Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Erste Abtheilung,
(1740 - 1786.)
mit historischen und biographischen Anmerkungen zur richtigen Kenntniß seines Lebens und Wirkens in allen Beziehungen;
von
Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck,
ordentlichem Mitgliede des Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin, und der Oberlausitzischen Gesellschaft für Wissenschaften zu Görlitz, des Thüringisch-Sächsischen Vereins zur Erforschung vaterländischer Alterthümer zu Halle, der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau und des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel correspondirendem Mitgliede.
Erster Band.
Enhaltend die Jahre 1740 bis 1759.
Berlin, 1840.
Verlag der Plahn'schen Buchhandlung.
(Louis Ritze.)
<1>Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Erste Abtheilung,
enthaltend
die Jahre 1740 - 1749.
<2><3>Diese Schrift, an welcher der Herausgeber seit 1820 gesammelt, war von ihm ursprünglich nur unternommen worden, um verschiedene wahre und erdichtete Erzählungen und Anekdoten aus dem Leben Friedrichs des Großen zu prüfen und zu verificiren, und hatte allein zum Zweck: die jedesmaligen Aufenthaltsorte des Königs auszumitteln, wie schon Ösfeld in dem, von ihm herausgegebenen, militärischen Kalender auf das Jahr 1800 mit den Hauptquartieren des Königs aus der Zeit des siebenjährigen Krieges einen Versuch gemacht hatte.3-+ Bei der großen Menge von Schriften, welche der Herausgeber dabei durchsuchen mußte, stieß er aber auf so viele, für die Geschichte des Königs merkwürdige und oft höchst interessante Einzelnheiten, daß er sich nicht versagen konnte, alle diese Notizen mit in seine Sammlung aufzunehmen, wodurch denn selbige ihm gleichsam, wie man zu sagen pflegt, unter der Feder wuchs und so die Ansicht gewährte, daß sie auch wohl dereinst einem Biographen des Königs von Nutzen sein könnte, weshalb er denn eifrigst zu sammeln fortfuhr und die Sammlung zum Druck bestimmte, diesen jedoch immer verschob, weil sich immer mehr Quellen öffneten, sie zu vervollständigen. Inzwischen hat sie auch ihre Nützlichkeit bereits vollkommen bewährt, und bei Bearbeitung der Lebensgeschichte Friedrichs des Großen vom Professor Dr. J. D. E. Preuß sehr gute Dienste geleistet, wie in diesem Werke auch anerkannt worden ist (Th. 1, S. 423 und Th. 2, S. 402. Note 3), wobei nur zu bemerken unterlassen worden, daß die Sammlung kein trockenes Namensverzeichniß von Städten und Dörfern, wo Friedrich sich aufgehalten hat, ist, wie man aus jener Note schließen könnte, sondern daß es au<4>ßerdem eine Menge historische, biographische und charakteristische Nachrichten, Notizen und Berichtigungen enthalt, welche ganz besonders bei Abfassung obgedachter Lebensgeschichte von Nutzen gewesen und wovon viele darin wörtlich aufgenommen worden sind.
Bedarf je eine Schrift einer Vorrede und Apologie, so möchte es wohl dieser Versuch sein; denn es ist gar nicht zweifelhaft, daß Viele, welche sie in die Hand nehmen, darin zu wenig, und vielleicht noch Mehrere, darin zu viel finden werden. Jene werden z. B. Anekdoten, Geschichtchen, überhaupt Unterhaltung für die Langeweile vergeblich darin suchen. Diese, denen es mehr um eine gründliche und umfassende Darstellung des Geistes dieses großen Mannes zu thun ist und die in den, von allen seinen Verehrern schon längst ausgesprochenen, Wunsch, daß endlich einmal die Geschichte Friedrichs ausführlich und wahr und ganz seiner würdig geschrieben werden möchte, übereinstimmen, werden diesen Versuch mit einer Menge Kleinigkeiten überladen finden, die ihnen theils längst bekannt sind, theils zu wissen, ganz unnütz scheinen. Daher ist es nothwendig, dem Leser den eigentlichen Zweck dieser Schrift noch etwas umständlicher, als auf dem Titel geschehen konnte, anzugeben.
Der Verfasser, der sich übrigens sehr wohl zu bescheiden weiß, daß seine Leistung hauptsächlich nur das Werk seiner Augen und Finger ist, hat nämlich durch Ausarbeitung dieses Versuchs den Verehrern Friedrichs des Großen und den Lesern der Schriften von ihm und über ihn einen kleinen Dienst leisten zu können geglaubt.4-+
Nicht in der Meinung, als würde es Allen gleich wichtig und wünschenswerth sein, zu wissen, wo Friedrich an diesem oder jenem Tage sich aufgehalten und was er gethan und geschrieben hat (denn es ist ihm recht wohl bekannt, wie sehr der verstorbene Büsching getadelt und sogar oft lächerlich gemacht<5> worden ist, weil er in seiner Charakteristik so viele Kleinigkeiten von Friedrich dem Großen erzählt hat), sondern aus folgenden Gründen:
Es ist gewiß Allen, welche die Schriften, die bisher über diesen großen König erschienen sind, gelesen haben, bekannt, daß viel Widersprechendes, Zweifelhaftes und Unwahres von ihm erzählt wird, und daß oft aller Zweifel beseitigt und die Wahrheit oder Unwahrheit der Erzählung erwiesen werden könnte, wenn man bestimmt anzugeben wüßte, wo Friedrich der Große zu der Zeit, in welche das von ihm Erzählte fällt, sich aufgehalten hat.
Aber unter tausend Lesern ist oft nicht einer im Stande, dies ohne viel Mühe und Zeitaufwand auszumitteln. So erzählt z. B. ein Herr A. L. Crelle in der Zeitung für die elegante Welt, Jahrg. 1801, No. 65 Folgendes:
In Magdeburg hörte ich unlängst eine Anekdote, die interessant genug zu sein scheint, um öffentlich nacherzählt zu werden.
In der Gegend von Magdeburg nämlich lebt ein alter Offizier, der in früher Jugend um den großen König von Preußen und bald nach dem siebenjährigen Kriege in dessen Gefolge war. Im Sommer des Jahres 1769 befand sich der König in Breslau, der Offizier hatte eines Tages die Wache in den Zimmern des Königs und dieser hatte befohlen, ihn morgens um 5 Uhr zu wecken. Der König schläft um diese Stunde noch fest, und niemand unternimmt es den Befehl zu erfüllen, weil der König ungemein mißgelaunt sich zur Ruhe gelegt hatte.
Der Adjudant allein hält sich an den Befehl des Königs und tritt dreist vor sein Bette; Friedrich erwacht, aber wider Vermuthen äußerst heiter.
"Kann er Träume deuten?" fragte der König den Offizier "Nein!" war die Antwort, "ich verstehe mich nicht darauf." "Nun so merk' er sich doch den Traum, welchen ich in dieser Nacht hatte, wir wollen einmal sehen, welche Begebenheit der Zufall damit zusammenführt. Mir träumte, als sähe ich einen hellen Stern sich herabsenken auf die Erde, der mit wunderbarem überschwenglichen Lichte sie umschloß und bedeckte, dergestalt,<6> daß ich, umhüllt davon, durch seinen unendlichen Glanz kaum mich hindurch arbeiten konnte."
So sprach der König, der Offizier merkte den Traum und die Zeit genau, und - in derselben Nacht ward Napoleon geboren.6-+
Diese Anekdote trägt nun zwar schon zu sehr das Gepräge der Erdichtung an sich, als daß sie viel Glauben gefunden haben könnte; doch ist sie nachher mehrere Mal gedruckt erschienen, auch in der Hamburger Zeitung, wo als damaliger Aufenthaltsort des Königs gar Berlin genannt wird. Ferner in einem Volkskalender etc.
Nun aber ergiebt sich aus dem 97sten Stück der Berliner Zeitung vom Jahre 1769, daß Friedrich um diese Zeit weder in Berlin noch in Breslau sich befand. Er war am 12. August von Charlottenburg nach Schlesien abgereißt und traf den 14. August in Schweidnitz ein; von hier ging er nach Neiße, wo am 25. August die bekannte Zusammenkunft mit dem Kaiser Joseph statt hatte. Erst den 28. August kam er in Breslau an.
Außer dem Prinzen von Preußen und dem Prinzen Heinrich bestand das Gefolge des Königs aus nachstehenden Personen: dem General-Lieutenant von Lentulus (der beim König im Wagen saß) den Obersten von Anhalt, von Roßier und von Lengefeld, den Oberst-Lieutenants von Knobloch und von Schlegel und dem Rittmeister von Boser.
Auf gleiche Art wie diese Anekdote möchte noch Manches mittels dieses Itinerarii berichtigt werden können. Es wird auch dazu dienen, die, bei vielen gedruckten Briefen Friedrichs des<7> Großen fehlenden, Angaben des Orts und der Zeit zu ergänzen, auch wohl den Inhalt mancher Briefe selbst zu erläutern und diesen oder jenen darin vorkommenden Umstand aufzuklären, wenigstens wird es nicht uninteressant sein, Ort und Umstände angeführt zu finden, wo und unter welchen Umständen Friedrich dies und jenes schrieb, urtheilte, seine Ansichten und Gefühle schilderte u.s.w.
Denen, welche die Gegenden und Städte besuchen oder bewohnen, die unmittelbar Zeugen des thatenreichen Lebens des großen Königs waren, wird es gewiß angenehm sein, das Haus, oft die Hütte kennen zu lernen, wo der große Mann weilte, wo er das Wohl seines Landes erwog, Pläne zu Schlachten und Siegen entwarf, nach heißem Kampfe, nach glücklichen oder unglücklichen Ereignissen seine Gefühle den entfernten Freunden in Briefen mittheilte oder mit den ihn Umgebenden das Angenehme einer geistreichen Unterhaltung genoß.
Die beigefügten Notizen, an sich oft unbedeutend scheinend, Werden doch einem aufmerksamen Leser Stoff genug zu höchst interessanten Bemerkungen über Friedrichs Charakter und Eigenheiten darbieten und auch außerdem Vieles ins Gedächtniß zurückbringen, was dieser rastlos thatige Regent für sein Land, sein Volk und für seine Residenz that; sowie überhaupt das Ganze dem Freunde der vaterländischen Geschichte zu einer chronologischen Übersicht der wichtigsten Thaten Friedrichs des Großen dienen kann. Ob ich in der Wahl dieser Notizen und der charakteristischen Auszüge aus seinen Werken glücklich gewesen bin und das rechte Maaß gehalten, muß ich Anderen zur Entscheidung überlassen; sie zeigen übrigens nicht allein, wie sein Charakter sich nach und nach gestaltete, wie sein Geist sich ausbildete und welchen Gang er nahm, und wie seine Ansichten von Gott, Religion, Welt und Menschen sich änderten; sondern sie zeigen auch seine jedesmalige Gemüthsstimmung in den wichtigsten wie in blos merkwürdigen und kritischen Verhältnissen seines Lebens.7-+ Daß hierzu auch Kleinigkeiten dienen und oft<8> sehr wichtig und bedeutend sind, so gleichgültig und unwichtig sie scheinen, wird man wohl nicht bestreiten. Aber freilich werden, nicht alle Leser dieses Buchs so urtheilen. Man wird Vieles tadeln und Mancher wird dies als eine gute Gelegenheit ergreifen, seinen Witz glänzen zu lassen. Nur für wahre innige Verehrer des großen Mannes werden auch Kleinigkeiten Werth haben, ihnen wird es nicht entgehen, welche Saiten im Charakter Friedrichs sie berühren.8-++
Daß übrigens eine Arbeit wie diese nicht gleich ganz vollständig und ohne Fehler sein kann, wird Jedermann einsehen; doch muß ich bitten ein Datum nicht sofort für irrig zu halten, wenn es irgendwo anders angegeben ist, denn ich habe meine Quellen nicht ohne Vorsicht und die verschiedenm Angaben nicht ohne sorgfältige Prüfung und Vergleichung untereinander benutzt. Es finden sich z. Vergleich im Anfange über Friedrichs des Kronprinzen Ankunft in Potsdam 1740 dreierlei Angaben. Die Lettres familières de Bielefeld geben den 27sten, die Memoires de Pöllnitz den 28. Mai und die Gesandtschaftsbe<9>richte in der Berliner Monatsschrift, Jahrg. 1804, S. 82 den 29. Mai an. Ich bin aber der ersten Angabe gefolgt, womit nicht nur Friedrichs eigener Brief an Voltaire sondern auch mehrere andere Umstände übereinstimmen. So ist auch das, was in den Denkwürdigkeiten und Tagesgeschichten der Mark Brandenburg 1797, Th. I. S. 263 über die damalige Ankunft des Königs und der Königin in Berlin gesagt wird, nach meiner Angabe zu berichtigen. Da jedoch bei aller Sorgfalt Irren hier um so leichter ist, weil die vorhandenen Nachrichten oft von einander abweichen und einem Menschen allein unmöglich alle Hilfsmittel, die Wahrheit herauszufinden, zugänglich sein können; so wird jede Berichtigung und Vervollständigung mit größtem Danke angenommen und in einem kleinen Nachtrag geliefert werden.
<10>Tagebuch oder Geschichtskalender
aus Friedrichs des Großen Regentenleben
mit historischen und biographischen Notizen und charaktenstischen Auszügen aus seinen Schriften.
Ein Hilfsmittel zur Berichtigung und Würdigung mancher Erzählungen aus dem Leben dieses großen Fürsten, besonders für den künftigen Biographen desselben.
(Flavius Vopiscus in vita Proculi)
"minima quaeque jucunda sunt
et habendum aliquid gratiae cum lengentur."
A. 10-+
Mai 1740.
31. Mai 1740
Der König, Friedrich Wilhelm I., entsagt in Potsdam auf seinem Sterbelager der Regierung am Dienstag, den 31. Mai früh um 5 Uhr und übergiebt sie seinem Sohn, dem Kronprinzen Friedrich, welcher Freitags vorher (d. 27. Mai) Abends von Rheinsberg in Potsdam angekommen war 1) 10-++. Ehe aber die Entsagungs-Akte ausgefertigt werden konnte, starb Friedrich Wilhelm an demselben Tag Nachmittag gegen 3 Uhr. Der neue König, Friedrich II., ging hierauf nach Berlin, wo er Abends um 10 Uhr ankam und im Palais (dem jetzigen Königlichen) abstieg. Bald nachher traf auch die Königin Mutter von Potsdam in Berlin ein.
Juni.
1. Juni 1740
Friedrich geht von Berlin nach Charlottenburg Abends 5 Uhr. Um 6 Uhr kam seine Gemalin die nunmehr regierende Königin, von Rheinsberg in Berlin an und speiste bei der Königin Mutter.
<11>2. Juni 1740
Die Staatsminister leisten dem König in Charlottenburg den Eid, wobei er ihnen erklärt, daß sie mit eben so vieler Sorgfalt für das Beste der Unterthanen, wie für sein eigenes wachen sollen und daß er von keinem Unterschied zwischen seinem Vortheil und dem des Landes wissen wolle, ja, daß des Landes Vortheil den Vorzug vor seinem eigenen besondern Vortheil haben müsse.
2. Juni 1740
An demselben Tage läßt er die Kornmagazine öffnen und, der allgemeinen Theurung wegen, Getraide zu wohlfeilen Preisen verkaufen.
3. Juni 1740
Kabinetsschreiben an Duhan 2).
"Herr Duhan, ich habe Ihren Brief erhalten und, um darauf zu antworten sage ich Ihnen, daß Sie hieher kommen können, wenn Sie da, wo Sie sind, Ihren Abschied bekommen haben etc. (Eigenhändig). Mein Schicksal hat sich geändert. Ich erwarte Sie mit Ungeduld. Lassen Sie mich nicht lange schmachten!"
3. Juni 1740
Denselben Tag schreibt der König an Algarotti, und ladet ihn ein: zu ihm zu kommen.
5. Juni 1740
Sonntag. Von Charlottenburg nach Berlin, steigt im Palais ab, geht von da zu Fuß und in schwarzer Kleidung nach der Domkirche, dann auf die Parade und nach dem Palais zurück. Die Königin, seine Gemalin, speist bei ihm 3). Nachmittag fuhr der König in einer violet ausgeschlagenen Kutsche nach der Petrikirche, wo er die Predigt des Probst's Reinbeck hörte. Hierauf kehrte er nach Charlottenburg zurück.
6. Juni 1740
Schreibt er an den Probst Reinbeck und trägt ihm auf, daß er sich Mühe geben solle, den (unter der vorigen Regierung aus den preußischen Staaten vertriebenen) Philosophen Wolf zu bereden, daß er in des Königs Dienste treten möge.
6. Juni 1740
Schreiben an Voltaire 4).
"Mein theurer Freund, mein Loos hat sich geändert, ich bin bei den letzten Stunden, dem Todeskampf und dem Sterben eines Königs zugegen gewesen.
In der That brauchte ich bei meinem Regierungsan<12>tritt dieser Lektion nicht, um Ekel vor der Eitelkeit und der menschlichen Größe zu bekommen etc. Halten Sie mich, ich bitte Sie, für weiter nichts als einen etwas skeptischen Philosophen, aber für einen wahren und treuen Freund! Um des Himmels willen, schreiben Sie an mich wie an einen Menschen und verachten Sie mit mir Titel, Namen und äußern Glanz etc. Bis jetzt bleibt mir kaum so viel Zeit übrig, daß ich zu mir selber kommen kann. Ich habe unendlich viel Geschäfte und mache mir noch mehr dazu, aber ungeachtet aller dieser Arbeit fehlt es mir doch immer nicht an Zeit Ihre Werke zu bewundern, um bei ihrem Unterricht Erholung zu suchen."
7. Juni 1740
Von Charlottenburg früh um 3 Uhr nach Ruppin und Rheinsberg.
11. Juni 1740
In Charlottenburg. In diesen Tagen (vom 13-19ten) erklärte sich Friedrich öffentlich für einen Freimaurer und hielt in Charlottenburg eine Loge, wozu Bielfeld 5) die Zurüstungen gemacht hatte. Es wurden in derselben aufgenommen der Prinz August Wilhelm, Bruder des Königs, der Markgraf Karl und der Prinz von Holstein.
12. Juni 1740
Von Charlottenburg nach Berlin, wo er dem Gottesdienst in der Petrikirche beiwohnte und Abends nach Charlottenburg zurückkehrte.
12. Juni 1740
Der König ertheilt dem Oberstallmeister von Schwerin den schwarzen Adlerorden.
14. Juni 1740
Schreibt an Suhm 6):
"Ihr Brief ist nicht an seine Adresse abgegeben worden. Bevor er eintraf, hatte sich meine Lage geändert; allein das Äußere ändert nicht das Innere und der Titel nicht meine Denkart. Ich kann Ihnen daher jetzt mit Bestimmtheit sagen, daß es von Niemandem weiter als von Ihnen abhängt, mir auf immer zuzugehören, und daß ich Ihren Entschluß erwarte, um zu wissen, wie und auf welchem Fuß Sie es wollen. In der Trauer, worin ich mich wegen des Todes meines Vaters befinde, würde<13> es mir zum großen Trost gereichen, einen Freund um mich zu haben, den ich liebe und schätze etc. Suchen Sie doch den großen Algebraisten Euler zu bereden, daß er in meine Dienste trete, und bringen Sie ihn mit, wenn es irgend möglich ist; ich will ihm 1000 oder 1200 Thlr. Gehalt geben."
16. Juni 1740
In Berlin, wo er der Taufe des Sohnes, des Barons von Haake als Pathe beiwohnt.
19. Juni 1740
Hält in Berlin Musterung über einige Regimenter, wobei er, wie die öffentlichen Blätter anführten, zu Pferde in der gewöhnlichen Montur mit schwarzen Unterkleidern und weißen Stiefeletten erschien.
?? Juni 1740
Nach Charlottenburg.
21. Juni 1740
Von Charlottenburg nach Potsdam.
22. Juni 1740
In Potsdam bei dem feierlichen Leichenbegängniß seines Vaters, dann nach Charlottenburg zurück.
23. Juni 1740
Nach Berlin.
?? Juni 1740
Nach Charlottenburg.
25. Juni 1740
Von Charlottenburg nach Spandau, wo er den Feuerschaden besieht, dann nach Charlottenburg zurück.
27. Juni 1740
An Voltaire:
"Seit dem Tode meines Vaters glaube ich ganz meinem Lande zu gehören, und bei dieser Gesinnung habe ich nach allen meinen Kräften gearbeitet und so schleunig als möglich Anstalten zum allgemeinen Besten getroffen. Fürs Erste habe ich die Macht des Staats mit 15 Bataillonen, 5 Escadronen Husaren und 1 Escadron Garde du Corps vermehrt und den Grund zu unserer neuen Akademie gelegt; Wolf, Maupertuis, Vauconson und Algarotti habe ich schon, von S'Gravesand und Euler erwarte ich Antwort. Ich habe ein neues Handlungs- und Manufaktur-Departement etablirt und engagire jetzt Maler, Bildhauer und dergl. Ich stehe um 4 Uhr auf, trinke bis 8 Uhr den Brunnen, schreibe bis 10, lasse bis Mittag die Regimenter exerciren, schreibe wieder bis 5 Uhr und erhole mich Abends<14> in guter Gesellschaft etc. Ums Himmels willen, kaufen Sie die ganze Auflage von dem Antimachiavell auf" etc.
28. Juni 1740 und 29. Juni 1740
In Berlin Musterung der Garnison.
30. Juni 1740
In Charlottenburg. Hier mustert er das Cadettencorps und läßt es im Orangeriehause speisen.
B.
3. Juni 1740
Kabinetsordre wegen Aufhebung der Tortur 7). Da diese merkwürdige Kabinetsordre nicht im Mylius steht, auch in Hymnens Beiträgen nur angezeigt ist, so theilen wir sie hier mit. Sie steht in der kleinen Schrift: Beitrag zur peinlichen Gesetzgebung. Leipzig 1785.
"Se. Königl. Majestät in Preußen, unser allergnädigster Herr haben aus bewegenden Ursachen resolviret, in dero Landen bei den Inquisitionen die Tortur gänzlich abzuschaffen, außer bei dem Crimen laese majestatis und Landesverrätherei, auch den großen Mordthaten, wo viele Menschen ums Leben gebracht oder viele Deliquenten, deren Connexion herauszubringen nöthig, implicirt sind. Hingegen sollen in allen übrigen Fällen, wenn die Deliquenten die stärksten und sonnenklarsten Indicia und Beweise durch viele unverdächtige Zeugen und dergl. wider sich haben, doch aus Hartnäckigkeit und Bosheit nicht gestehen wollen, dieselben nach dem Gesetze bestraft werden.
Höchstgedachte Se. Königl. Majestät befehlen also Dero wirklichem Etats-Minister von Cocceji allergnädigst, das Nöthige deshalb zu besorgen. Charlottenburg, den 3. Juni 1740.
Friedrich."
3. Juni 1740
Kabinetsordre. Daß für die königl. Dispensationen in Ehesachen keine Bezahlung genommen werden soll.
3. Juni 1740
Edict wegen Aufhebung der Anwartschaften auf Lehen und andere Güter.
5. Juni 1740
Auf Befehl des Königs wird dem Berlinschen Zeitungsschreiber unbeschränkte Freiheit gelassen, in den Artikel<15> Berlin zu schreiben, was er wolle, ohne daß es censirt werden solle.
22. Juni 1740
Kabinetsordre. Die Religionen müssen alle tolerirt werden, und muß der Fiskal sein Auge nur darauf haben, daß keine der andern Abbruch thue; denn hier muß ein jeder nach seiner Façon selig werden.
23. Juni 1740
Das große Regiment Garde wird verabschiedet. Sechzehn Mann, darunter auch der sogenannte große Engländer Kirkland war, wurden als Haiducken angestellt.
28. Juni 1740
Es wird ein Manufaktur- und Commerz-Departement errichtet.
28. Juni 1740
Algarotti kommt in Berlin an 8).
30. Juni 1740
Es erscheint das erste Stück der Haude- und Spenerschen Zeitung. Es hatte zur Vignette den Adler und den Wahlspruch: "Wahrheit und Freiheit!" 9)
In diesem Monat schenkt der König seinem Kammerdiener Fredersdorf 10), das Gut Czernikow bei Rheinsberg.
Der General Graf von Schwerin erhielt den schwarzen Adlerorden.
Die Kabinetssekretaire Schumacher, Eichel und Lautensack erhalten den Titel als Geheime Kriegsräthe.
Die Berliner Zeitungen vom 30. Juni und 7. Juli melden, daß der König beschlossen habe, für die Königin Mutter ein prächtiges Schloß unter den Linden erbauen zu lassen, wozu 54 daselbst stehende Häuser niedergerissen und den Eigenthümern mit 172,000 Thlrn. bezahlt, ihnen auch anderweit Plätze, wenn sie sich wieder anbauen wollen, geschenkt werden sollen, desgleichen auch Baumaterialien. Es sollen 4 Millionen zum Bau dieses Schlosses ausgesetzt sein. Später, unter dem 4. Aug. wird noch gesagt, daß der Schloßbau unbezweifelt vor sich gehen werde und daß der König den Eigenthümern<16> der niederzureißenden Häuser außer der gerichtlichen Taxe noch 14,000 Thlr. accordirt habe. Unter dem 23. Aug. heißt es jedoch, daß Se. Majestät dem Magistrat befohlen hätten, den Eigenthümern gedachter Häuser auf der Dorotheenstadt bekannt zu machen, daß ihre Häuser sollten stehen bleiben, daher sie solche nach Belieben vermiethen etc. könnten. Am 29. August, wo dieses den Einwohnern bekannt gemacht wurde, wurden auch die, an verschiedenen Orten gegrabenen, Löcher, wodurch man den Grund, wo das neue Schloß erbauet werden sollte untersuchen wollen, wieder zugeworfen.
Juli.
A.
1. Juli 1740
Von Charlottenburg nach Spandau, wo er das Regiment Derschau mustert, von da nach Rheinsberg, Ruppin und Nauen.
3. Juli 1740
In Ruppin.
4. Juli 1740
Ankunft in Charlottenburg.
5. Juli 1740
Von Charlottenburg nach Berlin.
6. Juli 1740 und 7. Juli 1740
In Charlottenburg, den 7ten nach Berlin.
7. Juli 1740
Abreise von Berlin nach Preußen über Frankfurt a. O. Algarotti ist in seinem Gefolge.
7. Juli 1740 bis 8. Juli 1740
Nacht in Lebus.
8. Juli 1740
Von Lebus über Beerwalde, Soldin und Pyritz.
9. Juli 1740
Ankunft in Stargard, von da nach Cößlin bis den 10ten, wo er das Regiment Lamotte besieht.
10. Juli 1740
In Mutzkow Nachtlager.
11. Juli 1740
In Isenberg (Riesenburg?) Nachtlager.
12. Juli 1740
In Liebstadt Nachtlager.
13. Juli 1740
In Angerburg, logirt bei dem Oberst v. Posadowsky, welcher den Orden pour le merite erhält. Hier soll der König dem General von Katt eigenhändig das Patent als Generalfeldmarschal übergeben haben.
14. Juli 1740
In Gumbinnen, logirt in dem Hause des Ministers von Blumenthal.
14. Juli 1740
In Trackhemen Nachtlager.
<17>15. Juli 1740
Von Trakhemen nach Königsberg.
16. Juli 1740
Ankunft in Königsberg.
17. Juli 1740
Hört er die Predigt des Dr. Quandt über Corinth. 12. 18.
17. Juli 1740
Schreibt an Rollin 11) etc.
"Ich versichere Sie, mein lieber und verehrungswürdiger Herr Rollin, daß die Merkmale von Freundschaft, die Sie gegen mich äußern, mir angenehmer sind, als alle die oft so sehr falschen und abgeschmackten Complimente, die ich nur meinem Range zu verdanken habe."
20. Juli 1740
Huldigung in Königsberg.
21. Juli 1740
Abreise von Königsberg.
24. Juli 1740
Ankunft in Berlin.
Auf dieser Reise soll der König auch in Frankfurt a. O. bei dem General Schwerin gewesen sein, ihn mündlich zum Generalfeldmarschall ernannt und in den Grafenstand erhoben haben. Das Grafendiplom ist vom 31. Juli.
27. Juli 1740
In Charlottenburg.
28. Juli 1740
In Berlin und nach Charlottenburg zurück.
29. Juli 1740
An Voltaire.
"Für die Mühe, die Sie sich mit dem Druck des Antimachiavell geben, bin ich Ihnen verbunden. Er war der öffentlichen Bekanntmachung noch nicht werth. Ein Werk von dieser Art muß man lange formen und umformen, damit es vor dem Publikum, das immer zur Satyre geneigt ist, nicht aus eine unschickliche Art erscheine. Leben Sie wohl, reizender, göttlicher Voltaire!"
B.
3. Juli 1740
Kabinetsordre. Daß die in den lutherischen Kirchen früher üblich gewesenen Ceremonien wieder einzuführen, den Gemeinden frei stehen soll. (de dato Ruppin).
12. Juli 1740
Wird in Königsberg der Landtag wieder eröffnet.
27. Juli 1740
Patent: wegen Beneficien, welche alle geschickten und nützlichen Leute, die aus fremden Landen sich in Berlin häuslich niederlassen wollen, zu genießen haben sollen.
<18>31. Juli 1740
Kabinetsordre. Die Abschaffung der Strafe des Säckens der Kindesmörderinnen.
Die Familie des Kammerpräsidenten von Münchow, welche dem König als Kronprinzen in Küstrin viele gute Dienste erwiesen hatte, wurde jetzt aus mannigfache Art belohnt. Der Präsident erhält das Erbtruchsesamt, der älteste Sohn desselben, der bisherige Kammerdirektor, wird in das General-Direktorium versetzt, der zweite Sohn, bisher Lieutenant im Bayreuthschen Regiment, wird zum Flügeladjutanten und Major von der Armee, der dritte Sohn, bisher Lieutenant im v. Schulenburgschen Grenadier-Regiment, zum wirklichen Hauptmann ernannt, und den vierten Sohn betreffend, übernimmt der König die Sorge für dessen fernere Erziehung.
Der Gen.-Lieuteuant von Flans und der General v. Waldau erhalten den schwarzen Adler-Orden.
Das Haus, welches der König in Ruppin besessen, schenkt er dem Markgrafen Wilhelm, Kommandeur des ehemal. Kronprinzlichen Regiments, zu dessen Chef jetzt der Prinz August Wilhelm ernannt worden.
August.
A.
1. August 1740
In Charlottenburg.
2. August 1740
In Berlin Huldigung.
3. August 1740
In Charlottenburg Conferenz mit den Ministern.
5. August 1740
An Voltaire etc.
"Ich überlasse den Antimachiavell Ihrer Disposition und Sie werden, wie ich nicht zweifle, so damit verfahren, daß ich nicht Ursache habe, mein Vertrauen auf Sie zu bereuen. Ich verlasse mich gänzlich auf meinen lieben Herausgeber."
7. August 1740 bis 8. August 1740
In Rheinsberg.
8. August 1740
An Voltaire (in Bezug auf den Streit, in welchem<19> Voltaire mit dem Buchhändler van Düren war, dem er den Antimachiavell in Verlag gegeben hatte 19-+ etc.
"Lassen Sie denn, da es sein muß, die Presse gehen, um die Bosheit eines, elenden Menschen zu strafen! Streichen Sie aus, verändern, verbessern und ergänzen Sie Alles, was Ihnen gefällig ist! Ich verlasse mich hierin auf Ihre Beurtheilungskraft."
14. August 1740
In Potsdam.
15. August 1740
Von Potsdam nach Cleve mit dem Prinzen August Wilhelm, den Obersten v. Bork und v. Stille, dem Adjudanten v. Münchow und Algarotti und Fredersdorf.
15. August 1740
In Leipzig gegen 4 Uhr angekommen.
17. August 1740
In Bayreuth - über Würzburg, Frankfurt a. M. etc. weiter
23. August 1740
In Kehl. Von hier reis'te der König incognito unter dem Namen eines Grafen Dufour. Der Prinz August Wilhelm nannte sich Graf Schafgotsch, Algarotti von Pfuhl.
23. August 1740
In Straßburg. Der König logirt in dem Gasthof zum heiligen Kreuz und der Prinz Wilhelm im Raben. 19-++
<20>26. August 1740
Abreise von Straßburg.
29. August 1740
Ankunft in Wesel. Hier fand er Maupertuis. Auf dieser Reise besuchte der König auch Coblenz, Kölln, Limburg etc.
B.
4. August 1740
Stirbt der Minister v. Thulemeier.
14. August 1740
Wurden die wiedererlaubten Kirchengebräuche etc. der Lutheraner (Chorrock, Casel, Lichte etc.) in den Kirchen St. Nikolai, Georgen und Petri wieder eingeführt. Die, bei dieser Gelegenheit von dem Probst Roloff gehaltene, Predigt hatte den Text 1. Corinth. VIII, 9. und Galater V, 13. und ist gedruckt.
25. August 1740
Unter diesem Datum meldet die Rüdigerische Zeitung, daß die Rede gehe, es solle das Lagerhaus zum Besten der Tuchmacher aufgehoben werden etc., was jedoch sehr bezweifelt werde. Ferner unter dem 8. Septbr., daß die märkischen Landesstände Befehl erhalten hätten, zur Errichtung einiger Magazine, 100,000 Scheffel Getraide zu liefern. Dieser beiden Inserate wegen, soll der Buchhändler Rüdiger das ausschließliche Zeitungsprivile<21>gium verloren und Haude und Spener ebenfalls ein Privilegium zur Herausgabe einer Zeitung erhalten haben. Da aber, wie allgemein bekannt, die Spenersche Zeitung schon im Juni erschien, also viel früher als obige Nachrichten, so ergiebt sich diese Angabe als irrig. Das Gerücht, wegen Aufhebung des Lagerhauses, wurde übrigens in der Rüdigerschen Zeitung vom 1. Sept. als falsch widerrufen.
September.
A.
2. September 1740
Aus Wesel an Voltaire etc.
"Ich gehe nicht nach Paris, wie man ausgesprengt hat, auch bin ich gar nicht Willens gewesen, es in diesem Jahre zu thun."
2. September 1740
An Jordan 12) etc.
"Ich bin in Straßburg gewesen und habe meine Reise in Versen beschrieben. Das Original hat Voltaire, aus Mangel eines Kopisten konnte ich keine Abschrift machen. Maupertius 13) ist angekommen, ein artiger liebenswürdiger Gesellschafter, aber 100 Procent unter Allgarotti."
8. September 1740
Von Wesel nach Ham.
11. September 1740
Schloß Moyland. Hier findet sich Voltaire ein, welchen der König zum ersten Mal sieht.
14. September 1740
Abreise von Moyland. Abends 11 Uhr in Ham.
16. September 1740
Um 11 Uhr durch Lippstadt nach Herfort. In des Königs Gefolge befindet sich auch Maupertuis.
20. September 1740
In Braunschweig. Verlobung des Prinzen August Wilhelm mit der Prinzessin Luise Amalie, Schwester der regierenden Königin.
21. September 1740
In Salzdalen.
22. September 1740
In Magdeburg.
23. September 1740
In Potsdam.
24. September 1740
An Jordan etc.
"Ich habe Voltaire gesehen, auf dessen Bekanntschaft ich so neugierig war; aber ich hatte gerade das<22> Fieber. - Er ist so beredt wie Cicero, so angenehm wie Plinius und so weise wie Agrippa, mit einem Wort: er vereinigt in sich alle Tugenden und Talente der drei größten Männer des Alterthums. Sein Geist arbeitet unaufhörlich, und jeder Tropfen Dinte, der aus seiner Feder fließt, wird zu einem Bonmot. Er bat sein herrliches Trauerspiel, Mahomet, vordeklamirt - etc." Weiter spricht sich der König über die Schriften der Frau du Chatelet, der Freundin Voltaire's - namentlich über ihr Werk, über die Physik, tadelnd aus. - "Du wirst mich seit meiner Rückkehr sehr geschwätzig finden, aber erinnere dich, daß ich zwei Gegenstände gesehen habe, die mir immer am Herzen gelegen, Voltaire und französische Truppen! - Ich habe mich entschlossen, Ihren Gelehrten, der so mit Griechisch, Hebräisch und Syrisch vollgepfropft ist, (Dumoulard) kommen zu lassen."
25. September 1740
In Berlin.
27. September 1740
In Charlottenburg.
28. September 1740
In Berlin (Morgens nach 10 Uhr). Gleich nach seiner Ankunft giebt er dem Grafen Bathiani, außerordentlichem Gesandten des Kaisers, Audienz. Abends nach Charlottenburg zurück.
B.
4. September 1740
Aufforderungsschreiben an den Bischof von Lüttich, sich wegen Herstall kathegorisch zu erklären. (Er hatte sich die Oberlehnsherrschaft über diese Herrschaft zugeeignet, und jetzt wollten die Unterthanen den Huldigungseid nicht leisten).
11. September 1740
Bekanntmachung der Ursache, welche den König bewogen habe, gegen den Bischof von Lüttich Repressalien zu gebrauchen.
24. September 1740
General-Patent, wodurch die früher ertheilten Privilegien und Concessionen bestätigt werden.
28. September 1740
Ankunft der Gesandten des Bischofs von Lüttich, des Baron von Horion und des Bürgermeister du Château. Der Kammerdiener Fredersdorf wird zum Geheimen Kämmerer und Obertresorier ernannt.
<23>In diesem Monat erschien die erste französische Ausgabe des Antimachiavell bei Van Düren im Haag.
Oktober.
A.
2. Oktober 1740
In Charlottenburg - fortwährend Conferenzen mit den Ministern und Abschiedsaudienz dem Kaiserl. Gesandten.
4. Oktober 1740
Von Charlottenburg nach Ruppin und Rheinsberg.
6. Oktober 1740
In Ruppin.
7. Oktober 1740
In Rheinsberg an Voltaire etc.
"Ich habe den Machiavell gelesen, bin aber nicht ganz damit zufrieden. Daher werde ich das ändern, was mir nicht gefällt und in Berlin unter meinen Augen eine neue Ausgabe veranstalten. In dieser Absicht habe ich einen Artikel in die Zeitungen setzen lassen, worin der Verfasser des Versuchs die beiden Editionen für unächt erklärt 23-+. Das 15. und 14. Kapitel sind gar nicht mehr das, was sie nach meinem Willen sein sollten. Ich werde mich diesen Winter mit der Umarbeitung beschäftigen" etc.
15. Oktober 1740
Ankunft in Berlin.
17. Oktober 1740
Ankunft der Baireuthschen Herrschaften in Berlin.
18. Oktober 1740
Der König giebt dem, am 16ten in Berlin angekommenen, französischen Gesandten Marquis de Beauveau feierliche Audienz.
19. Oktober 1740
Mittags um 11 Uhr nach Rheinsberg. Den 22sten 23-++ folgen die Königin und die Baireuthschen Herrschaften eben dahin nach. Der König leidet am Fieber, hält in<24> seinen Zimmern Loge und besorgt selbst die Aufnahme seines Schwagers, des Markgrafen von Baireuth.
24. Oktober 1740
Vollzieht der König den, am 20sten geschlossenen, Traktat über den Verkauf der Baronie Herstall an den Bischof von Lüttich.
25. Oktober 1740
Erscheinen auf des Königs Einladung die Deputirten des Bischofs von Lüttich, der Baron d'Horion und Msr. du Château, sie wurden mit vieler Gnade empfangen, und jeder erhielt vom Könige eine, mit seinem Portrait gezierte, kostbare Tabatiere zum Geschenk. Beim Abschied gab ihnen auch der König ein, in sehr freundlichen Ausdrücken abgefaßtes, Schreiben an den Bischof mit.
25. Oktober 1740
Erhält der König in Rheinsberg die Nachricht von dem, am 20sten erfolgten, Absterben des Kaisers Karl VI. Er beruft sogleich den Feldmarschall von Schwerin und den Minister von Podewils aus Berlin nach Rheinsberg. In Berlin wurde die Nachricht vom Tode des Kaisers erst denselben Tag Abends bekannt.
?? Oktober 1740
An Voltaire 24-+.
"Wollten Sie wohl den Kommödianten, der Mahomet II. geschrieben hat (La Noue), engagiren und ihm den Auftrag geben, eine Gesellschaft in Frankreich zu errichten, und sie den 1. Juni 1741 nach Berlin zu bringen? Die Gesellschaft muß gut und für das Tragische sowie für das Komische vollständig sein, die ersten Rollen doppelt etc. Ich bin über den Gelehrten mit so vielen Sprachen (Dumoulard) endlich auf andere Gedanken gekommen, und es wird mir lieb sein, wenn Sie ihn mir schicken."
26. Oktober 1740
An Voltaire etc.
"Der Kaiser ist todt. - Dieser Todesfall zerstört alle meine friedlichen Ideen, ich glaube im Juni werde die Rede mehr von Pulver, Soldaten etc. sein, als von<25> Aktricen etc. Sie bekommen eine Ode von mir, womit ich die Gressetsche beantworte."
28. Oktober 1740
An Algarotti. Aus Rheinsberg - er gesteht ihm, daß der Antimachiavell Fehler habe, und setzt dann die Worte hinzu:
"Aber der Tod des Kaisers macht aus mir einen sehr schlechten Correktor. Es ist dies eine fatale Epoche für mein Buch und vielleicht glorreich für meine Person."
?? Oktober 1740
An ebendenselben. "Wir spielen hier ganz still die Caesar und Antonius, bis wir sie reeller nachahmen können etc. Eine Kleinigkeit, wie der Tod des Kaisers, erfordert keine große Bewegung. Alles war vorher gesehen, alles war vorbereitet (arrangé). Also bedarf es blos die Vorsätze auszuführen, die ich seit langer Zeit in meinem Kopf überdacht habe (que j'ai roulé dans ma tête)."
B.
16. Oktober 1740
Der französische Gesandte von Beauveau kommt in Berlin an.
19. Oktober 1740
Ankunft des Markgrafen und der Markgrafin von Baireuth in Berlin.
21. Oktober 1740
Erscheint eine Verordnung, daß wohlhabende Ausländer, welche sich in preußischen Provinzialstädten niederlassen wollen, eben die Freiheiten genießen sollen, wie die, welche sich in Berlin niederlassen.
28. Oktober 1740
Stirbt die Kaiserin von Rußland, Anna. Sie hatte den Prinzen Iwan, den Sohn ihrer Schwester Tochter der mecklenburgschen Prinzessin Anna, vermält mit dem Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig Wolfenbüttel, zum Thronfolger ernannt.
In diesem Monat erscheint ein Königl. Patent, wodurch sämmtliche Statuten und Privilegien der Städte, Ämter und einzelner Personen, deren Erneuerung sonst bei veränderter Regierung gesucht werden muß (um die Unterthanen der Kosten zu überheben), auf einmal renovirt und bestätigt werden.
<26>Der König ließ diesen Monat, der außerordentlichen Kälte wegen, in Berlin und den Vorstädten so viel Stuben miethen, daß darin 1000 arme Frauen und Kinder sich mit Spinnen etc. beschäftigen konnten, und gab zur Heizung auf jede Stube einen Haufen Holz. Auch auf vielfältig andere Weise nahm sich der König in diesem strengen Winter der Armuth an.
November.
A.
8. November 1740
Von Rheinsberg nach Oranienburg.
9. November 1740
Von Oranienburg nach Berlin.
13. November 1740 bis 16. November 1740
In Rheinsberg.
23. November 1740
Kam Voltaire in Berlin an. Da der König um diese Zeit in Rheinsberg war, so ist Voltaire wahrscheinlich ebenfalls dahingegangen, obwohl sich keine bestimmte Nachricht davon findet.
16. November 1740
Schreibt der König an Algarotti.
"So eben erfahre ich den Tod meines innigsten Freundes Suhms. Ich wollte lieber Millionen verloren haben. Mein Herz wird ihn betrauern. Sein Andenken wird in mir leben, so lange ein Tropfen Blut in meinen Adern rinnt. Adieu! Mein Herz blutet und mein Schmerz ist zu groß, als daß ich an etwas Anderes als an diese Wunde denken könnte"26-+.
28. November 1740 bis 30. November 1740
In Ruppin.
28. November 1740
An Jordan.
"Dein Geizhals, Voltaire, soll die Hefen seiner un<27>ersättlichen Habgier trinken und noch 1300 Thlr. bekommen. Von den 6 Tagen, die er sich gezeigt hat, kostet mich jeder 550 Thlr. Das nenne ich einen Fou theuer bezahlen, wohl niemals hat ein Hofnarr bei irgend einem großen Herrn eine solche Bezahlung gehabt"27-+.
30. November 1740
An Jordan etc.
"Berlin soll jetzt aussehen wie Madame Bellona in Kindesnöthen, hoffentlich wird sie ein hübsches Früchtchen zur Welt bringen und ich durch irgend einige kühne und glückliche Unternehmungen das Vertrauen des Publikums gewinnen. Da wäre ich denn endlich in einer von den glücklichen Lagen meines Lebens und in Umständen, die einen sichern Grund zu meinem Ruhm legen etc. Für das Getraide habe ich nicht erst seit gestern und vorgestern gesorgt sondern schon vor lieber langer Zeit."
B.
1. November 1740
Befehl des Königs an das geistliche Departement wegen Wolff's Anstellung als Geh. Rath und Vice-Kanzler der Universität Halle.
In der ersten Hälfte dieses Monats starb Suhm und um eben diese Zeit verläßt der Graf von Manteuffel Berlin und geht nach Dresden.
<28>24. November 1740
Marschirt die Garnison von Berlin aus.
28. November 1740
Die Königin kommt von Rheinsberg nach Berlin zurück.
December.
A.
2. Dezember 1740
Nachmittag 2 Uhr kommt der König von Rheinsberg nach Berlin zurück.
5. Dezember 1740
Erhält der, am 1sten aus Wien angekommene, Östreichische Gesandte Marquis de Botta feierliche Audienz.
10. Dezember 1740
Der König mit seiner Gemalin und der Marq. de Botta nach Charlottenburg und Abends wieder zurück.
