julie Jeanne Eleonore de l'), - (wie er, ein Kind der Liebe). Er fand jedoch keine Gegenliebe, sondern nur Wohlwollen, innige Freundschaft und hohe Achtung, die sie auch bewog, seinem Wunsche, Eine Wohnung mit ihr beziehen zu dürfen, nachzugeben. Ihr Tod im Jahre 1776 erschütterte d'Alembert sehr, der König tröstete ihn in einem Schreiben voll inniger Theilnahme. d'Alembert starb am 29. Oktbr. 1783. Sein Briefwechsel mit dem König umfaßt eine Zeit von 29 Jahren, er befindet sich in den hinterlassenen Werken des Königs und gewährt eine höchst anziehende Lektüre.

de Prades (Jean Martin), geboren um das Jahr 1720 zu Castel-Sarazin im Departement Languedoc. Er hatte sich der Theologie gewidmet, und lebte als Baccalaureus in Paris, als solcher hielt und vertheidigte er im Jahr 1751 eine Disputation, die ihm viel Verfolgung zuzog. Die Sarbonne verdammte 10 Sätze, die darin vorkamen, als ketzerisch, strich ihn aus der Liste der Baccalaureen, der Erzbischof von Paris entzog ihm seine Gerechtsame und trug seinem Promotor auf, ihn zu verfolgen, und das Parlament gab Befehl zu seiner Einziehung etc. (Querelles litteraires. Paris 1762). de Prades sah sich hierdurch genöthigt, von Paris sich zu entfernen. Voltaire und der Marquis d'Argens, denen er nur durch die Verfolgung, unter der er litt, bekannt geworden war, beschlossen, sich seiner anzunehmen, und schlugen dem Könige vor, den de Prades in seine Dienste zu nehmen, das ihnen auch um so leichter gelang, da der König, wie bekannt, immer bereit war, verfolgten Philosophen seinen Schutz und Beistand angedeihen zu lassen. So kam de Prades<243> im August d. J. nach Potsdam und trat als Vorleser und Sekretair des Königs an Dargets Stelle. (Oeuv. de Voltaire. Edit. Basle. Tom 84. p. 6). Voltaire und d'Argens fanden jedoch sehr bald, daß sie sich in ihrem Schützling sehr getäuscht hatten, und daß er nur in der Theologie und Kirchengeschichte einige Kenntnisse besaß, im Übrigen ihm aber Alles abging, wodurch er ihrer Empfehlung beim Könige hätte Ehre machen können. Sie gaben ihm in der altern Geschichte etc. Unterricht, und er mußte ihnen täglich, ehe er zum Könige ging, seine Lection wiederholen, da jedoch seine Schwäche dem Könige nicht verborgen bleiben konnte, so bereitete Voltaire selbst den König nach und nach vor, und belustigte ihn durch die Erzählung von den komischen Details der Lektion, die er und d'Argens dem Abbé gaben. Dieser ward aber endlich gewahr, daß man ihn zum Besten hatte, und rächte sich dadurch, daß er überall gegen den Monarchen und seine Lehrer deklamirte, und sich auf die Seite derer schlug, die mit der Regierung unzufrieden waren. Dem Könige blieb dies nicht unbekannt, dennoch behielt er ihn, und sah ihm, wie wir weiterhin sehen werden, Viel nach, vielleicht aus Mitleiden, oder aus Freundschaft für Voltaire und d'Argens. Die Bosheit und der Undank des Abbe's ging so weit, daß er während des siebenjährigen Krieges den König verrieth. Unter dem 15. November 1757 schreibt der König aus Torgau an d'Argens: "Den Abbé habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich und undankbar!" Denina in seinem Essai sur la vie et le regne de Frederic II. p. 213, und Voltaire in seinen Briefen vom 25. Februar 1758 und 25. April 1760 an d'Alembert wollen zwar seine Unschuld behaupten, allein aus einem Briefe des Abbé's aus Potsdam (1756) an Valori, den französischen Gesandten, in welchem er diesem auf sein Verlangen Mitteilungen macht, die zwar eben noch nicht wichtig, aber in seinen Verhältnissen doch höchst tadelnswerth sind, sieht man wohl, daß er gar keinen Anstand nehmen würde, ihm auch die wichtigsten Nachrichten mitzutheilen; er sagt auch in diesem Briefe: "J'ose me flatter que vous serez toujours<244> persuadé de mon attachement sincère. Si j'ai à présent un défaut ici, c'est d'avoir le coeur exessivement français." Der König schickte ihn nach Magdeburg auf die Festung. An Voltaire schrieb der König am 18. Mai 1759 aus Landshut: "Sie wollen die Abenteuer des Abbé's de Prades wissen? Da müßte ich ein dickes Buch schreiben. Zur Befriedigung Ihrer Neugierde wird es genug sein, wenn ich Ihnen sage, daß der Abbé schwach genug war, sich während meines Aufenthalts zu Dresden von einem Sekretair Broglio's verführen zu lassen, den Broglio bei seiner Abreise dort gelassen hatte, de Prades rapportirte Neuigkeiten von der Armee, und da dies Handwerk im Kriege nicht einem Jeden behagt, so hat man ihn bis zum Frieden an einen stillen Ort geschickt, wo es gar keine Neuigkeiten zu schreiben giebt. Es sind noch mehr Dinge dabei vorgefallen, die zum Schreiben zu weitläuftig sind. Diesen saubern Streich spielte er mir gerade zu der Zeit, da ich ihm eine fette Präbende am Breslauer Dom ertheilt hatte." Bereits im April 1758 scheint es, daß er seine Freiheit wieder erhalten hatte 244-+, doch wurde ihm die Stadt Glogau, wo ihm der König eine Pfründe anwies, zum beständigen Aufenthaltsort, den er nicht verlassen durfte, angewiesen. Daselbst starb er im Jahr 1782. Hiernach ist zu berichtigen, was Bachaumont in seinen Mémoires T. I. p. 1777 (Juni 1763) von dem Abbé anführt. Man hat den Abbé lange für den Verfasser der Schrift: Gedanken über die Religion, die man anfänglich Friedrich dem Großen zuschrieb, gehalten, und nach Querard La France littraire soll er auch die, bisher Voltaire zugeschriebene Schrift: Le Tombeau de la Sorbonne, traduit du latin. 1752. 8. und 1753. 12. verfaßt haben. Von ersterer ist er es jedoch zuverlässig nicht, sondern ein Lieutenant de la Serre.

Der Präsident der Berliner Akademie, Maupertuis, hatte einen neuen Grundsatz in der Mechanik: "von der kleinsten Kraft in den Wirkungen der Körper" aufgestellt, deren Erfinder er war, oder<245> es zu sein glaubte. Der Professor an der Kriegsakademie im Haag, Samuel König, bestritt nicht allein den Grundsatz an sich, sondern auch dessen Neuheit, indem er behauptete, daß schon Leibnitz denselben in einem Briefe an Jakob Hermann angeführt habe. Maupertuis, eifersüchtig auf die Ehre der Erfindung, bezweifelte dies, und bewirkte, daß der Professor von der Berliner Akademie aufgefodert wurde, den Brief Leibnitzens, aus welchem er die bezügliche Stelle öffentlich bekannt gemacht hatte, vorzulegen. Da der Professor König hierauf erwiederte, daß er nur eine Abschrift davon besitze, und da auch bei weiterem Nachforschen das Original sich nicht auffand, so schloß die Berliner Akademie den Professor König, der ihr Mitglied gewesen war, von sich aus. Voltaire war ein Freund des Professors König, dagegen hegte er schon längst gegen Maupertuis, welcher die Gnade Friedrichs in Hohem Grade genoß, Neid und Scheelsucht. Er ergriff nun diese Gelegenheit, Maupertuis einen bösen Streich zu spielen, und ließ zuerst unter dem Namen: "eines Mitgliedes der Akademie zu Berlin" einen Brief an einen Akademiker drucken, in welchem er den Professor König vertheidigt und Maupertuis tadelt 245-+; in einer zweiten Schrift,<246> die unter dem Titel Diatribe du Docteur Akakia etc. erschien, macht er ihn aufs Höchste lächerlich. (S. Beiträge Th. II. S. 537 246-+.<247> Die Erlaubniß, welche Voltaire zum Druck einer andern Schrift vom Könige erhalten hatte, benutzte er, auch den Akakia drucken zu lassen. In des Marquis von Condorcet's Leben Voltaire's wird mit manchen entstellten Umständen erzählt, daß Voltaire dem Könige die Schrift gezeigt habe, und Beide hätten darüber gelacht, jedoch habe Voltaire dem Könige versprechen müssen, diese Schrift zu unterdrücken und nicht bekannt werden zu lassen, Voltaire versprach es, hielt aber nicht Wort, sondern ließ die Schrift auswärts drucken 247-+, oder schickte die Exemplare der ersten in Berlin (wahrscheinlich mit falscher Angabe des Orts) gedruckten Auflage nach außerhalb, von wo bald wieder Exemplare nach Berlin kamen, und die Schrift überall bekannt, und an verschiedenen Orten nachgedruckt wurde, überhaupt ein sehr großes Aufsehn machte. In Paris wurden, wie Voltaire selbst unter dem 17. Januar 1753 aus Potsdam an Formey in Berlin schrieb, an einem Tage 6000 Exemplare vom Akakia verkauft, dennoch läugnete er gegen den König, Antheil an dem neuen Druck und der Bekanntwerdung der Schrift zu haben. Dies war die Veranlassung zu jenem harten Schreiben des Königs.
     

Auf die Schrift, welche der König am 27. November Voltaire zur Unterschrift vorlegte, antwortet er auf demselben Blatte Folgendes: "Ich werde, Sire, alle Befehle Ew. Majestät befolgen, und es wird meinem Herzen nicht schwer werden, Ihr zu gehorsamen. Ich bitte Ew. Majestät nochmals, zu erwägen, daß ich gegen keine Regierung geschrieben habe, noch weniger gegen die, unter der ich geboren bin, und welche ich nur verlassen habe, meine Tage zu den Füßen Ew. Majestät zu enden. Ich bin Historiograph von Frankreich gewesen, und in dieser Eigenschaft habe ich die Geschichte Ludwigs XIV. und die Feldzüge Ludwigs XV., welche ich an Herrn d'Argenson geschickt habe, geschrieben. Meine Stimme und meine Feder sind meinem Vaterlande gewidmet gewesen, wie Ew. Majestät Befehlen.<248> Ich beschwöre Sie, die Güte zu haben und den Grund der Zänkerei Maupertuis zu untersuchen, ich beschwöre Sie, zu glauben, daß ich diesen Streit vergessen werde, weil Sie es befehlen, ich unterwerfe mich ganz gewiß allen Ihren Wünschen. Wenn Ew. Majestät mir befohlen hätten, mich nicht zu vertheidigen, und mich nicht in diese litterarische Fehde zu mischen, würde ich mit der nämlichen Unterwerfung Ew. Majestät gehorsamt haben. Ich bitte Sie, einen mit Krankheit und Schmerzen beladenen Greis zu schonen, und zu glauben, daß ich mit derselben Anhängigkeit an Ew. Majestät sterben werde, wie ich sie an dem Tage hatte, als ich an Ihren Hof kam."

Kurz vor, oder vielleicht auch erst nach diesem Schreiben, schrieb Voltatre noch äußerst demüthig an den König, um seine Gnade wieder zu erhalten, worauf alsdann wahrscheinlich die Aussöhnung erfolgt ist. Wir theilen dieses merkwürdige Schreiben hier nach dem Original mit. Es lautet wie folgt:

Sire. Ce n'est sans doute, que dans la crainte de ne pouvoir plus me montrer devant Votre Majesté, que j'ai remis à Vos pieds de bienfaits qui n'étient les liens dont j'étois attaché à Votre personne, Vous devez juger de ma situation affreus de celle de toute ma famille, il ne me restoit qu'à m'aller cacher pour jamais, et deplorer mon malheur en silence. Monsieur Fredersdorf, qui vient me consoler dans ma disgrace me fait esperer que Votre Majesté daignerait écouter envers moi la bonté de son caractère et qu'elle pouroit reparer par la bienvaillance (s'il est possible) l'opprobre dont elle m'a comblé. Il est bien sur que le malheur de Vous avoir deplu n'est par le moindre que j'éprouve, mais comment paroitre comment vivre? je n'en sais rien. Je devrais être mort de douleur dans cet état horrible, c'est à Votre humanité d'avoir pitié de moi que voulez vous que je devienne, et que je fasse! je n'en sais rien, je sais seulement que Vous m'avez attaché a Vous depuis seize années, ordonnez d'une vie que je vous ai consacrée, et dont Vous avez rendu la fin si<249> amère. Vous êtes bon, Vous êtes indulgent, je suis le plus malheureux homme qui sort dans vos état, ordonnez de mon sort.

Voltaire.

Januar 1753

A.

9. Januar 1753

Der König in Berlin, speist bei dem Prinzen von Preußen.

13. Januar 1753

Der vor Kurzem in Berlin angekommene Abt Bastiani wird dem König vorgestellt.

17. Januar 1753

Der König nach Spandau, besieht die Umgegend und speist bei dem Prinzen von Preußen, dann nach Berlin zurück.

21. Januar 1753

Der König unterzeichnet den Octroi der zweiten Emder Handlungscompagnie, welche nach Bengalen Handel treiben soll.

24. Januar 1753

Der Geburtstag des Königs wird bei Hofe gefeiert. Der König aber kam seit einigen Tagen nicht aus seinen Appartements.

25. Januar 1753

Besucht die Königin Mutter.

30. Januar 1753

Nach Potsdam.

31. Januar 1753

Hier speist der Fürst von Anhalt-Cöthen beim König, und wird mit einem kostbaren Ring und mit einer Tabatiere mit dem Portrait des Königs beschenkt.

In diesem Monat giebt der König die gewöhnlichen Neujahrsgeschenke für die Armen.

B.

18. Januar 1753

Unter diesem Datum stand in der Berliner (Spenerschen) Zeitung Folgendes: Der Herr von Voltaire achtet sich verbunden hiermit anzuzeigen, daß er keinen Antheil an den Schriften habe, die seit Kurzem sowohl in der gelehrten Streitigkeit von der mindern Handlung (la moindre action) als über andere Dinge herausgekommen, und die man ihm<250> in einigen Journalen und Zeitungen beimessen wollen. Es ist ihm zuwider, daß man ihn zu deren Verfasser gemacht hat, und es würde ihm noch mehr sein, von bloß philosophischen und gelehrten Sachen auf eine Art zu schreiben, welche im Geringsten die Sitten oder die Ehre eines Andern, wer es auch sei, beleidigen könnten. Er nimmt übrigens an diesen Streitigkeiten gar keinen Antheil, und beschäftigt sich mit einer Arbeit ganz anderer Art, die alle seine Zeit erfordert, indem er an nichts weiter denkt, als die Geschichte seines Vaterlandes zu vollenden.

24. Januar 1753

Ward die Lobrede des Königs auf den General v. Stille in der Akademie vorgelesen.

30. Januar 1753

An diesem Tage meldet die Berliner (Spenersche) Zeitung Nachstehendes: "Da Se. Majestät der König allergnädigst beliebet haben, dem Herrn von Voltaire den Kammerherrnschlüssel nebst dem Gnadenkreuze wieder zurückzuschicken, mit dem Befehl, sich mit der Königl. Suite nach Potsdam zu begeben, und seine Zimmer auf dem dasigen Schlosse von Neuem zu beziehen, so ging derselbe dahin ab."

An den Buchhändler Walther sandte Voltaire ein Avertissement (in Französischer Sprache) mit der Aufforderung, dasselbe "unverzüglich in alle Zeitungen setzen zu lassen." Deutsch lautet es wie folgt: "Man erfährt durch verschiedene Briefe aus Berlin, daß Sr. Preuß. Majestät dem Herrn von Voltaire, Kammerherrn des Königs von Frankreich, welcher Sr. Preußischen Majestät seinen Orden, den Kammerherrnschlüssel und Alles, was er ihm von seiner Pension schuldig ist, zurückgegeben hatte, nicht nur Alles zurückgegeben, sondern auch verlangt hat, daß er die Ehre habe, Sr. Maj. nach Potsdam zu folgen, und seine gewöhnlichen Appartements im Schlosse zu beziehen."

In demselben Brief, welcher vom 1. Februar 1753 aus Berlin datirt ist, trägt er dem etc. Walther auf: "ihm zu melden, ob er wohl in Dresden oder Leipzig ein bequemes<251> Appartement für ihn, seinen Sekretär und zwei Domestiken finden könnte etc. Es müsse dies über sehr geheim bleiben - er würde sich dann in 14 Tagen oder 3 Wochen dahin begeben."

Man sieht hieraus, was Voltaire schon damals Willens war.

Februar.

A.

Februar 1753

Der König in Potsdam.

6. Februar 1753

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 17.

?? Februar 1753

Nach Empfang eines Briefes von Algarotti aus Leipzig vom 7. Februar antwortet ihm der König, und tragt ihm auf, wenn er nach Rom gehe, dem Pabst von seiner (des Königs) Seite ein sehr höfliches Compliment zu machen und ihm die Berliner katholische Kirche zu empfehlen.

14. Februar 1753

Der Marquis d'Argens nach Potsdam. In diesem Monat schrieb der König die lettres au Public (Voltaire Oeuv. compl. T. 84. p. 85. Ed. Basle), von denen Voltaire sagt: "tout Berlin dit que c'est pour faire voir qu'il peut très bien ècrire sans mon petit secours. Il le peut, sans doute, il a beaucoup d'esprit,"

B.

2. Februar 1753

Algarotti reist mit Erlaubniß des Königs nach Italien.

14. Februar 1753

Handlungstraktat zwischen Preußen und Frankreich.

März.

A.

1. März 1753

Der König aus Potsdam nach Berlin.

2. März 1753

Nach Potsdam.

5. März 1753

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 9.

16. März 1753

Der König an Voltaire:

"Es hängt ganz von Ihnen ab, meinen Dienst zu verlassen, wenn Sie wollen. Aber vor der Abreise senden Sie<252> mir den Contrakt von Ihrem Engagement, den Schlüssel, das Kreuz und das Volumen Poesien, welches ich Ihnen anvertraut hatte, zurück. Ich wollte wünschen, meine Werke allein wären Ihren und Königs (des Holländischen Professors Streichen ausgesetzt gewesen, ich opfere sie gern denen, welche glauben, ihren Ruf zu vermehren, indem sie den Ruf Anderer verkleinern. Ich habe weder die Thorheit noch die Eitelkeit gewisser Andern; die Kabalen der Gelehrten scheinen mir ein Schandfleck der Litteratur, ich schätzte darum nicht weniger die honetten Leute, welche sie cultiviren, die Häupter der Kabalen sind allein verächtlich in meinen Augen." (S. Anmerk. 1).

Unter dem 15. März schreibt Voltaire aus Berlin an Madame Denis, daß er den König um seinen Abschied gebeten habe. (Oeuv. de Volt. Ed. Basle T. 84. p. 84).

Am 20. März war Voltaire in Potsdam.

23. März 1753

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 25.

25. März 1753

Der König aus Potsdam in Berlin.

27. März 1753

Feier des Geburtstags der Königin Mutter, sie erhält vom König eine große goldene, reich mit Brillanten besetzte Tabatiere. Es wurde an diesem Tage die Oper Silla aufgeführt. Sie soll vom König verfaßt sein. Der Königl. Hofpoet Tagliazuchi sagt in der Vorrede zum Textbuche, daß er daran weiter keinen Antheil habe, als den Text in Italienische Verse gebracht zu haben.

28. März 1753

Der König über Spandau nach Potsdam.

B.

26. März 1753

An diesem Tage verläßt Voltaire Berlin, und trifft den 27. in Leipzig ein.

?? März 1753

Baron Neuhof aus der Grafschaft Mark (nachheriger König von Corsica) war in diesem Monat in Berlin.

?? März 1753

Der König nimmt den in Französischen und Östreichischen Kriegsdiensten gestandenen Oberst-Lieutenant v. Nagysan<253>der in seine Dienste, und stellt ihn als Oberst-Lieutenant beim Wartembergschen Husarenregiment an.

?? März 1753

Der Sächsische Kapellmeister Hasse erhält vom König einen Ring und eine Tabatiere.

?? März 1753

Der Abt Bastiani geht nach Glogau.

In der Mitte dieses Monats soll der König die ersten Abschriften von den zwischen den Höfen von Wien, Petersburg und Dresden gegen ihn angesponnenen Unterhandlungen durch den Canzellist Menzel 253-+ in Dresden erhalten haben. Es scheint die öftere Anwesenheit des Prinzen Heinrich in Potsdam, um diese Zeit, darauf Bezug zu haben.

Auf dem ehemaligen Kirchhof vor dem Potsdamer Thore wird von der Realschule ein Garten angelegt (der vormalige so genannte Schulgarten).

April.

A.

6. April 1753

Der König trägt dem Minister von Dankelmann auf, zu untersuchen, warum das lutherische Oberkonsistorium die Superintendentur zu Brandenburg in eine bloße Inspektion verwandeln wolle, und schreibt ihm unter andern: - etc. "denn ob ich zwar den geistlichen Hochmuth und die Vanité, mit großen Titeln zu prangen, keinesweges approbire; so sehe ich doch nicht ab, warum man hierunter eine Änderung machen, und es nicht bei der bisherigen Observanz lassen will."

<254>

7. April 1753

Der König in Potsdam, wo die beiden Italienischen Prinzen Corsini sich ihm vorstellen lassen.

12. April 1753

Der Prinz Heinrich in Potsdam.

13. April 1753

Die Markgräfinnen von Anspach und von Baireuth (Schwestern des Königs), der Herzog von Braunschweig der Erbprinz von Anhalt-Dessau, die Herzogin von Würtemberg etc. in Potsdam.

14. April 1753

In Potsdam Französische Komödie: l'école des femmes.

15. April 1753

Desgl.: l'école de Mars.

16. April 1753

Der König aus Potsdam in Berlin.

23. April 1753

Von Berlin nach Charlottenburg und zurück.

26. April 1753

Nach Potsdam.

30. April 1753

Von Potsdam nach dem Dorfe Döbritz bei Spandau, wo ein Lager errichtet werden soll. Nachdem er in Spandau bei dem Prinzen von Preußen gespeist, geht er nach Berlin.

?? April 1753

Der König schreibt an Darget:

- etc. "Voltaire ist der boshafteste und ausgelassenste Mensch, den ich in meinem Leben gesehen habe; er taugt nur zum Lesen. Sie können sich alle die falschen Streiche, Betrügereien und Infamien, die er hier gemacht hat, gar nicht denken. Es erregt meinen Unwillen, daß die Menschen bei so vielem Kopf und so vielen Kenntnissen nicht besser werden. Ich habe Maupertuis Partie genommen, weil er ein rechtschaffener Mann ist, und weil jener darauf ausging, ihn zu stürzen; doch bot ich seiner Rache nicht so die Hand, wie er es wohl wünschte. Ein wenig zu viel Eigenliebe machte ihn allzu empfindlich über die hämischen Streiche eines Affen, den er, als er gepeitscht war, hätte verachten sollen."

B.

29. April 1753

Maupertuis geht nach Frankreich.

Der Baron von Pöllnitz erhält vom König ein Geschenk an Geld und eine Tabatiere.

<255>

Mai.

A.

1. Mai 1753

Der König früh um 4 Uhr über Frankfurt, wo er um 10 Uhr anlangt, nach Crossen und Grüneberg. In seinem Gefolgebefanden sich unter Andern der Prinz Ferdinand, des Königs Bruder, und der Prinz Ferdinand von Braunschweig.

2. Mai 1753

In Glogau bis den 3.

3. Mai 1753

Im Hauptquartier Lissa bei Breslau.

6. Mai 1753

In Breslau bis den 8. Der König logirt in seinem Palais.

8. Mai 1753

Über Strehlen nach Neisse.

12. Mai 1753

In Schweidnitz.

14. Mai 1753

Ankunft in Berlin.

16. Mai 1753

Nach Potsdam.

24. Mai 1753

Die sämtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam, zur sogenannten Ministerrevue bis den 25.

30. Mai 1753

Der König aus Potsdam nach Berlin.

Juni.

A.

1. Juni 1753

Der König geht früh um 2 Uhr nach Preußen ab, ihn begleiten seine Brüder, der Prinz von Preußen, Prinz Ferdinand und der Prinz Friedrich von Braunschweig. In Stargard speist der König bei dem Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau.

2. Juni 1753

3. Juni 1753

In Cöslin.

3. Juni 1753

In Schlawe und Stolpe.

4. Juni 1753

In Königsberg angekommen, Nachmittags um 3 Uhr, der König begiebt sich sogleich ins Lager bei Kalthof, wo er auch übernachtet. Die Manövres dauern bis den 9., an welchem Tage der König die Truppen beschenkt.

9. Juni 1753

Der König aus dem Lager nach der Stadt.

10. Juni 1753

Der König verläßt Abends Königsberg.

14. Juni 1753

Ankunft in Berlin früh um 5 Uhr.

<256>

15. Juni 1753

Nach Potsdam, wo er in Sanssouci den Brunnen trinkt.

19. Juni 1753

Ertheilt dem Botschafter des Maltheser-Ordens, Marquis von Fraulay, Audienz.

26. Juni 1753

Der König schreibt an Darget:

"Es thut mir leid, guter Darget, daß Ihre Krankheit Sie außer Stand setzt, wieder zu mir, zu kommen. Ich schicke Ihnen den Abschied, den ich Ihnen nie gegeben hätte, wenn Sie ihn nicht verlangten. Sie werden mich immer bereitwillig finden, Ihnen in Allem, was von mir abhängt, gefällig zu sein. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Sie Sich erholen mögen, und danke Ihnen aufrichtig für alle Dienste, die Sie mir geleistet haben.

N. S. Den Schwall Albernheiten von mir ließe ich Ihnen gern; aber er könnte sich nach Ihrem Tode verirren, und Sie wissen, wie sehr ich mich scheue, für einen Dichter zu gelten."

B.

1. Juni 1753

Voltaire wird in Frankfurt a. M. angehalten, um ihm auf Befehl des Königs, durch den Preuß. Residenten daselbst, das Kreuz, den Kammerherrnschlüssel etc. abzufordern, welches Alles der König schon in seinem Brief an Voltaire vom 16. März (s. oben) zurück verlangt, Voltaire aber dennoch an sich behalten hatte. Mem. p. s. à la vie de Voltaire. 1784. p. 63).

In diesem Monat befahl der König, daß vor dem Hamburger Thore noch 30 Kolonistenhäuser erbaut werden sollten.

Die Kaserne in der neuen Commandantenstraße wird erbaut.

Juli.

A.

10. Juni 1753

Der König von Potsdam, nach dem zum Lager bestimmten Platz bei Döbritz (ohnweit Spandau), wo er die Nacht unter einem Zelte zubringt.

<257>

11. Juli 1753

In Spandau bei dem Prinzen von Preußen, von da nach Berlin.

12. Juli 1753

Nach Potsdam.

13. Juli 1753

General Fouqué aus Glatz in Berlin.

17. Juli 1753

Der König speist bei dem Prinzen Heinrich (dessen Füsilier-Regiment in Potsdam steht).

21. Juli 1753

Nach dem Lagerplatz bei Döbritz und nach Potsdam zurück.

27. Juli 1753

Aus Potsdam nach Berlin.

28. Juli 1753

Früh um 4 Uhr nach Reinikendorf bei Berlin, zum Artillerie-Manövre, dann über Spandau und Döbritz nach Potsdam.

B.

2. Juli 1753

An diesem Tage fand die Durchstechung und Eröffnung des neuerbauten Kanals bei Freienwalde und Wrietzen Statt.

Zu Ende dieses Jahres wurden in Zechlin in der Stadtkirche die Särge der Kinder des Kurfürsten Johann Sigmund, nämlich des Prinzen Johann Friedrich und der Prinzessin Agnese, gefunden, und in selbigen verschiedene Kostbarkeiten, die sich der König bringen ließ, und nachdem er sie besehen, der Stadtkirche schenkte.

August.

A.

3. August 1753

Der Schwedische Oberst-Lieutenant von Sinclair wird dem Könige vorgestellt.

13. August 1753

Der regierende Fürst von Hohenzollern-Hechingen und Prinz Ludwig von Würtemberg beim König.

17. August 1753

Der König in Berlin.

28. August 1753

In Potsdam, ebendaselbst der regierende Herzog von Braunschweig und der Erbprinz von Braunschweig.

30. August 1753

Der Erbprinz von Anspach und der Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.

In dieser Zeit ward in Potsdam das Singspiel: der Sieg der Treue gegeben, in welchem eine Arie vom König selbst komponirt war.

<258>

B.

Die Generale Fouqué und Schmettau werden vom König beschenkt, der Erstere mit 6000 Thlr., der Letztere mit 5000 Thlr.

31. August 1753

In der Nacht zum 1. September beziehen die Truppen das Lager bei Döbritz.

September.

A.

17. September 1753

Der König aus Potsdam in Berlin, giebt Audienz.

18. September 1753

Nach Potsdam.

In diesem, oder in dem folgenden Monat, schrieb der König an Algarotti in Padua:

"Sie werden es nicht befremdlich finden, mein lieber Algarotti, daß ich mich von der Brüderschaft der Poeten zurückziehe, seitdem sich so große Schufte (Jaquins) unter ihnen finden. Ich habe die Gedichte, welche ich Ihnen gab, gemacht, um mich zu amüsiren; nur für diesen Zweck taugte dies, aber ich will weder gelesen noch abgeschrieben sein. Raphael soll copirt, Phidias nachgeahmt, Virgil gelesen werden, aber was mich betrifft, ich muß vergessen werden. Es ist mit meinen Werken wie mit der Musik der Dilettanten. Man muß gegen sich gerecht sein und nicht über seine Sphäre hinausgehen. Ich kenne die meinige, die beschränkt genug ist etc. - Wenn Ihre Opern schlecht sind, so werden Sie hier eine neue finden, welche jene vielleicht nicht übertreffen wird. Sie heißt Montezuma. Ich habe diesen Stoff gewählt, und bearbeite ihn jetzt. Sie können denken, daß ich mich für Montezuma interessire, und daß Cortez der Tyrann sein wird etc."

B.

6. September 1753

Stirbt in Berlin der Oberst-Lieutenant von Münchow vom Jeetzischen Regiment, 53 Jahr alt.

<259>

13. September 1753

Rücken die Regimenter aus dem Lager bei Döbritz wieder in Berlin ein.

21. September 1753

Reist der Prinz Ferdinand von Braunschweig, bisheriger beständiger Gesellschafter und Begleiter des Königs auf allen seinen Reisen, nach Kopenhagen.

22. September 1753

Octroi für die Wechselbank in Berlin.

23. September 1753

In Potsdam wird die Französische Kirche eingeweiht.

25. September 1753

Stirbt der Minister Graf Ludwig Wilhelm von Münchow.

Oktober.

A.

4. Oktober 1753

Die Markgräfin von Baireuth, Schwester des Königs, kommt in Potsdam an.

5. Oktober 1753

Der König ertheilt dem Malthesischen Gesandten die Abschiedsaudienz und schenkt ihm sein Portrait in Brillanten.

8. Oktober 1753

Der König und die Markgräfin nach Berlin.

10. Oktober 1753

Der König nimmt die neue Seidenfabrik in Augenschein.

14. Oktober 1753

Nach Potsdam.

17. Oktober 1753

Aus Potsdam in Berlin. Kabinetsschreiben des Königs an den Minister von Bismark, darin er die Bestätigung eines Strafurtheils, nach welchem ein Wilddieb zu sechsjähriger Festungsarbeit condemnirt worden, - aus dem Grunde verweigert, weil er um so weniger eine Proportion dieser Strafe zu dem Verbrechen der Wilddieberei finden könne, als ein, in Eid und Pflicht stehender Kassen-Beamter, wegen Angreifung der ihm anvertrauten Gelder nur mit ein-, höchstens zweijährigem Festungsarrest bestraft werde.

19. Oktober 1753

Speist bei der Markgräfin von Baireuth.

20. Oktober 1753

und 22. desgleichen.

22. Oktober 1753

Besucht das Zeughaus.

24. Oktober 1753

Nach Potsdam.

26. Oktober 1753

Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Markgräfin.

27. Oktober 1753

Früh nach Schlesien, in seiner Begleitung befindet sich auch der General Hautcharmoi.

<260>

28. Oktober 1753

Mittags in Glogau.

30. Oktober 1753

Von Glogau nach Breslau. Ankunft daselbst Mittags um 1 Uhr.

B.

13. Oktober 1753

In Berlin wird die Oper Silla aufgeführt.

November.

A.

1. November 1753

Der König in Breslau, besucht den General v. Buddenbrock.

5. November 1753

Kommt nach Berlin zurück.

7. November 1753

Nach Potsdam, so auch der General v. Hautcharmoi.

8. November 1753

Von Potsdam nach Berlin.

11. November 1753

Nach Potsdam zurück.

12. November 1753

Der Markgraf und die Markgrafin von Baireuth nach Potsdam bis den 14., dann nach Baireuth zurück.

14. November 1753

Der Fürstbischof von Breslau v. Schafgotsch und der Domprobst Bastiani aus Glogau kommen in Berlin an und gehen

16. November 1753

den 16. nach Potsdam zum König, wo sie bis den 18. Dezember bleiben.

Dezember.

A.

24. Dezember 1753

Der Prinz Ferdinand von Braunschweig kommt aus Kopenhagen nach Potsdam zurück.

27. Dezember 1753

Der König von Potsdam nach Berlin mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, der nun wieder wie früher des Königs beständiger Begleiter ist.

B.

23. Dezember 1753

An diesem Tage wurde die, neu und massiv erbaute, Kirche in der Köpnicker Vorstadt (jetzige Luisenstadt), an der Stelle der abgetragenen alten Kirche von Fachwerk, eingeweiht

27. Dezember 1753

Begann der Carneval. Die Ordnung war folgende: Sonntag Cour bei der regierenden Königin, Montag und Freitag Oper; Dienstag Redoute; Mittwoch und Donnerstag Cour<261> bei der Königin Mutter, Sonnabend Ruhetag. Die beiden Opern waren 1) Silla, und 2) Cleofide. Letztere, vom Hofkomponisten Agrikola.

In diesem Jahre ward wegen Verkaufs der aus der Oranischen Erbschaft an Preußen gekommenen und in den Niederlanden gelegenen Domänen und andern Güter mit Holland unterhandelt. Das Verzeichniß derselben ist zu finden in den Berlinischen wöchentlichen Relationen 1753. S. 856. Im folgenden Jahre soll der Verkauf für 700,000 Gulden abgeschlossen worden sein (ibid. 1754 p. 131).

Anmerkung zum Jahre 1753.

Obgleich im Januar d. J. Voltaire die Gnade des Königs wieder erlangt zu haben schien; so fühlte er doch, daß er durch Alles, was seit Kurzem über ihn zur Sprache gekommen war (sein Prozeß gegen Abraham Hirsch, sein Benehmen gegen Maupertuis, die Geschichte mit den Sächsischen Steuerscheinen etc. und, wie aus des Königs Brief an Darget (s. oben d. M. April) hervorzugehen scheint, noch manches Andere, das ihm nicht zur Ehre gereichte), nun beim Könige sehr viel verloren hatte, und im persönlichen Umgang mit ihm das nie wieder sein könne, was er ihm vorher gewesen war. Daher er denn auch nur Anstands halber eine öffentliche Aussöhnung gesucht hat, um so, einigermaßen mit Ehren, und ohne daß es den Anschein habe, von Seiten des Königs dazu veranlaßt worden zu sein, seinen Hof verlassen zu können, wo er, wie er sehr wohl aus des Königs harten Briefen sahe, in der Folge nicht mehr so viel Nachsicht erwarten durfte, und dann vielleicht seinen Abschied ungefodert erhalten könnte. Daher er auch gleich nach wiedererlangter Gnade davon in einem triumphirenden Ton und als ob der König selbst ihn wieder gesucht hätte 261-+, an mehrere seiner Freunde schreibt,<262> während er zu derselben Zeit schon den Vorsatz hatte, seinen Abschied zu fodern. (S. Voltaire's Briefe an Mad. Denis v. 13. Jan. und v. 15. März, an den Herzog v. Richelieu v. 20. März und an den Buchhändler Walther in Dresden v. 1. Febr.). Als Voltaire nun (wahrscheinlich am 15. März) den König um seinen Abschied oder um Urlaub bat, durchschauete er gewiß sogleich die List und Falschheit Voltaire's, und unwillig, sich abermals hintergangen zu sehen, schrieb er ihm obigen Brief vom 16. März.

Januar 1754.

A.

24. Januar 1754

Geburtstagsfeier des Königs.

30. Januar 1754

Der König nach Potsdam.

Der König giebt die gewöhnlichen Geldgeschenke für die Armen.

B.

7. Januar 1754

Der General Fouqué aus Glatz in Berlin.

10. Januar 1754

Edikt wegen Vermietungen etc. Aufhebung des bisherigen Gesetzes: Kauf bricht Miethe.

11. Januar 1754

Traktat zwischen dem König von Preußen und der verwittweten Prinzessin von Oranien und Nassau, wegen Abtretung der Güter und Domänen, welche der König in Holland besitzt (Wenk Codex III. 44).

24. Januar 1754

Die Lobrede des Königs auf den Baron von Knobelsdorf wird in der Akademie vorgelesen.

<263>

Februar.

A.

7. Februar 1754

Der Fürst-Bischof von Breslau, von Schafgotsch, nach Potsdam.

9. Februar 1754

Der König an Algarotti:

- etc. "Formey hat in der Akademie die Lobrede auf die Herren von Arnim und Münchow gelesen, und die Akademie hat sich dem Druck derselben widersetzt. Ich war neugierig, sie zu lesen; nie gab es ein unsinnigeres und faderes Geschwätz. Formey hat einen Geist haben wollen, er hat einen Anlauf wider die Natur genommen, und dies ist nicht zu seinem Vortheil ausgeschlagen. Der Narr (Voltaire) hat in Colmar von sich aussprengen lassen, daß er gestorben sei, um seine Grabschrift zu lesen:

Hier liegt der Meister Arouet,
Allzeit voll Wuth, die Leute zu betrügen,
Ein Schöngeist voller List und Lügen,
Für seinen Vortheil überall beredt.
Als nun zur Unterwelt er abgefahren,
Feilscht' er am dunkeln Acheron.
Um einen Dreier zu ersparen,
So knausrig um des Fahrgelds kargen Lohn,
Daß der brutale Charon sans façon
Mit einem Tritt au ventre ihn geschnellt,
Daß er zurückflog in die Oberwelt.

"

11. Februar 1754

Der Prinz Heinrich in Potsdam bis den 14.

25. Februar 1754

Der König an Darget:

"Das Podagra ist ein großes Übel, aber die Hypochondrie (Darget's Krankheit) ist das schlimmste von allen. Wenn die podagrische Schärfe Ihrer Milz Linderung verschafft, so ist dies ein wahres Glück. Diesen kleinen Tribut muß man dem Alter schon bezahlen, das uns ohne Unterlaß von dem Augenblick unsers Entstehens entfernt, und uns zu dem Zeitpunkt unsrer Vernichtung hinreißt. Aber Sie könnten, wenn<264> ich in diesem Ton fortfahre, meinen Brief für einen Auszug aus Pibrak's Quatrains halten. - etc. Ich lebe in der Gesellschaft meiner Bücher, gehe mit den Leuten aus dem Jahrhundert des Augustus um, und werde die in dem jetzigen bald um nichts besser kennen, als der verstorbene Jordan die Straßen in Berlin etc."

27. Februar 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

28. Februar 1754

Nach Potsdam.

B.

13. Februar 1754

Der Abt Bastiani von Berlin nach Schlesien.

März.

A.

2. März 1754

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 5.

23. März 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

23. März 1754

An Darget:

- etc. "Schreiben Sie mir Neuigkeiten von Voltaire, wie sie auch sein mögen etc."

27. März 1754

Der König besucht den kranken Commandanten von Berlin, Grafen Hacke.

27. März 1754

Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter, welche vom Könige mit prachtvollem Porzellan beschenkt wird. Es wird an diesem Tage die Oper Semiramis aufgeführt.

28. März 1754

Der König nach Potsdam mit dem Feldmarschall Keith.

30. März 1754

In Potsdam Intermezzo: Bertholdino. Diese Schauspiele waren bisher immer nur von zwei Personen aufgeführt worden; um sie nun von mehreren Personen aufführen zu lassen, hatte der König seit Kurzem den Sänger Paganini und dessen Frau, und noch zwei andere Sänger in Dienst genommen, und war dieses vorgenannte Intermezzo das erste, welches von mehreren Personen aufgeführt wurde.

B.

12. März 1754

Edict wegen Verminderung der Feiertage, nach welchem der<265> Michaelis- und Drei-Königstag auf die nächstfolgenden Sonntage verlegt werden, alle übrigen Fest- und Aposteltage aber gänzlich wegfallen sollen.

17. März 1754

Der bisherige Französische Oberst von Krockow (Anton) kommt aus Paris in Berlin an. Er war vom König in seine Dienste berufen worden, und ward in der Armee zum Obersten und Flügeladjutanten ernannt. Er hat sich während des siebenjährigen Krieges auf das Rühmlichste ausgezeichnet, auch in der Armee verschiedene ökonomische Einrichtungen eingeführt. Er stieg bis zum General-Lieutenant, und hatte sich die Gnade des Königs in sehr hohem Grade erworben, der ihn oft zu sich nach Potsdam berief und ihn auf seinen Reisen mitnahm.

