Oktober.
A.
2. Oktober 1759
Der König in Glogau.
3. Oktober 1759
In Zerbau.
4. Oktober 1759 bis 8. Oktober 1759
In Groß-Gaffron.
8. Oktober 1759
In Sophienthal. Hier wird der König krank.
9. Oktober 1759
oder 10ten? Der König an den Marquis d'Argens:
- etc. "Ich bin jetzt eben so weit, als ich vor acht Tagen war; allein der Feind wird nächstens aufbrechen, und macht schon alle Anstalten zum Abmarsche. Damit wird sich denn mein diesjähriger Feldzug gegen die Russen endigen. Doch wenn dies vorbei ist, habe ich noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.
Ich bin krank, indessen dies soll mich nicht abhalten, so lange ich Kräfte habe, werde ich meinen Pflichten treu bleiben. Ich bin noch immer mit meiner Schrift über Karl XII. beschäftigt. Sie ist nur eine Kette von Betrachtungen, diese erfodern Sorgfalt und Bedachtsamkeit, und deswegen arbeite ich langsam. Ich fiel darauf, weil ich mich gerade in der Gegend befand, die Schulenburg durch seinen Rückzug merkwürdig gemacht hat. Mein Geist ist ganz voll militärischer Ideen, ich will ihn zerstreuen, aber er beschäftigt sich zu sehr mit diesen Gegenständen, als daß ich ihn jetzt auf etwas anders heften könnte. Nach dem Kriege will ich um eine Stelle im Invalidenhause anhalten. So weit ist es mit mir gekommen!
Wenn Sie mich je wiedersehen, so werden Sie mich sehr<395> alt finden; meine Haare werden grau, die Zahne fallen mir aus, und ohne Zweifel bin ich in Kurzem kindisch. Wir müssen unsere Kräfte nicht zu sehr anspannen, zu starke Anstrengung erschlafft sie. Sie wissen, was man von Blaise Pascal erzählt, und Sie selbst haben mir gesagt: Sie wären in Holland durch Bücherschreiben so erschöpft worden, daß Sie einer langen Ruhe bedurft hätten, um Sich wieder zu erholen. Ihr Vorgänger Bayle hat eben das erfahren. Mit mir, der ich nicht werth bin, Ihnen die Schuhriemen aufzulösen, ist es zwar noch nicht so weit gekommen, aber doch fühle ich, daß meine Schwachheiten zunehmen, und meine Kräfte schwinden. Unvermerkt verliere ich das Feuer, das man nöthig hat, um mein Handwerk gut zu treiben. Wir haben noch einen langen Monat vor uns, ehe dieser Feldzug zu Ende geht, und man wird nun sehen müssen, was der Winter mitbringt. Schicken Sie mir indessen Vertot's Revolutionen des Römischen Reichs und Schwedens. Vergessen Sie Ihre Freunde im Fegefeuer nicht, und sein Sie von meiner Achtung und Freundschaft überzeugt. Leben Sie wohl. etc."
25. Oktober 1759
An Ebendenselben. Der König meldet ihm, daß er krank sei, und ladet ihn ein, zu ihm zu kommen, und Noel (Küchenmeister) mitzubringen, vielleicht, daß der ihm wieder zu Kräften hilft etc.
26. Oktober 1759
An Ebendenselben:
"Ihren Brief, mein lieber Marquis, erhielt ich unter den Martern der Gicht, und erinnerte mich, daß der Philosoph Posidonius, als Pompejus bei seiner Reise durch Athen ihn fragen ließ, ob er ihn, ohne ihm beschwerlich zu sein, hören könnte, zur Antwort gab: Man soll nicht sagen, ein so großer Mann, wie Pompejus, wolle mich hören, und die Gicht hindere mich daran. Und nun hielt er vor dem Pompejus eine schöne Rede über die Verachtung des Schmerzes, und rief bisweilen aus: O Schmerz, was Du auch immer thun<396> magst, ich werde doch nicht gestehen, daß Du ein Übel bist. Diesem Philosophen ahme ich nach, und antworte Ihnen, der Sie einen bessern Charakter haben, wie alle Pompejusse zusammengenommen.
Sie wollen meine Krankheit wissen, mein Lieber? Ich bin am linken Arm, an beiden Füßen und am rechten Knie gelähmt; und mit der rechten Hand, dem einzigen Gliede, das ich jetzt noch brauchen kann, schreibe ich Ihnen, und bitte Sie, nach Glogau zu kommen. Morgen lasse ich mich nach Koben bringen, welches eine halbe Meile von hier ist. Alle die verschiedenen Unfälle, Widerwärtigkeiten und Krankheiten, den häufigen Verlust von Freunden, und meine Unfähigkeit, dann, wenn es nöthig wäre, thätig zu sein, dürfen Sie nur zusammennehmen, so werden Sie begreifen, daß man dabei eben nicht fröhlich sein kann. Sie haben nichts zu fürchten, die Russen gehen nach Posen, und von da nach Thorn. Der Weg über Berlin, Frankfurt und Crossen, bis hierher, ist sicher, also können Sie reisen, wie mitten im Frieden. Leben Sie wohl, mein Lieber, meine große Schwachheit hindert mich, mehr zu schreiben."
27. Oktober 1759
Der König in Koben, wohin er sich hatte tragen lassen.
B.
12. Oktober 1759
Vertrag zu Bütow mit den Russen, wegen Auswechselung der Gefangenen.
29. Oktober 1759
Die Generale Wunsch und Rebentisch schlagen bei Pretzsch die Östreicher, und nehmen den General Gemmingen, Oberst Haller, noch 280 Officiere und 1400 Mann gefangen.