11. Dezember 1740
Feierliche Abschieds-Audienz des Marq. de Botta. Großer Maskenball, den der König verläßt und unmittelbar darauf die Reise zur Armee antritt. Vor der Abreise hatte er die Offiziere der Berliner Garnison zusammenberufen, und ihnen Folgendes gesagt: "Ich unternehme einen Krieg, meine Herrn, worin ich keine andere Bundesgenossen habe als Ihre Tapferkeit und Ihren guten Willen. Meine Sache ist gerecht, und meinen Beistand suche ich bei dem Glück. Erinnern Sie sich beständig des Ruhmes, den Ihre Vorfahren in den Schlachtfeldern bei Warschau, bei Fehrbellin und bei dem Zuge nach Preußen sich erwarben. Ihr Schicksal ist in Ihren eigenen Händen. Ehrenzeichen und Belohnungen warten nur darauf, durch glänzende Thaten von Ihnen verdient zu werden. Aber ich habe nicht erst nöthig. Sie zur Ehre anzufeuern; nur sie steht Ihnen vor Augen, nur sie ist ein würdiger Gegenstand für Ihre Bemühungen. Wir werden Truppen angreifen, die unter dem Prinzen Eugen den größten Ruf hatten. Zwar ist dieser Prinz nicht mehr; aber unser Ruhm wird beim Siegen desto größer sein, da wir uns gegen brave Soldaten werden zu messen haben. Adieu! Reisen Sie ab. Ich werde Ihnen ohne Verzug zu dem Sammelplatz der Ehre folgen, die uns erwartet."
<29>14. Dezember 1740 und 15. Dezember 1740
In Krossen 29-+ Hier fiel in diesen Tagen die große Glocke der Domkirche zur Erde, was man als eine böse Vorbedeutung ansah. Der König erklärte es aber für ein günstiges Zeichen, nämlich: daß das Haus Östreich werde erniedrigt werden.
16. Dezember 1740
In Deutsch-Kessel (Dorf bei Grüneberg). Hier speiste der König bei dem Baron von Hocke und ging weiter nach (Dorf) Schwednitz. Hauptquartier. Die preußischen Truppen rücken in Schlesien ein 29-++.
17. Dezember 1740 und 18. Dezember 1740
In Weichau. Der Besitzer des Gutes, der Graf von Rädern, speist den 18ten bei dem König. Hier, wie an mehreren Orten, mußten die katholischen Kirchen auf Befehl des Königs zum evangelischen Gottesdienst für das Militair geöffnet werden.
19. Dezember 1740 bis 21. Dezember 1740
In Milkau. Ein Schloß in der Herrschaft Beuthen, den Jesuiten gehörig, welche den König sehr submiß empfingen. Er dagegen zog ihre Deputirten zur Tafel und titulirte sie Ihro Hochwürden. Am 19ten schrieb der König an Jordan: "Alles begünstigt meinen Plan. Laß die Neider und Ignoranten reden! sie sollen niemals Einfluß auf meine Pläne haben, wohl aber der Ruhm! Ich bin mehr als jemals davon durchdrungen."
20. Dezember 1740
Erscheinen beim König in Milkau der Baron von Reist (nach andern von Schweerz) und von Rhediger als Deputirte des Breslauer-Oberamts, und überreichen ihm eine Art Protestation, von diesem Amte und dessen Direktor, dem Grafen Schafgotsch, (d. 18. Dezbr.) ausgestellt und unterschrieben. Sie erhielten darüber blos einen Empfangschein, und als der König hörte, daß sie nicht Oberamtsräthe sondern Landstände wären, redete er per Sie mit ihnen und zog sie zur Tafel.
<30>22. Dezember 1740
In Herrendorf bei Glogau. Hier lud der König alle namentlich bezeichneten Landesältesten etc. der Glogauer, Saganer, Liegnitzer, Wohlauer und Jauerschen Fürstenthümer per Cirkular ein, sich persönlich bei ihm einzufinden. Die meisten erschienen und wurden an zwei Tafeln von 95 Gedecken bewirthet.
Von hieraus besuchte der König die verschiedenen Kantonnirungen in Tschirne etc.
28. Dezember 1740
Nach Glasersdorf bis den 29sten.
29. Dezember 1740
In Parchwitz.
30. Dezember 1740
In Neumark - scherzhafter Brief an Jordan.
31. Dezember 1740
In Pilsnitz bei Breslau.
B.
1. Dezember 1740
Patent an die Einwohner in Schlesien, wegen des Einrückens der preußischen Truppen in dieses Herzogthum 30-+.
6. Dezember 1740
Erklärung an alle fremde Gesandten in Berlin über den bevorstehenden Feldzug, und daß der König seine Rechte an Schlesien geltend machen wolle.
16. Dezember 1740
Gehen zuerst einige Kompagnien vom Schwerinschen Regimente bei dem Dorfe Läsgen bei Grüneberg über die schlesische Grenze. Es werden die Königl. Patente, darin den Einwohnern die Ursachen des Einmarsches bekannt gemacht werden, ausgetheilt.
18. Dezember 1740
Patent des östreichischen Ober-Amts in Breslau, wegen des erfolgten Einmarsches der preußischen Truppen in Schlesien.
<31>27. Dezember 1740
Vertheidigungsbündniß zwischen Preußen und Rußland.
28. Dezember 1740
Der östreichische Gesandte Marquis de Botta verläßt Berlin. Um diese Zeit erschien das, angebliche Glaubensbekenntniß des Königs im Druck.
Die neuerrichtete Garde erhält neue Fahnen nach, römischer Art. Auf der Spitze des Fahnenstocks befand sich ein silberner Adler mit ausgebreiteten Flügeln, 9 Pfd. schwer, auf einer Kugel vom gleichen Metall ruhend. In seinem Schnabel hält er einen goldenen Ring, von welchem zwei Ketten ausgehen, die einen Querstab halten, an welchem die Fahnenflagge vom weißen Brokat befestigt ist, in dieser befindet sich, sauber gestickt, der preußische schwarze Adler mit Scepter und Donnerkeil etc.
Anmerkungen zum Jahre 1740.
1) In Betreff der verschiedenen Angaben von der Ankunft des damaligen Kronprinzen Friedrich in Potsdam und der Richtigkeit des hier bezeichneten Tages, findet man (außer was davon schon oben S. 9 gesagt worden) auch in den Oeuvres de Voltaire Nachrichten.
Jaques Egide Duhan de Jandun, geboren den 14. März 1685 in Champagne auf dem väterlichen Gute Jandun, war der Sohn eines Staatsrats des Königs von Frankreich. Der Vater verließ, in Folge des Edikts von Nantes 1687, sein Vaterland und ging nach Berlin, wo er Sekretair bei dem großen Churfürsten, Friedrich Wilhelm, ward. Ihm folgten 1690 seine Gattin und der junge Jaques, welcher nun in Berlin seine Erziehung erhielt und sich mit allem Fleiß den Wissenschaften widmete. Im Jahre 1716 wurde er zum Gehülfen bei der Erziehung des Kronprinzen Friedrich erwählt. Als diese nach 10 Jahren beendigt war, wurde er 1727 bei der Kammer und dem französischen Obergericht als Rath angestellt. 1730 fiel er, wie alle Freunde des Kronprinzen, in Ungnade und wurde nach Memel verwiesen. Später gelang es den Bemühungen des Kronprinzen, daß er zurückgerufen wurde und an dem Braunschweig-Wolfenbüttelschen Hofe eine freundliche Aufnahme fand. Hier<32> blieb er bis zu Friedrichs Thronbesteigung. Sein Tod erfolgte in Berlin den 4. Januar 1746.
3) Um diese Zeit müßte die sehr merkwürdige Anrede statt gefunden haben, welche der König an seine Gemalin gehalten haben soll, als er sie dem versammelten Hof als ihre Königin vorstellte, und in welcher er, nachdem er gesagt, daß dem ganzen Königreich bekannt sei, auf welche Art er sie zum Altar geführt etc., ihr alle deshalb hegende Besorgnisse benimmt und ihre Tugenden und liebenswürdigen Eigenschaften auf das Schmeichelhafteste anerkennt. Zuerst wurde diese Rede in dem Buche: Gelehrte Geschichte des Weltweisen zu Sanssouci s. l. 1763, S. 50 mitgetheilt, hernach hat sie auch Fischer in seiner Geschichte Friedrichs II., Berlin 1787, Thl. I, S. 48 gegeben. Es soll aber auch schon früher, gleich nach Friedrichs Regierungsantritt in den Annales of Europe 1740, S. 466 und in La Spectatrice Thl. I, S. 408 etwas davon gestanden haben. Beider Werke haben wir aber nicht habhaft werden können. In Koßmann und Heinsius Denkwürdigkeiten der Mark Brandenburg 1797, I. S. 262 kommt dieselbe Rede vor, jedoch als ein Brief, den der König bei'm Antritt seiner Regierung an seine Gemalin geschrieben haben soll.
François Marie Arouet de Voltaire, war der Sohn eines Schatzmeisters bei der Rechenkammer in Paris. Er war zu Chatenay am 20. Febr. 1694 geboren aber erst den 22. November zu Paris getauft.
Sein, an wechselnden Begebenheiten so reichhaltiges, Leben auch nur in einer Skizze zu entwerfen, würde dennoch hier zu viel Raum erfordern, und bei den vielen vorhandenen und allgemein bekannten Schriften über ihn auch überflüssig sein und um so mehr, da wohl vorauszusetzen ist, daß allen Verehrern Friedrichs die wichtigsten Lebensumstände dieses seines vorzüglichsten Gesellschafters und Korrespondenten nicht unbekannt sein werden.
Daher hier nur noch die Bemerkung, daß den Namen Voltaire sein Vater nicht geführt hatte, sondern daß er diesen selbst erst annahm. Als Grund oder Veranlassung dazu erzählt man Folgendes: Voltaire habe in seiner Jugend eine kleine Reise nach Italien gemacht und sei zu Voltera (im Pisanischen), welche<33> man in Frankreich gewöhnlich Voltaire übersetzt, gefährlich erkrankt. Hier habe er die Bekanntschaft einer jungen Italienerin gemacht, welche große Sorgfalt für ihn in seiner Krankheit gehabt und ihm Wartung und Pflege habe angedeihen lassen. Da er nun an diesem Ort gleichsam ein neues Leben erhalten, so habe er davon den Namen Voltaire angenommen. Nach einer andern Erzählung soll er es gethan haben, um mit einem andern Dichter seiner Zeit, der sich durch seine Satyren viel Feindschaft zuzog und Roi hieß, nicht verwechselt zu werden, da dieser Name mit Arouet in der flüchtigen Aussprache einige Ähnlichkeit hat. Voltaire starb den 30. Mai 1778.
5) Jakob Friedrich, Baron von Bielfeld, geboren zu Hamburg den 31. März 1717, war dem König schon als Kronprinz bei einer Reise nach Braunschweig bekannt geworden. Er hatte ihn lieb gewonnen und lud ihn im Sommer 1739 zu einem Besuch nach Rheinsberg ein, welcher auch im August desselben Jahres statt fand und sich bis in's andere Jahr, wo Friedrich den Thron bestieg, verlängerte. Bielfeld trat nun als Legationsrath in des Königs Dienst, 1741 ward er zweiter Hofmeister des Prinzen Ferdinand. 1748 wurde er in den Freiherrnstand, erhoben. In spätern Jahren verließ er den preußischen Dienst und starb den 5. April 1770 auf seinem Gute Troben im Altenburgschen. Seine Gemalin, eine Geborne von Boden, war Gouvernante bei der Gemalin des Prinzen Ferdinand und hatte sich deren Achtung und Liebe in sehr hohem Grade erworben. Nach ihrem Tode ließ ihr diese Fürstin in dem Park von Bellevue ein ehrendes Denkmal errichten. Da frevelnde Hände von demselben die Platte mit der Inschrift entwandt haben; so möge diese hier aufbehalten werden! Sie lautet wie folgt:
"Aux mânes Dorothée Baronne Douairière de Bielefeld née de Boden Gouvernante de S. A. R. Madame la Princesse Louise de Prusse née le 18. Dec. 1742, morte le 1. Octbr. 1781.
Passant, quelque tu puisse être, apprends, que les regrets sincèrers des gens de bien que l'ont connue, sont le plus bel éloge qu'on puisse consacrer a sa mémoire."
<34>6) Ulrich Friedrich von Suhm, geboren zu Dresden den 29. April 1691, war der Sohn des Geheimen Raths Burkhards von Suhm, welcher als sächsischer Gesandte in Frankreich lebte. Er hatte in Genf studirt und wurde nachher in Dresden bei dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten angestellt. 1720 kam er als sächsischer Gesandte nach Berlin und blieb hier bis 1730 34-+. Während dieser Zeit hatte er sich die Freundschaft des Kronprinzen in einem hohen Grade erworben. 1737 ging er an den russischen Hof, von wo ihn Friedrich gleich nach seiner Thronbesteigung zu sich berief; allein Suhm starb auf der Reise nach Berlin zum großen Bedauern des Königs.
Es ist allgemein die Meinung verbreitet, daß eine Mordthat, welche in Berlin in dem sogenannten Stelzenkrug (dem ehemaligen Klägerschen Grundstücke an der jetzigen neuen Königs- und Alexanderstraßenecke) geschehen, und wobei ein Kandidat unschuldig als Thäter verhaftet und mit der Folter bedroht worden, die nächste Veranlassung zur Aufhebung der Tortur gewesen sei. Dem ist aber nicht so, denn die Tortur bestand noch 4 Jahr nach diesem Vorfall, der auch nicht, wie man ebenfalls glaubt, um die Zeit des Regierungsantritts Friedrichs stattfand sondern lange vorher, nämlich im Jahre 1736.
Die Geschichte dieser Mordthat ist weitläufig erzählt im Rheinisch-Westphälischen Anzeiger vom Jahr 1822, No. 72, auch in dem Berliner historisch-genealogischen Kalender auf das Jahr 1825, S. 197. Schon viel früher aber ist ihrer erwähnt in (Faßmanns) Leben und Thaten des Königs in Preußen, Fried<35>rich Wilhelms I. 2r. Theil, Hamburg 1741, S. 715. Hier wird gesagt, daß die Mordthat am 23. Juni 1736 geschehen, und daß die Thäter, zwei Scharfrichterknechte, am 27. Januar 1737 hingerichtet worden sind.
8) 7 Francesce Algarotti ist (nach Michelessi Memoires concernant la vie et les écrits du Comte François Algarotti etc.) den 11. Dezbr. 1712 zu Venedig von reichen bürgerlichen Eltern geboren, nach andern aber zu Padua im Jahre 1713. Er hatte in Bologna studirt und ging 1735 nach Paris, wo er die Bekanntschaft mit Fontenelle, Maupertuis, Voltaire etc. machte. Im Jahr 1739 machte er eine Reise mit dem Lord Baltimore nach Petersburg, und auf der Rückkehr besuchte er den Kronprinzen in Rheinsberg, der ihn sehr lieb gewann und ihn schon den 4. Tag nach seiner Thronbesteigung zu sich nach Berlin einlud, ihm bald nachher den Orden pour les Merites und den Kammerherrnschlüssel verlieh und ihn, nebst seinem Bruder, in den Grafenstand erhob. 1751 kehrte Algarotti nach Italien zurück, und lebte anfangs in Venedig, dann zu Bologna, und seit 1762 in Pisa, wo er 1764 starb. Friedrich lies ihm auf dem dasigen Kirchhofe ein schönes Denkmal setzen, welches der berühmte Bildhauer Biancone aus Bologna verfertigt hat. Es hat die Inschrift: Algarotto, Ovidii aemulo Newtoni discipulo, und unter dieser: Algorottus, non omnis. (S. Björnstahls Reisen, Theil 2, S. 198.)
Für die Erlaubniß zum Druck dieser Zeitung bestand die Rekognition, welche Haude und Spener jährlich an die Rekrutenkasse zu zahlen hatten, in 20 Thlr. Der erste Verfasser hieß Lamprecht, er war auch Verfasser des Wochenblattes: Der Menschenfreund.
Der König befahl, daß alle Nachrichten aus den Depeschen des auswärtigen Departements, welche nicht geheim gehalten werden müßten, für die Zeitung mitgetheilt werden sollten. Die Mittheilung unterblieb aber bald, weil Niemand die Verantwortlichkeit der Auswahl übernehmen wollte. Im siebenjährigen Krieg war der bekannte Gelegenheitsdichter Krause Redakteur, welcher, als die Russen nach Berlin kamen, Spießruthen laufen<36> sollte. (S. Koßmann und Heinsius Denkwürdigkeiten der Mark Brandenburg, Jahrg. 1776. I. S. 477).
Vor Haude und Spener hatte schon der Buchhändler Rüdiger unter dem 22. Februar 1722 ein ausschließliches Privilegium zur Herausgabe einer Zeitung gegen einen, jährlich an die Rekrutenkasse zu erlegenden, Kanon von 200 Thlr. erhalten.
Dieses merkwürdige und sehr lesenswürdige Privilegium von Friedrich Wilhelm I. nebst einigen andern Nachrichten von der jetzt Vossischen Zeitung, ist am hundertjährigen Jubelfest derselben in ihrem Blatte vom 23. Febr. 1822, No. 24 neuerdings wieder abgedruckt.
Daß Rüdiger wegen einiger Inserate das ausschließliche Privilegium verloren und dem zufolge Haude und Spener auch ein Privilegium erhalten haben sollen, wie in Preuß Lebensgeschichte Friedrichs d. Gr., Thl. I, S. 51 gesagt wird, ist irrig. (S. bei'm August 1740).
1796 entstand noch eine dritte Zeitung in Berlin. Das erste Stück, welches am 6. Januar erschien, hatte an seiner Fronte einen Adler auf einem, mit Attributen des Krieges und des Ackerbaues umgebenen, Steinblock ruhend, auf welchem man die Inschrift: "Mit Königlicher Freiheit" las.
Der Titel war: Neue Berlinische Zeitung von den merkwürdigsten Sachen aus dem Gebiet der Staaten, dent Reiche der Natur und der Wissenschaft. Die nächstfolgenden Stücke hatten den Adler nicht mehr, jedoch das: "Mit Königl. Preuß. allergnädigstem Privilegio" an der Spitze. Diese Zeitung sollte alle Mitwoche im Verlage der Real-Schulbuchhandlung und bei dem Buchhändler Felisch erscheinen. Der Preis war jährlich 1 1/3 Thlr. Sie hat aber nur sehr kurze Zeit Bestand gehabt.
Michael Gabriel Fredersdorf war nicht, wie in der, von Burchardt neulich herausgegebenen, Korrespondenz desselben mit Friedrich d. Gr. gesagt wird, der Sohn eines Kaufmanns in Franken sondern der Sohn eines Stadtmusikanten in Garz. Dieser Ort gehörte zum Kanton des Regiments v. Schwerin, bei welchem auch Fredersdorf als Musketier eintreten mußte. Es hatte sein Standquartier in Frankfurt an der Oder. Hier nahm er Urlaub und trat bei dem dasigen Stadtmusikus<37> in Dienst. Als Friedrich einst als Kronprinz durch Frankfurt reisete, brachten ihm die Studenten eine Abendmusik, bei welcher Fredersdorf die Flöte blies. Friedrich bemerkte ihn, lies ihn zu sich kommen, und da er ihm gefiel, bat er sich ihn von dem General von Schwerin aus und machte ihn zum Lakay, bald nachher aber zum Kammerdiener etc. 1750 lies ihn der König nach Frankreich reisen. Nach seiner Rückkunft verheirathete er sich mit einer Tochter des reichen Banquiers Daum, wozu er die Erlaubniß des Königs nur sehr schwer, und erst, als er aus Gram darüber gefährlich krank ward, erhielt.
Nachher bekam er den Hang Gold machen zu wollen, baute ein großes Laboratorium und trieb diese Kunst sehr eifrig mit einer gewissen Düsterhaupt. In Berlin soll er in dem Hause, gr. Friedrichsstraße No. 210, auch ein Laboratorium gehabt haben. Er starb 1758.
11) Charles Rollin, der Sohn eines Messerschmied's zu Paris, daselbst am 30. Januar 1661 geboren, war zu dem Gewerbe seines Vaters bestimmt, aber ein Benediktinermönch, der die ausgezeichneten Fähigkeiten des Knaben bemerkt hatte, verschaffte ihm Gelegenheit und die Mittel, sich den Wissenschaften widmen zu können, was er denn auch mit eben so vielem Glück als Fleiß that. Seine allgemein bekannten Geschichten alter Zeiten und Völker und seine Anweisung, die schönen Wissenschaften zu studiren, haben ihn besonders berühmt gemacht und ihm auch die Achtung und Freundschaft Friedrichs erworben, welcher seinem literarischen Correspondenten in Paris, Thiriot, auftrug, dem Herrn Roll in in seinem Namen zu danken für das Vergnügen, welches er beim Lesen seiner Schriften gehabt habe. Hierdurch wurde der Briefwechsel zwischen ihm und dem König eingeleitet. Rollin starb den 14. Septbr. 1741.
Charles Etienne Jordan, geboren zu Berlin den 27. August 1700, war der Sohn achtbarer bürgerlicher Eltern, die ihn für den geistlichen Stand bestimmten. Seine Studien begann er in Magdeburg, 1719 ging er nach Genf, wo er sie beendigte. 1721 kam er nach Berlin zurück, und 4 Jahre nachher ward er Prediger in Potzlow, einem Dorfe in der Ukermark. 1727 erhielt er die Predigerstelle bei der französischen Gemeine<38> in Prenzlow. Hier verheirathete er sich in demselben Jahr mit Susanne Perreault, hatte aber das Unglück, diese im Jahr 1732 durch den Tod zu verlieren. Der Schmerz über diesen Verlust wirkte nachtheilig auf seine Gesundheit, so daß er seine Stelle als Prediger aufgeben mußte. Er ging nach Berlin und machte 1733 eine Reise nach Frankreich, England und Holland, die jedoch nicht länger als etwa 6 Monate dauerte. Nach Berlin zurückgekehrt, widmete er sich nun vorzüglich dem Studium der Literatur. 1735 hielt er sich ungefähr ein Jahr in Frankfurt a. d. O. auf, wo er bei einem Herrn von Kniphausen Gouverneur war. Um diese Zeit suchte der Kronprinz einen gelehrten Gesellschafter, es wurde ihm Jordan vorgeschlagen, und nachdem der Prinz durch den Grafen von Manteufel sich nähere Nachricht über Jordan verschafft hatte, berief er ihn zu sich nach Rheinsberg. Als er zur Regierung kam, machte er ihn zum Curator der Akademieen, übertrug ihm die Direktion der neuen Polizei in Berlin und legte ihm den Geheimenrathstitel bei. 1744 ward er Vice-Präsident der Akademieen der Wissenschaften. Er starb 1745 den 24. Mai.
13) Pierre Louis Moreau de Maupertuis war 1698 zu St. Malo geboren. Er hat sich besonders durch die Reise berühmt gemacht, welche er 1736 mit den Gelehrten Le Damus, Monnier, Outhier, Somereur und d'Herbelat nach Lappland zur Messung der Mittagslinie und Bestimmung der Gestalt der Erde unternommen hatte. Der König gab ihm den Orden p. l. mérites und machte ihn zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften. 1756 ging er, seiner Gesundheit wegen, nach Frankreich zurück, 2 Jahr nachher nach Basel, wo er 1759 starb.
<39>Januar 1741.
A.
1. Januar 1741
Der König langt in der Vorstadt Breslau's an und nimmt seine Wohnung im Scultetischen (jetzt Panoskaschen) Garten.
2. Januar 1741
Unter persönlicher Anführung des Königs besetzen die Preußen den Dom, eine, zur Stadt Breslau gehörige, Insel.
3. Januar 1741
In Breslau. Der König bezog, das damalige Gräflich Schlegelbergsche Haus (das jetzige Gouvernementshaus) in der Albrechtstraße, er hatte in der Stadt nur 30 Mann Garde bei sich.
Der solenne Einzug begann Morgens gegen 10 Uhr, ihn eröffneten die Königl. Hoffouriere, denen 60 Maulthiere mit blausammtnen, mit goldenen und silbernen Gallonen besetzten und mit dem reich gestickten preußischen Wappen verzierten, Decken belegt, folgten, daraufkamen die Bagagewagen, dann wieder viel Maulthiere, welche das Silbergeschirr des Königs trugen, dann die Handpferde. Hernach 30 Gensd'armes von der Garde mit einem Trompeter, alle prachtvoll gekleidet, unmittelbar darauf folgte der Wagen des Königs mit gelbem Sammt ausgeschlagen. Er war leer und man sah darin nur einen blausammtenen, mit Hermelin besetzten, Mantel. Auf den Königl. Wagen folgte der Graf Henkel grand maître de la maison du Roi, und diesem die Prinzen, Markgrafen und eine Menge Generale etc. Der König selbst, welcher der großen Kälte ungeachtet vom frühen Morgen an zu Pferde mit einigen Generalen die Umgebung der Stadt besichtigt hatte, kam um 12 Uhr am Schweidnitzer Thor an, wo er von den Behörden der Stadt empfangen wurde. Der Stadtmajor von Wutgenau, in östreich. Diensten, marschirte mit gezogenem Degen vor dem Könige her und führte ihn so in die Stadt.
Der König ritt einen Schimmel und hatte vier Lau<40>fer in rother, stark mit silbernen Tressen besetzten, Livrée vor sich. Er selbst trug unter einem schlechten blauen Mantel ein blau sammtnes, mit Silber besetztes, Kleid. Den König begleiten die Generale von Schwerin, von Posadofski, von Bork etc. und eine Menge anderer Offiziere, Pagen etc. Er unterließ nichts, was seine Güte und Herablassung zeigen konnte. Seine Aufmerksamkeit war außerordentlich, seine Augen schweiften überall herum, zu danken oder mit stetem Abnehmen des Hutes, bei allen Balkons und Fenstern, wo er Personen von Stande wahr zu nehmen glaubte, zu grüßen.
4. Januar 1741
Der König reitet mit seiner Suite und den 4 Laufern vor sich, vor das Nikolaithor und kehrt Mittags 12 Uhr wieder zurück. Als ihm bei der Mittagstafel gemeldet wird, daß die preußischen Truppen den Durchmarsch durch die Stadt anders als verabredet und nicht kompagnieweise bewerkstelligen wollen, verläßt er sogleich die Tafel, begiebt sich an das Thor und trifft die Änderung, daß die Truppen außerhalb der Stadt über die Oder gehen.
5. Januar 1741
Der König giebt einen großen Ball (es geschah unter dem Namen des Generals von Posadofsky) im Lokatellischen Hause und eröffnet ihn mit der Eigenthümerin des Hauses, welches er bewohnte, der Gräfin Schlegelberg, hernach tanzte er auch mit der Gräfin Nostitz und der Baronesse Skronsky.
4. Januar 1741 und 5. Januar 1741
Speisten bei dem König unter andern auch mehrere Geistliche, als die Prälaten zu St. Matthias, verschiedene Kanonici vom Dom und auch der Inspektor Burg.
6. Januar 1741
Ab von Breslau, über Cattern nach Rothsirben. Hauptquartier.
7. Januar 1741
Vor Marchwitz bei Ohlau.
9. Januar 1741
Vorstadt von Ohlau auf dem Gute des Herrn von Frankenberg vor dem Brieger Thore, wo er frühstückt.
10. Januar 1741
In Ohlau.
10. Januar 1741 und 11. Januar 1741
In Klein-Ölse.
<41>11. Januar 1741
Grottkau.
12. Januar 1741 bis 14. Januar 1741
Bei Ottmochau.
14. Januar 1741
Bilau.
15. Januar 1741
Besichtigt Neisse.
16. Januar 1741
Bei dem Marschall Schwerin und nach Ottmochau zurück, von da noch einmal zur Besichtigung der Festung Neisse.
25. Januar 1741
Von Ottmochau nach Schweidnitz.
26. Januar 1741
Nach Liegnitz.
29. Januar 1741
Rückkunft in Berlin.
B.
2. Januar 1741
Abschluß eines Neutralitätsvertrags mit der Stadt Breslau.
3. Januar 1741
Der König befiehlt dem Grafen Schafgotsch, Präsidenten des Breslauer Oberamts (wegen des, von ihm unterzeichneten, Patents vom 18. Dezbr. 1740, betreffend den Einmarsch der Preußen in Schlesien), Breslau zu verlassen.
5. Januar 1741
Die Baireuthschen Herrschaften verlassen Berlin und kehren nach Baireuth zurück.
9. Januar 1741
Ohlau wird von den Preußen genommen.
10. Januar 1741
Der Landesälteste von Logau wird in Ohlau arretirt.
11. Januar 1741
Namslau wird von dem preuß. Gen. Jetze genommen.
12. Januar 1741
Ottmochau wird von dem General Schwerin genommen.
13. Januar 1741
Ließ der König unter die, bei dieser Expedition dabei gewesenen, Truppen Geld austheilen.
14. Januar 1741
Kabinetsordre, darin den Städten Berlin, Potsdam und Brandenburg die Enrollements-Freiheit ertheilt wird.
Der Kardinal von Sinzendorf, Fürst-Bischof von Breslau, macht während der Belagerung von Neisse dem Könige seine Aufwartung.
Der Artillerie-Kapitain von Holzendorf erhält den Orden pour les mérites.
Es erscheint die, auf Befehl des Königs, von dem Kanzler von Ludwig verfertigte Schrift: Rechtsgegründetes Eigenthum des Königl. Chur-Hauses Preußen und<42> Brandenburg auf die schlesischen Fürstenthümer Jägerndorf etc.
Desgleichen eine andre (nicht authentische?): Abregé des Droits se Sa M. le Roi de Prusse sur plusieurs principautés etc. en Silesie, welche auf des Königs Befehl unter die fremden Minister ausgetheilt wurde.
Februar.
A.
Februar 1741
In Berlin.
7. Februar 1741 bis 9. Februar 1741
In Ruppin.
9. Februar 1741 bis 14. Februar 1741
In Berlin.
14. Februar 1741 bis 16. Februar 1741
In Potsdam.
16. Februar 1741 bis 19. Februar 1741
In Berlin.
19. Februar 1741
Von Berlin nach Frankfurt an d. O. und um 7 Uhr Abends in Crossen. In der Begleitung des Königs befanden sich unter Andern Prinz Ferdinand von Braunschweig (vierter Sohn des Herzogs Ferdinand Albrechts) und Algarotti etc.
21. Februar 1741
In Rauschnitz bei Glogau.
22. Februar 1741
In Schweidnitz, wohnt im Gräflich Hohbergschen Hause. Aus Schweidnitz schreibt der König an Jordan:
24. Februar 1741
"Ich liebe den Krieg um des Ruhmes willen, aber wäre ich kein Fürst, so würde ich nur Philosoph sein!" - Dann ladet er ihn ein, mit Maupertuis zu ihm zu kommen. Von Schweidnitz aus bereisete der König die verschiedenen Postirungen.
25. Februar 1741
In Reichenbach.
?? Februar 1741
In Frankenberg, Dorf am linken Neisseufer.
27. Februar 1741
In Wartha. In diesen Tagen war es, wo der König in Gefahr war, von den Östreichern gefangen zu werden, wie er selbst in der "Geschichte meiner Zeit" im 3. Kapitel und in einem Brief an Jordan vom 3. März<43> (s. weiter unten) erzählt. Daß er aber aus dieser Gefahr durch den Abt Stusche im Kloster Camenz mittels Verkleidung gerettet worden, wie die Zeitung für die elegante Welt, Jahrg. 1822, No. 221 erzählt, ist nicht gegründet. (Siehe unter: "Berichtigungen").
B.
7. Februar 1741
Rescript, daß keine übel ausgebreitete Deduction, wegen Königl. Gerechtsame, mehr gedruckt werden sollen.
12. Februar 1741
Patent wegen Besitznahme von Schlesien.
23. Februar 1741
Der Graf Schafgotsch erhält Befehl: ganz Schlesien zu verlassen. Der Oberst J. G. von Lestwitz schrieb ihm dabei auf Befehl des Königs:
"Se. Königl. Majestät in Preußen haben eine allergnädigste Ordre ertheilt, Ew. Excellenz zu melden, wie Höchstdieselben gegen Ew. Excellenz Person und sämmtliche Familie nichts Ungnädiges hegten, auch nicht zugeben würden, daß denselben zugehörigen Herrschaften etc. etwas Widriges geschehen solle. Da aber Ew. Excellenz noch wirklich in Eid und Pflicht von Ihro Majestät der Königin von Ungarn und Böhmen ständen; so erlaubten die jetzigen Conjuncturen nicht anders, als Ew. Excellenz andeuten zu lassen, sich zu retiriren. Se. Königl. Majestät versicherten dagegen, bei veränderten Umständen Ew. Excellenz Dero Gnade und Huld. Ich aber nehme mir die Freiheit, Ew. Excellenz zu Gnaden mich zu recommandiren, und beharre mit aller ersinnlichen Submission" etc.
Es werden gegen 60 evangelische Prediger nach Schlesien berufen und in den Städten und Dörfern angestellt. Die, vom König den Nichtkatholiken gegebene, Zusicherung der freien Religionsübung hatte unter ihnen allgemeine Freude verursacht. Die ersten Texte, worüber nun in ihren Kirchen gepredigt wurde, waren aus dem 5. Buch Moses, Kap. 20, Vers 10-12: "Wenn du vor eine Stadt ziehst, sie zu bestreiten, so sollt du ihr Friede bieten" etc. und 1. Buch der Makabäer, K. 20,<44> V. 33, 34: "das Land, das wir wieder erobert haben, ist unser väterliches Erbe" etc.
Der Oberst, Graf von Rothenburg, kommt aus Paris in Berlin an, um in preußische Dienste zu treten.
März.
A.
März 1741
Der König bleibt beinahe den ganzen Monat in Schweidnitz, bereiset jedoch öfter die verschiedenen Postirungen und kehrt dann wieder nach Schweidnitz zurück.
3. März 1741
In einem Dorfe, dessen Namen der König, wie er an Jordan schreibt, nicht angeben kann. Er erwähnt in diesem Schreiben des, unter den 27. Febr. erzählten. Vorfalls, mit folgenden Worten: "Ich bin so eben mit einem blauen Auge, einem großen Schwarm Husaren entwischt, die uns beinahe umringt und gefangen genommen hätten. Ohne Ruhm zu melden, mein bischen Geschicklichkeit hat mich herausgeholfen. Von meinen Leuten habe ich auch nicht einen halben verloren, aber einer Schwadron von Schulenburg hat das Glück nicht wohl gewollt. Sie wurde von 400 Husaren angefallen und mußte 10 Mann auf dem Platze lassen. In der That, wenn die Menschen klug wären; so bekümmerten sie sich weniger um das Phantom des Rufs, das ihnen viel Sorgen und die Zeit, die ihnen der Himmel zum Genuß gegeben hat, zur Beschwerde macht etc. Meine Jugend das Feuer der Leidenschaft, Begierde nach Ruhm, selbst (um Dir nichts zu verhehlen) die Neugierde und endlich ein geheimer Instinkt haben mich der angenehmen Ruhe, deren ich genoß, entrissen, und das Vergnügen, meinen Namen in den Zeitungen und künftig auch in der Geschichte zu sehen, hat mich verführt" etc.
6. März 1741
In Ohlau.
9. März 1741
In Schweidnitz.
10. März 1741
Der König läßt die Besatzung von Schweidnitz die Eroberung von Glogau feiern, wobei er in Person kommandirt.
<45>11. März 1741
In Ottmochau.
12. März 1741
In Schweidnitz wohnt er in der evangelischen Kirche wegen Eroberung der Festung Glogau's der abgehaltenen Dankpredigt und dem Te Deum bei.
14. März 1741
In Ottmochau.
15. März 1741
In Schweidnitz - schreibt an Jordan:
"Ich bin hier in einer vortheilhaften Lage und es geht mit uns ganz vortrefflich, aber dessen ungeachtet geht auch die Philosophie ihren Gang fort, und ich versichere dich, wenn ich den verwünschten Hang nach Ehre nicht hätte, so würde ich nur an Ruhe denken" etc.
25. März 1741
In Nimptsch.
27. März 1741
In Schweidnitz.
B.
9. März 1741
Glogau wird durch den Erbprinzen von Dessau, Leopold Maximilian mit Sturm genommen, der östreich. General Wallis mit 800 Mann gerathen in Gefangenschaft.
11. März 1741
Glogau huldigt dem König.
13. März 1741
Wird Joseph II. geboren.
24. März 1741
Kommt der, in Glogau zum Gefangenen gemachte, östreichische General Wallis in Berlin an.
Um diese Zeit wurde ein Komplott entdeckt, welches nichts Geringeres als die Aufhebung des Königs oder seine Ermordung zum Zweck hatte. Der König ließ hierauf ein, in sehr starken Ausdrücken (wie man glaubt von ihm selbst) abgefaßtes, Memorial gegen den Wiener Hof, welcher sich wider alles Völkerrecht erlaube, Banditen gegen ihn auszusenden, durch seinen Minister von Dankelmann in Mainz bekannt machen, wogegen jedoch der Wiener Hof nicht säumte, darauf zu antworten und die Beschuldigung und allen Verdacht von sich abzulehnen. (S. Memoires pour servir a l'histoire de Fredéric le Grand. Amsterdam 1760. Tom I. p. 141 und Rüdigers Zeitung No. 30.
Das Schreiben des Königs an den Minister von Dan<46>kelmann vom 11. März 1741 lautet (nach J. J. Moser's Europ. Volkerrecht in Kriegeszeiten, Thl. II. S. 277) wie folgt:
"Ohngeachtet der Mäßigung, welche ich bis jetzt gegen den Wienerischen Hof bezeiget, und ohngeachtet daß ich von Zeit zu Zeit alles Ersinnliche unternommen und die freundlichsten Vorstellungen gethan, zu einem Vergleich zu kommen, um den Streitigkeiten ein Ende zu machen, wenn er meinen unstreitigen Gerechtsamen Gerechtigkeit wiederfahren läßt; so fehlet doch sehr viel, daß ermeldeter Hof in Ansehung meiner sich so bezeigen sollte. Man vergißt daselbst vielmehr aller Pflichten, welche eine Puissance, auch sogar zur Zeit des Krieges, der andern schuldig ist, und geht mit so weniger Behutsamkeit und einer so unanständigen Weise, sowohl in Schriften, welche dieser Hof bekannt macht, als auch in den mündlichen Unterredungen mit seinen Ministern mit mir um, daß kein Exempel vorhanden, wo man den Zorn und Eifer so weit getrieben hätte. Da ich indessen des hochmüthigen Bezeigens des Wienerschen Hofes und der wenigen Behutsamkeit, welche derselbe gegen andere Puissancen auch zur Zeit des Friedens an den Tag legt, gewohnt bin; so habe ich diese, unter klugen Nationen, die auch bei den stärksten Irrungen eine gewisse Wohlanständigkeit beobachten, bisher unerhörte, Art und Weise verachtet. Allein man hat zu Wien geglaubt, wie man es dabei mit mir nicht bewenden lassen müsse, und hat, ohne auf die Kriegesgesetze Acht zu haben, welche auch unter den wildesten Völkern in Obacht genommen werden, zu den abscheulichsten Extremitäten sich verleiten lassen, Kundschafter, Spione und Banditen in's Lager zu senden, um alle meine Unternehmungen auszuforschen, mich zu verrathen, den feindlichen Partheien zu überliefern und sogar nach meiner Person zu trachten. Das, was noch die Abscheulichkeit am fürchterlichsten macht, ist das Bekenntniß eines Banditen, welcher war genöthigt worden, in Gegenwart des Herzogs von Lothringen in dem Hofkriegsrathe ausdrücklich dieser Sache halben einen Eid zu leisten, so ich aber kaum glauben kann. Ich gestehe, daß mir dasselbe aus Liebe zum Herzog von Lothringen nahe geht; weil ich niemals würde geglaubt haben, daß dergleichen Unanständigkeiten, welche dem Wienerischen Hof in der ganzen Welt Schande und Schaden zu<47>ziehen müssen, zu verstatten fähig gewesen wäre. Ich sehe mich, wiewohl ungern, genöthigt, so wenig anständige Sachen vor den Namen des östreichischen Hauses und den Urhebern eines so verdammlichen Vorhabens bekannt zu machen. Allein da dieses zum Unglück mehr als zu wahr und bewiesen ist, so habe ich euch hiervon Nachricht geben wollen, damit ihr solches an dem Ort, wo ihr euch aufhaltet, bekannt machen könnt" etc.
De la Veaux in Vie de Fredéric II. Pars II. p. 332 theilt diesen Brief französisch mit.
April.
A.
1. April 1741
In Jägerndorf.
4. April 1741
Von Jägerndorf nach Neustadt.
5. April 1741
Steinau.
6. April 1741
Friedland.
7. April 1741
Michelau (nach Mouvillon's Geschichte des Herzogs Ferdinand von Braunschweig kam der König erst den 8ten nach Michelau). Hier in dieser Gegend bei Grottkau, welchen Ort der König wider Vermuthen von Östreichern besetzt fand, soll er in Gefahr gewesen sein, gefangen zu werden. (S. Lebensbeschreibung des Grafen Schmettau, S. 275).
8. April 1741
In Pogrell, schreibt an Jordan:
"Mein lieber Jordan, wir werden uns morgen schlagen. Du kennst das Schicksal der Waffen. Man hat vor dem Leben eines Königs nicht mehr Ehrfurcht als vor dem Leben eines Unterthans, und ich weiß also nicht, was aus mir werden wird. Ist meine Bestimmung zu Ende; so erinnere Dich an einen Freund, der Dich immer zärtlich liebt! Verlängert der Himmel mein Leben; so schreibe ich Dir morgen und Du erfährst, daß wir gesiegt haben. Lebe wohl, bester Freund! Ich liebe Dich bis in den Tod!"
10. April 1741
Ab von Pogrell - Pampitz. Schlacht bei Mollwitz. Nachdem der König in dem kritischten Augenblicke der Schlacht<48> den dringenden Vorstellungen seines alten erfahrnen Feld-Marschalls Schwerin, daß er sich bei der jetzigen Lage der Schlacht nach der, von dem preuß. Regiment La Motte besetzten, Stadt Oppeln begeben, daselbst über die Oder gehen und sich an die Spitze des Corps des Herzogs von Holstein, welches man in dieser Gegend vermuthete, setzen möchte, nachgegeben, kam er mit einem kleinen Gefolge, als es schon finster war, vor das Thor der Stadt, welches verschlossen war, und gerieth in die größte Gefahr, gefangen oder erschossen zu werden. Denn als man sich als Preußen zu erkennen gegeben und zu öffnen befahl, fand es sich, daß der Ort inzwischen von den Östreichern besetzt worden, die nun durch das Gitterthor auf den König und seine Begleiter schossen.
Diese kehrten nun um und ritten nach dem Flecken Löwen zurück. Nach den Annalen des Krieges, Thl. III. S. 85 und nach der neuen Bellona, Heft 40, S. 421 konnte der König diesen Ort nicht mehr erreichen, und kehrte in einer Mühle ein. Hier (nach Nikolai's Anekdoten, Heft II. 193, 194 in Löwen), wo er übernachtete, fand er den Herrn v. Bülow, welcher ihm die Nachricht brachte, daß die Schlacht gewonnen sei.
Die Östreicher unter Neiperg verloren 4800 Mann an Todten und Verwundeten, 1200 Gefangene, 9 Kanonen und 4 Fahnen. Der Verlust der Preußen an Todten und Verwundeten betrug 4517 Mann. Unter den Todten befanden sich der Prinz Friedrich, zweiter Sohn des Markgrafen Friedrich Albert von Brandenburg-Schwedt, ein Enkel des großen Churfürsten; ferner der General von Schulenburg, der Obrist von Bork, vom Grävenitzischen Regiment etc. Der Präsident Maupertuis, welcher die Schlacht mit angesehen, wurde von den Östreichern gefangen und nach Wien geführt.
11. April 1741
Der König in Ohlau.
20. April 1741
Im Lager bei Mollwitz und Brieg.
<49>26. April 1741
Treffen bei dem König im Lager ein: der französische Marschall Belleisle und dessen Bruder; ferner: Marquis de Vallori, die Ritter Harcourt, Thiors, Court etc.
Um diese Zeit lud der König auch den schwedischen Gesandten von Rudenschöld ein zu ihm zu kommen.
B.
April 1741
Im Anfang dieses Monats überfielen die Östreicher die Stadt Grottkau und nahmen ein Kommando von 50 Mann Preußen und einige hundert Rekruten gefangen.
13. April 1741
Der Kardinal, Fürst Bischof von Breslau Sinzendorf, wird mit einer Bedeckung von 50 Mann Preußen von Ottmochau nach Breslau geführt. Er soll mit den Östreichern in Briefwechsel gestanden haben; den 19ten reisete er nach Wien.
27. April 1741
In Berlin findet das feierliche Leichenbegängniß des, in der Schlacht bei Mollwitz gebliebenen, Prinzen Friedrich von Brandenburg-Schwedt statt.
Der General-Major von Kleist erhält den schwarzen Adlerorden und wird zum General-Lieutenant ernannt.
Es erscheint die Schrift: Nähere Ausführung etc. des Eigenthums des Königl. Churhauses Preußen und Brandenburg auf die schlesischen Herzogtümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Nohlau etc. (von Cocceji verfaßt). Bald nachher: Beantwortung der (Östr.) sogenannten aktemnäßigen Gegeninformation etc. von Cocceji.
Mai.
A.
5. Mai 1741
Der König aus dem Lager bei Mollwitz nach Brieg, wo er die östreichische Garnison ausziehen sieht und wieder ins Lager zurückkehrt.
In diesem Lager blieb der König bis zum 28. Mai. Es fanden sich hier bei ihm noch ein, der engl. Mini<50>ster Lord Hindfort, der holländische Minister Baron von Ginkel und der dänische Gesandte v. Prätorius.
13. Mai 1741
Schreibt an Voltaire:
"Der Schmerz über den Verlust braver Leute (im Kriege) ist um so empfindlicher, da man ihren Schatten Erkenntlichkeit schuldig ist und sich ihrer niemals entledigen kann" etc.
28. Mai 1741
Der König geht in's Lager bei Grotkau (Michelau und Seiffersdorf). Aus diesem Lager schreibt der König mehrere launige Briefe in Prosa und Versen an Jordan, der zu dieser Zeit in Breslau war. Der Brief des Königs an ihn vom 5. Mai ist irrthümlich von Grotkau datirt, da dieses Lager erst viel später bezogen wurde (vergl. oben unter den 5. Mai.)
