Anmerkungen zum Jahre 1752.
Balbi (Johann Friedrich von) stammte aus einem berühmten Geschlechte Genua's, wo der 1730 daselbst regierende Doge Maria<240> Balbi sein Groß-Oheim war. Eine Hauptstraße der Stadt führt den Namen dieses alten berühmten Geschlechts. Unser Balbi trat bereits in seinem 16. Jahre in preußische Kriegsdienste. 1734 befand er sich als Volontair bei der Belagerung von Philippsburg und Kehl, und von 1746 bis 1748 bei der französischen Armee in den Niederlanden, 1755 (nicht 1752, wie von Einigen angegeben wird) begleitete er Friedrich d. G. bei seiner Reise nach Holland, 1757 und 1758 dirigirte er die Belagerungen von Breslau, Schweidnitz und Olmütz. 1757 war er vom König zum Obersten ernannt worden. Er starb in Berlin am 19. Januar 1779 in einem Alter von 79 Jahren. Während seiner Dienstzeit hat er 9 Schlachten und 23 Belagerungen beigewohnt.
2) Toussaint (François Vincent) war zu Paris 1715 geboren. Das von ihm verfaßte Buch: les Moeurs (die Sitten), wodurch er sich zuerst bekannt machte, ward auf Befehl des Parlaments verbrannt, und er sah sich genöthigt, nach Flandern zu flüchten, von wo er nach Berlin berufen wurde. Hier ward er bei der damaligen Ecole militaire als Professor der Beredsamkeit angestellt. Er hat mehrere Schriften verfaßt, und auch die Gellertschen Fabeln ins Französische übersetzt. Er starb in Berlin am 25. Juni 1772.
D'Alembert (Jean Lerond), geboren zu Paris am 16. November 1717, war der uneheliche Sohn der Madame Tincin, einer Stiftsdame und des Provinzial-Commissairs der Artillerie, Herrn Destouches 240-+, welcher den 11. März 1726 starb. Das Kind ward gleich nach seiner Geburt auf den Markt oder Platz der Kirche St. Jean le Rond, nahe bei Notre Dame ausgesetzt. Von diesem Platz legte man ihm den Vornamen bei. Der Polizeicommissair, welcher das Kind fand, gab es einer armen Glaserfrau in Pflege, welche von den Eltern, die sich jedoch nie öffentlich zu erkennen ga<241>ben, unterstützt wurde. Als er ungefähr vier Jahr alt war, kam er in eine Pensionsanstalt, wo er bis zu seinem zehnten oder zwölften Jahre blieb, und in dieser Zeit Beweise ausgezeichneter Fähigkeiten gegeben hatte. Hierauf trat er in das Collegium de quatre Nations, und als er dieses nach Vollendung seiner Studien verließ, befand er sich ohne alle Verbindung und wie allein in der Welt. Er begab sich daher in das Haus seiner ersten Erzieherin, und beabsichtigte mit seinem geringen Vermögen, das in einer Rente von 1200 Livres, die ihm sein Vater ausgesetzt hatte, bestand, die Glücksumstände dieser armen Familie, welche die einzige war, die er in der Welt als die seinige ansehen konnte, etwas zu verbessern. In dem Hause dieser guten Leute widmete er sich ganz dem Studium der Geometrie, und führte hier 40 Jahre lang die einfachste Lebensart. Er verwandte den Zuwachs seiner Einkünfte 241-+ nur auf Werke der Wohlthätigkeit, verbarg seine steigende Berühmtheit vor diesen guten Leuten und machte ihre einfältigen rohen Sitten zuweilen zum Gegenstand seiner gutmüthigen Scherze und philosophischen Beobachtungen. Seine gute Amme sah seine große Thätigkeit und hörte von ihm, daß er der Verfasser vieler Bücher sei, aber sie ließ es sich nicht einfallen, daß er ein großer Mann sei, sondern sah ihn vielmehr mit einer Art von Mitleiden an. Einst sagte sie: "Sie wollen immer nur ein großer Philosoph sein, - und was ist denn ein Philosoph? - Ein Narr, der Tag und Nacht arbeitet, und sich lebenslang quält, damit die Leute von ihm reden mögen, wenn er nicht mehr ist."
