Juni.
A.
Juni 1759
Der König in Reichhennersdorf bis den 29sten.
10. Juni 1759
Der König an Voltaire:
- etc. "Ihre Nichte hat ihren stolzen Eifer für ihre Nation ausbrechen lassen, und mich verbrannt, wie ich es in Berlin mit Ihnen machte (d. Akakia), und wie es Ihnen nachher auch in Frankreich ging. Ihre Landsleute sind alle halb wahnsinnig, wenn die Frage von der Präeminenz ihres Königreichs ist. etc. - Sie aber, der Sie Sich nicht schlagen werden - mokiren Sie Sich um's Himmels willen über Niemand. Sein Sie ruhig und glücklich, da Sie keine Verfolger haben. etc."
Nachschrift. "Aber wollen Sie denn erst im siebzigsten Jahre verständig werden? Lernen Sie doch endlich Ihrem Alter, was für ein Ton schicklich ist, wenn man an mich schreibt. Begreifen Sie doch, daß es erlaubte Freiheiten, aber auch Unverschämtheiten giebt, die für Gelehrte und für schöne Geister unerträglich sind.
Werden Sie doch endlich philosophisch, d. h. vernünftig. Möchte der Himmel, der Ihnen so viel Witz zugetheilt hat, Ihnen doch auch verhältnißmäßigen Verstand geben! Ließe sich das thun, so wären Sie der erste Mann in dem Jahrhundert, und vielleicht der größte, den die Erde gehabt hätte. Und das wünsche ich Ihnen."
Dieser Brief bezieht sich auf ein Schreiben Voltaire's vom Mai, darin er, unter andern Witzeleien und Sticheleien auch eine Fabel von einem Löwen und einer Katze vorbringt, und dann mit den Worten schließt: Sire, die Katze küßt in Unterthänigkeit Ihre schöne Klaue etc.
<378>29. Juni 1759
An denselben:
"Lebte ich in den alten Ritterzeiten, so würde ich Ihnen sagen: "Ihr habt in Euern Hals hineingelogen, da Ihr vor aller Welt behauptet, daß ich Euch geschrieben, Ihr solltet meine Geschichte von Brandenburg gegen die Albernheiten vertheidigen, die ein Abbé in ic oder ac davon sagt." Ich kümmere mich sehr wenig um meine Werke, da ich nicht so viel enthusiastische Liebe für sie habe, wie die berühmten Schriftsteller für das geringste Wort, das ihnen entfällt. Weder für meine Prosa, noch für meine Verse, werde ich mich mit irgend Jemand schlagen, und man kann davon urtheilen, was man will, ohne daß es mir schlaflose Nächte verursacht. etc."
30. Juni 1759
Der König in Sagan.
B.
2. Juni 1759
Der Feldmarschall von Kalkstein (Friedrich's ehemaliger Gouverneur) stirbt in Berlin, 77 Jahr alt.
10. Juni 1759
Die Alliirten verlassen Cassel und Umgegend.
14. Juni 1759
Russische leichte Truppen streifen bis Guhrau (Schlesisch).
15. Juni 1759
General Dohna marschirt nach Polen, um die von daher anrückenden Russischen Corps aufzuhalten, was ihm wegen ihrer Übermacht nicht gelingt.
29. Juni 1759
Die Preußen nehmen Schatzlar in Böhmen.