B.
4. Mai 1741
Der östreichische Vertheidiger von Brieg, Fürst Piccolomini übergiebt diesen Ort durch Kapitulation an den preuß. General-Lieutenant von Kalkstein. Die östreich. Besatzung erhielt freien Abzug nach Mähren.
12. Mai 1741
Kam Maupertuis aus seiner Gefangenschaft von Wien über Dresden nach Berlin zurück.
18. Mai 1741
Bündniß zwischen Frankreich, Spanien und Baiern gegen Maria Theresia.
25. Mai 1741
Stirbt der Feldmarschall Graf Adrian Bernhard von Bork, 73 Jahr alt.
30. Mai 1741
Stirbt in Rekahn der Generalfeldmarschall, Graf Hans Heinrich von Katt, Vater des unglücklichen Lieutenant von Katt.
30. Mai 1741
Die, bei Mollwitz und in Glogau und Brieg eroberten, Siegeszeichen (Standarten, Fahnen, Kanonen und Pauken) werden mit Feierlichkeit in Berlin und in das dasige Zeughaus gebracht. Der General-Lieutenant von Kalkstein erhält den schwarzen Adlerorden. Der Oberst von Wallrave wird zum General-Major ernannt.
<51>In diesem Monat erhielt der Major von Ziethen den Orden pour les mérites und wurde zum Oberst-Lieutenant ernannt. Dies meldet die Spenersche Zeitung dieses Jahres im 64. Stück unter den 30. Mai. Auch die Rüdigersche Zeitung vom 27. Mai, welche Nachricht von dem Gefecht bei Rothschloß giebt, nennt Ziethen Oberst-Lieutenant.
Hierdurch ist also die oft behauptete Meinung, daß Ziethen diese Würde übersprungen und vom Major gleich zum Oberst avancirt sei, widerlegt, eben so eine andere Meinung, die selbst in der Lebensgeschichte Ziethen's, S. 65, gewissermaßen als richtig angenommen wird, nämlich: daß Ziethen nur wenige Tage Oberst-Lieutenant gewesen sei. Er ist es aber wenigstens 8-10) Wochen gewesen, denn seine Ernennung zum Obersten geschah unter dem 22. Juli 1741 im Lager bei Grotkau.
Juni.
A.
9. Juni 1741
Der König aus dem Lager bei Grotkau nach Friedewalde.
13. Juni 1741
Nach Strehlen, Hauptquartier Hermsdorf bei dieser Stadt. In der Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II., Theil I, S. 936, ist Mogwiß als Hauptquartier angegeben. Die Kabinntsordres dieser Zeit geben keinen Aufschluß, sie sind alle "im Lager bei Strehlen" datirt. In diesem Lager blieb der König den ganzen Monat.
B.
10. Juni 1741
Algarotti kommt nach Berlin zurück.
Der Markgraf Karl schickt aus Schlesien verschiedene Merkwürdigkeiten nach Berlin, unter andern aus dem Zeughause zu Brieg das Schwerdt, mit welchem der Herzog von Oppeln, Nicolaus I., im Jahr 1497 auf dem Markte zu Neisse enthauptet worden, und das Kissen, auf welchem er geknieet.
<52>Juli.
A.
Juli 1741
Der König bleibt den ganzen Monat im Lager bei Strehlen.
B.
5. Juli 1741
Der König tritt dem, am 18. Mai zwischen Frankreich, Spanien und Baiern zu Nymphenburg geschlossenen, Bündniß bei.
9. Juli 1741
Wird zu Grotkau ein Vertrag zwischen Preußen und Östreich, wegen Auswechselung der Gefangenen etc., geschlossen.
17. Juli 1741
In Berlin wird der Platz zum Bau des Opernhauses abgesteckt.
22. Juli 1741
Siegreiches Gefecht Ziethens gegen seinen ehemaligen Lehrer, den östreich. General Baronay bei Rothschloß. Ziethen wird zum Obersten ernannt.
24. Juli 1741
Die, bisher unter 2 Commandeurs getheilt gewesenen, 6 Escadronen Husaren werden in ein Regiment vereinigt und dem Oberst von Ziethen als Chef übergeben.
25. Juli 1741
Der Mathematiker Euler kommt aus Petersburg in Berlin an.
August.
A.
August 1741
Der König im Lager bei Strehlen.
5. August 1741
Der englische Gesandte, Robinson, Lord Hinfort etc. und der preußische Minister von Podewils beim König im Lager bei Strehlen, wo der Erstere ihm die östreichischen Anerbietungen und Friedensvorschläge vorlegt.
10. August 1741
Der König giebt im Lager ein Fest. In Kundmann's Heimsuchung etc. S. 510 heißt es: "Es hatten auch auf den 10. August Ihro Majestät die, in Breslau anwesenden, hochansehnlichen fremden Herren Gesandten auf ein Kriegs- und Feldfestin in's Lager invitiren lassen, dahin sie sich auch Tags vorher begaben."
20. August 1741
In's Lager bei Lauterbach.
<53>21. August 1741
In's Lager bei Reichenbach.
23. August 1741
Nimmt der König das feindliche Lager bei Tyrnau, während eines Husaren Scharmützels, in Augenschein. Der König bleibt diesen Monat im Lager bei Reichenbach.
B.
1. August 1741
Der, aus östreichischen in preußische Dienste tretende, General-Feldzeugmeister von Schmettau kommt mit seiner Familie in Berlin an. (Über Schmettau's Dienstverlassung s. Moser's Beiträge zum europ. Völkerrecht in Kriegszeiten, Thl. III., S. 115.)
4. August 1741
Es werden 14 erbeutete östreichische Fahnen in Berlin eingebracht, um im Zeughause aufbewahrt zu werden.
4. August 1741
Schweden erklärt an Rußland den Krieg.
10. August 1741
Breslau wird, weil es die, ihm zugestandene, Neutralität nicht streng genug beobachtet hatte, von den Preußen, unter General Schwerin, besetzt; an demselben Tage leistete der Magistrat und Tags nachher, den 11ten, die Bürgerschaft dem König den Eid der Treue.
12. August 1741
Gelobte die Geistlichkeit dem Könige Treue etc.
13. August 1741
Wurde in den Kirchen zu Breslau ein Te Deum gesungen und eine Dankpredigt gehalten. Der Text der Frühpredigt war 1. Timoth. Kap. 2, V. 1, 2. Zur Amtspredigt: Psalm LXI., V. 7, 8, und zur Vesper: Ps. XXVIII., V. 8, 9. Durch einen sonderbaren Druckfehler war in der Breslauer Zeitung der Text: 1. Tim. Kap. 2, V. 12 anstatt 1, 2 angegeben. Jener lautet:
"Zu lehren aber verstatte ich dem Weibe nicht, noch sich zu erheben über den Mann, sondern sie muß sich ruhig verhalten." Hierüber waren die Östreichischgesinnten höchst aufgebracht, weshalb in der folgenden Zeitung angezeigt wurde, daß es ein Druckfehler sei, indem der Setzer den Punkt zwischen 1 und 2 übersehen habe.
Der Inspektor Burg, welcher in der Elisabethkirche die Dankpredigt gehalten hatte und sie nachher dem Kö<54>nig im Druck überreichte, erhielt dafür die große Medaille, welche Friedrich Wilhelm 1728 hatte prägen lassen, in Gold 200 Ducaten schwer. (S. Lochner's Medaillen-Sammlung.
14. August 1741
Werden überall die kaiserlichen Adler abgenommen und die Preußischen aufgestellt.
14. August 1741 und 15. August 1741
Huldigen Schweidnitz und Liegnitz.
21. August 1741
In Schönewalde (einem, dem etc. du Rosey gehörigen, Gute bei Spandau) stirbt der Probst Reinbeck. Er war seit 1739 der Beichtvater beider Königinnen, an seine Stelle nahm die regierende Königin den Inspektor Jocardi und die Königin Mutter den Probst Roloff zu ihrem Beichtvater.
31. August 1741
Avocatoria wegen der, in östreichischen und ungarischen Diensten stehenden, preußischen Vasallen, besonders aus Niederschlesien.
September.
A.
September 1741
Der König im Lager bei Reichenbach.
8. September 1741
Aus dem Lager bei Reichenbach nach dem Lager bei Zackerau und Töpliwuda.
9. September 1741
In's Lager bei Münsterberg.
11. September 1741
In's Lager bei Woitz.
13. September 1741
Im Lager bei Neuendorf (bei Neisse) bis den 26sten.
19. September 1741
Ritt der König rekognosciren (was sehr oft geschah), aus einem Busche wurde von Östreichern (sogenannten Tolpatschen) auf ihn geschossen. Der, ihn begleitende, Markgraf Karl wurde leicht verwundet und der Prinz, Friedrich Wilhelm (Bruder des, bei Mollwitz gebliebenen, Prinzen Friedrich) durch den Rock und seinem Laufer der Stock in Stücken geschossen.
21. September 1741 und 22. September 1741
Ließ der König die Kavallerie vor sich manövriren.
26. September 1741
Geht über die Neisse in's Lager bei Pickendorf und Roßdorf.
27. September 1741
Lager bei Caldeck (Kalteck), ein Vorwerk zwischen Lamsdorf und Schiederwitz, östlich von Bilitz und der Neisse.
<55>29. September 1741
?? September 1741
Der König geht mit einem kleinen Corps nach Herrmansdorf und wieder zurück.
B.
5. September 1741
In Berlin wird von den Prinzen Heinrich und Ferdinand, Brüder des Königs, der Grundstein zum Opernhause gelegt. Die Inschrift auf der mit eingelegten Platte war folgende:
Fridericus II,
Rex Borussorum
Ludis
Thaliae et Melpomenes
Sororum
Sacra Haec Fundamina
Parit
Anno MDXCCXLI. Die Quinto
Septembris.
14. September 1741
Stirbt Rollin.
Oktober.
A.
3. Oktober 1741 bis 4. Oktober 1741
Der König in's Lager bei Friedland. Er kampirt zwischen Friedland und Buschen.
5. Oktober 1741
Geht mit einem Corps nach Steinau und zurück.
9. Oktober 1741
Begiebt sich der König im geheim und, nur von dem Oberst von der Golz begleitet, nach dem Schlosse Klein-Schnellendorf (Friedrich nennt es irrig Ober-Schnellendorf), wo Lord Hindfort, von Maria Theresia bevollmächtigt, eine Übereinkunft mit dem König trifft, nach welcher Neisse in 14 Tagen übergeben und indem, bald nachher zu unterhandelnden, Frieden Schlesien abgetreten werden solle. Die daselbst mit gegenwärtigen Generale, Neiperg und Lentulus, mußten versprechen, diese Verabredung geheim zu halten. Der König kehrt nach dem Lager zurück.
13. Oktober 1741
Ab aus dem Lager von Friedland nach dem Lager bei Simsdorf.
<56>15. Oktober 1741
Geht über Zülz vor, und besichtigt die feindlichen Vorposten.
16. Oktober 1741
Bei Zülz.
17. Oktober 1741 und 18. Oktober 1741
Im Lager bei Schnellenwalde.
19. Oktober 1741
In Lindewiese.
20. Oktober 1741
Im Lager vor Neisse. Der König wohnt in Neunz, im Hause des katholischen Priesters.
25. Oktober 1741
Nach Frankenstein und wieder nach Neunz zurück.
B.
4. Oktober 1741
Starb Frau von Rocoulle 56-+, Friedrichs erste Pflegerin und Erzieherin.
<57>31. Oktober 1741
Die Festung Neisse wird von dem östreich. Commandanten, Saint André, den Preußen übergeben, die östreichsche Besatzung erhält freien Abzug.
November.
A.
1. November 1741
Der König in Neisse.
2. November 1741
In Brieg, wohnt bei dem Obersten von Hautcharmoi und speist bei dem General-Major Walrawe.
4. November 1741
Ankunft in Breslau. Hier hatten sich die Zünfte der Stadt versammelt, um den König, der über Ohlau erwartet wurde, festlich zu empfangen. Der Einzug, welchen blasende Postillons eröffneten, geschah Nachmittag um 3 Uhr durch das Schweidnitzer Thor. Vor dem, mit 8 Pferden bespannten Wagen, in welchem sich der König, sein Bruder August Wilhelm und der Prinz von Braunschweig befanden, gingen 4 Laufer in Staatslivree. Hinter dem Wagen des Königs folgte der des Fürsten Leopold von Dessau und die übrige Suite. Der König hatte befohlen, daß die Kanonen auf den Wällen bei seiner Ankunft nicht gelöst werden sollten. Er nahm seine Wohnung wieder im Gräflich Schlegelbergschen Hause.
5. November 1741
Hört der König in der lutherischen Hauptkirche, St. Elisabeth, die Predigt des Inspektor Burg. Der Text war: Matth. XXII. vom Zinsgroschen. Sodann fuhr der König nach dem Paradeplatz und ließ die Garnison vor sich vorbei marschiren. Abends Ball und Redoute im Lokatellischen Hause.
6. November 1741
Assemblee. Der König erhebt die Grafen von Hatzfeld<58> und von Schöneich in den Fürstenstand, mehrere Edelleute werden zu Grafen und Freiherrn ernannt.
Den schwarzen Adlerorden erhielten die Reichsgrafen von Henkel auf Reppensdorf, v. Hohberg, v. Rostitz, die Grafen v. Bees auf Löwen, v. Räder etc. Auch fanden mehrere Adelsertheilungen statt.
7. November 1741
Landeshuldigung in Breslau im Fürstensaal auf dem Rathhause. Die Huldigung war anfänglich auf den 31. Oktober angesetzt, welches Datum auch das Huldigungsmedaillon zeigt. Weil aber nachher der König beschloß, die Übergabe von Neisse abzuwarten, so verzögerte sie sich bis den 7. Novbr.
Da bei der Ceremonie das Königl. Reichsschwerdt fehlte, welches der Feldmarschall von Schwerin halten sollte, so zog der König seinen eigenen Degen und gab ihn dem Feldmarschall. Mittags war große Tafel bei dem König. In der Stadt allgemeine Illumination und Feuerwerk etc. Im Lokatellischen Hause Ball und Redoute 58-+.
9. November 1741
Von Breslau nach Glogau.
9. November 1741 und 10. November 1741
In Glogau.
11. November 1741
In Frankfurt an d. O.
Fürstenwalde, Köpnick, Mittags 12 Uhr in Berlin.
13. November 1741
Der König besieht die Wachtparade und speist nachher bei der Königin Mutter.
16. November 1741
Der König und Prinz Heinrich zu Pferde nach Charlottenburg, nimmt den dasigen Schloßbau in Augenschein und begiebt sich von da nach Potsdam.
19. November 1741
Von Potsdam nach Charlottenburg und Berlin.
22. November 1741
Nach Charlottenburg, dahin auch die Königinnen, sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen und der ganze Hofstaat zum Empfang der Braut des Prinzen August Wilhelm, Prinzessin Luise Amalie von Braunschweig. Sie traf mit dem regierenden Herzog und dessen Gemalin etc. Mittags in Charlottenburg ein. Die sämmtlichen hohen Herrschaften kehrten noch denselben Tag nach Berlin zurück.
23. November 1741
Der König fährt in Begleitung des Herzogs und des Prinzen Ferdinand von Braunschweig nach dem Cadettenhause, besieht das Corps und hebt 80 Cadetten aus, um sie theils als Ober- und Unteroffiziere theils als Pagen anzustellen. In diesen Tagen hatte ein Commando dieses Corps die Wache auf dem Königl. Schlosse.
B.
5. November 1741
Der Minister von Podewils erhält den schwarzen Adlerorden.
8. November 1741
Dem Feldmarschall von Schwerin schenkt der König sein, reich mit Brillanten besetztes, Portrait. Feier des Geburtsfestes der regierenden Königin, welchem auch der (in Glogau in preuß. Gefangenschaft gerathene) östreich. General Graf Wallis beiwohnt.
23. November 1741
Erscheint das Verbot der sogenannten Erbauungsstunden (Konventikeln), veranlaßt durch die Versammlungen, welche der Prediger Fuhrmann bei der Jerusalems-Kirche in Berlin in seinem Hause hielt.
In diesem Monat fand eine Abänderung des bisherigen Königl. Titels statt. Noch im Oktober hatte es in demselben geheißen: "Zu Mecklenburg und in Schlesien Herzog" etc. Aber in diesem Monat, nach der schlesi<60>schen Huldigung folgen gleich im Anfang des Titels, nachdem "Erzkämmerer und Churfürst" die Worte: "Souverainer- und Oberster-Herzog in Niederschlesien, Prinz von Oranien" etc. Bei Oranien war das Wort: "Souverainer" weggelassen, Ober-Schlesiens und der Grafschaft Glatz und Crossen wird nicht erwähnt.
December.
A.
7. Dezember 1741
Der König besieht den Bau des Opernhauses und den von Monbijou.
9. Dezember 1741 und 16. Dezember 1741 und 29. Dezember 1741
Exerzirt er in eigener Person die Fußgarde und die Garde du Corps.
23. Dezember 1741
Von Berlin nach Potsdam.
25. Dezember 1741
Von Potsdam nach Berlin.
27. Dezember 1741
Nach Charlottenburg und zurück.
B.
1. Dezember 1741
Anfang des Karnevals: Sonntag, Dienstag und Sonnabend Cour bei der regierenden Königin, Montag Bal en masque, Mittwoche Concert oder Oper, Donnerstag Cour bei der Königin Mutter, Freitags Assembleen in der Stadt bei den Ministern etc.
5. Dezember 1741
Die Großfürstin, Elisabeth Petrowna, von Rußland, Tochter Peters des Großen, besteigt den Thron den Iwan verlassen muß.
13. Dezember 1741
Erste Oper, Rodelinde, auf dem Schloßtheater. Die Sänger waren: Santarelli, Triulzi, Mariotti, Pinetti und Mazzanti. Die Sängerinnen: Gasparini, Farinella und Lorio.
16. Dezember 1741
Die verwittwete Herzogin von Würtemberg, Marie Auguste, kommt mit ihren drei Söhnen, Karl, Ludwig und Eugen, welche am preuß. Hofe erzogen werden sollen, in Berlin an. Im Gefolge der Herzogin befand sich auch der Marquis d'Argens.
19. Dezember 1741
Ankunft der Markgräfin von Anspach, Friederike Luise, Schwester des Königs in Berlin.
<61>20. Dezember 1741
Ankunft der Markgräfin von Baireuth, Friederike Sophie Wilhelmine, Lieblingsschwester des Königs.
26. November 1741 und 27. November 1741
Die Preußen, unter Schwerin, besetzen Olmütz. Der östreich. Commandant von Terzy erhält freien Abzug.
30. Dezember 1741
Patent wegen Einführung einer neuen Prozeßordnung. Lord Hyndfort in Berlin.
Ende dieses Jahres kam der berühmte Flötenbläser Quanz, welcher früher des Königs Lehrer auf diesem Instrument gewesen war, nach Berlin. Er wurde bei des Königs Kammermusik angestellt und erhielt 2000 Thlr. Gehalt, bekam auch seine Kompositionen noch besonders bezahlt und für jede Flöte, die er für den König verfertigte, 100 Ducaten.
Er war 1697 zu Oberscheden, bei Göttingen, geboren, wo sein Vater ein Hufschmied war, der ihn auch zu seiner Profession erzog, wozu aber der junge Quanz sehr wenig Lust aber desto mehr Neigung zur Musik zeigte, daher ging er auch gleich nach des Vaters Tode zu seinem Onkel, der in Merseburg Stadtmusikus war, in die Lehre. 1714 begab er sich als sogenannter Kunstpfeiffergeselle nach Dresden, und als er hier keine Anstellung fand, nach Radeberg, wo er von dem Stadtmusikus als Geselle angenommen wurde.
Durch Bekanntschaft, die er hier machte, gelang es ihm, bald nachher den Dienst als Hautboist in der sogenannten polnischen Kapelle in Dresden zu erhalten.
Hier zeichnete er sich so aus, daß ihm der König von Polen, Churfürst zu Sachsen, August, die Erlaubniß gab, zu seiner weiteren Ausbildung in der Musik, mit dem polnischen Gesandten nach Italien zu gehen. Nachdem er sich hier 3 Jahre aufgehalten, ging er 1727 nach England und kam 1728 nach Dresden zurück, wo seine, in Italien und England sich erworbenen, Kenntnisse etc. nicht lange unbemerkt blieben und er nun in der königl. Kapelle mit einem Gehalt von 250 Thlrn. angestellt wurde. In demselben Jahre ging er, im Gefolge des Königs August, nach Berlin. Die Königin<62> von Preußen, welche ihn einige Mal gehört hatte, ließ ihm antragen, mit einem Gehalt von 800 Thlr. in ihre Dienste zu treten; allein der König von Polen wollte ihn nicht entlassen, weil aber der Kronprinz, Friedrich, sehr wünschte, von Quanz Unterricht auf der Flöte zu erhalten, so bewilligte er, daß Quanz jährlich zweimal nach Berlin reisen und sich daselbst einige Zeit aufhalten könne. Quanz starb den 12. Juli 1773 zu Potsdam und hat des Wohlwollens des Königs bis an seinen Tod genossen. Auf dem Kirchhofe vor dem Nauenschen Thore bei Potsdam ließ ihm Friedrich ein sehr schönes Denkmal errichten. Es stellt die Muse vor, die, trauernd, ihr Haupt auf ihren rechten Arm stützt. Mit der linken hält sie die rechte Hand eines Jünglings umschlossen, der in der andern eine, zur Erde gesenkte, Fackel hält. Eine Doppelflöte (die sogenannte phrygische) ruht der Muse im rechten Arm. Neben dem Postament sieht man ein aufgeschlagenes Notenbuch mit, auf diesem liegenden, Lorbeerkranz und Flöte.
Januar 1742.
A.
2. Januar 1742
Der König von Berlin nach Charlottenburg und zurück.
13. Januar 1742
Nach Potsdam.
16. Januar 1742
Nach Charlottenburg.
17. Januar 1742
In Berlin.
18. Januar 1742
Abreise zur Armee, in Elsterwerda.
19. Januar 1742
In Dresden, wo er in Begleitung des Prinzen Heinrich und der Generale von Schmettau und von Rothenburg, unter 3maliger Abfeuerung von 82 Kanonen, anlangt. Er nahm seine Wohnung in den sogenanten Stallzimmern. Der König und die Königin von Polen nebst ihren Prinzen und Prinzessinnen empfingen ihn an der Treppe. Abends war große Oper und nachher Ball, welchen Friedrich mit der Königin von Polen eröffnete.
<63>21. Januar 1742
Ab von Dresden, über Pirna und Aussig nach Prag. Seine Wohnung war im Gräflich Thurnschen Palais bereitet. Er stieg aber im Gasthof zum Eichhorn, in dem Theile der Stadt, welcher die kleine Seite heißt, ab.
22. Januar 1742
Von Prag nach Alt-Bunzlau. Vorher speiste der König mit dem Fürsten Leopold von Dessau, dem General Schmettau etc. bei dem Kommendanten, Grafen von Baiern, und hatte bei der Tafel den Erzbischof von Prag zur Seite. Wie bei der Ankunft so paradirte auch bei der Abreise des Königs die baiersche und französische Besatzung, und die Kanonen wurden abgefeuert.
25. Januar 1742
Ankunft in Glatz. Hier schenkt er der Madonna der Jesuiten ein neues Kleid.
26. Januar 1742 und 27. Januar 1742
In Landskrone. Hier spricht er den Chevalier von Sachsen (Bruder des Marschalls von Sachsen) 63-+ und den französischen General von Polastron.
28. Januar 1742
Von Landskrone nach Olmütz und Ankunft daselbst.
B.
6. Januar 1742
Vermälung des Prinzen, August Wilhelm, Bruder des Königs, mit der Prinzessin, Louise Amalie, Tochter des Herzogs Ferdinand Albert von Braunschweig, in Berlin. Der Baron Bielfeld, welcher auf Befehl des Königs die Strohkranzrede hielt, die er in seinen Briefen mittheilt, giebt auch eben da eine Beschreibung der Festlichkeiten und der Kleidung der hohen Gäste (welche einen interessanten Beitrag zur Geschichte der Moden abgeben könnte) etc. Von der Kleidung und der Person des Königs sagt er: "Das Kleid des Königs bestand aus einem ganz silbernen Stück; er trug ein Achselband, die Weste und Ausschläge aber waren von prächtigem, mit Gold und Silber durchwirktem, Stoffe. Al<64>les dieses wude durch das gelbe Ordensband und durch den Stern noch mehr erhöht 64-+ und gab diesem Monarchen ein so junges, so geputztes und so schönes Ansehen in meinen Augen, daß ich mich nicht würde haben enthalten können, ihn zu lieben, wenn ich von dem andern Geschlecht gewesen wäre. Welches Frauenzimmer könnte wohl demjenigen widerstehen, welcher der liebenswürdigste unter den Sterblichen der Gestalt nach, das größte Genie von der Welt und ein König ist?"
8. Januar 1742
Oper: Rodelinde.
9. Januar 1742
Die Stadt Glatz ergiebt sich.
14. Januar 1742
Avocatorien an alle, aus der Grafschaft Glatz gebürtige, Vasallen etc., die sich in ungarischen oder östreichischen Diensten befinden.
15. Januar 1742
Edict wegen Feststellung der obersten Justizbehörden in Schlesien.
24. Januar 1742
Der Churfürst von Baiern wird unter dem Namen: Karl VII. zum römischen Kaiser erwählt.
29. Januar 1742
Huldigung in Glatz.
Februar.
A.
2. Februar 1742
Der König in Olmütz, an Jordan:
"Ich bin ein großer Thor, lieber Freund, daß ich meine Ruhe für den nichtigen Ruhm verlassen habe, der aus Ungewissen Ereignissen entspringen kann. Aber es giebt so viele Thorheiten in der Welt, und die meinige gehört, denke ich, mit unter die alten!"
5. Februar 1742
Ab von Olmütz, in Wischau, im Brünner Kreise.
6. Februar 1742
In Jedowitz.
7. Februar 1742
Gurein.
9. Februar 1742
Groß Bitesch, im Znaimer Kreise. Hier spricht der König den Grafen Moriz (Marschall) von Sachsen, den<65> Grafen Rutofsky 65-+ und den General-Lieutenant Renaud.
12. Februar 1742
Von Groß-Bitesch nach Trebitsch, im Iglauer Kreise.
15. Februar 1742
Nach Oppatow (Iglauer Kr.) und zurück.
16. Februar 1742
Scheletau (südlich von Oppatow).
19. Februar 1742
In Znaim 65-++.
März.
A.
März 1742
In Znaim.
9. März 1742
Ab von Znaim nach Irritz, bis den 11ten daselbst.
11. März 1742
Von Irritz nach Pohorlitz (Brünner Kr.), bis den 13ten daselbst.
13. März 1742
Von Pohorlitz nach Selowitz, das. bis d. 5. April.
17. März 1742
Schreibt an Jordan:
"Schreiben Sie mir, wer der Marquis d'Argens ist, ob er den unruhigen, flatterhaften Geist seiner Nation hat, ob er die Kunst zu gefallen versteht; kurz, ob Jordan ihm Beifall giebt! 1)65-+++
In der That die Ehre, das große Rad der europäischen Angelegenheiten zu drehen, macht eine sauere Arbeit, die weniger glänzende Lage der Unabhängigkeit und der Vergessenheit dünkt mich viel glücklicher und das wahre Loos des Weisen in der Welt. Ich denke oft an Rheinsberg und an den freiwilligen Fleiß, der mich mit den Wissenschaften und Künsten vertraut machte. Aber bei Allem ist keine Lage ohne Bitterkeit. Ich hatte damals keine Feinde, doch fehlte es auch nicht an kleinen Unfällen. Damals schiffte ich auf einem Fluß<66> gegenwärtig auf dem offenen Meer; eine Welle hebt mich bis zu den Wolken, eine andre schleudert mich in den Abgrund, und eine dritte wirft mich noch schneller wieder in die äußerste Höhe. Dieser heftigen Bewegung der Seele bedarf nun der Philosoph eben nicht; denn es ist, was man auch sagen mag, doch sehr schwer, bei den verschiedenen Schicksalen gleichgültig zu sein und das Gefühl aus dem menschlichen Herzen zu verbannen. Umsonst bemüht man sich im Glücke kalt zu scheinen und im Kummer unempfindlich zu sein etc. Ich für mein Theil verlange weiter nichts, als daß Fortuna mir die Menschlichkeit und alle die Tugenden nicht verderben soll, zu denen ich mich immer bekannt habe!"
19. März 1742
Um den 30sten war Graf Moritz von Sachsen beim König.
19. März 1742
An eben denselben, daß er ihm folgende Bücher kaufen und schicken soll: Boileau, Cicero's Briefe vom 3. Thl. an, die tuskulanischen Unterhaltungen und die philippinischen Reden, auch Cäsars Nachrichten.
28. März 1742
An eben denselben - trägt ihm auf, der Frau von † sehr harte Dinge zu sagen, weil sie gegen des Königs Absicht über ihren Sohn disponirt.
B.
8. März 1742
Der König ertheilt den Schwenkfeldern freie Religionsübung und ruft die Vertriebenen zurück.
29. März 1742
Wird von dem General Walrawe, Kommendant von Neisse, der Grundstein zu den neuen Festungswerken mit vieler Feierlichkeit gelegt. Die Inschrift auf der Platte, welche mit eingelegt wurde, hatte der Kriegsrath Martini, damaliger Regimentsquartiermeister des neu errichteten Pionier-Regiments, verfertigt. Sie befindet sich in dem Werke: Helden- Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs des Andern etc., Theil 2, S. 567.
<67>April.
A.
5. April 1742
Von Selowitz nach Wischau 67-+.
7. April 1742
Nach Proßnitz (südlich von Olmütz).
9. April 1742
In Olmütz, Littau.
10. April 1742
Müglitz.
11. April 1742
Mährisch Tribau.
12. April 1742
An Voltaire:
"Der Abt Abt Saint Pierre hat mich mit seiner Correspondence beehrt und mir ein schönes Werk über die Art, wie man den Frieden in Europa wieder herstellen und auf immer befestigen könnte, geschickt". Zwittau.
13. April 1742
Leutomischel in Böhmen, bis den 16ten.
15. April 1742
Schreibt an Jordan:
"Wenn man das Unglück aller einzelnen Menschen zu Herzen nehmen wollte, so wäre das Leben nichts als ein Gewebe von Kummer. Überlassen Sie Jedem die Mühe, die Spindel abzuwickeln, so gut er kann, und schränken Sie sich auf Theilnahme an den Schicksalen Ihrer Freunde ein, das heißt: einer sehr kleinen Anzahl von Personen! das ist bei meiner Ehre Alles, was die Natur von einem guten Bürger fordern kann. Unser Gehirn könnte sonst nicht Feuchtigkeit genug zu Thränen hergeben, die wir vergießen müßten."
16. April 1742
In Hohenmauth.
17. April 1742
Chrudim Hauptquartier bis d. 13. Mai 67-++.
18. April 1742
Schreibt an d'Alembert und trägt ihm auf, sich Mühe zu geben, den Sänger Pinti zu engagiren und ihm bis 4000 Thlr. zu offeriren.
<68>23. April 1742
Legt General Walrawe den Grundstein zum Festungsbau zu Brieg. (Nähere Nachricht ist zu finden in Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II., Theil 2, S. 569).
25. April 1742
Ergiebt sich auch die Festung Glatz mit Capitulation an den preuß. General v. Derschau. Der östr. Vertheidiger hieß Fontenelle.
Mai.
A.
Mai 1742
In Chrudim.
13. Mai 1742
Nimmt sein Quartier im Lager bei Chrudim.
15. Mai 1742
Marsch nach Cholditz und Czaslau, kampirt des Nachts auf den Höhen von Podhorzan.
16. Mai 1742
In Kuttenberg.
17. Mai 1742
Früh um 8 Uhr trifft der König auf dem Schlachtfelde bei Chotusitz ein. Er siegt über die Östreicher unter Prinz Karl von Lothringen. Preuß. Verlust: 3,500 Todte und Verwundete. Östreichs Verlust: 5600 Todte und Verwundete, 1000 Gefangene, 17 Kanonen, 1 Fahne.
Nach der Schlacht geht der König ins Lager jenseits Czaslau und nimmt in dieser Stadt sein Quartier. Hier gab er sogleich Befehl zum Transport und zur Pflege der Verwundeten. Zum Begräbniß der Todten ließ er einen Platz auf dem Schlachtfelde von 9 Acker (arpens) ankaufen, und es wurde dabei ausbedungen, daß dieser Raum in 25 Jahren nicht beackert werden sollte, nach deren Ablauf aber derselbe an den vorigen Eigenthümer wieder zur freien Benutzung zurückfallen sollte. Nach vollendeter Bestattung der Todten, gaben die Truppen eine dreifache Salve zu Ehren derselben. Auf dem Schlachtfelde hatte er den Erbprinzen von Anhat-Dessau, Leopold Maximilian, zum Generalfeldmarschall ernannt. Von hier schreibt er auch an Jordan und meldet ihm den erfochtenen Sieg, und wenige Tage später an ebendenselben: "Sorgen Sie doch dafür, daß<69> mir der dicke Knobelsdorf schreibe, wie sich Charlottenburg, mein Opernhaus und meine Gärten befinden! Ich bin in diesem Stück ein Kind. Es sind die Puppen, mit denen ich spiele. Grüßen Sie die gute Montbail 69-+, die kleine Tettau 69-++ und den Brausewind 69-+++!"
19. Mai 1742 und 20. Mai 1742
Im Lager bei Zlep, unter Czaslau. Hier setzte der König selbst die Relation von der Schlacht auf. Sie ist nachher unter dem Titel: Rélation de la Bataille de Chotositz in 4to gedruckt erschienen.
An diesem Tage wurde die Danksagung des Königs, wegen des tapfern Verhaltens der Truppen in der Schlacht, bei der Parole im Lager verlesen.
21. Mai 1742
Im Lager bei Brzezy bei Tubadla, südlich Von Chotositz, wo der König auch am 27sten war.
?? Mai 1742
An Jordan:
"Da hätte denn Dein Freund binnen 13 Monaten zum zweitenmal gesiegt. Wer hätte wohl vor einigen Jahren sagen sollen: der Schüler, der von Dir Philosophie, von Cicero Rhetorik und von Bayle das Denken lernte, werde eine militairische Rolle in der Welt spielen? Wer hätte geglaubt, die Vorsehung habe einen Poeten dazu erwählt, daß er das europäische Staatensystem umstürzen und die politischen Combinationen der Könige darin gänzlich ändern sollte? Wann werden wir uns unter den schönen friedlichen Buchen in Rheinsberg oder unter den prächtigen Linden in Charlottenburg wiedersehen? Wann können wir nach unserm Belieben über die Thorheiten der Menschen und über die Wichtigkeit unseres Zustandes philosophiren? Ich erwarte diese glückliche Stunde mit vieler Ungeduld, und das um so mehr,<70> da der Mensch, wenn er alles in der Welt versucht hat, gewöhnlich zu dem Bessern wieder zurückkömmt" etc.
30. Mai 1742
Der König im Lager bei Kuttenberg bis Ende Juni, wohnt auf dem Schlosse Maleschau.
B.
6. Mai 1742
Der Gen.-Lieut. von Marwitz nimmt, im Namen des Königs, die Huldigung von Ober-Schlesien in Neisse an. Marquis d'Argens verläßt Berlin.
6. Mai 1742
Der Gen.-Major Graf v. Rothenburg erhält, nach der Schlacht von Chotositz, den schwarzen Adlerorden.
Juni.
A.
Juni 1742
Der König im Lager bei Kuttenberg (Maleschau).
13. Juni 1742
Meldet an Jordan, daß der Krieg zu Ende ist, und ein guter Friede geschlossen wird.
15. Juni 1742
An Jordan:
"Ein Souverain hat das Glück seines ganzen Volks zum Ziele, und es ist seine Pflicht, daß er es ihm verschafft. Um dahin zu gelangen, muß er sich selbst aufopfern und noch weit eher seine Verträge, wenn sie anfangen dem Wohle seines Volks entgegen zu stehen."
24. Juni 1742
Schreibt er wieder an ebendenselben - gewissermaßen als Fortsetzung des voriges Briefs - eine sehr beherzigenswerthe Bemerkung über voreilige Bekrittelung der Handlung der Regenten.
25. Juni 1742
Der König geht aus dem Lager bei Kuttenberg mit einem Corps über die Elbe und lagert sich am jenseitigen Ufer.
26. Juni 1742
Nach Königsgrätz.
27. Juni 1742
Über Kollin, Chlumetz nach Glatz, wo er Nachmittags 3 Uhr ankommt.
29. Juni 1742
Von Glatz über Frankenstein nach Neisse - bis 2. Juli.
B.
8. Juni 1742
Werden 8 Freibeuter an der Straße von Reinerz nach Lewin aufgehängt.
<71>9. Juni 1742
Auf Befehl des Königs werden vom Oberst-Lieutenant v. Dewitz der Magistrat und einige Bürger zu Reinerz arretirt und nach Glatz gebracht.
11. Juni 1742
Werden in Breslau die Friedenspräliminarien geschlossen.
21. Juni 1742
Wird Breslau zur dritten Hauptstadt der Königl. Lande erklärt und ihre Privilegien bestätigt.
22. Juni 1742
Proklamation des Friedens im Lager zu Kuttenberg.
Juli.
A.
1. Juli 1742
Der König in Neisse.
2. Juli 1742
In Brieg.
3. Juli 1742
In Breslau, wohnt im Garten des Kaufmann's Ruppert vor dem Ohlauer Thore bis den 9ten.
7. Juli 1742
Der König ertheilt der Stadt Breslau das Recht, jährlich 2 Messen zu halten.
8. Juli 1742
Hört der König die Predigt des Kardinal, Bischofs von Breslau, Grafen von Zinzendorf in der Stiftskirche auf dem Sande 71-+ über Ps. XXII. V. 7-9. Der Prälat Graf Karl Philipp von Schafgotsch las die große Messe.
9. Juli 1742
Von Breslau in Glogau angekommen.
11. Juli 1742
Von Glogau in Frankfurt a. d. O.
12. Juli 1742
In Berlin und nach Charlottenburg.
14. Juli 1742
In Berlin, hält Musterung, speist bei der Königin Mutter in Monbijou - nach Charlottenburg zurück.
16. Juli 1742
Zur Musterung nach Berlin und zurück.
17. Juli 1742
Nach Potsdam.
25. Juli 1742
In Berlin.
?? Juli 1742
Nach Charlottenburg. Der König unterzeichnet den Frieden 71-++
<72>30. Juli 1742
Von Charlottenburg in Berlin auf der Parade, speist bei der Königin Mutter, nach Charlottenburg zurück.
B.
21. Juli 1742
Kommt Lord Hyndfort in Berlin an, Marquis d'Argens wieder in Berlin.
Nachdem der König aus dem Felde wieder nach Berlin zurück gekehrt war, befahl er, daß, anstatt seine Mutter: die verwittwete Königin zu nennen, künftig derselben der Titel: Ihre Majestät die Königin Mutter, sowohl in Schriften als in der Rede gegeben werden solle.
August.
A.
1. August 1742
Von Charlottenburg nach Berlin und zurück.
2. August 1742
Die regierende Königin, die Königin Mutter und mehrere Prinzen und Prinzessinnen nach Charlottenburg, wo der König, auf Bitte und in Vollmacht des Königs von England, den Lord Hyndfort mit allen üblichen Ceremonien zum Ritter des Distelordens schlägt. Nachher Conzert, Bal en masque, Illumination etc.
3. August 1742
Die sämmtlichen hohen Herrschaften nach Berlin zurück.
3. August 1742
Der König nach Potsdam.
20. August 1742
Von Potsdam über Magdeburg, Vechel, wo er bei dem Herzog von Braunschweig zu Mittag speist, nach Bielefeld, Minden, Lipstadt, Wesel, Achen. Bei ihm waren unter Andern der Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand von Braunschweig etc.
25. August 1742
In Aachen 72-+, consulirt die Ärzte Gotzweiler und Cappel und gebraucht das Bad.
27. August 1742
Giebt Audienz, besucht Msr. Lonay, läßt zur Ader etc.
28. August 1742
Trinkt zum ersten Mal den Brunnen, logirt bei Bacge.
<73>B.
7. August 1742
Kabinetsordre, daß die Beamten die Unterthanen besser behandeln sollen.
14. August 1742
Über Abschluß des schlesischen Gränzrecesses. Die ausführliche Geschichte der Gränzberichtigung findet man, nebst Karte, in Büsching's Magazin, Theil X. p. 479.
20. August 1742 bis 21. August 1742
In der Nacht brannte das Akademiegebäude unter den Linden in Berlin ab. Viele Antiquitäten, Gemälde, Zeichnungen gingen dabei verloren. Das Polignacsche Kabinet, welches der König (wie man sagt für 40,000 Thlr.) gekauft hatte, kommt in Charlottenburg an. Um diese Zeit war eine Gesellschaft französischer Schauspieler und Tänzer in Berlin, unter ihnen die Familie Cochois.
September.
A.
September 1742
Der König in Achen.
10. September 1742
In Salzthal.
11. September 1742
In Potsdam.
15. September 1742
Von Potsdam in Berlin.
16. September 1742
Nach Schlesien mit den Prinzen Heinrich, August Wilhelm, Ferdinand von Braunschweig.
18. September 1742
Ankunft in Breslau, wohnt im Schlegelbergschen Hause. Abends Commödie.
19. September 1742
Galla und Redoute.
23. September 1742
Redoute im Lokatellischen Hause.
25. September 1742
Von Breslau nach Brieg.
26. September 1742
Nach Neisse.
27. September 1742
Nach Neustadt - an Jordan:
"Ich habe Verse gemacht und sie verloren, auf einem Klavier gespielt, und es ist zerbrochen."
29. September 1742
Schweidnitz.
30. September 1742
Über Jauer und Liegnitz nach Glogau.
<74>B.
30. September 1742
Befehl an die Berliner Buchdrucker, bei harter Strafe kein Buch ohne Censur zu drucken.
Oktober.
A.
2. Oktober 1742
Ankunft in Berlin.
3. Oktober 1742
Speiste bei der Königin Mutter in Monbijou, dann nach Charlottenburg.
5. Oktober 1742
Von Charlottenburg nach Berlin und zurück.
6. Oktober 1742
Von Charlottenburg nach Potsdam.
12. Oktober 1742
Von Potsdam nach Rheinsberg.
15. Oktober 1742
Von Rheinsberg nach Berlin.
?? Oktober 1742
Nach Charlottenburg.
20. Oktober 1742
Von Charlottenburg nach Potsdam.
?? Oktober 1742
Charlottenburg.
25. Oktober 1742
Von Charlottenburg nach Berlin und zurück.
27. Oktober 1742
Von Charlottenburg nach Berlin.
29. Oktober 1740
Nach Charlottenburg.
30. Oktober 1742
Von Charlottenburg nach Potsdam.
B.
8. Oktober 1742
Wird der P. Tobias Stusche 74-+, bisher Pfarrer zu Reichstein, zum Abt und Prälaten des Klosters Camenz gewählt.
22. Oktober 1742
Kabinetsordre, wegen alljährlicher Einsendung von Tabellen über alle Prozesse.
November.
A.
November 1742
Der König in Potsdam.
7. November 1742 und 8. November 1742 und 9. November 1742
In Berlin - Geburtstagsfeier der regierenden Königin und der Prinzessin Amalie.
?? November 1742
Nach Potsdam.
19. November 1742
Von Potsdam nach Charlottenburg und zurück.
<75>20. November 1742
In Berlin.
21. November 1742
Nach Charlottenburg und Potsdam.
29. November 1742
Von Potsdam nach Charlottenburg.
B.
6. November 1742
Patent wegen der Benefizien, welche den ausländischen Künstlern, Fabrikanten etc., die sich in preuß. Landen niederlassen wollen, zu Theil werden sollen.
7. November 1742
Der Herzog von Holstein-Gottorp, Karl Peter Ulrich, wird zum Großfürsten von Rußland und zum Thronfolger erklärt.
9. November 1742
Stirbt der Geheime Rath von Tieffenbach in Berlin.
Schon um diese Zeit arbeitet der König an der Schrift welche nach seinem Tode unter dem Titel: Geschichte meiner Zeit, erschien (siehe Briefe an Voltaire vom 18. Novbr. 1742 und vom 6. April 1743).
?? November 1742
Stirbt der Gen.-Major von Derschau in Spandau.
In diesem Monat kam der Bruder des Marquis d'Argens, der Präsident d'Eguilles nach Berlin.
18. November 1742
Bündniß mit England, zu Westmünster geschlossen.
20. November 1742
Feierliche Audienz des Grafen von Richecourt, Gesandten der Königin von Ungarn.
23. November 1742
Kabinetsordre an den Prediger Schubart in Potsdam, in der ihm die, bisher in seinem Hause gehaltenen, Versammlungen unter dem Namen: Erbauungsstunden, untersagt werden.
30. November 1742
Vermählungsfeier des Baron von Kayserling mit der Gräfin von Schlichen.
Dezember.
A.
1. Dezember 1742
Von Charlottenburg in Berlin, wohnt der Opernprobe bei.
11. Dezember 1742
Nach Charlottenburg und zurück.
14. Dezember 1742
Nach Charlottenburg.
15. Dezember 1742
Der König und die Königin, mit mehreren Prinzen und Prinzessinnen, empfangen in Charlottenburg den regierenden Herzog von Braunschweig und dessen Gemalin und gehen mit ihnen Nachmittag wieder nach Berlin.
<76>B.
1. Dezember 1742
Anfang des Karnevals, mit Assemblée in der Stadt; Sonntags Cour bei der Königin Mutter, Montag Oper (Titus) Mittwoch französische Kommödie, Donnerstag Cour bei der regierenden Königin, Freitag Oper (Cleopatra), mit der das neuerbarte Opernhaus eingeweiht wurde, Sonnabend Assemblée in der Stadt.
Außer den schon genannten Operisten sangen jetzt auch noch: die Sänger Porporino, Stefanino, Paulino und die Sängerin Molteri.