Das Domkapitel zu Havelberg erhielt vom König einen eignen Orden.

April.

A.

1. April 1754

Der König an Darget:

- etc. "Ich brauche noch ein drittes Paar Tänzer. Sollte nicht in Paris irgend ein Freudentöchterchen mit schelmischen Augen, einem artigen Gesichtchen und einem feinen Wuchse zu finden fein, die wohl Lust hätte auf unserm Theater in Berlin Kapriolen zu machen? - etc. Glauben Sie wohl, daß Voltaire trotz allen den Streichen, die er mir gespielt hat, doch wieder hierher zu kommen sucht? Aber der Himmel behüte mich vor ihm! Er taugt nur zum Lesen; als Gesellschafter ist er gefährlich etc."

18. April 1754

Der König aus Potsdam in Berlin, wo er den kranken Commandanten Graf Hacke besucht.

19. April 1754

Nach Potsdam zurück. Vorher besah der König einige Regimenter der Berliner Garnison im Lustgarten.

B.

1. April 1754

Die zwischen Berlin und Potsdam eingerichtete tägliche Post (die Journaliere) macht an diesem Tage die erste Fahrt.

<266>

12. April 1754

Stirbt in Halle der Geheime Rath und Kanzler der dasigen Universität, Freiherr Christian von Wolff.

In diesem Monat kam der Chevalier Masson aus Frankreich in Berlin an, und wurde vom König zum wirklichen Kammerherrn ernannt 1).

Mai.

A.

11. Mai 1754

Der König aus Potsdam in Berlin; Specialrevue vor dem Halleschen Thore; besucht den kranken Commandanten Gr. v. Hacke, dann nach Charlottenburg.

12. Mai 1754

Von Charlottenburg über Spandau nach Potsdam.

13. Mai 1754

Schreibt an Darget:

- etc. "Sie werden ungeachtet Ihrer Hypochondrie lachen, wenn Sie hören, daß ich an einem und eben demselben Tage von Maupertuis und von Voltaire Briefe bekommen habe, worin sie von Anfang bis zu Ende auf einander schimpfen. Sie halten mich für einen Rinnstein, in den sie ihre Unreinigkeiten ausschütten können. Ich habe dem Dichter eine lakonische Antwort schreiben und den Geometer bloß daran erinnern lassen, daß sein Geist bei dem Namen des Dichters aus dem Schwerpunkte komme. Dem Himmel sei Dank, daß ich nicht so heftige Leidenschaften habe, wie diese Leute; denn sonst würde ich mein ganzes Leben hindurch Krieg führen. Unsere guten Deutschen mit ihrem Phlegma taugen, was man auch von ihnen sagen mag, besser für die Gesellschaft, als eure schönen Geister mit ihrem Muthwillen. Freilich sind wir, wie Sie selber einmal sagten, schwerfällig, plump, und so unglücklich, gesunde Vernunft zu haben, aber wenn Sie Sich einen Freund wählen müssen - wo würden Sie ihn suchen? Der Witz mein lieber Darget, ist eine Schminke, welche häßliche Züge bloß versteckt; die gesunde Vernunft glänzt zwar weniger, aber sie führt eben durch<267> ihre Genauigkeit zur Tugend hin; und ohne diese kann keine Gesellschaft bestehen."

14. Mai 1754

Die sämtlichen Minister aus Berlin zum Könige nach Potsdam bis den 16.

22. Mai 1754

Der König nach Berlin, wo er den kranken Commandanten Gr. v. Hacke besucht.

23. Mai 1754 und 25. Mai 1754

Der König wohnt den Manövres vor dem Halleschen Thore bei.

26. Mai 1754

Sonntag. Der König hält vor dem Halleschen Thore über das Kavallerie-Regiment des Prinzen von Preußen Specialrevue.

27. Mai 1754

Nach Beendigung der großen Revue geht der König nach Potsdam.

26. Mai 1754

Richtiger wohl den 27. (denn am 26. war der König in Berlin und nicht in Potsdam, von wo der Brief datirt ist), schreibt der König an Algarotti:

- etc. "Ihr Herr Bruder in Belzebuth (Voltaire) hat sich in Colmar mit den Jesuiten veruneinigt; es ist dies nicht die klügste Handlung seines Lebens. Man sagt, man werde ihn zwingen können, den Elsaß zu verlassen. Es ist zum Erstaunen, daß das Alter die Thorheit nicht heilt, und daß dieser, durch seine Talente und seinen Geist so achtbare Mann so verächtlich durch seine Aufführung wird. Wir haben hier einen aus Frankreich angekommenen Chevalier (Masson?), welcher mir eben so gescheut schien, als die mehrsten seiner Landsleute, die ihm vorausgingen, Narren zu sein scheinen. Er ist gelehrt und scheint es gründlich zu sein; ich kenne ihn nicht genug, um mit Zuverlässigkeit darüber urtheilen zu können."

30. Mai 1754

Der König aus Potsdam in Berlin und weiter nach Stargard.

31. Mai 1754

Ankunft im Lager bei Stargard.

Auf dieser Reise übernachtete der König mit seinem Gefolge auf dem Schlosse zu Neuenhagen, und schenkte bei seiner Abreise dem dasigen Beamten 100 Stück Friedrichsd'or.

<268>

B.

Mai 1754

In diesem Monat ward der bekannte Baron v. d. Trenk auf Requisition des Königs in Danzig arretirt und nach Magdeburg gebracht.

Das Dragoner-Regiment von Ahlemann (Nr. 1 der alten Armeeliste, jetzt dem Brandenburger Dragoner-Regiment einverleibt) erhielt vom König neue Standarten, zu welchen das ganze Regiment am 1. Mai schwor.

Juni.

A.

1. Juni 1754

Der König ins Lager bei Stargard, woselbst auch die Feldmarschälle Schwerin und Keith sich befinden.

4. Juni 1754

Von Stargard nach Amt Neuhaus.

5. Juni 1754

Von Neuhaus nach Berlin, dann nach Potsdam.

10. Juni 1754 bis 11. Juni 1754

Nachts von Potsdam über Brandenburg nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Revue. Mit ihm unter Mehreren der Generaladjutant v. Winterfeld.

Daselbst Manövre bis den 13.

16. Juni 1754

In Halle, logirt im Richterschen Hause; spricht die Professoren Meier und Wiedeburg.

18. Juni 1754

In Baireuth, tritt in der Eremitage ab.

21. Juni 1754 bis 22. Juni 1754

Nachts verläßt er die Eremitage und geht nach Leipzig.

22. Juni 1754

Ankunft in Leipzig, Abends um 8 Uhr.

23. Juni 1754

Von Leipzig ab und kommt in Potsdam an.

27. Juni 1754

Aus Potsdam in Berlin, dann nach Charlottenburg.

27. Juni 1754

Kabinetsordre an den Minister v. Bismark: etc. Auf Euren Bericht vom 19. dieses, den in großem Verdacht wegen begangenen Mordes und Beraubung auf öffentlicher Landstraße stehenden *** betreffend, gebe ich Euch zur Resolution, daß, wie ich in dergleichen Kriminalfällen, die Tortur allemal, als ein theils grausames, theils aber Ungewisses Mittel ansehe, die Wahrheit der Sache herauszubringen, Ich also das Erkenntniß des Berlinschen Criminal-Senats confirmirt und<269> solches durch Vollziehung der hierbei zurückkommenden Expeditionen approbirt habe. Wobei ich Euch denn zu Eurer und der Criminal Collegiorum Direction hierdurch nochmalen deklarire, daß wenn in dergleichen Criminalfällen, wo es auf die öffentliche Sicherheit ankommt, die Delinquenten durch klare Indicia oder durch Zeugen und andere ganz deutlich sprechende Umstände, überwiesen worden, so daß nichts an Richtigkeit des facti als nur alleine die eigene Confession des Delinquenten fehlet, welche sonsten aus letzterem durch die in den Gesetzen geordnete Tortur herauszubringen ist, sodann auf solchem Fall die gesetzmäßige Todesstrafe sonder Bedenken von den Criminal Collegiss erkannt werden kann, ohne daß selbige nöthig haben, das eigene Bekenntniß eines schon ganz überführten Delinquenten zu erfodern und abzuwarten.

28. Juni 1754

Von Charlottenburg über Spandau nach Potsdam.

B.

30. Juni 1754

Stirbt die Gemalin des Feldmarschalls von Schwerin.

Das Leib-Karabinier-Regiment (Nr. 11 der alten Armeeliste, jetzt dem Brandenburgischen Kürassier-Regimente einverleibt) erhielt vom König neue Standarten.

Der Oberstallmeister, Staats- und Kriegsminister Graf von Schafgotsch geht nach Schlesien zurück.

Juli.

A.

Juli 1754

Der König in Potsdam. Ende des Monats braucht er den Brunnen in Sanssouci.

24. Juli 1754

Der Herzog von Richemont und sein Bruder, der Lord George Lenor, in Sanssouci beim König zur Tafel.

26. Juli 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

27. Juli 1754

Besieht den Kasernenbau, geht nach Potsdam zurück.

30. Juli 1754

Der König ertheilt Algarotti den erbetenen Abschied.

B.

1. Juli 1754 bis 4. Juli 1754

Anfangs dieses Monats kommt Maupertuis aus Frank<270>reich nach Potsdam zurück, wo er bis den 22. bleibt und dann nach Berlin geht.

26. Juli 1754

Lord Marschall kommt aus Paris in Berlin an, und wird ihm das Gouvernement von euchatel ertheilt.

August.

A.

4. August 1754

Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler v. Cocceji:

- etc. Was aber den zweiten Punkt wegen der Inquisiten anlangt, daß diejenigen, welche einen rechtlichen Verdacht gegen sich haben, durch die Tortur zum Bekenntniß gebracht werden sollen; so ist Euch darauf in Antwort, daß, nachdem Ich das grausame, und zugleich zur Herausbringung der Wahrheit sehr Ungewisse Mittel der Tortur in dergleichen Fällen gänzlich abgeschafft habe, es also auch dabei sein Bewenden haben muß etc.

9. August 1754

Der König aus Potsdam nach Spandau, speist bei dem Prinzen von Preußen; nach Potsdam zurück.

10. August 1754

Prinz Heinrich nach Potsdam.

14. August 1754

Der König aus Potsdam in Berlin, daselbst große Cour, wobei dem Könige die Venetianischen Nobili Emo und Mazzoleni, und der Polnische Graf Hülsen vorgestellt werden. Dann nach Charlottenburg.

15. August 1754

Von Charlottenburg nach Potsdam.

27. August 1754

In Spandau.

30. August 1754

Aus dem Lager bei Spandau nach Potsdam.

In dem Lager bei Spandau, wo sehr viele auswärtige Generale gegenwärtig waren, ließ der König verschiedene Kriegsmanövres der Römer und Karthaginienser ausführen, desgleichen auch Kriegsübungen nach Puysegurs Angabe.

B.

6. August 1754

Stirbt die Gemalin des Generals Lentulus, geb. Gräfin von Schwerin. (S. Seite 141).

<271>

11. August 1754

Der Oberstallmeister etc. Graf von Schafgotsch kommt aus Schlesien in Berlin an.

15. August 1754

Der Östreichische Gesandte Graf Puebla geht nach Prag

17. August 1754

Stirbt in Berlin der Commandant, General-Lieutenant Christoph Friedrich Graf von Hacke.

18. August 1754

Der junge Prinz Friedrich Wilhelm (nachheriger König Friedrich Wilhelm II.) geht mit seinem Oberhofmeister Grafen von Bork nach Potsdam, um sich nun daselbst immer aufzuhalten.

26. August 1754

Wird zu Hannover eine Convention mit England geschlossen.

September.

A.

1. September 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

3. September 1754

Über Cüstrin nach Schlesien, mit dem Feldmarschall v. Schwerin, Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau, Herzog von Braunschweig-Bevern, Zieten, Winterfeld, Buddenbrock, Grumkow etc.

5. September 1754

In Glogau, wo der König die Festung besieht, desgleichen die neuen Minen, die Magazine, das Zeughaus, die neue Redoute.

6. September 1754

Von Glogau nach dem Hauptquartier Golau bei Breslau. Dem Besitzer dieses Guts, dem Baron von Röbel, schenkt der König eine Tabatiere von Werth.

9. September 1754

Von Golau nach Breslau, der König wohnt in seinem Palais.

11. September 1754

Von Breslau nach Glatz und den andern Festungen an der Schlesischen Grenze; in Brieg logirt der König bei dem General Hautcharmoi.

12. September 1754

Von Brieg nach Cosel.

13. September 1754

Von Cosel zurück nach Neisse.

21. September 1754

Aus Schlesien in Berlin angekommen, denselben Tag nach Potsdam.

B.

4. September 1754

Lord Marschall geht nach seinem Gouvernement Neuchatel.

12. September 1754

Der Östr. Gesandte Puebla aus Prag wieder in Berlin.

<272>

Oktober.

A.

17. Oktober 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

18. Oktober 1754

Nach Potsdam.

23. Oktober 1754

Der König wohnt der Probe der neuen Oper Montezuma, zu welcher er selbst den Entwurf gemacht hat, bei.

November.

A.

November 1754

Der König in Potsdam.

14. November 1754

General Fouqué nach Potsdam zum König.

18. November 1754

Der König aus Potsdam in Berlin.

19. November 1754

Nach Potsdam.

29. November 1754

Der Fürst-Bischof von Breslau, Graf v. Schafgotsch, zum König nach Potsdam.

Dezember.

A.

Dezember 1754

Der König in Potsdam.

20. Dezember 1754

Aus Potsdam in Berlin.

B.

20. Dezember 1754

Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben wie im vorigen Jahre. Die beiden Opern waren Montezuma und Semiramis.

Anmerkung zum Jahre 1754.

Der Chevalier de Masson stammte aus einer alten Familie in Bourgogne; er stand jetzt als Capitain in dem Französischen Infanterie-Regiment von Briqueville, welches sein Standquartier zu Neu-Breisach hatte. Der Graf Gotter hatte ihn auf einer Reise nach Montpellier kennen lernen, und seine Unterhaltung sehr angenehm gefunden. Da nun der König durch La Mettri's Tod und Voltai<273>re's Abreise zwei seiner gelehrten Gesellschafter verloren hatte; so glaubte Gotter, daß es dem Könige lieb sein würde, wieder einen unterhaltenden Gesellschafter zu finden, er empfahl also hierzu den Chevalier de Massen. Hierauf antwortete der König, daß Gotter den Chevalier unter den gewöhnlichen Conditiones (die Kammerherrenwürde, 1000 Thaler Gehalt etc.) engagiren solle. Dies geschah, de Massen nahm den Abschied von seinem Regiment, und ging nach Potsdam, wo er jedoch keinen sonderlichen Beifall fand, und ihn endlich durch sein unbesonnenes, oft undelikates Benehmen ganz verlor. So war z. B. einst an der Königl. Tafel die Rede von den Verdiensten der berühmtesten Feldherren der Alten; der König gab Hannibal den Vorzug, worauf de Massen erwiederte: "Es mag sein, Sire, aber er hatte keine Religion."
     

Dergleichen Sottisen hatten die Folge, daß der Chevalier erst selten und dann gar nicht mehr vom König eingeladen wurde, aber sein Gehalt behielt. Er lebte hierauf mehrere Jahre sehr zurückgezogen in Potsdam, verlangte dann seinen Abschied, den er auch leicht erhielt, und ging nach Frankreich zurück.

Januar 1755.

A.

30. Januar 1755

Der König in Potsdam. Er schenkt dem Feldmarschall v. Schwerin ein Pferd.

Februar.

A.

Februar 1755

Der König in Potsdam.

13. Februar 1755

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 17.

B.

15. Februar 1755

Starb die Wittwe des General-Adjutanten v. Keyserling, geb. Gräfin v. Schlieben, 34 Jahr alt. (S. Seite 118).

<274>

März.

A.

März 1755

Der König in Potsdam.

4. März 1755

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 7.

13. März 1755

Der König aus Potsdam in Berlin.

14. März 1755

Nach Potsdam.

31. Mai 1755

Der König von Potsdam nach Berlin, wo er sich sogleich zur Königin Mutter begiebt und ihr seinen Glückwunsch zu ihrem Geburtstag (der den 27. gewesen war) abstattet.

Bei der am 27. März Statt gehabten Feier des Geburtstags der Königin Mutter wurde die Oper Ezio gegeben. Der König war nicht gegenwärtig.

April.

A.

2. April 1755

Der König nach Potsdam.

Mai.

A.

14. Mai 1755

Der König aus Potsdam in Berlin.

15. Mai 1755

Nach Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, dann nach Potsdam.

22. Mai 1755

Aus Potsdam nach Berlin zur Musterung.

26. Mai 1755

Nach Potsdam.

28. Mai 1755

Aus Potsdam nach Berlin, Nachmittags ab nach Stargard, über Freienwalde und Neuenhagen, wo er übernachtet.

29. Mai 1755

Von Neuenhagen in Stargard - bis den 1. Juni im Lager.

Juni.

A.

1. Juni 1755

Der König von Stargard nach Schwedt, wo an diesem Tage die Verlobung des Prinzen Ferdinand, Bruders des Königs, mit der Prinzessin Louise von Brandenburg-Schwedt Statt hatte.

<275>

2. Juni 1755

Von Schwedt nach Berlin und Potsdam.

3. Juni 1755

Prinz Heinrich nach Potsdam.

5. Juni 1755

Der König von Potsdam nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Revue.

8. Juni 1755

Nach Salzthal.

11. Juni 1755

12. Juni 1755

In Minden und Bielefeld.

13. Juni 1755

Über Lingen nach Ostfriesland.

15. Juni 1755

In Emden.

16. Juni 1755

Durch das Hochstift Münster nach Wesel.

17. Juni 1755

Ankunft in Wesel; hier war auch d'Alembert einige Tage beim König 1).

19. Juni 1755

Von Wesel aus trat der König incognito, und bloß von dem Obersten Balbi und einem Pagen begleitet, eine Reise nach Holland an 2). In Amsterdam besah er die berühmte Gemäldesammlung des Kaufmanns Bramkamp. und das schöne Landhaus des reichen Israeliten Pinto zu Tulpenburg, dann, ging er auf der gewöhnlichen Barke nach Utrecht, um die schönen Landhäuser längs der Vechte zu sehen. Auf dieser Wasserfahrt lernte er den Herrn von Catt, seinen nachherigen Gesellschafter, kennen 3). Dieser erzählt davon in einem seiner Briefe an einen Bekannten, Herrn de Lavereux, Folgendes: "Im Jahr 1756 (soll 1755 heißen) hielt ich mich auf einem Landhause zwischen Amsterdam und Utrecht auf; um nach der letztern Stadt zu kommen, verdung ich mich auf eine Barke, die dicht bei dem Landsitze, wo ich lebte, vorbeipassirte. Da ich nicht in die Kajüte kommen konnte, weil sie vermiethet war; so blieb ich mit andern Passagieren in der Barke selbst. Nach einiger Zeit kam aus der Kajüte ein Mann in zimmtfarbenem Kleide mit goldenen Knopflöchern, der eine schwarze Perücke trug, und sich Gesicht und Kleid mit Spaniol ziemlich befleckt hatte. Der Unbekannte fixirte mich eine Zeit lang, und fragte sodann ohne weitere Vorrede: Wer sind Sie, mein Herr? Dieser kavalierische Ton von einem Unbekannten, dessen Äußeres nichts sehr<276> Wichtiges verkündigte, war mir zuwider, und ich weigerte mich, seine Neugier zu befriedigen. Er schwieg. Einige Zeit darauf nahm er einen höflichern Ton an und sagte: Kommen Sie doch hier zu mir herein, mein Herr! Sie werden sich da besser befinden, als in der Barke unter dem Tabacksrauche. Diese höfliche Anrede besänftigte meinen Unwillen, und da das sonderbare Wesen des Mannes meine Neugier rege machte, so nutzte ich sein Anerbieten. Wir setzten uns und fingen an, vertraulich mit einander zu reden.

Sehen Sie wohl den Mann in seinem Garten dort, der am Ufer ein Pfeifchen raucht? sagte er zu mir. Dieser Mann ist zuverlässig nicht glücklich. Ich weiß nicht, versetzte ich, aber ich denke, ohne einen Menschen zu kennen, ohne von seiner Lage und Denkart vollkommen unterrichtet zu sein, lasse sich unmöglich bestimmen, ob er glücklich oder unglücklich ist.

Mein Unbekannter gab mir Recht, und lenkte das Gespräch auf die Holländische Regierung. Er kritistrte sie, vermuthlich, um mich zum Reden zu bringen. Auch sprach ich, und gab ihm freimüthig zu verstehen, daß er von dem, was er kritisirte, nicht völlig unterrichtet sei. Sie haben Recht, versetzte er, man muß nur über das urtheilen, womit man ganz bekannt ist. Nunmehr fing er an von Religion zu sprechen, und mit beredter Zunge alles das Übel herzuerzählen, was die scholastische Philosophie in der Welt verursacht hatte, und suchte zu beweisen: die Schöpfung sei unmöglich. Ich fing an, den letzten Punkt zu widerlegen. Allein, wie kann man Etwas aus Nichts schaffen? sagte er mir. Davon ist nicht die Rede, antwortete ich ihm, es kommt darauf an, zu wissen, ob ein solches Wesen, wie Gott, dem, was nicht ist, Existenz geben kann oder nicht. Er schien verlegen und versetzte: Aber die Welt ist ewig. Sie gerathen in einen Zirkel, entgegnete ich, wie wollen Sie da heraus? Ich setze darüber weg, sagte er. Darauf fing er an zu lachen, und<277> von andern Dingen zu sprechen. Welche Regierungsform halten Sie für die beste? fragte er unter andern. "Die monarchische, wenn der König gerecht und aufgeklärt ist." Sehr wohl, entgegnete er, aber wo findet man dergleichen Könige? und damit that er einen Ausfall auf die Könige, der mich nicht im geringsten auf die Vermuthung bringen konnte, daß er einer sei. Zuletzt beklagte er sich zumal darüber, daß sie die Süßigkeit der Freundschaft nicht kennten, und führte bei der Gelegenheit folgende Verse an:

Amitié, plasir des grandes ames;
Amitié que les Rois, ces illustres ingrats
Sont assez malheureux de ne connaitre pas.

(Freundschaft, du Wonne großer Seelen! welche die Könige, diese erhabenen Undankbaren, nicht zu kennen unglücklich genug sind).

Ich habe nicht die Ehre mit ihnen näher bekannt zu sein, sagte ich, aber aus dem, was ich in der Geschichte von Mehreren gelesen habe, zu urtheilen, glaube ich, mein Herr, daß Sie im Allgemeinen Recht haben. "O ja, ja, ich habe Recht, ich kenne die Herren." Jetzt kamen wir auf die Litteratur zu sprechen. Der Unbekannte ließ sich über Racine mit vieler Bewunderung und Enthusiasmus aus. Während der Unterredung ereignete sich ein drolliger Zufall. Der Unbekannte wollte ein kleines Schiebefenster herunterlassen, und konnte damit nicht fertig werden. Das verstehen Sie nicht sagte ich zu ihm, überlassen Sie das mir. Ich versuchte es herunter zu ziehen, und war nicht geschickter, als er. Mein Herr, fing er nun an, erlauben Sie mir nun, Ihnen meinerseits zu sagen, daß Sie, auf Ehre! es eben so wenig verstehen. - "Das ist wahr, und ich bitte Sie um Verzeihung; ich bin zu rasch gewesen, Sie der Ungeschicklichkeit zu beschuldigen." - Waren Sie in Deutschland? fragte er mich dann. - "Nein, aber ich habe Lust, diese Reise zu machen, und ich bin sehr begierig, die Preußischen Staaten und deren<278> König zu sehen, von dem man so Vieles erzählt." Damit fing ich an, mich über Friedrich's Thaten auszubreiten, aber er unterbrach mich schnell mit den Worten: Nichts von den Königen, mein Herr! Was gehen uns die Wesen an! wir wollen uns den Überrest unseres Weges hindurch von angenehmern und aufheiternden Gegenständen unterhalten. Und nun sprach er von der besten der möglichen Welten, und behauptete: es gäbe auf unserer Erdkugel mehr Böses als Gutes. Ich vertheidigte das Gegentheil, und dieser Disput brachte uns zum Ziel unserer Reise.

Wie er mich verließ, sagte er, ich hoffe, mein Herr, daß Sie mir nun Ihren Namen sagen werden, mir ist es sehr lieb gewesen, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben; vielleicht sehen wir uns nie wieder. Ich antwortete ihm auf dies Compliment, wie sich's gebührte, und bat ihn, mich zu entschuldigen, daß ich ihm ein wenig widersprochen hätte. Schreiben Sie dies, schloß ich, der üblen Laune zu, worin mich verschiedene kleine Reisen versetzt, die ich in diesen Tagen gemacht habe. Ich sagte ihm sodann meinen Namen und wir trennten uns."

(Hiermit ist zu vergleichen, was Thiébault in: Mes Souvenirs. Tom. I. 214, von dieser Unterredung erzählt. Thiébault ist indeß, wie bekannt, ein sehr unzuverlässiger Schriftsteller).

(Wann und wie die Bekanntschaft sich wieder erneute, wird weiterhin vorkommen).

24. Juni 1754

An diesem Tage war der König wieder in Wesel (er war von Utrecht über Arnheim gegangen), und trat nun sogleich seine Rückreise über Hamm und Lippstadt an.

27. Juni 1755

Ankunft in Potsdam.

30. Juni 1754

Aus Potsdam in Berlin.

Juli.

A.

1. Juli 1755

Der König von Berlin nach Potsdam.

<279>

8. Juli 1755

Die Minister von Borcke und von Podewils zum König nach Potsdam.

24. Juli 1755

Der König über Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, nach Berlin.

25. Juli 1755

Nach Potsdam.

28. Juli 1755

Der Minister von Finkenstein nach Potsdam zum König.

28. Juli 1754

Die Königin Mutter und die Prinzessin Amalie nach Potsdam und Sanssouci - groß Soupé. Die Königin Mutter und die Prinzessin wurden mit vieler Feierlichkeit von der Potsdamer Bürgerschaft empfangen. Ein Theil derselben war ihnen bis Neuendorf entgegen geritten und begleitete sie bis Sanssouci, wo der übrige Theil mit klingendem Spiel und Fahnen in Parade aufgestellt war. Auch so bei der Abreise.

Als der König an diesem Tage von Potsdam nach Sanssouci ritt, stürzte er mit dem Pferde und wurde beschädigt, daß er sich mußte verbinden lassen.

29. Juli 1755

In Sanssouci große Tafel. Intermezzo.

30. Juli 1755

Desgleichen. Illumination etc.

31. Juli 1755

Rückreise der Königin Mutter und der Prinzessin Amalie.

In diesem Monat brauchte der König den Brunnen in Sanssouci.

B.

16. Juli 1755

Succedirte die Prinzessin Amalie als Äbtissin in Quedlinburg.

Die Markgräfin von Baireuth, Schwester des Königs, war in diesem Monat in Venedig.

August.

A.

August 1755

Der König in Potsdam.

4. August 1755

Unter diesem Datum schreibt Voltaire an den König und sucht sich ihm wieder zu nähern. Da dieser Brief in den Ausgaben von Voltaire's Werken, die zu Kehl, Basel,<280> Zweibrück und Gotha erschienen sind, nicht enthalten, und also nicht sehr bekannt ist, so theilen wir ihn in den Anmerkungen zu diesem Jahre 4), sowohl in der Originalsprache, als in Deutscher Übersetzung, mit. Wann und was der König darauf geantwortet, ist nicht bekannt. An den Grafen d'Argental schreibt Voltaire im Oktbr. 1755: "Le roi de Prusse m'a fait mille complimens et me demande de nouveaux chants de la Pucelle; il a le diable au corps." (!)

9. August 1755

Der Prinz Heinrich nach Potsdam.

19. September 1755

Der König über Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, nach Berlin und nach Potsdam zurück.

21. September 1755

Aus Potsdam in das Lager bei Spandau.

29. September 1755

Früh um 4 Uhr aus dem Lager nach Potsdam zurück.

September.

A.

2. September 1755

Der König aus Potsdam in Berlin.

3. September 1755

Früh um 2 Uhr nach Schlesien, mit Winterfeld etc.

3. September 1755

4. September 1755

In Grüneberg.

4. September 1755

Nach Glogau.

5. September 1755

In Neisse.

8. September 1755

Von Neisse ins Lager nach Tschirne bei Breslau. Der König commandirt selbst.

15. September 1755

In Breslau.

19. September 1755

In Frankfurt a. d. O., in der Nacht zum 20. in Berlin.

20. September 1755

Bald nachher nach Potsdam.

26. September 1755

Aus Potsdam in Charlottenburg, wohin sich auch beide Königinnen und der ganze Hof begeben.

27. September 1755

In Charlottenburg Vermählung des Prinzen Ferdinand mit der Prinzessin Elisabeth Louise, Tochter des Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, wobei viele Festivitäten, Oper etc. (der Tempel der Liebe) Statt finden.

30. September 1755

Der König aus Charlottenburg nach Potsdam.

<281>

Oktober.

A.

Oktober 1755

Der König in Potsdam.

15. Oktober 1755

Der regierende Graf von Lippe-Schaumburg-Bückeburg nach Potsdam zum König.

25. Oktober 1755

Der Präsident Jariges zum König nach Potsdam. Er ward an des etc. Cocceji Stelle zum Groß-Kanzler und Minister ernannt.

In diesem Monat fängt der König wieder einen Briefwechsel mit Voltaire an. Dieser hatte schon im August an den König geschrieben.

B.

22. Oktober 1755

Stirbt der Groß-Kanzler von Cocceji.

November.

A.

13. November 1755

Der König von Potsdam nach Berlin, Audienz - und nach Potsdam zurück.

15. November 1755

Der Feldmarschall von Keith nach Potsdam zum König.

17. November 1755

Der Minister von Podewils zum König nach Potsdam.

20. November 1755

Die Generale Fouqué und Hautcharmoi aus Schlesien in Potsdam beim König.

24. November 1755

Der Fürst-Bischof von Breslau, Graf von Schafgotsch, in Potsdam beim König.

Nach 50 Jahren (in der Nacht vom 4. auf den 5. Novbr. 1805) standen Se. Maj. der König Friedrich Wilhelm III. und der Kaiser Alexander in Potsdam am Sarge Friedrichs d. Gr.

B.

12. November 1755

Der bisherige Präsident der Magdeburgschen Kammer, von Schlabrendorf, wird zum Minister ernannt und geht als solcher nach Schlesien.

<282>

Dezember.

A.

1. Dezember 1755

Der König an Darget:

"Ich wünschte das für Sie thun zu können, was Sie von mir verlangen; aber Sie hätten selber einsehen sollen, daß ich nicht mit dem Duc de Nivernois von dieser Sache sprechen kann, und daß der Marschall von Belle-Isle sich sehr wundern würde, wenn er einen Brief von mir bekäme, worin ich, statt von militärischen Angelegenheiten, von der Postpachtung redete. Übrigens leide ich es ja, wie Sie wissen, nicht, daß Jemand sich in die innere Verwaltung meiner Staaten mischt, und ich bin zu billig, von Andern etwas zu fodern, das ich, wenn sie es von mir verlangten, sehr unschicklich finden würde. Die Dienste, die Sie mir geleistet haben, geben Ihnen ein Recht, eine Versorgung in meinem eigenen Lande von mir zu verlangen; aber sobald ich Sie nicht selbst belohnen kann, würde es, glaub ich, unanständig sein, wenn ich verlangte, daß Andere es thun sollten.

Bitten Sie mich um etwas, das unmittelbar von mir abhängt, dann sollen Sie sehen, daß ich die Leute, die mir ergeben gewesen sind, und die ich geliebt habe, nie vergesse."

4. Dezember 1755

Der König aus Potsdam in Berlin, besucht die Königin Mutter und speist bei der Prinzessin Amalie.

5. Dezember 1755

Nach Potsdam.

22. Dezember 1755

Aus Potsdam in Berlin.

In diesem Monat war der Abt Bastiani wieder in des Königs Umgebung, und der Baron Warkotsch aus Schlesien, wie alljährlich, in Berlin zum Carneval.

Der König ließ in diesem Monat abermals eine beträchtliche Summe Geld unter die armen Soldaten-Wittwen und Waisen in Berlin, deren Männer und Väter im letzten Kriege geblieben, austheilen.

<283>

B.

Dezember 1755

Der Carneval fand dies Jahr wie gewöhnlich Statt. Die beiden Opern waren: Ätius und Fratelli Nemici. - Die Ordnung wie im vorigen Jahre.

Anmerkungen zum Jahre 1755.

In der Französischen und in der Deutschen Ausgabe der hinterlassenen Werke Friedrich's giebt d'Alembert in seinem Briefe vom 23. Mai 1777 das Jahr 1756 als das seiner Anwesenheit in Wesel an, es ist dies aber bestimmt falsch.
     

2) Die Zeit, wann der König diese Reise nach Holland unternommen hat, ist von Vielen unrichtig angegeben. König, in seiner: Hist. Schilderung von Berlin Thl. 1. S. 145, und Seiffert in: Lebens- und Regierungsgeschichte Friedrich's II. Thl. 2. 170 setzen sie ins Jahr 1752. Nicolai in den Anecdoten I. 131 ins Jahr 1754, womit auch Friedrich's eigener Brief an Valori (Mem. du Marq. Valori II. 334) und Catt's Brief an de Laveaux, wie er in Zimmermann's Fragmenten I. 127 mitgetheilt wird, der jedoch in: de Leveaux La vie de Fr. II. Tom. VI. p. 371 das Jahr 1756 hat, zu stimmen scheinen. Diese Angaben sind jedoch alle falsch, und die Reise hat bestimmt 1755 Statt gehabt.

Die Angabe des Herausgebers der Schrift: Die Regierung Friedrich's d. Gr. Ein Lesebuch für Jedermann. Halle, 1790. Bd. 1. 319 u. 370, von zwei solchen Reisen, ist ebenfalls irrig. In diesem Buche werden zwei interessante Anecdoten erzählt, die wir hier mittheilen, ohne jedoch die Ächtheit verbürgen zu können.

Als der König - heißt es hier - in Amsterdam war, wollte er einen Banquier sprechen; er ging nach dessen Wohnung, fand ihn aber nicht zu Hause. Die Frau desselben, welcher der König sich nicht zu erkennen gab, sagte ihm, daß ihr Mann sehr bald zurückkommen werde, und wenn er wolle, so könnte er ihn in einem Zimmer, das sie ihm aufschließen wolle, erwarten. Der König nahm den Vorschlag an, und die Frau schloß ihm ihr Staatszimmer auf, ersuchte<284> ihn aber höflich, vor der Thür die Schuhe auszuziehen. Der König glaubte, durch wiederholtes Reinigen der Füße auf der vor der Thür befindlichen Fußdecke dieser Ceremonie zu entgehen, allein, es half ihm nichts, er mußte sich dem Verlangen der Frau unterwerfen. Nachdem er in das Heiligthum eingetreten war, verließ ihn die Frau. Bald nachher kam der Banquier, der unterdeß die Ankunft des Königs in Amsterdam erfahren hatte, zurück. Sein Erstaunen, den König in seinem Hause anzutreffen, war groß, noch größer aber sein Schreck, ihn ohne Schuhe zu finden. Er fiel ihm zu Füßen, und bat für seine Frau um Verzeihung. - Warum gaben sich Ew. Majestät nicht zu erkennen? - "Ich sollte mich zu erkennen geben?" sagte der König, "o, dafür habe ich mich wohl gehütet, denn der König von Preußen hätte mich sicher nicht von der kleinen Ceremonie befreit." Der König hatte Recht, denn als der Banquier seine Frau gerufen hatte, machte er ihr über ihr Benehmen Vorwürfe, und foderte sie auf, den König um Verzeihung zu bitten. Sie hatte aber dazu keine Lust, und meinte, ziehe sie doch selbst ihre Schuhe ab, wenn sie in dies Zimmer gehe, obgleich es ihr gehörte. - "Nun, sehn Sie wohl, mein Herr," sagte der König zum Banquier; - "ich wußte recht gut, daß ich nur durch meine Folgsamkeit und Beibehaltung des Incognito dem König von Preußen eine Beschimpfung ersparen würde."

Die andere Anecdote lautet wie folgt: Der König wünschte bei seinem Aufenthalt in Amsterdam eine Holländische Pastete zu essen, weil er von ihrer Vortrefflichkeit viel hatte rühmen hören, und trug seinem Begleiter, dem Oberst Balbi, auf, eine solche bei der Wirthin im Hause, wo sie wohnten, zu bestellen. Die Wirthin sah den Oberst Balbi auf dies Begehren vom Kopf bis auf die Füße mit einigem Befremden an, und sagte dann: "Wel, myn Herr, as yi wellen een Pasteet eeten, können yi oock betalen? - en weet yi, dat een Pasteet drittig Gulden kostet?" - Balbi versicherte der guten Frau, daß der Fremde, mit dem er in ihrem Hause wohne, dies sehr leicht bezahlen könne, denn er wäre ein Virtuose auf der Flöte 284-+, und wenn er sich nur<285> einige Stunden hören ließe, so brächte ihm dies eine Menge Geld ein. Die Wirthin erkundigte sich weiter, was denn ein Virtuose sei? Balbi erklärte ihr mit mehreren Umständen, der Fremde sei ein ganz ausgezeichneter Flötenspieler, der auf seine Kunst reise etc. "Wel, myn Herr," rief die Wirthin, "so mut ick en doch oock hören." Darauf ging sie sogleich in das Zimmer, wo sich der König befand, setzte beide Arme in die Seite, und sagte zu ihm: "As yi so schön pypen können, wellen yi my wol oock wat vorpypen?" Der König war darüber nicht wenig überrascht, als ihm aber Balbi auf Französisch mit wenig Worten sagte, was vorgegangen sei, ergriff der König die Flöte, und blies darauf einige Stücke so meisterhaft, daß die Wirthin, ganz bezaubert, nicht von der Stelle gehen wollte. Endlich, da der König die Flöte wieder weglegte, sagte sie zu ihm: "Wel, myn Herr, dat ist waar, yi können schön pypen, en wel en Batzen verdeenen, nu will ick yi ooch eene Pasteet macken."

Catt (Heinrich von), ein geborner Schweizer aus der kleinen Stadt Morges (Morsen) am Genfersee, ein Mann von vielem Geist und schönen Kentnissen. Seine Landsleute haben ihm die Vorliebe zu verdanken, die der König bis an sein Ende für sie bewies. Drei Monate nach jener auf der Holländischen Barke gemachten Bekanntschaft, erhielt von Catt einen Brief vom Könige, darin er ihm den Antrag machte, in die Dienste jenes Reisenden zu treten. Da jedoch von Catt eben erst von einer schweren Krankheit wieder aufgestanden war, so konnte er den Antrag nicht annehmen. Im Dezember des Jahres 1757 wiederholte der König seinen Antrag, der nun auch angenommen wurde. Anfangs des Jahres 1758, als der König in Breslau sich aufhielt, fand von Catt sich bei ihm ein. Nach einem sehr huldreichen Empfang fragte ihn der König, ob er ihn wohl wieder erkannt hätte? Nein, Sire, sagte Catt, in diesem veränderten Anzuge nicht, überdies hat auch Ihr Embonpoint abgenommen. Der König erwiederte: Das glaub ich wohl, bei der verdammten Le<286>bensart die ich führe. Die einundzwanzig Jahre, welche er in Friedrich's Diensten stand, behandelte ihn dieser stets mit besonderer Güte, Aufmerksamkeit und Theilnahme, nur zuletzt ward er durch vielfach sehr künstlich angelegte Kabalen kälter gegen ihn. Catt brachte in der Regel täglich einige Stunden bei dem Könige zu, und sie unterhielten sich über allerhand Materien mit einander, außerdem richtete der König mehrere Episteln und Briefe an ihn, theilte ihm auch öfter seine Gedichte und andere Aufsätze zur Beurtheilung und Verbesserung mit. (Hinterl. Werke, Ausg. v. 1789, Thl. XII. S. 128). Sonderbar ist der Umstand, daß Friedrich, der gern Unterricht ertheilte, dem Herrn von Catt Lection in der Kriegskunst geben wollte. So sehr er auch betheuerte, daß er davon gar nichts verstände, gar keinen Begriff davon habe, so war dies doch Alles vergebens. Thut weiter nichts, sagte der König, ich will Ihnen Begriffe davon beibringen. Während des siebenjährigen Krieges fragte er ihn zuweilen: Was würden Sie in meiner gegenwärtigen Lage wohl thun? Dort steht der Feind, ich hier, was werden Sie nun anfangen? und was ich? Was kann ich ihm wohl entgegensetzen etc.? Sire, erwiederte Herr v. Catt, ich verstehe davon nichts, schlechterdings nichts. - "Macht nichts aus! Sagen Sie nur, was Sie davon denken, ich höre gern, worauf ein Mann fallen kann, der gar keine Kenntniß von der Kriegskunst hat, und was bei einem solchen die Instructionen bewirken können, die ich gebe etc."
     

Es ist allgemein geglaubt worden, daß v. Catt die Stelle eines Vorlesers bei'm König gehabt habe; es ist dies aber falsch. Vorleser war zu jener Zeit ein Page Namens Malcesky (soll wohl heißen Malschitzky). Der König hatte v. Catt als "Gesellschafter" in seine Dienste genommen. Einst gab er ihm einen Brief, auf dessen Adresse man ihm den Titel "Vorleser" gegeben hatte, und sagte: Sie sind nicht mein Vorleser, sondern mein Auserlesener.