Seine zahlreichen mathematischen, philosophischen und andern Schriften, die man in Querard's La france litteraire verzeichnet findet, haben ihm großen Ruhm erworben. Im Jahr 1746 gewann seine Abhandlung über die Theorie der Winde den von der Berliner Akademie ausgesetzten Preis, die ihn zugleich zu ihrem Mitglieds ernannte. Der König gab sich viel Mühe ihn zu bewegen, sich in Berlin niederzulassen, und trug ihm auch die Präsidentenstelle seiner Akademie an, allein d'Alemberts Neigung zur Unabhängigkeit und<242> einer stillen und einfachen Lebensweise war so groß, daß er sie ablehnte, eben so nahm er auch die Stelle, welche die russische Kaiserin Katharina ihm bei ihrem Sohn als Erzieher antrug, nicht an. Im Juni des Jahres 1763 kam er auf des Königs wiederholte Einladung nach Berlin, und hielt sich bis Anfangs September des folgenden Jahres hier auf, begleitete in dieser Zeit auch den König auf dessen Reisen nach Magdeburg etc. D'Alembert war nicht verheirathet, eine heftige Neigung fesselte ihn an die, wegen ihrer Liebenswürdigkeit und glänzenden Geistesgaben berühmte Frau Espinasse (Julie Jeanne Eleonore de l'), - (wie er, ein Kind der Liebe). Er fand jedoch keine Gegenliebe, sondern nur Wohlwollen, innige Freundschaft und hohe Achtung, die sie auch bewog, seinem Wunsche, Eine Wohnung mit ihr beziehen zu dürfen, nachzugeben. Ihr Tod im Jahre 1776 erschütterte d'Alembert sehr, der König tröstete ihn in einem Schreiben voll inniger Theilnahme. d'Alembert starb am 29. Oktbr. 1783. Sein Briefwechsel mit dem König umfaßt eine Zeit von 29 Jahren, er befindet sich in den hinterlassenen Werken des Königs und gewährt eine höchst anziehende Lektüre.
de Prades (Jean Martin), geboren um das Jahr 1720 zu Castel-Sarazin im Departement Languedoc. Er hatte sich der Theologie gewidmet, und lebte als Baccalaureus in Paris, als solcher hielt und vertheidigte er im Jahr 1751 eine Disputation, die ihm viel Verfolgung zuzog. Die Sarbonne verdammte 10 Sätze, die darin vorkamen, als ketzerisch, strich ihn aus der Liste der Baccalaureen, der Erzbischof von Paris entzog ihm seine Gerechtsame und trug seinem Promotor auf, ihn zu verfolgen, und das Parlament gab Befehl zu seiner Einziehung etc. (Querelles litteraires. Paris 1762). de Prades sah sich hierdurch genöthigt, von Paris sich zu entfernen. Voltaire und der Marquis d'Argens, denen er nur durch die Verfolgung, unter der er litt, bekannt geworden war, beschlossen, sich seiner anzunehmen, und schlugen dem Könige vor, den de Prades in seine Dienste zu nehmen, das ihnen auch um so leichter gelang, da der König, wie bekannt, immer bereit war, verfolgten Philosophen seinen Schutz und Beistand angedeihen zu lassen. So kam de Prades<243> im August d. J. nach Potsdam und trat als Vorleser und Sekretair des Königs an Dargets Stelle. (Oeuv. de Voltaire. Edit. Basle. Tom 84. p. 6). Voltaire und d'Argens fanden jedoch sehr bald, daß sie sich in ihrem Schützling sehr getäuscht hatten, und daß er nur in der Theologie und Kirchengeschichte einige Kenntnisse besaß, im Übrigen ihm aber Alles abging, wodurch er ihrer Empfehlung beim Könige hätte Ehre machen können. Sie gaben ihm in der altern Geschichte etc. Unterricht, und er mußte ihnen täglich, ehe er zum Könige ging, seine Lection wiederholen, da jedoch seine Schwäche dem Könige