Während des Karnevals befanden sich auch der Markgraf von Schwedt, der Fürst von Anhalt-Bernburg etc. in Berlin.
6. Dezember 1742
Abschluß des Gränzrecesses über Schlesien.
9. Dezember 1742
Verordnung über gottesdienstliche Privatversammlungen.
13. Dezember 1742
Verbot der Versammlungen zu den Erbauungsstunden.
16. Dezember 1742
Der Fürst Blücher von Wahlstadt wird in Rostock geboren.
25. Dezember 1742
Die Mährischen Brüder erhalten die Freiheit, sich in Schlesien niederzulassen.
24. November 1742 und 27. November 1742
Der französische Marschall übergiebt Prag an den östreich. General, Fürsten Lobkowitz.
In diesem Jahre wurde der Königl. Titel zweimal abgeändert. Anstatt: "Souverainer und Oberster Herzog in Nieder-Schlesien" wurde Anfangs dieses Jahres gesetzt: "in Nieder- und Oberschlesien" und in dem schlesischen Gränzreceß, welcher vom 14. August 1742 datirt ist, heißt es: "Souverainer und Oberster Herzog von Schlesien, Souverainer Prinz von Oranien, Neufchatel und Valenzia, wie auch der Grafschaft Glatz" etc. auf die Worte: "zu Meklenburg" folgt: "und Crossen Herzog."
Anmerkung zum Jahre 1742.
Von allen Personen, welche der König seines vertrauten Umgangs würdigte, sind theils umständliche Lebensbeschreibungen<77> vorhanden, wie von Voltaire, Algarotti etc. Theils hat der König selbst in den, auf sie verfertigten, Lobreden, die er in der Akademie vorlesen ließ, eine Skizze von ihrem Leben und Charakter gegeben. Vom Marquis d'Argens ist dies nicht geschehen, was um so mehr bemerkenswerth ist; da der Marquis Mitglied der Akademie und auch eine Zeit lang Direktor der philosophischen Klasse gewesen. Es ist zwar bekannt und ergiebt sich auch aus einigen der letzten Briefe des Königs an d'Argens, daß ein kleiner Zwist unter Beiden stattgefunden, und zwar, wie es scheint, wegen der lange verzögerten Rückkehr des Marquis von seiner, nach Frankreich unternommenen, Reise, weswegen der König ihm auch einen Theil der Pension entzogen haben soll; allein dies kann wohl nicht als Grund angesehen werden, weshalb der König auf ihn keine Lobrede geschrieben, denn einerseits beweisen seine Briefe an die Mutter des Marquis, daß seine Achtung und Liebe für den Verstorbenen immer dieselbe geblieben ist, andrerseits war Friedrich von Voltaire doch in der That oft und schwer beleidigt worden, was ihn aber nicht gehindert hat, auf ihn eine Lobschrift zu schreiben.
Von d'Argens Leben etc. sind außer den, von ihm selbst geschriebenen aber wenig bekannt gewordnen und bald vergessenen, Mémoires de Msr. le Marquis d'Argens, Londres 1735, welche ohnehin nur bis 1731 gehen, beinahe gar keine zusammenhangende Nachrichten vorhanden, obgleich sein Leben so reich an merkwürdigen, oft wechselnden und nicht selten an's Romanhafte gränzenden, Begebenheiten ist. Was Thiebault davon erzählt, ist theils offenbar falsch wie aus d'Argens und des Königs Briefen zu erweisen ist, theils höchst unzuverlässig, so auch das, was das Conversations-Lexikon, welches aus Thiebault geschöpft hat, enthält. Im Jahr 1807 erschien zwar in Paris eine neue Auflage jener oben erwähnten Mémoires de Marquis d'Argens (nach der Londoner Ausgabe von 1735) mit dem viel versprechenden Zusatze auf dem Titel: Nouvelle édition précédée d'une notice historique sur la vie de l'auteur, sur son sejour à la cour de Fredéric II. sur ses rélations avec le Prince et sur les personnes dont il est parlé dans l'ouvrage et suivi de lettres du même auteur sur<78> differens sujets. 426 Seiten. Allein die Notice ist gänzlich aus den, bei uns längst bekannten, Schriften Thiebaults und Nicolai's genommen und enthält also nichts Neues. Die Briefe, deren 13 Stück aus dem Jahre 1740 sind, sind von gar keiner Bedeutung.
Unter solchen Umständen glauben wir, daß es den Lesern nicht unangenehm sein wird, wenn wir hier eine etwas umständlichere Schilderung von dem Leben und Charakter eines Mannes geben, der beinahe die Hälfte seines ganzen Lebens bei Friedrich d. Gr. zugebracht hat und der von allen Gesellschaftern des Königs - Lord Marshall vielleicht ausgenommen - ihm gewiß am meisten und aufrichtigsten ergeben war, und auch seines Vertrauens und seiner Freundschaft in einem hohen Grade genossen hat, wie die, auf 260 Briefe sich belaufende, Korrespondenz mit dem König die überzeugendsten Beweise liefert.
Jean Baptist de Boyer, Marquis d'Argens ist geboren 1704 zu Aix in der Provence, wo sein Vater Präsident war. In seinem 14. Jahre nahm er Militairdienste im Cavallerieregiment Toulouse, welches in Strasburg stand. Die, ihm eigene, Trägheit erschwerte ihm den Dienst sehr, weshalb er bald seinen Abschied nahm. Nach 2 Jahren verliebte er sich in eine Schauspielerin, Sylvie du Tremblai, und wollte sie schlechterdings heirathen. Die verweigerte Einwilligung des Vaters und die Drohung, ihn zu enterben, bewirkten nur, daß er mit seiner Geliebten nach Spanien entfloh. Hier wurde er erkannt und verhaftet. Vergebens versuchte er sich mittels gestoßenen Glases zu tödten, er wurde nach Frankreich zurückgebracht und ging nun mit dem franz. Gesandten von Andresse nach Konstantinopel. Zuvor aber nach Algier, wo der Gesandte ebenfalls Geschäfte hatte, dann nach Tunis, Tripolis, Lampadouse, Argentiere. In Konstantinopel blieb er 5 Monate; sowohl hier als an allen vorgedachten Orten hatte er häufig verliebte Abentheuer, die er oft mit größter Verwegenheit und mit Lebensgefahr bestand. Zu Argentiere hatte er sich nach dasigem Landesgebrauch verheirathet. Nach seiner Rückkunft in Frankreich, ward er Advokat zu Aix, in Welchem Amte er sich auszeichnete. Bald nachher erwachte in ihm ein unwiderstehlicher Hang, sich den Künsten und Wissenschaften<79> zu widmen. Er beschäftigte sich nun eifrig mit Musik, Malen etc. und eben so mit dem Studium der Philosophie. Alle diese Beschäftigungen hinderten indeß nicht, daß er, auch während dieser Zeit, vielfältig verliebte Abentheuer hatte, besonders mit Schauspielerinnen, Sängerinnen und Tänzerinnen, unter denen auch eine Catalane war. Mit einer andern ging er nach Marseille, wo er sich mit ihr niederließ, kurz nachher aber ganz ernstlich an eine Heirath mit einem sehr reichen, aber wie er selbst sagt, vorne und hinten ausgewachsenen und nicht drei und einen halben Fuß großen Frauenzimmer dachte. Zu gleicher Zeit stand er noch mit 2 oder 3 andern Frauenzimmern in ähnlicher Verbindung, und da er allen Hoffnung gemacht hatte, sie zu heirathen, sie aber natürlich nicht erfüllen konnte, auch seine Finanzen sich in großer Zerrüttung befanden, so entschloß er sich, sie alle sitzen zu lassen und Marseille zu verlassen. Nachdem er endlich Gelegenheit gefunden, auf's Neue Geld aufzunehmen, führte er seinen Entschluß aus und reiste nach Paris. Hier setzte er seine Studien wie seine Galanterieen fort, versuchte auch das Spiel und war so glücklich, gleich anfangs in anderthalb Stunden 6000 Livres im Roulette zu gewinnen. Dieses Geld verwandte er zu einer Reise nach Rom, welche er gleich 3 Tage nachher antrat. In Rom lebte er anfangs ganz den Künsten; aber schon nach 8 Wochen war er durch neue Liebeshändel gezwungen, Rom zu verlassen, um den Nachstellungen der rachsüchtigen Italienerinnen zu entgehen. Er kehrte nach Marseille zurück. Einige Zeit nachher (1733) nahm er wieder Kriegsdienste, bei Kehl wurde er verwundet, und ein Sturz mit dem Pferde nach der Belagerung von Philipsburg machte ihn zum Kriegsdienst untüchtig. Er erhielt seinen Abschied und ging wieder nach Paris. Nach allem bisher Erzählten wird man sich leicht denken können, daß, auch während seines Militairdienstes, die Liebeshändel kein Ende nahmen. In Paris beschäfftigte er sich mit Schriftstellerei. Wegen seines Buches, Philosophie du bon sens, ward er von der Geistlichkeit verfolgt, und dies veranlaßte ihn, Frankreich zu verlassen. Er lebte nun in verschiedenen Ländern, besonders in Holland, wo er sein Lettres juives und viele andere Schriften herausgab. Um das Jahr 1740 ging er nach Stuttgard, wo er von der Mutter<80> des, damals regierenden, Herzogs (Karl Eugen, der in Berlin erzogen worden) sehr gütig aufgenommen und protegirt wurde. Sie gab ihm ein Empfehlungsschreiben an Friedrich d. Gr., den er aber in Berlin, wohin er sich wahrscheinlich schon im Oktober 1741 begab, nicht fand (s. Jordans Brief an den König No. 43). Im folgenden Jahre ernannte ihn der König zum Kammerherrn, übertrug ihm auch eine zeitlang die Direktion der Schauspiele und gab ihm eine, nach und nach bis auf 1000 Thlr. erhöhete, Pension. 1744 ward er Direktor der philologischen Klasse der Akademie der Wissenschaften. D'Argens hatte mancherlei und große Schwachheiten an sich; er glaubte an Ahnungen und Vorzeichen, fürchtete sich vor allen Krankheiten und ließ sich leicht einreden, er sei krank etc. Er hatte in seinen frühern Jahren viele Thorheiten begangen und wird noch mehrerer beschuldigt. Ein Schriftsteller sagt von ihm, der Marquis war ein wahrer Cyniker an Leib und Seele; man hatte ihn dem König als Verfasser des äußerst skandalösen und schmutzigen Buches, Thérése Philosophe 80-+ genannt, weshalb der König die vornehmsten und anstößigsten Scenen daraus so soll haben malen lassen, daß die Hauptpersonen dem Marquis und seiner nachmaligen Frau sehr ähnlich gewesen, und mit dieser Sammlung habe er heimlich die, für den Marquis bestimmten, Zimmer auszieren lassen. Ein Andrer 80-++ sagt: Le M. d'Argens est du nombre de ces écrivains qui ont deshonoré le siecle, où ils ont vécu par le libertinage d'esprit le plus scandaleux etc. Alles dies mag vielleicht von seinem frühem Leben gesagt werden können; aber während seines 28jährigen Aufenthalts bei Friedrich d. Gr. hat er sich immer und unwandelbar von einer sehr edeln und hochachtungswürdigen Seite gezeigt und selbst jener Tadler seines Benehmens sagt: Il es juste néanmoins de reconnaître les excellentes qualités de l'homme social<81> dans le Marquis d'Argens. Il étoit bon, officieux, bienfaisant. Il n'employa jamais le crédit, qu'il eut pendant son séjour à Berlin, auprès du grand Roi, qui l'avoit attaché à son service et admis dans sa familiarité, que pour protéger ceux qui recouroient à ses bon offices, et principalement les français, ses compatriotes, et sous ce rapport, sa mémoire est encore en vénération dans la Capitale du Brandebourg. Fredéric n'eut jamais, à proprement parler, ni courtisans ni favoris; mais si dans le nombre de ceux, qui eurent un libre accès à sa cour, il s'en trouva quelques-uns, que ce prince chérit veritablement, M. d'Argens fut toujours celui qu'il distingua le plus. Il n'etoit pas sans estime pour ses talens, ses opinions philosophiques lui étoient encore plus agreables, par la conformité, qu'elles avoient avec les siennes. Il aimoit sa vivacité, son enjouement sa franchise vraiment provençale, et il aboit tant de confiance dans son honnêteté qu'il ne craignit jamais, dans aucune occasions et sur les affaires même les plus delicates de lui devoiler toutes ses pensées. Les lettres qu'il lui écrivoit en fournissent la preuve.
Es scheint die Bestimmung des Marquis gewesen zu sein, eine Lebensgefährtin vom Theater zu erhalten. Er verheirathete sich mit der Tänzerin, Demoiselle Cochois. Der König gab nicht nur seine Einwilligung dazu, da die Dem. Cochois wirklich eine Person von Geist und Talent war und in jedem Betracht alle Achtung verdiente, sondern er räumte auch den Neuvermälten eine Wohnung in Sanssouci und später im neuen Palais ein. Die Ehe war eine der glücklichsten, da sie jedoch ohne Kinder blieb und der Marquis ein großer Kinderfreund war, so hatte er nacheinander zwei Pflegetöchter bei sich, auf deren gute Erziehung und künftige vortheilhafte Versorgung er sehr bedacht war. In Religionssachen war er tolerant, doch keineswegs ein Spötter derselben, wie man ihn wohl zuweilen beschuldigt hat, wiewohl er oft über die Pfaffereien der katholischen Geistlichen und Mönche mit sehr lebhaftem Witz lachte. Seine Gemalin ging sonntäglich in die Messe. Seinen alten<82> treuen Bedienten Jean und seine Köchin, die lutherisch waren, schickte er Sonntags Nachmittag in die lutherische Kirche, und seine erste Pflegetochter, die reformirt war, mußte nicht allein alle Sonntage eine reformirte Predigt hören, sondern er machte sogar für sie, da er sie besonders liebte, einen kurzen Auszug aus dem Heidelberger Katechismus und unterwies sie in der Religion nach reformirten Grundsätzen. Er selbst hörte freilich weder Messe noch Predigt. Er liebte die Deutschen und deren Schriftsteller, ließ sich aus verschiedenen deutschen Werken Auszüge machen und sprach in seinen letzten Schriften mit großer Achtung von ihnen. Eben so auch gegen den König. Er war es auch, der mit Quintus Icilius den König zuerst darauf aufmerksam machte, daß seit 1740 eine vortheilhafte Revolution in der deutschen Literatur vorgegangen sei. Als im Jahre 1766 eine Menge Franzosen als Accisebedienten in's Land gerufen wurden und noch eine größere Menge, worunter zum Theil freilich viel Abentheurer und schlechte Leute waren, herzuliefen, in der Meinung, ihr Glück im Preußischen zu machen, ärgerte sich der gute alte Mann so, daß er gar nicht mehr ein Franzose heißen wollte. Er könne nun wohl, meinte er, für einen Deutschen gelten, da er länger als zwanzig Jahre in Deutschland wohne. Sein geliebtes Vaterland, die Provence und deren beau soleil, die, wenn man sie nur nannte, seine ganze Physiognomie erheiterte, konnte er jedoch nicht vergessen. Er machte, während seines Aufenthalts beim König, mehrere Reisen dahin. Als er die letzte Reise dahin im Jahre 1769 unternahm, war der König so gerührt, daß er ihn nicht wollte persönlich Abschied nehmen lassen sondern es schriftlich that. D'Argens lebte nun in Frankreich etwas über ein Jahr meist zu Eguilles, eine kleine Meile von Aix. Den Winter zu Ende 1770 wollte er bei seiner zweiten Schwester, der Baronin de la Charde auf einem Landgute, nahe bei Toulon, zubringen. Allein es stieß ihm bald ein Fieber zu und er wurde deshalb nach Toulon gebracht. Hier starb er, wie man glaubt aus Ungeschicklichkeit des Arztes, am 12. Januar 1771 82-+. Der König ließ ihm ein Monument errichten, welches die Inschrift:
<83> Veritatis amicus
Erroris inimicus
erhalten, sollte, aber die Religiosen (die Minimen), in deren Kirche zu Aix es aufgestellt wurde, setzten zwei andere an seine Stelle. Bei der Zerstörung der Mönchsklöster, während der französischen Revolution, erlitt auch das Monument selbst eine Veränderung. Eine Abbildung desselben, wie es ursprünglich war, findet man in Sulzers Tagebuch seiner Reise etc. Leipzig 1780. Eine andere, wie es nachher gestaltet gewesen, sowie die Erzählung von den höchst sonderbaren Schicksalen dieses Monuments werden umständlich mitgetheilt in der Berliner Zeitschrift: der Freimüthige, vom Jahr 1808, No. 23. Sie sind genommen aus Aubin Louis Millin's Voyage dans les Departements du midi de la france. 2. Tomes, Paris 1807.
In einem, vor uns liegenden, Heft von Nicolais Anekdoten finden sich folgende Randbemerkungen und Berichtigungen von der Hand des Herausgebers.
Heft 1, S. 14. "D'Argens verheirathete sich am 21. Jan. 1749 mit Dem. Barbe Cochois."
S. 16 bei den Worten: "er war unbeerbt, liebte", welche unterstrichen sind, steht: Barbe Girault ist seine einzige Tochter. Ebendaselbst bei den Worten: "die zweite Pflegetochter adoptirte" ist "adoptirte" ausgestrichen und dafür beigeschrieben: "er erklärte sie unter d. 18. Dezbr. 1769 für seine einzige eheleibliche Tochter" und: "sein Testament ist zu Aix den 22. März 1771 publicirt."
S. 68, wo der Brief d'Argens an den König, in welchem er für Mendelsohn ein Schutzprivilegium erbittet, mitgetheilt wird und wo es heißt: Il y a dans tout ceci trop de philosophie ist beigeschrieben: "Eigentlich hatte d'Argens beigeschrieben: trop peu de religion, ich getraute mich aber nicht dies drucken zu lassen!"
<84>Januar 1743.
A.
3. Januar 1743
Der König mit dem regierenden Herzog von Braunschweig und den Prinzen des Königl. Hauses nach der Jungfernhaide auf die Jagd, bis Abend 6 Uhr.
12. Januar 1743
Der König nach Potsdam, der Herzog von Braunschweig nach Braunschweig.
14. Januar 1743
Der König von Potsdam nach Berlin.
18. Januar 1743
Nach beendigter Oper nach Charlottenburg.
21. Januar 1743
Von Charlottenburg nach Berlin, wo er dem Kardinal v. Sinzendorf Audienz ertheilt und dann nach Charlottenburg zurückkehrt.
22. Januar 1742
Nach Potsdam.
28. Januar 1742
In Berlin auf der Parade.
30. Januar 1742
Nach Potsdam.
B.
17. Januar 1743
Auf dem Schlosse in Berlin starb die Markgräfin Marie Dorothée, geborne Prinzessin von Kurland, Wittwe des Markgrafen Albrecht Friedrich, Heermeisters zu Sonnenburg und Statthalters von Pommern, ein Sohn des großen Churfürsten. Sie hatte Friedrich d. Gr. über die Taufe gehalten.
19. Januar 1743
Der Kardinal, Fürst-Bischof von Breslau, kommt in Berlin an.
29. Januar 1743
Der Kardinal Fleury stirbt in Paris.
Februar.
A.
20. Februar 1743
Der König von Potsdam in Berlin und mit dem russischen Gesandten, Graf Czernitschew, nach Charlottenburg und Abends nach Berlin zurück.
20. Februar 1743
Der russische Gesandte, Graf Czernitschew, überreicht in Charlottenburg mit den üblichen Ceremonien dem Könige den russischen St. Andreasorden. Der König übersendet dagegen durch den Baron von Mardefeld der Kaiserin Elisabeth den schwarzen Adlerorden.
<85>B.
2. Februar 1743
Kabinetsordre, daß die Bauern und Unterthanen, welche wider das sechste Gebot sündigen, nicht mehr an Gelde gestraft sondern mit einer proportionirlichen Leibesstrafe belegt werden sollen.
11. Februar 1743
Der Kardinal etc. Sinzendorf reis't nach Breslau zurück.
13. Februar 1743
Auf die Anfrage des Ministers von Happe, ob der Zimmermann Bürget in Berlin der in seinem Hause öffentlich Betstunden halte, in Verhaft genommen und von der Geistlichkeit zu einem behörigen Lebenswandel angehalten werden soll? antwortete der König: "Wofern der Bürgel nichts thut wider die Gesetze, so sollen sie ihn gehen lassen."
27. Februar 1743
Wurde der ehemalige neue Packhof in Berlin angelegt (das Gebäude war früher ein Orangeriehaus und dient jetzt zur Niederlage der Gesundheitsgeschirr-Manufaktur).
März.
A.
2. März 1743
Der König schreibt an Cocceji, die Justizpflege, besonders Beschleunigung der Prozesse betreffend.
5. März 1743
Von Potsdam nach Berlin, und nach dem Schauspiel nach Charlottenburg.
12. März 1743
Seit einigen Tagen in Potsdam.
18. März 1743
Aus Potsdam in Berlin.
21. März 1743
Von Berlin nach Breslau mit seinem Bruder Prinzen Heinrich und dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, dem General von Linger, Oberst von Winterfeld und Kabinetsrath Eichel.
23. März 1743
Ankunft in Breslau Abends 5 Uhr, wohnt im Königl. Hause in der Albrechtsgasse. Der König besucht alle Tage die Wachtparade vor dem Gouvernementshause. Abends wohnte er den Assembleen des Kardinals Sinzendorf und des Ministers von Münchow bei.
26. März 1743
War der König eine kurze Zeit auf der Redoute.
27. März 1743
Ließ er verschiedene Kostbarkeiten auf der Messe einkaufen und machte damit Geschenke. Der Dom-Prälat,<86> Graf Philipp von Schafgotsch, erhielt einen Brillantring mit des Königs Portrait, der Graf Schulenburg eine dergl. Tabatière etc.
28. März 1743
Von Breslau nach Neisse und Ankunft daselbst.
30. März 1743
Der König legt in Neisse bei dem Festungsbau den Grundstein zum Fort Preußen. Dieses Fort wurde an demselben Ort erbauet, wo der König 1741 in höchst eigener Person die erste Batterie anlegte, die Stadt zu beschießen. Das, von ihm dabei in Gebrauch gehabte, Schurzfell und die silberne Maurerkelle schenkte er dem Ober-Maurermeister. Die Beschreibung der, bei der Grundsteinlegung stattgehabten, Feierlichkeit findet man beschrieben in: Helden- Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II. Theil 2, S. 839. Die Inschrift auf der, in dem Grundstein eingelegten Platte, lautet so:
Friedrich II.
König in Preußen
Hat diese neue Festung
nach selbst eigener Einrichtung erbauet,
den Grundstein selbst gelegt
im Jahr 1743, den 30. März
Und das ganze Werk vollziehen lassen durch den General-Major von Wallrave.
31. März 1743
Von Neisse nach Schweidnitz.
B.
18. März 1743
Der General von Marwitz nimmt im Namen des Königs, im Residenz-Hotell zu Neisse, die Huldigung an, von den Fürstentümern Oppeln, Ratibor, Neisse, wie auch von Troppau und Jägerndorf, preußischen Antheils und des Katscher Distrikts.
21. März 1743
Der berühmte Rektor Frisch stirbt in Berlin. Der König schenkt dem General von Buddenbrock sein Portrait, reich mit Brillanten besetzt. Der Minister von Münchow und die Grafen Henkel und Schlegelnberg erhalten den schwarzen Adlerorden.
<87>April.
A.
1. April 1743
Von Schweidnitz über Liegmtz und Glogau nach Berlin.
3. April 1743
Ankunft in Berlin.
?? April 1743
Nach Potsdam.
6. April 1743
Schreibt an Voltaire:
"Bald werde ich Ihnen die Vorrede zu meinen historischen Nachrichten schicken. Das ganze Werk läßt sich Ihnen nicht mittheilen, denn es kann erst nach meinem und meiner Zeitgenossen Tode erscheinen, weil es mit aller Aufrichtigkeit geschrieben ist, und weil ich mich in keinem Stücke von der Treue entfernt habe, die ein Geschichtschreiber in seiner Erzählung beobachten muß." (Es ist hier "die Geschichte meiner Zeit" gemeint).
22. April 1743
Von Potsdam nach Berlin.
23. April 1743
Nach Potsdam.
25. April 1743
In Berlin.
B.
3. April 1743
Stirbt der General-Lieutenant von Waldau.
3. April 1743
Befehl, keine gottlose und ärgerliche Bücher zu verlegen.
13. April 1743
Markgraf Karl, General Truchses und sehr viele andere Generale, Obersten, Hauptleute und Lieutenants gehen auf Befehl des Königs nach Potsdam, um den, von der Garde auszuführenden, neuen Exercitien beizuwohnen (bis den 17ten).
18. April 1743
General von Rothenburg nach Potsdam.
18. April 1743
Starb der General-Major von Beaufort.
23. April 1743
Edikt wegen des, von dem schlesischen Adel ferner nicht auszuübenden, Bewilligungs- und Verwaltungsrechts der Steuern.
Die Berliner Zeitung vom 12ten widerruft die, früher von ihr gegebene, Nachricht, daß die Königin von Ungarn dem Könige ungarischen Wein nach Potsdam zum Geschenk gesandt habe.
<88>Mai.
A.
2. Mai 1743
Von Potsdam nach Berlin, ertheilt dem östreichischen Gesandten Marquis de Botta Audienz.
3. Mai 1743
Nach Potsdam.
5. Mai 1743
Schreibt an Jordan, daß er dem Maler Pesne seine vorhabende Emigration ausreden soll.
17. Mai 1743
Revue bei Potsdam.
21. Mai 1743
An Voltaire:
"Sie erhalten hier die Vorrede zu meinen historischen Nachrichten, das Übrige läßt sich nicht zeigen" etc.
23. Mai 1743
Aus Potsdam in Berlin, Revue, wobei auch der Landgraf von Hessen-Kassel zugegen ist.
27. Mai 1743
Musterung bei Schöneberg. Hierbei trugen die Offiziere des Ziethenschen Husaren Regiments zum ersten Male die Tiegerdecken und die Adlersflügel.
31. Mai 1743
Ball in Charlottenburg.
B.
17. Mai 1743
Starb der Gen.-L. Hans Friedrich v. Platen. Der Kardinal etc. Zinzendorf erhält den schwarzen Adlerorden. Der Dom-Probst, Graf von Schafgotsch, aus Breslau kommt nach Berlin, um sich nach Halberstadt zu begeben, wo derselbe unlängst eine Präbende erhalten hat. Se. Majestät haben aus besonderer Gnade gegen den Dom-Probst demselben erlaubt, alldort am Frohnleichnamstage mit der Prozession über die Gasse zu gehen, da sonst den Katholiken nur erlaubt ist, dergl. Prozessionen in den Klostergärten und Kreuzgängen zu halten.
Juni.
A.
2. Juni 1743
In Charlottenburg, wohin sich auch die beiden Königinnen nebst mehreren Prinzen und Prinzessinnen begeben. Abends nach Berlin zurück.
3. Juni 1743 bis 6. Juni 1743
In Berlin.
6. Juni 1743
Von Berlin nach Charlottenburg.
<89>11. Juni 1743
Von Charlottenburg nach Berlin.
?? Juni 1743
Oder früher nach Potsdam.
17. Juni 1743
Mit dem Prinzen Heinrich, den Prinzen von Hessen-Darmstadt und von Braunschweig nach Magdeburg, wo der König in der Dom-Probstei wohnt.
18. Juni 1743 bis 25. Juni 1743
Revue bei Magdeburg.
25. Juni 1743
Von Magdeburg nach Potsdam.
26. Juni 1743
Der König befiehlt, daß alle Criminal-Urtheile eingeschickt werden sollen, weil sonst dabei allerhand Inconvenienzien, und daß die Leute in den Provinzen nach Gefallen gehudelt werden, entstehen könnten.
29. Juni 1743
Von Potsdam nach Berlin.
30. Juni 1743
Nach Charlottenburg.
B.
27. Juni 1743
Schlacht bei Dettingen. George II. von England siegt über die Franzosen unter Noailles.
Juli.
A.
3. Juli 1743
Der König in Rheinsberg.
?? Juli 1743
Nach Stettin.
14. Juli 1743
Von Stettin in Charlottenburg (Nachmittag um 4 Uhr) angekommen. Bald nachher ließ der König die Garde du Corps einige Exercitien zu Fuß machen.
15. Juli 1743 und 16. Juli 1743
In Berlin.
16. Juli 1743
Von Berlin nach Cüstrin, wo er Mittags um 1 Uhr anlangt und Revue halt. Er logirte auf dem Langenschen Weinberg und hielt hier in einer, von Tanger errichteten, Laube mit den Generalen etc. Mittagstafel.
18. Juli 1743
Frankfurt a. d. O. und Crossen.
19. Juli 1743
Glogau.
20. Juli 1743
Kommt früh um 3 Uhr in Breslau an und geht von da sogleich nach Hundsfeld. An diesem Ort wurde der König von dem Prälaten zu St. Vincent (welches Stift Besitzer des Orts ist) und vielen andern hohen Perso<90>nen empfangen. Der Prälat hielt eine Bewillkommnungsrede, in welcher er mit einfließen ließ, daß, so wie dieser Ort im zwölften Jahrhundert von einer, in dasiger Gegend stattgehabten, Schlacht (gegen die Hunnen) seinen bisherigen Namen gehabt, jetzt die Ehre der Königl. Gegenwart und deren Ursache eine eben so wichtige Veranlassung sei, diesen Ort von nun an Friedrichsfeld zu nennen etc. Da Se. Majestät hierüber ihren Gefallen bezeigten, so erhielt nun dieses Städtchen diesen Namen.
Der König logirte im Pfarrhause und hielt in dieser Gegend bis den 25sten Revue und geht dann nach Breslau zurück.
25. Juli 1743 bis 27. Juli 1743
In Breslau.
27. Juli 1743
Von Breslau nach Ohlau und Brieg.
29. Juli 1743
Nach Oppeln und Ratibor.
30. Juli 1743
In Ratibor Revue.
31. Juli 1743
Besichtigt der König die Umgegend.
B.
3. Juli 1743
Der Prinz Adolph Friedrich von Holstein-Gottorp wird zum Thronfolger in Schweden erklärt.
August.
A.
1. August 1743
Von Ratibor über Oderberg und Neustadt nach Neisse.
2. August 1743
In Neustadt Musterung.
2. August 1743
Nach Neisse (bis den 7ten).
7. August 1743
Von Neisse über Frankenstein nach Glatz, Ankunft und feierliche Einholung daselbst.
8. August 1743
Von Glatz durch Böhmen über Braunau, Tannhausen, Charlottenbrunn nach Schweidnitz.
9. August 1743
Ankunft und feierliche Einholung in Schweidnitz. Nachmittag 4 Uhr.
10. August 1743
In Landshut. Feierliche Einholung, dann nach Schmiedeberg (zum erstenmal), wo er bei dem Kaufmann Panzer abtritt.
11. August 1743
In Hirschberg früh um 7 Uhr feierlicher Empfang, logirt<91> bei dem Kommerzienrath Glasey. Der König läßt sich hier die Bearbeitung der Schleier und Leinwand zeigen.
11. August 1743 und 12. August 1743
Über Goldberg nach Liegnitz.
12. August 1743
In Glogau, früh von 7-9 Uhr, dann wieder weiter.
13. August 1743
Abends gegen 10 Uhr in Berlin.
13. August 1743
Überreicht der Justiz-Minister von Cocceji den, auf des Königs Befehl entworfenen, Plan zur Verbesserung des Justizwesens.
15. August 1743
Von Berlin nach Charlottenburg, nach Potsdam und wieder nach Charlottenburg zurück.
16. August 1743
Von Charlottenburg nach Berlin - auf der Wachtparade - speis't mit seiner Gemalin in Monbijou bei der Königin Mutter, dann nach Potsdam.
Wenn der König nach Berlin kam, so war gewöhnlich seine Gemalin Tags vorher von Schönhausen auch in Berlin eingetroffen, und Beide speisten dann in Monbijou bei der Königin Mutter.
20. August 1743
Schreibt an Jordan und trägt ihm auf, 15 Sorten Feigen, etc. 400 Bäume und 300 Weinstöcke von Marseille kommen zu lassen etc. Dann schreibt er weiter:
"Ich habe einen Artikel für die Berlinische Zeitung gemacht, worin Potier auf die beste Art von der Welt heimgeleuchtet wird" etc.
Dieser Artikel steht in der Rüderschen Zeitung No. 102 (1743) und lautet so:
"Berlin vom 24. August. Dieser Tage sind der Herr Graf von Gotter und der Herr Baron von Schwerz, Direktores der Opera, genöthigt worden, den Balletmeister Msr. Potier, welcher sich eine recht übermäßige Botmäßigkeit über die Tänzer anmaßte und dessen Hochmuth sich so weit verging, daß er gegen besagte Direktores tausend Insolenzien vorübte, fortzujagen. Man will hier keine umständliche Nachricht von allen Arten seiner übeln Aufführung mittheilen, indem deren Erzählung blos dazu dienen würde, bei dem Publikum Verdruß und Ekel zu erwecken.
<92>Indeß bedauert man nichts mehr, als die Demoiselle Roland, eine sehr geschickte Tänzerin, welche durch ihren stillen und angenehmen Charakter das unbescheidene Betragen ihres Compagnons einigermaßen wieder gut machte. Ohne hier genau zu untersuchen, in was für Verbindung die Demoiselle Roland mit dem Herrn Potier sich etwa befinden möchte, so ist man doch bisher nicht im Stande gewesen, sie von einander zu trennen, und man kann den Besitz einer der größten Tänzerinnen von Europa nicht anders wieder erkaufen, man müßte sich denn zu gleicher Zeit mit dem allerärgsten Thoren und dem allergröbsten Gesellen, den Terpsichore jemals in ihrer Rolle gehabt hat, belästigen. Es ist also kein Gold ohne Zusatz und keine Rose ohne Dornen."
20. August 1743
An Voltaire:
"Ich bin nicht gemalt, lasse mich auch nicht malen, und kann Ihnen also nichts geben als Medaillen" etc. Trägt der König Jordan auf, den Artikel wegen Potier auch in die Pariser und Londoner Zeitungen setzen zu lassen.
24. August 1743
An Voltaire:
"Von meinen historischen Nachrichten sollen Sie so viel sehen, als ich Ihnen zeigen kann. Sie sind wahr, und folglich von der Art, daß sie erst nach diesem Jahrhundert erscheinen können" etc.
28. August 1743
In Berlin.
29. August 1743
Große Feste in Charlottenburg, Concerte, Illumination etc.
B.
6. August 1743
Im Königl. Küchengarten zu Charlottenburg fing eine, über 20 Fuß hohe, Aloe zu blühen an, der Flor dauerte an 3 Wochen.
18. August 1743
Friede zwischen Rußland und Schweden zu Abo geschlossen.
September.
A.
1. September 1743
Aus Potsdam nach Charlottenburg und Berlin, speis't zu<93> Abend bei der Königin Mutter in Monbijou - dann nach Charlottenburg zurück.
1. September 1743
Voltaire kommt in Berlin an und logirt auf dem Königl. Schlosse.
?? September 1743
Nach Potsdam.
10. September 1743
Von Potsdam nach Baireuth. Voltaire begleitet den König, desgl. der Prinz August Wilhelm und Prinz Ferdinand von Braunschweig.
12. September 1743
In Halle, logirt bei dem Oberst Schwerin, Commandeur des Regiments von Anhalt-Dessau, und trifft gegen Abend in Baireuth ein.
Der Brief des Königs an Voltaire in den Supplement-Bänden ist irrig den 15ten datirt. Es muß heißen den 7ten. S. Voltaire Correspondance T. XI. p. 150 (Weversche deutsche Ausgabe).
16. September 1743
Der König in Nürnberg (Voltaire scheint in Baireuth geblieben zu sein, doch war er am 3. Oktbr. wieder in Berlin).
17. September 1743
In Anspach.
18. September 1743
Nach Andern geht der König den 1sten mit dem Kaiserl. (baierschen) Generalfeldmarschall von Seckendorf zur Armee, welche bei Wembdingen 4 Meilen von Anspach stand, besieht die Truppen, hält nachher zu Laub, unter freiem Himmel, Mittagstafel und kehrt nach Anspach zurück. Von hier über Baireuth und Gotha nach Leipzig.
24. September 1743
In Leipzig, wo er den, damals dort gegenwärtigen, Kaufmann Gotzkofsky zu sich rufen läßt.
25. September 1743
In Potsdam.
B.
13. September 1743
England, Östreich und Holland schließen einen Vertrag zu Worms.
16. September 1743
Starb der Ingenieur, Oberst Johann Senning, 66 Jahre alt. Er hatte dem König als Kronprinzen Unterricht in den mathematischen Wissenschaften gegeben.
<94>Oktober.
A.
2. Oktober 1743
Aus Charlottenburg in Berlin und zurück.
?? Oktober 1743
Nach Berlin.
4. Oktober 1743
Von Berlin nach Potsdam.
8. Oktober 1743
Von Potsdam nach Berlin, wo die Oper Titus aufgeführt wird (desgl. den 10ten).
10. Oktober 1743
Nach Potsdam.
12. Oktober 1743
In Berlin und nach Potsdam zurück. An diesem Tage trat Voltaire seine Rückreise nach Frankreich an. Er reiste über Braunschweig, und der König gab ihm folgenden Brief an seine Schwester, die Herzogin mit:
Potsdam, den 8. Oktbr. 1743.
"Meine theure Schwester! Derjenige, der die Ehre haben wird, Ihnen diesen Brief zu übergeben, ist der Herr von Voltaire, der einen so allgemein bekannten und gegründeten Ruf hat, daß Alles, was ich Ihnen hierüber sagen könnte, überflüssig wäre. Sie können glauben, daß der Dichter der Henriade ein rechstschaffener Mann ist; daß der Mann, der den Tempel der Freundschaft schilderte, den Werth derselben kennt; daß der Verfasser von Newtons Philosophie gründliche Wissenschaft hat, daß der Schöpfer von 20 Trauerspielen die Menschen kennt und der Sänger der Pucelle mit Eleganz die Gabe zu scherzen, oder die lebhaftesten, glänzendsten Einfälle vereinigt, welche die froheste Laune nur hervorbringen kann. Sie werden sehr wohl daran thun, meine theuerste Schwester, wenn sie die Erscheinung so vieler Tage benutzen. Ich beneide Voltaire sehr um das Vergnügen, dessen er genießen wird. Doch ich vergesse mich und es könnte mir eben so gehen, wie dem Müllerthier und dem Schloßhündchen!" etc.
22. Oktober 1743
Nach Berlin.
24. Oktober 1743
Nach Potsdam. Um diese Zeit wurden auf Befehl des Königs zwei merkwürdige Stücke, welche über Jahrhunderte in Glatz<95> gelegen hatten, nach Berlin gebracht. Das eine ist die Trommel, welche mit der Haut des bekannten Hussiten-Anführers Ziska bezogen sein soll, und das andere der magische Bogen der Prinzessin Walaska, Gräfin von Glatz. Beides wurde in die Rüstkammer über dem Reitstall gebracht.
In diesem Monat starb zu Königsberg in Preußen der Generalfeldmarschall Erhard Ernst von Röder. Er hatte seine militairische Laufbahn unter dem Feldmarschall Derflinger begonnen.
November.
A.
5. November 1743
Von Potsdam nach Berlin.
?? November 1743
Nach Potsdam
19. November 1743
Von Potsdam nach Berlin.
30. November 1743
In Charlottenburg.
December.
A.
1. Dezember 1743
Der König geht nach Berlin.
Anfang des Karnevals - Sonntag Cour bei der Königin Mutter, Montag Oper, Dienstag Bal en masque im Opernhause, Mittwoch französisches Schauspiel, Donnerstag Cour bei der regierenden Königin, Freitag Oper, Sonnabend Assemblée in der Stadt. Die beiden Opern, welche gegeben wurden, waren: Artaxerxes und Cato. Dabei waren die neuen Sänger, Salembeni und Romani, und die Sängerin Venturini.
Während dieses Karnevals waren in Berlin gegenwärtig, unter andern hohen Personen: der Landgraf von Hessen-Kassel und die Fürstin von Anhalt Zerbst, Johanna Elisabeth mit ihrer Tochter, der Prinzessin Sophie Auguste, nachherige Kaiserin von Rußland (Katharina II). Beide gingen von Berlin nach Petersburg
2. Dezember 1743
Große Tafel bei dem König, wobei beide Königinnen<96> und sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen etc. An diesem Tage wurde das goldene Servis zum ersten Male gebraucht 96-+.
8. Dezember 1743
Der König besieht das Zeughaus und das Gießhaus.
12. Dezember 1743
An diesem Tage (nach russischem Kalender dem Andreastag - dem 30. Novbr.) fand am Hofe ein großes Fest zu Ehren der russischen Kaiserin statt, bei welchem der König den russischen Andreasorden trug.
21. Dezember 1743
Der König giebt in seinem Palais ein großes Banquet, wobei ein Bal en domino stattfand. Das Palais war illuminirt.
31. Dezember 1743
Nach der Oper geht der König nach Potsdam.
<97>B.
8. Dezember 1743
Es wird der neue preußische Titel vom Kaiser Karl VII. bestätigt.
13. Dezember 1743 und 14. Dezember 1743
Preußische Deklaration etc. am Reichstag zu Regensburg, daß das Gerücht, als wolle der König der Königin von Ungarn etc. aufs neue den Krieg erklären, ungegründet sei. Es hatten nämlich nicht allein die Zeitungen von einer bevorstehenden Kriegserklärung des Königs von Preußen gegen Maria Theresia gesprochen, sondern es wurde sogar ein sogenanntes Manifest des Königs von Preußen gegen die Königin von Ungarn etc., welches vom Grafen von Schwerin unterzeichnet war, verbreitet. Es wurde in obiger Deklaration für falsch und untergeschoben erklärt.
20. Dezember 1743
Maria Theresia schließt mit Chursachsen ein Bündniß.
In diesem Jahre wurde der Bau des Plauenschen Kanals angefangen.
Die Allee von Berlin nach Schönhausen, dem Lustschlosse der regierenden Königin, wird angepflanzt.
Januar 1744.
A.
3. Januar 1744
Von Potsdam nach Berlin, Nachmittag wohnt er im Opernhause der Probe der Oper Cato bei.
18. Januar 1744
Feierliche Belehnung der Herzoge von Würtemberg mit den schlesischen Fürstenthümern Öls und Bernstadt, in der Person ihres Bevollmächtigten, des Vice-Präsidenten Freiherrn von Haugwitz.
24. Januar 1744
Zur Geburtstagsfeier des Königs Oper Cato.
Der König unterzeichnet die neuen Statuten der Akademie der Wissenschaften (die jedoch bald nachher abgeändert wurden). Die Akademie hatte Tags vorher ihre erste Sitzung auf dem Königl. Schlosse gehalten.
30. Januar 1744
Die regierende Königin feiert den Geburtstag ihrer Schwe<98>ster, der Gemalin des Prinzen August Wilhelm, wo auch der König zugegen ist.
31. Januar 1744
Nach der Oper geht der König nach Potsdam.
B.
Januar 1744
Eine Königl. Verordnung macht bekannt, daß es jedem Unterthanen erlaubt sein soll, seine Beschwerden und Klagen, auch andere Vorstellungen und Gesuche bei des Königs eigener Person anzubringen.
Februar.
A.
5. Februar 1744
Von Potsdam in Berlin, hier übergiebt der König in Gegenwart aller Prinzen dem Prinzen, Karl Eugen von Würtemberg, das Kaiserl. Diplom über seine Majorennitäts-Erklärung.
6. Februar 1744
Erlaß des merkwürdigen Schreibens des Königs an den Prinzen Karl Eugen von Würtemberg.
"Nehmen Sie den Rath, den Sie von mir erhalten, als einen wahren Beweis meiner Zärtlichkeit auf! - Sehen Sie mich als Ihren wirklichen Freund an, in den Sie Vertrauen setzen können etc. Ich habe Antheil an Ihrer Majorennitätserklärung gehabt und interessire mich um so mehr für das Glück Ihrer Regierung; da ich mir einbilde, das Gute und Böse derselben werde gewissermaßen auch auf meine Rechnung kommen. In dieser Hinsicht halte ich mich für verpflichtet, Ihnen meine Gedanken über den neuen Stand, in welchen Sie nun kommen werden, freundschaftlichst und offenherzig zu sagen etc. Sein Sie fest in Ihren Entschlüssen! Wägen Sie, ehe Sie einen fassen, das Für und das Wider; aber, wenn Sie einmal Ihren Willen erklärt haben, so gehen Sie, um alles in der Welt willen nicht davon ab etc. Güte am unrechten Ort ist Schwäche, sowie Strenge ohne Noth Verbrechen! Denken Sie nicht das Land sei für Sie geschaffen, sondern glauben Sie, daß die Vorsehung Sie hat geboren werden lassen, um das<99> Volk glücklich zu machen! Sie sind das Oberhaupt der bürgerlichen Religion in Ihrem Lande, die in Rechtschaffenheit und allen sittlichen Tugenden besteht, und es ist Ihre Pflicht, die Ausübung derselben zu befordern etc. Die geistliche Religion überlassen Sie dem höchsten Wesen! In diesem Stück sind wir alle blind und irren auf verschiedenen Wegen. Wer unter uns wäre so kühn, daß er den rechten bestimmen wollte? Nutzen Sie Ihre Jugend ohne sie zu mißbrauchen etc. Verehren Sie Ihre Mutter als die Urheberin Ihres Lebens! Je größere Achtung Sie ihr beweisen, desto größere Achtung wird man gegen Sie selber haben. Geben Sie immer nach, wenn etwa ein Zwist unter ihnen entstehen sollte! Dankbarkeit gegen Eltern hat keine Gränzen" etc.
?? Februar 1744
Nach Potsdam.
18. Februar 1744
Von Potsdam nach Berlin.
20. Februar 1744
Von Berlin nach Rheinsberg.
23. Februar 1744
Von Rheinsberg nach Potsdam.
B.
8. Februar 1744
Die Prinzen von Würtemberg verlassen Berlin und kehren nach ihrem Erblande zurück.
