November.

A.

1. November 1759

Der König in Glogau.

2. November 1759

In Sagau.

8. November 1759

In Triebel.

<397>

9. November 1759

In Spremberg.

10. November 1759

In Hörlitz.

11. November 1759 bis 12. November 1759

In Elsterwerda. Von hier schreibt der König am 12ten an d'Argens: "Ich habe mich hierher schleppen lassen, mein lieber Marquis. Morgen komme ich zu meiner Armee. Daun und seine Östreicher werden, wie ich mir schmeichle, nicht bemerken, daß ich die Gicht habe. In acht Tagen, hoffe ich, wird Sachsen ganz von Feinden gereinigt und Alles ruhig sein. Sind Sie dann wohl auf, und können einen hermetisch verschlossenen Wagen finden, so werden Sie mir ein Vergnügen machen, wenn Sie zu mir nach Dresden 397-+ kommen, da will ich mein Quartier nehmen und Ihnen eine Wohnung besorgen etc."

13. November 1759

Der König in Hirschstein. Hier vereinigt sich der Prinz Heinrich mit seiner Armee mit dem König.

14. November 1759 bis 17. November 1759

In Körgis.

15. November 1759

Schreibt der König eine Epistel an d'Argens:

"Marquis, was für ein Wechsel traf mich jetzt!
Mich armen, mich profanen Mann, der nur
So selten an die heil'gen Stätten kommt!
Mich, den der Knechte Gottes heil'ger Knecht,
Der mich verdammt, und in den Bann mich thut,
Mit keinem Hut und Brief begnadigt hat 397-++ etc.

Mich opferte Fortunas Unbestand
Für meine Nebenbuhler auf; doch nun
Ist unverhofft ihr Groll auf sie gekehrt,
Und ich, ich schwimme wieder oben auf. etc."

<398>

(Fortuna hatte den König wieder getäuscht, denn bald nachher geschah das Unglück bei Maxen. Der König schrieb nachher unter diese Epistel: "Sechs Tage vor dem Vorfall bei Maxen").

S. weiter unten.

17. November 1759 bis 18. November 1759

Der König von Körgis nach Limbach und Wilsdruf. (Ein Brief des Königs an Voltaire ist überschrieben: Wilsdruf den 17ten, eine Kabinetsordre an Fink: Körgis, den 17ten, und eine andere an Ebendenselben: Limbach, den 18ten).

17. November 1759

Der König schreibt aus Wilsdruf an Voltaire einen sehr langen Brief heitern Inhalts - viele Strophen in Versen etc., Nichts wesentlich Wichtiges über seine Lage etc. (Hinterl. Werke IX. 212).

19. November 1759

An Voltaire aus Wilsdruf:

- etc. "Wofern dieser Krieg nur noch kurze Zeit fortgesetzt wird, so fällt unser Europa in die Finsterniß der Unwissenheit zurück, und unsere Zeitgenossen werden wieder den wilden Thieren gleich. Es ist Zeit, diesen Abscheulichkeiten Einhalt zu thun. Alle diese Unfälle sind eine Folge des Ehrgeizes von Östreich und Frankreich. Mögen sie ihren weitaussehenden Entwürfen Schranken setzen, mögen sie, wo nicht durch Vernunft, doch wenigstens durch die Erschöpfung etc. klug werden. Möchte doch Schamröthe ihre Stirn bedecken, wenn sie erfahren, daß der Himmel, der den Schwachen gegen die gewaltigen Angriffe der Mächtigen beistand, den erstern Mäßigung verliehen hat, ihr Glück nicht zu mißbrauchen, und ihnen Frieden anzubieten. Mehr kann ein armer, ermüdeter, abgejagter, zerkratzter, gebissener, lahmer und überall aufgeborstener Löwe Ihnen nicht sagen. Ich habe noch alle Hände voll zu thun, und werde Ihnen nicht eher mit ruhigem Gemüth schreiben können, als nach meiner Ankunft in Dresden, etc."

22. November 1759

Der König an d'Argens:

"Mit meiner Schrift (über Karl XII.) können Sie ver<399>fahren, wie Sie es für gut finden. Das Unglück, das dem General Fink so eben widerfahren ist, hat mich so betäubt, daß ich mich noch nicht von meiner Bestürzung erholen kann. Dadurch kommen alle meine Maßregeln in Unordnung, und es geht mir tief ans Herz. Das Mißgeschick verfolgt mein Alter, und hat mich seit meinem Marsch nach Sachsen begleitet. So lange es mir möglich sein wird, werde ich dagegen kämpfen.

Die kleine Hymne an die Fortuna (Epistel vom 15. Novbr.) die ich Ihnen geschickt habe, war zu voreilig verfertigt, vor dem Siege muß man nicht Victoria rufen. Ich bin von den Unglücksfällen und Widerwärtigkeiten, die mir begegnen, so abgemattet, daß ich mir tausend Mal den Tod wünsche, und es von Tage zu Tage müder werde, einen abgenutzten, zum Leiden verdammten Körper zu bewohnen.

Ich schreibe Ihnen in dem ersten Augenblick des Schmerzes; Bestürzung, Gram, Unwille, Verdruß nagen insgesamt an meiner Seele. Wir wollen nun das Ende dieses abscheulichen Feldzugs abwarten, dann schreibe ich Ihnen, was aus mir selbst wird, und wir verabreden das Übrige. Haben Sie Mitleiden mit meinem Zustande, und machen Sie kein Gerede davon; böse Nachrichten breiten sich von selbst zeitig genug aus. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Quando avra fine il mio tormento!"