nicht verborgen bleiben konnte, so bereitete Voltaire selbst den König nach und nach vor, und belustigte ihn durch die Erzählung von den komischen Details der Lektion, die er und d'Argens dem Abbé gaben. Dieser ward aber endlich gewahr, daß man ihn zum Besten hatte, und rächte sich dadurch, daß er überall gegen den Monarchen und seine Lehrer deklamirte, und sich auf die Seite derer schlug, die mit der Regierung unzufrieden waren. Dem Könige blieb dies nicht unbekannt, dennoch behielt er ihn, und sah ihm, wie wir weiterhin sehen werden, Viel nach, vielleicht aus Mitleiden, oder aus Freundschaft für Voltaire und d'Argens. Die Bosheit und der Undank des Abbe's ging so weit, daß er während des siebenjährigen Krieges den König verrieth. Unter dem 15. November 1757 schreibt der König aus Torgau an d'Argens: "Den Abbé habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich und undankbar!" Denina in seinem Essai sur la vie et le regne de Frederic II. p. 213, und Voltaire in seinen Briefen vom 25. Februar 1758 und 25. April 1760 an d'Alembert wollen zwar seine Unschuld behaupten, allein aus einem Briefe des Abbé's aus Potsdam (1756) an Valori, den französischen Gesandten, in welchem er diesem auf sein Verlangen Mitteilungen macht, die zwar eben noch nicht wichtig, aber in seinen Verhältnissen doch höchst tadelnswerth sind, sieht man wohl, daß er gar keinen Anstand nehmen würde, ihm auch die wichtigsten Nachrichten mitzutheilen; er sagt auch in diesem Briefe: "J'ose me flatter que vous serez toujours<244> persuadé de mon attachement sincère. Si j'ai à présent un défaut ici, c'est d'avoir le coeur exessivement français." Der König schickte ihn nach Magdeburg auf die Festung. An Voltaire schrieb der König am 18. Mai 1759 aus Landshut: "Sie wollen die Abenteuer des Abbé's de Prades wissen? Da müßte ich ein dickes Buch schreiben. Zur Befriedigung Ihrer Neugierde wird es genug sein, wenn ich Ihnen sage, daß der Abbé schwach genug war, sich während meines Aufenthalts zu Dresden von einem Sekretair Broglio's verführen zu lassen, den Broglio bei seiner Abreise dort gelassen hatte, de Prades rapportirte Neuigkeiten von der Armee, und da dies Handwerk im Kriege nicht einem Jeden behagt, so hat man ihn bis zum Frieden an einen stillen Ort geschickt, wo es gar keine Neuigkeiten zu schreiben giebt. Es sind noch mehr Dinge dabei vorgefallen, die zum Schreiben zu weitläuftig sind. Diesen saubern Streich spielte er mir gerade zu der Zeit, da ich ihm eine fette Präbende am Breslauer Dom ertheilt hatte." Bereits im April 1758 scheint es, daß er seine Freiheit wieder erhalten hatte 244-+, doch wurde ihm die Stadt Glogau, wo ihm der König eine Pfründe anwies, zum beständigen Aufenthaltsort, den er nicht verlassen durfte, angewiesen. Daselbst starb er im Jahr 1782. Hiernach ist zu berichtigen, was Bachaumont in seinen Mémoires T. I. p. 1777 (Juni 1763) von dem Abbé anführt. Man hat den Abbé lange für den Verfasser der Schrift: Gedanken über die Religion, die man anfänglich Friedrich dem Großen zuschrieb, gehalten, und nach Querard La France littraire soll er auch die, bisher Voltaire zugeschriebene Schrift: Le Tombeau de la Sorbonne, traduit du latin. 1752. 8. und 1753. 12. verfaßt haben. Von ersterer ist er es jedoch zuverlässig nicht, sondern ein Lieutenant de la Serre.