Mitte dieses Monats war der kaiserl. (Karls VII.) Generalfeldmarschall Friedrich Heinrich, Graf von Seckendorf, in Potsdam bei'm König.
März.
A.
4. März 1744
Von Potsdam nach Berlin.
5. März 1744
Nach Potsdam.
11. März 1744
Von Potsdam in Berlin.
13. März 1744
Von Berlin nach Breslau über Frankfurt und Crossen, wo er beidem Feldmarschall Schwerin speist, mit dem Prinzen Heinrich und dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, Oberst Winterfeld, Kabinr. Eichel etc.
15. März 1744
Ankunft in Breslau, wohnt im Schlegelbergschen Hause. Abends in der Assemblee bei dem Grafen Sinzendorf.
<100>16. März 1744
In der Assemblee bei dem Grafen Münchow.
19. März 1744
In der Assemblee bei dem etc. Schafgotsch.
20. März 1744
Von Breslau nach Ohlau, Neisse.
26. März 1744 und 27. März 1744
In Schweidnitz.
27. März 1744
In Kotzenau, speist bei'm Minister, Graf von Reden, dann nach Sagan.
29. März 1744
Rückkunft in Berlin.
B.
15. März 1744
Kriegserklärung Frankreichs gegen England
April.
A.
1. April 1744
Von Berlin nach Potsdam, schreibt folgenden sehr launigen Abschied für den Baron Pöllnitz, welcher beinahe dessen ganzen Lebenlauf enthält.
Wir thun durch Gegenwärtiges hiermit zu wissen, daß der Baron von Pöllnitz, geboren zu Berlin und, so viel uns bekannt ist, von honnetten Eltern, Kammerherr unsers Großvaters glorreichen Gedächtnisses, wie auch in gleicher Qualität im Dienst der Herzogin von Orleans, Oberster in spanischen Diensten, Kapitain der Kavallerie in der Armee des verstorbenen Kaisers, Kämm'rer des Papstes, Kammerherr des Herzogs von Braunschweig, Fähnrich im Dienst des Herzogs von Braunschweig, Kammerherr und Ober-Ceremonienmeister bei unserm seel. Vater etc., nachdem derselbe überschwemmt und bedrückt von der Menge der ansehnlichsten militairischen und der höchsten Würden bei Hofe, welche es nach und nach auf seine Person gleichsam geregnet hat, müde der Welt und veranlaßt durch das schlechte Beispiel des neuen Kammerherrn Montaulieu, welcher kurz vor ihm vom Hofe weggelaufen, hat uns besagter Baron Pöllnitz ersucht und allerunterthänigst gebeten, ihm zur Erhaltung seiner guten Reputation und Renommee einen ehrlichen Abschied gnädigst zu ertheilen.
<101>Indem wir nun seine Bitte deferiren, um wegen seiner guten Aufführung und den beträchtlichen Diensten, welche er an unserm Königl. Hof, durch seine Plaisanterien und durch die Amüsements, die er unserm seligen Vater neun Jahre lang verschafft hat, ihm das nachgesuchte Zeugniß nicht versagen wollen; so haben wir nicht umhin gekonnt, zum Ruhme des besagten Baron zu erklären, und erklären hiemit, daß während der ganzen Zeit, welche er in unserm Dienst gewesen ist, er weder ein Straßenräuber noch Beutelschneider noch Giftmischer gewesen, daß er keine junge Mädchen geraubt und genöthzüchtigt. Niemand gröblich verläumdet oder sonst den geringsten Anfall auf die Ehre irgend Jemands an unserm Hofe gemacht hat, sondern daß er sich jederzeit als ein galant homme und seinem Ursprung und Stande gemäß betragen hat, indem er niemals einen andern als honetten Gebrauch von den Talenten, welche der Himmel ihm gegeben, gemacht hat, um den Zweck des Theaters, welcher ist die Lächerlichkeiten der Menschen auf eine angenehme und vergnügende Art vorzustellen, um sie dadurch zu bessern - zu erreichen.
Auf gleiche Weise hat er immer den Rath des Bachus, in Betreff der Mäßigkeit und Nüchternheit, befolgt und die christliche Liebe so weit getrieben, daß er die Bauern den Ausspruch des Evangeliums: Geben ist seliger denn nehmen, ausüben gelehrt.
Er ist auch vollkommen im Besitz aller Anekdoten von unfern Schlössern und Lusthäusern und besonders der Verzeichnisse unsrer alten Möbel, und wußte sich auch noch durch seine Verdienste bei denen, welche die Schlechtigkeit seines Kopfs und das wenige Gute seines Herzens kannten, nützlich und dienstfertig zu erweisen.
Wir geben besagtem Baron über dies noch das Zeugniß, daß er uns niemals erzürnt hat als durch seine, alle Gränzen des Respekts überschreitende, Importunité, mit welcher er versucht hat, die Asche unsrer glorreichen Vorfahren auf eine unwürdige und unerträgliche Art zu profaniren und zu beschimpfen 101-+
<102>Indessen so wie man in den allerschönsten Gegenden auf unkultivirte und wüste Orte stößt, wie die schönsten Körper ihre Mängel und die Meisterstücke der größten Maler ihre Fehler haben, so wollen wir besagtem Baron auch seine Fehler und Mängel vergeben, und wir bewilligen ihm hierdurch, obschon mit Bedauern den verlangten Abschied, und wollen ihn zuletzt entheben, und entheben ihn hiemit gänzlich der Charge, welche ihm übertragen gewesen dergestalt, daß das Andenken davon auf immer unter den Menschen vertilgt sei, indem wir glauben, daß kein Mensch mehr würdig sei, nach genanntem Baron die besagte Charge zu bekleiden. Gegeben in Potsdam den 1. April 1744.
12. April 1744
Von Potsdam nach Charlottenburg.
13. April 1744
Von Charlottenburg nach Berlin, ertheilt dem ungarischen Minister von Rosenberg Audienz und geht nach Charlottenburg zurück.
14. April 1744
Die regierende Königin und die Prinzessinnen Amalie und Ulrike nach Charlottenburg zum König und zurück.
20. April 1744
Der König in Berlin
Mai.
A.
Mai 1744
Der König in Potsdam.
13. Mai 1744
Von Potsdam nach Berlin, Gesandten Audienz. Mittags bei der Königin Mutter in Monbijou, Abends in der französischen Comödie auf dem Schloßtheater.
14. Mai 1744
Nach Potsdam.
20. Mai 1744
Von Potsdam nach Pyrmont - consulirt den Hofmedikus Dr. Seip, bei dem er seine Wohnung nahm.
B.
13. Mai 1744
Ließ, wie die Berliner Zeitung meldet, die, jüngst ans Italien hier angekommene, weltberühmte Tänzerin Donna<103> Barberini bei der französischen Comödie ihre Geschicklichkeit im Tanzen sehen.
13. Mai 1744
Erweiterung und nähere Bestimmung des Traktats, welchen Maria Thersia mit Sachsen unter dem 20. Dezember 1743 geschlossen hatte.
22. Mai 1744
Der König tritt der Frankfurter Union (auch Quadrupelallianz genannt), welche zwischen dem Kaiser (Karl VII.) von Churpfalz und dem Landgrafen von Hessenkassel (als König von Schweden) am 22. Mai geschlossen worden, bei.
25. Mai 1744
Stirbt Fürst Edzard von Ostfriesland ohne Leibeserben, wodurch der König dieses Land erwirbt.
31. Mai 1744
Graf Tessin, außerordentlicher Gesandte des schwedischen Hofes, kommt in Berlin an.
Juni.
A.
11. Juni 1744
Aus Pyrmont in Potsdam angekommen.
15. Juni 1744
Von Potsdam in Charlottenburg.
16. Juni 1744
In Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou, Abends in der französischen Komödie auf dem Schloßtheater.
17. Juni 1744
Nach Potsdam.
23. Juni 1744
Aus Potsdam in Berlin. Ertheilt dem schwedischen Ambassadeur Reichsrath von Tessin solenne Audienz (wegen Verlobung des Thronerben von Schweden Adolph Friedrich mit der Prinzessin Ulrike, Schwester Friedrichs d. Gr).
24. Juni 1744
Nach Charlottenburg; vorher hatte der König das Regiment Gensd'armen und die Husaren von Ziethen vor dem hallischen Thore in Augenschein genommen
?? Juni 1744
Von Charlottenburg nach Potsdam.
30. Juni 1744
Von Potsdam nach Berlin und zurück.
30. Juni 1744
Der König erklärt seinen ältesten Bruder, den Prinzen August Wilhelm zum Prinzen von Preußen.
B.
1. Juni 1744
Ostfriesland wird für Preußen in Besitz genommen.
<104>5. Juni 1744
Offensivtraktat zwischen Preußen und Frankreich gegen Östreich zum Schutz des Kaisers Karl VII
23. Juni 1744
Der Minister von Cocceji und der Rath Romfeld nehmen in Emden die Huldigung von Ostfriesland, Namens des Königs, an.
28. Juni 1744
Die Prinzessin Ulrike empfängt das heilige Abendmahl nach lutherischem Gebrauch.
Der König schenkt seinem Bruder Heinrich Rheinsberg.
25. Juni 1744
Der kurländische Edelmann von Kaiserling wird in den Grafenstand erhoben.
Bekanntmachung, daß Jedermann seine Beschwerden etc. dem Könige selbst vortragen kann!
Juli.
A.
1. Juli 1744
Der churpfalz. Minister von Beckers beim König in Potsdam.
3. Juli 1744
Der König in Charlottenburg, dahin auch die regierende Königin, die Herzogin von Braunschweig, Abends der König etc. nach Berlin.
4. Juli 1744
Nach Potsdam.
9. Juli 1744
Nach Charlottenburg, dahin auch die Prinzessinnen Amalie und Ulrike.
10. Juli 1744
Von Charlottenburg nach Berlin. Mittags bei der Königin Mutter in Monbijou.
11. Juli 1744
Nach Potsdam.
13. Juli 1744
Nach Berlin - bei der Königin Mutter in Monbijou - der regierende Herzog von Braunschweig in Berlin.
14. Juli 1744
Die Markgräfin von Anspach in Berlin.
17. Juli 1744
Vermählung der Prinzessin Ulrike mit dem schwedischen Thronerben Adolph Friedrich, geb. Herzog v. Holstein durch Procuration. Die Stelle des Bräutigams vertrat der Prinz August Wilhelm 104-+. Die Trauung verrichtete der Probst Roloff.
<105>21. Juli 1744
In Charlottenburg - Feste, welchen die beiden Königinnen und die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses etc. beiwohnen.
22. Juli 1744
In Berlin.
23. Juli 1744
Der König in Schönhausen bei dem Fest, welches daselbst die Königin giebt.
24. Juli 1744
Schreibt an Pöllnitz wegen seiner Genesung.
25. Juli 1744
Feierliche Abschiedsaudienz des schwedischen Ambassadeurs Reichraths von Tessin.
26. Juli 1744
Abreise der neuvermählten Prinzessin Ulrike nach Schweden.
27. Juli 1744
Nach Potsdam und zurück.
B.
Juli 1744
Der General-Lieutenant Graf Truchses von Waldburg erhält den schwarzen Adlerorden.
August.
A.
2. August 1744
An die Gräfin Camas:
"Ich sage Ihnen tausend Dank, daß Sie die Sorgen der Freundschaft mit mir theilen wollen! Ich liebe Sie nun tausendmal mehr. Sie wissen, was hier vorgefallen ist. Niemals habe ich mich aus einem üblern Handel gezogen! etc. Adieu, meine gute Mama, vergessen Sie nicht einen Freund, mit welchem man au roi dépouillé spielt!"
3. August 1744
Von Potsdam nach Berlin.
4. April 1744
Nach Potsdam.
9. August 1744
Aus Potsdam in Berlin - bei der Königin Mutter in Monbijou.
10. August 1744
Befiehlt per Kabinetsordre an den Kriegsrath und Baudirektor Dietrichs den Weinberg (worauf jetzt das Schloß Sanssouci steht) zu terrassiren, was also der Anfang dieses Königl. Sommerhauses zu betrachten ist
11. August 1744
Nach Potsdam.
15. August 1744
Von Potsdam zur Armee mit dem Prinzen Heinrich über Treuenbriezen, Wittemberg, Jessen.
<106>18. August 1744
Ab von Jessen.
19. August 1744 bis 22. August 1744
In Meissen (eigentlich hatte der König in Groß-Dobritz bei Meissen sein Quartier, doch war er oft in der Stadt, hier besah er öfters die Porzellainmanufaktur.
25. August 1744
In Peterswalde.
?? August 1744
Im Lager bei Lowositz.
31. August 1744
Im Lager bei Budin.
B.
21. August 1744
Beilegung der alten Streitigkeiten wegen Ostfriesland. Der General von Einsiedel erhält den schwarzen Adlerorden.
September
A.
2. September 1744
Der König geht durch (Kloster) Tuchomerschütz, rekognoscirt die Gegend um Prag, den weißen und den Lorenzberg und nimmt auf dem Letztern das Lager.
3. September 1744
Bei Tagesanbruch visitirt er die Feldwachen in den Weinbergen an der Moldau.
6. September 1744
Geht mit einem kleinen Corps über Horzelitz nach Beraun, dem General von Haack zum Succurs, welcher dann den Feind in die Flucht trieb. In der Nacht campirt der König unter freiem Himmel und auf bloßer Erde.
7. September 1744
In's Lager bei Prag.
19. September 1744
Geht in's Lager bei Kundratitz. Die Armee brach schon den 17ten auf.
21. September 1744
Im Lager bei Borroschütz an der Sassawa.
22. September 1744
Im Lager bei Konopitsch.
24. September 1744 und 25. September 1744
Im Lager bei Wotitz.
26. September 1744
Im Lager bei Witschin.
27. September 1744 bis 30. September 1744
Im Lager bei Tabor.
B.
3. September 1744
Der preuß. General von Marwitz erläßt ein Patent, um die Ungarn von den Einfällen in Schlesien abzuhalten.
<107>10. September 1744
Werden die Laufgräben vor Prag eröffnet. Schwerin commandirt unter unmittelbarem Befehl des Königs die Belagerung.
12. September 1744
Prinz Friedrich Wilhelm, dritter Sohn des Markgrafen Albert Friedrich von Brandenburg-Schwedt, wird in den Laufgräben vor Prag, wo er Nachts in den Approchen als General-Major du jour das Kommando hatte, in der Nähe von Bubenetz erschossen. Nach einigen Nachrichten, soll der König nicht weit von dem Prinzen gestanden haben. Der König meldet der Frau von Camas diesen Trauerfall und trägt ihr angelegentlich auf, der Königin Mutter diese Nachricht auf eine schonende Art mitzutheilen.
16. September 1744
Ergiebt sich Prag. Die östreich. Kommandanten Ogilvi und Graf Harsch mit der Garnison werden Kriegsgefangene 107-+.
22. September 1744
Patent wegen Retablirung des Kommerzii mit Polen.
23. September 1744
bis 2. Okt. Der General von Nassau erobert Tabor, Budweiß und Fraunberg.
<108>25. September 1744
Wird dem Prinzen von Preußen ein Sohn, Friedrich Wilhelm (nachher König F. W. II.) geboren. Der König läßt den, in Berlin befindlichen, russ. kaiserl. bevollmächtigten Minister, Obermarschall Grafen von Bestuschef einen Ring mit des Königs Portrait, 4000 Thlr. an Werth, zum Abschiedspräsent zustellen. Der General-Major Graf von Haak erhält den schwarzen Adlerorden wegen der, in der Aktion bei Beraun bewiesenen, Tapferkeit etc.
Oktober.
A.
1. Oktober 1744
Im Lager bei Betschütz.
2. Oktober 1744
Im Lager bei Tein bis den 4ten.
4. Oktober 1744
Im Lager bei Tschirne über der Moldau bis den 8ten. Der König rekognoscirt den 4ten nach Protevin.
5. Oktober 1744
Rekognoscirt nach Zaborzy.
8. Oktober 1744
Nach Tein zurück.
9. Oktober 1744
Lager bei Bechin.
10. Oktober 1744
Der König reitet dem, von Tein siegreich ankommenden, General von Ziethen entgegen, setzt sich an die Spitze seines Corps und führt es so im Triumph in's Lager.
12. Oktober 1744
Im Lager bei Tabor.
14. Oktober 1744
Im Lager bei Peterwitz.
15. Oktober 1744
Im Lager bei Bechin, unterzeichnet die Avocatorien an alle, im Dienst der Königin von Ungarn stehenden, preuß. Vasallen etc.
17. Oktober 1744
Im Lager bei Popowitz.
18. Oktober 1744
Im Lager bei Konopitsch, Beneschau.
24. Oktober 1744
Der König geht bis zum Dorfe Holan, den Feind anzugreifen, und bivouakirt des Nachts unter freiem Himmel.
25. Oktober 1744
Rekognoscirt und geht in's Lager bei Konopitsch zurück.
26. Oktober 1744
In's Lager bei Boroschütz und Pischely.
27. Oktober 1744
Der König geht mit einem Theile der Armee in's Lager bei Schwarz-Kosteletz.
<109>B.
2. Oktober 1744
Feierliches Leichenbegängniß in Berlin des, vor Prag erschossenen, Markgrafen Friedrich Wilhelm.
3. Oktober 1744
Ziethen wird zum General-Major ernannt. Der König läßt das Patent 8 Monate zurück datiren.
9. Oktober 1744
Treffen bei Tein. Ziethen schlägt den östreich. General Ghylani und den Obersten Trenk.
11. Oktober 1744
Wird der, am 25. Septbr. geborene, Prinz im Königl. Palais zu Berlin durch den Hofprediger Sack getauft und erhielt den Namen Friedrich Wilhelm. Die hohen Pathen waren: die Kaiserin von Rußland, der König von Frankreich, der König und die beiden Königinnen, die Kronprinzessin von Schweden, der regierende Herzog und die Herzogin von Braunschweig, und die verwittwete Herzogin von Braunschweig, der römische Kaiser und der Kronprinz von Schweden.
22. Oktober 1744
Die Östreicher unter Trenk erobern Budweis, welches der preuß. General von Kreuz vertheidigte. Nehmen die Östreicher das Schloß Frauenberg, vom preuß. Major Conradi vertheidigt, desgl. nimmt auch der östreich. Gen. Marschall die Stadt Tabor, welche der preuß. Oberst von Kalnein vertheidigte.
November.
A.
1. November 1744
In Böhmischbrodt.
3. November 1744
Planian.
4. November 1744
Groß Gbelt.
8. November 1744 und 9. November 1744
In der Gegend von Kollin, wo der König über die Elbe geht.
9. November 1744
War der König zugegen, als das Nassauische Corps in Kollin vom Feinde angegriffen worden.
14. November 1744
Hauptquartier Bohdanest.
19. November 1744
In's Lager bei Biela - das Hauptquartier soll der König in Ternowa, 4 Stunde von Pardubitz, gehabt haben.
21. November 1744
In's Lager bei Slanitz.
23. November 1744
In's Lager bei Königsgrätz.
<110>27. November 1744
Ab von Königsgrätz - Jaromirz.
28. November 1744
In Nachod.
B.
19. November 1744
Siegreiches Gefecht bei Teinitz; von Ziethen und von Wedel schlagen den viel überlegenen Feind.
21. November 1744
Die, auf Veranlassung des Königs, in Königsberg in Pr. errichtete, königl. deutsche gelehrte Gesellschaft hält ihre erste Sitzung.
26. November 1744
Die Preußen, unter dem General-Lieutenant von Einsiedel räumen Prag.
Dezember.
A.
2. Dezember 1744
Ab von Nachod.
4. Dezember 1744
In Braunau (Tannhausen?).
6. Dezember 1744
In Tannhausen.
?? Dezember 1744
Ab von Schweidnitz.
14. Dezember 1744
Kommt in Berlin an.
17. Dezember 1744
Nach Potsdam.
21. Dezember 1744
Reist allein nach Schlesien (wegen des Einfalls der Östreicher in die Grafschaft Glatz.
25. Dezember 1744
Aus Schlesien in Potsdam angekommen.
30. Dezember 1744
In Berlin.
B.
1. Dezember 1744
Östreichisches Manifest gegen Preußen. Maria Theresia läßt in Schlesien bekannt machen, daß sie nunmehro nicht weiter an den Breslauer Friedensschluß gebunden sei, daher sie Schlesien und die Grafschaft Glatz als ihr Eigenthum ansehe. Die Einwohner werden aufgefordert, den König zu verlassen und sie als ihre rechte Erbfrau anzusehen.
10. Dezember 1744
Stirbt der Gen.-Major von Weiher, Chef eines Garnis. Bataill.
19. Dezember 1744
Preußische Beantwortung des östreich. Manifestes. Die Prinzessin Amalie wird zur Coadjutorin der Äbtissin von Quedlinburg gewählt.
<111>Die diesjährige Ordnung des Karnevals, wo die Opern Alexander und Paris und Lucius Papirius gegeben wurden, war folgende: Sonntag den 20sten. Anfang des Carnevals, Cour, Montag Oper, Dienstag Redoute, Mitwoch franz. Comödie, Donnerstag Oper, Freitag Cour, Sonnabend Assemblee in der Stadt.
Die Tänzerin Barberini kam in der ersten Hälfte dieses Jahres nach Berlin. Die Zeitungen enthalten folgende Verse zu ihrem Lobe:
In Donnam Barberinam.
In te Naturae rarum esse certamen et artis
Dotibus ista suis se probat, illa suis.
Hic Phrygius, tribuat judex cui praemia palmae
Haeret et arbitrii defugit usque caput.
Januar 1745.
A.
4. Januar 1745
Von Potsdam in Berlin.
?? Januar 1745
Nach Potsdam.
?? Januar 1745
Nach Berlin.
6. Januar 1745
Speist der König bei dem General von Rothenburg, seinem Liebling zu Abend, wo mit mehreren Personen auch die Barberini sich befand.
13. Januar 1745
Der König befiehlt per Kabinetsordre an den Baukassenrendanten Neubauer, den Bau von Sanssouci.
B.
8. Januar 1745
Bündniß (zu Warschau) zwischen Östreich, England, Sachsen und den vereinigten Staaten von Holland (Quadrupelallianz).
14. Januar 1745
Kabinetsordre an die Minister von Cocceji, von Broch und von Arnim, darin ihnen befohlen wird, es zu ihrem ersten und genauesten Augenmerk zu machen, daß Einrichtungen zur Abkürzung der Prozesse getroffen werden.
20. Januar 1745
Stirbt der Kaiser Karl VII.
<112>Februar.
A.
Februar 1745
Der König in Charlottenburg
3. Februar 1745
Von Charlottenburg in Berlin.
5. Februar 1745
Nach Potsdam.
9. Februar 1745
Graf Vallori nach Potsdam zum König und zurück.
10. Februar 1745
Der König von Potsdam in Berlin.
11. Februar 1745
Nach Potsdam.
16. Februar 1745
Von Potsdam in Berlin.
18. Februar 1745
Von Berlin nach Potsdam.
19. Februar 1745
Maupertuis nach Potsdam zum König.
24. Februar 1745
Der König in Berlin, giebt dem churmainzischen Gesandten von Erthal feierliche Audienz - dann zur Königin Mutter.
25. Februar 1745
Nach Potsdam.
B.
5. Februar 1745
Starb die regierende Fürstin von Anhalt-Dessau im 68. Jahre.
14. Februar 1745
Aktion bei Habelschwerdt. Der preuß. General von Lehwald schlägt den östreich. General Graf Wallis. Auf den Bericht des General-Direktorii, daß die Universität zu Halle um Wegschaffung der Komödianten bitte - antwortet der König - "da ist das geistliche Muckerpack daran schuld. Sie sollen spielen und Herr Franke oder wie der Schurke heißt, soll dabei sein, um den Studenten wegen seiner närrischen Vorstellung eine öffentliche Reparation zu thun, und mir soll das Attest vom Commandanten geschickt werden, daß er da gewesen ist."
17. Februar 1745
Befiehlt dem General-Direktorio, ihm das Attest wegen Franke noch vor seiner Abreise nach Schlesien zuzuschicken.
19. Februar 1745
Auf den anderweitigen Bericht des General Direktoriums in der Frankschen Sache schrieb der König: "Ins künftige werden die Herren Pfaffen wohl vorsichtiger werden und nicht denken, dem General-Direktorium und mir<113> Nasen zu drehen. Die halleschen Pfaffen müssen kurz gehalten werden, es sind evangelische Jesuiten, und man muß ihnen bei allen Gelegenheiten nicht die mindeste Autorität einräumen."
Der Oberst-Lieutenant und Commandeur des von Natzmerschen Husaren-Regiments Hans von Schütz erhält den Orden pour les merites (er stand vorher bei dem Hallachschen Husaren-Regiment.
März.
A.
2. März 1745
Von Potsdam in Berlin.
4. März 1745
Nach Potsdam.
10. März 1744
In Berlin.
15. März 1745
Von Berlin nach Schlesien.
16. März 1745
In Glogau.
17. März 1745
In Breslau.
23. März 1745
Von Breslau nach Neisse.
B.
10. März 1745
Befiehlt der König, daß der etc. Franke in Halle wegen obiger Sache eine Geldstrafe an die Armenkasse zahlen soll. Das Erscheinen im Theater wurde ihm erlassen.
27. März 1745
Verbot, daß die Geistlichen aus eigener Autorität Niemandem den Gebrauch des Abendmahls verweigern sollen.
April.
A.
April 1745
In Neisse.
B.
14. April 1745
Wird der Grundstein zum Schluß Sanssouci gelegt.
17. April 1745
Starb der Oberst und Chef eines Husaren-Regiments, Hyazinth Malachow von Malachowsky an der Wunde, welche er in dem Scharmützel (am 12ten) bei Groß-Strelitz durch Unvorsichtigkeit seiner eigenen Leute erhalten hatte. Der König bedauerte ihn sehr.
17. April 1745
Die Königin Mutter reist über Oranienburg, wo sich der<114> Prinz August Wilhelm aufhielt, nach Rheinsberg zum Prinzen Heinrich.
22. April 1745
Die Königin Mutter in Berlin zurück.
22. April 1745
Der Sohn des verstorbenen Kaisers Karl VII. und Nachfolger in der Chur ist genöthigt, mit Maria Theresia Frieden zu schließen. Es geschah zu Füßen.
24. April 1745
Des kranken Jordans letzter Brief an den König, darin er von ihm Abschied nimmt und auch das Bekenntniß ablegt, daß man im Leiden die tröstende Hilfe, welche eine aufgeklärte Religion gewährt, recht erkennen kann.
Mai.
A.
2. Mai 1745
War der König schon seit einigen Tagen im Kloster Camenz.
16. Mai 1745
Nach Glatz.
17. Mai 1745
War der König wieder in Camenz und speiste an diesem Tage im Garten des Klosters in einer Laube. Im Stift wurde der Jahrestag des Sieges bei Czaslau mit einem Hochamt gefeiert.
27. Mai 1745
Bezog die Armee ein Lager bei Frankenstein.
28. Mai 1745
Ab von Frankenstein, die Armee ging ins Lager bei Reichenbach. Wahrscheinlich blieb der König bis zum 27sten in Camenz, von wo er sehr oft zum Rekognosziren ausritt und verschiedene Postirungen besuchte.
30. Mai 1745
Nach Faulbrück - Hauptquartier.
31. Mai 1745
Nach Jauernik - Hauptquartier.
B.
11. Mai 1745
Schlacht bei Fontenoi.
18. Mai 1745
Maria Theresia schließt mit Sachsen den (Leipziger) geheimen Theilungstraktat über die Länder des König's.
21. Mai 1745 und 22. Mai 1745
Treffen bei Landshut. Der Oberst vom Winterfeld, dem der General-Major von Stille zu Hülfe kommt, schlägt den Feind zurück.
21. Mai 1745
Stirbt der General-Major von Saldern in Cosel.
22. Mai 1745
Treffen bei Neustadt in Obersschlesien. Der Markgraf Karl schlägt den feindlichen Angriff zurück.
<115>24. Mai 1745
Stirbt Jordan.
27. Mai 1745
Die Östreicher erobern Kosel.
In diesem Monat hatte auch der merkwürdige Marsch statt, welchen der General von Ziethen mit seinem Regiment, aus seinem Winterquartier in der Gegend von Neisse mitten durch die feindlichen Armeen nach Jägerndorf zum Markgrafen Karl unternahm, welcher Marsch auch durch einen Kupferstich verewigt worden.
Juni.
A.
1. Juni 1745
Der König geht durch Schweidnitz.
2. Juni 1745
Kampirt bei Jauernick Hauptquartier).
3. Juni 1745
Der König rekognoszirt die Umgegend, marschirt dem Feind entgegen und kommt in der Nacht zum 4. Juni bei Striegau an, um 2 Uhr Morgens versammelt er die vornehmsten Offiziere und macht ihnen, die Meldung zur Schlacht bekannt.
4. Juni 1745
Schlacht bei Striegau und Hohenfriedberg. Der König siegt, über die Östreicher und Sachsen, unter Anführung des Prinzen Karl von Lothringen, und. geht dann in's Lager bei Rohnstock und Kauder. Die Östreicher und Sachsen verloren 9000 Todte und Verwundete, über 7000 Gefangene, darunter 4 Generale und 200 andere Offiziere, 76 Fahnen, 7 Standarten, 8 paar Pauken, 60 Kanonen. Der preuß. Verlust belief sich an Todten und Verwundeten auf 1800 Mann, General-Lieutenant von Truchses war unter den Todten. Der König sagt bei Gelegenheit dieses Sieges: die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preußen auf einer solchen Armee.
5. Juni 1745
Der König besucht in Striegau die verwundeten östreich. Offiziere.
7. Juni 1745
Über Wernersdorf und Merzdorf nach Landshut. Der Führer des Königs war der Häusler und Tischler Christian Berger aus Wernersdorf. Hier umringen den König an 2000 Bauern und bitten ihn um Erlaubniß,<116> alle Katholiken in ihrer Gegend ermorden zu dürfen. Auf die Antwort des Königs, daß sie sich nach dem Gebote der heiligen Schrift richten müßten, welche befiehlt: die Beleidiger zu segnen und für die Verfolger zu beten, um das Himmelreich zu erwerben - gaben ihm die Bauern Recht und entsagten ihrem grausamen Gesuche.
9. Juni 1745
Grüßau, Friedland.
14. Juni 1745
Praschelz und Nachod - aus letzter Stadt schreibt der König an Duhan:
"Sie sind Philosoph und wünschen mir Glück zu einer gewonnenen Schlacht? Daran erkenne ich Sie gar nicht - ich für meinen Theil freue mich, daß ich mein Land vor dem grausamsten Unglück gerettet und den Ruf meiner Truppen wieder hergestellt sehe, den meine Feinde bei der Welt zu verdunkeln suchten. Übrigens versichere ich Sie aber, daß ich sehr philosophisch denke, und daß mir immer das Wohl und Glück Meines Volks am Herzen liegt etc. Flüchtiges, nur eine Zeit währendes, Glück muß einen denkenden Menschen nicht stolz machen."
17. Juni 1745
Dombkow.
18. Juni 1745
Mitschelitz.
20. Juni 1745
Krolowhotta.
28. Juni 1745
Bei Königsberg (Schwarza und Drewitz) bis 19. Juli.
B.
Juni 1745
In der Schlacht bei Hohenfriedberg machte das Dragoner-Regiment, Markgf. Baireuth, allein 2500 Gefangene und erbeutete 67 Fahnen und 4 Kanonen. Der König verlieh diesem Regimente, mittels Diplom's, ein neues Regimentssiegel, in welchem der preuß. Adler von 67 Fahnen umgeben ist, zeichnete es noch auf andere Art aus. Der Anführer des Regiments in der Schlacht) der General-Lieutenant von Geßler, wurde in den Grafenstand erhoben und erhielt ein vermehrtes Wappen, darin die Zahl 20, wegen der 20 ruinirten feindlichen Bataillons, und 67 wegen der erbeuteten<117> Fahnen etc. Der Major von Chazot, desselben Regiments erhielt ebenfalls ein, mit der Zahl 66 vermehrtes, Wappen. Nach der Schlacht erhielt den schwarzen Adlerorden: der General-Lieut. von Posadofsky. Den Orden pour les merites erhielten die sämmtlichen Stabsoffiziere und Kapitains der Regimenter Braunschweig-Bevern und von Haak. Desgl. der Oberst v. Ruesch, der Kapitain v. Schilling vom 3. Bataillon Garde, der Oberst Prinz von Schöneich, die Majors v. Winterfeld und von Brummer und die Rittmeister von Kechler und v. Falkenhayn, sämmtlich vom Regiment v. Rochow.
24. Juni 1745
Stirbt der Minister Friedrich von Görne.
Juli.
A.
18. Juli 1745
In Schwarza.
19. Mai 1745
Marsch nach Chlum.
20. Juli 1745
Lager bei Ehlum. Hauptquartier bis den 23. August.
B.
28. Juli 1745
Der östreich, Oberst von Trenk attakirt den preuß. Major v. Kalkreuth in Ziegenhals. Der Lieutenant v. Mohrstädt vom Hallachschen Husaren-Regiment erhält den Orden pour les mérites.
August.
A.
24. August 1745
Aus dem Lager bei Chlum in's Lager bei Semonitz, zwischen Schmirsitz und Jaromirz, Hauptquartier in Semonitz bis den 18. Septbr.
30. August 1745
Aus dem Lager bei Semonitz au Frau von Camas:
"Als ich das letzte Mal an Sie schrieb (den 12. August), war meine Seele ruhig und ich ahnete das Unglück nicht, was mich treffen sollte. Ich habe in der Zeit von drei Monaten zwei meiner treusten Freunde verloren (Kaiserling und Jordan)."
<118>B.
12. August 1745 und 13. August 1745
Nadasti greift den preuß. Major von Tauenzien in Neustadt ohne Erfolg an.
13. August 1745
Stirbt Kaiserling (Cäsarien) Oberst und Generaladj., 46 Jahr alt.
26. August 1745 und 27. August 1745
Der General von Nassau und General Hautcharmoi schließen Kosel ein.
26. August 1743
Vertrag mit England (die sogenannte Hannoversche Konvention) darin George II. verspricht, dem Bündniß gegen Friedrich zu entsagen, die Königin von Ungarn zum Frieden zu bewegen und ihm die Garantie Schlesiens von allen Mächten zu verschaffen, wogegen sich der König verbindlich machte, den Gemal der Maria Theresia als Kaiser anzunehmen.
Manifest gegen Sachsen.
September.
A.
10. September 1745
An Frau von Camas: Der König empfiehlt ihr auf's Angelegentlichste, sich der hinterlassenen Tochter seines verstorbenen Freundes Kaiserling anzunehmen.
13. September 1745
An Ebendieselbe über denselben Gegenstand. Er äußert wiederholt seinen Schmerz über den Tod seines Freundes und sagt, daß ungeachtet schon 4 Wochen verstrichen, und so viele Arbeit ihn beschäftigt, diese ihn doch nicht zerstreut und seinen Schmerz verringert habe.
18. September 1745
Aus dem Lager bei Semonitz in's Lager bei Kowalkowitz.
19. September 1745
In's Lager bei Staudenz (nicht Studenz).
24. September 1745
An Duhan:
"Bedenken Sie nur, wie unglücklich ich bin, da ich beinahe zu gleicher Zeit meinen guten Jordan und meinen lieben Kaiserling verloren habe. Sie waren meine Familie und ich glaube jetzt verwaist und in einer Trauer des Herzens zu sein, die finsterer und ernster ist, als die mit schwarzen Kleidern. Ich weiß, wie viel ich mir aus den Höflichkeiten, die Sie mir sagen, zu nehmen habe - glauben Sie nicht, daß meine<119> Eitelkeit Nahrung daraus schöpfe! Nur der Tod bestimmt den Ruf der Staatsmänner; und da ich wahrscheinlich das nicht hören werde, was man einen Tag nach meinem Absterben von mir sagen wird; so begnüge ich mich damit, meine Pflichten so gut zu erfüllen, wie meine Kräfte es erlauben!"
30. September 1745
Früh um 4 Uhr begiebt sich der König zu den Feldwachen. Um 11 Uhr beginnt die Schlacht bei Sorr oder Sohr. Der König siegt über die Östreicher unter Prinz Karl von Lothringen. Der Prinz Albrecht von Braunschweig, Bruder der Königin, wurde erschossen. Der König verlor sein Feldgeräth 1) 119-+. Außerdem bestand der preuß. Verlust noch in 2600 Todten und Verwundeten. Unter den Todten befanden sich der General v. Blankensee und mehrere Oberste etc. Die Feinde verloren an Todten, Verwundeten und Gefangenen an 10,000 Mann; ferner: 22 Kanonen, 12 Fahnen und Standarten. Nach der Schlacht, bezog der König ein Lager bei Sorr und lies folgende Danksagung der Armee bei der Parole bekannt machen:
"Es lassen Se. Königl. Majestät allen Offiziers und Soldaten für die besondere Bravour, Treue und guten Willen danken, so dieselben abermals in dieser Bataille bei Sorr bewiesen haben. Ihro Königl. Majestät werben sich angelegen sein lassen, ihren braven und ehrliebenden Offiziers ihre Dankbarkeit in allen Stücken, soviel es die Möglichkeit bei aller Gelegenheit erlaubt, an den Tag zu legen und für ihr Avancement und Fortune zu sorgen. Sie haben auch das Vertrauen, daß, so lange einer von diesen wohl meritirten Offiziers lebt, der Ruhm und die Ehre der preuß. Waffen und die Sicherheit des Vaterlandes bestehen werdet."
B.
5. September 1745
Der östreich. Kommandant von Kosel übergiebt die Fe<120>stung an den preuß. General von Nassau und wird mit der Besatzung Kriegsgefangener.
13. September 1745
Der Großherzog von Toskana, Franz, Gemahl der Maria Theresia wird zum römischen Kaiser erwählt, wogegen Preußen und die Pfalz protestiren.
Der Minister von Viereck erhält den schwarzen Adlerorden.
Der Lieutenant von Nassau erhält den Orden pour les merites.
Oktober.
A.
2. Oktober 1745
Aus dem Lager bei Sorr an Duhan:
"Ich bin rein ausgeplündert. Sein Sie so gut, mir den Boileau, die schöne Oktav-Ausgabe mit Roten zu kaufen, ferner: Bossuets Einleitung in die allgemeine Weltgeschichte, Cicero's tuskulanische Untersuchungen, die philippischen und katilinarischen Reden, den Lucian in d'Albancourts Übersetzung, die neueste Ausgabe von Voltaire in 5 kleinen Bänden, die Henriade vom Jahr 1728 oder 1732, besonders den Horaz, übersetzt von Pellegrin, Gresset's Poesieen, die neuesten Ausgaben von Chaulieu, Rousseau die schöne Edition in Oktav, Feuquières in Oktav, die zwei letzten Feldzüge von Turenne, das Gedicht auf Fontenoi, die lettres persannes, 2 kleine Bände! - Ich glaube, Sie werden alles in der Bibliothek meines lieben Jordan finden."
6. Oktober 1745
Aus dem Lager bei Sorr in's Lager bei Trautenau - Hauptquartier daselbst bis den 16ten.
11. Oktober 1745
An die Frau von Camas:
"Mein Ruf ist in Wahrheit das Geringste bei einer Sache, welche die Rächer des Staats betrifft. Alles, was mir bei diesem Kriege schmeichelt, ist, daß ich etwas zur Erhaltung so vieler Braven beitragen konnte, welche ohne meinen raschen Entschluß verloren gewesen wären. Aber glauben Sie nicht, daß ich dem geringsten meiner Soldaten wehe thun wollte; aus Stolz oder um<121> mir einen falschen Ruhm beizulegen, davon bin ich weit entfernt."
16. Oktober 1745
In's Lager bei Schatzlar und Libau
19. Oktober 1745
Aus dem Lager von Schatzlar über Libau und Landshut 121-+.
20. Oktober 1745
In Giesmannsdorf, Hauptquartier.
21. Oktober 1745
In's Lager bei Rohnstock, das Hauptquartier im Gräfl. Hohbergschen Schlosse bis den 30sten. Die Gräfin Hohberg und die Baroneß von Schweinitz mit ihren Töchtern werden zur Königl. Tafel gezogen.
24. Oktober 1745
An Duhan:
"Ich gestehe Ihnen, daß ich Thränen in den Augen hatte, als ich die Bücher meines armen verstorbenen Jordan aufschlug121-++, ich kann nicht ohne wahren Kummer daran denken, daß dieser Mann, den ich so sehr geliebt habe, nicht mehr ist. Aus diesem Grunde scheue ich mich vor Berlin, und es wird mir viel Mühe kosten, mich von den Annehmlichkeiten zu entwöhnen, welche mir dort ehmals die Freundschaft und der Umgang der beiden Leute (Jordan und Kaiserling) gaben, deren Verlust ich mein ganzes Leben hindurch bedauern werde etc."
30. Oktober 1745
Über Glogau nach Berlin.
31. Oktober 1745
Ankunft und feierlicher Empfang in Berlin, Illumination etc. Die damalige Zeitung sagt von der feierlichen Einholung: "Ihro Majestät nahmen solches Merkmal der Treue und Liebe gnädigst auf und stiegen noch vor dem Portal aus Dero Wagen, zogen den Hut ab und bedankten sich auf die huldreichste Art."
<122>B.
4. Oktober 1745
Franz I., Gemal der Königin von Ungarn und Böhmen Maria Theresia, wird als römischer Kaiser gekrönt.
13. Oktober 1745
Der Graf Zinzendorf, Bischof der mährischen Brüder, (Herrnhuther) kommt nach Berlin, den 21sten geht er nach Frankfurt a. d. O.
14. Oktober 1745
Stirbt in Potsdam der General-Lieutenant Gottfried Emanuel von Einsiedel, Chef der Leib-Grenadier-Garde, Ritter des schwarzen Adlerordens, 57 Jahre alt. Der bekannte Freiherr von der Trenk, damals Lieutenant bei der Garde du Corps, wird einige Tage nach der Schlacht bei Sorr aus dem Lager als Arrestant nach Glatz auf die Festung geschickt.
November.
A.
1. November 1745
Der König geht nach Charlottenburg.
4. November 1745
Nach Potsdam, wo er feierlich eingeholt wird.
10. November 1745
Von Potsdam nach Berlin.
13. November 1745
Besah der König die 13 Rennthiere nebst Schlitten, welche der König von Schweden ihm geschenkt hatte, auch die mit angekommenen drei Lappländer und eine Lappländerin in ihrer Nationaltracht.
14. November 1745
Von Berlin nach Schlesien.
15. November 1745
In Liegnitz122-+.
<123>18. November 1745
In Rieder-Adelsdorf.
21. November 1745
In Ober-Mittlau, in Schlesien bei Löwenberg.
22. November 1745
Groß-Waltitz, Hauptquartier im Schloß Holstein bei Naumburg.
23. November 1745
Im Lager bei Katholisch Hennersdorf.
24. November 1745
In Lichtenberg oder Tratschendorf.
25. November 1745
In Görlitz, Mois.
26. November 1745
In Radmeritz.
27. November 1745
In Bertelsdorf bei Herrnhut.
28. November 1745
In Ostritz.
29. November 1745
In Görlitz.
B.
9. November 1745
Es werden über 100 eroberte Fahnen und Standarten feierlich in Berlin und in die Garnisonkirche eingebracht.
9. November 1745
Der König erhält durch den schwedischen Gesandten, Grafen von Rudenscöld, Nachricht von den Plänen und Entwürfen des östreichischen und sächsischen Hofes, die Preußen in ihren Winterquartieren zu überfallen etc., worauf er eilig nach Schlesien abreist. Nach seiner Zurückkunft machte er dem Grafen Rudenscöld ein Geschenk mit einer kostbaren Tabatiere und einem Tafelservice von sächsischem Porzellan, wobei er ihm sagte: "Pour vous prouver que je pensois à vous quand j'etois en Saxe."
23. November 1745
Siegreiches Gefecht der Husaren unter dem General von Ziethen und von Runsch bei Katholisch-Hennersdorf gegen die Sachsen. Es wurden viel Gefangene gemacht und viel Siegeszeichen erobert, darunter befanden sich<124> auch silberne Pauken. Beide Generale erbaten sich vom Könige ein paar derselben für ihre Regimenter. Der König gewährte diese Bitte und es wurden beiden Regimentern, zum immerwährenden Andenken an diesen, für sie so glorreichen, Tag, jedem ein paar silberne Pauken mit vieler Feierlichkeit übergeben.
Dieser Vorzug war um so ehrender, da in der preuß. Armee nur die schwere Kavallerie Pauken führt 2) ).
28. November 1745
Beginnen die Friedensunterhandlungen zwischen Preußen, Östreich und Sachsen.
December.
A.
Dezember 1745
Der König in Görlitz.
5. Dezember 1745 bis 11. Dezember 1745
In Bautzen.
13. Dezember 1745
Bei Camenz.
14. Dezember 1745
Nachts bei Meissen.
15. Dezember 1745
In Meissen.
16. Dezember 1745
Zur Armee des Fürsten Leopold von Dessau bei Wilsdruf.
17. Dezember 1745
Der König nimmt das Schlachtfeld bei Kesselsdorf in Augenschein.
18. Dezember 1745
Dresden ergiebt sich an die Preußen. Der König rückt daselbst ein, steigt im Lubomirskyschen Palais ab, besucht die Königl. Familie auf dem Schlosse - Abends giebt er ein Concert.
19. Dezember 1745
In der Oper.
20. Dezember 1745
Giebt der König einen Ball.
27. Dezember 1745
Abreise von Dresden.
28. Dezember 1745
Der König kommt in Wusterhausen an, speis't daselbst Mittags bei dem Prinzen von Preußen, und reist nach Berlin ab. Eine Compagnie junger Kaufleute aus Berlin waren dem König entgegen geritten und erwarteten ihn an der Britzer Heide. Als der König hier anlangte, bewillkommten sie ihn mit einem dreimaligen: Vivat Friedrich der Große! Nachmittag um 2 Uhr erfolgte der feierliche Einzug in Berlin, durch die Roß- und<125> Breite-Straße. Als der König vor dem Schloßportal aus dem Wagen gestiegen war, wandte er sich nun gegen die, auf dem Schloßplatz und in den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser in ungeheurer Menge versammelten, Einwohner beiderlei Geschlechts und grüßte mit Abziehung des Hutes auf das Freundlichste, worauf auf einmal ein ungemein starkes Vivat ertönte.