Einige Jahre vor des Königs Tode ließ er ihn nicht mehr zu sich berufen, doch wurde ihm sein Gehalt wie gewöhnlich ausgezahlt.

König Friedrich Wilhelm II. schenkte ihm die Anwartschaft auf ein einträgliches Canonicat (zu St. Sebastian in Magdeburg).

Er starb in Potsdam am 27. Novbr. 1793.

<287>

Voltaire au Roi
     

aux delices prés de Geneve
4 aoust 1755.

Sire.

Si les belles lettres qui ont servi de délassement à votre Majesté dans ses travaux s'amusent encore, permettez, que je mette a vos pieds et sous votre protection cette tragédie 287-+ que je commançai chez vous avant d'avoir le malheur de vous quitter; j'avois volu la finir dans votre palais de Potsdam aussi bien que ma vie, les beautez du lac de Geneve et de la retraite que j'ay choisie pour mon tombeau sont bien loin de me consoler du malheur de n'être plus auprés de votre majesté.

Je ne peux soulager mon amertume qu'en saisissant les moindres occasions de vous renouvellez mes sentiments, ils sont tels qu'ils étaient quand vous avez daigné m'aimer, et j'ose coire encore que vous n'êtes pas insensible à l'admiration très sincère d'un homme qui vous a aproché; et dont la douleur extreme est étouffée par le souvenir des vos premières bontez; ne pouvant avoir la consolation de me mettre moy même aux pieds de votre majesté, je veux avoir au moins celle de m'entretenir de vous au milord maréchal; je ne suis pas éloigné de luy 287-++; et si votre majesté m'en donne la permission, si ma malheureuse santé m'en laisse la force, j'irai luy dire ce que je ne vous dis pas, combien vous êtes au dessu des autres hommes et à quel point j'ai eu la hardiesse et la faiblesse de vous aimer de tout mon coeur, mais je ne dois parler à votre majesté que de mon profond respect.

V.<288> Sire.

Wenn die Litteratur, welche sonst Ew. Majestät zur Erholung von Ihren Arbeiten gedient hat, Sie noch angenehm unterhält; so erlauben Sie, daß ich das Trauerspiel, welches ich anfing, als ich noch bei Ihnen war, und ehe ich das Unglück hatte Sie zu verlassen, Ihnen zu Füßen lege, und Ihrem Schutze empfehle. In Ihrem Palais zu Potsdam hatte ich es, so wie mein Leben, endigen wollen. Die Schönheiten des Genfer Sees, und der stille Aufenthalt, den ich für mein Grab gewählt habe, sind weit entfernt, mich über das Unglück: nicht mehr um Ew. Majestät zu sein, zu trösten.

Ich kann meine Betrübniß nur dadurch mindern, daß ich die geringsten Gelegenheiten ergreife, Ihnen meine Gefühle zu erneuern, sie sind noch dieselben, die sie ehemals waren, als Sie mich Ihres Wohlwollens würdigten, und ich schmeichle mir noch, daß Sie nicht unempfindlich gegen die sehr aufrichtige Hochachtung eines Menschen sind, der Ihnen nahe war, und dessen außerordentlicher Schmerz nur durch das Andenken an Ihre frühere Gunst gemildert wird. Da ich nicht den Trost habe, mich selbst Ew. Majestät zu Füßen legen zu können, so will ich wenigstens den haben, mich mit dem Lord Marschall von Ihnen zu unterhalten. Ich bin nicht weit von ihm entfernt, und wenn Ew. Majestät mir die Erlaubniß geben, und mein unglücklicher Gesundheitszustand mir dazu die Kräfte läßt, werde ich zu ihm gehen, und ihm sagen, was ich Ihnen nicht sage, wie sehr Sie über andere Menschen erhaben sind, und bis zu welchem Grade ich Muth und Schwäche gehabt habe, Sie von ganzem Herzen zu lieben. Doch, ich soll zu Ew. Majestät von Nichts, als nur von meiner tiefsten Verehrung sprechen.

<289>

Januar 1756.

A.

1. Januar 1756

Der König in Berlin.

6. Januar 1756

Aus Berlin nach Potsdam.

8. Januar 1756

Aus Potsdam in Berlin.

14. Januar 1756

Der König ertheilt dem am 12. aus Paris in Berlin angekommenen Französischen außerordentlichen Gesandten, Herzog von Nivernois, die erste Audienz, zu welcher er von dem Französischen Gesandten am hiesigen Hofe, de la Touche, eingeführt wird. (Hinterl. Werke, Ausg. v. 1789. III. 64).

16. Januar 1756

Der Neutralitäts-Vertrag mit England wird in Westmünster unterzeichnet. (Wenk Codex III. 84).

24. Januar 1756

Der Geburtstag des Königs wird bei der Königin Mutter gefeiert, wo auch die regierende Königin zugegen ist.

31. Januar 1756

Der König nach Potsdam.

B.

30. Januar 1756

Zum Schluß des Carnevals wird das Trauerspiel: il fratelli nemici aufgeführt.

Um diese Zeit schrieb Voltaire ein Gedicht: über die natürliche Religion, in vier Gesängen, und dedicirte es dem König. (Hinterl. W. n. Ausg. 1789. XV. 312).

Februar.

A.

Februar 1756

Der König in Potsdam.

13. Februar 1756

Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 16.

16. Februar 1756

Der Minister von Podewils nach Potsdam zum König.

21. Februar 1756

Der Herzog von Nivernois in Potsdam, speist bei'm König, bleibt bis den 23. in Potsdam.

B.

24. Februar 1756

Die Kaiserin von Rußland unterzeichnet einen mit England geschlossenen Vertrag, jedoch mit der Bedingung, daß er<290> nur gültig sein solle, wenn der König von Preußen die Staaten Englands oder seiner Bundesgenossen angreife.

27. Februar 1756

Der Prinz Ferdinand von Braunschweig geht nach seinem Gouvernement Magdeburg.

Das Domkapitel zu Camin erhält vom König ein eigenes Ordenskreuz.

März.

A.

5. März 1756

Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem Französischen Gesandten de la Touche die Abschieds-Audienz und schenkt ihm sein Portrait.

6. März 1756

Nach Potsdam.

10. März 1756

Der Herzog von Nivernois nach Potsdam zum König bis den 13.

23. März 1756

Der Herzog von Nivernois und der am 20. aus Paris in Berlin angelangte (abermals) zum Gesandten am hiesigen Hofe ernannte Marquis de Valori nach Potsdam zum König, welcher dem Herzog einen prächtigen Chrysopasring und eine Tabatiere schenkt.

23. März 1756

Der König an Darget:

"Ich sehe aus Ihrem Brief vom 2. März (Hinterl. W. n. Ausg. 1789. XV. 313) mit großem Vergnügen, daß Sie noch immer Diensteifer und Ergebenheit gegen mich bezeigen, und lebhafte Begierde haben, mir überführende Beweise davon zu geben. Die sonderbaren Dinge, die Sie darin berühren, stehen mit meinem Interesse in zu naher Verbindung, als daß ich Ihnen nicht für Ihre Gefälligkeit, mich damit bekannt zu machen, danken sollte. Es schadet nichts, daß mir Ihr Brief doppelt zugeschickt worden ist; beide Abschriften haben mir gleiches Vergnügen gemacht. Sein Sie überzeugt, daß meine Denkungsart in Allem, was Sie betrifft, sich niemals ändern kann. Ich habe Feinde genug, mein guter Darget, aber ich fürchte sie nicht etc."

<291>

24. März 1756

Des Herzogs von Nivernois Abschieds-Audienz beim König, von dem er noch sein Portrait, 6000 Thlr. an Werth, erhält.

25. März 1756

Der abgehende Französische Gesandte de la Touche reist über Potsdam, wo er bei dem König speist, und dessen Portrait in Brillanten von ihm erhält, nach Paris zurück.

26. März 1756

Der König aus Potsdam in Berlin.

27. März 1756

Geburtstagsfeier der Königin Mutter. - Oper Merope.

28. März 1756

Der König nach Potsdam.

B.

2. März 1756

Der König hatte schon um diese Zeit den Vorsatz, das große so genannte neue Palais in Sanssouci zu erbauen, jedoch an einer andern Stelle, nämlich der Terrasse vom Schlosse Sanssouci gerade gegenüber, an der Havel. Es sollte auch nach seiner damaligen Idee die Colonade, welche jetzt vom neuen Palais getrennt, zwischen den so genannten Communs sich befindet, unmittelbar an die Flügel des Palais stoßen. Auf einem vom Ingenieur Müller gezeichneten großen Plan von Sanssouci (der sich im Besitz des Herausgebers dieses Buches befindet), welcher dieses alles darstellt, hatte der König, nach einer darauf befindlichen Bemerkung des etc. Müller, am 2. März d. J. die Gegend, wo das neue Palais erbaut werden sollte, selbst angegeben, und die Stelle dadurch bezeichnet, daß er eine kleine ausgeschnittene Zeichnung vom neuen Palais eigenhändig auf den Plan befestigte.

19. März 1756

Starb die Gemalin des Generals von Zieten.

April.

A.

6. April 1756

Die Prinzessin Amalie nach Potsdam, speist Mittags und Abends beim König, und reist den 7. nach Quedlinburg.

20. April 1756

Der König nach Berlin zur Specialrevue.

21. April 1756

Nach Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, dann nach Potsdam.

28. April 1756

In Potsdam Intermezzo: der Kapellmeister.

<292>

B.

3. April 1756

Der Herzog von Nivernois reist über Potsdam nach Paris zurück.

Das Domkapitel zu Minden erhält vom König ein eigenes Ordenskreuz.

Mai.

A.

8. Mai 1756

Der König aus Potsdam in Berlin zur Revue, speist mit dem ganzen Königl. Hause bei der Königin Mutter in Monbijou - besucht das Invalidenhaus, und besieht mit dem von Meyerink einen Platz vor dem Bernauer Thore, auf welchem die diesjährige große Revue gehalten werden soll. Dann über Charlottenburg nach Potsdam.

11. Mai 1756

Der in der Nacht auf den 9. aus London in Berlin angekommene Englische Gesandte Lord Mitchell geht mit dem Minister von Podewils nach Potsdam zum König, wo er die erste Audienz hat, zu welcher er von dem etc. von Podewils eingeführt wird. Beide speisen an diesem und dem folgenden Tag beim König.

12. Mai 1756

Der Gesandte Lord Mitchell und der Minister von Podewils, nach der Tafel, von Potsdam nach Berlin zurück

18. Mai 1756

Die Gemalin des Prinzen Heinrich kommt auf ihrer Rückkehr von Cassel in Potsdam an und speist beim König.

?? Mai 1756

Der König in Charlottenburg. (?)

27. Mai 1756

In Berlin.

28. Mai 1756

Musterung vor dem Landsberger Thor.

28. Mai 1756

Musterung vor dem Bernauer Thor.

30. Mai 1756

31. Mai 1756

Große Manövres.

31. Mai 1756

Der König nach Potsdam. Ihm folgen die Minister von Viereck, von Happe, von Boden, von Blumenthal, von Katt, von Reuß, von Bork.

B.

1. Mai 1756

Frankreich und Östreich schließen ein Bündniß zu Versaille. (Wenk Codex III. 139 und 141).

<293>

17. Mai 1756

England erklärt an Frankreich den Krieg.

Die Generale von Schwerin und von Schmettau gehen nach Schlesien.

Juni.

A.

Juni 1756

Der König in Potsdam.

2. Juni 1756

Der Feldmarschall Keith nach Potsdam zum König.

5. Juni 1756

Der König aus Potsdam nach Berlin mit dem Flügeladjutanten von Grumkow.

6. Juni 1756

Früh nach Stettin.

9. Juni 1756

In Chorin - Nachtquartier.

10. Juni 1756

In Berlin und nach Potsdam.

15. Juni 1756

Von Potsdam nach Magdeburg zur Revue bei Pitzpuhl.

19. Juni 1756

Aus Pitzpuhl in Potsdam angekommen.

20. Juni 1756

Prinz Moritz von Dessau in Potsdam beim König.

30. Juni 1756

Der König aus Potsdam in Berlin.

Auf der Rückreise von Pitzpuhl war der König auch in Halle, wo er den Professor Wiedeburg sprach.

In diesem Monat schrieb der König die Charakteristik von Voltaire. Sie erschien im Juni in Gentleman's Magazin.

An die Stelle des dimittirten Sängers Paganini und dessen Frau ließ der König fünf Italienische Intermezzospieler nach Potsdam kommen.

B.

9. Juni 1756

Frankreich erklärt an England den Krieg.

Der Graf von Schwerin von Ruppin geht durch Berlin nach Crossen.

Juli.

A.

1. Juli 1756

Der König aus Berlin nach Potsdam.

3. Juli 1756

Bezieht Sanssouci, den Brunnen daselbst zu brauchen.

<294>

6. Juli 1756

Der Englische Gesandte, Lord Mitchell, nach Potsdam und nach Berlin zurück.

7. Juli 1756

In Potsdam Intermezzo: der Kapellmeister.

9. Juli 1756

Prinz Heinrich nach Potsdam.

26. Juli 1756

Der König und Prinz Heinrich nach Berlin.

27. Juli 1756

Der König und Prinz Heinrich nach Spandau, Mittags daselbst bei dem Prinzen Moritz von Dessau, dann nach Potsdam.

B.

In der ersten Hälfte dieses Monats gehen die Feldmarschälle von Schwerin und von Keith, desgleichen der Graf von Schmettau und der Major von Lingerfeld nach Potsdam zum König.

Mitte dieses Monats kommt Lord Marschall aus Neuchatel in Potsdam an.

26. Juli 1756

Der König läßt durch seinen Gesandten in Wien, den Herrn von Klinggräf, wegen der Östreichschen Rüstungen anfragen. (Samml. der neuesten Staatsschriften etc. Lpz. 1756. 4. 1. Stck. S. 39).

Die Berliner Zeitung (Nr. 89) meldet, daß der bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Berlin seit 12 Jahren gestandene Legationssekretär von Weingarten sen. von der Kaiserin zum wirklichen Rath ernannt worden sei und bald nach Prag abgehen werde.

August.

A.

August 1756

Der König in Potsdam.

7. August 1756

Der König und Prinz Heinrich nach Berlin.

?? August 1756

Der König früh 8 Uhr nach Potsdam zurück.

8. August 1756

Prinz Heinrich nach Potsdam.

19. August 1756

Der König und Prinz Heinrich nach Berlin.

20. August 1756

Der König nach Potsdam, wohin er auch ins Geheim den damaligen Geh. Legationsrath) von Herzberg kommen läßt,<295> und ihm in Sanssouci die aus dem Dresdner Geh. Archiv durch den dortigen Canzeleisekretär Menzel abschriftlich erhaltenen Depeschen etc. mittheilt, um darnach gewisse Staatsschriften zu entwerfen.

28. August 1756

Verläßt der König Potsdam, um den Feldzug zu eröffnen, und kommt in Beelitz an.

29. August 1756

In Jüterbock.

30. August 1756

In Seyda.

B.

7. August 1756

Der Feldmarschall von Schwerin, von Potsdam kommend, geht durch Berlin nach Frankfurt a. d. O. zu seinem Regiment.

10. August 1756

Stirbt in Stendal der General du Moulin, 76 Jahr alt.

20. August 1756

Der Preußische Gesandte in Wien, von Klinggräf, übergiebt dem dortigen Kabinet ein vom 18. datirtes Memoire, darin auf eine bestimmte Erklärung wegen der Kriegsrüstungen gedrungen wird. Bald darauf fragt der etc. Klinggräf zum dritten Mal dieserhalb an, worauf - da alle Antworten zweideutig und ungenügend sind - der König am Wiener Hofe anzeigen läßt, daß er dessen Antwort als eine Kriegserklärung ansehe, und Anstalten mache, Krieg gegen ihn zu führen. (Dies Memoire, so wie das zweite vom 2. Sept., nebst den Antworten, stehen in: Gesammelte Nachrichten und Urk. den 1756 entstandenen Krieg betreffend, Thl. 1. S. 214).

28. August 1756

Der Minister von Podewils zeigt auf Befehl des Königs, dem Sächsischen Gesandten in Berlin, von Bülow, an, daß der König seine Armee durch die Sächsischen Lande des Kurfürsten (Königs von Polen) nach Böhmen führen werde, und daß die strengste Ordnung dabei beobachtet werden solle etc. Der Gesandte könne in Berlin seinen Gesandtschaftsposten fortsetzen.

29. August 1756

Geschah der Einmarsch der Preußischen Truppen in Sachsen. Das erste Corps, unter dem König, nahm seinen Weg auf Wittenberg, das zweite, unter dem Prinzen Ferdinand von<296> Braunschweig-Wolfenbüttel, auf Naumburg, das dritte, unter dem Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, ging durch die Lausitz.

Beim Anfang dieses Krieges erschienen Preußischer Seits folgende Schriften:

1) Nachricht und Beurtheilung des Verfahrens des Wienerischen und Sächsischen Hofes und ihrer gefährlichen Absichten wider S. M. den König von Preußen. Nebst zur Rechtfertigung u. Beweis dienenden Urkunden. Berl. 1756.

2) Ursachen, welche Se. Königl. Maj. in Preußen bewogen, Sich wider die Absichten des Wienerischen Hofes zu setzen und deren Ausführung zuvorzukommen. 1756.

3) Deklaration derjenigen Gründe, welche Se. Königl. Maj. in Preußen bewegen, mit Dero Armee in Se. Königl. Maj. und Kurfürstl. Durchlaucht zu Sachsen Erblande einzurücken. 1756.

4) Das gerechtfertigte Betragen Sr. K. Maj. in Preußen gegen die falschen Beschuldigungen des Dresdner Hofes.

September.

A.

1. September 1756

Der König in Pretzsch. Hier fing sich ein Briefwechsel des Königs mit dem Kurfürsten von Sachsen (und König von Polen) an, der bis den 18. dauerte, und von Seiten Friedrichs d. Gr. den Zweck hatte, sein Verfahren zu rechtfertigen, und den Kurfürsten zugleich über sein wahres Interesse zu belehren. Diese gegenseitigen Briefe befinden sich in: Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrich II. Thl. 3. S. 774 etc.

2. September 1756

Der König in Torgau.

3. September 1756

In Strehlen.

5. September 1756

In Lommatsch.

6. September 1756

In Rothschönberg.

8. September 1756

In Wilsdruf. An diesem Tag rückt der Preuß. General von Wylich in Dresden ein und wird Commandant.<297> Der König in Dresden, nimmt seine Wohnung im Palais der Gräfin Moschinska. Bei seiner Ankunft läßt er die Kurfürstin etc. (Königin von Polen) durch den Feldmarschall Keith complimentiren. Der Kurfürst hatte sich in sein Hauptquartier Struppen begeben. Die Königin etc. ließ das Gegencompliment durch den Oberhofmeister, Baron von Waffenberg, abstatten.

10. September 1756

Der König in Groß-Sedlitz bis den 27., wo ihm der Kurprinz Christian das Gegencompliment macht.

10. September 1756

Nachmittags und den 11. Vormittags besichtigt der König das Sächsische Lager.

27. September 1756

Von Groß-Sedlitz nach Zehist.

28. September 1756

In Johnsdorf in Böhmen, beim Corps des Feldmarschalls Keith. Das Hauptquartier des Königs war an diesem Tage Nachmittags in Poschitz (oder Porziz) hinter dem linken Flügel.

29. September 1756

In Aussitz. Nachmittags in Tirmitz (nicht Wernitz, wie es bei Ösfeld heißt).

30. September 1756

Über Staditz und Kletschen nach Welmina. Die mündliche und schriftliche Unterhaltung des Königs während seines Aufenthalts in Sedlitz (und Lokwitz 1757) mit der Baronesse von Racknitz s. meine Beiträge I. 433 und 442 etc.

B.

2. September 1756

Der Preußische Gesandte in Wien, Herr von Klinggräf, übergiebt nochmals ein Memoire, worauf die Antwort den 6. erfolgt.

10. September 1756

Der General von Wylich, Preuß. Commandant von Dresden, bemächtigt sich der im Dresdner Archiv befindlichen Original-Documente, welche die gefährlichen, gegen den König gerichteten, Anschläge etc. des Wiener Hofes etc. enthalten 297-+.<298> (Denkwürdigkeiten Friedrichs d. Gr. Thl. 2. Seite 252. Natürl. Vorstellung der Wahrheit etc. Warschau 1756. S. 19. Gesammelte Nachr. u. Urk. etc. I. 222).

16. September 1756

Der Graf Puebla, Östreichischer Gesandte, verläßt Berlin

19. September 1756

Die Preußische Armee rückt in Böhmen ein.

Oktober.

A.

1. Oktober 1756

Schlacht bei Lowositz. Der König siegt über die Östreicher unter dem Marschall Brown. Verlust der Östreicher: 439 Todte, 1834 Verwundete, 711 Gefangene; Verlust der Preußen: 719 Todte, 1879 Verwundete, 710 Gefangene. Hauptquartier des Königs im Dorfe Kienitz bei Lowositz.

2. Oktober 1756

Der König an den Feldmarschall von Schwerin:

"Der Prinz von Bevern hat sich hervorgethan, daß ich ihn nicht genug erheben kann. Mit 24 Bataillons haben wir 72 und wohl 300 Kanonen vertrieben. Von den Truppen sage ich Ihnen Nichts, Sie kennen sie. Aber so lange ich die Ehre habe, sie zu commandiren, habe ich noch nie dergleichen Wunder der Tapferkeit, sowohl von der Infanterie als Kavallerie gesehen etc."

?? Oktober 1756

An den Marquis d'Argens:

"Meine Truppen, lieber Marquis, haben alle ihre Tapferkeit aufgeboten. Ich armer Philosoph habe nur so vielen Antheil daran, als Ein Mann gegen 25000 etc."

12. Oktober 1756

In Arbesau (Leutmeritzer Kreis).

13. Oktober 1756

Ins Lager vor Pirna zurück. Hauptquartier Struppen.

15. Oktober 1756

Der Sächsische General von Rutowsky in Struppen beim König, wo über die von dem etc. Rutowsky zu Ebenheit<299> entworfenen Capitulations-Punkte, die Übergabe der Sächsischen Truppen betreffend, unterhandelt wird.

15. September 1756

Unter diesem Datum erscheint: Brief des Kardinals v. Richelieu aus den eliseischen Feldern an den König. (Fliegendes Blatt. Deutsche Suppl. Band 3. S. 203).

17. Oktober 1756

Nachdem am 16. die Capitulation wegen Übergabe der Sächsischen Truppen (12 bis 14000 Mann, nach Sächsischen Angaben) zu Ebenheit abgeschlossen worden war, begab sich der König am 17. über die Brücke bei Raden nach den Höhen von Waltersdorf, wo die gefangene Sächsische Armee vor ihm vorbei defilirte und das Gewehr streckte.

18. Oktober 1756

Der König von Struppen nach Peterswalde (In Böhmen).

19. Oktober 1756

In Linay

25. Dezember 1756

In Böhmisch-Neudorf.

Funfzig Jahre nachher stand Napoleon in Potsdam am Sarge Friedrichs; den 24. Oktbr. Abends, war er in Sanssouci in den Zimmern gewesen, welche der König bewohnt hatte.

26. Oktober 1756

In Schönwald.

27. Oktober 1756

In Groß-Sedlitz (in Sachsen) bis den 14. Novbr.

B.

11. Oktober 1756

Der Englische Gesandte, Lord Mitchell, geht nach Böhmen zum König.

15. Oktober 1756

Ergiebt sich die Festung Sonnenstein.

17. Oktober 1756

18. Oktober 1756

19. Oktober 1756

Geht die Sächsische Armee über die Elbe in's Preußische Lager und schwört dem König.

18. Oktober 1756

Hatte der König von Polen Struppen verlassen, und war nach Warschau abgereist.

November.

A.

14. November 1756

Der König kommt aus Groß-Sedlitz in Dresden an, wo er, während die Armee in den Winterquartieren stand, sein Haupt<300>quartier nahm. Seine Wohnung war im Gräfl. Brühlschen Palais.

21. November 1756

Der König in der Kreuzkirche, wo er die Predigt des Superintendenten Am Ende über das Evangelium vom Zinsgroschen mit anhört. Diese Predigt wurde nachher gedruckt, und wie auf dem Titel steht: auf ausdrückliches Verlangen Sr. Maj. des Königs.

22. November 1756

War der König in der katholischen Kirche, wo das Cäcilienfest gefeiert und von der Sächsischen Kapelle eine Musik aufgeführt wurde, welche der Kapellmeister Hasse componirt hatte.

23. November 1756

In Leipzig, wohin er über Freyberg gegangen war. Er nahm seine Wohnung in dem Hause des Geh. Finanzraths Hemann, wo auch der Graf Brühl abzutreten pflegte 1).

24. November 1756

In Lützen, wo er die von den Ingenieurs ausgemessene Gegend, und besonders das Schlachtfeld, wo Gustav Adolph siegte und den Heldentod fand, sehr genau besichtigte, und dann über Weissenfels und Rötha nach Dresden zurückkehrte.

25. November 1756

In Dresden. Hier nahm der König, während seines Winteraufenthalts, die Merkwürdigkeiten der Stadt in Augenschein, besonders die Bildergalerie, auch besah er die Festungswerke, Magazine etc., so auch die Kirchen und andere Gebäude. Durch den Kapellmeister Hasse ließ er oft Concerte aufführen, in denen er zuweilen selbst die Flöte blies.

27. November 1756

Der König an Algarotti in Bologna:

"Da Sie, Ihrem Briefe nach, Antheil an dem, was hier zu Lande vorgeht, zu nehmen scheinen, schicke ich Ihnen den Bericht über den Feldzug. Sie werden ihn nicht ganz über, einstimmend mit dem, was Sie gelesen oder gehört haben, finden; wie dem aber auch sein mag, er ist nichts destoweniger getreu etc."

28. November 1756

Der König in der Frauenkirche, wo der Feldprobst Decker predigt.

Die Zeitungen melden in diesem Monat, "daß Se. Maj.<301> der König in höchst eigener Person dem Oberst-Lieutenant von Warneri, vom Putkammerschen Husaren-Regiment, den Orden pour les mérites angelegt haben."

B.

3. November 1756

Der Französische Gesandte de Valori geht nach Paris zurück.

4. November 1756

Stirbt der Geh. Ober-Finanzrath George Wilhelm Durham, 55 Jahr alt.

18. November 1756

Circular an alle Regierungen, daß die Inquisiten (außer in besondern Fällen und ohne vorgängige Anzeige) nicht mit Schlägen zum Bekenntniß gebracht werden sollen.

Dezember.

A.

3. Dezember 1756

Der König in der katholischen Kirche, wo das Fest des heil. Xaver mit Aufführung einer Musik gefeiert wird.

4. Dezember 1756

Beim König Concert von der Sächsischen Kapelle.

5. Dezember 1756

Der König in der Frauenkirche.

12. Dezember 1756

Der König besucht die verwundeten Preuß. Officiere, unter andern den General von Kleist (Franz Ulrich), den Oberst-L. (Hans Siegm.) von Zieten etc.

26. Dezember 1756

Der König wohnt in der Kreuzkirche dem Gottesdienst bei.

B.

4. Dezember 1756

William Pitt (Graf Chatam) wird Staatssekretär. Er mußte zwar diesen Posten bald wieder verlassen, doch auf beständiges Anhalten und Bitten des Volks mußte ihn der König George II. nach Kurzem wieder zum Staatssekretär ernennen.

21. Dezember 1756

Einführung eines neuen Kirchengebets für den König etc.

Die Kapellmusiker Quanz und Benda aus Berlin gehen nach Dresden.

In Berlin fanden keine Carnevals-Lustbarkeiten Statt, die berühmte Sängerin Astroa nahm ihren Abschied, und erhielt 1000 Thlr. Pension.

<302>

Anmerkung zum Jahre 1756.

1) In Freyberg in Sachsen hat Friedrich d. Gr. während dieses Krieges öfter sein Quartier gehabt, und zwar in dem ehemaligen Weyseschen (oder Veyseschen?), in neuerer Zeit (1833) Mandelsloheschen Hause in der Fischergasse, und das eine Mal auf längere Zeit. Als am 21. April 1833 der Kronprinz von Preußen (jetzt Se. Maj. der regierende König) mit seiner Gemalin in Freyberg war, ward dies Haus von ihnen besucht. Die Besitzer desselben hatten aus Achtung für das Andenken an Friedrich d. Gr. das von ihn, inne gehabte Arbeitszimmer so viel als möglich in dem Stande erhalten, in welchem es einst von seinem hohen Bewohner verlassen worden.

Januar 1757.

A.

4. Januar 1757

Der König kommt aus Dresden nach Berlin.

12. Januar 1757

An diesem Tage übergiebt er dem Minister von Finkenstein eine eigenhändig geschriebene Anweisung über den Umfang der Geschäfte des Staatsraths während seiner Abwesenheit bei der Armee.

13. Januar 1757

Nach Potsdam.

13. Januar 1757

Nach Dresden.

28. Januar 1757

Von Dresden aus machte der König eine Reise nach der Lausitz und traf in Görlitz ein, wo er bis den 29. blieb

Im Anfang dieses Jahres und während des Aufenthalts des Königs in Dresden soll ein Versuch, ihn zu vergiften, Statt gefunden haben. In Kosmann's und Heinsius Denkwürdigkeiten 1797. I. 251 wird die Geschichte von dem etc. Wohlers mitgetheilt, wie sie der damalige Adjutant des Königs, nachheriger Gen.-Lieut. v. S..., welcher Augenzeuge des Vorfalls gewesen sein soll, erzählt hatte. Es kommen dabei jedoch Umstände vor, welche die Sache sehr zweifelhaft machen, z. B. daß der König die Chokolade, welche<303> das Gift enthalten, einem seiner Hunde gegeben habe, der davon sogleich gestorben sei etc. Es ist bekannt, wie sehr der König seine Hunde liebte, und also keinen dem Tod durch Vergiftung würde ausgesetzt haben. Nicolai in seiner Anecdotensamml. Heft VI. S. 210 hält alles für Erdichtung.

B.

1. Januar 1757

Scharmützel bei Astritz (Ober-Lausitz).

5. Januar 1757

Damien versucht den König Ludwig XV. zu ermorden.

11. Januar 1757

Rußland erklärt seinen Beitritt zur Östreichisch-Französischen Allianz.

11. Januar 1757

Defensiv-Traktat zwischen England und Preußen.

16. Januar 1757

Wird die Schrift: Kurzer, doch gründlicher Beweis, daß das Königreich Böhmen Sr. Majestät in Preußen zusteht, auf Befehl des Königs öffentlich durch den Scharfrichter verbrannt.

17. Januar 1757

Wird auf dem Reichstag in Regensburg der Reichskrieg gegen Preußen beschlossen, und den 29. der Schluß bestätigt.

22. Januar 1757

Rußland schließt mit Östreich ein Bündniß gegen Preußen.

Februar.

A.

2. Februar 1757

oder den 3. Kommt der König aus der Lausitz wieder nach Dresden zurück.

März.

A.

16. März 1757

Früh reist der König von Dresden ab, und kommt in der Nacht zurück.

24. März 1757

Von Dresden nach Lockwitz. Die mündliche und schriftliche Unterhaltung, welche hier der König mit der Baronin von Racknitz hatte, findet man in meinen Beiträgen I. 444.

B.

3. März 1757

Die Gräfin Brühl erhält auf Befehl des Königs in ihrem Palais Arrest.

<304>

9. März 1757

Gefecht bei Friedland.

In der Mitte dieses Monats rücken die Franzosen in die Preußisch-Westphälischen Provinzen ein.

21. März 1757

Vertrag Frankreichs mit Schweden, wodurch letzteres zum Krieg gegen Preußen bewogen, und ihm dafür Preußisch-Vorpommern zugesichert wird.

24. März 1757

Die Preußen räumen Wesel freiwillig.

24. März 1757

Schweden erklärt sich gegen Preußen.

27. März 1757

Der Marquis von Etrées übernimmt in Wesel den Oberbefehl über die Französischen Truppen.

27. März 1757

In Dresden wird auf dem Schloßtheater, zur Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter Friedrichs d. Gr., die komische Oper: il filosofo di Campagna aufgeführt.

April.

A.

1. April 1757

Der König an die Gräfin von Brühl:

"Frau Gräfin von Brühl. Ich habe den Brief, den Sie am 31. v. M. an mich geschrieben haben, erhalten. In Ansehung aber alles des sehr gut gegründeten Verdachts, den ich geschöpft habe, kann ich keine Nachsicht gegen Sie mehr haben, auch nicht erlauben, daß Sie länger in Dresden bleiben. Sie müssen Sich also entschließen, die Reise nach Polen anzutreten, wohin Sie einige dieserwegen commandirte Officiers den 4. d. M. begleiten sollen. Hiermit etc."

N. S. von des Königs eigener Hand. "Der Verdacht gegen Sie, Madame, ist gar zu stark, als daß Ich Ihre Gegenwart in Dresden länger dulden könnte. Denken Sie nicht, daß man mich ungestraft beleidigen dürfe etc."

Die Gräfin erhielt auf ein abermaliges Schreiben, unter dem 3., vom König Antwort in sehr höflichen Ausdrücken, daß es für sie selbst besser sein würde, ihren Aufenthalt in Polen zu nehmen etc., und sie also morgen abreisen müsse etc. Vorher hatte die Gräfin Brühl in ihrem Palais Arrest,<305> wozu ein Officier, 2 Unterofficiere und 6 Soldaten commandirt waren. (Moser's Völkerrecht in Kriegszeiten II. 337).

6. April 1757

Vormittags kam der König mit dem Prinzen Moritz von Dessau aus Lockwitz in Freyberg an, und trat bei dem General von Hülsen in der Burggasse im Albertischen Hause ab. Auf dem Paradeplatz besah er die Miliz und die Rekruten, und reiste Nachmittag wieder ab nach Lockwitz.

10. April 1757

Der König besieht die Schiffbrücke und die Brückenschanzen bei Pirna - kehrt nach Lockwitz zurück

20. April 1757

Von Lockwitz nach Ottendorf (Sächsisch).

22. April 1757

In Nollendorf (Böhmisch).

23. April 1757

In Linay.

24. April 1757

In Tschischkowitz.

26. April 1757

Der König geht bei Kotschitz über die Eger.

27. April 1757

In Stradonitz.

28. April 1757

In Corbatitz.

30. April 1757

In Butschina.

B.

1. April 1757

In Regensburg wird die Reichsacht gegen den König beschlossen.

21. April 1757

Gefecht bei Reichenberg in Böhmen. Der Herzog von Bevern schlägt die Östreicher unter Königsegg.

24. April 1757

Lippstadt und Münster werden von den Franzosen unter St. Germain besetzt.

Mai.

A.

1. Mai 1757

Der König in Tuchomirsitz (auch Suchomirsitz genannt).

2. Mai 1757

In Welleslawin.

3. Mai 1757

Ging der König nach der Moldau hinunter, nach Lissoley, die Armee blieb des Nachts unter freiem Himmel.

4. Mai 1757

Der König in Lissoley.

5. Mai 1757

Geht der König zwischen Rostock und Podbaba über die Moldau nach Czemitz.

6. Mai 1757

Früh vereinigt der König gegen 5 Uhr seine Armee mit der<306> des Feldmarschalls von Schwerin vor Prag. Hauptquartier Michelup (?) (oder Micheln (?), wo es auch während der Belagerung Prags war) 306-+. Der König recognoscirt den Feind bei Prosig. Bald darauf begann die Schlacht. Der König siegt über die Östreicher unter dem Prinzen Karl von Lothringen. Prag wird eingeschlossen und belagert. Die Preußen verloren: 12500 Mann, 5 Fahnen, 1 Standarte, 5 Kanonen. Die Östreicher verloren: 13300 Mann, 33 Kanonen, 71 Fahnen, 40 Pontons und viele Zelte und anderes Kriegsgeräth 306-++. (Friedrich giebt seinen Verlust auf 18000, und den der Östreicher auf 24000 Mann und 60 Kanonen an). Es fochten in dieser Schlacht, nach Tempelhof, 64800 Preußen gegen 76600 Östreicher. Die Preußen verloren den Feldmarschall von Schwerin 1) 306-+++, den General-<307>Major von Amstel, die Obersten Herzog von Holstein-Beck, von Rohr, von der Golz und von Manstein. An den in der Schlacht erhaltenen Wunden starben der Gen.Lieut. von Hautcharmoi, die Gen. Maj. von Schöning und von Blankensee, die Obersten von Maltitz, von Sydow, von Winterfeld (George Friedrich) und von Löben.

Gleich nach der Schlacht schrieb der König an die Königin Mutter: "Madame, Meine Brüder und ich befinden uns wohl. Die Östreicher riskiren den ganzen Feldzug hindurch Verlust zu haben, ich habe mit hundert und fünfzig tausend Mann völlig freie Hände. Bringen Sie hierzu noch in Anschlag, daß wir Meister eines Königreichs sind, das uns Mannschaft und Geld liefern muß. Die Östreicher sind wie Spreu auseinander gestäubt worden. Einen Theil meiner Truppen werde ich jetzt hinschicken, den Herren Franzosen mein Compliment zu machen, und mit den übrigen will ich die Östreicher verfolgen etc."

10. Mai 1757

Auf Befehl des Königs schreibt der Abbé de Prades aus dem Lager vor Prag an Algarotti in Bologna: "Der König hat mir befohlen, mein Herr, da er es nicht selbst thun kann, Sie zu benachrichtigen, daß er bei Prag die Schlacht bei Pharsalus gewonnen hat etc." De Prades fügt nun einen Bericht von dieser Schlacht bei, in welchem irrig der General von Anhalt (Ludwig Leopold) unter den in der Schlacht Getödteten genannt wird. Er war nur schwer verwundet und ward wieder hergestellt.

Der König blieb im Lager vor Prag. Das Hauptquartier scheint im Schlosse zu Stern, einem Dorfe zwischen Welleslawin und St. Margarethen, gewesen zu sein. (S. Beiträge Thl. 1. S. 496). Nach Schmettau war es im Pfarrhause zu Micheln. (S. Leben des Generals von Schmettau. S. 343). Vielleicht hielt sich der König nur zuweilen in Stern auf.

<308>

B.

1. Mai 1757

Die Russen rücken in Preußen ein und beziehen ein Lager zwischen Tilsit und Memel.

2. Mai 1757

Gefecht vor Jung-Bunzlau. Die Preußen unter dem General-Major von Wartenberg (Hartwig Karl), der dabei erschossen wird, gegen die Östreicher unter Mac Elliot.

9. Mai 1757

Läuft die gegen Preußen bestimmte Russische Flotte von Reval aus.

14. Mai 1757

Ein Preußisches Freicorps unter dem Oberst-Lieut. Mayer rückt in die Oberpfalz und das Sulzbachsche ein.

16. Mai 1757

Der Oberst-Lieutenant Mayer berennt Nürnberg.

24. Mai 1757

Bei einem Ausfall der Besatzung von Prag, in der Nacht vom 23. zum 24., treibt der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, den Feind zurück, und wird dabei verwundet.

Juni.

A.

13. Juni 1757

Der König geht aus dem Lager vor Prag mit 12000 Mann zur Beverschen Armee nach Kauerzim. An diesem Tage war der König in dem Gehöfte, welches "der letzte Pfennig" genannt wird

14. Juni 1757

In Malhotitz.

17. Juni 1757

In Werptschan (in der Gegend von Kaurzim) ins Lager.

18. Juni 1757

Früh um 3 Uhr wurden die Zelte abgebrochen und die Armee en Ordre de Bataille formirt, alsdann setzte sie sich in Marsch und ging durch die Stadt Planian, längs dem großen Kaiserwege bis zu dem linker Hand liegenden Wirthshause Novimiesto 308-+, wo der großen Hitze wegen Mittags gegen 1 Uhr Halt gemacht wurde. Die Kavallerie saß ab,<309> um etwas auszuruhen, und der König mit sämtlichen Generalen ging in das Wirthshaus, die Treppe zur zweiten Etage hinauf, und in das Zimmer linker Hand, von wo aus die feindliche Stellung am besten übersehen werden konnte. Hier entwarf er die Disposition zur Schlacht, und machte sie den Generalen bekannt. Halb 3 Uhr setzte die Armee ihren Marsch wieder fort, und bald nachher begann die Schlacht bei Kollin. Der Augenzeuge, ein Officier im Gefolge des Königs, aus dessen Erzählung das Vorstehende genommen ist, behauptet noch, daß der König während der Schlacht hinter dem Hülsenschen Corps gehalten, und weder den Prinzen Moritz, noch den General Manstein gesprochen habe etc. 309-+. Der Augenzeuge versichert auch, daß der König bei Anfang dieser Schlacht den Degen gezogen habe. Als Abends nach acht Uhr die Armee zurückweichen, und der König das Schlachtfeld verlassen mußte, wandte er sich beim Rückweg nach Nienburg zu dem jüngern Grafen von Anhalt und sagte: "Mais ne savez vous donc pas, que chaque homme doit avoir ses revers, et il paroit que j'aurai les miens." (Der Augenzeuge). Nach Tempelhof und Retzow verloren die Preußen in dieser Schlacht überhaupt: 13773 Mann, inclus. 326 Officiere, darunter der General-Major von Krosigk und die Obersten von Lepel, von Herwart, von Münchow und von Schwerin, 45 Kanonen und 22 Fahnen. Die Östreicher verloren: 8110 Mann. Es fochten hier 32000 Preußen gegen 60000 Östreicher. Nach<310> anderweiten Erzählungen von dieser Schlacht hatten anfänglich die Preußen bedeutende Vortheile erlangt, und der Östreichische Feldmarschall bereits Befehl zum Rückzug nach Suchdol gegeben, während ein Sächsischer Oberst-Lieutenant Benkendorf 2) eine so glückliche Attacke machte, welche der Schlacht sogleich eine andere, für die Preußen nachtheilige, Wendung gab. (Backenberg Gesch. der Feldzüge etc. S. 33. Retzow I. 133, 134. Tempelhof I. 217-219. Annalen des Krieges etc. II. 94).

