Juli.

A.

Juli 1757

Der König in Leutmeritz.

19. Juli 1757

Schreibt an d'Argens:

"Sehen Sie mich, mein lieber Marquis, als eine Mauer an, auf welche seit zwei Jahren durch das Mißgeschick Bresche geschossen worden. Ich werde von allen Seiten erschüttert. Häusliche Unglücksfälle, geheime Leiden, öffentliche Noth, neu bevorstehende Plagen, das ist mein täglich Brod. Glauben Sie aber nicht, daß ich nachgebe. Lösten sich alle Elemente auf, so würde ich mich unter ihren Trümmern mit kaltem Blute begraben, mit dem ich Ihnen jetzt schreibe. In so heillosen Zeiten muß man sich mit Eingeweiden von Eisen und einem ehernen Herzen versehen, um alle Empfindsamkeit los zu werden. Jetzt ist die Zeit zum Stoicismus. Die armen Schüler des Epikurs würden in diesem Augenblick auch<312> nicht ein Wort von ihrer Philosophie anzubringen vermögen. Der nächste Monat wird schrecklich werden, und sehr entscheidend für mein armes Land. Ich meinerseits, fest entschlossen, es zu retten oder mit ihm zu Grunde zu gehen, habe mir eine Denkart zugelegt, wie sie sich für solche Zeiten und Umstände schickt. Nur mit den Zeiten des Marius, des Sylla, der Triumvirate und mit den wüthendsten und grimmigsten Ereignissen der Bürgerkriege läßt sich unsere Lage vergleichen. Sie sind zu weit entfernt von hier, um sich eine Vorstellung von der Krisis machen zu können, in der wir uns befinden, und von den Gräueln, die uns umgeben. Denken Sie doch nur, ich bitte Sie, an die mir äußerst theuern Personen, die ich so nach und nach eingebüßt, und an die Widerwärtigkeiten, die ich mit großen Schritten auf mich zukommen sehe. Was fehlt mir wohl noch, um nicht völlig in der Lage des geplagten Hiob zu sein? Meine sonst schwache Gesundheit erträgt, ich weiß selbst nicht wie, alle diese Stürme, und ich erstaune, wie ich in Lagen aushalte, die ich vor drei Jahren nicht anders als mit Schaudern angesehen hätte. Das ist freilich ein Brief, an dem Sie wenig Freude und wenig Trost finden werden; allein ich schütte Ihnen mein Herz aus, und schreibe mehr, um dieses zu erleichtern, als um Sie angenehm zu unterhalten. Schreiben Sie mir doch zuweilen, und sein Sie von meiner Freundschaft versichert. Leben Sie wohl.

Die Philosophie, mein Freund, ist gut, um vergangene oder künftige Übel zu lindern, aber wider gegenwärtige Übel kommt sie nicht auf."

20. Juli 1757

Der König von Leutmeritz nach Likowitz.

21. Juli 1757

In Sulowitz.

22. Juli 1757

In Luschitz.

24. Juli 1757

In Nollendorf (Böhmisch).

25. Juli 1757

Über Schönewalde und Ottendorf in Goes (Sächsisch).

26. Juli 1757

In Pirna.

<313>

28. Juli 1757

In Hartha, (im Amte Stolpen).

29. Juli 1757

Der König langt mit seinem Corps bei Bautzen an, wo auch die Armee des Prinzen von Preußen campirte. Dieser wird, wegen seiner bei Gabel etc. erlittenen Verluste, vom Könige sehr unfreundlich empfangen. (S. Receuil de Lettres des Sa. M. le Roi de P. pour servir à l'histoire de la guerre dernière. 1772. p. 32-37).

30. Juli 1757

Der König im Lager bei Bautzen.

31. Juli 1757

In Weissenberg (Ober-Lausitz).