Abends nahm der König die Illumination in Augenschein und besucht seinen todtkranken Freund und ehemaligen Lehrer Duhan de Jandun, welcher in dem Hause des Fabrikanten Espagne in der Adlerstraße (jetzt No. 7.) wohnte.
30. Dezember 1745
Nach Charlottenburg.
31. Dezember 1745
Nach Potsdam.
B.
15. Dezember 1745
Fürst Leopold von Dessau erfocht bei Kesselsdorf einen glänzenden Sieg über die Sachsen unter Rutofsky.
22. Dezember 1745
Starb in Berlin der Minister von Broich.
25. Dezember 1745
Wird der Friede zu Dresden geschlossen und unterzeichnet.
Bei dem diesjährigen Karneval wurden die Opern Hadrian und Demophontes gegeben. Von Musikern waren unter andern dabei die Brüder Bach, die Benba's, Graun, Quanz, Schafroth, Chas, Czarth, Schall, Seiffert, Ivan. Die Tänzerinnen: Barberini, Cochois und der Balletmeister Lany.
Anmerkungen zum Jahre 1745.
Der östreich. Panduran, Oberst von Trenk, sagt in seiner Lebensbeschreibung über diesen Vorfall Folgendes: "Indessen hatte ich und der General Nadasti Gelegenheit, in die linke Flanke des preuß. Lagers einzudringen und beinahe des Königs ganzen Hofstaat und Bediente zu Gefangenen zu machen, auch nebst der Königl. des Prinzen von Preußen und des Prinzen Heinrichs ganze Bagage und Hofstaat sammt der Kanzellei und 6 Kanonen zu erobern etc. Es wurden dabei an 400 Gefangene<126> gemacht, auch erbeuteten wir eine Menge Pferde, bepackte Maulthiere und Wagen etc. Die Königl. Bagage fanden wir schon aufgeladen und im Weggehen begriffen, daher sie uns desto weniger Mühe verursachte. Dem König selbst war nicht das Gerigste weiter übrig geblieben, als wie er ging und stand. Selbst seine geheime Briefchatoulle fiel bei dieser Gelegenheit mit in unsere Hände, welche dem Prinzen Karl unverletzt eingehändigt wurde und wodurch Sachen von äußerster Wichtigkeit sollen entdeckt worden sein. In der Kriegskasse fanden wir 80,000 Dukaten, und der Werth der ganzen Beute wurde auf 2 Millionen geschätzt; denn auch die meisten Regimenter vom rechten Flügel hatten ihre Bagage hieher gebracht, weil sie vermeint bei der Königl. am sichersten zu sein. Unter den Gefangenen waren vornehmlich merkwürdig: der Königl. Flügeladjudant von Czeczwicz, 2 Lieutenants, die Herren von Buttler und Bachstein; ferner der Geheime Rath Eichel, der Hofrath Kesser (?), der Geheime Sekretair Kopper (Köppen) und 107 (?) Hof- und Stallbediente, auch ein Page des Prinzen von Preußen, Namens von Diezenhof. Des andern Tages schickte der König einen Trompeter an den Prinzen und ließ um Freigebung einiger seiner Bedienten, die er nochwendig brauchte, ansuchen, die ihm auch sogleich zurück geschickt wurden" (auch der Geheime Rath Müller war in Gefangenschaft gerathen).
Bei dem Gepäck des Königs befand sich auch eines seiner Lieblings-Windspiele, Biche genannt. Es gerieth also mit in östreich. Gefangenschaft. Die Generalin Nadasti nahm es zu sich und mußte verschiedene Male darum ersucht werden, ehe sie sich entschließen konnte, es zurück zu geben. Der König saß eben und schrieb als Biche wiederkam. Der General Rothenburg ließ sie leise, ohne daß der König es bemerkte, in die Stube hinein, und mit einem Sprung stand sie auf dem Tisch vor dem König' und legte die Vorderpfötchen um seinen Hals. Der König freuete sich so sehr, daß ihm die Thränen in die Augen traten. Biche hat in, Sanssouci ein kleines Denkmal erhalten und ihre Nachkommenschaft hat der König bis an sein Ende um sich behalten.
Büsching in seiner Charakteristik Friedrichs hat diese<127> Anekdote und auch eine andere, welche man von diesem Windspiele erzählt, nämlich: daß, als der König sich vor einem, unvermuthet erscheinenden, Trupp' Panduren unter eine Brücke retirirt, Biche ganz still sich an den König geschmiegt habe, als die Panduren über die Brücke geritten - widersprochen. Beide sind aber im Vorbericht der 13. Sammlung von Anekdoten (bei Unger in Berlin) vertheidigt und glaubwürdige Gewährsmänner dafür angeführt worden.
Es findet sich über dieses Gefecht folgender merkwürdiger Brief des Königs an einen seiner Staatsminister in Berlin. Er ist datirt Hermsdorf in der Lausitz den 27. Novbr. 1745 (es muß aber heißen: den 24sten).
"Ich habe Ihren Brief vom 22sten dieses Monats erhalten und ich bin mit allem, was Sie mir berichten, wohl zufrieden. Jetzt habe ich Ihnen zu melden, daß ich vorgestern mit meiner Armee in die Niederlausitz (soll Oberlausitz heißen) eingerückt bin, um den Feind aufzusuchen, welcher meine treuen Unterthanen mit allem Unheil und meine Staaten mit Verheerung bedrohete. Ich begegnete auf meinem Weg einem Corps Sachsen, welches sich mit östreichischen Truppen vereint aus Böhmen nach der Lausitz gewandt hatte, in der Gegend des Dorfes Hennersdorf, es wurde von einer meiner Kolonnen nach ziemlich langem Widerstand' geschlagen und gänzlich zerstreut. Wir haben in dieser Aktion 1050 Mann gefangen genommen, auch 31 Offiziere, unter denen der Oberst Subiron (O'Byrn) und verschiedene Offiziere vom Etat-Major, desgleichen den General Büchner (Buchner), welcher die Sachsen kommandirte, ohne die Deserteurs und die Umgekommenen zu rechnen. Wir haben auch 4 Kanonen, 3 Fahnen, 2 Standarten und 2 paar Pauken, desgleichen die Feldapotheke, die Munitionswagen etc. erbeutet, so, daß dieses Corps ganz vernichtet ist. Das Treffen hat drei volle Stunden gedauert. Ich marschirte unmittelbar nach dem Treffen gegen die Östreicher, welche der Prinz Karl von Lothringen kommandirt und die bei Görlitz kampiren; aber der Prinz fand es nicht gerathen, mich zu erwarten, und nachdem er die sämmtliche Bagage seiner Armee auf der Seite nach Zittau zu zurückgesandt und zu gleicher Zeit die sehr ansehnlichen Magazine, welche man für ihn aufge<128>häuft hatte, verlassen, ließ er seine Armee über Olsitz und Zittau, als den geradesten Weg nach Böhmen, zurückgehen, zuvor war noch der größte Theil der Dörfer, welche Sachsen gehören, geplündert worden, damit die armen Einwohner sich erinnern, daß sie Östreicher zu Gästen gehabt haben. Ich werde nun sehen, was weiter zu thun ist, ob man vorrücken oder sie bis nach Böhmen hinein drängen muß.
Aus allen diesen Umständen können Sie leicht sehen, daß bei fernerem Schutz des Allerhöchsten Sie von dem Feinde nichts mehr zu fürchten haben, so daß Sie in dieser Hinsicht nicht allein den Einwohnern von Berlin sondern auch noch allen meinen treuen Unterthanen wiederholt diese Versicherung geben können. Ich zweifle nicht im geringsten, daß der Allmächtige, welcher die Gerechtigkeit meiner Sache kennt, fortfahren wird, meine Waffen zum Schutz meiner Staaten und meiner Unterthanen, und um ihnen eine vollständige und feste Sicherheit zu verschaffen, zu segnen.
Sein Sie ganz ruhig und haben Sie keine Angst! hier ist - Gott sei gelobt - Alles in Ordnung. Außer den Gefangenen, welcher ich eben erwähnt, haben wir heute noch 200 Mann von der sächsischen Garde und in Görlitz die Equipage des Prinzen von Sachsen-Gotha, 28,000 Tonnen Mehl, 100,000 Ctr. Heu und das ganze Magazin genommen."
Januar 1746.
A.
1. Januar 1746
Der König in Potsdam.
4. Januar 1746
Von Potsdam nach Berlin (nach andern Nachrichten den 6ten.)
11. Januar 1746
Nach Charlottenburg.
12. Januar 1746
Schreibt an Cocceji:
"Da aus unzähligen, mir bekannten, Exempeln erhellet, daß nicht ohne Ursache überall über eine ganz verdorbene Justizadministration geklagt wird, ich aber bei nunmehr geschlossenem Frieden dazu nicht stille schwei<129>gen, sondern mich selbst darein meliren werde, so sollet Ihr nun an alle meine Justizkollegien eine nachdrückliche Cirkularordre ergehen lassen, worin dieselben von den bisherigen, leider eingerissenen und oft himmelschreienden Mißbräuchen durch Chikanen, Touren und Aufhaltung der Justiz nach der alten Leier, der wohlhergebrachten Observanz etc. abgemahnet, hingegen angewiesen werden, künftig bei Vermeidung meiner höchsten Ungnade und unausbleiblicher Bestrafung, allein darauf hinzuarbeiten, daß jedermann ohne Ansehn der Person eine kurze und solide Justiz sonder große Sporteln und Kosten lt. administriret und alles dabei blos nach Vernunft, Recht und Billigkeit etc. eingerichtet werden möge."
B.
4. Januar 1746
Stirbt Duhan de Jandun, Königl. Geh. Rath im Departement der auswärtigen Geschäfte und ehemaliger Unterhofmeister und Lehrer Friedrichs d. Gr.129-+
6. Dezember 1746
Es werden wieder 16 Fahnen in die Garnisonkirche und 55 Stück Geschütze nach dem Zeughause gebracht. Alles in der Schlacht bei Kesselsdorf erobert.
12. Dezember 1746
Der Friede wird in Berlin von dem Hofrath Glaubert als Herold mit vielen Ceremonien ausgerufen.
31. Dezember 1746
Baron von Lentulus kommt aus der Schweiz in Berlin an.
Der General-Lieutenant von Rochow erhält den schwarzen Adlerorden.
<130>Februar.
A.
Februar 1746
Der König in Berlin.
12. Februar 1746
Von Berlin nach Potsdam
14. Februar 1746
Von Potsdam in Berlin.
26. Februar 1746
Nach Potsdam
B.
23. Februar 1746
Der Fürst Victorus Nessar aus Syrien in Berlin (bis den 26sten), er wurde dem König vorgestellt - den 26sten ging der Fürst nach Dresden.
März.
A.
März 1746
Der König in Potsdam
15. März 1746
Aus Potsdam in Berlin.
17. März 1746
Nach Potsdam.
25. März 1746
Aus Potsdam in Berlin.
27. März 1746
Geburtstagsfeier der Königin Mutter. Es war das erste Mal, daß der König seit seiner Thronbesteigung um diese Zeit in Berlin sich befand, daher wurde dieser Tag mit großer Pracht gefeiert. Es war große Abendtafel (an der sogenannten Maschienentafel) beim König. Vorher wurde das Singspiel, der Traum des Scipio gegeben.
28. März 1746
Nach Potsdam.
B.
1. März 1746
Maupertuis wird als Praeses perpetuus in die Königl. Akademie aufgenommen.
April.
A.
April 1746
Der König in Potsdam.
13. April 1746
Aus Potsdam in Berlin.
14. April 1746
Nach Potsdam.
20. April 1746
Aus Potsdam in Berlin.
21. April 1746
Nach Charlottenburg, wohin ihm die Prinzen des Königl.<131> Hauses und viele Generale folgen. Nach der Tafel ging der König nach Potsdam.
B.
8. April 1746
Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, legt sein Glaubensbekenntniß ab und communicirt den 10ten zum ersten Mal.
Mai.
A.
4. Mai 1746
Der König von Potsdam nach Berlin.
5. Mai 1746
Nach Charlottenburg und zurück.
6. Mai 1746
Nach Potsdam.
10. Mai 1746
Die Königin nach Charlottenburg.
13. Mai 1746
Der König über Salzthal nach Pyrmont. In seinem Gefolge befanden sich der Prinz Heinrich, die Generale von Rothenburg und v. d. Golz; ferner: Darget, Pöllnitz, Quanz, die Gebrüder Benda, der Sänger Salimbeni etc.
15. Mai 1746
Ankunft in Pyrmont.
B.
6. Mai 1746
Kam ein Mann mit einem Rhinoceros in Berlin an, das erste was hier gesehen worden.
10. Mai 1746
Neues Reglement für die Akademie der Wissenschaften.
22. Mai 1746
Östreich und Rußland schließen auf's neue einen Allianztraktat, dessen 4ter geheimer Artikel gegen den König von Preußen gerichtet ist. Im folgenden Jahr wird Sachsen zum Beitritt eingeladen, dem es auch unter der Bedingung, daß es auf den Grund des Traktats vom 18. Mai 1745 Antheil an den, von Preußen zu machenden, Eroberungen erhalte, zusagt.
31. Mai 1743
Der Kaiser ertheilt dem König für alle seine Reichsländer das Jus de non appellando.
31. Mai 1743
Kabinetsordre d. d. Pyrmont, wegen gänzlicher Abschaffung der Kirchenbuße (in Pommern war sie schon 1744 abgeschafft).
<132>Juni.
A.
11. Juni 1746
Aus Pyrmont in Potsdam zurück.
15. Juni 1746
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.
16. Juni 1746
Nach Potsdam.
25. Juni 1746
Musterung in Potsdam.
26. Juni 1746
In Charlottenburg, nach Berlin und zurück.
27. Juni 1743
Die Königin Mutter in Charlottenburg bis den 29sten, wo ihr zu Ehren Conzerte, Komödien, Erleuchtung und Feuerwerke stattfinden. 132-+
B.
16. Juni 1746
Passirt das erste Schiff den, vom König neu erbauten, Finnowkanal.
20. Juni 1746
Edikt wegen gänzlicher Abschaffung der Kirchenbuße.
20. Juni 1746
Der König befiehlt aus eigener Bewegung, daß die, bis dahin bei Prozesse üblich gewesene, Verschickung der Akten an in- oder ausländische Facultäten oder Schöppenstühle gänzlich aufgehoben und verboten sein soll.
Juli.
A.
4. Juli 1746
Der König, die Königin Mutter und die regierende Königin mit mehreren Prinzen und Prinzessinnen nach Oranienburg zum Prinzen August Wilhelm, welcher mehrere Feste giebt.
9. Juli 1746
Von Oranienburg geht der König und die Königl. Familie nach Rheinsberg zum Prinzen Heinrich, wo ebenfalls allerlei Feste stattfinden.
18. Juli 1746
In Potsdam.
19. Juli 1746
Auf der Jagd; nachher speiste der König zum ersten Mal in dem neuen Weinberg vor dem Brandenburger Thore bei Potsdam (Sanssouci).
<133>24. Juli 1746
Von Potsdam nach Charlottenburg und Berlin.
26. Juli 1746
Mit dem Prinzen Ferdinand, seinem Bruder, und dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, den Grafen v. Wernigerode, desgl. den Generalen v. Borke, v. Winterfeld, den Obersten von Buddenbrock und von Lentulus, Major Chazot, Adj. von Lingerfeld und dem Geh. Nach Eichel nach Schlesien.
28. Juli 1746
Ankunft in Breslau. Musterung.
B.
12. Juli 1746
Stirbt der Minister von Dankelmann.
August.
A.
2. August 1746
Von Breslau (über Öls) nach Kosel und Neisse.
2. August 1746 und 3. August 1746
In Kreuzburg 1) 133-+.
4. August 1746
In Neisse Musterung.
6. August 1746
Von Neisse nach Grotkau, Strehlen, Münsterberg und nach Neisse zurück.
7. August 1746
Von Neisse nach Camenz, daselbst Mittagstafel, dann nach Glatz.
8. August 1746
In Schweidnitz.
9. August 1746
Von Schweidnitz nach Freiberg und Jauer.
11. August 1746
Ankunft in Berlin, speist bei der Königin Mutter.
12. August 1746
Nach Potsdam.
23. August 1746
Der König überschickt dem General von Ziethen einen prächtigen türkischen Säbel. Um diese Zeit verschönerte er auch die Montirung des Ziethenschen Regiments, indem er zu den 12 Tigerdecken, welche die Königin Mutter früherhin den Offizieren des Husarenkorps geschenkt hatte, noch eine Anzahl hinzufügte. Die Escadronenchefs bekamen auf ihre Zobelmützen statt eines Federbusches einen Adlerflügel und die Subalternen Reigerfedern. Mit diesen und den Tigerdecken paradirten sie jedesmal am ersten Revuetag.
30. August 1746
In Berlin.
<134>September.
A.
September 1746
Der König in Potsdam.
13. September 1746
Aus Potsdam in Berlin, vorher in Charlottenburg.
16. September 1746
Von Berlin nach Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand.
B.
17. September 1746
Kabinetsordre, daß Machtsprüche auf die Justizpflege keinen Einfluß haben sollen.
19. September 1746
Großbrittanien garantirt den Dresdner Frieden.
25. September 1746
Graf von Schafgotsch aus Schlesien in Berlin.
Der General-Lieutenant Reichsgraf von Dohna erhält den schwarzen Adlerorden.
24. September 1746
Maupertuis kommt von Paris wieder in Berlin an.
Oktober.
A.
3. Oktober 1746
Aus Potsdam in Charlottenburg.
4. Oktober 1746
In Berlin.
7. Oktober 1746
Der König und seine Gemalin und die Prinzessin Amalie nach Charlottenburg. Die regierende Königin des Nachts nach Berlin zurück.
8. Oktober 1746
Der König nach Potsdam.
11. Oktober 1746
Maupertuis und d'Arget zum König nach Potsdam bis den 19ten.
12. Oktober 1746
Der König mit den Prinzen, seinen Brüdern, dem Herzog von Holstein, dem Prinzen von Braunschweig, den Generalen v. Rothenburg, v. Stille, v. Winterfeld und dem Sürintendant v. Knobelsdorf waren an diesem Tage sämmtlich als Taufzeugen bei der Taufe des Sohnes des Oberst-Lieutenant von der Garde v. Kleist in Potsdam gegenwärtig, und des Königs Majestät haben in allerhöchster Person das Kind aus der Taufe gehoben. Der Gemalin des etc. v. Kleist schenkte der König einen kostbaren Ring. Auch bei dem, am<135> 19. Oktbr. in Berlin gebornen, Sohn des Obersten Friedrich Wilhelm Queria von Forcade war der König Pathe.
12. Oktober 1746 und 13. Oktober 1746
Die Minister Schafgotsch und Blumenthal nach Potsdam zum König bis den 15ten.
14. Oktober 1746
Marquis d'Argens zum König nach Potsdam.
24. Oktober 1746
Der König aus Potsdam nach Berlin.
27. Oktober 1746
Nach Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand.
B.
4. Oktober 1746
Rescript wegen Abkürzung der Prozesse nach dem Plan des Königs.
12. Oktober 1746
Cirkular an alle Regierungen und Consistorien, dafür zu sorgen, daß die Singkunst in den Schulen und Gymnasien besser traktirt werde.
13. Oktober 1746
Preußische Acceptation der Großbritannischen Garantie des Dresdner Friedens.
22. Oktober 1746
Der Geheime Rath von Färber wird zu Spandau enthauptet.
November.
A.
1. November 1746 und 2. November 1746
Der Prinz Moriz von Dessau beim König in Potsdam.
3. November 1746
Der König in Charlottenburg - schreibt an den Marschall Grafen Moriz von Sachsen:
"In den ersten Jahren, als ich das Kommando über meine Truppen übernommen hatte, war ich für die pointes; aber so manches Ereigniß, welches ich erlebt und an welchem ich Theil genommen, haben mich eines andern belehrt. Diese pointes sind es, wodurch ich die Campagne von 1744 verfehlt habe."
?? November 1746
Von Charlottenburg nach Potsdam.
9. November 1746
Von Potsdam in Berlin.
10. November 1746
Nach Charlottenburg und Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand etc.
13. November 1746
Maupertuis in Potsdam bei'm König.
<136>23. November 1746
Der König von Potsdam in Berlin.
24. November 1746
Nach Potsdam. Vorher erhielt der hier angelangte Minister der Königin von Ungarn etc., Graf von Bernes, Audienz.
27. November 1746
General Fouqué nach Potsdam.
31. November 1746
Der König aus Potsdam in Berlin.
B.
1. November 1746
Befehl des Königs, daß von nun an die Söhne der Kaufleute, Rentiers etc. von allem Enrollement befreit sein sollen.
7. November 1746
Der General von Keith, in russ. Diensten, kommt in Berlin an.
9. November 1746
Ging der, aus Rußland in Berlin angekommene, schottische Lord Marshal, älterer Bruder des russisch kaiserl. Generals, Barons von Keith, unter dessen Namen er sich auch hier zwei Tage lang aufgehalten, von hier ab nach Leipzig.
21. November 1746
Der General-Major von Löben stirbt in Breslau. Der König ertheilt den Katholiken in Berlin die Erlaubniß zum Bau einer Kirche mit Thürmen und Glocken, wozu ihnen der Platz geschenkt wird.
26. November 1746
Gen. Fouqué aus Glatz in Berlin und nach Potsdam.
Dezember.
A.
Dezember 1746
In Berlin, während des Karnevals; die Ordnung desselben war:
Freitag (den 2ten) Oper.
Sonnabend (d. 3ten) Redoute.
Sonntag (d. 4ten) Cour bei der Königin.
Montag (d. 5ten) Oper.
Dienstag (d. 6ten) Redoute.
Mittwoch (d. 7ten) franz. Komödie.
Donnerstag (d. 8ten) Assemblée in der Stadt.
Die Opern waren 1) Cajus Fabricius; 2) Arminius, dabei trat eine neue Sängerin Masi auf. Wie<137> gewöhnlich fanden sich viele Fremde zum Karneval in Berlin ein, als: der Fürst-Bischof v. Schafgotsch, der Kammerherr v. Warkatsch aus Schlesien, der Fürst von Anhalt-Dessau etc.
10. Dezember 1746
Der König, in Begleitung des Kommandanten General Graf von Haake, besieht einen Platz vor dem Oranienburger Thore zum Bau des Invalidenhauses, welcher im folgenden Jahre (nicht 1745) begann.
18. Dezember 1746
An Voltaire:
"Maupertuis erholt sich - er ist unser Palladium und die schönste Eroberung, die ich in meinem Leben gemacht habe!"
18. Dezember 1746
Prinz Franz von Braunschweig in Berlin.
24. Dezember 1746
Der König nach Potsdam.
26. Dezember 1746
Nach Berlin.
31. Dezember 1746
Nachts nach der Redoute nach Potsdam.
B.
20. Dezember 1746
Die Markgräfin von Schwedt in Berlin.
24. Dezember 1746
Der Lieutenant von Trenk entweicht aus seiner Gefangenschaft in Glatz.
31. Dezember 1746
Befehl des Königs an Cocceji, ein deutsches allgemeines Landrecht, auf Vernunft und Landesverfassung gegründet, zu verfertigen und ihm vorzulegen. Unter demselben Datum erschien, als Anfang der neuen Justizverfassung: "Constitution, wie die Prozesse in Pommern nach Se. Majestät in Preußen vorgeschriebenen Plan in einem Jahre in allen Instanzien zu Ende gebracht werden sollen."
In diesem Jahre schrieb der König das Werk, welches nach seinem Tode unter dem Titel: "Geschichte meiner Zeit" in Druck erschien. In der Folge revidirte und verbesserte er es (1775). Die Einleitung zu der ersten Bearbeitung, die von dem, später im Druck erschienenen, Werke vorgesetzt und verschieden ist, hat der Minister von Herzberg in seinen mémoire historique sur la dernière année de la vie de Frédéric II.<138> (lu dans l'Academie le 25. Jan. 1787) aufbehalten.
Der holl. Gesandte, Baron v. Ginkel, erhält vom König eine prachtvolle Tabatiere mit des Königs Portrait.
Anmerkung zum Jahre 1746.
1) Hier in Kreuzburg wohnte der König bei dem Oberst-Lieutenant des damaligen Wartenbergschen, nachher Rosenbuschischen Husarenregiments, Friedrich von Schmidt (im Novbr. dieses Jahres erhob ihn der König in den Adelstand). Als dieser ihm seine zahlreiche Familie vorstellte, erbot sich der König bei dem ersten Sohn, der ihm wieder geboren würde, Gevatter zu stehen. Dies geschah am 7. Septbr. 1749 und der König beorderte den General von Wartenberg bei der Taufe den 26. Septbr. seine Stelle zu vertreten. Der Täufling, Friedrich Wilhelm von Schmidt, wurde später bei dem Regiment von Köseke (? vielleicht Köhler oder Brösigke?) angestellt. Dasselbe Haus, welches damals der Oberst-Lieut. v. Schmidt bewohnte und der dazu gehörige Garten, in welchem der König zu jener Zeit speiste, wurde 1777 zu dem Bau des Kreuzburger Armenhauses verwendet. Der Pastor, Wilhelm Amand Stöckel, bemerkt in der Predigt, welche er bei Einweihung der Kirche dieses Armen- und Arbeitshauses am 23. Mai 1779 gehalten (im Druck erschienen zu Brieg 1779), daß der König, als er damals in Kreuzburg gewesen, gerade an der Stelle, wo jetzt die Kanzel steht, seiner Nachtruhe genossen und da, wo jetzt der erste Speisesaal der Anstalt sich befindet und wo damals der Garten gewesen, in dem, darin befindlich gewesenen, Sommerhause eine vergnügte Abendmahlzeit gehalten habe.
Das Armenhaus hatte der König auf seine Kosten bauen lassen und es mittels eines Fundationsbriefes vom 24. März 1779 dem Herzogthum Schlesien geschenkt. Außerdem gab er der Anstalt noch eine ansehnliche Summe, ertheilte ihr auch die Accise- und einige andere Freiheiten. In Zimmermanns Beiträgen, Thl. 1., befindet sich eine Abbildung dieses, wirklich sehr schönen u nd ansehnlichen, Gebäudes.
<139>Januar 1747.
A.
2. Januar 1747
Der König von Potsdam nach Berlin.
13. Januar 1747
Abends nach der Oper nach Potsdam.
16. Januar 1747
Von Potsdam nach Berlin.
31. Januar 1747
Nach der Redoute nach Potsdam.
B.
8. Januar 1747
Marquis d'Argens kommt von Dresden zurück.
24. Januar 1747
Kabinetsordre an das General-Direktorium, daß die Fiskale bei den Kammern und Collegiis hinführo nicht mehr Leute wegen geringer Fehler zur solennen Inquisition ziehen oder ihnen Chikanen machen, widrigenfalls sie gestraft werden sollen.
Befehl zur Urbarmachung der Oderbrüche bei Stettin, Garz, Dam, Gollnow, Greifenhagen etc.
Februar.
A.
1. Februar 1747
Die Prinzen Heinrich und Ferdinand, Brüder des König's, nach Potsdam zum König bis den 8ten.
8. Februar 1747
Der Reichsgraf von Finkenstein, bisheriger Gesandte in Schweden, nach Potsdam zum König.
17. Februar 1747
Maupertuis nach Potsdam zum König.
22. Februar 1747
An Voltaire:
"Die Arbeit, mit der ich mich beschäftige, gehört nicht zu den Memoiren und nicht zu den Kommentaren, ich selbst komme fast gar nicht darin vor. Ich schildere den Umsturz von Europa im Großen und habe mich bemüht, die Lächerlichkeiten und Thorheiten, die in dem Betragen seiner Herrscher sichtbar sind, zu zeichnen - ich habe einen Anfall von einer Hemiplexie gehabt."
24. Februar 1747
D'Arget nach Potsdam zum König.
B.
22. Februar 1747
Der Marquis St. Germain kommt aus Dresden in Berlin an.
<140>März.
A.
3. März 1747
Minister von Podewils mit dem russ. Gesandten von Kayserling zum König nach Potsdam (bis d. 4ten) Kaiserling erhält Audienz.
6. März 1747
Der französische Gesandte Valori zum König nach Potsdam (bis den 7ten).
15. März 1747
Der König nach Berlin.
18. März 1747
Algarotti, in Berlin angekommen, wird vom König nach Potsdam eingeladen.
19. März 1747
Maupertuis und Algarotti zum König nach Potsdam.
21. März 1747
Herzog von Holstein-Beck nach Potsdam zum König.
25. März 1747
Der König in Berlin.
28. März 1747
Nach Potsdam.
B.
3. März 1747
Der König kauft Stadt und Herrschaft Schmiedeberg in Schlesien von dem Grafen Tschernin.
7. März 1747
Edikt, daß die Selbstmörder ein stilles und ehrliches Begräbniß haben sollen.
7. März 1747
Ernennung des Ministers von Cocceji zum Großkanzler, welche Würde bisher im preuß. Staat noch nicht bestanden hatte. Er erhielt zugleich den schwarzen Adlerorden.
7. März 1747 und 8. März 1747
Nachts stirbt der Minister von Bork.
April.
A.
5. April 1747
Der König von Potsdam nach Berlin.
7. April 1747
Nach Charlottenburg und Potsdam.
8. April 1747
Kabinetsordre an den Bibliothekar Neumann in Berlin, daß er die besten alten Chroniken etc. von der Churmark immeadiate an Se. Majestät übersenden soll.
19. April 1747
Von Potsdam über Spandau nach Berlin, in seinem Gefolge sind Darget, Bielfeld und Pöllnitz.
20. April 1747
Über Charlottenburg nach Potsdam, ihm folgen die Prin<141>zen Ferdinand und Heinrich, des Königs Brüder, desgl. Prinz Ferdinand von Braunschweig, Maupertuis, Algarotti, v. Pöllnitz, v. Rothenburg, v. Winterfeld etc.
B.
6. April 1747
Im Opernhause wird das, zum Geburtsfest der Königin Mutter verfertigte, Singspiel le feste galanti aufgeführt.
9. April 1747
Stirbt der Fürst Leopold von Dessau. Maupertuis erhält den Orden pour les mérites, Algarotti erhält denselben Orden und die Kammerherren-Würde.
10. April 1747
Läßt sich der König 23, zur Brandenburgschen Geschichte gehörige, Werke von der Berliner Bibliothek nach Potsdam bringen und behält sie bis den 18ten.
22. April 1747
Der schwedische Gesandte von Rudenscöld und der Prälat vom Jesuiterkollegio in Glogau, Karl Regent zum König nach Potsdam.
24. April 1747
Schreibt an Voltaire:
"Ich habe die Semiramis bekommen, ich bin jetzt in die Geschichte vertieft, studiere in ihr und schreibe für sie."
25. April 1747
Der holländische Gesandte von Ginkel stirbt in Berlin.
27. April 1747
Der Major von Pannewitz, die Lieutenants May und von Holzendorf, sämmtlich von der Artillerie, zum König nach Potsdam, um ihre Abfertigung zur Reise nach Brabant, wohin sie als Volontairs gehen, zu erhaltenen.
Mai.
A.
1. Mai 1747
Der König bezieht Sanssouci zum ersten Mal und giebt große Mittagstafel von 200 Couverts, auch war Conzert. Die regierende Königin war nicht zugegen.
3. Mai 1747
Über Spandau nach Berlin.
4. Mai 1747
Nach Potsdam.
6. Mai 1747
Maupertuis und der holländische Major von Rößler zum König nach Potsdam.
<142>7. Mai 1747 und 8. Mai 1747
Bach im Conzert beim König in Potsdam.
10. Mai 1747
Von Potsdam nach Charlottenburg.
?? Mai 1747
Nach Potsdam.
19. Mai 1747
Musterung bei Potsdam.
19. Mai 1747 und 20. Mai 1747
Erstes Nachtlager des Königs in Sanssouci mit seinen Brüdern, den Prinzen Heinrich und Ferdinand.
21. Mai 1747
Aus Potsdam in Charlottenburg und Berlin bei der Königin Mutter in Monbijou, und Abends nach Charlottenburg.
23. Mai 1747
Abends 8 Uhr von Charlottenburg in Berlin, wo er den kranken General v. d. Golz besucht und dann bei der Königin Mutter in Monbijou speist.
24. Mai 1747
Revue bei Berlin, welche die regierende Königin mit ansieht und vor welcher die Truppen defiliren und salutiren.
25. Mai 1747 bis 29. Mai 1747
Revue etc. bei Berlin.
29. Mai 1747
Der König besieht den Platz, welcher zum Bau der katholischen Kirche bestimmt ist.
30. Mai 1747
Besieht er den Bau des Invalidenhauses.
31. Mai 1747
Bei der Königin Mutter in Monbijou.
B.
2. Mai 1747
General von Haake legt den Grund zum Invalidenhause.
11. Mai 1747
Stirbt der General-Major und Commendant von Neisse, Friedrich Julius von Schwerin, 47 Jahre alt.
26. Mai 1747
Werden die alten Fahnen der Garde aus Potsdam nach Berlin in das Zeughaus gebracht.
29. Mai 1747
Allianz-Traktat mit Schweden.
Die Majors v. Zastrow und v. Dequede, desgl. die Capitains v. Schlieben, v. Cöller, v. Benecke, v. Butzky, v. Bandemer und v. Wedel erhalten das Gnadenkreuz.
Die Schützen-Gesellschaft, welche 1722 aufgehoben wurde, wird wieder hergestellt.
<143>Juni.
A.
1. Juni 1747
Der König nach Potsdam.
8. Juni 1747
Maupertuis zum König nach Potsdam.
11. Juni 1747
Der König von Potsdam nach Brandenburg - Musterung.
12. Juni 1747
Von Brandenburg nach Magdeburg.
13. Juni 1747 bis 17. Juni 1747
Revue bei Magdeburg.
18. Juni 1747
In Potsdam.
21. Juni 1747
Von Potsdam nach Charlottenburg und Berlin - bei der Königin Mutter in Monbijou und nach Charlottenburg zurück.
22. Juni 1747
Nach Potsdam.
B.
1. Juni 1747
Der König läßt durch d'Arget seinen Aufsatz l'abregé de l'histoire de Brandebourg in der Akademie vorlesen.
26. Juni 1747
Edikt, daß hinführo bei Sr. Majestät dem König keine Supplikate, welche nicht von vereideten Advokaten unterschrieben sind, eingereicht werden sollen.
27. Juni 1747
Kommen 48 Kolonisten Familien aus Zweibrücken in Berlin an.
27. Juni 1747
Die, vor Kurzem vom König erkaufte, Stadt Schmiedeberg wird zur Königl. Immediat-Stadt erklärt.
Juli.
A.
Juli 1747
Der König in Potsdam.
7. Juli 1747
Von Potsdam nach Ruppin.
8. Juli 1747
In Ruppin Musterung und von da nach Stettin.
10. Juli 1747
In Stettin - Musterung.
15. Juli 1747
Aus Pommern in Charlottenburg zurück.
<144>17. Juli 1747
Nach Potsdam, dahin auch die Prinzen Heinrich und Ferdinand; desgl. auch Algarotti, Pöllnitz, Maupertuis, d'Arget.
26. Juli 1747
Der Generalfeldmarschall von Kalkstein nach Potsdam zum König.
B.
6. Juli 1747
Publikation des Projekts eines Codicis Fridericiani Pomeranici.
13. Juli 1747
General von Haake legt den Grundstein zur katholischen Kirche in Berlin.
16. Juli 1747
Letzter Gottesdienst in der alten Domkirche (auf dem Schloßplatze), welche bald nachher abgebrochen wird.
August.
A.
1. August 1747
Aus Potsdam in Charlottenburg und Berlin bei der Königin Mutter - besucht auch den kranken General v. d. Golz - geht nach Charlottenburg zurück.
2. August 1747
Die beiden Königinnen und sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen etc. nach Charlottenburg.
3. August 1747
Der König nach Berlin, den kranken General v. d. Golz zu besuchen und nach Charlottenburg zurück.
3. August 1747 bis 8. August 1747
In Charlottenburg Feste, Konzerte, ital. Oper, Illumination. Redoute etc.
8. August 1747
Die Königinnen etc. nach Berlin zurück.
9. August 1747
Der König von Charlottenburg nach Potsdam.
12. August 1747
Algarotti und Maupertuis zum König nach Potsdam.
15. August 1747
Die Markgräfin von Baireuth langt in Potsdam an.
16. August 1747
Luftattake auf das Dorf Bornstädt, wobei der König und viele Generäle zugegen sind.
17. August 1747
Der König und die Markgräfin von Baireuth nach Berlin, wo auch die Markgräfin von Schwedt ankommt. Alle bei der Königin Mutter in Monbijou.
19. August 1747
Der König etc. bei seiner Gemalin im Konzert.
20. August 1747
Nach Potsdam.
<145>21. August 1747
Aus Potsdam in Charlottenburg, wohin auch die Königl. und Markgräfl. Herrschaften aus Berlin folgen.
25. August 1747
Große Feste in Charlottenburg.
25. August 1747
Der König und alle Herrschaften nach Berlin, an diesem Tage besieht der König den Bau des Invalidenhauses.
28. August 1747
Große Feste in Berlin.
29. August 1747
Von Berlin nach Küstrin, wohnt in dem Weinberg des Herrn von Knobelsdorf.
30. August 1747
Von Küstrin nach Frankfurt a. d. O. und nach Crossen mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand; vorher besuchte er den General von Rothenburg.
30. August 1747
In Glogau.
B.
4. August 1747
Stirbt der General v. d. Golz, 45 Jahre alt, in Berlin. Das Regiment Gensd'armen, dessen Chef er war, erhielt vom König den Befehl, daß alle Offiziere ihren verstorbenen Chef mit einem Flor um den Arm betrauern sollen. Es wird hinzugesetzt, daß ein Major, der sich dessen geweigert, kassirt worden sei (?). Der König hat eine Lobrede auf v. d. Golz geschrieben und in der Akademie der Wissenschaften vorlesen lassen.
7. August 1747
Stirbt der Generalfeldmarschall und Gouverneur von Berlin, Caspar Otto v. Glasenapp, 83 Jahre alt.
27. August 1747
Kommen über 200 Kolonisten vom Ober-Rhein in Berlin an.
September.
A.
1. September 1747
In Lüben - Ankunft in Breslau zur Musterung, nimmt sein Hauptquartier in Gräbschen.
4. September 1747
Von Gräbschen in Breslau.
6. September 1747
Von Breslau in Brieg.
7. September 1747
Musterung in Brieg.
8. September 1747
In Kosel und ab nach Neisse.
11. September 1747
Über Frankenstein nach Glatz.
13. September 1747
In Schweidnitz.
<146>14. September 1747
Über Jauer nach Glogau.
16. September 1747
In Frankfurt a. d. O., besucht den kranken Gen. Geßler - Ankunft in Berlin.
17. September 1747
Nach Potsdam, dahin gehen auch Maupertuis, Algarotti, Winterfeld, Pöllnitz, Herzog von Holstein-Beck und den 18ten, Oberst v. Marschall.
22. September 1747
Der Erbprinz von Sachsen-Coburg und dessen Bruder, Christian Franz beim König in Potsdam.
B.
1. September 1747
Edikt wegen Begünstigung der anziehenden Kolonisten.
18. September 1747
Erstes, wieder erlaubtes, Königschießen in Berlin. Der General von Haake schießt im Namen des Königs und wird König.
27. September 1747
Dem, am 29. Mai etc. mit Schweden geschlossenen, Traktat werden noch einige Artikel zugesetzt
28. September 1747
Stirbt in Breslau der Kardinal Bischof von Breslau, Graf v. Sinzendorf, an dessen Stelle bald nachher der bisherige Coadjutor, Graf Philipp Gotthard von Schafgotsch trat.
Der Generalmajor von Treskow, Oberstlieutenant von Seers erhielten den Orden pour les mérites, desgl. der Oberst von Brandis.
Die, vorher in russischen Dienst gestandenen, Engländer von Drummund und Grand nimmt der König als Flügeladjutanten mit Capitainsrang in seine Dienste.
Oktober.
A.
Oktober 1747
In Potsdam.
5. Oktober 1747
Der Abt Bastiani aus Breslau kommt nach Potsdam.
16. Oktober 1747
Der König aus Potsdam in Berlin, speist mit seiner Gemalin bei der Königin Mutter in Monbijou.
17. Oktober 1747
Der König besucht die Werkstatt des Bildhauer Adami, welcher die, für Sanssouci bestimmten, Statuten verfertigt. Mittags speis't der, den 14ten aus Petersburg<147> angekommene, russische General von Keith beim König. Nachmittag geht der König nach Potsdam.
19. Oktober 1747
Der (nunmehrige) preuß. Generalfeldmarschal Jakob v. Keith nach Potsdam zum König 1) 147-+
19. Oktober 1747
General v. Ziethen geht mit einer Escadron Husaren nach Potsdam, um daselbst die Revue zu passiren (bis den 21sten.)
23. Oktober 1747
Der schwedische Gesandte von Rudenscöld geht nach Stockholm zurück. Von seiner Abschiedsaudienz, die er einige Tage vorher bei'm König gehabt hatte, heißt es: "Der Abschied war ein rührender Anblick. Der König, ganz bewegt, lies ihm nicht Zeit auszureden, ging auf ihn zu, umarmte ihn zärtlich und redete zu ihm in einer, unter solchen Umständen so natürlichen als bei den erlauchten Sklaven der Etiquette und des Ceremoniels so seltenen, Sprache."
Der Graf nahm, kurz vor seiner Abreise, noch einmal schriftlich vom König Abschied. In der Antwort, welche er darauf vom König erhielt, sagt dieser: "Soyez persuadé, que je m'occouperai toujours de vous, et que le ministre et l'homme aimable ont également droit à mon Souvenir."
29. Oktober 1747
Läßt der König durch den General von Haake mehrere tausend Thaler unter die Wittwen und Waisen der, im Kriege gebliebenen, Soldaten vertheilen.
B.
7. Oktober 1747
Stirbt der Geh. Kriegsrath (Kabinetsrath) Schumacher.
8. Oktober 1747
Wird der Grundstein zur neuen Domkirche im Lustgarten gelegt.
9. Oktober 1747
Stirbt der General Otto, Fr. v. Ceps, im Forste.
17. Oktober 1747
Der Abt Bastiani nach Breslau zurück.
29. Oktober 1747
Kommen 150 Kolonisten mit Frauen und Kindern aus Frankfurt a. M. in Berlin an.
<148>November.
A.
1. November 1747
Aus Potsdam in Berlin bei der Königin Mutter.
3. November 1747
Nach Potsdam.
17. November 1747
D'Arget nach Potsdam zum König.
21. November 1747
Der König von Potsdam nach Berlin.
23. November 1747
Nach Potsdam.
30. November 1747
Der König feiert das Fest des russ. Ritterordens von St. Andreas in seinen Zimmern.
B.
5. November 1747
Es kommen 18 Wagen mit Kolonisten aus Thüringen in Berlin an.
18. November 1747
Verordnung, daß der Akademie der Wissenschaften die Censur aller, in der preußischen Monarchie erscheinenden, Schriften übertragen werden soll.
27. November 1747
Der neue schwedische Gesandte von Höpken und der Generalmajor Fouqué nach Potsdam.
December.
A.
Dezember 1747
In Potsdam.
6. Dezember 1747
In Berlin bei der Königin Mutter.
23. Dezember 1747
Nach Potsdam.
25. Dezember 1747
Aus Potsdam in Berlin.
B.
4. Dezember 1747
Der König läßt abermals Geld unter die Soldaten-Wittwen und Waisen austheilen.
8. Dezember 1747
Verordnung, daß Niemand sich mit der, im Reiche errichteten, sogenannten Dukaten-Societät einlassen soll.
13. Dezember 1747
Marquis d'Argens kommt aus Paris zurück.
22. Dezember 1747
Generalfeldmarschall von Schwerin kommt in Berlin an.
Die Ordnung des Karnevals, welcher in diesem Jahre erst den 10. Dezbr. seinen Anfang nahm, war folgende:
Sonntag Cour bei der regierenden Königin, Montag franz. Schauspiel, Dienstag Redoute, Mittwoch franz. Schauspiel, Freitag Redoute, Sonnabend Ruhetag.
<149>22. Dezember 1747
Wurde die Änderung gemacht, daß Montag und Freitag Oper sein solle. Es wurde die Oper Cinna gegeben, gedichtet von dem Hofpoeten Leopold Villati und das Singespiel le feste galanti.
Die neu engagirte Sängerin Astrua trat jetzt zum ersten Mal auf. Von den übrigen Künstlern sagt die Zeitung: "daß die, aus Paris angelangten, Figurantinnen Mademoiselle Cinnois (Cochois?) Giraut und le Roi, wie auch der neue Balletmeister Sodi (?) und die andern Tänzer Msr. Baucher, Giraut, du Bois und le Feuvre, das allgemeine Wohlgefallen an den Balleten vermehren helfen, wie denn sonderlich die ganz ungemeine Stärke in Springen des Herrn Balletmeisters Jedermann Erstaunen erweckt."
In diesem Jahre erschien die Schrift des Königs über die Gründe: Gesetze einzuführen und abzuschaffen.
Anmerkung zum Jahre 1747.
Jakob von Keith, geboren 1696, war der jüngste Sohn Wilhelm Keiths, Lord Marschalls von Schottland.
Da er in den Unruhen der mißvergnügten Schotten verwickelt war, verließ er 1716 sein Vaterland, trat erst in spanische dann in russische Militairdienste und in diesem Jahre, als Feldmarschall, in preußische. Er starb den 14. Oktbr. bei Hochkirch den Heldentod.