19. Juni 1757

Der König geht nach der Schlacht bei Kollin über Nienburg nach dem Lager vor Prag zurück, und hebt den 20). die Belagerung auf.

20. Juni 1757

Der König in Alt-Bunzlau.

21. Juni 1757

In Lissau bis den 24., dann zurück nach Alt-Bunzlau.

22. Juni 1757

Der König schreibt an den Minister von Schlabrendorf in Schlesien, daß er die Schlacht bei Kollin verloren etc., daß aber in der Hauptsache Nichts verloren sei, und er bald gute Nachrichten einsenden werde. Das solle er den guten Schlesiern zur Aufmunterung mittheilen.

24. Juni 1757

In Alt-Bunzlau.

25. Juni 1757

In Melnick.

26. Juni 1757

In Gastorf.

27. Juni 1757

In Leutmeritz. Hauptquartier auf dem Dom. Hier übergiebt der König dem Prinzen von Preußen das Commando über die geschlagene Armee, und ertheilt ihm mündlich seine Instruction nach einer vor sich habenden Karte von Böhmen über Alles, was er thun solle etc.

?? Juni 1757

Der König schreibt aus Leutmeritz (in diesem Monat) an d'Argens:

"Vergessen Sie nicht, mein lieber Marquis, daß der Mensch mehr Gefühl als Vernunft hat. Ich habe den dritten Gesang des Lukrez gelesen, und wieder gelesen, aber nichts darin gefunden, als daß die Übel nothwendig und die Gegenmittel fruchtlos sind. Linderung meines Schmerzes finde ich in der<311> täglichen Arbeit, die ich zu thun genöthigt bin, und in den unaufhörlichen Zerstreuungen, die mir die Menge meiner Feinde verschafft. Hätte ich bei Kollin das Leben verloren; so wäre ich jetzt im Hafen, worin ich keine Stürme mehr fürchten dürfte. Aber nun muß ich auf dem Meere schwimmen, bis mir ein kleines Stückchen Erde das Glück giebt, das ich in dieser Welt nicht finden konnte! Leben Sie wohl, mein Lieber. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und alle Arten von Glück, deren ich entbehren muß."

B.

28. Juni 1757

Die Königin Mutter stirbt in Monbijou, und wird den 4. Juli ganz still in der neuen Domkirche beigesetzt.

29. Juni 1757

Geht der Prinz von Preußen aus Leutmeritz nach seiner Bestimmung ab.

Die Kaiserin Maria Theresia stiftet zum Andenken an die Schlacht bei Kollin den Maria-Theresien-Orden.

Juli.

A.

Juli 1757

Der König in Leutmeritz.

19. Juli 1757

Schreibt an d'Argens:

"Sehen Sie mich, mein lieber Marquis, als eine Mauer an, auf welche seit zwei Jahren durch das Mißgeschick Bresche geschossen worden. Ich werde von allen Seiten erschüttert. Häusliche Unglücksfälle, geheime Leiden, öffentliche Noth, neu bevorstehende Plagen, das ist mein täglich Brod. Glauben Sie aber nicht, daß ich nachgebe. Lösten sich alle Elemente auf, so würde ich mich unter ihren Trümmern mit kaltem Blute begraben, mit dem ich Ihnen jetzt schreibe. In so heillosen Zeiten muß man sich mit Eingeweiden von Eisen und einem ehernen Herzen versehen, um alle Empfindsamkeit los zu werden. Jetzt ist die Zeit zum Stoicismus. Die armen Schüler des Epikurs würden in diesem Augenblick auch<312> nicht ein Wort von ihrer Philosophie anzubringen vermögen. Der nächste Monat wird schrecklich werden, und sehr entscheidend für mein armes Land. Ich meinerseits, fest entschlossen, es zu retten oder mit ihm zu Grunde zu gehen, habe mir eine Denkart zugelegt, wie sie sich für solche Zeiten und Umstände schickt. Nur mit den Zeiten des Marius, des Sylla, der Triumvirate und mit den wüthendsten und grimmigsten Ereignissen der Bürgerkriege läßt sich unsere Lage vergleichen. Sie sind zu weit entfernt von hier, um sich eine Vorstellung von der Krisis machen zu können, in der wir uns befinden, und von den Gräueln, die uns umgeben. Denken Sie doch nur, ich bitte Sie, an die mir äußerst theuern Personen, die ich so nach und nach eingebüßt, und an die Widerwärtigkeiten, die ich mit großen Schritten auf mich zukommen sehe. Was fehlt mir wohl noch, um nicht völlig in der Lage des geplagten Hiob zu sein? Meine sonst schwache Gesundheit erträgt, ich weiß selbst nicht wie, alle diese Stürme, und ich erstaune, wie ich in Lagen aushalte, die ich vor drei Jahren nicht anders als mit Schaudern angesehen hätte. Das ist freilich ein Brief, an dem Sie wenig Freude und wenig Trost finden werden; allein ich schütte Ihnen mein Herz aus, und schreibe mehr, um dieses zu erleichtern, als um Sie angenehm zu unterhalten. Schreiben Sie mir doch zuweilen, und sein Sie von meiner Freundschaft versichert. Leben Sie wohl.

Die Philosophie, mein Freund, ist gut, um vergangene oder künftige Übel zu lindern, aber wider gegenwärtige Übel kommt sie nicht auf."

20. Juli 1757

Der König von Leutmeritz nach Likowitz.

21. Juli 1757

In Sulowitz.

22. Juli 1757

In Luschitz.

24. Juli 1757

In Nollendorf (Böhmisch).

25. Juli 1757

Über Schönewalde und Ottendorf in Goes (Sächsisch).

26. Juli 1757

In Pirna.

<313>

28. Juli 1757

In Hartha, (im Amte Stolpen).

29. Juli 1757

Der König langt mit seinem Corps bei Bautzen an, wo auch die Armee des Prinzen von Preußen campirte. Dieser wird, wegen seiner bei Gabel etc. erlittenen Verluste, vom Könige sehr unfreundlich empfangen. (S. Receuil de Lettres des Sa. M. le Roi de P. pour servir à l'histoire de la guerre dernière. 1772. p. 32-37).

30. Juli 1757

Der König im Lager bei Bautzen.

31. Juli 1757

In Weissenberg (Ober-Lausitz).

Nach Ösfeld soll der König sein Hauptquartier am 30. in Neustadt-Dresden, und den 31. in Tannenberg gehabt haben. Dem widerspricht aber nicht allein Tempelhof, I. 229, 246, sondern auch eine vor uns liegende handschriftliche Nachricht, welche aus dem eigenhändigen Journal des Prinzen von Preußen genommen ist. Damit stimmt auch die Relation de ce qui est passé à l'armée commandée par le Prince royal depuis le 27. Juin 1757 etc. in Recueil de lettres de S. M. le Roi de P. etc. Lpz. 1772. p. 32-34.

In diesem Monat schrieb der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth. (Hinterl. W. VI. 214).

O, die Du meiner Tage kleinen Rest
So liebliche, so theure Hoffnung schenkst,
O, Schwester, deren Herz voll Zärtlichkeit,
An Trost so reich, den Kummer mit nur theilt,
Bei meinen Schmerzen weint, mit Helferarm,
Wenn mich das Unglück drängt, mir Beistand giebt! etc.

Der Engel, der der Schlachten Loos bestimmt.
Des Todes Pfeile lenkt, und dann auch hemmt,
Das Glück bald raubt, bald schnell es wiederbringt,
Hielt unsre Adler ungewiß, und litt.
Daß Tapferkeit der Anzahl unterlag, etc.
<314>Und Du, mein theures Volk, dem jeder Wunsch
In meiner Seele lebt! o Du, das ich,
Weil Pflicht es mir gebeut, beglücken muß!
Dein thränenwerthes Loos und die Gefahr,
In der Du schwebst, durchdringen ganz mein Herz.
Von Deinem Schicksal bin ich tief gebeugt.
Ich ließe willig meines Ranges Glanz;
Doch, Dir zu helfen sei mein Blut verströmt! etc.

Als ich, o meine Mutter, ungern nur
Aus Deinem Arm hinweggerissen ward,
Wie netzte ahnend meine Seele da
In diesem sorgenvollen Augenblick
Mit Thränen Deinen letzten Abschiedskuß.
Mein Herz, mein banges, leicht gerührtes Herz
Verkündigte der Zukunft Schrecken mir
Nur allzu laut. Doch Atropos begnügt
So hofft' ich - sich mit meinem Blut, und schont
Die mir das Leben gab. - Wie täuscht' ich mich!
Ach! mich - mich Armen flieht der Tod, daß er
Auf Dich sein bleiches Schrecken gießen kann. etc.

Vergiftet ist, nun da mein Leben sinkt,
Sein letzter Tag; erfüllet mein Geschick
Von tausendfacher Qual; voll Schrecken ist
Die Gegenwart, die Zukunft ungewiß, etc.

So find' ich, theure Schwester, Ein Asyl
Und Einen Hafen nur: im Arm des Todes.

B.

5. Juli 1757

Memel geht mit Capitulation an die Russen über.

9. Juli 1757

Preußisches Manifest gegen Rußland.

11. Juli 1757

William Pitt wird als Staatssekretär zurückgerufen.

<315>

13. Juli 1757

Die Franzosen besetzen Cassel und verbreiten sich über ganz Hessen.

15. Juli 1757

Der Posten bei Gabel wird von den Östreichern überwältigt. Rückzug der Armee des Prinzen von Preußen.

23. Juli 1757

Die Östreicher bombardiren und verbrennen die Fabrikstadt Zittau, um die kleine Preußische Besatzung daraus zu vertreiben.

26. Juli 1757

Treffen bei Hastenbeck. Der Herzog von Cumberland wird von den Franzosen unter d'Etrees geschlagen.

28. Juli 1757

Die Franzosen erobern Hameln.

30. Juli 1757

Der Prinz von Preußen bittet den König, die Armee wegen seiner geschwächten Gesundheit verlassen zu dürfen. Der König antwortet ihm unter dem 31. Juli aus dem Lager bei Bautzen in harten Ausdrücken etc. (S. Recueil etc. p. 35). Darauf reist der Prinz nach Dresden, wo er den 31. eintrifft.

August.

A.

1. August 1757

Der König in Weissenberg.

8. August 1757

Unter diesem Datum heißt es in der: Sammlung ungedruckter Nachrichten, Dresden 1782, Thl. 2, S. 133: "daß der König (von Weissenberg) weiter vorwärts nach Zittau gerückt sei."

15. August 1757

Der König in Bernstädtel (Ober-Lausitz).

16. August 1757

Bei oder in Hirschfeld.

17. August 1757

In Titelsdorf. Hauptquartier bis den 20.

20. August 1757

Nach Bernstädtel zurück bis den 24.

25. August 1757

In Nechern.

26. August 1757

In Bautzen.

27. August 1757

In Harthau.

29. August 1757

In Dresden.

Nach Ösfeld soll der König schon den 28. in Dresden gewesen sein. Nach den: Vollständige Nachrichten aller Preuß. Regimenter etc. war den 28. Ruhetag, damit stimmt auch unsere Handschrift über den Feldzug von 1757, und in einem<316> Schreiben aus Dresden vom 3. Septbr. (im Reichspostreiter 1757, Nr. 144) heißt es: "Den 29. gegen Mittag kamen Se. Maj. der König von Preußen mit einem Theile von der Armee aus der Ober-Lausitz vor der hiesigen Neustadt an. Ungeachtet die Küche auf den so genannten Scheunen bestellt gewesen, so stiegen Höchstdieselben doch in dem an der Königsbrücker Straße gelegenen neuen Gebäude des Gräflich Brühlschen Kammerdieners Haller ab, und hielten allda das Nachtlager. Die Armee aber campirte auf der dortigen weiten Ebene.

Den 30. marschirte Se. Maj. der König mit Dero Leibgarde, zu Pferde und zu Fuß, desgl. den Gensd'armes und einigen andern Bataillons, durch die Stadt nach der Freiberger Straße, ¼ Meile von hier, und nahmen Dero Quartier in Klein-Hamberg. Den 31. zog die Armee völlig ab etc. Es wurde auch aus dem Brühlschen Palais die Königliche Feldequipage auf 12 Wagen gepackt und mit fortgeführt."

31. August 1757

Der König in Lomatsch.

B.

22. August 1757

Der Achtsprozeß wird gegen Friedrich, als Kurfürsten von Brandenburg, in Regensburg erkannt.

25. August 1757

Der Preußische Oberst von Salmuth muß Geldern den Franzosen überlassen, und erhält freien Abzug. Schlacht bei Groß-Jägerndorf. Der Feldmarschall von Lehwald mit kaum 20000 Preußen, gegen die beinah dreifach überlegenen Russen, unter Apraxin, muß sich zurückziehen, doch gehen auch die Russen zurück. Die Preußen verloren überhaupt ungefähr 3000 Mann und 29 Kanonen. Der Russische Verlust betrug ungefähr 5300 Mann.

September.

A.

1. September 1757

Der König über Ober-Eule und Dobschadel (Döbschütz?) nach Döbeln.

<317>

2. September 1757

In Colditz.

3. September 1757

In Grimma.

4. September 1757

In Rötha.

?? September 1757

In Pegau? (nach Ösfeld, nach unserer Handschrift kam der König erst den 5. nach Rötha, wo den 6. Rasttag war, und nahm erst den 7. sein Hauptquartier in Pegau 317-+, wo 200 feindliche Husaren standen, die sogleich verjagt und 1 Officier und 98 Mann gefangen wurden).

7. September 1757

Der König an den Marschall von Richelieu:

"Rötha ce 7. Septb.

Je sens, Monsieur le Duc, que l'on ne Vous a pas mis dans le poste, où Vous êtes, pour négocier.

Je suis cependant persuadé que le neveu du grand Cardinal Richelieu est fait pour signer des traités, comme pour gangner des batailles.

Je m'adresse à Vous par un effet de l'estime, que Vous inspirez à ceux, qui ne Vous connoissent pas même particulièrement. Il s'agit d'une bagatelle, Monsieur; de faire la paix, si on le veut bien. J'ignore quelles sont Vos instructons; mais dans la supposition qu'assureé de la repitdité de Vos pogrês, le Roi Votre maitre Vous aura mis ent état de travailier à la pacificaton de l'Allemagne. Je Vous adresser le Sieur D'Elchelet, dans lequel Vous pouvez prendre une confiance entière. Qouique les événements de cette année ne font pas esperer, que Votre cour conserver encore quelque disposition favorable pour Mes interêts. Je ne puis cependant pas Me persuader qu'une liaison, qui a durée 16 an<318>nées n'ait pas laissée quelque trace dans les esprits. Peut-être Je juge les autres par Moi-même.

Quoiqu'il en soit enfin, Je préfère de confier Mes interêts au Roi, Votre maître plutôt qu'à tout autre.

Si Vous n'avez, Monsieur aucune instruction rélative aux propositions, que Je Vous fais, Je vous prie d'en demander, et de M'informer de leur teneur.

Celui qui a merité des statues Gênes, celui qui à conquis l'ile de Minorque, malgré des obstacles immenses, celui qui est sur le point de subjuguer la Basse-Saxe, ne peut rien faire de plus glorieux, que de rendre la paix à l'Europe. Ce sera sans doute le plus beau de Vos lauriers. Travaillez y, Monsieur, avec cette activité, qui Vous fait faire des progrès si rapides, et soyez persuadé, que personne ne Vous en aura plus de reconnaissance, Monsieur le Duc, que Votre fidele ami

Frédéric."

Deutsch ist der Brief mitgetheilt in Archenholz Gesch. des siebenj. Krieges I. 162.

8. September 1757

In Unter-Nessa.

9. September 1757

In Naumburg, wo Östreichische Husaren vertrieben und 1 Officier und 26 Mann gefangen werden. Der König logirte in dem damals Schallerschen Hause.

11. September 1757

Geht der König über Döbeln, Grimma und Pegau und bei Kosen über die Saale, und kommt in Braunsroda an.

12. September 1757

In Neumark (Weimarisch).

13. September 1757

In Ilversgehofen unweit Erfurt.

14. September 1757

In Dittelstadt.

15. September 1757

Mittags kommen der König, der Prinz Heinrich und die Generale von Seidlitz und von Meinecke, unter Bedeckung des Meineckeschen Dragoner-Regiments in Gotha an. Auf dem so genannten Schlichten sah der König einem Scharmützel<319> der Preußischen Husaren mit den retirirenden Östreichern zu. Der König und sein Gefolge speisten beim Herzog. Um 5 Uhr geht der König nach Gamstädt, wo er auf dem Boden der Schenke übernachtet. (2te Handschrift).

16. September 1757

In Dittelstädt. Hier erhielt der König die Nachricht von dem unglücklichen Gefecht bei Moys, und von Winterfeld's Tod. (1te Handschrift).

17. September 1757

In Kerpsleben (Kerschleben?), Mainzisch. Hier blieb der Könnig bis den 28.

23. September 1757

Der König an d'Argens; Epitre. (S. Hinterl. Werke. 1789. VI. 226).

"Nun endlich ist das Loos geworfen, Freund!
Ermüdet von dem Schicksal, das mich quält.
Und von der Last des Unglücks, die mich beugt,
Bring' ich nun schneller zu dem Ziele mich,
Das unser Aller Mutter, die Natur,
Den elendsvollen Tagen meines Lebens
Mit allzu milder Hand gesetzet hat.
Mit festem Herzen, unverwandtem Blick,
Geh' ich nun bald zum frohen Hafen hin,
Der vor des Schicksals Sturm mich sichern soll.
Von aller Furcht befreit, zerreiß ich leicht
Den Faden, den an ihrer trägen Spindel
Der Parze Hand zu sehe verlängert hat;
Mir leihet ihre Kräfte Atropos,
Und nun dring' ich in jenen Nachen ein,
Der Fürsten, Hirten, ohne Unterschied
Zum Aufenthalt der ew'gen Ruhe bringt, etc.

Leb' wohl denn, Freund! Dich lehret dieses Bild,
Warum ich sterben will. O! glaube nicht.
Ich dürste nach der Götter Rang, wenn ich
Umschlossen bin von der Zerstörung Grab.
Die Freundschaft fodert Eines nur von Dir<320>In diesem Lied: Indeß ein Grab mich deckt.
Sollst Du, so lange noch auf dieser Welt
Die Sonne Deinen Tagen Licht gewährt,
Wenn nun aus seinem reichen Füllhorn Dir
Der Frühling aufgeschloßne Blumen beut,
Mein Grab mit Myrten und mit Rosen schmücken."

28. September 1757

Der König in Buttelstädt bis zum 11. Oktbr.

In diesem Monat schrieb der König die Epistel voller Klagen an seine Schwester Amalie. (Hinterl. W. VI. 223).

B.

7. September 1757

Gefecht bei Moys, die Östreicher unter Nadasti gegen die Preußen unter Winterfeld, welche zurückgetrieben werden. Die Östreicher verloren 1580 Mann, die Preußen 1999 Mann, 5 Kanonen, 5 Fahnen. Winterfeld ward tödtlich verwundet nach Görlitz gebracht, wo er den 8. früh um 3 Uhr in der verwittweten Zollbereiter Neumann Hause am Reichenbacher Thore starb.

8. September 1757

Convention geschlossen zu Kloster Zeven zwischen dem Herzog von Cumberland und dem Herzog Richelieu. Die Feindseligkeiten zwischen den Franzosen und der alliirten Armee sollten aufhören, die Hessischen, Braunschweigischen und Gothaischen Truppen in ihr Vaterland zurückkehren, und die Hannoverschen ruhig am jenseitigen Ufer der Elbe in Stade und in einem ihnen angewiesenen Distrikt bleiben. (Staatsschriften des Grafen zu Lynar. I. 555). Der König kam dadurch in die äußerste Verlegenheit. (Hinterl. Werke. III. 178-180).

11. September 1757

Die Russen ziehen sich nach ihrer Grenze zurück.

12. September 1757

Die Schweden eröffnen den Krieg mit dem Einmarsch in Pommern.

13. September 1757

Die Schweden in Anklam, Usedom, Wollin.

16. September 1757

17. September 1757

Die Östreicher fallen in Schlesien ein.

18. September 1757

20. September 1757

Herzog Ferdinand vertreibt die Franzosen aus dem Magdeburgischen und Halberstädtischen.

<321>

23. September 1757

Die Schweden nehmen die Peenemünder Schanze und rücken in die Ukermark ein.

26. September 1757

Gefecht bei Barsdorf (Schlesisch), Nadasti gegen den Herzog von Bevern.

27. September 1757

Die Östreicher besetzen Liegnitz.

28. September 1757

Richelieu besetzt Halbersiadt aufs Neue.

Oktober.

A.

Oktober 1757

Der König in Buttelstädt (Weimarisch). (Der König in den hinterl. Werken III. 185 spricht hier, als sei er um diese Zeit in Erfurt gewesen, doch sind alle seine Briefe an den Herzog von Braunschweig bis zum 10. aus Buttelstädt datirt. S. Denkwürdigkeiten IV. So ist auch die Epistel an d'Argens: Erfurt, den 23. September, datirt, obgleich der König damals in Kerschleben war, wie alle seine übrigen Briefe beweisen).

9. Oktober 1757

Der König an Voltaire (als Antwort auf dessen bekannte Epistel: O Salomon du Nord, o Philosophe Roi etc.):

"Genug, ich bin ein Mensch, zum Leiden nur bestimmt. Der Strenge des Geschicks trotzt meine Festigkeit. Aber bei diesen Gesinnungen bin ich weit davon entfernt, den Cato und Otho zu verdammen. Der Letztere hatte in seinem Leben weiter keinen schönen Augenblick, als den, in welchem er starb.

Ja, glaube, wär' ich Arouet,
Und ein Privatmann, so wie er,
Dann g'nügte mir das Nöthige;
Fortunens Flattern sah' ich dann,
Und triebe meinen Spott damit.
Ich kenne ja der Pflichten Last,
Die Sorgen, welche Ehre giebt,
Und das Geschwätz der Schmeichelei,
Die langen Leiden aller Art,<322>Der Kleinigkeiten ganze Schaar,
An die man in der Größe Schooß,
Ob gern, ob ungern, denken muß.
Verächtlich ist mir eitler Ruhm,
Und ob ich Fürst und Dichter bin.
Wenn Atropos mit ihrem Stahl
Des Lebens Faden mir verkürzt,
Und mich zum Orkus sinken sieht -
Was kümmert mich die Ehre dann,
(Auch ist sie ungewiß) ob ich
Im Tempel der Unsterblichkeit
Nach meinem Tode lebend bin.
Nur ein Moment des Glückes wiegt
Wohl tausend Jahre Nachruhm auf.

In einem Lande, dem noch jetzt
Die alte Biedertreue blieb,
Kann Arouet, der Eremit,
In Frieden solch ein Weiser sein,
Wie Platon ihn gezeichnet hat;
Doch ich, vom Schiffbruch schon bedroht,
Ich trotze, weil ich muß, dem Sturm,
Und denke, leb' und sterb' als Fürst."

10. Oktober 1757

Erhält der König die Nachricht von dem Marsch des Östreichischen Generals Haddick nach Berlin.

11. Oktober 1757

Der König bricht nach Sachsen auf u. kommt in Eckartsberge an.

?? Oktober 1757

Der König an den Prinzen Heinrich. Ode:

- Dir, Volk Borussiens, tönt des Orakels Ruf,
Dir, das des Schicksals Hand mit ungemess'ner Noth
So schwer belastet hat.
O wisse, daß ein Staat, wenn seine Größe keimt,
Ganz ohne Wissen nie, die siegerfüllte Bahn
Von seinem Glück vollbringt.
<323> Dies widrige Geschick von Unglück und von Ruhm
Erfüllt das große Buch der Zeiten tausendfach
Mit Wechsel, reich an Schmerz,
Ein Glück, das ewig sich in seinem Glanz erhält.
Entfliehet unserm Wunsch, und das Geschick bewahrt
Es den Unsterblichen.

Dem festen Muthe weicht ein jeder Widerstand,
Verzweiflung rettet nur, mit Edelmuth vereint,
In hoffnungsloser Noth.
Was endet nicht die Zeit? Was bleibt am Gipfel stehn?
Und oftmals wird ja selbst das Unglück schon der Quell
Von heiß ersehntem Glück, etc.

Diese Ode ist zwar in den hinterlass. Werken VI. 184: "Eckartsberge, den 6. Oktbr." unterschrieben, allein an diesem Tage war der König bestimmt in Buttelstädt. Daß er sie aber nicht hier, sondern in Eckartsberge geschrieben, scheint aus dem Schlusse der Ode hervorzugehen, wo er von der nahen Saale spricht.

13. Oktober 1757

Von Eckartsberge nach Naumburg an der Saale (in den Denkwürdigk. für Kriegsgesch. IV. 154 steht irrig der 23. Oktbr.)

14. Oktober 1757

In Weissenfels.

15. Oktober 1757

In Leipzig angekommen, Mittags nach 11 Uhr; um 3 Uhr ließ er den Professor Gottsched zu sich rufen, und unter, hielt sich mit ihm über verschiedene Materien, besonders über Deutsche Sprache, und äußerte, indem er in Rousseau's Schriften eine Ode aufschlug, daß es sehr schwer sein würde, dieselbe mit gleicher Schönheit und Kürze, Deutsch zu geben etc. Gottsched erbot sich zu dem Versuch, und sandte dem König am andern Tage gegen Abend die Übersetzung. Eine Stunde später erhielt er eine Antwort von des Königs Hand in Versen. (Diese, so wie die Gottschedsche Übersetzung der Ode, und eine Erzählung sowohl von dieser ersten Unterredung des Königs mit Gottsched, als von der zweiten<324> am 26. Oktbr., findet man in der Zeitschrift: "Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit." Leipzig, 1758. Februar 4, 5 u. 6, desgleichen auch in der: "Vollständige Gelehrtengeschichte des Philosophen auf dem Thron." Leipzig, 1764. II. 255 etc., und in: "Denkwürdigkeiten Friedrich's d. Gr." 1759. III. 254 etc., 264 etc. Damit ist zu vergleichen:

"Nicolai's Anecdoten." Heft III. 286).

Als der König in Leipzig angekommen, bezog er das Apelsche Haus, wo der Prinz von Preußen gewohnt hatte, der nun in den Gasthof zum blauen Engel gezogen war, dann aber seine Wohnung im Hohmannschen Hause nahm. Als der König erfuhr, daß der Prinz krank sei, besuchte er ihn mehrere Male, und ordnete ihm auch zwei der geschicktesten Ärzte zu, nämlich die Doctoren Ludwig und Hebenstreit. ES wurden auf Befehl des Königs zwei Schildwachen vor das Haus gestellt, damit der Prinz vor dem Getümmel mehr geschützt werden könnte.

Elegie.

"In dieser Welt ist alles Eitelkeit!

Mir schmeichelt Eigenliebe wahrlich nicht,
Doch seh' ich ohne Furcht den Wechsel, den
Das undankbare Glück mich treffen läßt.
Zu viel ertrug ich, müde bin ich nun.
Das Beispiel mehr als Eines Sokrates
Zeigt mir den offnen Pfad zur Unterwelt. etc."

17. Oktober 1757

Der König früh von Leipzig nach Eulenburg.

18. Oktober 1757

In Torgau.

19. Oktober 1757

In Annaberg bis zum 20.

Auf diesem Marsch wurde dem König der Rückzug der Östreicher unter Haddick von Berlin gemeldet. (1te Handschrift).

20. Oktober 1757

In Groswig bis zum 24.

25. Oktober 1757

In Eulenburg.

<325>

26. Oktober 1757

In Leipzig. An diesem und den folgenden Tagen unterhält sich der König wieder mit dem Professor Gottsched (s. oben) bis den 30ten.

30. Oktober 1757

In Lützen.

31. Oktober 1757

In Weissenfels.

In diesem Monat schrieb der König die Jeremiade über die Convention von Kloster Zeven, doch kann es nicht, wie in den Deutschen Suppl. Bd. I. 196 angegeben ist, am 4. Oktbr. in Rötha geschehen sein, denn die Convention wurde erst am 8ten geschlossen

B.

3. Oktober 1757

Der Prinz Moritz von Dessau und Markgraf Karl rücken in Leipzig ein; mit ihnen kam auch der Prinz von Preußen an, welcher die Königl. Zimmer (im Apelschen Hause) bezog. Markgraf Karl logirte in der hohen Linde.

5. Oktober 1757

Verließ der Prinz Moritz mit seinem Corps Leipzig.

14. Oktober 1757

Der Doctor April in Regensburg will dem Preuß. Gesandten von Plotho die fiscalische Citation insinuiren, der sie aber anzunehmen sich weigert. Das (höchst komische) Notariats-Instrument, welches Dr. April über den Hergang dieses Vorfalls in breitem, altjuristischem Stil aufgesetzt hat, findet man in dem Buche: Gesammelte Nachrichten und Urkunden über den im Jahr 1756 in Deutschland entstandenen Krieg. o. O. 1759. 4. Bd. S. 587-592.

16. Oktober 1757

Der Hof von Berlin begiebt sich der Sicherheit wegen nach Spandau.

16. Oktober 1757

Der Östreichische General Haddick rückt, nach einigen kurzen Gefechten mit der sehr schwachen Besatzung, in Berlin ein.

17. Oktober 1757

Haddick verläßt, nachdem er 200000 Thlr. Brandschatzung erhalten, Berlin.

Die interessantesten Nachrichten über diesen Vorfall findet man in: Biester's Berliner Blätter, 1797, Dezember-Stück, und 1798, Februar-Stück, desgl. in: Neue Berliner Monatsschrift, 1803, August-Stück.

<326>

18. Oktober 1757

Der Prinz Moritz von Dessau trifft mit seinem Corps in Berlin ein.

18. Oktober 1757

Der Hof kehrt aus Spandau nach Berlin zurück.

19. Oktober 1757

Geht der Hof nach Magdeburg.

24. Oktober 1757

Der Prinz von Hildburghausen fodert den Feldmarschall Keith in Leipzig auf, die Stadt zu übergeben, was dieser abschlug.

26. Oktober 1757

Die Engländer annulliren die Convention von Kloster Zeven.

27. Oktober 1757

Schweidnitz von den Östreichern belagert.

November.

A.

1. November 1757

Der König in Dehlitz am Berge.

2. November 1757

In Schladeback und dann nach Weissenfels.

3. November 1757

In Braunsdorf.

4. November 1757

In Roßbach. Hier wohnte der König im Herrenhause.

Ein Brief aus Roßbach, an den (damals abwesenden) Gutsbesitzer, erzählt von des Königs Aufenthalt daselbst unter anderm Folgendes: "Den 5ten früh um 8 Uhr gingen Ihro Majestät der König auf den Boden des hiesigen Herrnhauses, allwo einige Ziegel ausgezogen worden, und sahen, wie die Reichs, und Französische Armee aus ihrem Lager nach Gröst zu zogen. Ungefähr in einer Stunde stand schon die halbe Armee in den Leyhischen, Alansdorfer und Roßbacher Feldern, und zog sich immer nach Pettstädt. Ihro Maj. sahen immer durch das Perspectiv, und mir wurde die Gnade, immer bei Ihnen bleiben zu dürfen, und Ihnen die Wege zu nennen, so die Reichs- und Französische Armee ging. Endlich speisten Ihro Maj. bis 2 Uhr, alsdann gingen Sie wieder auf den Boden, und wurden gewahr, baß sich die feindliche Armee bis Pettstädt an dem Opstädter Hölzchen dergestalt wendete, als wenn sie nach Lundstädt wollte, wobei sie kanonirte, daß die Kugeln über uns wegflogen. Halb 3 Uhr hieß es: Marsch! in aller Eil, und um 3 Uhr war Preußischer Seits alles aufgepackt, und zum Hofe hinaus lt. Diese<327> Nacht (vom 5ten zum 6ten) blieb der König in Burgwerben etc."

5. November 1757

Schlacht und Sieg des Königs bei Roßbach über die Franzosen, unter Soubise, und die Reichstruppen, unter dem Prinzen von Hildburghausen. Es fochten hier circa 22360 Preußen gegen 60000 Franzosen und Reichstruppen. Der Preußische Verlust betrug 91 Todte, 274 Verwundete. Der Feind verlor 356 an Todten und 7000 Mann wurden gefangen 327-+.

6. November 1757

Der König verfolgt den Feind über Freiburg. Hauptquartier Spielberg. - Gedicht des Königs: Abschied von der Kreisarmee etc. Bei Lebzeiten des Königs gedruckte Werke. Berlin, Decker. V. 199.

8. November 1757

In Freiburg.

9. November 1757

In Merseburg.

10. November 1757

In Leipzig. Hier besucht der König den bei Roßbach verwundeten Französischen General Cüstine.

13. November 1757

In Eulenburg.

14. November 1757

15. November 1757

In Torgau. An den Marquis d'Argens:

"Dies Jahr, lieber Marquis, ist für mich schrecklich gewesen. Um den Staat zu retten, versuche und wage ich unmögliche Dinge. Allein um meinen Endzweck zu erreichen, bedarf ich in der That mehr als jemals Beistand von den Mittelursachen. - etc. Den Abbé (de Prades) habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich, sehr undankbar. - etc. Ihre Franzosen haben Grausamkeiten verübt, die der Panduren würdig waren, es sind nichtswürdige Plünderer etc. Leben Sie wohl, lieber<328> Marquis. Vermutlich liegen Sie im Bette, wachsen Sie darin nicht an, und erinnern Sie Sich Ihres Versprechens, mich im Winterquartiere zu besuchen. Noch haben Sie Zeit auszuruhen, denn bis jetzt weiß ich nicht, wo ich unser Rendezvous bestimmen soll. Es geht mir, wie dem Mithridat, mir fehlen nur zwei Söhne und eine Monime. Leben Sie wohl, liebenswürdiger Faulenzer."

16. November 1757

In Mühlberg.

17. November 1757

In Großenhayn, wo er den Fall von Schweidnitz erfährt.

18. November 1757

19. November 1757

In Königsbrück.

20. November 1757

In Camenz.

21. November 1757

In Bautzen.

22. November 1757

In Maltiz.

23. November 1757

In Görlitz bis den 25ten.

25. November 1757

In Naumburg am Queis. Hier erhielt der König die Nachricht, daß der Herzog von Bevern am 22ten bei Breslau eine Schlacht verloren habe. Der König logirte auf dem Schlosse. In Deutmannsdorf (Schlesisch).

27. November 1757

In Lobedau.

28. November 1757

In Parchwitz bis den 4. Dezbr.

B.

14. November 1757

Die Festung Schweidnitz wird von den Östreichern, nach der Capitulation vom 12ten, übernommen. Kriegsgefangen waren 4 Generale, 193 Officiere, 5650 Mann.

22. November 1757

Schlacht bei Breslau; der Herzog von Bevern wird von dem Prinzen Karl von Lothringen geschlagen. Es fochten circa 28400 Mann Preußen gegen 80000 Mann Östreicher. (Tempelhof I. 302, 310). Die Preußen verloren 9800 Mann, 36 Kanonen, 5 Fahnen; die Östreicher 6200 Mann. Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, hatte wahren Heldenmut!) in dieser Schlacht bewiesen. ( Tempelhof I. 307).

24. November 1757

Der Herzog von Bevern wird von den Östreichern (dem Hauptmann Dragoni) gefangen genommen.

<329>

24. November 1757

Breslau, unter Lestewitz, geht mit Capitulation an die Östreicher, unter Karl von Lothringen, über.

24. November 1757

Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel übernimmt das Commando der (alliirten) Armee in Westphalen.

Dezember.

A.

3. Dezember 1757

Der König in Parchwitz. Schreibt an den Cleveschen Münzdirector (Geh. R. von Diest?), der sich auf seinen Befehl ins Holländische begeben hatte, und überschickt ihm 16 verschiedene selbst entworfene Punkte, die in das genaueste Detail der Sache gingen, woüber er bei der damaligen Münzverpachtung an Juden Erläuterung geben soll.

4. November 1757

In Neumark. Hier wird ein Östreichisches Corps vertrieben und die Bäckerei genommen.

5. November 1757

An diesem Tage wurden alle Vorbereitungen zu einer großen Schlacht getroffen. Vor Anfang derselben (gegen 12 bis 1 Uhr) hielt der König an seine versammelten Generale und Staabsofficiere folgende Rede:

"Ihnen, meine Herren, ist es bekannt, daß es dem Prinzen Karl von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen, und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein Theil von Schlesien, meine Hauptstadt, und alle meine darin befindlich gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren gegangen, und meine Widerwärtigkeiten würden aufs Höchste gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbegränztes Vertrauen in Ihren Muth, Ihre Sündhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben. Ich erkenne diese dem Vaterlande und mir geleisteten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens. Es ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine große, ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle<330> mir daher, Sie werden bei vorfallender Gelegenheit nichts an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fodern berechtigt ist. Dieser Zeitpunkt rückt heran, ich würde glauben, Nichts gethan zu haben, ließe ich die Östreicher in dem Besitz von Schlesien. Lassen Sie es Sich also gesagt sein, ich werde gegen alle Regeln der Kunst, die beinahe drei Mal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens; alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen, und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist Alles verloren, wir müssen den Feind schlagen, oder uns Alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich - so werde ich handeln. Machen Sie diesen meinen Entschluß allen Officieren der Armee bekannt, bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden, und kündigen Sie ihm an, daß ich mich berechtigt halte, unbedingten Gehorsam von ihm zu fodern. Wenn Sie übrigens bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie gewiß Sich dieses Vorzugs nicht unwürdig machen, ist aber Einer oder der Andere unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden.

Schon im Voraus hielt ich mich überzeugt, daß Keiner von Ihnen mich verlassen würde, ich rechne also ganz auf Ihre treue Hülfe und auf den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben, und Sie für Ihre mir geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ins Lager und niederholen Ihren Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört haben.

Das Regiment Kavallerie - sagte er weiter - welches nicht gleich, wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen, und<331> mache es zu einem Garnison-Regiment. Das Bataillon Infanterie, das, es treffe worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Montirung abschneiden. Nun leben Sie wohl, meine Herren; in Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder."

Nach Chapuis: Kurze Darstellung des Preußischen Staats. Berlin, 1818. S. 82, ist der Ort, wo der König diese Rede hielt - zwischen Neumark und Leuthen - jetzt noch mit einer Birke bezeichnet.

Gegen 1 Uhr Mittags begann die eigentliche Schlacht bei Leuthen; sie dauerte bis zum Anbruch der Nacht. Die Östreicher, unter dem Prinzen Karl von Lothringen, wurden gänzlich geschlagen. Die Östreicher, ohne die Hülfstruppen, verloren 6574 Mann an Todten und Verwundeten, darunter 3 Generale, 21500 Gefangene, 131 Kanonen, 51 Fahnen, 4000 Wagen. Der Preußische Verlust betrug an Todten und Verwundeten ungefähr 5500 Mann. Es fochten in dieser Schlacht 35 bis 36000 Preußen gegen mehr als 80000 Östreicher, Sachsen, Würtemberger etc.

So wie die Preußen am Morgen des 5ten mit hohem Muth und großem Vertrauen, unter Anstimmung des Verses (aus dem Liede: O Gott, Du frommer Gott etc.): Gieb, daß ich thu' mit Fleiß etc., welchen Gesang die Feldmusik begleitete, ausgezogen waren, so stimmten auch nach erfolgtem Siege einige Bataillons der noch in dunkler Nacht auf dem Schlacht, felde campirenden Armee von selbst den Gesang: Nun danket Alle Gott etc. an, und bald fiel, von Dankgefühl durchdrungen, die ganze Armee mit ihrer Feldmusik ein. -

Der König ging noch in finstrer Nacht nach Lissa 331-+, wo er viele Östreichische Generale und andere Officiere, die hier<332> ebenfalls ein Unterkommen gesucht hatten, überraschte, und sie mit den Worten begrüßte: "Bon soir, meine Herren! kann man hier auch noch unterkommen?"

Für diesen großen Rettungssieg dankte der König der Armee, und belohnte viele hohe und niedere Officiere. Den Prinzen Moritz ernannte er auf dem Schlachtfelde zum Feldmarschall, und viele Officiers erhielten den Orden pour les mérites.

5. Dezember 1757

Der König in Lissa.

6. Dezember 1757

In Neukirchen.

8. Dezember 1757

In Dürrgoy. Hier schrieb der König das launige Gedicht: Abschied von der Kaiserlichen Armee und dem Feldmarschall Daun nach der Schlacht bei Lissa (Leuthen). Hinterlassene Werke VII. 101.

19. Dezember 1757

Der König an den Marquis d'Argens:

"Ihre Freundschaft verführt Sie, mein Lieber; im Vergleich mit Alexander bin ich nur ein Stümper, und Cäsar'n bin ich nicht werth die Schuhriemen aufzulösen. Die Noth, diese Mutter der Betriebsamkeit, hieß mich handeln, und bei verzweifelten Übeln auch zu eben solchen Mitteln greifen etc. - Die Verrätherei des Abbé (de Prades) hat mir wehe gethan, übrigens ist die Sache nur zu gewiß; die Bestechung ist diesen Winter in Dresden geschehen, er hat mich schändlich verkauft, und da er sich bei meiner Armee befand, von Allem, was zu seiner Wissenschaft kam, dem Feinde sogleich Nachricht gegeben. Seit ich ihn habe festnehmen lassen, sind meine Anschläge geheim geblieben, und Alles ist besser gelungen. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis, Sie wissen, daß ich Sie liebe. Versagen Sie mir nicht den Trost, den ich in Ihrer Gesellschaft finde, und besuchen Sie mich bald."