Der Präsident der Berliner Akademie, Maupertuis, hatte einen neuen Grundsatz in der Mechanik: "von der kleinsten Kraft in den Wirkungen der Körper" aufgestellt, deren Erfinder er war, oder<245> es zu sein glaubte. Der Professor an der Kriegsakademie im Haag, Samuel König, bestritt nicht allein den Grundsatz an sich, sondern auch dessen Neuheit, indem er behauptete, daß schon Leibnitz denselben in einem Briefe an Jakob Hermann angeführt habe. Maupertuis, eifersüchtig auf die Ehre der Erfindung, bezweifelte dies, und bewirkte, daß der Professor von der Berliner Akademie aufgefodert wurde, den Brief Leibnitzens, aus welchem er die bezügliche Stelle öffentlich bekannt gemacht hatte, vorzulegen. Da der Professor König hierauf erwiederte, daß er nur eine Abschrift davon besitze, und da auch bei weiterem Nachforschen das Original sich nicht auffand, so schloß die Berliner Akademie den Professor König, der ihr Mitglied gewesen war, von sich aus. Voltaire war ein Freund des Professors König, dagegen hegte er schon längst gegen Maupertuis, welcher die Gnade Friedrichs in Hohem Grade genoß, Neid und Scheelsucht. Er ergriff nun diese Gelegenheit, Maupertuis einen bösen Streich zu spielen, und ließ zuerst unter dem Namen: "eines Mitgliedes der Akademie zu Berlin" einen Brief an einen Akademiker drucken, in welchem er den Professor König vertheidigt und Maupertuis tadelt 245-+; in einer zweiten Schrift,<246> die unter dem Titel Diatribe du Docteur Akakia etc. erschien, macht er ihn aufs Höchste lächerlich. (S. Beiträge Th. II. S. 537 246-+.<247> Die Erlaubniß, welche Voltaire zum Druck einer andern Schrift vom Könige erhalten hatte, benutzte er, auch den Akakia drucken zu lassen. In des Marquis von Condorcet's Leben Voltaire's wird mit manchen entstellten Umständen erzählt, daß Voltaire dem Könige die Schrift gezeigt habe, und Beide hätten darüber gelacht, jedoch habe Voltaire dem Könige versprechen müssen, diese Schrift zu unterdrücken und nicht bekannt werden zu lassen, Voltaire versprach es, hielt aber nicht Wort, sondern ließ die Schrift auswärts drucken 247-+, oder schickte die Exemplare der ersten in Berlin (wahrscheinlich mit falscher Angabe des Orts) gedruckten Auflage nach außerhalb, von wo bald wieder Exemplare nach Berlin kamen, und die Schrift überall bekannt, und an verschiedenen Orten nachgedruckt wurde, überhaupt ein sehr großes Aufsehn machte. In Paris wurden, wie Voltaire selbst unter dem 17. Januar 1753 aus Potsdam an Formey in Berlin schrieb, an einem Tage 6000 Exemplare vom Akakia verkauft, dennoch läugnete er gegen den König, Antheil an dem neuen Druck und der Bekanntwerdung der Schrift zu haben. Dies war die Veranlassung zu jenem harten Schreiben des Königs.