Ein Vetter des Feldmarschalls, der großbritannische Gesandte am Wiener Hofe, Lord Keith, hat ihm später ein schönes Denkmal errichten lassen. Es ist in Dresden nach Öser's Zeichnung verfertigt (bis auf die Urne, welche in Leipzig gemacht worden). Auf einem Piedestal' von grauem Marmor steht von weißem Marmor eine Urne, an welcher zwei trauernde Genien ruhen. Die goldene Inschrift (welche Ernesti verfertigt hat) auf einer schwarzen Platte ist diese:
<150> Jacobo Keith
Guilielmio Com. Maresc. Hered. Regni Scotiae
Et Mariae Drumond Filio
Friderici Borussourm Regis
Summo Exercitus Praefecto
Viro
Antiquis Moribus Et Militari Virute
Claro
Dum Praeli Non Procul Hinc
Inclinatam Suorum Aciem
Mente Manu Voce Et Exemplo
Restituebat
Pugnans Ut Heroas Decet
Occubuit. D. XIV. Octobris.
A. MDCCLVIII.
Im Dezember 1776 wurde es auf dem Kirchhofe zu Hochkirchen aufgerichtet, später ist es von da weggebracht worden und steht jetzt in der Kirche dieses Dorfes hinter dem Altar.
Januar 1748.
A.
Januar 1748
Der König in Berlin.
5. Januar 1748
Abends nach der Oper speisten bei dem Könige an der sogenannten Considenztafel die Frau von Camas, Frau Generalin von Haake, Frau Oberstin von Kannenberg, der Graf von Münchow, die Generale von Rothenburg, von Fouqué, von Kyau und der Herr von Maupertuis.
13. Januar 1748
Nach Potsdam.
15. Januar 1748
Von Potsdam nach Berlin, speist bei der Königin Mutter.
16. Januar 1748
Der König bei der Taufe des, am 30. Dezbr. 1747 geborenen, Sohnes seines Bruders, des Prinzen August Wilhelm, welcher die Namen: Friedrich Heinrich Karl erhielt. Der König selbst hielt ihn über die Taufe und schenkte ihm nachher den schwarzen Adlerorden.
<151>17. Januar 1748
Der König bei dem Vermählungsfeste des Adjutanten Baron von Lentulus 1) 151-+ mit der Baroneß Maria Anna von Schwerin, Tochter des Oberstallmeisters Bogislaf Friedrich von Schwerin.
Auf Anordnung des Königs bringen 13 Schweizer dem von Lentulus einen großen Schweizerkäse, begleitet von einem Gedicht des Königs an die Baronesse v. Schwerin (s. die Poesies diverses).
24. Januar 1748
Geburtsfeier des Königs - große Mittagstafel bei der Königin Mutter und Abends bei der regierenden Königin. Vorher franz. Schauspiel: l'enfant prodiqué.
29. Januar 1748
Nach der Oper speisen beim König an der Confidenztafel die Frau Generalin von Dänhof (Wittwe), die Oberstinnen v. Kannenberg und v. Buddenbrok, Fräulein v. Schack, ehemalige Staatsdame bei der regierenden Königin, ferner die Generale v. Rothenburg, v. Fouque, Oberst v. Buddenbrock und Kammerherr v. Pöllnitz.
30. Januar 1748
Der König speist bei der Königin Mutter und geht dann nach Potsdam.
B.
23. Januar 1748
Stirbt der Probst Roloff, Beichtvater der Königin Mutter.
25. Januar 1748
Der König läßt seine Schrift: la vie de Frédéric Guilaume le grand von d'Arget in der Akademie der Wissenschaften vorlesen.
Der Kriegs- und Domainenrath Nölten wird zum Kabinetsrath ernannt.
Dem, am 13ten getauften, Sohn des Generalmajor v. Forcade schenkt der König die Drostei-Neuhof im Cleveschen als Pathengeschenk.
<152>Februar.
A.
1. Februar 1748
In Potsdam.
28. Februar 1748
Aus Potsdam in Berlin mit - ihm v. Keith, Stille, Winterfeld, Buddenbrock, Algarotti etc. Der König speis't bei der Königin Mutter.
29. Februar 1748
Nach Potsdam.
B.
1. Februar 1748
Der König schenkt dem General Fouqué ein silbernes Servis, eine kostbare Tabatiere und Hautelis-Tapeten.
7. Februar 1748
Kam der, vom König hieher berufene, Doktor la Metrie in Berlin an 2) ).
10. Februar 1748
Edikt, wegen Feststellung verschiedener Obliegenheiten der Bauern gegen den Adel.
10. Februar 1748
Der General v. Wallrave wird verhaftet (s. oben unter Berichtigungen). Er saß in der, von ihm selbst erbauten, Sternschanze auf der Festung Magdeburg bis an seinen, 1773 erfolgten, Tod.
12. Februar 1748
Feldmarschall Keith und Algarotti nach Potsdam zum König.
18. Februar 1748
Lord George Keith (bekannter unter dem Namen Lord Marschall), Bruder des Feldmarschalls, kommt aus Italien in Berlin an. Er erwarb sich in der Folge die Freundschaft des Königs in einem so hohen Grade, wie sie nur Wenigen zu Theil geworden 3) ).
März.
A.
März 1748
Der König in Potsdam.
4. März 1748
Marquis d'Argens, Bielfeld, Maupertuis zum König nach Potsdam.
12. März 1748
Der König in Berlin bei der Königin Mutter. Abends wohnte er der Probe der Oper: das galante Europa, bei.
13. März 1748
Nach Potsdam.
15. März 1748 und 17. März 1748
Wurde auf dem Potsdamer Schloßtheater gegeben: ein italienisches Intermezzo: die herrschende Magd. Die agirenden Personen waren: Dem. Rosa Rincineti und Msr. Dominico Crichi, beide aus Bologna.
<153>16. März 1748 und 18. März 1748
Wurde in Potsdam von dem Hofschauspielern die Schule der Welt aufgeführt.
22. März 1748
Fürst Moriz von Dessau bei'm König in Potsdam.
25. März 1748
Der König in Berlin bei der Königin Mutter.
26. März 1748
In der Probe der Oper: das galante Europa. Abends speiste der König bei der Königin Mutter in Gesellschaft der regier. Königin und der Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses.
27. März 1748
Geburtstagsfeier der Königin Mutter bei der regierenden Königin. Auf der Tafel befanden sich als Desert Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Weintrauben etc., Alles aus den Treibhäusern zu Sanssouci.
28. März 1748
Der König besucht den Herzog von Holstein-Beck und geht dann nach Potsdam.
29. März 1748
Marquis d'Argens nach Potsdam.
B.
1. März 1748 bis 6. März 1748
Edikt, wornach sich sämmtliche Justizkollegien in Beobachtung Königl. Befehle, Verordnungen und Reglements, nicht minder die Fiskale, zu verhalten haben. Die Fiskale sollen ihr Amt pflichtmäßig beobachten, es soll ihnen doch dabei eingebunden werden, von dieser unsrer Willensmeinung keinen unrechten und üblen Gebrauch zu machen etc. Sie sollen sich auch enthalten, wegen Kleinigkeiten und geringschätziger Sachen weitläufige und chikaneuse Prozesse anzustellen, vielmehr in den Schranken der Vernunft und pflichtmäßiger Beobachtung ihres Amtes bleiben etc.
10. März 1748
Die Verordnung vom 18. Novbr. 1747, wegen der Censur wird ausgehoben.
12. März 1748
Wird den Predigern bei schwerer Strafe verboten, daß sie Keinen eigenmächtig und ohne Rückfrage bei dem Consistorio a sacris arciren sollen.
Der, vom König aus Paris hieher berufene, Kunstmaler Vaneau ist in Berlin angekommen.
<154>April.
A.
April 1748
Der König in Potsdam.
17. April 1748
Aus Potsdam in Berlin, besucht den Minister von Podewils.
18. April 1748
Nach Potsdam.
26. April 1748
Speis't mit verschiedenen Prinzen in Sanssouci.
28. April 1748
Feldmarschall von Schwerin kommt zum König nach Potsdam.
B.
3. April 1748
Publikationspatent des Projekts des Codicis Fridericiani Marchici, worin zugleich gesagt wird, daß den Collegien, den Landständen und einem Jeden freistehen soll, binnen Jahresfrist monita zu verfertigen und einzusenden etc. bis zu deren Einlaufung und Regulirung soll jedoch nach diesem Projekt verfahren werden.
In diesem Codex kommen auch folgende Stellen vor: Vorgedachtem unserm Kammergericht ertheilen wir hiermit eine vollkommene Macht und Autorität an Unsrer Statt und in Unserm Allerhöchsten Namen alle dahin gehörigen Justizsachen zu entscheiden und zur gebührenden Exekution zu bringen. Sie müssen aber allen Menschen ohne Ansehn der Person, Großen und Kleinen, Reichen und Armen gleiche und unpartheiische Justiz administriren, so wie sie gedenken solches vor dem gerechten Richterstuhle Gottes zu verantworten, damit die Seufzer der Wittwen und Waisen auch andrer Bedrängten nicht auf ihr und ihrer Kinder Haupt kommen mögen. Sie sollen auch auf keine Rescripte, wenn sie schon aus unserm Kabinet herrühren, die geringste Reflexion machen; wenn darin etwas wider die offenbaren Rechte sub- und obrepirt worden oder der strenge Lauf des Rechts dadurch gehindert und unterbrochen wird, sondern sie müssen nach Pflicht und Gewissen weiter verfahren, jedoch von der Sache Bewandtniß sofort berichten. Insbesondere aber soll unser Kammergericht<155> und andere Gerichte in allen Sachen und rechtlichen Handlungen zwischen unserm Fisko an einem und zwischen unsern Vasallen und Unterthanen am andern Theile, es sei der Fiskus selbst Aktor, oder einem Andern zur Assistenz gegeben, lediglich die Justiz, als auf welche sie geschworen und beeidet sind, zum Augenmerk haben und auf keine, wider die Justiz laufende, Verordnungen reflektiren, weil ihnen solche Verordnungen so wenig als unser, etwa vorgeschütztes, Interesse zu keiner Entschuldigung dienen sollen.
10. April 1748
Von jedem Regiment der Berliner Garnison gehen 2 Adjudanten, 4 Feldwebel und 10 Fahnejunker nach Potsdam, um daselbst in einigen neuen Kriegsübungen unterrichtet zu werden.
14. April 1748
Der Druck aller anstößigen und Schmähschriften wird verboten.
16. April 1748
Der ehemalige russische Oberst von Keith, Vetter des Marschalls, kommt nach Berlin.
23. April 1748
Der Gouverneur des Prinzen Ferdinand und Curator der Königl. Universitäten, Legationsrath von Bielfeld wird in den Freiherrnstand erhoben.
Mai.
A.
1. Mai 1748
In Berlin angekommen, giebt der König dem engl. Minister, Hrn. Legge, die erste Audienz.
2. Mai 1748
Nach Potsdam.
11. Mai 1748
Giebt dem engl. Gesandten etc. Legge die zweite Audienz. Musterung in Potsdam.
22. Mai 1748
Aus Potsdam in Charlottenburg und Berlin bei der Königin Mutter in Monbijou, dann nach Charlottenburg.
26. Mai 1748
Von Charlottenburg in Berlin.
27. Mai 1748 bis 31. Mai 1748
Musterung in Berlin.
B.
16. Mai 1748
Milord Marschall kommt von Frankfurt a. d. O. in Berlin an.
<156>18. Mai 1748
Patent, wodurch die neue Einrichtung der Justiz in der Chur- und den übrigen Marken etc. die Errichtung eines Pupillenkollegiums etc. und die Abschaffung der Prokuratoren in Justizsachen bekannt gemacht wird.
20. Mai 1748
Veränderte Einrichtung des Kammergerichts.
20. Mai 1748
Neue Instruktion für das Generaldirektorium.
30. Mai 1748
D'Arget lies't den Aufsatz des Königs: la vie de Frédéric I. in der Akademie vor.
Der Generallieutenant und Hofjägermstr., Graf von Haak, erhält den schwarzen Adlerorden.
Juni.
A.
Juni 1748
Der König in Berlin.
3. Juni 1748
Nach Potsdam.
24. Juni 1748
Überschickt der König dem Großkanzler Cocceji die große Medaille in Gold, welche er auf die Justizverbesserung hat schlagen lassen.
24. Juni 1748
Der König reist über Brandenburg nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Musterung.
25. Juni 1748
In Burg. In Magdeburg und Pitzpuhl.
30. Juni 1748
Rückkunft in Potsdam.
B.
6. Juni 1748
56 Kolonistenfamilien aus der Pfalz und Darmstadt kommen in Berlin an.
9. Juni 1748
120 Kolonisten aus der Pfalz kommen in Berlin an.
19. Juni 1748
Der Herr von Neal aus dem Haag kommt nach Berlin.
20. Juni 1748
Kommen wieder 35 Kolonistenfamilien - 211 Personen aus der Pfalz und dem Darmstädtschen an.
Der König läßt viele tausend fremde Weinstöcke unter die Weinbergsbesitzer bei Potsdam vertheilen.
Der König schenkt dem Herrn v. Maupertuis zwei silberne Globen aus den Zimmern Friedrichs I. (für die Akademie). Major von Pelling erhält den Orden pour les mérites.
<157>13 Kolonistenfamilien (52 Personen) treffen aus dem Zweybrückschen in Berlin ein.
Der Generallieutenant v. Bredow erhält den schwarzen Adlerorden.
Juli.
A.
Juli 1748
Der König in Potsdam.
5. Juli 1748
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.
7. Juli 1748
Nach Stettin.
8. Juli 1748 bis 11. Juli 1748
Musterung bei Stettin.
11. Juli 1748
Ankunft in Oranienburg.
12. Juli 1748
Über Charlottenburg in Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.
14. Juli 1748
Nach Potsdam.
18. Juli 1748
Speist in Sanssouci mit dem Bischof von Breslau, Grafen Schafgotsch und dem bairischen Minister von Beckers, dem er sein Portrait schenkt.
19. Juli 1748
Italienisches Schauspiel in Potsdam.
27. Juli 1748
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.
28. Juli 1748
Nach Potsdam - in der Oper Galathe und Alcides.
30. Juli 1748
In Potsdam ital. Intermezzo Don Tabarano.
B.
5. Juli 1748
Die berühmte Tänzerin Barberini geht mit ihrer Schwester nach England.
10. Juli 1748
Stirbt in Königberg der Generalfeldmarschall, Christoph v. Flanß.
56 Kolonistenfamilien aus der Pfalz und dem Darmstädtschen kommen in Berlin an.
11. Juli 1748
Im Opernhause Galathee und Alcides.
La Metrie, Passavant und Battier werden als ordentliche Mitglieder in die Akademie aufgenommen.
Der, in russ. Dienst gestandene, Oberstlieutenant von Keith tritt in preuß. Dienste.
<158>August.
A.
August 1748
Der König in Potsdam.
5. August 1748
Aus Potsdam in Charlottenburg und Berlin, speis't bei der Königin Mutter in Monbijou und geht nach Charlottenburg zurück.
6. August 1748
Beide Königinnen und sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen nach Charlottenburg, desgl. auch der Herzog von Holstein-Beck, Maupertuis, d'Argens, Keith, Lord Marschall etc. Den 9ten folgen dahin auch die sämmtlichen fremden Gesandten.
12. August 1748
Verschiedene Feste in Charlottenburg, darunter auch die zwei Vorstellungen Galatea und Alcides, das Intermezzo il matrimonia per forza etc.
12. August 1748
Der König nach Potsdam und die andern Herrschaften nach Berlin.
18. August 1748 und 19. August 1748
Manövre bei Potsdam.
24. August 1748
In Sanssouci Abschiedsaudienz des schwedischen außerordentlichen Envoyé, Baron von Hopken.
31. August 1748
Aus Potsdam in Berlin, besucht den kranken Prinzen von Preußen - speis't bei der Königin Mutter in Monbijou.
B.
14. August 1748
Erschien die Instruktion des Königs an seine Generale.
15. August 1748
Der franz. Gesandte von Valori reist über Potsdam nach Frankreich.
September.
A.
1. September 1748
Nach Frankfurt und Crossen.
2. September 1748
Von Crossen nach Glogau.
3. September 1748
Musterung in Glogau.
3. September 1748
Von Glogau nach Breslau.
4. September 1748
In Neukirch bei Breslau.
6. September 1748
Ankunft in Breslau.
8. September 1748
Von Breslau nach Brieg.
<159>9. September 1748 bis 12. September 1748
In Neisse - besucht den kranken General von Treskow.
12. September 1748
Von Neisse über Camenz nach Glatz.
13. September 1748
Musterung bei Glatz, wohnte bei dem Kommandant, Gen. von Fouqué - ab nach Schweidnitz.
14. September 1748
In Schweidnitz, von hier aus besucht er das Schloß Fürstellstein.
18. September 1748
Ankunft in Berlin, Abends im Schauspiel la femme Juge et Partie.
19. September 1748
Nach Potsdam.
25. September 1748
Feldmarschall v. Kalkstein zum König nach Potsdam.
B.
September 1748
Der König ließ unter das Dragoner Regiment Jung-Würtemberg, in Erinnerung seines tapfern Verhaltens in der Aktion bei Jägerndorf, eine ansehnliche Summe Geld austheilen.
Der König schenkt dem ehemaligen Leibpagen, Capitain v. Sidow, einige tausend Thaler und einen goldnen, reich mit Brillanten besetzten, Stockknopf von großem Werth.
Gen. v. Bonin, Chef eines Dragonerregiments, erhält den schwarzen Adlerorden.
30. September 1748
Maupertuis reist nach Paris.
30. September 1748
Wurde der berüchtigte Käsebier in Berlin ausgestäupt und nach Stettin auf die Festung gebracht; im 7jährigen Krieg wurde er losgelassen und soll bei der Armee "zu geheimen Verrichtungen" gebraucht worden sein.
Oktober.
A.
Oktober 1748
Der König in Potsdam.
11. Oktober 1748
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.
12. Oktober 1748
Nach Potsdam.
30. Oktober 1748
Aus Potsdam in Berlin.
31. Oktober 1748
Nach Potsdam.
<160>B.
2. Oktober 1748
Zwei Grafen von Lamberg in Potsdam und Sanssouci.
15. Oktober 1748
Edikt wegen Einführung des Codicia Fridericiani bei den Untergerichten.
Der Abt Bastiani, welcher vor Kurzem aus Breslau bei dem König angekommen war, kehrt dahin zurück.
18. Oktober 1748
Trafen 18 Kolonistenfamilien von Heilbrunn ein.
November.
A.
November 1748
Der König in Potsdam.
18. November 1748
Aus Potsdam in Berlin bei der Königin Mutter.
19. November 1748
Nach Potsdam.
B.
14. November 1748
Der König läßt durch den General von Haake wieder einige tausend Thaler unter die Soldaten-Wittwen und Waisen austheilen.
15. November 1748
Geschah die feierliche Einführung der Invaliden in das neuerbaute Invalidenhaus vor dem Oranienb. Thore 4) ).
17. November 1748
Einweihung der lutherischen Kirche im Invalidenhause.
18. November 1748
Stirbt in Königsberg der Staatsminister etc. Friedrich von Tettau, Ritter des schwarzen Adlerordens, 83 Jahr alt.
22. November 1748
Stirbt die verwittwete Herzogin von Sachsen-Meinungen, Elisabeth Sophie zu Römhild, 75 Jahr alt. Sie war eine Tochter Friedrich Wilhelms des großen Churfürsten.
22. November 1748
Stirbt der Oberjägermstr. etc. George Christoph, Graf v. Schlieben, Ritter des schwarzen Adlerordens.
In diesem Monat wird der engl. Gesandte etc. Legge zurückberufen.
Dezember.
A.
Dezember 1748
Der König in Potsdam.
4. Dezember 1748
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter.
<161>12. Dezember 1748
Besucht der König die Invaliden in dem neuen Invalidenhause.
24. Dezember 1748
Mit dem General Fouqué nach Potsdam.
27. Dezember 1748
Der König aus Potsdam in Berlin.
31. Dezember 1748
Nach Potsdam.
B.
8. Dezember 1748
Stirbt der Minister Axel, Freiherr v. Mardefeld, 57 Jahr alt.
10. Dezember 1748
Edikt wegen bedingter Loslassung der Unterthanen etc. und Bestimmung des Lytrum reale und personale.
31. Dezember 1748
Kommen Fürst Moriz von Dessau und der Feldmarschall v. Schwerin in Berlin an.
Der diesjährige Karneval fing den 8ten an und wechselten die Lustbarkeiten in folgender Ordnung:
Sonntag (den 8ten) erste Cour bei der reg. Königin.
Montag, Oper.
Dienstag, Redoute.
Mittwoch, franz. Comödie.
Donnerstag, Cour bei der Königin Mutter.
Freitag (den 6ten) Oper.
Sonnabend (den 7ten) Ball.
Die beiden Opern waren:
1) Cinna, 2) Iphigenia.
Wie gewöhnlich fanden sich viele Generale und andere hohe Standespersonen aus den Provinzen und dem Auslande zum Karneval in Berlin ein.
Am Schluß des Jahres wurde bekannt gemacht, daß die Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin auf das kommende 1749ste Jahr zwei astronomische Kalender herausgegeben, einen deutschen und einen lateinischen. Diese Kalender sind nicht (heißt es weiter in der Anzeige) für diejenigen, welche die Kalender an die Stelle des delphischen Orakels setzen und sich nicht eher entschließen zu säen, zu pflanzen, Ader zu lassen, zu purgiren, Haar abzuschneiden, Kinder zu zeugen und zu entwöhnen als bis sie den, jeder Verrichtung zugehöri<162>gen, Charakter in dem Kalender finden, und welche die Kalenderschreiber für Wettermacher, ja für Götter halten, die das Schicksal der Menschen in ihren Händen führen. Sie sind für Astronomen und für würdige Liebhaber der Astronomie gemacht etc.
Anmerkungen zum Jahre 1748.
1) Robert Scipio von Lentulus, geboren den 18. April 1714 zu Wien, kommt 1746 aus östreichischen in preußische Dienste, 1768 wurde er zum Gouverneur in Neuchatel ernannt. Nach dem bairischen Krieg nahm er, Alters halber, den Abschied und ging nach Bern. Er starb auf seinem Landsitz: Mon Repos d. 26. Dezbr. 1786. Er hatte 4 Söhne hinterlassen, die alle in preuß. militairische Dienste traten. Seine Gemalin war schon den 6 August 1754 in Berlin gestorben.
Julian Offroi Mettri war den 25. Dezbr. 1709 zu St. Malo geboren. Seine Eltern, Julian Offroi Mettrie und Maria, geborne Goudron, welche durch bedeutende Handlungsgeschäfte in ziemlichem Wohlstand lebten, hatten ihrem Sohn eine sehr gute Erziehung gegeben und ihn für den geistlichen Stand bestimmt, später aber widmete sich der junge Mettrie der Arzneiwissenschaft, besonders der Anatomie, und erhielt 1729 zu Rheims den Doktorhut. 1733 ging er nach Leyden, wo er den berühmten Boerhave hörte, 1742 aber nach Paris. Hier erhielt er durch die Vermittelung des Herzogs von Grammont die Anstellung als Arzt bei der Leibwache. Er ging nun mit dem Herzog zu Felde und befand sich mit bei der Schlacht bei Dettingen, bei der Belagerung von Freiburg und bei dem Treffen von Fontenois, wo er seinen Beschützer, den Herzog verlor, der durch einen Schuß getödtet wurde. Bald darauf überfiel ihn eine Krankheit, die ihn aus aller Thätigkeit setzte, um so mehr aber seine Denkkraft beschäftigte, wo er denn wahrzunehmen glaubte, daß diese nichts anders sei als eine Folge der Organisation der Maschiene, und daß die Verrückung der Triebfedern einen starken Einfluß in denjenigen Theil von uns selbst hätte, den die Metaphysiker Seele nennen. Er versuchte mit<163> Hülfe der Zergliederungskunst das feine Gewebe des Verstandes zu erklären, und er glaubte nichts als einen mechanischen Bau zu finden, wo Andere ein Wesen, welches besser als die Materie sein soll, vorausgesetzt hatten. Als er seine philosophische Muthmaßung späterhin unter dem Titel: Natürliche Muthmaßung von der Seele drucken ließ; so zog ihm dies eine schreckliche Verfolgnug von Seiten der Geistlichkeit und der Andächtigen zu. Auf einer andern Seite hatte ihm sein Witz und seine spitzige Feder, welche er einem Andern zu einer Spottschrift auf die Ärzte geliehen hatte, ebenfalls viel Feinde zugezogen, daß er sich genöthigt sah, sein Vaterland zu verlassen. Er ging nach Leyden und schrieb seine Penolope, ein polemisches Werk wider die Ärzte, welches mit so vielem Witz verfaßt war, daß selbst seine Collegen sich nicht enthalten konnten, darüber zu lachen. Die Arzneiwissenschaft weniger achtend, gab er sich ganz der nachsinnenden Weltweisheit hin und gab seinen l'homme machine heraus, welche Schrift überall, besonders unter der Geistlichkeit, großes Aufsehen machte und ihm auch zu Leyden die Verfolgung von allen Religionspartheien zuzog; da man ihn als Verfasser errathen hatte, ob er gleich Alles gethan, um unerkannt zu bleiben, und deshalb das Manuscript erst nach Berlin geschickt hatte, von wo es dem Verleger nach Leyden übersandt und dieser von dem ungenannten Übersender beauftragt wurde, nach dem Drucke 6 Exemplare an den Marquis d'Argens zu überschicken (siehe das Avertissement des Verlegers von der Schrift: l'homme machine) Die Schrift ist übrigens nicht Friedrich d. Gr. sondern dem Prof. Haller in Göttingen zugeeignet und hat sogar zwei andere Schriften Mettri's und Haller's und einen Briefwechsel zwischen Haller und Maupertuis veranlaßt, den man in den Hamburgischen freien Urtheilen, Jahrg. 1751, S. 185 seq. 801 seq. findet, es muß also das, was Friedrich, nach Preuß, Friedrich d. Gr. etc. Theil III., S. 272 und nach Gebhard's Preisschrift, S. 58 über die Zueignung gesagt haben soll, unrichtig sein. Nach Denina la Prusse literaire soll Mettrie auch l'homme plante Potsd. s. a. (1748) geschrieben haben, was auch richtig sein mag, ungeachtet der Verfasser damals in der Berliner Zeitung vom 25. April 1748 förmlich<164> dagegen protestirte, wenn man ihn auch für den Verfasser der Schrift l'homme machine oder l'homme plus que machine halten wolle, und behauptete, an diesen Schriften keinen Antheil zu haben. Dagegen schreibt man ihm allgemein die Schrift zu, welche 1751 unter dem Titel: Les animaux plus que machines erschien. Die Schrift l'homme plus que machine ist von dem Buchhändler Luzac (le jeune) in Leyden verfaßt, s. Windheim philosophische Bibliothek I. 198 und Leipziger Gelehrten Zeitung 1748 p. 423 (!)
Der König hatte von la Mettrie's Schicksalen gehört und ließ ihn durch Maupertuis auffordern, nach Berlin zu kommen. Hier erschien er im Febr. 1748, wurde zum Mitglied der Königl. Akademie aufgenommen und erhielt vom König, der ihn seines heitern Temperaments wegen gern um sich sah, ein Gehalt. Er starb hier den 11. Novbr. 1751 im Hause des franz. Gesandten Triconel, wo er sich durch übermäßigen Genuß von einer Trüffelpastete eine Indigestion zugezogen hatte. Er war mit Louise Charlotte Dreaume verheirathet und hinterließ eine Tochter von 5 Jahren und etlichen Monaten. Der König sagt von Mettri in der, auf ihn verfertigten, Lobrede: "Der Herr de la Mettrie war mit einer natürlichen Fröhlichkeit geboren, die unerschöpflich war. Er hatte einen aufgeweckten Geist und eine so fruchtbare Einbildungskraft, daß dieselbe in dem trockenen Erdreiche der Arzeneikunst Blumen hervorbrachte.
Die Natur hatte ihn zu einen Redner und Weltweisen gemacht; allein ein noch kostbareres Geschenk, welches er von derselben empfangen hatte, war eine reine Seele und ein dienstfertiges Herz. Alle diejenigen, welche von den frommen Lästerungen der Gottesgelehrten nicht sind hintergangen worden, betrauern in dem Herrn de la Mettrie einen rechtschaffenen Mann und einen gelehrten Arzt."
Seine sämmtlichen Schriften und die, durch selbige veranlaßten, Gegenschriften findet man verzeichnet in J. A. Trinius Freidenker-Lexicon, S. 350-360. Sein Portrait ist, von J. C. G. Fritzsch in Kupfer gestochen, vorhanden. Mehrere interessante Anekdoten von ihm erzahlt Nicolai in seinen Anekdoten vom König Friedrich II. Heft 1 und 6.
<165> George Keith, ein Sohn des, S. 149 erwähnten, Lords Wilhelm Keith, war Erbmarschall von Schottland, daher er gewöhnlich Lord Marschall genannt wurde. Die willkührliche und, den Katholicismus vorzugsweise begünstigende, Regierung der Könige von England, Karls II. und seines Bruders und Nachfolgers Jakobs II., beides Söhne des Hingerichteten Königs Karls I., hatte die Nation aufs Höchste erbittert, so, daß sie den Prinzen Wilhelm von Oranien, der die älteste Tochter Jakobs II. zur Gemalin hatte, zum Beistand herbeirief und ihn, als Jakob nach Frankreich geflüchtet war, zu ihrem König erklärte. Nach seinem, 1702 unbeerbt erfolgten, Tode kam die Regierung an Jakobs zweite Tochter, Anna, und nach deren Ableben sollte, wie in einer frühern Successionsakte festgesetzt und bestimmt war, die Thronfolge (mit Übergehung eines jüngern Sohnes Jakobs (Jakobs III., dessen ächte Geburt man bezweifelte und bestritt) auf das protestantische Haus Hannover übergehen, welches 1658 durch die Heirath des Braunschweig-Lüneburgschen Prinzen, Ernst August (welcher 1692 Churfürst von Hannover ward) mit einer Tochter der einzigen Schwester Karls I. mit dem engl. Regentenhause in Verwandtschaft gekommen war. Anna unterließ jedoch nicht während ihrer Regierung, zu Gunsten ihres oben gedachten Bruders, Jakobs III, bekannt unter dem Namen des Ritters George und des Prätendenten, zu intriguiren, um ihm die Thronfolge zu verschaffen, indem ihr Vater, Jakob II. bereits gestorben war. Nach Annas Tode bewaffneten sich auch die Anhänger des Prätendenten (die sogenannten Jakobiten) zu seinen Gunsten; er landet auch in Schottland, geht aber unverrichteter Sache wieder zurück, indem ein Preis von 100,000 Pfund Sterling auf seinen Kopf gesetzt war, und die Anstrengungen seiner Freunde, ihn auf den Thron zu helfen, waren vergeblich. In diesen Unruhen nun waren beide Brüder Keith auf die Seite des Prätendenten getreten. Unser Lord Marschall setzte sich an die Spitze der Jakobiten und ließ den Prätendenten in Edinburg zum König ausrufen. Er konnte jedoch nicht durchdringen und verlor seine Ämter, Würde und Güter, auch wurde ein Preis auf seinen Kopf gesetzt. Als er 5-6 Monate auf den Bergen Nordschottlands<166> umhergeirrt war, begab er sich nach dem Auslande und suchte an verschiedenen Höfen Hülfe für seinen Prinzen, fand aber, wie er sagte, daß ein König ohne Land und Macht von seinen allerdurchlauchtigsten Brüdern Nichts zu erwarten habe, und so beschloß er, einstweilen und bis günstigere Umstände einträten, in fremde Dienste zu gehen. Er wählte die spanischen. Während dieser Zeit war er auch bei dem Prätendenten in Rom. 1733 machte er im spanischen Dienst einen Feldzug gegen den römischen Kaiser mit, nach dessen Beendigung hielt er sich in Valencia auf. Als 1744 Frankreich mit England im Krieg begriffen war, machte er den Versuch, den ältesten Sohn des Prätendenten, den Prinzen Eduard, nach Schottland zu bringen. Dieser umarmte den Lord und sagte zu ihm: ich habe nur Sie allein nöthig, ich will gehen und mit meinen getreuen Schotten entweder siegen oder sterben. Vergeblich bemühte sich der Lord, dem Prinzen begreiflich zu machen, daß sie Beide allein Nichts ausrichten könnten und nur ganz unnützer und unverantwortlicher Weise Blut und Leben vieler tausend edler Schotten auf's Spiel setzen würden; da er aber sahe, daß der Prinz auf seinen Vorsatz bestand und nur Mißtrauen gegen ihn zeigte, so schmerzte ihn dies so, daß er sich entschloß, künftig ganz zurückgezogen für sich zu leben. Er nahm nun von dem Prätendenten schriftlich Abschied, verließ auch die spanischen Dienste und nahm seinen Aufenthalt in Venedig. Als später sein Bruder, der General Keith, aus russ. in preuß. Kriegsdienste trat, folgte er diesem nach Berlin. Der König nahm ihn gütig auf und übertrug ihm erst die Gesandtschaft in Frankreich, dann in Spanien, welche Stellungen ihm aber eben so wenig behagten als die eines Statthalters von Neufchatel, welche ihm der König später gegeben hatte. Nachdem er auch diesen Posten aufgegeben und der König ihm inzwischen die Begnadigung des Königs von England verschafft hatte, wünschte er in seinem Vaterlande zu leben, und der König bewilligte ihm die Rückkehr dahin; aber da er seine Güter nicht wieder erhalten und Manches sich seit seiner Abwesenheit geändert hatte, so gefiel es ihm nicht in Schottland und bald kehrte er zum König nach Potsdam zurück. Hier lebte er nun in philosophischer Ruhe ein zufriedenes glückliches Leben, von<167> Allen besonders vom König geliebt und geachtet, der ihm auch in der Vorstadt von Potsdam ein Haus bauen ließ, welches mit Sanssouci Verbindung hatte, damit er seines Umgangs desto öfter und bequemer genießen konnte. Er starb endlich am 25. Mai 1778. Sein Geburtsjahr, das er immer geheim hielt, ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich aber ist er im Jahre 1685 geboren und hat also ein Alter von ungefähr 93 Jahr erreicht. (Eloge de Milord Maréchal p. d'Alembert. Berlin 1779).
An obengedachtem Hause des Lords standen die Worte: Fridericus II. nobis haec otia fecit.
Friedrich I. ist der erste Monarch in Deutschland, welcher darauf bedacht war, für alte und verwundete Soldaten ein Versorgungshaus zu bauen. Auf den Vorschlag des Geheimen Raths von Hamrath, sollte ein solches vor dem Königsthore in Berlin, wo jetzt der sogenannte Stelzenkrug steht, gebaut werden; es unterblieb jedoch nachher. Der Kanzler von Ludwig schrieb um diese Zeit einen Tractat über das Recht der Invalidenhäuser, Leipzig 1707, auf dessen Titel sich ein Abriß des Hauses, wie es Friedrich I. wollte bauen lassen, befindet.
Auf das, von Friedrich II. erbaute, Invalidenhaus wurde eine Medaille geprägt, 2 Loth schwer. Avers: Fidericus Borussorum Rex, mit des Königs Bildniß von Vestner. Rev. das Invalidenhaus mit der Umschrift: militi invicto fatigato quietem. Im Abschnitt: Inhabiat et inaugurat Berolini M. Nov. MDCCXXXXVIII.
Die Instruktion für den Commandanten des Invaliden Hauses ist d. d. Potsdam den 31. August 1748.
Nach derselben soll das Personal bestehen aus:
1 | Commandanten, | |
3 | Capitains, | |
6 | Lieutenants, | |
3 | Fähnrichen, | |
30 | Unteroffizieren, worunter 3 Feldwebel, | |
570 | Gemeinen, worunter 6 Tambours, welche alle in 3 Compagnien eingetheilt sind. |
Ferner aus: | 1 | katholischen und 1 lutherischen Priester, |
1 | Chirurgus mit 4 Gesellen, | |
1 | Cassirer, welcher zugleich Adjudant sein muß. |
Zum Lazareth aus: 1 Köchin, 1 Wäscherin, 2 Wärterinnen.
Zur Wirhschaft 1 Verwalter oder Amtmann, 1 Schreiber, 1 Backmeister mit seinen Leuten, 1 Brauer mit seinen Leuten, 1 Branntweinbrenner und 1 Fleischer mit seinen Leuten, 1 Gärtner, welcher ein Invalide sein muß, 3 Bierschenkern, 3 Hökern, 1 Ochsenknecht, 2 Pferdeknechten, 2 Hausknechten.
Die ganze, aus 25 Artikel bestehende, Instruction zeigt bis in's kleinste Detail von der großen und angelegentlichsten Vorsorge des Königs für die Invaliden, wobei auch der religiösen nicht vergessen ist, hinsichtlich welcher im 19. Artikel dem Commandanten befohlen wird, dahin zu sehen, "daß die Leute, welche nicht krank sind, allemal in die Betstunde und in die Messe kommen". Bekanntlich befinden sich im Invalidenhause 2 Kirchen, 1 kathol. und 1 lutherische.
Der Etat war, bei der ersten Einrichtung des Hauses, folgender:
Bei der Einrichtung hatte der König zur ersten Anschaffung des Arbeitsviehes und des Mastviehes, der Fütterung und des Sommergetraides, der nöthigen Geräthe zur Brau- und Brennerei und eines einjährigen Consumtion-Vorschusses etc. ein für allemal gegeben 7160 Thlr. und ferner jährlich bewilligt zur
Verpflegung (Besoldung) | 18903 Thlr. - Gr. |
zur großen Montirung | 1318 10½ |
zur kleinen | 2758 8 |
Geschirre, Betten etc. Lazareth etc. | 3026 22 |
zur Beleuchtung an Licht und Öhl | 902 - |
Und außerdem noch jährlich 471 Haufen Holz; auch war Alles, was im Hause an Consumtibilien etc. gebraucht wurde, von der Accise frei. Das, dem Invalidencorps vorgesetzte, Personal war, bei der Einführung, folgendes:
Commandant Oberst v. Feilitsch, Stabskapitain v. Frenglin, Capitains v. Reede, v. Berner und v. Schönfeld.
<169>Premierslieutenants, v. Dargitz und v. Damnitz.
Secondlieut.: v. Platen, v. Hesse und v. Grobschäck.
Fähnrich: v. Grabo, v. Ostheim und v. Holst.
Rendant: Hofrath v. Kleist, Amtmann und Kammerrath Habermaß.
Januar 1749.
A.
2. Januar 1749
Der König in Berlin.
9. Januar 1749
Der König belehnt mit großer Feierlichkeit den Fürsten Lobkowitz mit Sagan.
9. Januar 1749
Große Tafel bei dem König, wobei vom goldenen Servis gespeist wird.
13. Januar 1749
Der König belehnt mit großer Feierlichkeit den Fürst-Bischof von Breslau mit Neisse und Grotkau.
14. Januar 1749
Der König mit dem General Fouqué nach Potsdam.
17. Januar 1749
Aus Potsdam in Berlin.
24. Januar 1749
Feier des Geburtstags des Königs bei der Königin Mutter, Abends bei der reg. Königin.
31. Januar 1749
Der König nach Potsdam.
B.
14. Januar 1749
Algarotti kommt aus Venedig nach Berlin zurück.
23. Januar 1749
D'Arget lies't in der Akademie die Abhandlung des Königs,de la Superstition etc. vor.
23. Januar 1749
Bewegung etc. in Berlin, wegen gewaltsamer Wegnahme mehrerer Bedienten zu Soldaten 169-+.
24. Januar 1749
Erklärung des Königs über diesen Vorfall zur Beruhigung der Einwohner.
30. Januar 1749
Starb in Leipzig Graf Manteufel, Friedrichs Freund und gewissermaßen auch Lehrer in der Staatskunst, Stifter der Gesellschaft der Aletophiloren in Berlin 1) 169-++.
<170>Februar.
A.
1. Februar 1749
Feldmarschall v. Keith, die Gen. v. Stille, v. Rothenburg, v. Winterfeld; desgl. d'Argens und Algarotti zum König nach Potsdam.
3. Februar 1749
Intermezzo in Potsdam.
13. Februar 1749
Der König schreibt an Voltaire:
"Ich bin nicht so thöricht, daß ich mir einbilden sollte, ein Deutscher könne gute französische Verse machen. Meine Ode über den Krieg enthält meine wahren Gesinnungen. Unterscheiden Sie den Staatsmann von dem Philosophen und wissen Sie, daß man aus Gründen Krieg führen, aus Pflicht ein Politiker und aus Neigung ein Philosoph sein kann etc. (dann folgen Urtheile über Crebillon's Trauerspiel, über Rhadamist, Elektra Semiramis etc.) Wenn es angeht, daß Sie im Juli eine Reise hieher machen, verspreche ich Ihnen ein episches Gedicht von ungefähr 4000 Versen (das Palladium), dessen Held Valori ist" etc.
B.
14. Februar 1749
Der Minister v. Finkenstein zum König nach Potsdam bis den 19ten.
23. Februar 1749
Der Minister v. Gotter zum König nach Potsdam.
März.
A.
März 1749
Der König in Potsdam.
3. März 1749
Aus Potsdam in Berlin.
3. März 1749
Nach Potsdam.
5. März 1749
Schreibt an Voltaire:
"Ich schicke Ihnen noch eine Epistel (die Epistel an d'Arget in den Poésies diverses). Sie enthält eine Apologie der armen Könige, die von Jedermann getadelt und doch wegen ihres vermeinten Glückes hundert Mal beneidet werden. Das Versemachen ist meine Erholung. Das Studium der Dichtkunst verlangt, daß man sich ihm<171> ganz widme; aber mich zerstreuen tausend Pflichten, tausend Beschäftigungen. Ich bin ein Galeerensclav, der an das Schiff des Staats geschmiedet ist oder auch ein Steuermann, der nicht von dem Steuerruder weggehen oder einschlafen darf" etc.
17. März 1749
Aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem russ. Gesandten, Grafen Kayserling, die Abschiedsaudienz.
18. März 1749
Nach Potsdam.
25. März 1749
Aus Potsdam in Berlin.
27. März 1749
Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter; es wird die Oper Angelika und Medoro gegeben.
28. März 1749
Nach Potsdam.
B.
16. März 1749
Genehmigt der König die Anstellung besonderer Bücher-Censoren.
April.
A.
April 1749
Der König in Potsdam.
26. April 1749
Aus Potsdam in Berlin.
28. April 1749
Früh um 5 Uhr nach Schlesien, über Frankfurt, Crossen.
29. April 1749
In Grüneberg und Glogau.
30. April 1749
In Breslau.
Mai.
A.
2. Mai 1749
Musterung bei Breslau.
4. Mai 1749
Von Breslau über Ohlau und Brieg nach Oppeln
5. Mai 1749
In Kosel und Ratibor.
6. Mai 1749
Über Neisse nach Glatz.
9. Mai 1749
Von Glatz nach Frankenstein.
10. Mai 1749
In Schweidnitz.
11. Mai 1749
In Landshut, logirt bei dem Kommerzienrath Fischer und kehrt nach Schweidnitz zurück.
12. Mai 1749
In Liegnitz.
15. Mai 1749
In Potsdam.
<172>B.
11. Mai 1749
Edikt wegen wiederhergestellter Censur und Verbot, anstößige und scandalöse Schriften zu drucken und zu verlegen.
21. Mai 1749
Der König befiehlt, daß alle Justizkollegien, Landstände, Städte und Provinzen, hinsichtlich ihrer Statuten, auch alle Juristenfakultäten über den, so eben in Druck erschienenen, ersten Theil des Projekts eines Corporis juris Fridericiani ihre Monita binnen Jahresfrist einschicken sollen.
Von diesem Projekt erhielten später nur das 2te und 3te Buch in der Altmark Cleve, Ostfriesland, Lingen, Minden und in Schlesien in Ehe- und Vormundschaftssachen Gesetzkraft.
Juni.
A.
Juni 1749
Der König in Potsdam.
16. Juni 1749
Ital. Intermezzo.
23. Juni 1749
Aus Potsdam in Berlin, besucht den kranken Feldmarschall Keith - speis't bei der Königin Mutter in Monbijou.
24. Juni 1749
Nach Potsdam.
27. Juni 1749
Die Prinzessin Amalie in Potsdam, desgl. der regierende Fürst von Anhalt-Dessau.
28. Juni 1749
Musterung bei Potsdam, welcher die Prinzessin Amalie beiwohnt. Nachmittag besieht sie Sanssouci und kehrt nach Berlin zurück.
Nach Berlin.
B.
16. Juni 1749
Erschienen die neuen Kriegsartikel 172-+
<173>Juli.
A.
1. Juli 1749 bis 6. Juli 1749
Musterung in Berlin vor dem Halleschen Thore.
6. Juli 1749
Nach Potsdam.
8. Juli 1749
Von Potsdam nach Ruppin.
9. Juli 1749
Nach Potsdam zurück.
9. Juli 1749
Maupertuis zum König nach Potsdam.
13. Juli 1749
Der Marschall von Frankreich, Graf Moriz von Sachsen, kommt nach Berlin, log: im Vincentschen Gasthofe (Stadt Paris) in der Brüderstraße.
15. Juli 1749
Derselbe nach Potsdam, wo er mit dem König in Sanssouci speis't, Abends Intermezzo.
Schreibt an Voltaire:
"Ich will alle Beschwerden aufgeben, wenn Sie hieher kommen, wo nicht, so fürchten Sie sich vor einem Epigramm! - ein Dichter, so schlecht er auch sein mag, ist ein Thier, das man mit Schonung behandeln muß" etc.
16. Juli 1749
Der Marschall, Graf Moritz, erhält vom König sein Portrait und eine kostbare Tabatiere zum Andenken. Er verläßt an demselben Tag Potsdam und geht nach Dresden.
30. Juli 1749
Der König in Berlin, speist bei der Königin Mutter.
31. Juli 1749
Besucht das Invalidenhaus und geht nach Potsdam.
B.
3. Juli 1749
D'Arget liest in der Akademie die Abhandlung des Königs des Moeurs, des Coutumes etc. vor.
15. Juli 1749
Kabinetsordre an die churmärksche Kammer, wegen des Prügelns der Bauern von den Beamten.
Der Königi. Lustgärtner Michelmann überreicht dem König Pfirsichbäume mit Früchten, nach Gleditsch, ohne Erde in Moos gezogen.
<174>August.
A.
2. August 1749
Maupertuis zum König nach Potsdam.
15. August 1749
Der König in Sanssouci.