Anmerk. Der König hat zwar diesen Brief aus Breslau datirt, allein Breslau war noch am 20ten von den Östreichern besetzt, und erst an diesem Tage wurde die Capitulation geschlossen. Der König hatte die Gewohnheit, wenn er in ei<333>nem Dorfe nahe einer großen Stadt sein Hauptquartier hatte, seine Briefe öfter von letzterer zu datiren. Ein Brief des Königs an den Herzog von Braunschweig in dieser Zeit ist datirt: Près de Breslau ce 20 Décembre 1757. So verhält es sich in mehreren Fällen, z. B. bei Erfurt etc. (S. oben Oktbr.).

20. Dezember 1757

Gedicht des Königs: An die Zertreter. (Bei Lebzeiten gedr. Werke. Deckersche Ausgabe V. 202).

21. Dezember 1757

Der König zieht in Breslau ein.

21. Dezember 1757

Der König schreibt an die Kaiserin Maria Theresia und trägt ihr den Frieden an. Diesen Brief ließ er ihr durch den kriegsgefangenen Fürsten von Lobkowitz überbringen. Er steht Französisch in: Oeuv. div. Philosphe de Sanssouci s. l. 1761. T. III. 131, und Deutsch in: Vermischte Werke d. Philosophen von Sanssouci. 8. 1. 1761. 3. Thl. S. 148.

An diesem Tage hatte der König eine Unterredung mit dem Doctor Tralles, wie aus dessen Schrift: Tralles aufrichtige Erzählung seiner mit König Friedrich und: etc. Maria Theresia: etc. gehabten Unterredungen, Breslau, 1789, S. 20 hervorgeht.

22. Dezember 1757

Der König wohnt dem Gottesdienst in der Elisabethkirche zu Breslau bei, wo der Inspector Burg die Dankpredigt hält, welche nachher bei Korn in Breslau in Druck erschien.

23. Dezember 1757

Der König in Canth.

24. Dezember 1757

In Lahsen.

25. Dezember 1757

In Striegau bis den 31ten. Am 28ten schrieb hier der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth:

Ich athme, theure Schwester, endlich nun
Von neuem, und ich athme nur für Dich.

Nimm an dies Opfer ohne Werth, Dir beut
Mein Herz es an; es ist das einzige,
Das ich Dir darzubringen jetzt vermag,<334> Die Du mir Beistand warst, und ein Asyl,
Du meine Gottheit, meine Retterin! etc.

(H. W. VI. 232).

26. Dezember 1757

Der König an den Marquis d'Argens:

"Sie können mir glauben, mein lieber Marquis, daß mir Ihr Schreiben viel Vergnügen gemacht, nicht nur der Freundschaft wegen, die Sie mir darin bezeigen, sondern auch, weil ich solche große Lust habe, Sie wieder zu sehen. Ihre Reise können Sie ganz nach Ihrer Bequemlichkeit anstellen; ich habe Jäger ausgesucht, die ich nach Berlin geschickt, um Sie zu begleiten. Machen Sie kleine Tagereisen, und bleiben die erste Nacht in Frankfurt, die zweite in Crossen, die dritte in Grüneberg, die vierte in Glogau, die fünfte in Parchwitz, die sechste in Breslau. Ich habe befohlen, daß man die Pferde bestellen, daß man die Stuben unterwegs heizen und schöne junge Hühner an allen Orten für Sie bereit halten soll. Ihre Stube in dem Hause, wo Sie wohnen werden, ist tapezirt und hermetisch verdichtet, es wird Ihnen kein Zugwind und kein Geräusch beschwerlich fallen etc. Könnte mich irgend noch Eitelkeit anwandeln, so müßte es bei Ihren Briefen geschehen. Aber, mein Lieber, wenn ich mich recht betrachte; so gehen drei Viertel von Ihrem Lobe ab. Alles, was Ihre Beredsamkeit so gern an mir erheben will, besteht in weiter Nichts, als in ein wenig Entschlossenheit und viel gutem Glück. Sie werden mich noch gerade so wiederfinden, wie Sie mich verlassen haben, und können versichert sein, daß alle die Dinge, die in der Ferne so sehr ins Auge fallen, in der Nähe oft sehr klein sind. Kurz, mein Lieber, das Vergnügen, Ihre Gesellschaft zu haben, ist das Einzige, worauf ich mich freue. etc."

31. Dezember 1757

Der König aus Strigau in Breslau bis den 14. März 1758. Hier kam der Marquis d'Argens beim König an.

In diesem Jahre erschienen von des Königs kleinen Aufsätzen etc. (Fliegende Blätter): Schreiben eines Sekretärs des<335> Grafen Kaunitz an einen Sekretär des Grafen Kobenzel. (Deutsche Supplemente Bd. 3. S. 207).

B.

10. Dezember 1757

Breslau von den Preußen belagert.

20. Dezember 1757

Geht Breslau an die Preußen über. Die Östreichische Besatzung, welche kriegsgefangen wurde, bestand aus 14 Generalen, 63 Staabs- und 629 Subalternen-Officieren und 17000 Unterofficieren und Gemeinen

26. Dezember 1757 bis 28. Dezember 1757

Erobern die Preußen Liegnitz wieder.

30. Dezember 1757

Schloß Harburg ergiebt sich den Alliirten.

31. Dezember 1757

Wird in Schlesien der nexus parochialis zwischen den Katholiken und Evangelischen aufgehoben.

In diesem Jahre erschienen die zu damaliger Zeit sehr viel gelesenen Bauerngespräche. Sie erregten auch die Aufmerksamkeit des Feindes, und als die Östreicher 1760 in Berlin waren, forschten sie sehr eifrig nach dem Verfasser. Das erste Bauerngespräch, unter dem Titel: Ernsthaftes und vertrauliches Bauern-Gespräch, gehalten im Schultzen-Gericht zu R. und W. in plattdeutscher Sprache, 1757, war dem damaligen Hofbuchdrucker R. L. Decker im Manuscript von unbekannter Hand zugesandt worden, mit der Auffoderung, es zu drucken. Er that es, und es wurden davon in kurzer Zeit 15000 Exemplare verkauft. Decker wartete lange auf die Zuschickung der Fortsetzung; da diese aber nicht erfolgte, so entschloß er sich, sie selbst zu liefern. Es erschienen nun noch 12 Fortsetzungen, die eben so reißend Abgang fanden, da sie jedoch nur in einzelnen Bogen erschienen, so haben sich nur wenige complette Exemplare erhalten, die jetzt zu den Seltenheiten gehören. Es giebt davon auch Exemplare in hochdeutscher Sprache. Der wahre Verfasser des ersten Bauerngesprächs ist nie bestimmt bekannt geworden, es ist jedoch ein gewisser Sekretär oder Registrator Grünne in Berlin dafür gehalten worden. In den alten Berliner Adreß<336>kalendern findet sich ein Johann George Grüne, welcher "Rentmeister, wie auch Registratur bei'm Ober-Directorio der Invaliden" gewesen, und 1763 ein eigenes Haus in der Mittelstraße bewohnt hat.

Chodowiecki hat einen Kupferstich geliefert, welcher einen Mann und eine Frau vorstellt, die damals in den Straßen Berlins umherzogen, und der Mann, die Bauerngespräche, die Frau, Chansons zum Verkauf ausschrieen.

Die Carnevals-Lustbarkeiten fielen dies Jahr aus.

Anmerkungen zum Jahre 1757.

Obgleich eine ausführliche Lebensgeschichte des Feldmarschalls von Schwerin, eines, als Mensch wie als Feldherr gleich hochachtungswürdigen Helden, noch nicht erschienen ist, so fehlt es doch nicht an allgemein bekannten Nachrichten von den merkwürdigsten Ereignissen aus seinem Privat, und öffentlichen Leben. Eine interessante biographische Skizze befindet sich in des Dr. Pauli Allg. Preuß. Personal-Chronik. Berlin, 1820. Nr. 35 u. 36. Wir begnügen uns daher, nur einige, theils nicht sehr bekannte, theils an andern Orten nicht ganz richtig gegebene Nachrichten hier aus sichern Quellen aufzunehmen.
     

Bei dem Östreichischen Campement, im Jahre 1776, ließ der Kaiser Joseph von den Truppen die Manövres ausführen, wie sie in der denkwürdigen Schlacht am 6. Mai 1757 bei Prag Statt gefunden hatten, und zwar geschah dies auf dem nämlichen Terrain, welches damals Östreicher und Preußen mit ihrem Blute getränkt hatten. Der Kaiser befehligte das Armeecorps, welches die Preußen vorstellte, und der General Laudon das andere der Östreicher. Nach beendigtem Manövre - es war am 7. September - sagte der Kaiser: "Nun müssen wir auch noch dem Schwerin die letzte Ehre erweisen." Er ritt nun mit seinen Generalen nach der Stelle, wo Schwerin erschossen worden war; hier ließ er von 5 Grenadier-Bataillons ein Quarré formiren, und aus dem kleinen Gewehr und der Artillerie eine dreimalige Salve abfeuern, wobei er jedesmal zum Zeichen der Achtung für den gebliebenen Helden den Hut abnahm.

<337>

Im Jahr 1824 ließen Preußische Officiere auf ihre Kosten dem Helden, auf derselben Stelle, wo er erschossen ward, ein Denkmal errichten. Man findet eine Beschreibung und Abbildung davon in Gubitz Gesellschafter, 1832, Nr. 19, Bemerker Nr. 2. Es trägt die Inschrift: Hier fiel und starb den 6. Mai 1757 als Held Curt Christoph Graf von Schwein, Königlicher Preussischer General-Feldmarschall. Geboren im Jahre 1684. Auf der Rückseite steht: Errichtet im Jahre 1824.

Zehn Jahr später ward in der Königl. Eisengießerei zu Berlin ein neues Denkmal Schwerin's nach Schinkel's Zeichnung verfertigt, und nach Böhmen zur Aufstellung gesandt.

Wer vermag die Folgen zu berechnen, die eingetreten sein würden, wenn nicht der Scharfblick und die Entschlossenheit des Sächsischen Officiers der Schlacht eine solche Wendung gegeben, Daun sich wirklich zurückgezogen und die Preußen das Feld behauptet hätten! - Höchst wahrscheinlich hätte sich Prag mit der eingeschlossenen Armee von 50000 Mann ergeben müssen, und der Friede wäre vielleicht noch in demselben Jahre erfolgt. - Es wird daher wohl nicht unerwünscht sein, mit dem Mann, durch den ganz andere Ereignisse herbeigeführt wurden, etwas näher bekannt zu werden.
     

Ernst Ludwig von Benkendorf war eigentlich ein geborner Unterthan des Brandenburgischen Hauses; er war nämlich den 5. Juni 1711 zu Anspach geboren, wo sein Vater Hofmarschall am Markgraflichen Hofe war. Einer seiner Brüder, Johann Friedrich, diente auch in der Preußischen Armee, wurde 1757 Major, commandirte ein Grenadier-Bataillon, und nahm als Oberslieutenant seinen Abschied. Jener war in Sächsische Dienste getreten, wo er im Juli 1733 bei der Kursächsischen Garde du Corps als Souslieutenant angestellt wurde. Vorher hatte er - da ihn sein Vater anfänglich für den Civildienst bestimmt - von seinem 16. bis zum 19. Jahre in Jena siudirt. Als die Garde du Corps von 12 Compagnien auf 8 gesetzt wurde, mußte Benkendorf einstweilen ausscheiden, und erhielt auf ein Paar Jahr Urlaub, mit Beibehaltung von 36 Thlr. monatl. Tractament. Bei An<338>fang des ersten Schleichen Krieges, wo Sachsen mit Preußen verbündet war, würde er bei dem Kürassier-Regiment Maffei als Rittmeister wieder angestellt (1741), und bald nachher zu dem Regiment Chevaurlegers des Prinzen Karl versetzt, bei welchem er den zweiten Schlesischen Krieg, wo die Sachsen auf Östreichischer Seite standen, mitmachte. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges stand das Regiment mit noch drei andern Kavallerie-Regimentern in Polen, und entging also der Katastrophe bei Pirna, wo sich die ganze Sächsische Armee dem König von Preußen ergeben mußte.

Diese 4 Regimenter erhielten nun Befehl, Polen zu verlassen, und nach dem Östreichischen zu marschiren. Im Mai 1757 trafen sie in dem Östreichischen Lager bei Olmütz ein, mußten aber gleich nach Eingang der Nachricht von der verlornen Schlacht bei Prag weiter gehen, um die von Daun zusammengezogene Armee zu verstärken. Ende Mai rückten sie in das Lager bei Malleschau zu dem Corps des Grafen Nadasti. Die nun Statt gehabten Operationen der Östreicher, und auch Benkendorf's (der inzwischen Oberstlieutenant geworden war) Thätigkeit dabei, erzählt Tempelhof I. 207, 216 etc., wo Benkendorf immer mit B. bezeichnet ist.

Benkendorf zeichnete sich während des ganzen Krieges bei allen Gelegenheiten sehr aus, und erhielt 1765, nachdem er 26 Jahr bei dem Prinz Karlschen Regiment gestanden, und mehrere Jahre dessen Commandeur gewesen war, das Bitzthumsche Kürassier-Regiment als wirklicher Chef. Nachdem er auch den Feldzug von 1778 mitgemacht hatte, wurde er (1788) zum Chef der Garde du Corps ernannt. Er starb als General der Kavallerie in seinem 90. Jahre am 5. Mai 1801.

Januar 1758.

A.

Januar 1758

Der König in Breslau.

22. Januar 1758

Die Prinzessin Amalie, die Gemalinnen des Prinzen Ferdinand und des Prinzen Eugen von Würtemberg kommen nach Breslau. Der König giebt mehrere Feste.

<339>

24. Januar 1758

Feier des Geburtstags des Königs. Er nimmt von den anwesenden Prinzen, Generalen etc., fremden Ministern etc., Königl. und städtischen Behörden die Gratulation an.

B.

5. Januar 1758

Die Anklamer Fährschanze von den Preußen erobert.

5. Januar 1758

Kommt die Königin aus Magdeburg wieder in Berlin an.

11. Januar 1758

Die Franzosen überrumpeln Halberstadt und brandschatzen es.

16. Januar 1758

Die Franzosen überrumpeln Bremen.

22. Januar 1757

Die Russen, unter Fermer, besetzen Königsberg in Preußen.

24. Januar 1758

Die Königl. Behörden in Königsberg, und bald nachher das ganze Herzogthum, müssen der Kaiserin von Rußland den Eid der Treue schwören.

27. Januar 1758

Die Preußen besetzen Wismar.

31. Januar 1758

Werden in Königsberg der Preußische Adler von dem Post, und andern öffentlichen Gebäuden abgenommen, und der Russische Adler angeheftet.

Der Herr von Catt kommt um diese Zeit in Breslau bei'm König an.

Februar.

A.

Februar 1758

Der König in Breslau.

24. Februar 1758

Der König bereist die verschiedenen Postirungen, auch die Blokade von Schweidnitz.

26. Februar 1758

Der König wieder in Breslau.

B.

5. Februar 1758

Die Preußen besetzen Rostock.

7. Februar 1758

Die Prinzessin Amalie kommt aus Breslau nach Berlin zurück.

12. Februar 1758

Die Preußen nehmen Regenstein.

12. Februar 1758

An diesem Tage wurden die in der Schlacht bei Leuthen eroberten 55 Fahnen durch ein Detaschement vom Lestewitzischen Infanterie-Regiment mit klingendem Spiel in das Berliner Zeughaus gebracht.

<340>

17. Februar 1758

Die Östreicher nehmen Troppau wieder.

20. Februar 1758

Die Hannoveraner erobern Rothenburg.

23. Februar 1758

Der Erbprinz von Braunschweig erobert Schloß Hoya.

24. Februar 1758

Die Franzosen verlassen Bremen.

25. Februar 1758

Der Russische Großkanzler Bestuschef wird abgesetzt und verhaftet.

26. Februar 1758

Die Franzosen räumen Braunschweig, Wolfenbüttel, Hannover, Hildesheim, Goslar, den 28ten auch Göttingen.

Diesen Monat kamen von den bei Roßbach gemachten Gefangenen die Marschälle de Rouge und d'Ailly, und der Oberst vom Regiment Royal, Lorraine von Rouvrai in Berlin an.

März.

A.

15. März 1758

Der König von Breslau nach Ramenau und Neuhof.

16. März 1758

In Zedlitz.

18. März 1758

In Reichenau und Landshut.

20. März 1758

In Kloster Grüssau bis den 18. April.

B.

3. März 1758

Kabinetsordre des Königs, in welchen Fällen die katholischen Geistlichen von den Evangelischen kein Decem, Garben, Brote und dergleichen Abgaben erhalten sollen.

3. März 1758

Die Franzosen verlassen Nimburg, den 7ten Osnabrück.

13. März 1758

Die Preußen erobern die Peenermünder Schanze wieder.

14. März 1758

Die Alliirten erobern Minden.

19. März 1758

Die Franzosen verlassen Hameln, den 16ten Rinteln. Die Franzosen räumen Emden, den 20ten Hannoverisch Minden, den 21ten Cassel, den 24ten Münster, den 26ten Marburg etc.

April.

A.

April 1758

Der König in Grüssau.

6. April 1758

Ode an den Herzog Ferdinand von Braunschweig über den<341> Rückzug der Franzosen ("fait à Grussau le 6 d'Avril 1758"). (Deutsche Ausgabe der hinterl. Werke. VI. 185. Oeuv. VII. p. 115).

19. April 1758

Der König in Schwengfeld.

21. April 1758

In Nimptsch.

22. April 1758

In Münsterberg bis den 23sten.

24. April 1758

In Glatz.

25. April 1758

In Neisse bis den 27sten.

27. April 1758

In Neustadt.

28. April 1758

In Sauerwitz.

29. April 1758

In Troppau.

B.

9. April 1758

Die Alliirten überrumpeln Schloß Bentheim.

11. April 1758

Preußen schließt mit England einen Subsidien-Traktat. (Wenk Codex III. 173).

12. April 1758

Die Preußen erobern Schweidnitz wieder unter General von Treskow. Die Östreichische Besatzung, unter dem General-Feldmarschall von Thürheim, 173 Officiere und 5000 Gemeine sind Kriegsgefangene.

15. April 1758

Die Preußen verlassen Rostock und ganz Mecklenburg.

24. April 1758

Die Russen fallen bei Bütow in Hinterpommern ein.

Mai.

A.

1. Mai 1758

Der König in Siczersdorf (Mährisch), Alt-Zeschdorf.

2. Mai 1758

In Gibau.

3. Mai 1758

In Starnau.

4. Mai 1758

In Littau.

5. Mai 1758

Marsch nach Oleschau und zurück nach Littau.

7. Mai 1758

Von Littau nach Asmeritz.

7. Mai 1758

In Asmeritz bis den 10ten.

11. Mai 1758

In Schmirsitz (Lager bei Prosnitz).

12. Mai 1758

Besichtigt der König die Belagerungsanstalten vor Olmütz, war auch in Oleschau, dann nach Schmirsitz zurück.

<342>

13. Mai 1758

Der König nach Prödlitz, Abends nach Schmirsitz zurück.

21. Mai 1758 bis 22. Mai 1758

Nachtmarsch des Königs bis Konitz, nach Schmirsitz zurück.

In diesem Monat schrieb der König die Epistel an Phyllis im Namen eines Schweizers. (Hinterl. W. VII. 103).

B.

27. Mai 1758 bis 28. Mai 1758

In der Nacht werden die Laufgräben vor Olmütz eröffnet.

29. Mai 1758 bis 30. Mai 1758

Der Feldmarschall Keith befehligt die Belagerung, während der König in seiner Stellung (Lager bei Prosnitz) sie deckt. In der Nacht setzt das Scheitersche Freicorps (von der alliirten Armee) von Duisburg aus über den Rhein.

Juni.

A.

3. Juni 1758

Der König in Klein-Lattein bis den 9ten.

9. Juni 1758

Der König geht von Klein-Lattein zum Belagerungscorps vor Olmütz und zurück.

15. Juni 1758

Von Klein-Lattein wieder zum Belagerungscorps, wo er bei dem Feldmarschall speist - dann zurück nach Klein-Lattein.

18. Juni 1758

Um diese Zeit scheint das Hauptquartier zwischen Schmirsitz, Klein-Lattein und Prosnitz öfter gewechselt zu haben. Nach Tempelhof II. 84-94 scheint es, daß der König um diese Zeit gewöhnlich in Prosnitz gewesen. Nach der: Samml. ungedr. Nachrichten, Thl. 2, S. 366, war der König den 21sten in Schmirsitz, desgleichen den 28sten ebendaselbst, und ließ er hier das Regiment Prinz von Preußen manövriren. Im 3. Thl. S. 456 der Samml. ungedr. Nachr. heißt es nach dem 28sten: "In der Nacht brannte das Hauptquartier des Königs zu Schmirsitz ab, wobei seine Maj. und Dero Suite wenig eingebüßt haben."

19. Juni 1758

Erfuhr der König den am 12ten in Oranienburg erfolgten Tod seines Bruders, des Prinzen von Preußen, August Wilhelm.

20. Juni 1758

Schreibt der König "aus dem Lager bei Prosnitz" an den Feldmarschall von Kalkstein in Berlin:

<343>

"Mein lieber Marschall! Eine Reihe von Unglücksfällen, welche mich seit einigen Jahren verfolgt, hat mir so eben einen Bruder entrissen, den ich, trotz des Kummers, den er mir gemacht, zärtlich geliebt habe. Sein Tod legt mir die traurige Pflicht auf, für seine Kinder zu sorgen, und bei ihnen Vaterstelle zu vertreten. Meine Entfernung, und die großen Angelegenheiten, in die ich verwickelt bin, verbieten mir, ihrer Erziehung mich völlig zu widmen; aber ich beschwöre Sie bei der treuen Anhänglichkeit, die Sie immer für meinen Vater und den Staat, wie bei der Freundschaft, welche Sie für den Verstorbenen gehabt, und, wie ich mir schmeichle, auch für mich haben, Ihre Aufmerksamkeit auf die Erziehung dieser armen Kinder zu richten. Sie wissen, von welcher Wichtigkeit es für mehrere Millionen Menschen ist, daß jene in rechtlichen Grundsätzen, und in den, unserer Staatsverfassung gemäßen Gesinnungen erzogen werden. Obwohl Ihre Gesundheit schwach ist, hoffe ich doch, mein lieber Marschall, daß Sie als Vaterlandsfreund in meiner Abwesenheit meine Obliegenheiten erfüllen werden. Sie werden dadurch eine ewige Verbindlichkeit an so viele andere, die ich Ihnen habe, reihen, und die hohe Achtung und Dankbarkeit noch vermehren, mit welcher ich bin,

mein lieber Marschall,

Ihr treuer Freund
Friedrich."

Christoph Wilhelm von Kalkstein war 1682 in Preußen geboren. Er stand in Hessischen Kriegsdiensten, wo er sich in dem Spanischen Erbfolgekrieg rühmlichst auszeichnete. König Friedrich Wilhelm I. zog ihn in seine Dienste, und ernannte ihn zum Oberstlieutenant, im Jahr 1718 ward er Oberst, und 1719 Unterhofmeister bei dem Kronprinzen, nachherigem König Friedrich d. Gr. Dies blieb er bis 1729, wo er das Rutowskysche Regiment erhielt, welches in neuerer Zeit von Möllendorf hatte.<344> Er machte die beiden ersten Schlesischen Kriege mit, und starb am 2. Juni 1759 im 77. Jahr seines Lebens und im 42sten seiner dem Preußischen Hause geleisteten Dienste.

28. Juni 1758

Der König in Schmirsitz.

B.

2. Juni 1758

3. Juni 1758

Geht der Herzog Ferdinand bei Emmerich mit der Armee über den Rhein.

11. Juni 1758

Die Preußen verlassen Bamberg.

12. Juni 1758

Der Prinz von Preußen August Wilhelm stirbt in Oranienburg.

18. Juni 1758

Die Preußen heben die Blokade von Stralsund auf. Schlacht und Sieg der Alliirten bei Crefeld, unter dem Herzog Ferdinand, gegen die Franzosen, unter Clermont. Es fochten hier 33000 Mann Alliirte gegen 47000 Franzosen. Die Ersteren verloren 2960 Mann, die Letzteren 3967 Mann. Der Erbprinz von Braunschweig erobert Roermond. Die Östreicher, unter Laudon, greifen bei Domstadtl, einem Flecken im (Mährisch) Olmützer Kreis, einen Preußischen Transport an, welcher große Vorräthe von Proviant, Munition etc. zur Belagerungs -Armee nach Olmütz bringen sollte. Es langte daselbst nur ein geringer Theil an. Nach Östreichischen Berichten sind über 1000 Wagen und 6 Kanonen in ihre Hände gefallen, auch haben sie viele Gefangene gemacht.

Juli.

A.

1. Juli 1758

Der König läßt sämtliche Generale und Staabsofficiere zu sich in's Hauptquartier Schmirsitz kommen, macht ihnen den Verlust des Transports bei Domstadt bekannt, und daß er nun genöthigt sei, die Belagerung von Olmütz aufzuheben, fodert sie zur Tapferkeit etc. auf, und theilt ihnen die Disposition zum Rückmarsch mit. (Tempelhof II. 138).

2. Juli 1758

Der König in Bretschina.

3. Juli 1758

In Tribau bis den 4ten.

<345>

5. Juli 1758

In Zwittau.

6. Juli 1758

In Leutomischel (Böhmisch).

9. Juli 1758

In Hruschowa (Hohenmauth).

10. Juli 1758

In Holitz.

11. Juli 1758

In Lhota.

12. Juli 1758

In Rockitta.

14. Juli 1758

In Königingräß.

16. Juli 1758

In Opotschna.

23. Juli 1758

In Rohenitz.

25. Juli 1758

In Königingrätz - Lager bei Rohenitz.

30. Juli 1758

In Jessenitz.

B.

2. Juli 1758

Die Belagerung von Olmütz wird aufgehoben.

Die leichten Truppen der Russen brechen in die Neumark ein.

In Pommern breiten sich die Russen mehr aus.

7. Juli 1758

Der Graf von Contades übernimmt an Clermont's Stelle das Obercommando über die Französische Armee. Der Erbprinz von Braunschweig nimmt Düsseldorf.

10. Juli 1758

Der Russische General Demikow macht einen Angriff auf Driesen.

14. Juli 1758

Die Schweden erobern Anklam wieder.

17. Juli 1758

Die Franzosen, unter Soubise und dem Herzog von Broglio, rücken wieder in Hessen ein, nachdem sie vorher den Prinzen von Isenburg bei Sangerhausen geschlagen hatten.

23. Juli 1758

Die Franzosen besetzen Cassel.

23. Juli 1758

Die ersten Englischen Truppen landen an der Ems.

24. Juli 1758

Die Franzosen besetzen Minden, Göttingen, Nordheim etc.

27. Juli 1758

Die Schweden nehmen die Peenermünder Schanze wieder.

Die Reichsarmee rückt in Sachsen ein.

Nach Aufhebung der Belagerung von Olmütz soll, wie Thiebault in: mes Souvenirs etc. I. 219 erzählt, der König das durch den prachtliebendon Grafen Hoditz 1) berühmte Roswalde incognito besucht haben. Dies ist aber gewiß falsch. Roswalde liegt in Östreichisch-Schlesien, an<346> der Grenze von Preußisch-Schlesien. Der König nahm aber seinen Rückweg von Olmütz ganz nach der entgegengesetzten Seite, nämlich nach Böhmen. Früher und später war der König viel näher an Roswalde, als er in Troppau und Jägerndorf stand. Also mag wohl dieser Besuch, der übrigens wirklich Statt gefunden hat, zu einer anderen Zeit geschehen sein. Es ist auch überdies gar nicht glaublich, daß der König jetzt sich von der auf dem Rückmarsch begriffenen Armee entfernt haben, und überhaupt unter solchen Umständen Zeit und Lust gehabt haben sollte, den Vergnügungen in Roswalde nachzugehen.

August.

A.

August 1758

Der König in Jessenitz.

3. August 1758

In Klenny (bei Scalitz).

4. August 1758

In Wisocka.

5. August 1758

In Radisch.

7. August 1758

In Wernersdorf (Böhmisch).

8. August 1758

In Kloster Grüssau (Schlesisch) bis den 10ten.

In Grüssau schrieb der König (am 10ten) an seinen Bruder Heinrich:

"Der morgende Marsch gegen die Russen, wie die Ereignisse des Krieges, können alle Arten von Unfällen herbeiführen, und es kann leicht geschehen, daß ich getödtet werde. Ich habe geglaubt, daß es meine Pflicht sei, Sie von meinen Maßregeln in Kenntniß zu setzen, um so mehr, da Sie der Vormund, mit unumschränkter Gewalt, unsers Neffen sind.

1) Wenn ich getödtet bin, müssen auf der Stelle alle Armeen meinem Neffen den Eid der Treue schwören.

2) Man muß fortfahren mit aller Kraft zu handeln, damit der Feind keine Veränderung im Commando (dans le commendement) gewahr werde.<347> 3) Was die Finanzen betrifft, so muß ich Ihnen sagen, daß alle diese Verwirrungen, welche darin zuletzt entstanden, besonders die, welche ich noch vorhersehe, mich genöthigt haben, die Englischen Subsidien anzunehmen, welche aber erst im Monat Oktober gezahlt werden.

4) In Betreff der Politik, so ist es gewiß, daß wenn wir uns nur diesen Feldzug gut halten, der Feind, müde, geschwächt und erschöpft durch den Krieg, der Erste sein wird, den Frieden zu wünschen, aber wenn man gleich nach meinem Tode eine Ungeduld und ein heftiges Verlangen nach Frieden zeigt, so wird dies das Mittel sein, ihn sehr schlecht zu erhalten, und man wird genöthigt sein, von denen Gesetze anzunehmen, die uns besiegt haben."

Zu gleicher Zeit übersandte der König auch dem Minister von Finkenstein eine geheime Instruction, wie es gehalten werden solle, falls er das Unglück haben sollte, im Felde zu bleiben.

10. August 1758

11. August 1758

In Landshut.

11. August 1758

In Rhonstock.

12. August 1758

In Liegnitz.

13. August 1758

In Heitzendorf.

14. August 1758

In Dalkau.

16. August 1758

In Wartenberg.

17. August 1758

In Plothow.

18. August 1758

In Crossen.

19. August 1758

In Ziebingen.

20. August 1758

In Frankfurt. Hier logirte der König in der Lebuser Vorstadt, bei einer Predigerwittwe. Er trat oft vor die Thür, und hörte das Beschießen der Stadt Cüstrin von den Russen.

21. August 1758

In Gürgast.

22. August 1758

In Güstebiese. Hier ging der König mit der Armee über die Oder. "Während der König auf der Höhe hielt, wurde er von Landleuten (die außerordentlich durch die Russen gelitten<348> hatten), besonders von Bauerweibern und Kindern aus Güstebiese, umringt, die ihn ihren Vater, ihren Retter nannten, und bei dem Zudrängen, seinen Rock zu küssen, einander bald umliefen." (Tempelhof 1. 221). Abends in's Hauptquartier nach Clossow. Hier spricht der König den Besitzer des Guts, einen Herrn von Mörner.

24. August 1758

In der Neudammer Mühle, wo er die Nacht bis zum 25sten zubringt. Lager bei Darmiezel. (S. meine Beiträge etc. I. 489 ad 17). Hier nimmt der König den Hegemeister Zöllner (den Vater des berühmten Consistorialraths) an, ihm den andern Tag zum Führer zu dienen.

25. August 1758

Schlacht bei Zorndorf. Des Morgens halb 4 Uhr ließ der König die Armee aufbrechen. Die Schlacht begann um 9 Uhr Vormittags und endete 8½ Uhr Abends. Der König siegt über die Russen unter Fermor. Diese verloren 941 Officiers, darunter 5 Generale, und 20590 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen, 103 Kanonen und 27 Fahnen und Standarten, ein Paar Pauken und eine Menge Bagage. Der Preußische Verlust bestand in 324 Offfcieren, 11061 Mann, 26 Kanonen und einigen Fahnen. Die Stärke der Preußischen Armee am Tage der Schlacht war 30 bis 32000 Mann, die der Russischen circa 50000 Mann. (Tempelhof II. 235 etc.) 348-+.

Der König brachte die Nacht vom 25sten-26sten auf dem Schlachtfelde unter einem Zelte zu. Die Armee blieb unter dem Gewehr. Die Russen zogen sich erst in der Nacht vom 26sten-27sten nach Kamin zurück.

<349>

25. August 1758

Der König meldet dem Minister von Finkenstein den Sieg in folgendem Schreiben: "den 25sten bei Cüstrin und Tamsel."

"Wir haben so eben die Russen geschlagen. Die Bataille hat 9 Stunden gedauert, und ist sehr blutig gewesen, ich kann Ihnen von Allem noch keine Rechenschaft (raison) geben, weil es Nacht ist etc."

27. August 1758

Der König recognoscirt die Stellung der Russen, und nach ihrem Abmarsch bezieht die Preußische Armee ein Lager bei Wilkersdorf. Hauptquartier in Tamsel.

B.

1. August 1758

Im Königl. Garten zu Charlottenburg blühet eine Aloe, deren Stiel 18 Fuß hoch ist, an welchem 25 Zweige herausgetrieben sind, deren jeder etliche 90 Blumen hat.

2. August 1758

Der Russische General Fermor überschreitet von Meseritz aus die Preußische Grenze mit einer großen Armee, und nimmt sein Lager bei Königswalde in der Neumark

4. August 1758

Die Östreicher fangen an die Festung Neisse einzuschließen, unter de Ville.

10. August 1758

Geht die Russische Armee durch Landsberg a. d. W., den 13ten und 14ten in's Lager bei Groß-Kamin.

12. August 1758

Ein Russisches Corps unter General Stoffeln rückt vor Cüstrin.

15. August 1758

General Stoffeln bombardirt die Stadt Cüstrin und legt sie fast ganz in Asche.

16. August 1758

17. August 1758

Fangen die Russen an, vor der Festung eine Art Parallele zu führen, und fodern den Commandanten auf, die Festung zu übergeben.

23. August 1758

24. August 1758

Bei Annäherung des Königs heben die Russen die Belagerung von Cüstrin auf.

25. August 1758

Schlacht bei Zorndorf.

26. August 1758

Die Russische Armee, unter Fermor, geht nach Groß-Kamin, und bald nachher, den 31sten, nach Landsberg a. d. W. zurück, wo sie bis den 19. Septbr. blieb.

<350>

26. August 1758

Beginnt die Belagerung der Festung Neisse durch die Östreicher.

29. August 1758

Der General von Zieten verjagt die Östreicher aus Guben.

September.

A.

1. September 1758

Der König aus Tamsel nach Blumberg. Hauptquartier.

2. September 1758

Von Blumberg durch Cüstrin nach Manschnow (Mantschenow).

3. September 1758

In Müllrose.

4. September 1758

In Trebatsch.

5. September 1758

In Lübben.

7. September 1758

In Dobrilugk.

8. September 1758

In Elsterwerda.

9. September 1758

Über Großenhayn nach Groß-Dobritz.

10. September 1758

Verläßt Groß-Dobritz.

12. September 1758

In der Vorstadt von Dresden.

13. September 1758

Über Warnsdorf nach Schönfeld.

15. September 1758

Von Schönfeld in's Lager des Prinzen Heinrich in Gamich und wieder zurück.

16. September 1758

Der König marschirt auf Fischbach. Nachmittag nach Schönfeld zurück.

25. September 1758

In Hauswalde.

26. September 1758

In Ramenau bis den 7. Oktbr.

Den 28sten schreibt der König an Voltaire:

"Ich danke dem Einsiedler zu Délices 350-+ verbindlichst für den Antheil, den er an den Abenteuern des nordischen Don Ouixote nimmt. Letzterer führt die Lebensart herumziehender Komödianten, und spielt bald auf dieser, bald auf jener Bühne, wo er zuweilen ausgepfiffen, und mitunter auch wohl beklatscht wird. Das letzte Stück, das er gab, war die Thebaïde 350-++, denn kaum blieb noch der Lampenputzer am Leben.<351> Ich weiß nicht, was aus alle dem werden wird, glaube aber mit unsern ehrlichen Epikuräern, daß die Leute im Amphitheater glücklicher sind, als die welche auf der Bühne stehen: etc."

B.

3. September 1758

Die Schweden unter Hamilton rücken in Strasburg in der Ukermark ein.

4. September 1758

Die Reichstruppen nehmen Pirna.

5. September 1758

Der Preußische Oberst von Grappe übergiebt die Festung Sonnenstein durch Capitulation den Reichstruppen mit 1400 Mann, die kriegsgefangen sind, und 38 Kanonen.

6. September 1758

Die Schweden besetzen Prenzlow.

18. September 1758

Die Schweden besetzen Neu-Ruppin, Fehrbellin und Zehdenick.

28. September 1758

Die Schweden müssen Fehrbellin wieder verlassen, desgleichen auch Prenzlow.

30. September 1758

Die Preußen besetzen Bautzen.

30. September 1758

Der Östreichische General Harsch übernimmt das Commando der Belagerung der Festung Neisse.

Ein Östreichisches Corps schließt die Festung Kosel ein.

Oktober.

A.

7. Oktober 1758

Der König in Bautzen. Lager bei Kittlitz.

10. Oktober 1758

In Radewitz. Lager bei Hochkirch.

In diesen Tagen schrieb der König die Epistel an seine kranke Schwester, die Markgräfin von Baireuth, Friederike Sophie Wilhelmine. (Hinterl. Werke VI. 235).

"Zu allen Zeiten, theure Schwester, wird
Der Geist der schwachen, stumpfen Menschen schwer
Von seiner Sinne Joch bedrückt, und seufzt. etc. ist ein Stück von Racine, worin am Schluß fast alle spielenden Personen umgebracht werden.<352> Wenn bis zum Himmel meine Stimme dringt -
Erhört des liebevollen Herzens Wunsch;
Er ist so heiß! - Verleihet mir voll Huld
Das Eine Gut, um das ich je euch bat,
Und bitten will: Das theure Leben schützt
Dem schönsten Werke, das ihr jemals schuft!
Laßt blühende Gesundheit mit ihr geh'n,
Und immer gleiches Glück ihr Erbtheil sein. etc."

12. Oktober 1758

Schickt der König diese Epistel mit nachstehendem Schreiben an seine Schwester von Baireuth:

"Meine theuerste Schwester! Nehmen Sie die Verse, die ich Ihnen schicke, mit Gütigkeit an. Ich bin von Ihnen, von Ihrer Gefahr und meiner Erkenntlichkeit so voll, daß Ihr Bild, ich mag träumen oder wachen, Prosa oder Verse schreiben, immer gleich stark in meiner Seele herrscht, und alle meine Gedanken fesselt. Möchte der Himmel die Wünsche erhören, die ich täglich für Ihre Genesung thue. Kothenius (Leibarzt des Königs) ist unterweges. Ich werde ihn vergöttern, wenn er die Person rettet, die mir in der Welt am meisten am Herzen liegt, und die ich hochachte und verehre. Ich bin bis zu dem Augenblick, da ich meinen Leib den Elementen wieder geben werde, meine theuerste Schwester, Ihr etc."

An demselben Tag ging der König nach Weissenberg, die Stellung der Östreicher zu recognosciren, und zurück nach Radewitz.

14. Oktober 1758

Schlacht bei Hochkirch. Früh um 5 Uhr wurden die Preußen in ihrem Lager von den Östreichern unter Daun und Laudon überfallen. Obgleich die Preußen in ihren Zelten und unangekleidet überrascht und mit großer Übermacht angegriffen wurden, so sammelten sie sich doch bald unter ihren Fahnen, und kämpften mit großer Tapferkeit über 3 Stunden, aber die Übermacht war zu groß, sie mußten nach 8 Uhr den Rückzug antreten, der mit so großer Ordnung vollführt<353> wurde, daß der Feind nicht wagte, ihn zu stören. Die Östreicher hatten eine Macht von 90000 Mann versammelt, von denen 65000 dem Lager des Königs unmittelbar bei Kittlitz gegenüber standen. Die Preußen hatten überhaupt nur 42000 Mann, wovon anfänglich noch das Retzowsche Corps von 12000 Mann abging, das sich erst gegen Ende des Gefechts, wo man schon auf den Rückzug bedacht war, mit der Armee des König vereinigen konnte. Die Preußische Armee setzte sich bei Kreckwitz und Doberschütz, wo der König das Hauptquartier nahm. Der Verlust der Preußen war groß; sie verloren an Tobten und Vermißten oder Gefangenen 119 Officiere, 5381 Mann, 3470 Blessirte, überhaupt 246 Officiere, 8851 Mann, an Geschütz 101, darunter 52 schwere Kanonen, auch 28 Fahnen, 2 Standarten und den größten Theil der Zelte. Unter den Todten befanden sich der Feldmarschall von Keith 353-+, und der Prinz Franz von Braunschweig, Bruder der Königin. An ihren Wunden starben der Fürst Moritz von Dessau, uud die Generale von Krockow und von Geist.