Auf die Schrift, welche der König am 27. November Voltaire zur Unterschrift vorlegte, antwortet er auf demselben Blatte Folgendes: "Ich werde, Sire, alle Befehle Ew. Majestät befolgen, und es wird meinem Herzen nicht schwer werden, Ihr zu gehorsamen. Ich bitte Ew. Majestät nochmals, zu erwägen, daß ich gegen keine Regierung geschrieben habe, noch weniger gegen die, unter der ich geboren bin, und welche ich nur verlassen habe, meine Tage zu den Füßen Ew. Majestät zu enden. Ich bin Historiograph von Frankreich gewesen, und in dieser Eigenschaft habe ich die Geschichte Ludwigs XIV. und die Feldzüge Ludwigs XV., welche ich an Herrn d'Argenson geschickt habe, geschrieben. Meine Stimme und meine Feder sind meinem Vaterlande gewidmet gewesen, wie Ew. Majestät Befehlen.<248> Ich beschwöre Sie, die Güte zu haben und den Grund der Zänkerei Maupertuis zu untersuchen, ich beschwöre Sie, zu glauben, daß ich diesen Streit vergessen werde, weil Sie es befehlen, ich unterwerfe mich ganz gewiß allen Ihren Wünschen. Wenn Ew. Majestät mir befohlen hätten, mich nicht zu vertheidigen, und mich nicht in diese litterarische Fehde zu mischen, würde ich mit der nämlichen Unterwerfung Ew. Majestät gehorsamt haben. Ich bitte Sie, einen mit Krankheit und Schmerzen beladenen Greis zu schonen, und zu glauben, daß ich mit derselben Anhängigkeit an Ew. Majestät sterben werde, wie ich sie an dem Tage hatte, als ich an Ihren Hof kam."
Kurz vor, oder vielleicht auch erst nach diesem Schreiben, schrieb Voltatre noch äußerst demüthig an den König, um seine Gnade wieder zu erhalten, worauf alsdann wahrscheinlich die Aussöhnung erfolgt ist. Wir theilen dieses merkwürdige Schreiben hier nach dem Original mit. Es lautet wie folgt:
Sire. Ce n'est sans doute, que dans la crainte de ne pouvoir plus me montrer devant Votre Majesté, que j'ai remis à Vos pieds de bienfaits qui n'étient les liens dont j'étois attaché à Votre personne, Vous devez juger de ma situation affreus de celle de toute ma famille, il ne me restoit qu'à m'aller cacher pour jamais, et deplorer mon malheur en silence. Monsieur Fredersdorf, qui vient me consoler dans ma disgrace me fait esperer que Votre Majesté daignerait écouter envers moi la bonté de son caractère et qu'elle pouroit reparer par la bienvaillance (s'il est possible) l'opprobre dont elle m'a comblé. Il est bien sur que le malheur de Vous avoir deplu n'est par le moindre que j'éprouve, mais comment paroitre comment vivre? je n'en sais rien. Je devrais être mort de douleur dans cet état horrible, c'est à Votre humanité d'avoir pitié de moi que voulez vous que je devienne, et que je fasse! je n'en sais rien, je sais seulement que Vous m'avez attaché a Vous depuis seize années, ordonnez d'une vie que je vous ai consacrée, et dont Vous avez rendu la fin si<249> amère. Vous êtes bon, Vous êtes indulgent, je suis le plus malheureux homme qui sort dans vos état, ordonnez de mon sort.
Voltaire.
240-+ Wekhrlin (s. graues Ungeheuer T. X. p. 234) nennt einen ganz Andern als Vater, und sagt, das Kind sei von einem Officier Namens Destouches Canon der Glaserfrau, unter dem Namen: "Alembert," mit einer Anweisung auf 1200 Livres jährl. Rente in Kost gegeben worden.
241-+ Friedrich d. Gr. gab ihm seit 1754 eine Pension von 1200 Livres.
244-+ S. des Königs Brief an d'Argens. In der Königsberger Ausgabe der Corresp. de F. II. et d'Argens etc. T. I. No. 31.