Nach Ösfeld soll der König sein Hauptquartier am 30. in Neustadt-Dresden, und den 31. in Tannenberg gehabt haben. Dem widerspricht aber nicht allein Tempelhof, I. 229, 246, sondern auch eine vor uns liegende handschriftliche Nachricht, welche aus dem eigenhändigen Journal des Prinzen von Preußen genommen ist. Damit stimmt auch die Relation de ce qui est passé à l'armée commandée par le Prince royal depuis le 27. Juin 1757 etc. in Recueil de lettres de S. M. le Roi de P. etc. Lpz. 1772. p. 32-34.

In diesem Monat schrieb der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth. (Hinterl. W. VI. 214).

O, die Du meiner Tage kleinen Rest
So liebliche, so theure Hoffnung schenkst,
O, Schwester, deren Herz voll Zärtlichkeit,
An Trost so reich, den Kummer mit nur theilt,
Bei meinen Schmerzen weint, mit Helferarm,
Wenn mich das Unglück drängt, mir Beistand giebt! etc.

Der Engel, der der Schlachten Loos bestimmt.
Des Todes Pfeile lenkt, und dann auch hemmt,
Das Glück bald raubt, bald schnell es wiederbringt,
Hielt unsre Adler ungewiß, und litt.
Daß Tapferkeit der Anzahl unterlag, etc.
<314>Und Du, mein theures Volk, dem jeder Wunsch
In meiner Seele lebt! o Du, das ich,
Weil Pflicht es mir gebeut, beglücken muß!
Dein thränenwerthes Loos und die Gefahr,
In der Du schwebst, durchdringen ganz mein Herz.
Von Deinem Schicksal bin ich tief gebeugt.
Ich ließe willig meines Ranges Glanz;
Doch, Dir zu helfen sei mein Blut verströmt! etc.

Als ich, o meine Mutter, ungern nur
Aus Deinem Arm hinweggerissen ward,
Wie netzte ahnend meine Seele da
In diesem sorgenvollen Augenblick
Mit Thränen Deinen letzten Abschiedskuß.
Mein Herz, mein banges, leicht gerührtes Herz
Verkündigte der Zukunft Schrecken mir
Nur allzu laut. Doch Atropos begnügt
So hofft' ich - sich mit meinem Blut, und schont
Die mir das Leben gab. - Wie täuscht' ich mich!
Ach! mich - mich Armen flieht der Tod, daß er
Auf Dich sein bleiches Schrecken gießen kann. etc.

Vergiftet ist, nun da mein Leben sinkt,
Sein letzter Tag; erfüllet mein Geschick
Von tausendfacher Qual; voll Schrecken ist
Die Gegenwart, die Zukunft ungewiß, etc.

So find' ich, theure Schwester, Ein Asyl
Und Einen Hafen nur: im Arm des Todes.

B.

5. Juli 1757

Memel geht mit Capitulation an die Russen über.

9. Juli 1757

Preußisches Manifest gegen Rußland.

11. Juli 1757

William Pitt wird als Staatssekretär zurückgerufen.

<315>

13. Juli 1757

Die Franzosen besetzen Cassel und verbreiten sich über ganz Hessen.

15. Juli 1757

Der Posten bei Gabel wird von den Östreichern überwältigt. Rückzug der Armee des Prinzen von Preußen.

23. Juli 1757

Die Östreicher bombardiren und verbrennen die Fabrikstadt Zittau, um die kleine Preußische Besatzung daraus zu vertreiben.

26. Juli 1757

Treffen bei Hastenbeck. Der Herzog von Cumberland wird von den Franzosen unter d'Etrees geschlagen.

28. Juli 1757

Die Franzosen erobern Hameln.

30. Juli 1757

Der Prinz von Preußen bittet den König, die Armee wegen seiner geschwächten Gesundheit verlassen zu dürfen. Der König antwortet ihm unter dem 31. Juli aus dem Lager bei Bautzen in harten Ausdrücken etc. (S. Recueil etc. p. 35). Darauf reist der Prinz nach Dresden, wo er den 31. eintrifft.