Der Östreichische Verlust war ebenfalls beträchtlich; nach ihren eigenen Verlustlisten hatten sie an Todten und Verwundeten: 314 Officiere, darunter 5 Generale, und 5314 Gemeine, ohne die Vermißten. Außerdem waren 11 Officiere, darunter 1 General, und 300 Mann gefangen. Sie wagten auch nicht weiter etwas gegen die geschlagene Armee zu unternehmen. Der König sagte den Tag nachher: "Daun hat uns aus dem Schach gelassen, das Spiel ist nicht verloren; wir werden uns hier einige Tage erholen, alsdann nach Schlesien gehen und Neisse befreien."

Eine umständliche, besonders für Nichtmilitärs, sehr interessante Erzählung von diesem Überfall findet man in:<354> Küster's (damaligen Staabs-Feldpredigers) Bruchstücke seines Campagnelebens etc. Berlin, 1791.

An demselben Tage bestellte der König den Herrn von Catt zu sich. Dieser ging - wie er erzählt - mit großer Unruhe und Beängstigung Nachmittags gegen 3 Uhr zu ihm. Als ihn der König sah, kam er ihm entgegen, und deklamirte die Verse aus Mithridat (mit einigen Veränderungen, deren sich Catt nicht mehr erinnerte):

Enfin après un an, tu me revois Arbate
Non plus, oomme autre fois, cet heureux Mithridate
Qui de Rome toujours balançant les destin
Tenait entre elle et moi l'univers incertain.
Je suis vaincu; Pompée a saisi l'avantage
D'une nuit que laissait peu de place au courage;
Mes soldats presque nus, dans l'ombre intimidés;
Les rangs de toutes parts mal pris et mal gardés;
Le désorde partout redoublant les alarmes
Nous-mêmes contre nous tournant nos propres armes
Les cris que les rochers renvouaient plus affreux,
Enfin toute l'horreur d'un combat ténébreux.
Que pouvait la valeur dans ce trouble funeste?
Les uns sont morts, la fuit a sauvé tout le rest.

von Catt fühlte sich sehr beruhigt, als er sich in Versen angeredet sah, und der König nachher auch mit vieler Ruhe über das unglückliche Ereigniß sprach; dabei bedauerte er aber sehr den Verlust des Feldmarschalls Keith und des Prinzen von Braunschweig, und vergoß Thränen über ihren Tod 354-+.

<355>

16. Oktober 1758

Erhält der König die traurige Nachricht von dem Tode seiner geliebtesten Schwester, der Markgräfin von Baireuth. Sie war an demselben Tage gestorben, an welchem der König die unglückliche Schlacht bei Hochkirch lieferte, und hatte also die obige Epistel und den Brief des Königs nicht mehr erhalten, von Catt, der um diese Zeit sehr oft bei'm König war, sagt: der Schmerz des Königs, als er die Trauerpost erhalten, war außerordentlich; mehrere Stunden - von Nachmittags 3 bis Abends 7 Uhr - wo von Catt bei ihm war, unterhielt sich der König mit ihm von Nichts, als von diesem für ihn so betrübenden Todesfall. Die Fensterladen in seinem Zimmer waren fast ganz geschlossen, und er brachte die Tage in der Dunkelheit zu. Er las allein und mit leiser Stimme, wider seine Gewohnheit, die Predigten von Bossuet, Flechier, Mascaron, und Joung's Nachtgedanken (die er sich von Catt geben ließ). Noch während der Winterquartiere in Breslau (Jan. od. Feb. 1759) setzte der König diese schwermüthige Lecture fort. Hier war es, wo Catt, als er den König wieder bei diesen Schriften fand, ihn, um ihn aufzuheitern, halb scherzend fragte: "Wollen Ew. Majestät sich ganz der Andacht ergeben?" worauf der König Nichts antwortete, aber einige Tage nachher, als von Catt wieder zu ihm kam, sagte er zu ihm: "Sie sind über meine Lecture erstaunt gewe<356>sen - hier haben Sie, was sie hervorgebracht hat." Dabei übergab er ihm eine auf Trauerpapier (schwarzgerändetes) geschriebene Schrift, welche eine Predigt über das letzte Gericht (Sermon sur le jugement dernier) und eine Lobrede auf den Schuhmachermeister Matth. Reinhard (Eloge de Matthieu Regnaud maître cordonnier) enthielt 356-+. Wie ein Anderer - der General von Retzow - (Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des siebenjährigen Krieges I. 363) noch aus Catt's Munde gehört haben will, so hat dieser, nachdem er die Predigt gelesen, versucht, dem Könige Trost und Muth einzusprechen, und ihn auf frohere Aussichten zu führen, worauf ihm der König für seine Theilnahme gedankt und versichert habe, daß er nichts verabsäumen werde, um sich aus dem verworrenen Handel zu ziehen, in den er sich verwickelt sähe, und mit den bedeutenden Worten geschlossen habe: auf allen Fall führe ich etwas bei mir, um das Trauerspiel zu endigen.

Wie groß des Königs Schmerz damals gewesen, geht auch daraus hervor, daß er noch im Jahr 1763 zu d'Alembert sagte: der Tag, wo er die Nachricht von dem Tode seiner Schwester erhalten, sei der schrecklichste in seinem Leben gewesen, und er wisse nicht, wie er Kraft genug gehabt, zwei so grausamen Schlägen zu widerstehen, mit denen ihn das Schicksal auf einmal getroffen habe. (Eloge de Milord Maréchal par d'Alembert. 1779. p. 80).

<357>

Im Garten zu Sanssouci hat der König einen offenen Tempel (Tempel der Freundschaft) von karrarischem Marmor erbauen und darin die Statue dieser seiner Schwester - in lebensgroßer, sitzender Stellung - ebenfalls von karrarischem Marmor aufstellen lassen. (Nicolai III. 1229).

An die Frau von Camas schrieb der König über den Tod seiner Schwester: - etc. "Es ist ein Verlust für alle rechtliche Menschen, denn meine Schwester war eine wahrhaft tugendhafte Person. Ich habe längst gewußt, daß die Menschen sterblich sind, - ich bin Zeuge gewesen, daß ihre Gesundheit immer mehr abnahm, aber das hindert nicht, daß ich aufs Lebhafteste den Verlust einer Schwester fühlen sollte, die mir der Tod gleichsam aus meinen Armen reißt. Die Natur, - eine zärtliche Freundschaft, eine aufrichtige Hochachtung, - alle diese Gefühle fodern ihre Rechte, und ich fühle, meine liebe Mama, daß ich mehr empfindlich als über-legend bin. Meine Thränen, mein Bedauern sind unnütz, ich weiß es, aber ich kann sie nicht unterdrücken."

In diesem Monat, oder in den ersten Tagen des Novembers, schreibt der König an Voltaire: "Von der Größe des Verlustes, den ich erlitten, haben Sie leicht auf meine Vetrübniß schließen können. Es giebt Unglücksfälle denen man durch Standhaftigkeit und etwas Muth abhelfen kann, aber es ereignen sich auch andere, gegen welche alle Starkmüthigkeit, womit man sich waffnen will, und alle Trostgründe der Philosophie nur leidige und unnütze Hülfsmittel sind. Zu dieser Art gehören die, womit mein unglückliches Schicksal mich in den mißlichsten und geschäftsvollsten Augenblicken meines Lebens zu Boden drückt. Ich bin nicht krank gewesen, wie man Ihnen gesagt hat, meine Leiden bestehen bloß in Hämorrhoidalkoliken, die zuweilen von Steinschmerzen begleitet werden. Wenn es auf mich angekommen wäre, so hätt' ich mich gern dem Tode geweiht, welchen Zufälle dieser Art über kurz oder lang verursachen, um dadurch derjenigen das Leben<358> zu retten und zu verlängern, die nun nicht mehr unter den Sterblichen wandelt. Lassen Sie ihr Andenken niemals erlöschen, und nehmen Sie, ich bitte Sie darum, alle Ihre Kräfte zusammen, um ihrem Ruhm ein Denkmal zu errichten. Sie brauchen ihr nur Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und werden, ohne von der Wahrheit abzuweichen, den reichhaltigsten und schönsten Stoff dazu finden. Ich wünsche Ihnen mehr Ruhe und mehr Glück als ich habe."

Voltaire sandte noch im Novbr. ein Gedicht: "Auf den Tod J. K. H. der Markgräfin von Baireuth" ein, das aber dem Könige nicht ganz genügte.

24. Oktober 1758

Der König in Ullersdorf.

25. Oktober 1758

oder 26. In Görlitz. Hier logirte der König zuerst im Brehmer Brauhofe, bei der Petrikirche, nachher in des verstorbenen berühmten Rectors Baumeister Garten, und der Prinz Heinrich im Modrachschen Garten358-+. Bricht der König von Görlitz auf und geht über Niederschönborn, Schönborn, Pfaffendorf und Lichtenau nach Lauban, wo den 31sten Ruhetag ist.

B.

Die Festung Kolberg wird von dem Russischen General Palmbach zur Übergabe aufgefodert. Der Preußische Major von der Heyde schlägt es ab.

<359>

3. Oktober 1757

Die Östreicher vor Neisse.

4. Oktober 1757

Die Russen besetzen die Mündervorstadt von Kolberg und werfen einige Bomben in die Stadt. Der Commandant wird nochmals aufgefodert.

4. Oktober 1757

Treffen bei Lutterberg. Soubise schlägt den General Oberg.

5. Oktober 1757

Die Schweden verlassen Anklam und Demin.

6. Oktober 1757

Fangen die Russen das eig. Bombardement von Kolberg an.

11. Oktober 1757

Da das Bombardement die Übergabe nicht bewirkt hatte, so war noch ein Corps Russen von 6000 Mann von dem General Fermer nachgesandt worden, und nun die förmliche Belagerung angefangen.

14. Oktober 1757

Stirbt die Markgräfin von Baireuth, des Königs Schwester.

18. Oktober 1757

Die Schweden besetzen Anklam und Demmin auf's Neue.

26. Oktober 1757

General Harsch eröffnet die Laufgräben gegen Neisse, und läßt es beschießen.

29. Oktober 1757 bis 30. Oktober 1757

In der Nacht heben die Russen die Belagerung Kolberg's auf, marschiren nach Cöslin, doch bleibt noch ein Theil des Belagerungscorps vor der Festung.

31. Oktober 1757

Die Russen kehren zurück und beginnen die Belagerung von Neuem.

November.

A.

1. November 1757

2. November 1757

Der König in Löwenberg.

2. November 1757

In Pansen bei Jauer.

3. November 1757

In Jauernick.

4. November 1757

5. November 1757

In Girlsdorf. Der König an den Markgrafen von Baireuth (der den Brief des Königs vom 12. Oktbr. an die Markgräfin, welcher erst nach ihrem Tode angekommen war, demselben uneröffnet zurückgesandt hatte): "Mein lieber Markgraf. Ich schicke Ihnen diesen unglücklichen Brief, der nicht abgegeben worden ist. Sie werden darin sehen, was ich denke. Nach diesem schrecklichen Verlust ist mir das Leben verhaßter als jemals, und ich werde keinen glücklichen Augenblick mehr ha<360>ben, außer dann, wenn ich mit der vereinigt werde, die das Licht nicht mehr sieht. Ich bin mit aller möglichen Freundschaft etc."

Nach Backenberg, Tempelhof und Ösfeld war der König schon den 5ten in Groß-Nossen und den 6ten wieder in Girlsdorf.

6. November 1757

Der König in Groß-Nossen bei Münsterberg. Hier erhält er die Nachricht, daß Harsch die Belagerung von Neisse aufgehoben hat.

7. November 1757

Der König nach Neisse und zurück nach Groß-Nossen.

8. November 1757

In Schweidnitz.

11. November 1757

In Rohnstock.

12. November 1757

In Schönau.

13. November 1757

In Löwenberg.

15. November 1757

In Lauban.

16. November 1757

In Görlitz. Der König logirt im Baumeisterschen Garten, der Prinz Heinrich, Markgraf Karl und der Erbprinz von Hessen-Kassel in der Stadt.

17. November 1757

Der König von Görlitz nach Maltitz bei Weissenberg. Das Hauptquartier war in Maltitz.

18. November 1757

In Bautzen.

19. November 1757

In Pulsnitz.

20. November 1757

In Dresden.

In diesem Monat (der Tag und Ort ist nicht angegeben) schrieb der König an Voltaire: "Ich verdiene alle die Lobsprüche nicht, die Sie mir beilegen. Wir haben uns so so aus dem Handel gezogen, aber gegen die Menge von Menschen, der wir uns entgegensetzen müssen, ist es fast unmöglich, mehr zu thun. Wir find geschlagen worden, aber wir können sagen wie Franz I.: "Alles ist verloren, nur die Ehre nicht." - etc. Daun benutzte die Nacht, welche dem Muthe wenig Spielraum ließ etc. - etc. Vielleicht wird der Türke, christlicher gesinnt, als die katholich-apostolischen Mächte, nicht zugeben, daß politische Straßenräuber sich mit der An<361>maßung brüsten, Verschwörungen gegen einen Fürsten zu machen, der ihnen Nichts gethan hat. Leben Sie glücklich und beten Sie für unglückliche Geschöpfe, welche wahrscheinlich verdammt sind, weil sie sich genöthigt sehen, ohne Unterlaß Krieg zu führen." (Ob hier die Verschwörung gemeint sein mag, deren der König in den hinterl. W. III. 237 gedenkt, oder eine andere, vielleicht die in diesem Tagebuche S. 45 und 46 erwähnte, wissen wir nicht).

B.

1. November 1757

2. November 1757

Die Russen heben die Belagerung von Kolberg gänzlich auf.

6. November 1757

General Harsch hebt die Belagerung von Neisse auf, nachdem er schon vom 1sten an das schwere Geschütz etc. abführen zu lassen angefangen.

9. November 1757

Die Östreicher heben die Blokade von Kosel auf. Die Östreicher unter Daun berennen Dresden, worauf der Preuß. Commandant, General von Schmettau, die Vorstädte abbrennen läßt.

10. November 1757

Erscheinen sie wieder vor Kosel.

12. November 1757

In Berlin wird das neu erbaute große Arbeitshaus eingeweiht.

15. November 1757

Die Östreicher ziehen von Kosel gänzlich ab.

16. November 1757

Feldmarschall Daun hebt die Blokade von Dresden auf.

18. November 1757

Das Regiment Anhalt-Bernburg trifft auf feinem Marsch nach Dresden, über Belgern bei Wurschen, in Bautzen ein. Es wird der Körper des Feldmarschalls von Keith von Hochkirch geholt und in Bautzen beigesetzt.

22. November 1757

Die Franzosen verlassen Kassel.

Dezember.

A.

Dezember 1757

Der König in Dresden.

4. Dezember 1757

Der König ernennt, auf den Fall seines Todes, den Prinzen Heinrich zum unumschränkten Vormund und zum Generalissimus, so auch zum Chef aller Landes-Collegien.

<362>

10. Dezember 1757

Der König kommt aus Dresden in Torgau an. Hier spricht er seine beiden Neffen (Söhne seines Bruders, des verstorbenen Prinzen von Preußen), die Prinzen Friedrich Wilhelm (nachherigen König Friedrich Wilhelm II.) und Friedrich Heinrich Karl.

11. Dezember 1757

Der König in Cotbus.

11. Dezember 1757

Der König befiehlt, daß der (vorstehend erwähnte) Prinz Friedrich Wilhelm den Titel: Prinz von Preußen erhalten soll, den dessen Vater gehabt hat.

12. Dezember 1757

In Sprottau.

13. Dezember 1757

In Parchwitz.

14. Dezember 1757

In Breslau.

21. Dezember 1757

Der König verfaßt die: "Betrachtungen über einige Veränderungen, die man in der gegenwärtigen Art Krieg zu führen vornehmen müßte." (Hinterl. Werke XII. 79-93).

23. Dezember 1757

Der König an den General Fouqué:

"Mein theurer Freund. Hier sende ich Ihnen das Schärflein der Wittwe. Nehmen Sie es so gern an, als gern ich es Ihnen gebe 362-+. Sie könnten in dieser Zeit der Drangsale dieser kleinen Beihülfe wohl benöthigt sein. Zugleich schicke ich Ihnen einige Betrachtungen 362-++, die einzigen Früchte, die ich in meinem letzten Feldzuge sammelte, etc."

?? Dezember 1757

Der König: "An den Lord Marschall 362-+++ über den Tod seines Bruders" (des Feldmarschall Jakob Keith. Nicht George, wie er in den hinterl. W. VI. 242 Note genannt wird).

Du weinest, theurer Lord? Dein bittrer Schmerz
Erheischet einen Helden, einen Freund,
Den liebevollen Bruder nun zurück?
Der Ruhm, der an des Todes Pforten ihn<363> Umschwebt, verherrlicht seinen Namen zwar;
Doch er gewähret keine Tröstung Dir. etc.

In dieser Noth,
In diesem allgemeinen Schmerz des Staats,
Dringt auch auf mein Geschlecht das Unglück ein etc.
O Tage der Verzweiflung! welch ein Schlag
Für mein Geschlecht! Er traf die Mutter, sie,
Die unserm Blute Stolz und Hoffnung gab;
Den Bruder noch im Lenz (bestimmt war ihm
Mein Rang); die Schwester mit der Heldenbrust,
Mit großem, allgewalt'gem Geist, an die
Auf jede Zeit mein Herz gefesselt war.
Wer solchen Qualen nicht erliegen soll,
Deß Seele muß gefühllos, ehern, wild,
Dem Rufe der Natur empöret sein,
Und niemals kannte sie die Freundschaft schon. etc.

Man lehret uns: Des Himmels Gott, den wir
Verehren, sei gerecht, sei gnadenvoll
Und gütig; - aber Freund, doch leiden wir.
Wie eint mit seinem Vatermitleid sich
Der Mensch, auf den das Elend lastend drückt? etc.

Ist denn des Lebens Gut entstellt, und nicht
Mehr, was es war - so gebt es ihr denn hin.
Ein jeder Erdensohn ist dessen Herr.
Der Unglückstage Faden sei zersprengt -
Ihr gebt das ganze Gut den Göttern dann
Zurück, das ihre Hand euch zugetheilt.
So denkt geheim im schrecklichen Geschick,
Das tief mich beugt - mein ewig festes Herz;
Mit Weihrauch quälet es den Himmel nicht.
Des Joches müde, von der Welt getäuscht,<364> Lebt es durch eine sichre Hoffnung nur:
Daß gänzlich mein Geschäft vollendet ist,
Wenn ich den Staat gerettet; daß ich dann
In Freiheit über mich gebieten darf.

Hier in dem Winterquartiere verfaßte der König auch die oben S. 356 erwähnte Predigt etc.

In diesem Jahre schrieb der König: Glückwunsch des Prinzen Soubise an den Feldmarschall Daun, wegen des von dem Papst erhaltenen geweihten Degens etc. (Deutsche Suppl. Bd. 3. S. 213).

B.

Anfangs dieses Monats bekam die Preußische Armee Befehl, in Sachsen die Winterquartiere zu beziehen, und die noch hin und wieder stehenden einzelnen feindlichen Corps zu vertreiben. Zu dem Ende marschirte der General von Hülsen nach Freiberg, die Generale von Knoblauch, von Itzenplitz und von Wedel nach dem Voigtlande, der General von Dohna nach Pommern, um die Schweden nach Stralsund zurück zu treiben.

Die Armee unter dem Markgrafen Karl bezog die Winterquartiere in Schlesien.

Die Reichsarmee zog sich nach Franken, Daun nach Böhmen.

7. Dezember 1757

Zweiter Freundschafts- und Subsidien-Vertrag Englands mit Preußen. (Wenk Codex III. 178).

30. Dezember 1757

Neuer Vertrag zwischen Östreich und Frankreich (Wenk Codex III. 185): "zur Schwächung der verderblichen Macht des Königs von Preußen."

Die Carnevals-Lustbarkeiten fielen auch dieses Jahr aus.

Anmerkung zum Jahre 1758.

Albert Joseph Graf von Hoditz, Kaiserl. Königl. Kämmerer, eben so berühmt durch den weit verbreiteten Ruf seines durch ihn phantastisch verschönerten Wohnsitzes Roswalde (den Sejour devin,<365> wie ihn Friedrich d. Gr. nennt) in Östreich-Schlesien (nicht in Mähren, wie Andere schreiben), und durch die vielen großen und abenteuerlichen Feste, die er daselbst mit ungeheuerm Kostenaufwand anstellte, als durch seine Verwandtschaft mit Friedrich d. Gr., und durch seinen Umgang mit diesem König, der ihm sehr gewogen war, ihn in Roswalde besuchte und mehrere Gedichte an ihn richtete, verdient es wohl, ihn näher kennen zu lernen.
     

Der Graf war am 16. Mai 1706 geboren. In seiner Jugend hatte er sich viele und mannigfache Kenntnisse erworben, und nachher durch Reisen nach Italien noch zu vermehren gesucht. Nach seiner Rückkehr verwendete er seine Zeit, seine Kenntnisse und alle seine Einkünfte darauf, Roswalde zu einem zauberischen Sitz aller Lust, und alles durch Kunst, Phantasie und geselligen Umgang erdenklichen Vergnügens umzuschaffen. Unter seinen zahlreichen Leibeigenen wurden die Fähigsten ausgesucht, und zu Musikern, Sängern, Tänzern und Schauspielern ausgebildet, andere wieder zu Handwerkern und Künstlern aller Art, welche in seinem weitläuftigen Park die erfoderlichen Gebäude und Anlagen nach seinen Ideen errichten und ausführen mußten, z. B. Häuser zu einer Liliput-Stadt, die von lauter Zwergen bevölkert war, Chinesische Gärten, Tempel, Wasserkünste, Seen und Kanäle, auf welchen Najaden ihr Spiel trieben, und Gondeln und Schiffchen sich bewegten, Theater, Grotten, Statuen und dergleichen; auch verfertigten sie die Maschinerien und die andern Apparate, welche zu den verschiedenen Festen erfoderlich waren, die in Komödien, Bällen, Concerten, Feuerwerken, Vorstellungen von Jahrmärkten, Bauerhochzeiten und Göttermahlen, Kriegs- und arkadischen Schäferscenen und dergleichen bestanden, und alle von seinen dazu einstudirten leibeigenen Unterthanen beiderlei Geschlechts, wobei auch Alte und Kinder nicht fehlten, ausgeführt wurden. Daß diese Alle in der den Vorstellungen angemessen nen Verkleidung erschienen, die nach Erfodern auch prachtvoll war, versteht sich schon von selbst.

Im Anfang des Jahres 1744 meldeten die Zeitungen von der Mährischen Grenze Folgendes: "Die von dem Reichsgrafen von Hoditz angestellten Fastnachtslustbarkeiten haben so großen Zulauf, wie<366> in irgend einer großen Stadt. Das dieserwegen von dem Herrn Grafen bekannt gemachte Reglement zeigt an, daß wöchentlich ein Ball gehalten werden soll, wobei alle Masken beiderlei Geschlechts erscheinen dürfen, jedoch behält der Adel die Freiheit, unmaskirt zu kommen. Bei den Tänzen sind gewisse Schranken zum Unterschied des Adels und der bürgerlichen Personen angewiesen 366-+. Jedem werden dabei Erfrischungen gereicht werden. Um 11 Uhr speiset der Adel, die bürgerlichen Personen aber werden in dem großen Saale aufs Beste bewirthet. Letztern ist auch freigelassen, in das Appartement des Adels zu gehen, um den vorgestellten Jahrmarkt und die spielenden Wasser zu sehen. Der Beschluß wird eine nachgeahmte Hochzeit sein. Man zählet etliche hundert vornehme Personen, die sich bei dieser Lust aus Böhmen, Mähren, Schlesien und Polen eingefunden, wobei Alle die vortreffliche Anordnung und Properte nicht genug bewundern können.

Viele sind selbst in dem hochgräflichen Schlosse logirt, welches so geräumig ist, daß bis hundert möblirte Zimmer darin sind. Man glaubt, es werden immer noch mehr Fremde ankommen. etc."

Hiernach wird man sich leicht einen Begriff von den ungeheuern Kosten machen können, die ein solcher Aufwand erfoderte, denn nicht allein zur Carnevalszeit, sondern auch außerdem fanden dergleichen Feste sehr oft Statt. Die Folgen konnten auch nicht ausbleiben; die Finanzen des vergnügungssüchtigen Grafen kamen endlich in so große Unordnung, daß er in seinen spätern Jahren mit vielen Sorgen zu kämpfen hatte. Der König entriß ihn denselben, und trug ihm an, zu ihm nach Potsdam zu kommen, wo er seine Tage sorgenfrei verleben könne. Dem Grafen war dies sehr willkommen, da er aber wegen Gebrechlichkeit des Alters die ganze Reise nicht füglich zu Lande machen konnte, so ließ der gutmüthige König ein Oderschiff überbauen, ein Paar kleine Zimmer darauf einrichten und mit vielen Bequemlichkeiten versehen, daß der Graf also nur den kleinsten Theil seiner Reise zu Wagen zu machen nöthig hatte, und dann sich einschiffen<367> konnte. So kam er denn in seinem siebzigsten Lebensjahr am 24. April 1776 wohlbehalten in Potsdam an. Hier lebte er nun heiter und sehr zufrieden, und starb am 18. März 1778. Er hatte in der letzten Zeit seine Wohnung in Potsdam in der Jägerstraße, zwischen der Pflugstraße und dem Kanal gehabt; auf Befehl des Königs erhielt dieser Theil der Jägerstraße im Jahr 1784 den Namen: Hoditzstraße, den sie auch noch jetzt hat.

Der Graf hatte sich in seinem 28. Jahre am 14. Juli 1734 mit der Wittwe George Wilhelm's, Markgrafen von Baireuth, Sophie, einer Tochter des Herzogs Johann Adolph von Sachsen-Weißenfels, vermählt. Sie war vorher zur katholischen Religion übergegangen, und stand bereits in ihrem 55. Jahre, als sie diese Verbindung schloß. Sie soll eine äußerst geistreiche Dame gewesen sein, und dieses scheint auch den Grafen gefesselt zu haben, denn Reichthümer hat sie wohl nicht besessen, da sie vom Wiener Hofe eine Pension angenommen hatte 367-+. Sie starb im Jahre 1750.

Als der König im Jahre 1770 nach Mähren reiste, wo er zu Neustadt mit dem Kaiser Joseph die bekannte Zusammenkunft hatte, machte er auch am 2. und 3. Septbr. in Roswalde dem Grafen einen Besuch, der ihm (wie der König an Voltaire schrieb) "die galantesten Feten von der Welt" gab. Daß der König früher schon einmal dort gewesen, wollen wir nicht bestreiten, doch ist es gewiß nicht bei'm Rückmarsch des Königs von Olmütz geschehen, und ganz unglaublich, daß der König während des Krieges auf dem Gute eines Kaiserlichen Kammerherrn, incognito, ohne alle Bedeckung und von seinen Truppen entfernt, aus bloßer Neugier einen Besuch machen, und unter dem Namen eines herumschweifenden Officiers (vague Officier) Aufnahme suchen werde, wie Thiebault a. a. O. erzählt. In welche Verlegenheit konnte der König kommen, wenn er erkannt wurde, und sein Wirth gut Östreichisch gesinnt war. Nach Thiebault's Erzählung, die sich übrigens recht angenehm lesen läßt, wurde der König von Hoditz auch wirklich erkannt, indeß, dieser war gut Preußisch gesinnt.<368> Die Unzuverlässigkeit Thiébault's, und die vielen Unrichtigkeiten in seinem Buche über Friedrich d. Gr. sind bekannt, es ist also auch Allem, was er hier von Hoditz und dem König erzählt, wenig Glauben zu schenken.

Im März des folgenden Jahres (1771) erwiederte der Graf von Hoditz den Besuch, und kam nach Potsdam, wo er bis Anfangs April verweilte. Um diese Zeit, den 26. März, war es, wo der König das Gedicht an ihn richtete, darin er sagt:

"Es ist wohl schön, dem Throne sich zu nah'n,
Doch schöner noch sein eigner Herr zu sein."

Eine Beschreibung der Herrlichkeiten, Sehenswürdigkeiten und wunderlichen Verschönerungen, zu denen auch die Kuhställe, Krippen, Milchkannen und Butterfässer gehören, findet man in dem Buche: Schattenrisse der Annehmlichkeiten von Roswalde. Aus dem Lateinischen des Herrn Hofrath Tralles. Breslau, 1776. 192 S. 8.

Januar 1759.

A.

Januar 1759

Der König in Breslau.

2. Januar 1759

Unter diesem Datum sieht der Brief des Königs an Voltaire, welchen wir bereits unter dem Monat November 1758 mitgetheilt haben, in den hinterl. Werk., Ausg. 1789, IX. 174. Wir haben jenen aus einer Ausgabe der Korrespondenz Friedrich's mit Voltaire genommen, welche auch Voltaire's Antwort darauf vom Dezbr. 1758 enthält. Hiernach wäre das Datum vom 2. Jan. falsch, gleichwohl ist dieser Brief hier: "Breslau" überschrieben, wo der König im November nicht war. In der Baseler Ausgabe der Oeuv. compl. de Voltaire fehlt sowohl der Brief des Königs, als auch Voltaire's Antwort. Da die andern Ausgaben von Voltaire's Werken uns nicht zur Hand sind, müssen wir es Andern überlassen, das Räthsel zu lösen.

<369>

4. Januar 1759

Der König schreibt an Algarotti in Padua. Der Brief, d. d. Breslau, ist wörtlich gleichen Inhalts, wie der vorstehend erwähnte an Voltaire, bloß daß am Schluß, nach den Worten: "Leben Sie glücklich" noch folgt: "in Padua."

9. Januar 1759

Der König an Fouqué:

- etc. "So reich, wie Sie wohl denken, bin ich nicht, aber durch viele Industrie und Benutzung aller Resourcen habe ich den Bedarf für den Feldzug ausfindig gemacht. - etc. Was zu meiner Disposition übrig blieb, habe ich mit Ihnen und ein Paar Freunden getheilt. etc."

23. Januar 1759

Der König an Voltaire. - Die Verse auf den Tod der Markgräfin, welche Voltaire auf des Königs Verlangen verfertigt hatte, genügen ihm nicht, er verlangt "etwas Hervorstechenderes." - etc. "Man sagt: Apelles sei allein würdig gewesen, den Alexander zu malen, und ich glaube: nur Ihre Feder sei es werth, der, die ich ewig beweinen werde, diesen Dienst zu erweisen. - etc. Mit einem Wort: ich werde nicht zufrieden sterben, wenn Sie bei der traurigen Pflicht, die ich von Ihnen fodere, Sich nicht selbst übertreffen. Thun Sie Wünsche für den Frieden. Aber wenn ihn auch die Siegesgöttin zurückbrächte, so würde doch weder der Friede, noch der Sieg, noch Alles, was in der Welt ist, den grausamen Schmerz mildern, der mich verzehrt."

30. Januar 1759

Dieses Datum hat das (vom König verfaßte): "Päpstliche Breve an den Feldmarschall Daun." S. meine Beiträge II. 503.

B.

1. Januar 1759

Die Preußen nehmen Damgarten.

2. Januar 1759

Die Franzosen unter Soubise besetzen Frankfurt a. M.

3. Januar 1759

Stirbt der Generalmajor von Mayr in Plauen.

3. Januar 1759 bis 7. Januar 1759

Die Preußen besetzen die Insel Usedom, auch Wolgast, Triebsee, Greifswald.

<370>

15. Januar 1759

Graf Dohna nimmt den Schweden Demmin wieder ab, und macht 1275 Mann zu Gefangenen.

21. Januar 1759

Ergiebt sich auch Anklam, 1421 Schweden werden gefangen.

Februar.

A.

Februar 1759

Der König in Breslau.

B.

1. Februar 1759

Die Leiche des bei Hochkirch erschossenen General-Feldmarschalls und Gouverneurs von Berlin, von Keith, kommt von Bautzen in Berlin an, und wird in der Köpnicker Vorstadtkirche niedergesetzt. Von hier aus fand am 3ten das feierliche Leichenbegängniß nach militairischem Gebrauch und unter Läutung aller Glocken Statt. Die Leiche ward nach der Garnisonkirche gebracht. (Spenersche Zeitung 1759. Nr. 16).

24. Februar 1759

Der Generalmajor von Wobersnow rückt mit einem Preußischen Corps in Polen ein, entwaffnet in Neissen (bei Lissa) die Garde des Fürsten Sulkowsky, und arretirt ihn, weil er auf eigene Hand Rüstungen gegen Preußen unternommen hatte. Er ward nach Glogau gebracht.

27. Februar 1759

28. Februar 1759

Die Reichstruppen übergeben Erfurt mit Capitulation an die Preußen.

März.

A.

2. März 1759

Der König in Breslau - schickt an Voltaire verschiedene Verse und Aufsätze. Aus dem Antwortschreiben Voltaire's vom 29. März (im Freimüthigen 1804, S. 150) sieht man, daß darunter auch die beiden Aufsätze: Über die Satyre, und die Lobrede auf den Schuster Reinhard gewesen sind). In seinem Briefe sagt der König unter andern: - etc. "Meine Verse sind nicht für das Publikum geschrieben. Ich besitze weder hinlängliche Imagination, noch bin ich der Sprache genug mächtig, um gute Verse zu machen, und die<371> mittelmäßigen sind unerträglich. Man duldet sie unter Freunden, und das ist auch Alles. etc.

Ich komme nun auf den Punkt, der Ihnen am meisten am Herzen zu liegen scheint, und gebe Ihnen mein Wort, nicht mehr an das Vergangene zu denken; aber lassen Sie vorher einen Mann (Maupertuis) in Frieden sterben, den Sie grausam verfolgt haben, und der nach aller Wahrscheinlichkeit nur noch wenige Tage zu leben hat. etc." - Dann fodert der König ihn nochmals auf, seiner verstorbenen Schwester ein Denkmal "in Prosa oder in Versen" zu stiften.

12. März 1759

Der König an Voltaire:

- etc. "Je älter man wird, desto mehr überzeugt man sich, daß Se. Majestät der Zufall drei Viertheile des Tagewerks in dieser elenden Welt verrichtet, und daß diejenigen, die sich die Klügsten dünken, die Thörigsten von der zweifüßigen unbefiederten Thierart sind, zu welcher wir zu gehören die Ehre haben."

Aus einem Antwortschreiben Voltaire's vom 27. März 1759 sieht man, daß er den Kammerherrnschlüssel und den Orden pour les mérites nicht wieder erhalten hatte, obgleich er seinen Freunden schreibt, der König habe ihm beides von selbst wieder zugeschickt. (Lettre à Darget. Lausanne ce 8 Janv. 1758 in: V. peint par lui même etc. p. 223).

24. März 1759

Der König aus Breslau, geht durch Schweidnitz, wo er den kranken General von Kyau besucht, und dann nach Rohnstock.

B.

2. März 1759

Der König läßt eine Erklärung wegen seines Einfalls in Polen und der Wegführung des Fürsten Sulkowsky zu seiner Rechtfertigung bekannt machen.

10. März 1759

Die Preußen verlassen Erfurt wieder.

12. März 1759

Der Generalmajor von Wobersnow kommt von seiner Expedition aus Polen, wo er die Russischen Magazine vernichtet hat, zurück.

<372>

April.

A.

1. April 1759

Der König von Rohnstock nach Bolkenhayn.

5. April 1759

In Hirschberg, wo er bis den 6ten bei Herrn Kahl auf Kemnitz übernachtet, und wieder nach Volkenhayn zurückkehrt.

10. April 1759

Aus Volkenhayn in's Lager bei Landshut und zurück.

11. April 1759

Der König an Voltaire:

- etc. "Ich bediene mich aller meiner Waffen gegen meine Feinde, und gleiche dem Stachelschwein, das seine sämtlichen Stacheln aufrichtet, um sich damit zu vertheidigen. Daß die meinigen gut sind, behaupte ich eben nicht, aber man muß von allen seinen Kräften, so wie sie nun einmal sind, Gebrauch machen, etc. Man scheint in diesem Krieg alles rechtliche Betragen und allen Wohlstand vergessen zu haben. Die gebildetsten Nationen führen Krieg, wie die wilden Thiere. Ich schäme mich der Menschheit, und erröthe für das Jahrhundert. Lassen Sie uns nur die Wahrheit gestehen: die schönen Wissenschaften und die Philosophie verbreiten sich nur unter die kleinere Anzahl; der große Haufe, das Volk und der Pöbel unter dem Adel bleiben das, wozu die Natur sie geschaffen hat, das heißt: wilde Thiere."

12. April 1759

Nach Landshut, er logirt bei dem Kaufmann Deyber.

18. April 1759

An Voltaire:

- etc. "Jeder, der nicht ein geborner Franzose oder lange in Paris wohnhaft gewesen ist, kann die Sprache nicht so vollkommen in seiner Gewalt haben, um gute Verse oder elegante Prosa darin zu schreiben. Ich lasse mir in diesem Stücke hinlänglich Gerechtigkeit widerfahren, und bin der erste, der meine Armseligkeiten nach ihrem wahren Werth würdigt, aber sie unterhalten und zerstreuen mich, und das ist denn auch ihr einziges Verdienst, etc. Beredtsamkeit und Dichtkunst verlangen, daß man sich ihnen ganz widmet, und mich nöthigt gegenwärtig meine Pflicht, mich sehr ernsthaft auf etwas An<373>deres zu legen. etc. Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie noch ordentlicher Kammerherr des Vielgeliebten (Ludwig XV.) sind. Indeß werden Sie durch sein Patent nicht unsterblich werden, sondern Ihre Apotheose nur der Henriade, dem Ödip, dem Brutus, der Semiramis, der Merope, dem Herzog de Foix etc. verdanken. Diese werden Sie berühmt machen, so lange es noch Menschen, welche die Wissenschaften kultiviren, Leute von Geschmack und Liebhaber des göttlichen Talents, das Sie besitzen, auf der Erde giebt.

Ich für mein Theil verzeihe Ihnen wegen Ihres Genies alle die Kabalen und Intriguen, die Sie mir in Berlin spielten, alle Libelle aus Leipzig, und Alles, was Sie gegen mich sagten oder drucken ließen. Es war stark, hart und viel; indeß habe ich nicht den geringsten Groll mehr. etc."

20. April 1759

An Fouqué:

- etc. "Uns kann nicht Alles nach Wunsch gelingen, liebster Freund. Inzwischen muß man dem Glücke nachjagen. Bisweilen findet man es, wo man seiner am wenigsten gewärtig ist, bisweilen läßt uns die flatterhafte arge Buhlerin im Stich, nachdem sie uns durch ihre treulosen Liebkosungen an sich gezogen hat."

22. April 1759

An Voltaire. - Der König kritisirt eine Dichtung (Trauerode) Voltaire's sehr gründlich.

?? April 1759

Der König in Schweidniß.

?? April 1759

In Neisse (beide Angaben nach Ösfeld, doch ist des Königs nachstehender Brief an Voltaire vom 28sten in den hinterl. W. IX. 190 noch Landshut überschrieben. Vergl. unten, den 29sten).

28. April 1759

Der König an Voltaire:

- etc. "Sie glauben, man habe nur aus Ehre Muth; aber ich sage Ihnen ganz dreist: es giebt mehrere Arten desselben; eine, die aus Temperament entspringt, und für den gemeinen Soldaten vortrefflich paßt; eine andere, die aus Nachdenken entsteht, und dem Officier angemessen ist; eine dritte,<374> die von der Liebe zum Vaterlande erregt wird, und die ein jeder guter Bürger haben sollte; endlich die, welche ihren Ursprung der Schwärmerei des Ruhms verdankt, und die man an Alexander, Cäsar, Karl XII. und dem großen Condé bewundert. Das sind die verschiedenen Instinkte, die den Menschen zu Gefahren hintreiben. Die Gefahr an sich selbst hat nichts Anziehendes oder Reizendes; aber man denkt eben nicht an sie, wenn man einmal darin ist."

29. April 1759

Der König in Landshut. (Oeuv. posth. VII. 249 und hinterl. Werke VII. 15).

29. April 1759

Mittags um 1 Uhr traf der König in Neisse ein, laut seines Briefes an Fouqué. (Mém. du etc. Fouqué p. 144).

30. April 1759

Traf der König früh halb 6 Uhr bei dem General Fouqué in Deutsch-Kamnitz ein, und noch denselben Morgen in Oppersdorf.

B.

10. April 1759

Die Preußen erobern die Peenemünder Schanze.

13. April 1759

Treffen bei Bergen; der Herzog Ferdinand kann die feindliche Position unter Broglio nicht überwältigen, und muß sich zurückziehen. Der Prinz von Isenburg tödtlich verwundet.

14. April 1759

Prinz Heinrich rückt in Böhmen ein.

15. April 1759

Treffen bei Commotau (Hülsen gegen Reichardt).

24. April 1759

Prinz Heinrich kommt mit seinem Corps nach Sachsen (in Groß-Sedlin) zurück.

26. April 1759

Die Franzosen unter de Ville rücken in Ober-Schlesien bis Neustadt vor, und bald darauf auf Zuckmantel.

28. April 1759

Prinz Heinrich geht mit seiner Armee nach Franken.

Mai.

A.

1. Mai 1759

Der König marschirt auf Zuckmantel, greift selbst den General de Ville an, und schlägt ihn. (Ganz falsch giebt Ösfeld Schweidnitz als Hauptquartier des Königs an).

2. Mai 1759

Der König geht nach Landshut. Hier blieb er bis den 20sten.<375> Während dieses Aufenthalts ließ er die reitende Artillerie bei der Armee einführen.