245-+ Gegen diese Schrift erschien: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris (sie ist von Friedrich). Dies ist die Brochüre, von welcher Voltaire in seinem Brief vom 15. Okt. 1762 an Madame Denis sagt, sie sei auf dem Titel mit dem Preuß. Adler, mit Krone und Scepter geziert. (In Preuß Friedrich d. G. als Schriftsteller etc. S. 154 ad 2 werden dafür irrig die Lettre au Public genannt, wie eben so falsch in der Basler Ausgabe von Volt. Oeuv. unter dem angeführten Brief in einer Note angegeben wird. Diese Lettres aber haben keinen Adler etc. auf dem Titel etc.). Wir haben ein Expl. von der Auflage von 1753 von der Schrift: Lettre d'un Academicien etc., die so wie Voltaire angiebt, auf dem Titel verziert ist, vor uns. Der vollständige Titel ist: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris. Avec la traduction Allemande. (Dann steht hier der Preuß. Adler, und unter diesem): Cuique Suum. A Berlin. Chez Etienne de Bourdeaux. Libraire du Roi et la Cour MDCCLIII. Die dabei befindliche Deutsche Übersetzung hat eine Vorrede, welche wir bei andern Deutschen Übersetzungen nicht finden. Eine handschriftliche Bemerkung des ehemaligen Besitzers dieser jetzt seltenen Brochüre sagt, daß sie (die Übersetzung) von dem Prinzen von Preußen, dem Bruder des Königs sei. Sie lautet wie folgt: "Vorbericht des Übersetzers. Ich sehe mit Betrübniß, daß man in die Streitigkeiten des Herrn von Maupertuis mit dem Herrn König viel Anzüglichkeiten mischte, welche auf nichts weniger abzielten, als den Namen eines großen Mannes zu verkleinern. Ich hatte Mühe, der Begierde, die Unschuld, die Tugend und die Wahrheit zu vertheidigen, zu widerstehen. Die Regungen der zärtlichsten Freundschaft trieben mich an, dem unüberwindlichen Widerwillen, etwas drucken zu lassen, ein Mal Gewalt anzuthun. Ein günstiger Zufall kam mir zu statten. Es kam ein Französischer Brief eines Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften in Berlin zum Vorschein, welcher einen andern von einem Mitgliede wider den Herrn von Maupertuis geschriebenen Brief beantwortete. Ich habe denselben übersetzt. Alles was ich selbst zu schreiben im Stande war, würde von weniger Wirkung gewesen sein. Ich richtete wenig oder nichts aus, wenn ich alles that, was meine Kräfte vermochten. Meine timme war zu schwach, man hätte sie nicht gehört. Ich glaube etwas Wichtiges gethan zu haben, da ich das Werkzeug sein kann, daß diejenige, welche sich in diesem Briefe mit so vielem Nachdruck und so vieler Stärke ausdrückt, sich meinen Landsleuten in ihrer Muttersprache hören läßt. Wie angenehm, wie ruhmwürdig ist es, einen solchen Vertheidiger zu finden, und wie würdig ist derjenige, welcher alle Tugenden in seiner Person vereinigt, der Beschützer derselben zu sein."
246-+ Le Tombeau de la Sorbonne ist nicht gegen Maupertuis gerichtet (wie es bei Preuß etc. I. 245 heißt), obgleich es auch in: La Vie de Voltaire par M. a Geneve 1786 und in der neuen Auflage dieser Schrift par. T. J. D. V... à 1797 gesagt wird, sondern gegen die Sorbonne in Paris, wegen ihres Verfahrens gegen den Abbé de Prades, der, wie Einige wollen, auch Verfasser davon sein soll. (Siehe oben S. 244). Dagegen wird Voltaire eine andere Spottschrift gegen Maupertuis, welche den Titel Seance memorable hat, zugeschrieben.
247-+ So wird die Sache allgemein erzählt, allein es scheint richtiger, daß Voltaire dem König die Schrift nur im Manuscript zu lesen gegeben, und dann erst die Erlaubnis, die Voltaire zum Druck einer andern Schrift hatte, auch zum Druck des Akakia benutzte.