28. November 1759

An Ebendenselben (aus Wilsdruf):

- etc. "Da hätten denn die Hannoveraner Münster erobert, und man versichert auch, daß die Franzosen am 25sten von Gießen aufgebrochen sind, um über Friedberg zu marschiren und über den Rhein zurückzugehen. Und Wir? wir kantoniren hier dem Feinde gegenüber in den Dörfern. Das letzte Bund Stroh und der letzte Bissen Brod werden entscheiden, wer von uns beiden in Sachsen bleibt. Da die Östreicher außerordentlich beschränkt sind, und Nichts aus Böhmen ziehen können, so hoffe ich, daß sie zuerst aufbrechen<400> werden. Geduld also bis an's Ende! Wir müssen sehen, wie dieser höllische Feldzug ablaufen wird. In diesem Jahre erschöpfe ich meine ganze Philosophie. Es vergeht kein Tag, an welchem ich nicht meine Zuflucht zu Zeno's Unempfindlichkeit nehmen müßte. In die Länge wird dies hart, das gestehe ich Ihnen. Epikur ist der Philosoph der Menschheit, Zeno der Philosoph der Götter und ich - ein Mensch.

Seit vier Jahren bin ich im Fegefeuer; wenn es ein künftiges Leben giebt, so wird mir der ewige Vater das, was ich in dieser Welt gelitten habe, anrechnen müssen. Ein jeder Stand erfährt Widerwärtigkeiten und Unglück, ich muß, so wie ein Anderer, meine, obgleich sehr schwere, Bürde tragen, und rufe mir zur es wird vorübergehen, wie unsere Freuden, unsere Neigungen, unsere Leiden, unser Glück. Leben Sie wohl, lieber Marquis. Meine Briefe werden Ihnen sehr melancholisch vorkommen; aber wahrlich, ich kann Ihnen keine anderen schreiben. Wenn der Geist unruhig und bekümmert ist, so sieht man Nichts rosenfarben. Ich umarme Sie, und wünsche Sie bald wieder zu sehen."

29. November 1759

An Ebendenselben (aus Wilsdruf):

"Endlich hoffe ich einmal, Sie wieder zu sehen, allein ich schmeichle mir mit diesem Vergnügen erst nach vier Wochen, denn so viel Zeit gebe ich Ihnen zu dieser großen Reise. Es steht ein Zimmer zu Ihrer Aufnahme bereit, ohne Zugwind, gut geheizt, ganz nahe dem meinigen, das Sie ohne Überrock und ohne Tuch vor dem Munde werden erreichen können. Ich habe hier eine ungeheure Rolle von Kupferstichen, die Ihnen bei Ihrer Ankunft vorgelegt werden soll. Auch zeigt malt hier die Gallerie des Königs von Polen, die sehr schön ist. Einen Sachsen sieht man nicht. Sie haben eine katholische Kirche gerade vor Ihren Augen, wo herrliche Musik gemacht wird. Wenn dies Alles Ihre Neugierde nicht anzuködern vermag, so muß ich hinzusetzen, daß wenn Sie<401> hierher kommen, Sie Ihren aufrichtigsten Verehrer finden werden, der entzückt sein wird, Sie wieder zu sehen. Ich habe vergessen zu sagen, daß Sie hier auch die Fee Carabosse, die rothe Meerkatze, den gelben Zwerg und ein Serail von alten Hexen finden werden, die man sonst nur noch im Bojardo sieht."

30. November 1759

Der König in Freiberg.

B.

9. November 1759

Subsidien-Traktat Englands mit Preußen.

20. November 1759

Unglückliches Treffen bei Maren gegen die Östreicher unter Daun (die Corps der Generale Sincere und Brentano). Sie waren an 50000 Mann stark, und schlossen die Preußen gänzlich ein, daß sie sich nach der tapfersten Gegenwehr ergeben mußten. Nach Tielke I. 24 wurden gefangen: der General-Lieutenant von Fink, die General-Majors von Rebentisch, von Lindstädt, von Mosel, von Platen, von Vasold, von Bredow, von Gersdorf; auch von Wunsch, obgleich er sich durchgeschlagen hatte, mußte doch, gemäß der Capitulation, zurückkehren, und die Gefangenschaft theilen. Außer diesen wurden noch gefangen: 540 Officiere, nach den Östreichischen Listen überhaupt 14922 Mann. Auch gingen verloren: 3 Paar silberne und 1 Paar kupferne Pauken, 24 Standarten, 96 Fahnen, 71 Geschütze und 44 Munitions-Wagen.

Nach andern, wahrscheinlich richtigern Angaben betrug die Zahl der in Gefangenschaft gerathenen Unterofficiere und Gemeinen nur 10-12000 Mann.

20. November 1759

An demselben Tage richtet der Englische Admiral Hawke auf der Höhe von Quiberon die ganze furchtbare Flotte der Franzosen gänzlich zu Grunde.

20. November 1759 bis 21. November 1759

Die Alliirten erobern Münster.

25. November 1759

Preußen und England machen Friedensanträge durch den Prinzen Ludwig von Braunschweig an die Minister des Wiener, Petersburger und Pariser Hofes in Holland.

<402>

26. November 1759

Die Königin und die verwittwete Prinzessin von Preußen kehren aus Magdeburg nach Berlin zurück.

30. November 1759

Der Erbprinz von Braunschweig schlägt den Herzog von Würtemberg bei Fulda.


397-+ Dresden war schon vor 3 Wochen in Feindes Hände gefallen. Es war also wohl die Einladung nur bitterer Scherz? oder vielleicht glaubte er auch es bald wieder zu erobern, wie aus einem Brief an Voltaire vom 19ten hervorzugehen scheint.

397-++ Bekanntlich soll Daun vom Pabst einen geweihten Hut erhalten haben.