In den hinterl. Werk. IX. 194 ist ein Brief des Königs "Wilsdruf, d. 18. Mai 59" überschrieben, was ein Irrthum ist. Nach Kabinetsordres des Königs war er bestimmt den 3ten, 5ten, 8ten, 13ten, 18ten, 20sten, 22sten in Landshut.

12. Mai 1759

Der König an d'Argens:

- etc. "Die Feinde machen mir viel zu schaffen etc. Schelten Sie nicht, wenn ich immer auf mein altes Kapitel zurückkomme. Es beschäftigt mich, wie billig, so stark, daß die Anstrengung, womit ich auf meine Manövres sinne, alle Kräfte meines Geistes verschlingt. Ich lese nun Nichts, als den Lukrez und Ihre Briefe. Meine Maschine fängt an, aus dem Gange zu kommen, mein Körper ist abgenutzt, mein Geist erlischt, und meine Kräfte verlassen mich. Allein die Ehre spricht, und ich denke und handle durch sie. etc."

20. Mai 1759

21. Mai 1759

Der König in Libau. Hier hat ein Gefecht mit den Panduren Statt, dem der König selbst beiwohnte.

21. Mai 1759

In Landshut.

22. Mai 1759

In Landshut und in Reichhennersdorf.

24. Mai 1759

In Landshut.

27. Mai 1759

In Reichhennersdorf.

28. Mai 1759

Der König an d'Argens:

- etc. "Meine Geschäfte werden sehr schwer zu führen etc. - Der Feind in der Gegend von Schlesien ist 90000 Mann stark, und ich habe ungefähr nur 50000 ihm entgegen zu stellen. Die Verlegenheit wird sich dann erst recht merklich zeigen, wenn die Armeen den Feldzug eröffnen. Wir werden viele Geschicklichkeit, Kunst und Tapferkeit anwenden müssen, um der drohenden Gefahr zu entgehen. etc. - Die Hauptsache, den schwersten Knoten, haben wir noch vor uns, und man muß abwarten, was das Schicksal beschließen wird. Doch was es auch thun mag, meine Philosophie wird es nicht stören.

<376>

Gesundheit und Zufriedenheit des Herzens? daran denke ich nicht, und beide sind nur sehr gleichgültig. Ich sehe wohl, mein lieber Marquis, daß Sie so verblendet sind, wie das Publikum. In der Ferne mag meine Lage vielleicht einigen Glanz von sich werfen, kämen Sie aber näher, so würden Sie Nichts als dicken und undurchdringlichen Rauch finden. Fast weiß ich nicht mehr, ob es ein Sanssouci in der Welt giebt; der Ort sei wie er wolle - der Name (Sorgenfrei) gehört nicht mehr für mich. Kurz, lieber Marquis, ich bin alt, traurig und melancholisch. Von Zeit zu Zeit blicken noch einige Funken von meiner ehemaligen Laune auf, aber sie erlöschen geschwind, weil sie von keiner Gluth unterhalten werden. Es sind Blitze, die aus dunkeln Wetterwolken hervorbrechen. Ich rede aufrichtig mit Ihnen; sähen Sie mich, Sie würden keine Spur mehr von dem erkennen, was ich ehemals war, sondern einen alten Mann erblicken, der schon grau wird, die Hälfte seiner Zähne verloren hat, und dem es an Frohsinn, an Feuer und Imagination fehlt, etc. - Das, mein Lieber, sind die Wirkungen, nicht sowohl der Jahre, als der Sorgen, und die traurigen Erstlinge der Hinfälligkeit, die uns der Herbst unsers Lebens unfehlbar bringt.

Diese Betrachtungen machen mich sehr gleichgültig gegen das Leben, und geben mir gerade die Stimmung, in der ein Mensch sein muß, der das Geschick hat, sich auf Leben und Tod schlagen zu müssen. Mit einer solchen Gleichgültigkeit gegen das Leben kämpft man muthiger, und verläßt diesen Aufenthalt ohne Bedauern. etc."

B.

7. Mai 1759

8. Mai 1759

Die Russen streifen wieder bis Bütow.

8. Mai 1759

In Berlin entstand auf dem Mühlendamm ein großer Brand, der mehrere Tage dauerte.

16. Mai 1759

Die Preußen rücken in's Bambergische ein.

21. Mai 1759

Der General Soltikof übernimmt den Oberbefehl über die sehr verstärkte Russische Armee.

<377>

23. Mai 1759

Die Preußen verlassen das Bambergische und nach und nach Franken, und rücken wieder in Sachsen ein.

Juni.

A.

Juni 1759

Der König in Reichhennersdorf bis den 29sten.

10. Juni 1759

Der König an Voltaire:

- etc. "Ihre Nichte hat ihren stolzen Eifer für ihre Nation ausbrechen lassen, und mich verbrannt, wie ich es in Berlin mit Ihnen machte (d. Akakia), und wie es Ihnen nachher auch in Frankreich ging. Ihre Landsleute sind alle halb wahnsinnig, wenn die Frage von der Präeminenz ihres Königreichs ist. etc. - Sie aber, der Sie Sich nicht schlagen werden - mokiren Sie Sich um's Himmels willen über Niemand. Sein Sie ruhig und glücklich, da Sie keine Verfolger haben. etc."

Nachschrift. "Aber wollen Sie denn erst im siebzigsten Jahre verständig werden? Lernen Sie doch endlich Ihrem Alter, was für ein Ton schicklich ist, wenn man an mich schreibt. Begreifen Sie doch, daß es erlaubte Freiheiten, aber auch Unverschämtheiten giebt, die für Gelehrte und für schöne Geister unerträglich sind.

Werden Sie doch endlich philosophisch, d. h. vernünftig. Möchte der Himmel, der Ihnen so viel Witz zugetheilt hat, Ihnen doch auch verhältnißmäßigen Verstand geben! Ließe sich das thun, so wären Sie der erste Mann in dem Jahrhundert, und vielleicht der größte, den die Erde gehabt hätte. Und das wünsche ich Ihnen."

Dieser Brief bezieht sich auf ein Schreiben Voltaire's vom Mai, darin er, unter andern Witzeleien und Sticheleien auch eine Fabel von einem Löwen und einer Katze vorbringt, und dann mit den Worten schließt: Sire, die Katze küßt in Unterthänigkeit Ihre schöne Klaue etc.

<378>

29. Juni 1759

An denselben:

"Lebte ich in den alten Ritterzeiten, so würde ich Ihnen sagen: "Ihr habt in Euern Hals hineingelogen, da Ihr vor aller Welt behauptet, daß ich Euch geschrieben, Ihr solltet meine Geschichte von Brandenburg gegen die Albernheiten vertheidigen, die ein Abbé in ic oder ac davon sagt." Ich kümmere mich sehr wenig um meine Werke, da ich nicht so viel enthusiastische Liebe für sie habe, wie die berühmten Schriftsteller für das geringste Wort, das ihnen entfällt. Weder für meine Prosa, noch für meine Verse, werde ich mich mit irgend Jemand schlagen, und man kann davon urtheilen, was man will, ohne daß es mir schlaflose Nächte verursacht. etc."

30. Juni 1759

Der König in Sagan.

B.

2. Juni 1759

Der Feldmarschall von Kalkstein (Friedrich's ehemaliger Gouverneur) stirbt in Berlin, 77 Jahr alt.

10. Juni 1759

Die Alliirten verlassen Cassel und Umgegend.

14. Juni 1759

Russische leichte Truppen streifen bis Guhrau (Schlesisch).

15. Juni 1759

General Dohna marschirt nach Polen, um die von daher anrückenden Russischen Corps aufzuhalten, was ihm wegen ihrer Übermacht nicht gelingt.

29. Juni 1759

Die Preußen nehmen Schatzlar in Böhmen.

Juli.

A.

Juli 1759

Der König in Reichhennersdorf.

2. Juli 1759

Der König an Fouqué:

- etc. "Sobald muß man nicht ungeduldig werden etc. - Auf zweierlei muß ich mein Augenmerk richten, darauf: Landshut zu decken, und dann, zu verhindern, daß man mich mich von Glatz abschneidet - es wird ein wenig schwer halten etc."

2. Juli 1759

An Voltaire:

"Ja, Deine Muse höhnet mich,
Wenn sie den Frieden von mir fleht.<379> Ich sehne herzlich mir den Tag,
Der ihn erblühen läßt, herbei. etc.

Glauben Sie denn, es sei ein Vergnügen, ein solches unseliges Leben zu führen, Unbekannte ermorden zu sehen und ermorden zu lassen, täglich Bekannte und Freunde zu verlieren, seinen Ruf ohne Unterlaß dem Eigensinn des Ungefährs darzubieten, das ganze Jahr in Unruhe und Vesorgniß hinbringen, und sein Leben und sein Glück unaufhörlich in Gefahr zu setzen? Ich kenne in der That den Werth der Ruhe, die Annehmlichkeiten der Gesellschaft, die Vergnügungen des Lebens, und bin eben so gern glücklich als jeder Andere, wer es auch sein mag. Aber ob ich mir gleich alle diese Güter wünsche, so will ich sie doch nicht durch Niederträchtigkeiten und Infamieen erkaufen. Die Philosophie erinnert uns, unsere Pflicht zu thun, unserm Vaterland auf Kosten unsers Blutes und unsrer Ruhe zu dienen, und ihm uns selbst aufzuopfern. etc."

Der übrige Theil des Briefes ist ziemlich launig, ihm ist auch die Satyre: Daun's Brief an den Pabst, beigelegt. Der König sagt dabei: "Indessen schicke ich Ihnen einen Akakia gegen Se. Heiligkeit, der, wie ich mir schmeichle, Dero frommes Herz erbauen wird." Dieser Brief an den Pabst: Brüssel, den 8. Juli 1759, enthält unter andern Daun's Dank für den von, Papst empfangenen geweihten Hut und Degen, das Versprechen, die Ketzer ausrotten zu helfen etc. (Suppl. 3. Bd. S. 221).

6. Juli 1759

Der König von Reichhennersdorf nach Waltersdorf bei Löwenberg. (Am 5ten soll der König sein Haupt- oder Nachtquartier in Hirschberg gehabt haben, wie Ösfeld angiebt, indeß sind zwei Kabinetsordres vom 5ten und 6ten, noch aus Reichhennersdorf datirt).

9. Juli 1759 und 10. Juli 1759

In Wünschendorf (Lager bei Lähn).

10. Juli 1759

In Dürings-Vorwerk, bei Schmotseissen.

Hier machte der König sein Testament. Er beschwor den<380> Prinzen Heinrich, den er zum Vormund seines Neffen bestellt, nie in einen dem Hause Brandenburg schimpflichen Frieden zu willigen, wenn er das Unglück haben sollte, zu bleiben oder gefangen zu werden. (Retzow II. 96, 97).

Wahrscheinlich geschah es kurz vor seinem Abmarsch am 23sten, wo er mit dem Entschluß, den Russen eine große Schlacht zu liefern, über Sagan nach der Gegend von Frankfurt ging, wo auch die unglückliche Schlacht erfolgte.

18. Juli 1759

Der König an Voltaire:

"Sie sind doch wirklich ein sonderbares Geschöpf; wenn ich Lust habe, mit Ihnen zu schmälen, so sagen Sie mir zwei Worte, und der Verweis stirbt mir in der Feder.

Bei Deinem glücklichen Talent
Uns zu bezaubern, ward Dir noch
So viele Anmuth, Geist und Kunst;
Wenn Deine Bosheit mich erzürnt,
Verzeih' ich doch dem Arouet.
In meiner tiefgerührten Brust
Entwaffnet er so ganz den Zorn.

So verfahren Sie mit mir. etc. - etc. Ich weiß wohl, daß ich einen Abgott aus Ihnen gemacht habe, so lange ich Sie weder für einen Kabalenmacher, noch für boshaft hielt. Sie haben mir aber schlimme Streiche von so mancherlei Art gespielt - - - Genug davon. Ich habe Ihnen mit christlichem Herzen alles vergeben. Am Ende haben Sie mir mehr Vergnügen gemacht, als wehe gethan.

Wenn Sie keine Fehler hätten, so würden Sie das Menschengeschlecht zu sehr demüthigen. etc."

24. Juli 1759

Der König erhält die Nachricht, daß der General von Wedel von den Russen bei Palzig (Kay und Züllichau) geschlagen worden.

29. Juli 1759 bis 30. Juli 1759

In der Nacht bricht der König von Dürings-Vorwerk (Schmotseiffen) auf, und geht nach Sagan.

31. Juli 1759

Von Sagan nach Christiansstadt. Abends nach Sommerfeld.

<381>

9. Juli 1759

10. Juli 1759

Die Franzosen, unter Broglio, nehmen Minden.

15. Juli 1759

Herzog Ferdinand besetzt Bremen.

16. Juli 1759

Der Östreichische General Harsch rückt in Schlesien ein.

17. Juli 1759

General Dohna rückt in das Lager bei Züllichau, bald nachher übernimmt General von Wedel das Obercommando.

20. Juli 1759

Die Russen rücken über Halzen nach Züllichau vor.

23. Juli 1759

Treffen bei Palzig (Kay und Züllichau). Der Russische General Soltikof schlägt die Preußen unter General von Wedel; sie verloren gegen 8000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen. General Wobersnow ward dabei getödtet.

25. Juli 1759

Die Franzosen nehmen Münster.

27. Juli 1759

Stirbt Maupertuis in Basel.

Die Russen ziehen sich nach Frankfurt a. d. O., und die Östreicher, unter Laudon, durch die Nieder-Lausitz, um sich mit den Russen zu vereinigen.

31. Juli 1759

Soltikof besetzt Frankfurt a. d. O.

August.

A.

1. August 1759

Der König in Sommerfeld.

2. August 1759

In Markersdorf.

3. August 1759

Früh um 3 Uhr nach Beeskow.

Von hier schrieb der König an den Minister von Finkenstein: "Nach schrecklichen und furchtbaren (cruelles et terribles) Märschen bin ich so eben hier angekommen. Ich bin sehr erschöpft. Sechs Nächte sind es, daß ich kein Auge zugethan habe. Adieu."

4. August 1759

In Müllrose bis den 7ten.

7. August 1759

In Wulkow bis den 10ten.

8. August 1759

Der König an den Minister von Finkenstein:

"Ich habe viel Anordnungen zu machen, und große Schwierigkeiten zu überwinden, aber man muß das Vaterland ret<382>ten, und nicht es preisgeben. Es ist mehr als jemals Klugheit, und mehr Unternehmungsgeist nöthig; indeß, ich werde thun und unternehmen, alles, was ich glaube, das thunlich und möglich ist, dabei befinde ich mich in der Notwendigkeit, zu eilen, um den Absichten, die Haddick auf Berlin haben könnte, zuvorzukommen. Adieu, mein Lieber. Entweder werden Sie in Kurzem ein de profundis oder ein te deum singen."

10. August 1759 bis 11. August 1759

Nachts geht der König bei Reitwein über die Oder bis Bischofssee, wo er die Nacht zubringt.

12. August 1759

Unglückliche Schlacht des Königs bei Kunersdorf gegen die Russen, unter Soltikof, und Östreicher, unter Laudon. Nach Tempel Hof betrug die Stärke der Preußischen Armee ungefähr 44700 Mann, darunter 14000 Mann Kavallerie, die des Feindes circa 60000 Mann. Die Preußen verloren:

an Todten 89 Officiere und 5969 Mann,
Verwundeten 411 10676
Gefangenen u. Vermißten 34 1316
534 Officiere und 17961 Mann.

Es gingen verloren: 172 Geschütze, 26 Fahnen, 2 Standarten. Die anfänglich eroberten 90 Russischen Geschütze gingen wieder mit verloren.

Unter den Todten war der General Puttkammer, unter den Blessirten die Generale von Seidlitz, Prinz von Würtemberg, von Itzenplitz, von Hülsen, von Fink, von Wedel, von Knoblauch, von Klitzing, von Stutterheim, von Platen und von Sparr. Auch fiel hier der als Dichter bekannte Major Ewald von Kleist. Er wurde schwer verwundet nach Frankfurt gebracht, wo er bald nachher starb, und von den Russen sehr ehrenvoll beerdigt wurde.

Den König traf eine Musketenkugel, die sein in der Westentasche befindliches Etui beschädigte und dabei liegen blieb. (Sie kam in Besitz des von Catt, in dessen Nachlaß man sie, in einer goldenen Dose aufbewahrt, fand. Wilken<383> Verl. W. Kalender 1827, S. 93). Auch zwei Pferde wurden unter ihm verwundet. (Nicolai Anecdoten IV. 64, und Archenholz Gesch. d. siebenj. Krieges 1793. I. 391). Als er das dritte Pferd bestieg, welches der Flügeladjutant Götz (es war sein eigenes) ihm zuführte, bat man den König dringend, diesen gefährlichen Ort zu verlassen. Er antwortete aber: "Wir müssen alles versuchen, um die Schlacht zu gewinnen, und ich muß hier so gut wie Ihr meine Schuldigkeit thun." Bei'm Rückzuge, der theilweise in Flucht überging, entstand ein entsetzliches Gedränge, und der König, der unter den Letzten war, die das Schlachtfeld verließen, war in größter Gefahr, gefangen zu werden; er glaubte sich schon verloren, und sagte dies zu dem damaligen Rittmeister Prittwitz. Dieser heldenmütige Officier aber antwortete: "Nein, Ihro Maj., das soll nicht geschehen, so lange noch ein Athem, in uns ist." Er griff sogleich mit nur etwa hundert Husaren die verfolgenden Kosacken an, und verschaffte so dem König Zeit, sich zu retten. (Archenholz I. 394. Hinterl. Werke IV. 34).

Der Verlust des Feindes war ebenfalls sehr beträchtlich. Nach den eigenen Angaben verloren sie an Todten, Verwundeten und Vermißten: 554 Offiziere und 13293 Gemeine, unter den Blessirten waren 6 Generale. Das Laudonsche Corps hatte 116 Officiere todt, verwundet und vermißt, so daß sich der Totalverlust der Russisch-Östreichischen Armee auf 670 Officiere und 15506 Gemeine belief. Soltikof schrieb an die Kaiserin von Rußland: "Der König von Preußen pflegt seine Niederlagen theuer zu verkaufen; wenn ich noch einen solchen Sieg erfechten sollte, werde ich die Nachricht davon mit dem Stab in der Hand allein überbringen müssen." (Gesch. des siebenj. Krieges etc., bearb. von Officieren des großen Generalstabes. Berlin 1828. III. 122 etc.).

Besondere Schriften über diese furchtbar blutige Schlacht sind: J. L. Kriele, ausführliche und zuverläßige hist.-milit.<384> Beschreibung der Schlacht bei Kunersdorf etc., mit einem großen Plan. Berlin 1801. - Seidel, kurze Nachricht von der Schlacht bei Kunersdorf etc., nebst einigen wichtigen Vorfällen vor und nach der Schlacht, von einem Augenzeugen etc. Frankfurt (1809). - Eine Zusammenstellung aller verschiedenen Nachrichten von dieser Schlacht, nebst gründlicher Untersuchung und Beurtheilung etc. findet man in dem Militärischen Wochenblatt Nr. 550-557.

Der König wendete sich nach der Schlacht nach der Oder bei Reitwein, und brachte die Nacht in einem von den Russen halb zerstörten Bauerhause des Dorfes Ötscher zu. Von hier aus sandte er gleich einen Jäger mit einem Schreiben nach Berlin, darin er mit wenigen Worten sagt, daß er jetzt außer Stand sei, die Stadt zu schützen, daher alle die vornehmsten und reichsten Einwohner sich nach Möglichkeit mit ihrem Vermögen entfernen möchten.

In größter Verzweiflung schrieb er auch an den Minister von Finkenstein folgenden Brief:

"Den 12. August 1759."

"Diesen Morgen um 11 Uhr habe ich den Feind angegriffen. Wir haben ihn bis an den Judenkirchhof bei Frankfurt getrieben, alle meine Truppen haben sich hingegeben und Wunder gethan (ont donné et ont fait des prodiges), aber dieser Kirchhof hat uns eine Menge Menschen gekostet, unsere Leute sind in Unordnung gekommen, ich habe sie drei Mal wieder gesammelt, endlich glaubte ich selbst dem Feind in die Hände zu fallen, und sah mich gezwungen, das Schlachtfeld zu räumen. Meine Kleider sind von Kugeln durchlöchert, und zwei Pferde sind mir unter dem Leibe getödtet, mein Unglück ist, daß ich noch lebe. Unser Verlust ist sehr beträchtlich; von einer Armee von 48000 Mann habe ich jetzt, da ich dieses schreibe, überhaupt keine 3000, und ich bin nicht Herr meiner Leute; man wird in Berlin wohlthun, auf seine Sicherheit zu denken. Das ist ein grausamer Schlag, ich<385> werde ihn nicht überleben. Die Folgen dieser Schlacht sind schlimmer, als die Schlacht selbst, ich habe keine Rettungsmittel mehr, und - um nicht zu lügen - ich glaube, es ist alles verloren, ich werde den Verlust meines Vaterlandes nicht überleben. Adieu, auf immer."

12. August 1759

Der König an d'Argens:

"Gestern schrieb ich Ihnen, Sie möchten kommen, aber heute verbiete ich es Ihnen. Daun ist in Kotbus, er marschirt nach Lübben und Berlin. Fliehen Sie diese unglücklichen Gegenden. Diese Nachricht zwingt mich, die Russen zwischen hier und Frankfurt noch einmal anzugreifen. Sie können glauben, daß dies ein verzweifelter Entschluß ist. Es bleibt mir kein anderes Mittel übrig, um nicht auf der einen oder andern Seite von Berlin abgeschnitten zu werden. Ich will den muthlosen Truppen Branntwein geben lassen, und durch dieses Mittel ihnen mehr Muth einzuflößen suchen, aber ich verspreche mir keinen Erfolg. Mein einziger Trost besteht darin, daß ich mit dem Degen in der Hand sterben werde. Leben Sie wohl, mein Lieber. Für die Zuneigung, die Sie gegen mich äußern, danke ich Ihnen. Sie können überzeugt sein, daß ich mich bis zum letzten Athemzuge dankbar daran erinnern werde."

Schon den 14ten antwortete der dem König innig ergebene d'Argens, theilnehmend, tröstend und ermuthigend:

"Sire. Es begegnet Ihnen Nichts, als was auch Cäsar und Türenne, und, mehr als ein Mal, dem großen Condé begegnet ist. Wenn Sie nur das über sich gewinnen, Sich fassen zu können, für Ihre Gesundheit zu sorgen, und die Hülfsquellen zu benutzen, die Ihre Einsichten Ihnen darbieten, so wird Alles in Kurzem wieder gut gemacht sein. Es schmerzt mich unendlich, daß ich jetzt nicht um Sie bin etc. Aber um Ihres Volks, um Ihres Ruhmes willen, der bei allen Widerwärtigkeiten, die Sie treffen können, unsterblich bleiben wird, überlassen Sie Sich nicht Gemüthsbewegungen,<386> die Ihrer Gesundheit schaden können, und dadurch Ihrem Volke nachtheiliger sind, als der Verlust mehrerer Schlachten. etc. Wo ist der Fürst, der Held, der nicht zuweilen dem Strome der Begebenheiten hätte weichen müssen, etc."

13. August 1759

Der König geht von Ötscher nach Reitwein, und mit den Truppen daselbst über die Oder. In Reitwein blieb der König bis den 16ten. Es hatten sich indeß eine Menge Versprengter wieder bei den Fahnen eingefunden, auch war der General Wunsch, der kurz vor der Schlacht die Russen aus Frankfurt vertrieben hatte und daselbst stehen geblieben war, nach der Schlacht aber die Stadt verlassen mußte, mit seinem Corps zum König gestoßen. Das Kleistsche Corps, welches in der Gegend von Anklam gegen die Schweden stand, erhielt Befehl, ebenfalls sich mit der Armee des Königs zu vereinigen, und von Berlin und Cüstrin wurden Geschütze und Munition herbeigeschafft, so daß die Armee bald wieder geordnet, verstärkt und mit allem Benöthigten versehen war, und der Feind nicht wagte, etwas Ernstliches gegen den König weiter zu unternehmen. Dennoch hielt derselbe seine Lage für so verzweifelt, daß er in der ersten Betäubung das Commando der Armee seinem Bruder Heinrich übergeben wollte, wie aus seinen nachstehenden Anordnungen hervorgeht. Sie kamen jedoch nicht zur Ausführung.

13. August 1759

In Reitwein schrieb der König "eine Instruction für den General Fink." "Der General Fink kriegt eine schwere Commission, die unglückliche Armee, so ich ihm übergebe, ist nicht mehr im Stande, mit den Russen zu schlagen. Haddick wird nach Berlin eilen, vielleicht Laudon auch; geht der General Fink diesen beiden nach, so kommen die Russen ihm in (den) Rücken, bleibt er an der Oder stehen, so kriegt er den Haddick diesseits, indessen so glaube, daß wenn Laudon nach Berlin wollte, Solchen könnte er unterwegs attaquiren und schlagen, solches, wo es gut geht, giebt dem Unglück einen Anstand und hält die Sachen auf. Zeit gewonnen, ist sehr<387> viel bei diesen desperaten Umständen, die Zeitung aus Torgau und Dresden, wird ihm Cöper mein Sekretär geben, er muß Meinen Bruder, den ich Generalissimus bei der Armee declariret, von Allem berichten. Dieses Unglück ganz wieder herzustellen geht nicht an, indessen was mein Bruder befehlen wird, das muß geschehen, an meinem Neveu muß die Armee schworen. Dieses ist der einzige Rath, den ich bei den unglücklichen Umständen im Stande zu geben bin, hätte ich noch Nesourcen, so wäre ich dabei geblieben. Friedrich."

14. August 1759

An den General von Schmettau, welcher um diese Zeit das Commando in Dresden hatte, schrieb der König, in Beziehung auf seine vorstehend erwähnten Anordnungen etc. unter andern aus Reitwein, nachdem er des erlittenen "Echec" erwähnt: "Da mir eine Krankheit zugestoßen ist, welche jedoch, wie ich glaube, keine schlimmen Folgen haben wird, habe ich indessen das Commando meiner Truppen dem General-Lieutenant von Fink gelassen, dessen Ordres Sie eben so auszuführen haben, als wenn sie unmittelbar von mir selbst kämen etc." Dabei sagt er ihm noch, daß wenn er in den Fall komme, sich unmöglich in Dresden halten zu können, er dahin sehen müsse, eine gute Capitulation und freien Auszug mit der ganzen Garnison, Kassen, Magazine, Lazarethe, und Allem, was der Armee gehört, zu erhalten etc. (Tempelhof III. 239).

16. August 1759

Der König in Madlitz (auf dem Wege von Reitwein nach Fürstenwalde). Hier schreibt der König an d'Argens: "Wir sind unglücklich gewesen, mein lieber Marquis, allein durch meine Schuld. Der Sieg war auf unserer Seite 387-+, er würde vollkommen gewesen sein, wenn unsere Infanterie nicht zu ungeduldig gewesen wäre, und zur Unzeit das Schlachtfeld<388> verlassen hätte. Der Feind marschirt heute nach Müllrose, um sich mit Haddick zu vereinigen. Die Russische Infanterie ist fast gänzlich aufgerieben. Alles, was ich von dem Reste meiner Armee zusammenbringen können, belauft sich auf 32000 Mann. Ich will mich ihnen in den Weg stellen und mich erwürgen lassen oder die Hauptstadt retten. Das, sollte ich meinen, wird man doch für keinen Mangel an Standhaftigkeit halten. Für den Erfolg stehe ich nicht. Hätte ich mehr als Ein Leben, ich würde es für mein Vaterland lassen. Mißlingt mir aber dieser Streich, so glaube ich, es hat weiter Nichts an mich zu fodern, und es wird mir erlaubt sein, an mich selbst zu denken. Alles hat sein Maaß. Ich trage mein Unglück ohne den Muth zu verlieren. Allein ich bin fest entschlossen, gleich nach diesem Streiche, wenn er fehlschlägt, mir einen Ausweg zu suchen, um nicht länger das Spiel irgend eines Zufalls zu sein. Ich weiß weder, wo Sie sind, noch, was aus Ihnen werden wird, allein sollte ich Ihnen etwas rathen, so wäre es, den Ausgang der Sache in Potsdam oder Brandenburg abzuwarten, und wie auch dieser sein mag, so erinnern Sie Sich eines Freundes, der Sie liebt, und bis zum letzten Augenblick schätzen wird.

Friedrich."

N. S. "Ich bin hier auf dem Gute des Majors Fink, eines Bruders vom Minister, wo die Kosacken geplündert haben, doch geht der Schaden nicht über einige hundert Thaler. Leben Sie wohl, mein Lieber, studiren Sie in dieser kritischen Zeit den Zeno, und lassen den Epikur ruhen."

18. August 1759

Der König in Fürstenwalde bis den 30sten.

Am 22sten schrieb er an d'Argens, von dem er inzwischen noch zwei Trost- und Ermuthigungsbriefe erhalten hatte:

"Sie machen einer Armee Lobsprüche, mein Lieber, die keine verdient hat. Die Soldaten haben gute Beine gehabt, davon zu laufen, hatten aber keine, den Feind anzugreifen 388-+.<389> Schlagen werde ich mich allerdings, doch hoffen Sie Nichts von dem Ausgange. Ich verspreche mir nichts Gutes davon. Meine unverletzliche Treue gegen mein Vaterland, die Ehre, die bringen mich dahin, Alles zu unternehmen. Allein zu diesen Empfindungen gesellt sich diesmal die Hoffnung nicht. Nur ein glücklicher Zufall kann uns retten. Gehen Sie in Gottes Namen nach Tangermünde, wo Sie wohl aufgehoben sein werden, und warten da ab, was das Schicksal über uns beschließen wird.

Morgen recognoscire ich den Feind; läßt sich was thun, so geschieht es übermorgen. Bleibt aber der Feind auf dem Frankfurter Weinberge stehen, so werde ich es gewiß nicht wagen, ihn anzugreifen.

Nein, die Marter des Tantalus, die Pein des Prometheus, die Strafe des Sisyphus sind nichts in Vergleich mit dem, was ich seit zehn Tagen leide. Der Tod ist süß gegen ein solches Leben. Haben Sie Mitleiden mit meinem Zustande, glauben Sie nur, daß ich noch viel schlimmere Dinge verberge, womit ich Niemand weder betrüben, noch beunruhigen mag, und daß ich Ihnen nicht den Rath geben würde, aus jenen unglücklichen Gegenden fortzugehen, wenn ich irgend einen Strahl von Hoffnung hätte. Leben Sie wohl, mein Lieber, beklagen Sie mich und erinnern Sie Sich eines Freundes, der Sie schätzt und Sie bis zum letzten Hauche seines unglücklichen Lebens lieben wird.

Friedrich 389-+."

<390>

30. August 1759

Der König in Bornow im Amt Beeskow.

31. August 1759

In Waldau, zwischen Lübben und Lieberose.

B.

1. August 1759

Der Erbprinz von Braunschweig schlägt ein Corps Franzosen unter Brissac bei Gofeld.

1. August 1759

Schlacht bei Minden. Die Alliirten, unter Herzog Ferdinand von Braunschweig, schlagen die Franzosen, unter dem Marschall von Contades.

2. August 1759

Minden geht an die Alliirten über.

3. August 1759

Laudon vereinigt sich mit den Russen.

6. August 1759

Die Preußen übergeben Leipzig an die Reichstruppen.

8. August 1759

Stirbt der Kapellmeister Graun in Berlin.

9. August 1759

Die Alliirten nehmen Paderborn.

13. August 1759

Die Königin und der Hof flüchten nach Magdeburg.

15. August 1759

Der Preußische General Wolfers dorf übergiebt Torgau durch Capitulation an die Reichstruppen, unter dem Prinzen von Stolberg. Wolfersdorf's entschlossenes Benehmen gegen den Prinzen, als man bei'm Ausmarsch gegen die Capitulation verfuhr, zwangen ihn, diese genau zu erfüllen, und noch mehr zu bewilligen. (Tempelhof III. 234).

<391>

15. August 1759

Der Preußische General von Horn übergiebt Wittenberg an die Reichstruppen unter von Kleefeld.

19. August 1759

Die Alliirten nehmen Cassel wieder.

27. August 1759

Der Preußische Oberst Brösicke, Commandant der kleinen Festung Peitz, capitulirt, und übergiebt den Platz an Haddick. Er erhielt freien Abzug nach Berlin.

28. August 1759

Der Preuß. General von Wunsch erobert Wittenberg wieder.

30. August 1759 bis 31. August 1759

Derselbe nimmt auch Torgau wieder.

September.

A.

15. September 1759

Der König in Waldau. Von hier schrieb der König am 15ten an den Minister von Finkenstein: "Wenn Sie denken, daß meine Sorgen aufgehört haben, so irren Sie Sich sehr. Ich kann mich nicht deutlicher erklären, als ich es schon gethan habe. Erinnern Sie Sich, was ich Ihnen im vorigen Jahre in Dresden gesagt habe, ich fürchte, es nur zu gut getroffen zu haben; indessen, man muß sich mit Standhaftigkeit waffnen, und da ich meine Partie auf jeden Fall genommen habe, erwarte ich ruhig die Ereignisse, welche dem Zufall herbeizuführen gefallen wird."

16. September 1759

Der König in Vetschau.

17. September 1759

In Cotbus. Den 17ten schreibt der König an d'Argens:

"Berlin ist wirklich außer Gefahr, die Russen stehen bei Guben und Forst; aber ich bin noch von entsetzlichen Beschwerden, Gefahren und Abgründen umringt. Es läßt sich sehr leicht sagen, mein lieber Marquis: man müsse den Krieg vertheidigungsweise führen; allein die Menge meiner Feinde ist so groß, daß mich die Roth zum Angreifen zwingt. Hier bin ich in einem Dreieck, wo mir die Russen zur Linken, Daun zur Rechten, und die Schweden im Rücken stehen. Führen Sie doch nun einen Vertheidigungskrieg, ich bitte Sie! Gerade das Gegentheil. Bis jetzt behaupte ich mich nur dadurch, daß ich Alles angreife, was ich kann, und mir kleine Vor<392>theile verschaffe, die ich so viel als möglich zu vervielfältigen suche.

Seit dem Kriege bin ich in dem Noviziat des Stoicismus; wenn das so fortdauert, so denke ich noch gleichgültiger und unempfindlicher zu werden, als Empedokles und Zeno selber. Nein, mein lieber Marquis, ich werde nicht von Ihnen verlangen, daß Sie zu mir kommen sollen. Wenn ich leben bleibe, so sehe ich Sie wahrscheinlich nicht eher wieder, als bis der Winter einen sichern Waffenstillstand auf sechs Monat bewirkt hat. Bis dahin wird viel Blut fließen, es werden sich eine Menge guter und schlimmer Vorfälle ereignen, durch welche sich unser Schicksal aufklären wird. Leben Sie wohl, ich umarme Sie, mein lieber Marquis."

19. September 1759

Der König in Pforten.

20. September 1759

In Schönewalde und Linderode bei Sorau. Aus letzterm Ort schreibt der König an Fouqué: "Mein Bruder hat 12000 Östreicher durchschlüpfen lassen, die sich mit den Russen bei Christianstadt vereinigt haben. Sie wollen Glogau belagern. Ich eile in vollem Fluge fort, um sie daran zu verhindern; aber ich bin schwach, habe nur 24000 Mann, die zwei Mal geschlagen worden sind, mehr brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich weiß nicht, weder wo Sie sind, noch in was für Umständen Sie Sich befinden. Wenn es Ihnen möglich ist, so schicken Sie mir Hülfe. Diese Truppen können über Pridemost marschiren. Daß man Glogau belagert, leide ich nicht, eher schlage ich mich, es falle auch aus, wie es wolle. So dachten die alten Ritter, und so denke auch ich. Morgen bin ich jenseits Sagan und übermorgen in Glogau. etc."

Der König konnte jedoch sein Vorhaben nicht so schnell ausführen, verschiedene Demonstrationen der Feinde hinderten ihn daran.

21. September 1759

Der König in Eckersdorf (Saganisch).

21. September 1759

Der König an Voltaire:

- etc. "Meine Lage ist nicht so verzweifelt, als meine<393> Feinde sie ausschreien. Ich werde meinen Feldzug noch gut endigen. Mein Muth ist nicht niedergeschlagen; aber ich sehe, daß es auf Frieden ankommt. Über diesen Gegenstand kann ich weiter Nichts bestimmen, als daß ich so viel Ehrgefühl habe, als zehn Personen. Selbst bei den äußersten Unfällen fühle ich mich unfähig, eine Handlung zu begehen, wodurch dasselbe auch nur im Mindesten gekränkt würde etc. - Ich verlange nichts mehr als den Frieden, aber er muß nicht entehrend sein etc. - Wäre ich ein Privatmann, so würde ich aus Liebe zum Frieden Alles abtreten, aber man muß die Denkart seines Standes annehmen. etc."

23. September 1759

Der König in Suckau.

24. September 1759

In Baunau. Hier nimmt der König, der nahen Feinde wegen, eine feste Stellung, und schreibt am 25sten an Fouqué: - etc. "Mit 21000 Mann hat ihr geschlagener und gemißhandelter Diener eine Armee von 50000 Mann verhindert ihn anzugreifen, und sie genöthigt, nach Neusalz zurückzugehen. etc."

B.

1. September 1759 bis 4. September 1759

Münster wird von den leichten Truppen der Alliirten berennt.

4. September 1759

Die Schweden erobern Swinemünde.

4. September 1759

General von Schmettau in Dresden sieht sich genöthigt zu capituliren. General Wunsch, der bald nachher zum Entsatz heranrückt, kommt nun zu spät.

5. September 1759

Leipzig geht an die Reichstruppen über.

5. September 1759

Starb in Cüstrin der General-Lieutenant August Friedrich von Ipenplitz, einer der tapfersten Generale der Armee, an den vielen in der Schlacht bei Kunersdorf erhaltenen Wunden.

8. September 1759

General Wunsch schlägt den Französischen General S t. André.

8. September 1759

Früh um halb 5 Uhr marschirt die Preußische Besatzung von Dresden mit allen Ehren frei aus, und nimmt Kassen, Geschütz etc. mit Auf der Elbe gingen 18 beladene Schiffe mit Preußischen Effecten etc. ab.

<394>

13. September 1759

Der General Wunsch erobert Leipzig wieder.

16. September 1759

Die Schweden nehmen Wollin.

21. September 1759

Gefechte bei Korbitz. Fink und Hülsen behaupten ihre Stellung gegen die überlegene Macht der Östreicher und Reichstruppen.

25. September 1759

Prinz Heinrich überfällt bei Hoyerswerda den Östreichischen General Wehlen, und macht ihn mit 28 Officieren und 1700 Mann zu Gefangenen.

Oktober.

A.

2. Oktober 1759

Der König in Glogau.

3. Oktober 1759

In Zerbau.

4. Oktober 1759 bis 8. Oktober 1759

In Groß-Gaffron.

8. Oktober 1759

In Sophienthal. Hier wird der König krank.

9. Oktober 1759

oder 10ten? Der König an den Marquis d'Argens:

- etc. "Ich bin jetzt eben so weit, als ich vor acht Tagen war; allein der Feind wird nächstens aufbrechen, und macht schon alle Anstalten zum Abmarsche. Damit wird sich denn mein diesjähriger Feldzug gegen die Russen endigen. Doch wenn dies vorbei ist, habe ich noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.

Ich bin krank, indessen dies soll mich nicht abhalten, so lange ich Kräfte habe, werde ich meinen Pflichten treu bleiben. Ich bin noch immer mit meiner Schrift über Karl XII. beschäftigt. Sie ist nur eine Kette von Betrachtungen, diese erfodern Sorgfalt und Bedachtsamkeit, und deswegen arbeite ich langsam. Ich fiel darauf, weil ich mich gerade in der Gegend befand, die Schulenburg durch seinen Rückzug merkwürdig gemacht hat. Mein Geist ist ganz voll militärischer Ideen, ich will ihn zerstreuen, aber er beschäftigt sich zu sehr mit diesen Gegenständen, als daß ich ihn jetzt auf etwas anders heften könnte. Nach dem Kriege will ich um eine Stelle im Invalidenhause anhalten. So weit ist es mit mir gekommen!

Wenn Sie mich je wiedersehen, so werden Sie mich sehr<395> alt finden; meine Haare werden grau, die Zahne fallen mir aus, und ohne Zweifel bin ich in Kurzem kindisch. Wir müssen unsere Kräfte nicht zu sehr anspannen, zu starke Anstrengung erschlafft sie. Sie wissen, was man von Blaise Pascal erzählt, und Sie selbst haben mir gesagt: Sie wären in Holland durch Bücherschreiben so erschöpft worden, daß Sie einer langen Ruhe bedurft hätten, um Sich wieder zu erholen. Ihr Vorgänger Bayle hat eben das erfahren. Mit mir, der ich nicht werth bin, Ihnen die Schuhriemen aufzulösen, ist es zwar noch nicht so weit gekommen, aber doch fühle ich, daß meine Schwachheiten zunehmen, und meine Kräfte schwinden. Unvermerkt verliere ich das Feuer, das man nöthig hat, um mein Handwerk gut zu treiben. Wir haben noch einen langen Monat vor uns, ehe dieser Feldzug zu Ende geht, und man wird nun sehen müssen, was der Winter mitbringt. Schicken Sie mir indessen Vertot's Revolutionen des Römischen Reichs und Schwedens. Vergessen Sie Ihre Freunde im Fegefeuer nicht, und sein Sie von meiner Achtung und Freundschaft überzeugt. Leben Sie wohl. etc."

25. Oktober 1759

An Ebendenselben. Der König meldet ihm, daß er krank sei, und ladet ihn ein, zu ihm zu kommen, und Noel (Küchenmeister) mitzubringen, vielleicht, daß der ihm wieder zu Kräften hilft etc.

26. Oktober 1759

An Ebendenselben:

"Ihren Brief, mein lieber Marquis, erhielt ich unter den Martern der Gicht, und erinnerte mich, daß der Philosoph Posidonius, als Pompejus bei seiner Reise durch Athen ihn fragen ließ, ob er ihn, ohne ihm beschwerlich zu sein, hören könnte, zur Antwort gab: Man soll nicht sagen, ein so großer Mann, wie Pompejus, wolle mich hören, und die Gicht hindere mich daran. Und nun hielt er vor dem Pompejus eine schöne Rede über die Verachtung des Schmerzes, und rief bisweilen aus: O Schmerz, was Du auch immer thun<396> magst, ich werde doch nicht gestehen, daß Du ein Übel bist. Diesem Philosophen ahme ich nach, und antworte Ihnen, der Sie einen bessern Charakter haben, wie alle Pompejusse zusammengenommen.

Sie wollen meine Krankheit wissen, mein Lieber? Ich bin am linken Arm, an beiden Füßen und am rechten Knie gelähmt; und mit der rechten Hand, dem einzigen Gliede, das ich jetzt noch brauchen kann, schreibe ich Ihnen, und bitte Sie, nach Glogau zu kommen. Morgen lasse ich mich nach Koben bringen, welches eine halbe Meile von hier ist. Alle die verschiedenen Unfälle, Widerwärtigkeiten und Krankheiten, den häufigen Verlust von Freunden, und meine Unfähigkeit, dann, wenn es nöthig wäre, thätig zu sein, dürfen Sie nur zusammennehmen, so werden Sie begreifen, daß man dabei eben nicht fröhlich sein kann. Sie haben nichts zu fürchten, die Russen gehen nach Posen, und von da nach Thorn. Der Weg über Berlin, Frankfurt und Crossen, bis hierher, ist sicher, also können Sie reisen, wie mitten im Frieden. Leben Sie wohl, mein Lieber, meine große Schwachheit hindert mich, mehr zu schreiben."

27. Oktober 1759

Der König in Koben, wohin er sich hatte tragen lassen.

B.

12. Oktober 1759

Vertrag zu Bütow mit den Russen, wegen Auswechselung der Gefangenen.

29. Oktober 1759

Die Generale Wunsch und Rebentisch schlagen bei Pretzsch die Östreicher, und nehmen den General Gemmingen, Oberst Haller, noch 280 Officiere und 1400 Mann gefangen.

November.

A.

1. November 1759

Der König in Glogau.

2. November 1759

In Sagau.

8. November 1759

In Triebel.

<397>

9. November 1759

In Spremberg.

10. November 1759

In Hörlitz.

11. November 1759 bis 12. November 1759

In Elsterwerda. Von hier schreibt der König am 12ten an d'Argens: "Ich habe mich hierher schleppen lassen, mein lieber Marquis. Morgen komme ich zu meiner Armee. Daun und seine Östreicher werden, wie ich mir schmeichle, nicht bemerken, daß ich die Gicht habe. In acht Tagen, hoffe ich, wird Sachsen ganz von Feinden gereinigt und Alles ruhig sein. Sind Sie dann wohl auf, und können einen hermetisch verschlossenen Wagen finden, so werden Sie mir ein Vergnügen machen, wenn Sie zu mir nach Dresden 397-+ kommen, da will ich mein Quartier nehmen und Ihnen eine Wohnung besorgen etc."

13. November 1759

Der König in Hirschstein. Hier vereinigt sich der Prinz Heinrich mit seiner Armee mit dem König.

14. November 1759 bis 17. November 1759

In Körgis.

15. November 1759

Schreibt der König eine Epistel an d'Argens:

"Marquis, was für ein Wechsel traf mich jetzt!
Mich armen, mich profanen Mann, der nur
So selten an die heil'gen Stätten kommt!
Mich, den der Knechte Gottes heil'ger Knecht,
Der mich verdammt, und in den Bann mich thut,
Mit keinem Hut und Brief begnadigt hat 397-++ etc.

Mich opferte Fortunas Unbestand
Für meine Nebenbuhler auf; doch nun
Ist unverhofft ihr Groll auf sie gekehrt,
Und ich, ich schwimme wieder oben auf. etc."

<398>

(Fortuna hatte den König wieder getäuscht, denn bald nachher geschah das Unglück bei Maxen. Der König schrieb nachher unter diese Epistel: "Sechs Tage vor dem Vorfall bei Maxen").

S. weiter unten.

17. November 1759 bis 18. November 1759

Der König von Körgis nach Limbach und Wilsdruf. (Ein Brief des Königs an Voltaire ist überschrieben: Wilsdruf den 17ten, eine Kabinetsordre an Fink: Körgis, den 17ten, und eine andere an Ebendenselben: Limbach, den 18ten).

17. November 1759

Der König schreibt aus Wilsdruf an Voltaire einen sehr langen Brief heitern Inhalts - viele Strophen in Versen etc., Nichts wesentlich Wichtiges über seine Lage etc. (Hinterl. Werke IX. 212).

19. November 1759

An Voltaire aus Wilsdruf:

- etc. "Wofern dieser Krieg nur noch kurze Zeit fortgesetzt wird, so fällt unser Europa in die Finsterniß der Unwissenheit zurück, und unsere Zeitgenossen werden wieder den wilden Thieren gleich. Es ist Zeit, diesen Abscheulichkeiten Einhalt zu thun. Alle diese Unfälle sind eine Folge des Ehrgeizes von Östreich und Frankreich. Mögen sie ihren weitaussehenden Entwürfen Schranken setzen, mögen sie, wo nicht durch Vernunft, doch wenigstens durch die Erschöpfung etc. klug werden. Möchte doch Schamröthe ihre Stirn bedecken, wenn sie erfahren, daß der Himmel, der den Schwachen gegen die gewaltigen Angriffe der Mächtigen beistand, den erstern Mäßigung verliehen hat, ihr Glück nicht zu mißbrauchen, und ihnen Frieden anzubieten. Mehr kann ein armer, ermüdeter, abgejagter, zerkratzter, gebissener, lahmer und überall aufgeborstener Löwe Ihnen nicht sagen. Ich habe noch alle Hände voll zu thun, und werde Ihnen nicht eher mit ruhigem Gemüth schreiben können, als nach meiner Ankunft in Dresden, etc."

22. November 1759

Der König an d'Argens:

"Mit meiner Schrift (über Karl XII.) können Sie ver<399>fahren, wie Sie es für gut finden. Das Unglück, das dem General Fink so eben widerfahren ist, hat mich so betäubt, daß ich mich noch nicht von meiner Bestürzung erholen kann. Dadurch kommen alle meine Maßregeln in Unordnung, und es geht mir tief ans Herz. Das Mißgeschick verfolgt mein Alter, und hat mich seit meinem Marsch nach Sachsen begleitet. So lange es mir möglich sein wird, werde ich dagegen kämpfen.

Die kleine Hymne an die Fortuna (Epistel vom 15. Novbr.) die ich Ihnen geschickt habe, war zu voreilig verfertigt, vor dem Siege muß man nicht Victoria rufen. Ich bin von den Unglücksfällen und Widerwärtigkeiten, die mir begegnen, so abgemattet, daß ich mir tausend Mal den Tod wünsche, und es von Tage zu Tage müder werde, einen abgenutzten, zum Leiden verdammten Körper zu bewohnen.

Ich schreibe Ihnen in dem ersten Augenblick des Schmerzes; Bestürzung, Gram, Unwille, Verdruß nagen insgesamt an meiner Seele. Wir wollen nun das Ende dieses abscheulichen Feldzugs abwarten, dann schreibe ich Ihnen, was aus mir selbst wird, und wir verabreden das Übrige. Haben Sie Mitleiden mit meinem Zustande, und machen Sie kein Gerede davon; böse Nachrichten breiten sich von selbst zeitig genug aus. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Quando avra fine il mio tormento!"

28. November 1759

An Ebendenselben (aus Wilsdruf):

- etc. "Da hätten denn die Hannoveraner Münster erobert, und man versichert auch, daß die Franzosen am 25sten von Gießen aufgebrochen sind, um über Friedberg zu marschiren und über den Rhein zurückzugehen. Und Wir? wir kantoniren hier dem Feinde gegenüber in den Dörfern. Das letzte Bund Stroh und der letzte Bissen Brod werden entscheiden, wer von uns beiden in Sachsen bleibt. Da die Östreicher außerordentlich beschränkt sind, und Nichts aus Böhmen ziehen können, so hoffe ich, daß sie zuerst aufbrechen<400> werden. Geduld also bis an's Ende! Wir müssen sehen, wie dieser höllische Feldzug ablaufen wird. In diesem Jahre erschöpfe ich meine ganze Philosophie. Es vergeht kein Tag, an welchem ich nicht meine Zuflucht zu Zeno's Unempfindlichkeit nehmen müßte. In die Länge wird dies hart, das gestehe ich Ihnen. Epikur ist der Philosoph der Menschheit, Zeno der Philosoph der Götter und ich - ein Mensch.

Seit vier Jahren bin ich im Fegefeuer; wenn es ein künftiges Leben giebt, so wird mir der ewige Vater das, was ich in dieser Welt gelitten habe, anrechnen müssen. Ein jeder Stand erfährt Widerwärtigkeiten und Unglück, ich muß, so wie ein Anderer, meine, obgleich sehr schwere, Bürde tragen, und rufe mir zur es wird vorübergehen, wie unsere Freuden, unsere Neigungen, unsere Leiden, unser Glück. Leben Sie wohl, lieber Marquis. Meine Briefe werden Ihnen sehr melancholisch vorkommen; aber wahrlich, ich kann Ihnen keine anderen schreiben. Wenn der Geist unruhig und bekümmert ist, so sieht man Nichts rosenfarben. Ich umarme Sie, und wünsche Sie bald wieder zu sehen."

29. November 1759

An Ebendenselben (aus Wilsdruf):

"Endlich hoffe ich einmal, Sie wieder zu sehen, allein ich schmeichle mir mit diesem Vergnügen erst nach vier Wochen, denn so viel Zeit gebe ich Ihnen zu dieser großen Reise. Es steht ein Zimmer zu Ihrer Aufnahme bereit, ohne Zugwind, gut geheizt, ganz nahe dem meinigen, das Sie ohne Überrock und ohne Tuch vor dem Munde werden erreichen können. Ich habe hier eine ungeheure Rolle von Kupferstichen, die Ihnen bei Ihrer Ankunft vorgelegt werden soll. Auch zeigt malt hier die Gallerie des Königs von Polen, die sehr schön ist. Einen Sachsen sieht man nicht. Sie haben eine katholische Kirche gerade vor Ihren Augen, wo herrliche Musik gemacht wird. Wenn dies Alles Ihre Neugierde nicht anzuködern vermag, so muß ich hinzusetzen, daß wenn Sie<401> hierher kommen, Sie Ihren aufrichtigsten Verehrer finden werden, der entzückt sein wird, Sie wieder zu sehen. Ich habe vergessen zu sagen, daß Sie hier auch die Fee Carabosse, die rothe Meerkatze, den gelben Zwerg und ein Serail von alten Hexen finden werden, die man sonst nur noch im Bojardo sieht."

30. November 1759

Der König in Freiberg.

B.

9. November 1759

Subsidien-Traktat Englands mit Preußen.

20. November 1759

Unglückliches Treffen bei Maren gegen die Östreicher unter Daun (die Corps der Generale Sincere und Brentano). Sie waren an 50000 Mann stark, und schlossen die Preußen gänzlich ein, daß sie sich nach der tapfersten Gegenwehr ergeben mußten. Nach Tielke I. 24 wurden gefangen: der General-Lieutenant von Fink, die General-Majors von Rebentisch, von Lindstädt, von Mosel, von Platen, von Vasold, von Bredow, von Gersdorf; auch von Wunsch, obgleich er sich durchgeschlagen hatte, mußte doch, gemäß der Capitulation, zurückkehren, und die Gefangenschaft theilen. Außer diesen wurden noch gefangen: 540 Officiere, nach den Östreichischen Listen überhaupt 14922 Mann. Auch gingen verloren: 3 Paar silberne und 1 Paar kupferne Pauken, 24 Standarten, 96 Fahnen, 71 Geschütze und 44 Munitions-Wagen.

Nach andern, wahrscheinlich richtigern Angaben betrug die Zahl der in Gefangenschaft gerathenen Unterofficiere und Gemeinen nur 10-12000 Mann.

20. November 1759

An demselben Tage richtet der Englische Admiral Hawke auf der Höhe von Quiberon die ganze furchtbare Flotte der Franzosen gänzlich zu Grunde.

20. November 1759 bis 21. November 1759

Die Alliirten erobern Münster.

25. November 1759

Preußen und England machen Friedensanträge durch den Prinzen Ludwig von Braunschweig an die Minister des Wiener, Petersburger und Pariser Hofes in Holland.

<402>

26. November 1759

Die Königin und die verwittwete Prinzessin von Preußen kehren aus Magdeburg nach Berlin zurück.

30. November 1759

Der Erbprinz von Braunschweig schlägt den Herzog von Würtemberg bei Fulda.

Dezember.

A.

3. Dezember 1759

Der König in Wilsdruf.

6. Dezember 1759

In Freiberg.

13. Dezember 1759

Der König an d'Argens:

"Mein göttlicher Marquis, werden Sie wohl, nachdem Sie 8 Monate im Bette zugebracht, und jetzt doch ausgeruht haben müssen, Sich entschließen können, den Winter in Schlesien mit mir zuzubringen, sobald dort alles in Ruhe ist? Was wird siegen, die Freundschaft oder die Faulheit? Ich erwarte Ihre Antwort mit Ungeduld. In der That, Sie thun ein Werk der Barmherzigkeit, wenn Sie mich besuchen. Ich bin ohne Gesellschaft und ohne Beistand. Können Sie Sich zu diesem großen Entschlüsse ermannen, der einer schönen Seele, wie der Ihrigen, so würdig ist, so werde ich Ihnen Ihre Reiseroute schicken, und Sie so lange in Glogau absetzen lassen, bis ich Ihnen im Januar bei mir zu Breslau Ihre Wohnung anweisen kann. Das soll Ihnen so angerechnet werden, als hätten Sie den ganzen harten Feldzug mitgemacht, und ich will es im Angesicht der Welt gestehn, daß diese Anstrengung mehr werth ist, als wenn Sie sechs Schlachten gewonnen hätten. Erinnern Sie Sich, was jener belobte Hebräische König sagt, jener weise König, der tausend Weiber hatte: Wer sich selbst bezwingt, ist stärker, als wer Städte erobert. Gewiß sind Sie dieser starke Mann, und werden mir den Trost wohl gönnen, den ich in Ihrer Gesellschaft finde. Ich werde Ihnen Jemand zuschicken, um Sie zu geleiten, und werde für Pferde und alle Ausgaben sorgen. Nun frisch, mein lieber Marquis, fassen Sie Herz, wir wol<403>len alle Zugwinde verbannen, ich werde Baumwolle, Pelze, Überröcke, kurz alles bereit halten, um Sie wohl einzupacken. Sie sollen das schöne Grabmahl des Bernini in der Kathedral-Kirche sehen, wenn Sie anders Lust dazu haben, und werden alle ersinnliche Bequemlichkeit finden. Es wird von Ihnen abhängen, auch Frau von Argens mitzubringen. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis, ich erwarte Ihre Antwort, wie ein Verbrecher sein Urtheil oder seine Begnadigung. etc."

16. Dezember 1759

An Ebendenselben:

"An dem gedruckten Exemplar 403-+, das mir von Ihnen zugeschickt worden ist, lieber Marquis, konnte ich wohl merken, daß Sie das Fieber gehabt haben; es ist so voll Fehler, daß Sie es verbessert zurückbekommen. Lassen Sie den Aufsatz noch einmal drucken, und werfen Sie diese 20 Exemplare in's Feuer. Die Leute sind so ungeschickt, daß sie meinen Sinn durch die gröbsten Fehler ganz verändert haben. Der kleine Beausobre 403-++ könnte wohl etwas mehr Aufmerksamkeit darauf wenden. Hätten die Hunnen und Gothen Buchdrucker gehabt, sie würden es nicht schlechter gemacht haben. Sie sprechen viel von den Franzosen und ihren Verlust; freilich ist dieser offenbar, aber deswegen können wir doch nicht gewiß auf den Frieden rechnen. Meine Umstände sind noch immer schlimm genug. Ich bekomme jetzt Verstärkung, aber der Schnee fällt hier so häufig und in so großer Menge, daß es fast unmöglich ist, die Truppen gegen den Feind agiren zu lassen. So ist meine Lage; ich bin auf allen Seiten von Schwierigkeiten, Verlegenheiten und Gefahren umringt. Wenn ich nun zu dem Allen die Treulosigkeiten der Glücksgöttin, von denen ich in diesem Feldzuge so viele Beweise<404> bekommen habe, hinzurechne, so wage ich es nicht, mich in meinen Unternehmungen auf sie zu verlassen, auf meine Kräfte auch nicht; also bleibt mir bloß das Ungefähr übrig, und ich hoffe nur auf die Verkettung der Mittelursachen. Wenn der Aufsatz abgedruckt ist, so haben Sie die Güte, mir 3 Exemplare zu schicken. Der Graf Fink 404-+ wird sie an mich besorgen; seine Packete werden die Kouriere wohl annehmen.

Leben Sie wohl, mein lieber Marquis; ich weiß weder, wann meine Abenteuer sich endigen, noch wann ich Sie wiedersehen, aber zuverlässig, daß ich Sie stets lieben werde."

23. Dezember 1759

An Ebendenselben:

"Nein, nein, Marquis, die Art wie Du
Mein Werkchen an das Licht gestellt,
Und wie ich selber Krieg geführt,
Sind geradezu einander werth,
Und alle beide ganz gewiß
Für Deutschland nicht sehr ehrenvoll.
So wollen wir von Neuem denn
Die Arbeit jetzt und besser thun;
Und denken, daß dies Opfer noch
Die Enkelwelt von uns bekommt.

Ich habe es Ihnen gleichgethan, noch mehr den Aufsatz verbessert, mit dem Originale verglichen, und Ihnen wiedergeschickt.

Ich hoffe mehr als jemals, die Östreicher werden nach Böhmen zurückgehen, und wir endlich in wenigen Tagen den unglücklichsten und härtesten Feldzug endigen können, den ich in meinem Leben gethan habe. Mein Neffe rückt mit einer großen Verstärkung an, und der Feind macht Anstalten, die zu erkennen geben, daß sein Rückzug nahe ist. Von den Qualen, die ich einen vollen Monat hindurch ausgestanden<405> habe, und von allen den Unbequemlichkeiten, die mit dieser abscheulichen Lage verbunden waren, schweige ich. Ich bin es so müde, mich über das Glück zu beklagen daß ich ihm aus Verdruß alle Vorwürfe schenke.

Sehen Sie zu, mein Lieber, daß Sie mir das Dictionaire encyclopédique verschaffen; ich möchte es gern für den Winter haben. Was während desselben aus mir werden wird, sage ich Ihnen nicht, weil ich es, auf Ehre, selbst nicht weiß.

Leben Sie wohl, lieber Marquis; ich wünsche Ihnen Gesundheit, Frieden und Zufriedenheit. etc."

29. Dezember 1759

Der König in Pretschendorf.

31. Dezember 1759

An d'Argens:

"Ich fange damit an, mein lieber Marquis, Ihnen ein glückliches Neujahr zu wünschen, mit der Versicherung, daß von allen Wünschen, die Ihretwegen geschehen, keine aufrichtiger als die meinigen sind. Ich für mein Theil habe alles Vertrauen zu meinem Glück verloren. Ich habe alles Menschmögliche gethan, um den Feind durch List, Vorspiegelungen und Diversionen aus Sachsen heraus zu schaffen, ohne im geringsten etwas ausgerichtet zu haben. Es bleibt mir also nichts übrig, als den Winter durch dem Feinde gegenüber zu kantoniren, ohne mich von meiner bisherigen Stelle zu rühren, mithin Hab' ich nichts vor mir, als eine häßliche Aussicht in die Zukunft. Ihr Prophet, mein Lieber, mag sagen, was er will, seine Kunst ist Nichts, und wer ihm glauben wollte, müßte leichtgläubiger sein als ich. Man hilft den Prophezeihungen dieser Leute nach, und sieht zu, wie man dergleichen aufs Gerathewohl hingeplauderte Dinge mit wirklichen Ereignissen reimen kann. Ich, der ich nach dem urtheile, was ich vor Augen habe, sehe lauter gräuliche Dinge in der Zukunft, denen meine Standhaftigkeit nicht gewachsen ist. Machen Sie aus meinem Werke, was Ihnen beliebt; es verdient keine Aufmerksamkeit. Ich bin des Lebens nie so satt und<406> überdrüßig gewesen, wie jetzt. Nennen Sie das Hypochondrie, oder wie Sie wollen, ich lasse mir alles gefallen. Doch die vergangenen und gegenwärtigen Übel, und besonders, was ich noch davon vor mir sehe, das Alles kann Jedem in einer so harten Lage, wie die meinige, wohl das Leben verleiden. Ich seufze im Stillen, das ist Alles, was ich thun kann. Ihre Phantasie mag ich nicht weiter verfinstern; ich sehe schwarz, mein Kummer gehört mir allein, ich muß ihn tragen und nicht mittheilen. Ich umarme Sie, mein lieber Marquis, und versichere Sie meiner vollkommenen Freundschaft. Leben Sie wohl.

Friedrich.

Dem Vergnügen, Sie zu sehen, entsag' ich; das wird jetzt unmöglicher als jemals."

Von des Königs kleinen Aufsätzen (fliegenden Blättern) erschienen in diesem Jahre: Schreiben der Marquise von Pompadour an die Königin von Ungarn. (Suppl. III. 241).

Über die Lobrede auf den etc. Reinhard, welche Einige auch in dieses Jahr setzen; siehe oben bei'm Monat Oktober 1758.

Wahrscheinlich sind auch die beiden Aufsätze: Über die Satyriker, und: Über Schmähschriften, aus diesem Jahre. (Friedrich's bei seinem Leben gedruckte Werke. Deckersche Ausgabe. II. 240, 255).

B.

2. Dezember 1759

Die Prinzessin Amalie kommt von Magdeburg nach Berlin zurück.

3. Dezember 1759

Der General von Vierecke wird von dem Östreichischen General von Beck bei Meissen mit großer Übermacht angegriffen und mit 1500 Mann gefangen genommen.

In Berlin ist dies Jahr kein Carneval.


210-+ Den 24. Febr. 1752 schrieb der König an Voltaire: "Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan hatte, ist um Ihretwillen von mir gereist." Hiernach ist es unwahr, wenn Voltaire sagt, der König habe dem d'Arnaud in sehr harten Ausdrücken befohlen in vier und zwanzig Stunden abzureisen, und habe dabei vergessen ihm die Reisekosten zu bezahlen (s. Lettres de Voltaire Voltaire. à Mde. Denis v. 24. Novbr. 1750) und in einem Briefe vom 6. Dezbr. 1752 hat Voltaire sogar die Nichtswürdigkeit, dem Buchhändler Walther in Dresden zu schreiben: "In diesem Augenblick beim Abgang der Post erfahre ich, daß ein gewisser d'Arnaud in Dresden ist. Se. Majestät der König von Preußen hatte sich genöthigt gesehen ihn aus seinen Staaten zu verweisen (de le chasse de ses états) und er verdiente noch eine strengere Züchtigung. Man erfährt, daß er Briefe vom König in Prosa und Versen geschmiedet hat, welche er unverschämter Weise verkauft. Wenn Sie, mein lieber Walter, sich diese Papiere verschaffen und an unsern Hof senden könnten, würden Sie einen sehr großen Dienst leisten. Schließlich ist es gut, daß Sie diesen Bösewicht kennen, und daß Sie ihn auch Andere kennen lehren."

214-+ Bei dieser Oper erregte besonders die Abbrennung des bezauberten Pallastes der Alcine große Bewunderung. Es war dazu der berühmte Feuerwerker Signor Angelo Galiani aus Bologna besonders verschrieben worden. Er hatte auch außerdem seine Kunst einigemal vor dem König in Potsdam gezeigt.

221-+ Einige Notizen über ihn stehen in dem Buche von Scheffner: Mein Leben wie ich es selbst geschrieben etc. S. 174.

227-+ Es war nämlich im Dresdner Frieden bestimmt worden, daß die Preußischen Unterthanen etc. die in ihren Händen befindlichen Sächsischen Steuerscheine, die damals viel verloren, nach einiger Zeit ohne Abzug oder Verlust bezahlt erhalten sollten. Damit aber kein wucherisches Gewerbe mit diesen Scheinen getrieben würde, so wurde durch Edicte vom 30. Apr. 1748 und 13. Novbr. 1751 den Preuß. Unterthanen, Vasallen u. s. w. verboten, dergleichen Steuerscheine auf wucherische Art an sich zu bringen, dennoch aber hatte Voltaire dies gethan.

239-+ Voltaire fühlte sich dadurch so gekränkt, daß er dem König den Orden pour les mérites und den Kammerherrn-Schlüssel zurückschickte, und auf das Packet folgende Zeilen schrieb: Je les reçus avec tendresse Je vous les rends avec douleur C'est ainsi qu'un amant, dans son extrème ardeur, Rend le portrait de sa maitresse.

240-+ Wekhrlin (s. graues Ungeheuer T. X. p. 234) nennt einen ganz Andern als Vater, und sagt, das Kind sei von einem Officier Namens Destouches Canon der Glaserfrau, unter dem Namen: "Alembert," mit einer Anweisung auf 1200 Livres jährl. Rente in Kost gegeben worden.

241-+ Friedrich d. Gr. gab ihm seit 1754 eine Pension von 1200 Livres.

244-+ S. des Königs Brief an d'Argens. In der Königsberger Ausgabe der Corresp. de F. II. et d'Argens etc. T. I. No. 31.

245-+ Gegen diese Schrift erschien: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris (sie ist von Friedrich). Dies ist die Brochüre, von welcher Voltaire in seinem Brief vom 15. Okt. 1762 an Madame Denis sagt, sie sei auf dem Titel mit dem Preuß. Adler, mit Krone und Scepter geziert. (In Preuß Friedrich d. G. als Schriftsteller etc. S. 154 ad 2 werden dafür irrig die Lettre au Public genannt, wie eben so falsch in der Basler Ausgabe von Volt. Oeuv. unter dem angeführten Brief in einer Note angegeben wird. Diese Lettres aber haben keinen Adler etc. auf dem Titel etc.). Wir haben ein Expl. von der Auflage von 1753 von der Schrift: Lettre d'un Academicien etc., die so wie Voltaire angiebt, auf dem Titel verziert ist, vor uns. Der vollständige Titel ist: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris. Avec la traduction Allemande. (Dann steht hier der Preuß. Adler, und unter diesem): Cuique Suum. A Berlin. Chez Etienne de Bourdeaux. Libraire du Roi et la Cour MDCCLIII. Die dabei befindliche Deutsche Übersetzung hat eine Vorrede, welche wir bei andern Deutschen Übersetzungen nicht finden. Eine handschriftliche Bemerkung des ehemaligen Besitzers dieser jetzt seltenen Brochüre sagt, daß sie (die Übersetzung) von dem Prinzen von Preußen, dem Bruder des Königs sei. Sie lautet wie folgt: "Vorbericht des Übersetzers. Ich sehe mit Betrübniß, daß man in die Streitigkeiten des Herrn von Maupertuis mit dem Herrn König viel Anzüglichkeiten mischte, welche auf nichts weniger abzielten, als den Namen eines großen Mannes zu verkleinern. Ich hatte Mühe, der Begierde, die Unschuld, die Tugend und die Wahrheit zu vertheidigen, zu widerstehen. Die Regungen der zärtlichsten Freundschaft trieben mich an, dem unüberwindlichen Widerwillen, etwas drucken zu lassen, ein Mal Gewalt anzuthun. Ein günstiger Zufall kam mir zu statten. Es kam ein Französischer Brief eines Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften in Berlin zum Vorschein, welcher einen andern von einem Mitgliede wider den Herrn von Maupertuis geschriebenen Brief beantwortete. Ich habe denselben übersetzt. Alles was ich selbst zu schreiben im Stande war, würde von weniger Wirkung gewesen sein. Ich richtete wenig oder nichts aus, wenn ich alles that, was meine Kräfte vermochten. Meine timme war zu schwach, man hätte sie nicht gehört. Ich glaube etwas Wichtiges gethan zu haben, da ich das Werkzeug sein kann, daß diejenige, welche sich in diesem Briefe mit so vielem Nachdruck und so vieler Stärke ausdrückt, sich meinen Landsleuten in ihrer Muttersprache hören läßt. Wie angenehm, wie ruhmwürdig ist es, einen solchen Vertheidiger zu finden, und wie würdig ist derjenige, welcher alle Tugenden in seiner Person vereinigt, der Beschützer derselben zu sein."

246-+ Le Tombeau de la Sorbonne ist nicht gegen Maupertuis gerichtet (wie es bei Preuß etc. I. 245 heißt), obgleich es auch in: La Vie de Voltaire par M. a Geneve 1786 und in der neuen Auflage dieser Schrift par. T. J. D. V... à 1797 gesagt wird, sondern gegen die Sorbonne in Paris, wegen ihres Verfahrens gegen den Abbé de Prades, der, wie Einige wollen, auch Verfasser davon sein soll. (Siehe oben S. 244). Dagegen wird Voltaire eine andere Spottschrift gegen Maupertuis, welche den Titel Seance memorable hat, zugeschrieben.

247-+ So wird die Sache allgemein erzählt, allein es scheint richtiger, daß Voltaire dem König die Schrift nur im Manuscript zu lesen gegeben, und dann erst die Erlaubnis, die Voltaire zum Druck einer andern Schrift hatte, auch zum Druck des Akakia benutzte.

253-+ Über Menzel findet man Nachrichten in der Beilage zum Litterarischen Conversationsblatte. Lpz. 1820. Oktb. Nr. 100; zur Berichtigung derselben gehören die beiden Flugschriften damaliger Zeit: die Macht der Wahrheit etc. Warschau 1758. 4. und Schreiben des K. Pr. Sekretärs Benoit etc. Warschau 1758. Über den Baron Weingarten junior, welcher bei der Kaiserl. Gesandtschaft in Berlin angestellt war, und ebenfalls geheime Mittheilungen gemacht hatte, stehen Nachrichten in dem Buche: Aktenmäßige Rechtfertigung des Kriegsraths von Cölln. S. 57 etc. und Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II., K. v. Pr. Th. III. S. 17.

261-+ An Richelieu schreibt er unter andern: "J'étais encore à Berlin quand il (le Roi) faisait à Potsdam ce que je envoie (les lettre au Public du Roi) je demandais obstinement mon congé, je remettais à ses pieds tout ce qu'il m'a donné mais les graces de ma maitresse (le Roi) ont enfin rappellé son amant (Voltaire). Je lui ai pardonné; je lui ai promis de l'aimer toujours etc." - Welch' ein Ton! Welche Falschheit! Welcher Contrast gegen Voltaire's Briefe, die er in derselben Angelegenheit im Novbr. an den König geschrieben hatte! -

284-+ Thiébault in: Mes Souvenirs T. I. p. 215, 216, sagt auch, daß der König und Balbi sich auf dieser Reise für Musiker ausgegeben hätten.

287-+ Orphelin de la Chine ou Gengis-Chan (v. Luchet histoire litteraire de Voltaire III. 180.)

287-++ Lord Marchall war in Neuchatel.

297-+ Nach einem Briefe des als Dichter und durch seinen Heldentod berühmten Majors von Kleist an Gleim, aus dem Lager bei Pirna, vom 17. Septbr. 1756, war es ein gewisser Major von Wangenheim, welcher mit Bitten und Vorstellungen so lange in die Königin von Polen drang, bis sie die Thür zum Archiv, zu welchem sie ihm persönlich den Eingang streitig machte, endlich freigab.

306-+ S. Schmettau's Leben S. 343.

306-++ Geschichte des siebenjährig. Krieges herausgegeben vom Königl. Preuß. Generalstab S. 195.

306-+++ Er ward bekanntlich in dem Augenblick erschossen (Nachmittags 2 Uhr), wo er eben eine Fahne ergriffen, sich mit derselben in der Hand an die Spitze seines Regiments stellte, und den Soldaten zurief: "Wer kein feiger Kerl ist, der folge mir." - Sein Leichnam ward nach der Schlacht nach dem Kloster St. Margarethen gebracht, und vor dem Altar niedergelegt. Hier betrachtete Friedrich d. Gr. den entseelten Helden mit tiefer Rührung. Kurz vor- oder nachher soll der König die Stelle, auf dem Schlachtfelde, wo Schwerin erschossen worden, gesucht haben. Unter den vielen auf dem Schlachtfelde umherliegenden Blessirten habe ihm keiner den Ort angeben können, bis er beim Weiterreiten sich diesem mehr genähert; hier habe ein blessirter Unterofficier nach der Stelle hingewiesen, und gesagt, daß daselbst der untere Theil der zerschossenen Fahne in der Erde stecke. (Neue Samml. v. Anecdoten. Cüstrin 1788. Heft 4. S. 64).
      Schwerin's Leiche ward, nachdem sie einbalsamirt worden, nach seinem Gut Wussecken bei Schwerinsburg abgeführt, und daselbst in dem Begräbnißgewölbe beigesetzt, wie er es schon früher angeordnet hatte. Er war nahe an 73 Jahr alt, als er starb.

308-+ Tempelhof I. 203 sagt, hiermit übereinstimmend: "Der König ließ die Tete der Kolonnen (welche auf dem Plan mit C bezeichnet sind) bei Novimiest Halt machen, und die Avantgarde unter dem General Zieten bis Slatislunz vorrücken."

309-+ Nach der Östreichischen militärischen Monatsschrift, Jahrg. 1819, Heft 1. S. 43, soll der König während der Schlacht sich auf dem, eine halbe Stunde von Krzeczhorz auf der andern Seite der Chaussee gelegenen, Neudorfer Berg, der seit jener Zeit "der König-Friedrichsberg" genannt wird, aufgehalten und von da aus die Schlacht geleitet haben. Dennoch soll der König den Prinzen Moritz gesprochen haben, welche Angabe aber, wie der Erzähler selbst sagt, aus Retzow genommen ist, also sonst Nichts für sich habe.

317-+ Daß der König erst den 7. Rötha verlassen hat, geht aus dem Brief hervor, den er an den Marschall Richelieu geschrieben, und der noch aus Rötha vom 7. datirt ist. S. Memoires de Richelieu T. IX.

327-+ Nach der Schlacht kam der König nach Rippach, wo er im Posthause abtrat, und in einem alten Großvaterstuhl, der noch dasteht (1827), ausruhete. Über diesem Stuhl lies't man an der Wand die Worte: Place de Repos de Frédéric II. après la Bataille de Rosbac. (Weber: Von Deutschland, oder Briefe etc. Stuttgart, 1828. III. 271).

331-+ Auf diesem Wege hatte die Unterredung des Königs mit dem Krüger des Dorfes Sahra Statt. S. Nicolai Anecdoten, Heft 3, S. 231.

348-+ Während der Schlacht hatte der König, nach Erstürmung einer feindlichen Batterie, seinen Standpunkt auf einem Hügel zwischen Zorndorf und Quartschen genommen. An dieser Stelle ist 1326 von der Provinz Neumark ein Denkstein errichtet worden, von dem der Superintendent Krause eine Beschreibung und Abbildung geliefert hat. Der Hügel heißt jetzt: der Friedrichsberg.

350-+ Délices, Wohnort Voltaire's.

350-++ Thebaïde, worunter hier der König die Schlacht von Zorndorf meint,

353-+ Über Keith s. S. 149.

354-+ In den Zwickauer Erinnerungsblättern von 1814, S. 451 und 1816, S. 734 wird Nachstehendes erzählt, und dabei bemerkt, daß die Wahrheit des Vorfalls verbürgt werden könne.
      Einen Tag nach dem Überfall ritt der König mit geringer Begleitung aus, um in der Nähe des Schlachtfeldes eine zur Sammlung des Heeres bequeme Stellung auszusuchen. In der Gegend der Schenke (nach Andern der Schmiede) des Dorfes Wurschen, wurde unvermuthet sein Pferd durch einen feindlichen Schuß getödtet, und der König sogleich herabgestürzt. In demselben Augenblick sprengte auch ein Haufe Ungarischer Reiter auf den König zu, und würde ihn unfehlbar gefangen genommen haben, wenn nicht ein Husar vom Regiment Zieten, Namens Thräne, sogleich von seinem Pferde gesprungen wäre, und es dem König gegeben hätte. Kaum war dies geschehen, als ihm auch schon ein Ungar so nahe war, daß der Husar ihn vom Pferde hieb, sich auf dasselbe schwang, und so sich und den König rettete.

356-+ Diese Eloge ist gedruckt und steht in: Supplement III. 251 de Oeuv. posth., und Deutsch im 3. Band der in Köln 1789 erschienenen Supplemente zu den hinterl. Werk. S. 225. Nach Grimm et Diderot Correspondance littéraire III. 34 soll sie der König erst im Lager zu Landshut, also im April oder Mai geschrieben haben. Wir mögen nicht entscheiden, ob Catt oder Grimm etc. im Irrthum ist. Letzterer nennt die Eloge etc. eine Posse (facétie). Unter andern Umständen und in einer glücklichen Zeit geschrieben, möchte sie allenfalls dafür gelten, aber in jener Unglücksperiode kann sie eben sowohl das Erzeugniß ernsterer Stimmung sein.

358-+ Es sind zwar zwei Schreiben des Königs an den General von Wedel vorhanden, welche aus Doberschütz und Bautzen den 25. datirt sind, dies ist aber wohl unstreitig ein Schreib- oder Druckfehler, denn, da der König von Doberschütz mit seiner Armee über Diesa und Ullersdorf nach Görlitz ging, so kann er schwerlich um diese Zeit in Bautzen gewesen sein. Auch heißt es in der von dem Generalstab herausgegebenen Geschichte des siebenjährigen Krieges II. 342: "Den 24. langte alles im Lager bei Diess (Ullersdorf) an, den 26. setzte der König seinen Marsch nach Görlitz fort." Der König sagt auch in diesem Schreiben, den 25., er habe dem Feinde zwei Märsche seit gestern abgewonnen etc. Da mußte er also doch wohl weiter als Doberschütz und Bautzen sein.

362-+ Es waren 2000 Thaler.

362-++ Die vorstehend angeführten.

362-+++ Über Lord Marschall f. 1. Abtheilung Seite 165.

366-+ Dieser Unterschied hatte in damaliger Zeit nichts Auffallendes, er fand selbst in Berlin Statt. Siehe 1. Abthl. S. 104 Note.

367-+ Siehe Moser's Mannigfaltigkeiten I. 86.

387-+ Hierüber muß nachgelesen werden: Seidel's - eines Augenzeugen - Kurze Nachricht etc. (s. oben) - Tempelhof III. 223 - Kriele S. 30 etc. - Gesch. des siebenj. Krieges vom Generalstab etc. III. 99-105.

388-+ Man vergesse hier nicht, daß großes, anhaltendes Unglück oft ungerecht macht. Der König hat auch bei dieser Unglücksschlacht der Tapferkeit und Hingebung seiner Truppen Gerechtigkeit widerfahren lassen (s. oben seinen Brief an Finkenstein vom 12. August). Wer wird nicht dem Könige in seiner schrecklichen Lage eine Äußerung zu gut halten, die er vielleicht in einem Moment des höchsten Unmuths etc. niederschrieb.

389-+ Hoffentlich wird es Niemand tadeln, daß wir bei dieser Katastrophe umständlichere Auszüge aus andern Schriften von und über Friedrich d. Gr. mitgetheilt haben. Der Zweck aller Auszüge, die wir in diesem Tagebuche liefern, ist, wie wir schon in der Einleitung, im ersten Heft (welche wir überhaupt nachzulesen bitten) S. 7 ausgesprochen haben - ein treues Bild von der Denk- und Handlungsweise des großen Königs in jeder Beziehung und unter den verschiedensten Umständen etc. aus seinen eigenen schriftlichen und mündlichen Äußerungen und Geständnissen darzustellen. - Und wo tritt der Geist und der wahre Charakter des Menschen am Klarsten hervor, wo bewährt er sich am meisten, als zur Zeit des Unglücks? Wo legen sich alle Falten des Herzens offener dar, als in den vertraulichen Ergießungen der innersten Gefühlen gegen den theilnehmenden Freund?
Bei diesem freundschaftlichen Briefwechsel verlor der König keinen Augenblick die Hauptsache aus den Augen; ein weit größerer Briefwechsel fand täglich mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, mit Fouqué und andern Generalen Statt; seine Thätigkeit war gränzenlos.

397-+ Dresden war schon vor 3 Wochen in Feindes Hände gefallen. Es war also wohl die Einladung nur bitterer Scherz? oder vielleicht glaubte er auch es bald wieder zu erobern, wie aus einem Brief an Voltaire vom 19ten hervorzugehen scheint.

397-++ Bekanntlich soll Daun vom Pabst einen geweihten Hut erhalten haben.

403-+ Über Karl XII.

403-++ M. s. des Königs Brief an Jordan, vom 13. April 1739 im 7. Band.

404-+ Der damalige Königl. Staats- und Kabinetsminister, Karl Wilhelm, Graf von Finkenstein.