16. August 1749
In Berlin, besieht den Bau des Prinz Heinrichschen Palais, speis't bei der Königin Mutter in Monbijou.
17. August 1749
Nach Potsdam.
18. August 1749
Die Königin Mutter, welche von dem Magistrat etc. zu Potsdam feierlich eingeholt wird, nach Sanssouci, desgl. die Prinzessin Amalie und der Prinz von Preußen.
19. August 1749
In Sanssouci ital. Intermezzo.
20. August 1749
Ebendaselbst Ball, welchen der König mit der Prinzessin Amalie eröffnet. Das Schloß Sanssouci war illuminirt.
21. August 1749
Italienisches Intermezzo.
22. August 1749
Conzert.
23. August 1749
Die Königin Mutter und die Prinzessin Amalie nach Berlin zurück.
27. August 1749
Der König nach Berlin.
28. August 1749
Nach Potsdam.
September.
A.
1. September 1749
In Berlin.
3. September 1749 bis 6. September 1749
Pontonnier- und Artillerie-Manövre bei Potsdam.
6. September 1749
In Potsdam - schreibt an Algarotti in Berlin und schickt ihm einen Entwurf (Canevas) zur Oper Coriolan 174-+.
<175>12. September 1749
An Algarotti in Berlin:
"Voltaire hat wieder einen schändlichen Streich begangen. Er verdiente am Parnaß gebrandmarkt zu werden. Es ist in der That schade, daß eine so niedrige Seele mit einem so schönen Genie vereinigt ist. Er hat das Belustigende (gentilesse) und die Bosheit eines Affen. Ich werde Ihnen die Sache erzählen, wenn ich Sie sehe. Indessen thue ich, als wüßte ich von nichts; denn ich brauche ihn beim Studium der französischen Sprache. Man kann ja gute Sachen auch von einem Nichtswürdigen (Scelerat) lernen. Ich lerne von ihm französisch, was kümmert mich seine Moral?! Dieser Mensch hat das Mittel gefunden, das Entgegengesetzte zu vereinigen. Man bewundert seinen Geist, während man seinen Charakter verachtet!"
22. September 1749
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter.
23. September 1749
Nach Charlottenburg und Potsdam.
B.
10. September 1749
Starb die Marquise Düchatelet zu Luneville 2) ), die Freundin Voltaires, welchem zu Gefallen der König mehrere Male an sie schrieb und sie die göttliche Emilie nannte. (S. hinterlassene Werke Friedrichs d. Gr., Theil 10, S. 205-232 und Thl. 15, S. 229-268). Sie hat mehrere gelehrte Schriften herausgegeben. Ihre Naturlehre, ihre Abhandlung vom Feuer, wofür ihr der Preis von der Königl. Akademie der Wissenschaften zuerkannt wurde, sind bekannt.
Oktober.
A.
Oktober 1749
Der König in Potsdam.
15. Oktober 1749
In Berlin, speist bei der Königin Mutter in Monbijou.
16. Oktober 1749
Nach Potsdam.
November.
A.
November 1749
Der König in Potsdam.
<176>10. November 1749
An d'Arget:176-+
"Überlassen Sie sich nicht dem Schmerz! Sie sind weise, so müssen Sie erwägen, daß der Mensch nicht unsterblich und sein Leben kurz ist, und daß es bei der wenigen Zeit, die wir hier zubringen können, nicht der Mühe lohnt uns zu betrüben. Die Ereignisse liegen außer uns, und man handelt strafbar, wenn man als Philosoph über die Gesetze der Natur und als Christ über den Willen der Vorsicht murrt. Bedenken Sie, daß der Himmel Ihnen nur einen Theil von dem entreißt, was er Ihnen gegeben hat und daß Sie ihn beleidigen, wenn Sie alle die Gaben verachten, die er Ihnen noch läßt! Sie haben einen Sohn; es ist Ihre Pflicht ihn zu erziehen und für seine beste Ausbildung zu sorgen. All' Ihr Schmerz ist fruchtlos. Die gestorben sind, wissen davon nichts und die Lebenden fordern von Ihnen, daß sie ihm gehörige Schranken setzen, nachdem seine ersten Ausbrüche vorüber sind. Denken Sie lieber an Zerstreuung, als daß Sie sich so der Betrübniß überlassen! Wenn Sie das Erforderliche in Ordnung gebracht haben, so kommen Sie hieher! Ich verlange von Ihnen nichts weiter, als daß Sie sich aller ernsten<177> Betrachtungen entschlagen. Geboren werden und Sterben ist das Loos der Menschheit; wer in Erstaunen geräth, wenn sich diese beiden Ereignisse zutragen, beweis't, daß er über seinen Zustand nie nachgedacht hat. Reissen Sie mit Gewalt Ihre Augen von dem Gegenstand los, der Sie so niederschlägt, sehn Sie auf etwas Anderes.
Montague sagt sehr gut, jedes Ding in der Welt hat seine zwei Handhaben, eine gute und eine schlechte, je nachdem wir es nun anfassen, macht es Eindruck auf uns.
Ich fühle den Schmerz, der Sie niederdrückt, in seinem ganzen Umfange, dessenungeachtet halte ich dafür, daß Sie, bei Ihrem Geist, Zeit zum Trost gewinnen müssen. Wären wir nicht rechte Thoren, wenn wir darüber in Verzweiflung geriethen, daß der gestrige Tag verflossen ist! Es werden ihrer noch so viele verfließen und keiner davon zurückkehren. In diesem Augenblick müssen Sie zeigen, daß Sie Mann sind und Sich selbst überwinden. Die Schrift sagt: Wer seines Muthes Herr ist, ist besser, denn der Städte gewinnt. Leben Sie wohl mein guter Darget! Möchte doch mein Sermon Eindruck auf Ihr Herz machen und ihm die Ruhe wieder geben, deren es sicher so sehr bedarf."
In diesem Jahre erschien: Wahrhafter Plan, betreffend die Reforme der Justiz, welchen Se. Königl. Majestät von Preußen Selbst und durch Dero eigene Lumieres formirt haben, wornach alle Processe in Sr. Königl. Majestäten Provinzen tractiret und in drei Instanzen in einem Jahr geendigt werden.
Anmerkungen zum Jahre 1749.
Graf Ernst Christoph von Manteuffel, geboren den 22. Juli/2. August 1676 hatte in seiner Eltern Hause einen vorzüglichen Privatunterricht genossen und nachher in Leipzig die akademischen Studien vollendet. 1697 ging er auf Reisen und erhielt nach seiner Rückkunft 1700 die Stelle eines Kammerjunkers bei dem damaligen Churfürsten von Brandenburg, Friedrich III., dessen Krönung er in Königsberg beiwohnte. Bald nachher forderte er seine Entlassung und trat als Legationsrath in Sächsische Dienste,<178> wo er als Gesandter an verschiedenen Höfen verschickt und in vielen wichtigen Staatsgeschäften gebraucht wurde. 1715 ging er als außerordentlicher Gesandter nach Berlin. 1716 wurde er nach Dresden zurückgerufen und zum Geh. Kabinets-Minister ernannt. 1719 erhob ihn Karl VI. in den Grafenstand. Bei dem Besuch, welchen der König von Preußen Friedrich Wilhelm I. mit dem Kronprinzen in Dresden ablegte, wurde er diesem zuerst bekannt. Als später der König von Polen und Churfürst von Sachsen den Besuch in Berlin erwiederte, begleitete ihn Manteuffel dahin. Der Tod seines Schwiegervaters, des Baron Bludowsky und andere Umstände, auch seine geschwächte Gesundheit brachten ihn zu dem Entschluß, sich in das Privatleben zurückzuziehen. Er nahm also seinen Abschied und begab sich auf seine väterlichen Güter nach Pommern, wo er sich ein Lusthaus erbaute, dem er dem Namen Kummerfrei gab. Hier erhielt er einen Besuch Friedrich Wilhelm's I., dem der Ort so wohl gefiel, daß er 2 Tage daselbst verweilte. 1733 zog ihn die Liebe zu den Wissenschaften nach Berlin, wo er im Umgang mit den Gelehrten, besonders dem Probst Reinbeck, sein einziges Vergnügen fand. 1736 stiftete er eine besondere Gesellschaft von Gelehrten, die er Societatem Aletophilorum oder Gesellschaft der Liebhaber der Wahrheit nannte. Sie bestand aus einigen, theils zu Berlin theils auswärts wohnenden, Verehrern der Wolf'schen Philosophie. Es wurde darauf eine Medaille geprägt, welche auf der einen Seite das Brustbild der Minerva, mit zwei Köpfen auf dem Helm, Leibnitz und Wolf vorstellend, zeigt, mit der Umschrift aus dem Horaz: Sapere aude. Der Revers enthält die Inschrift: Societas Aletophilorum ab Ern. Christophoro S. R. J. Comite de Manteufel instituta. Berol. MDCCXXXVI. Er hat mehrere Predigten seines hochverehrten Freundes, des Probstes Reinbeck und dessen kleine Schriften in's Französische übersetzt, auch eine Gedächtnißmünze auf ihn entworfen, welche nachher die Herzogin von Sachsen-Gotha hat ausprägen lassen. Die Abbildung davon ist der, von M. herausgegebenen, Übersetzung der kleinen Schriften Reinbeck's vorgesetzt. In demselben Jahre wandte er sich nach dem Wunsche seiner Gemalin, welche das Rittergut, Lauer<179> bei Leipzig besaß, nach dieser Stadt und feierte hier 1743 das 50jährige Jubiläum seiner Aufnahme als akademischer Bürger, welches Fest durch eine, ihm zur Ehre geschlagene, Medaille verherrlicht wurde. 1748 wurde er auf Empfehlung des Prinzen von Wallis zum Mitgliede der Königl. Societät der Wissenschaften in London aufgenommen. Er hat nur Töchter aber keinen Sohn hinterlassen und ist mit ihm das gräfliche Geschlecht seines Namens erloschen. Sein Leichnam ruht in seinem Erbbegräbniß zu Gautsch.
Gabrielle Emilie Le Tonnelier de Breteuil war die Tochter des Baron de Breteuil, geboren 1706. Sie wurde sehr jung an den Marquis du Châtelet-Lamont, General-Lieutenant in französischen Diensten und Obermarschall bei dem König Stanislaus, verheirathet. Ein Schriftsteller sagt bei ihrem Tode von ihr: Die Galanterie und die gelehrte Welt litten durch ihren Tod einen gleichen Verlust. In beiden hatte sie sich einen vorzüglichen Namen erworben. Den Schauplatz der galanten Welt betrat sie im Frühling ihres Alters und nachdem sie ihre Rolle vortrefflich gespielt und von diesem eiteln Zeitvertreibe zu sich selbst gekommen war, überließ sie sich den Werken des Geistes und den schönen Wissenschaften, und der Umgang mit geistreichen und gelehrten Männern ward ihre herrschende Leidenschaft. Maupertuis und andere Gelehrte dieses Ranges, besonders Voltaire, hatten das Glück, ihr zu gefallen. - Indessen hat sie doch nicht immer philosophirt. Sie ward schwanger, nachdem sie 20 Jahr in unfruchtbarer und eben nicht vergnügter Ehe gelebt hatte. Gleich nachdem sie von einem Sohn entbunden worden, setzte sie sich an ihren Schreibtisch, um eine angefangene philosophische Abhandlung fortzusetzen. Hier wurde sie von einem Fieber und andern Zufällen befallen, die ihr den Tod brachten. Ihr Mann war dabei ganz gleichgültig, aber Voltaire, welcher sich ebenfalls in Lüneville, wo sie starb, befand, war ganz untröstlich. - Von ihrer Person macht jener Schriftsteller folgende Beschreibung: "Man stelle sich," sagt er, "ein hageres Frauenzimmer, mit großen Armen und langen Beinen, einem kleinen Kopfe und einem Gesicht vor, welches sich in einen weiten Kopfputz verliert; man setze eine spitzige Nase,<180> zwei kleine grünliche Augen, eine schwärzliche Farbe und einen flachen Mund hinzu, so hat man das Bild der Châtelet, die Voltaire bis zu den Sternen erhebt. Mit Bändern, Spitzen, Schminckpflästerchen, Steinen und andern Zierrathen dieser Art war sie bis zur Verschwendung umgeben, und da sie dem Glücke zum Trotz prächtig und der Natur zum Verdruß schön sein wollte; so mußte sie sich vieles an den nöthigsten Dingen abbrechen, um diesen Tand anzuschaffen. Dem Bilde dieser Muse setze man das lange, dürre Bild Voltaire's, dieses Gerippes vom Apoll an die Seite; so wird man sich wohl kein schöneres Nachtstück von zwei verliebten Personen denken können."
Voltaire hat ihr folgende Grabschrift gesetzt:
L'Univers a perdu la sublime Emilie
Elle aima les plaisirs, les arts, la verité
Les Dieux, en lui donnat leur âme et leur genie,
N'avaient gardé pour eux que l'immortalité
Die, eines andern Dichters lautet etwas anders, nämlich:
Ci git, qui perdit la vie
Dans le double accouchement
D'un Traité de Phlosophie
Et d'un malheureux enfant.
On ne sait précisement :
Lequel des deux l'a ravie.
Sur ce funeste évènement
Quelle opinion doit on suivre?
S***. L***. s'en prend au Livre
Voltaire, s'en prend à l'Enfant.
19. November 1749
Der König aus Potsdam nach Berlin, speiset bei der Königin Mutter.
20. November 1749
Nach Potsdam.
26. November 1749
General Fouqué nach Potsdam zum König.
B.
11. November 1749
Starb in Königsberg der General-Feldmarschall Gouverneur von Berlin, Herzog Friedrich Wilhelm von Holstein-Beck, Ritter des schwarzen Adlerordens etc., 63 Jahr alt.
Dezember.
A.
1. Dezember 1749
Der König von Potsdam nach Berlin.
24. Dezember 1749
Nach Potsdam.
26. Dezember 1749
Nach Berlin.
27. Dezember 1749
Der König speist zu Mittag bei seiner Gemalin (welche einige Tage unwohl war) in ihrem Kabinet.
B.
4. Dezember 1749
Der König läßt wieder mehrere Tausend Thaler an die Soldatenwittwen und Waisen auszahlen.
11. Dezember 1749
Starb der Staatsminister Samuel von Marschall. Er war einer der ersten, welcher 1740 den neu gestifteten Orden pour les mérites erhielt.
28. Dezember 1749
Ward der bisher bestandene Geheime Justizrath aufgehoben, und die ihm zustehenden Sachen wurden dem Kammergericht und dem Ober-Tribunal überwiesen.
Der Karneval nahm den 2. Dezbr. seinen Anfang, die Ordnung war folgende:
Sonntag, Cour bei der regierenden Königin.
Montag, Oper.
Dienstag, Redoute.
Mittwoch, französische Komödie.
Donnerstag, Cour bei der Königin Mutter.
Freitag, Oper.
Sonnabend, Ruhetag.
Die beiden Opern waren 1) Coriolan, in welcher sich eine Arie befand, welche der König selbst in Musik gesetzt hatte.
2) Angelika und Medoro.
An die Stelle der Barbarina, welche das Theater verlassen und sich mit dem Sohn des Großkanzlers, dem Oberamts-Regierungspräsidenten von Cocceji verheirathet hatte, war die Denis getreten.
++) Durch ein Versehen des vorigen Setzers etc. war S. 177 der Schluß des Monats November und der December ausgelassen worden.
Berichtigungen und Nachträge zur ersten Abtheilung des Tagebuches (1740-1749).
A.
Zur S. 11
12. Juni 1740
Der König schreibt an Voltaire:
Von nun an dien' ich keinem Gott
Als meinem lieben Volk allein.
Lebt wohl, ihr Verse, du Musik,
Und alle Freuden, Voltaire selbst.
Mein höchster Gott ist meine Pflicht!
Wie manche Sorge bringt sie mit,
Wie lastend ist ein Diadem!
Wenn dieser Gott befriedigt ist,
Dann, theurer Voltair', flieg' ich schnell
So wie ein Pfeil in deinen Arm,
Und lerne dann im Unterricht,
Den mir mein lautrer Freund ertheilt.
Wie heilig Königspflichten sind.
Sie sehen, mein lieber Voltaire, daß die Veränderung meines Schicksals mich ganz und gar nicht von der Metromanie geheilt hat, und daß ich vielleicht nie davon genesen werde. Ich schätze Horaz's und Voltaire's Kunst zu sehr, als daß ich ihr ganz entsagen sollte, ich bin der Meinung, daß jedes Ding im Leben seine Zeit hat.<183>
Zur S. 18
5. August 1740
Schon an diesem Tag ging der König nach Rheinsberg.
Zur S. 26
23. November 1740
Am 26. und 27. November war Voltaire noch in Berlin.
B.
Zur S. 12
11. Juni 1740
Schreiben an die Stadt Lindau, welche den preuß. Officieren und Rekruten den Eingang in die Stadt und selbst den Durchgang nicht gestatten wollte - Aufforderung, dies sofort abzustellen.
Zur S. 22
11. September 1740
Exposition des Raisons qui ont porté Sa Maj. le Roi de Prusse aux justes repressailles contre l'Eveque de Liége. Wesel, à 11. Sept. 1740. (Dieses Manifest hatte der König von Voltaire verfertigen lassen. S. des Königs Brief an Voltaire vom 24. Octbr. 1740).
Zur S. 30
23. Dezember 1749
An diesem Tage schrieb der König an Voltaire aus Herrendorf: - etc. "Wollen Sie meine Art zu leben wissen? Wir marschiren von sieben bis um vier Uhr Nachmittags. Dann esse ich; nachher habe ich zu arbeiten, und bekomme langweilige Besuche. Auf diese folgen dann einzelne abgeschmackte Geschäfte. Da giebt es Schwierigkeitsmacher in Ordnung zu bringen, feurige Köpfe zu dämpfen, Träge anzutreiben. Ungeduldige gelehrig zu machen, Raubsüchtige in die Grenzen der Billigkeit zurückzuweisen, Schwätzer zu hören und Stumme zu unterhalten. Endlich muß man mit denen trinken, die Lust dazu haben und mit denen essen, die hungrig sind; man muß mit den Juden ein Jude, mit den Heiden ein Heide werden.
<184>Das sind meine Beschäftigungen. Ich würde sie gern einem Andern abtreten, wenn mir das Phantom, das man Ruhm nennt, nicht allzu oft erschiene. In der That, Begierde darnach ist eine große Thorheit; man kann sich aber sehr schwer davon losmachen, wenn man einmal von ihr angesteckt ist."
Anmerkungen zum Jahr 1740.
Zu S. 13. Christian Freiherr von Wolff war der Sohn eines Gerbers zu Breslau, und daselbst am 24. Januar 1679 geboren 184-+. Er studirte in Jena Theologie und habilitirte sich nachher in Leipzig, wo er mathematische Vorlesungen hielt. Durch Leibnitz's Empfehlungen ward er 1707 als Professor nach Halle berufen. Hier erwarben ihm seine mathematischen und philosophischen Schriften einen ausgebreiteten Ruf, die letztern zogen ihm aber auch sehr viel Feinde zu, besonders unter den Theologen, welche ihn für einen Religionsverächter und Irrlehrer ausschrieen, wodurch es endlich dahin kam, daß der König Friedrich Wilhelm I. ihn seiner Stelle (1723) entsetzte und zugleich befahl, daß er bei Strafe des Stranges in 24 Stunden Halle, und in zwei Tagen die preußischen Staaten verlassen solle. Wolff ging hierauf nach Cassel. Der König sah jedoch nachher ein, daß man ihn hintergangen hatte und gab sich viel Mühe, den Vertriebenen wieder zurück nach Halle zu ziehen, wozu dieser sich jedoch nicht entschließen konnte. Als nun Friedrich d. Gr. zur Regierung kam, ließ er sogleich durch den Probst Reinbeck mehrmals an Wolff schreiben und ihm sehr vortheilhafte Anträge machen, worauf dieser Ende des Jahres 1740 als Geheimer Rath, Vice-Kanzler der Universität und Professor des Natur- uud Völkerrechts, nach Halle zurückkehrte. 1743 ward er an des v. Ludwig Stelle Kanzler der Universität, und 1745 erhob ihn der Kurfürst von Baiern (als damaliger Reichsvicar) in den Freiherrn-Stand. Er starb den 9. April 1754.
(Historische Lobschrift des etc. Christian des H. R. R. Freiherrn von Wolff etc. Halle 1755. 4. von Gottsched. In<185> dieser Schrift befinden sich auch die Briefe Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs d. Gr., Wolffs Zurückberufung betreffend).
Zu S. 13. Vaucanson (in Lyon geboren) war ein berühmter Mechaniker, der einige Automate verfertigt hat, die sehr viel Aufsehn gemacht haben, als, einen Flötenspieler, der zwölf Stücke auf der Flöte spielte, eine Ente, die alle Bewegungen einer wirklichen Ente machte, sogar fraß und verdauete etc. V. starb 1782, nach Andern 1783 zu Paris. (Nicolai's Beschreibung einer Reise durch Deutschland. Bd. I. S. 281 und Bd. VII. S. 15 der Berichtigungen).
Zu S. 13. S'Gravesand, Wilhelm Jak. v., war ein berühmter niederländischer, aus Herzogenbusch stammender Physiker und Mathematiker. Er starb 1742.
Zu S. 13. (und Beiträge etc. Band 2. S. 491). Leonhard Euler, Sohn eines Predigers, geboren zu Basel am 4./5. April 1707, war einer der berühmtesten Mathematiker. Er hatte zu Basel studirt, und schon in seinem 19. Jahre erhielt er das Accessit des Preises, welchen die Pariser Akademie für die beste Abhandlung über die Bemastung der Schiffe ausgesetzt hatte. Einige Jahre nachher ging er nach Petersburg, wo ihm Daniel Bernoulli eine Stelle in der Akademie verschafft hatte. 1741 folgte er dem Rufe Friedrichs d. Gr. und ward als Lehrer der Mathematik bei der Berliner Akademie angestellt. Hier blieb er bis 1766, wo er - man sagt durch ein beißendes Bonmot Friedrichs beleidigt, nach Petersburg zurückkehrte. Er starb am 7. Septbr. 1783.
Zu S. 22 und 179-180. Zum Verständniß der an letzterer Stelle befindlichen Grabschrift, der Marquise Duchatelet, der Freundin Voltaire's, ist noch zu erwähnen, daß die Buchstaben S... L... einen Offizier, Namens St. Lambert bezeichnen, von dem es heißt: Né gentîlhomme, il a longtems servi obscurement dans l'infanterie; ce fut à la mort de Mme la marquise du Châtelet on 1749, qu'on entendit parler pour la première fois. La Chronique secrète des galanteries particulières rapporte que cette femme célèbre après avoir longtems vecu dans une liaison intime avec M.<186> de Voltaire, lui fit une infidélité en vaveur de Mrs. de St. Lambert etc. cette infidélité naquit un enfant couta la vie à sa mere etc. Hieher gehört noch folgende Anekdote: Voltaire glaubte, die Marquise hätte ein Portrait von ihm versteckt in einem Ring getragen, und suchte nach ihrem Tode, mit dem Herrn du Chatelet, diesen Ring mit großer Sorgfalt auf, er wird auch endlich gefunden. Als man die versteckte Feder entdeckt und die Kapsel öffnet, kommt nicht Voltaire's, sondern des Herrn St. Lamberts Bild zum Vorschein. "Unter uns," spricht Voltaire zum Herrn du Chatelet, "wir wollen uns beide dieses Vorgangs nicht rühmen." Ihr Bildniß befindet sich vor einer ihrer Schriften, welche den Titel hat: Institutions Physiques etc. Tom I. Amsterd. 1742.
A.
Zur S. 40
7. Januar 1741
An diesem Tage war der König auch noch in Rothsirben.
Zur S. 47
7. April 1741 bis 10. April 1741
Als der König im Jahr 1741 bei Mollwitz im Lager stand, rekognoscirte er das Dorf Zindel. Der Bauer Margner aus diesem Dorfe bemerkte, daß ein feindlicher Trupp in einem Graben auf den König lauerte, und hinterbrachte es ihm mit Lebensgefahr, wofür ihm der König Belohnung versprach. Der gute Mann war zu blöde sich nachher deshalb zu melden, selbst da er in bitteres Elend gerieth, blos auf seinem Sterbebette erzählte er den Vorfall seiner Tochter, um in äußerster Noth den König um die zugesagte Gnade anzusprechen. In der Noth, in die sie mit ihrem Mann, dem Schneider Ludwig Schweinert zu Breslau und sechs Kindern verfiel, wandte sie sich an den König und bat um dieses Vorfalls willen um einen Dienst für<187>
Zur S. 47
7. April 1741 bis 10. April 1741
ihren Mann. Der König schrieb an seinen Minister, den Grafen von Hoym:
"Die von ihr, der Schweinertin, angerühmte That ihres ehrlichen Vaters ist bei mir noch in gutem Andenken. Sie verdient die ihm versprochne Belohnung, und dahero will Ich, daß solche seiner hinterlassenen Tochter angedeihe, und ihr Ehemann von Euch gebetenermaßen mit einem für ihm sich schickenden Posten versorgt werden soll." Das geschah auch bald darauf. So wird der Vorfall in den Schlesischen Provinzialblättern vom Jahr 1787, März-Stück S. 212, erzählt. Nach einer andern Nachricht, die der Minister v. Hoym späterhin von dem Schweinert selbst erhalten haben will, soll die rühmliche That des Margner darin bestanden haben, daß er am Tage der Schlacht von Molwitz dem Könige die Position, der östreichischen Armee, welche hinter Anhöhen gestanden und nicht sogleich rekognoscirt werden können, ganz genau angegeben, auch den besten Weg des Angriffs gezeigt hat.(?) (Vergl. Preuß, Friedrich d. Gr. Thl. 1. S. 177 und 443).
Zur S. 49
18. April 1741
Der Kardinal Sinzendorf wird seines Arrestes entlassen, muß sich aber nach Wien begeben, wohin er den 19ten abreiset.
Zur S. 51
15. Juni 1741
An Algarotti (aus Hermsdorf). Mein lieber Algarotti, Ich erwarte Sie mit großer Ungeduld, weit mehr erfreut, Sie als Freund bei mir zu haben, als Ihre Briefe als Minister zu erhalten. Gegenwärtig befinden Sie sich in Lyon,<188>
Zur S. 51
15. Juni 1741
wo ich Ihren Geist sich mit all demjenigen bereichern sehe, was der Gewerbfleiß der Manufakturisten in dieser Stadt Seltnes und Nützliches hervorgebracht hat. Ich weiß nicht zu viel von dem, was man über mich in Frankreich sagt, allein so viel weiß ich, daß mein Ruf in Wien nicht nach Balsam riecht. Man stellt öffentliche Gebete wider mich an und es fehlt nicht viel, daß diejenigen, welche sich in der Apocalypse Rathes erholen, mich für den Antichrist ausgeben etc.
Zur S. 70
?? Juni 1741
In der Mitte des Monats Juni soll der Graf v. Seckendorf als Gesandter des Kaisers Karl VII. bei dem König gewesen und Ende Juli wieder abgereist sein.
Zur S. 70
18. Juni 1741
An Voltaire über den Krieg etc. - Halten Sie mich nicht für grausam, sondern für vernünftig genug, um nicht eher ein Übel zu wählen, als wenn man ein schlimmeres vermeiden muß. Jeder, der sich einen Zahn ausziehen läßt, wenn er angefressen ist, wird eine Schlacht liefern, wenn er einen Krieg wird endigen wollen. Blut unter solchen Umständen vergießen, heißt es wirklich schonen; ist ein Aderlaß, den man mit seinem wahnsinnigen Feinde vornimmt, und der ihm seine gesunde Vernunft wieder giebt.
Zur S. 52
?? Juli 1741
Den 15ten soll der König in Breslau gewesen sein, nach einem Brief des Königs an den Feldmarschall v. Seckendorf.
Zur S. 79
24. Juli 1741
In Charlottenburg.<189>
Zur S. 71
?? Juli 1741
Den 26. und 27. Juli in Potsdam (laut Briefen des Königs an den Kaiser Karl VII. und an Seckendorf.
Zur S. 55
9. Oktober 1741
An diesem Tage war der König in Cuitanitz. (S. Beiträge. Thl. 2. S. 504 Note).
Anmerkung.
Zur S. 72. Lord John Graf of Hyndford, Königl. Großbrittannischer Rath, Pair von Schottland, erwarb sich in dem Gesandschaftsposten, den er mehrere Jahre am Preußischen, Russischen und Östreichischen Hofe bekleidete, sehr vielen Ruhm. Er hatte die Ehre, den Breslauer Frieden, an dessen Beförderung er vorzüglich Antheil hatte, im Namen des Wiener Hofes zu schließen und zu unterzeichnen, und Maria Theresia sowohl als Friedrich d. Gr. erlaubten ihm, den schlesischen Adler mit dem Wahlspruch ex bene merito seinem Stammwappen beizufügen. Er starb den 18. Juli 1767 auf seinem Gute Carmichael in Schottland.
Zur S. 75
30. November 1742
Dietrich, Freiherr von Kaiserling auch Keyserlingk geschrieben), ein edler Kurländer, der auf Reisen und auf der Universität zu Königsberg in Sprachen, ritterlichen Übungen, in der Dicht- und Redekunst, der Philosophie und Mathematik sich große Kenntnisse erworben hatte. Er übersetzte verschiedene Oden des Horaz und Pope's Lockenraub in französische Verse, und machte sich mit den Wissenschaften so zeitig bekannt, daß er in seinem siebzehnten Jahre an Einem Tage eine Rede in deutscher, griechischer, lateinischer und französischer Sprache halten konnte. Übrigens war er ein liebenswürdiger Mann von au
<190>Zur S. 75
30. November 1742
ßerordentlicher Lebhaftigkeit und dem besten Herzen. Den 30. Novbr. 1742 vermälte er sich zu Charlottenburg mit der Gräfin Dorothea Louise v. Schlieben, einer Tochter des Oberjägermeisters. Er starb den 13. August 1745 in Berlin als Oberst und Generaladjudant, auch Ritter des Johanniterordens im 48. Jahre seines Alters, und hinterließ eine Tochter, Namens Adelaide, welcher der König sich sehr annahm. (Vergl. die Memoires der Akademie von 1745).
Zur S. 94
23. Oktober 1743
In Charlottenburg.
Zur S. 95
14. November 1743
In Berlin.
16. November 1743
In Potsdam.
Zur S. 99
?? Februar 1744
Den 7ten in Potsdam.
Zur S. 102
20. April 1744
Von Berlin nach Potsdam.
Zur S. 105
31. Juli 1744
In Potsdam.
Zur S. 110
?? Dezember 1744
Den 9. Decbr. war der König bereits in Schweidnitz.
Zu den Versen auf Barbarini gehören noch folgende Zeilen:
Juno gradu placuit, specie Venus, arte Minerva,
Barbara diuarum singula sola tenet
Perpetua superi feruent Tibi lege inventam
Nil tel nobilius vel Venus ipsa dabit.
Der König hatte diese berühmte Tänzerin in Venedig durch seinen dortigen Residenten für die Oper in Berlin mit einen hohen Gehalt engagiren lassen. Hier erwarb sie sich allgemeinen Beifall, und wurde auch wegen der ungemeinen<191> Annehmlichkeit ihres Geistes oft zu den Soupées des Königs gezogen. Sie ging nach einiger Zeit eines Geliebten - eines Schottländers Mackenzee wegen nach Venedig zurück, ungeachtet die Zeit ihres Engagements noch nicht abgelaufen war, weshalb sie wieder zurückzukommen genöthigt wurde. Was hiervon Denina in seinem Essai sur la vie de Frédéric II. p. 114, und Zimmermann in seinen Fragmenten über Friedrich d. Gr. Th. I. S. 89 erzählen, soll, wie Nicolai, der die Akten, welche über diese Sache im Geheimen Archiv befindlich sind, vor sich gehabt hat, behauptet (Neue Berliner Monatsschrift, Band 22, S. 297, 298) theils entstellt, theils ganz unwahr sein. Später heirathete sie den Herrn Carl Ludwig, Freiherrn von Cocceji, welcher nachher Präsident der Oberamtsregierung in Glogau wurde. Er war der Sohn des Großkanzlers, und zerfiel wegen dieser Verbindung, die auch nach einigen Jahren wieder getrennt wurde mit seiner Familie. Friedrich Wilhelm II. erhob sie 1789 unter dem Namen Campanina in den Grafenstand. Ihr ganzes, sehr ansehnliches Vermögen hat sie zu einer wohlthätigen Stiftung für vier und zwanzig Fräulein ohne Unterschied der Religion vermacht.
A.
Zur S. 116
17. Juni 1745
An diesem Tage war der König auch noch in Damkow.
B.
Zur S. 116
?? Juni 1745
In diesem Monat blühte in dem botanischen Garten ein Cereus Peruvianus angulosus major. Das Gewächs war 28 Fuß hoch und 18 Jahr alt.
Zur S. 118
?? August 1745
Im Garten des Lustgärtners Krause in der Krautsgasse in Berlin, stand in diesem Monat ein Javanischer Pisang (musa arabum) im höchsten Flor. Dieses Prachtvolle Gewächs hatte bereits 18 Früchte. Die Höhe des Stammes betrug 12 Fuß, die Länge der Blätter 6 Fuß 5 Zoll und die Breite derselben 1 Fuß 9 Zoll.<192> Zur S.
Zur S. 129
15. Januar 1746
A. Der König in Berlin.
Zur S. 131
16. Mai 1746
In Wolfenbüttel und nach Salzthal zurück.
Zur S. 131
17. Mai 1746
Ankunft in Pyrmont.
Zur S. 132
4. Juni 1746
B. Dem regierenden Grafen v. Promnitz zu Sorau wird in der Person seines Bevollmächtigten (des Raths Rüdiger) im Namen des Königs durch den Minister v. Arnim die Lehn über die in Schlesien liegende Standesherrschaft Pleß mit gewöhnlichen Ceremonien gereicht.
Zur S. 132
6. Juli 1746
A. An diesem Tage nahm der König, von Oranienburg aus, das Lustschloß Friedrichsthal in Augenschein.
Zur S. 132
29. Juli 1746
War der König auf der Assemblée bei dem Cardinal Sinzendorf.
Zur S. 134
?? September 1746
B. In diesem Monat trat der bis dahin in fremden Diensten gestandene Herr v. Warneri in preuß. Kriegsdienste, und erhielt eine Schwadron im Natzmerschen Husaren-Regiment.
Zur S. 135
28. Oktober 1746
A. In Stellvertretung durch den General-Major von der Galz war der König Taufzeuge bei dem neugebornen Sohn des Obersten von Forcade, bei welcher Gelegenheit der König der Wöchnerin zwei silberne Terrinen schenkte.
Zur S. 135
29. Oktober 1746
A. In der Berlin-Spenerschen Zeitung von diesem Tage, wird "den ganz ungegründeten und der Ehre verschiedener in Königl. Diensten stehender ansehnlicher und würdiger Männer höchst nachtheiligen Nachrichten, welche sich in der Altonaer Zeitung dieses Jahres, Nr. 168, unter dem Artikel Hildesheim befinden, vorläufig auf das Kräftigste und Nachdrücklichste widersprochen."<193>
Zur S. 136
7. November 1746
B. Nicht der russische General von Keith, sondern dessen Bruder, gewöhnlich Lord Marschall genannt, kam in Berlin an. Er ging den 9ten nach Leipzig. - (S. unter dem 7ten und 9. Novbr. im 1. Heft. S. 136).
Zur S. 136
9. November 1746
A. Der König bei der Geburtstagsfeier der Prinzessin Amalie.
Zur S. 137
11. Dezember 1746
Der König feiert das Andreasfest als Ritter des Andreasordens.
Anmerkung.
Zu S. 138. Freiherr von Reede, Herr v. Ginkel, war General der Reiterei, General-Quartiermeister und Gouverneur von Herzogenbusch, auch Ritter des schwarzen Adlerordens. Er hatte zweimal, zusammen dreizehn Jahre den Gesandschaftsposten am Berliner Hofe bekleidet. König Friedrich Wilhelm hatte ihn seines Zutrauens gewürdigt, und Friedrich d. Gr. gab ihm viele Beweise vorzüglicher Achtung. Er starb in Berlin den 25. April 1747.
Zur S. 146
6. Oktober 1747
Anmerk. Der Abt Bastiani soll der Sohn eines Schneiders zu Venedig gewesen sein. Er hatte sich dem geistlichen Stand gewidmet, mußte über eines verliebten Abenteuers halber Venedig verlassen. Lange Zeit lebte er im tiefsten Elende; im Haag, wohin er geflüchtet, ward er mit französischen Schauspielern bekannt, welche ihm Gelegenheit verschaften, Unterricht in der italienischen Sprache zu geben. Hierdurch und durch Abschreiben erwarb er sich den nothdürftigsten Lebensunterhalt. Seine Leidenschaft für das schöne Geschlecht brachte ihm auch hier wieder neues Mißgeschick. Eine junge Holländerin, der er<194> Unterricht im Italienischen gab, war, da er ein schöner Mann war, nicht unempfindlich gegen seine Seufzer gewesen. Die Eltern hatten nicht so bald das Verständniß der Tochter mit ihrem Sprachlehrer erfahren, als sie ihn sogleich verabschiedeten, und der gute Abbé sah sich genöthigt, um noch schlimmeren Folgen zu entgehen, seinen Stab abermals weiter zu setzen. Er kam nach Frankfurt am Main, und von Allem entblößt, dem bittersten Mangel Preis gegeben, ließ er sich durch die preußischen Werber als Soldat engagiren. Man führte ihn nach Breslau. Als er hier angekommen war, befand sich der General, der die neuen Recruten zu examiniren pflegte, gerade bei dem Kardinal Sinzendorf. Man brachte also den Abbé dahin und stellte ihn dem General vor. Da dieser aber weder Italienisch noch Französisch sprach, so glaubte er, daß der Recrut vielleicht Lateinisch verstehen würde, und wandte sich also an den Kardinal, daß er ihn in dieser Sprache befragen möchte. Dies geschah, und der Abbé erzählte nun dem Kardinal sein Schicksal, welcher dadurch zum Mitleid bewogen wurde, dem General zwei andere Recruten versprach und den Abbé zu seinen Sekontär und Aumonier machte.
Der König lernte den Abbé wahrscheinlich erst kennen, als dieser (am 6. Octbr. 1747) nach Potsdam kam, wo er vermuthlich die Nachricht von dem 8. Tage vorher (am 28. Sept.) erfolgten Tod des Kardinal Sinzendorf überbracht hatte, und sich bis den 17. Octbr. hier aufhielt (doch ist es auch möglich, daß, wie andere meinen, der König ihn schon früher im Gefolge des Kardinals kennen gelernt hatte. Dieser war 1743 vom 21. Januar bis 11. Febr. in Berlin, doch ist nicht bekannt, daß er Bastiani bei sich gehabt hat). Der König sandte ihn nachher nach Rom, um die päbstliche Einwilligung zu der Ernennung des damaligen Domherrn, Grafen von Schaffgotsch, zum Vicario episcopali zu bewirken. Die Art, wie er diesen Auftrag ausrichtete, erwarb ihm die Gnade des Königs und nach und nach die Würden, die er bekleidete. Der König fand Gefallen an seinem Umgang, berief ihn mehrmals zu seiner Unterhaltung nach Potsdam, beschenkte ihn zuweilen und unterhielt einen Briefwechsel mit ihm. Einmal schickte er ihm eine kostbare Dose und<195> eine Quantität spanischen Schnupftabak, von der Sorte die er selbst brauchte und schrieb ihm dabei: "Ungeachtet der katholischen Geistlichkeit der Gebrauch jeder Sinnlichkeit verboten sei, so würde doch der Geruch ausgenommen sein." Bastiani hing mit seltener Treue an den König, und aus dieser Anhänglichkeit läßt sich seine Trostlosigkeit erklären, als er sich die Ungnade des Königs zugezogen zu haben glaubte, weil er eine Zeit lang nicht zum König berufen wurde, er konnte sich davon keine andere Ursache denken, als daß er dem Könige mißfalle, weil er etwas schwer höre. Indessen fuhr er fort, bei der jährlichen Anwesenheit des Königs in Breslau zur Cour zu kommen. Bei einer derselben fragte ihn der König: Etes vous encore sourd? Bastiani antwortete: Je ne l'etois jamais Sire à vos Ordres, der König ließ ihn darauf in sein Kabinet rufen und behandelte ihn so gnädig wie vorher. Als der König starb, stieg seine Traurigkeit bis zum auffallendsten Lebensüberdruß, so daß er Speise und Trank verschmähete. Er starb bald nachher am 20. Novbr. 1786. Seine zahlreichen Freunde, die er sich durch seine Kenntnisse wie durch seine Gesinnung auch in Berlin und Potsdam erworben hatte, veranstalteten am 21. Decbr. 1786 in der katholischen Kirche des letztern Ortes zu seinem Andenken eine feierliche Trauerhandlung.
Zur S. 155
11. Mai 1748
Algarotti in Potsdam.
8. August 1749
Das schöne Gedicht: An meinen Geist, ist vom König den 8. August unterschrieben.
Zur S. 174
9. August 1749
Algarotti in Potsdam.
27. August 1749
Derselbe in Berlin (bis Ende des Jahres).
In diesem Jahre schrieb der König das Gedicht: Die Kriegskunst, und das Palladium, auch die Abhandlung: Über das Recht, Gesetze zu geben und abzuschaffen, und noch Mehreres, das in folgenden Jahren 1750 und 1751 mit verschiedenen frü<196>her verfaßten Gedichten etc. gedruckt wurde. (S. die zweite Abtheilung).
In dieser Abtheilung ist noch Folgendes zu berichtigen:
S. 11.Der Brief des Königs an Algarotti ist vom 2. Juni, nicht vom 3ten.
S. 71.Zeile 8. von unten ist hinzuzusetzen: den 28. Juli in Berlin.
S. 71 und 88. ist statt Zinzendorf, Sinzendorf zu lesen.
S. 73.Z. 4. von oben ist das Wort: "Über" zu streichen.
<197>Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Zweite Abtheilung,
enthaltend
die Jahre 1750 - 1759.
<198><199>Januar 1750.
A.
Januar 1750
Der König in Berlin seit dem 26. Dezember v. J.
Algarotti in Berlin.
13. Januar 1750
Der König von Berlin nach Potsdam.
15. Januar 1750
Von Potsdam mit dem General Fouqué nach Berlin.
An diesem Tage hat der König einige seiner im Jahre 1760 öffentlich erschienenen Gedichte verbessert, und unter das Original-Manuscript geschrieben: corrigé le 15 janvier 1750. (Hinterl. W. 1789. T. I. S. XIX).
19. Januar 1750
Nach Charlottenburg, und nach Berlin zurück.
24. Januar 1750
Feier des Geburtsfestes des Königs, welcher mit seiner Gemahlin bei der Königin Mutter speist.
25. Januar 1750
Der König giebt ein Fest zur Feier des Geburtstags seiner Schwester Sophie, Markgräfin von Schwedt.
30. Januar 1750
Feierliche Belehnung des Fürsten von Auersberg wegen Münsterberg etc. in der Person des Abgeordneten, Ernst Maximilian Swerts Reichsfreiherrn von Reist, Königl. Kammerherrn und General-Intendanten der Königl. Schauspiele.
30. Januar 1750
Der König geht nach Potsdam mit den Generalen v. Fouqué, v. Stille und v. Rothenburg.
?? Januar 1750
Schreibt an Voltaire:
- etc. "Nun fühle ich doppelte Begierde, Sie wieder zu sehen, über Literatur mit Ihnen zu sprechen, und mich von Dingen zu unterrichten, die nur Sie mich lehren können. Da ich Ihre alten Episteln auswendig weiß, so bemerke ich alle Verbesserungen und Zusätze (in der überschickten neuen Aus<200>gabe derselben) die Sie darinn gemacht haben etc. (In Bezug auf den Kardinal Richelieu): Große Leute sind nicht zu allen Stunden und in allen Stücken groß. Ein Minister nimmt bei einer Angelegenheit, die ihm wichtig scheint, alle seine Kräfte zusammen, und wendet allen seinen Scharfsinn darauf; eine andere aber, die er für weniger bedeutend hält, behandelt er mit vieler Nachläßigkeit etc."
B.
1. Januar 1750 bis 1. Januar 1750
Nachts wurde der Sarg Friedrichs I. in die neue Domkirche gebracht.
Der König schenkt dem Grafen Algarotti eine Tabatiere mit seinem (des Königs) Portrait.
22. Januar 1750
Lieset Darget in der Sitzung der Akademie die Abhandlung des Königs: Sur les raison d'établir ou d'abroger les loix. (Geschrieben in den Jahren 1747 und 1748).
Dem Major vom Baireuthschen Dragoner-Regiment de Chazot schenkt der König viele seltene goldene Medaillen und eine Tabatiere.
Im botanischen Garten kam unter des Königl. Kunstgärtners Michelmanns Aufsicht und Wartung die Frucht eines mehr als 80 Jahr alten Palmbaums (Palma foltis stabelli formibus) zur Reife.
Februar.
A.
Februar 1750
Der König in Potsdam.
11. Februar 1705
Schreibt an Algarotti in Berlin:
- etc. "Morgen werde ich Darget sagen, daß er Ihnen meinen Versuch über die Gesetze sendet, Sie werden mir Vergnügen machen, wenn Sie mir gefälligst Ihre Meinung über die Verbesserungen, welche Sie für nöthig erachten, sagen. Ich verdanke Ihnen vortreffliche Bemerkungen, die Sie über eine Unzahl meiner Aufsätze gemacht haben, und Sie werden meine<201> Dankbarkeit noch vermehren, wenn Sie mir aufrichtig über dieses neue Memoir Ihre Meinung sagen."
16. Februar 1750
Der französische Gesandte de Valori zum König nach Potsdam (bis den 21).
B.
Februar 1750
Der König erhält für Ostfrießland das Privilegium de non appellando vom Kaiser d. d. Wien d. 15. Febr. 1750.
März.
A.
4. März 1750
Der König aus Potsdam in Berlin mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, speist bei der Königin Mutter.
5. März 1750
Nach Potsdam mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig.
22. März 1750
Der Minister Graf v. Gotter nach Potsdam zum König.
24. März 1750
Der König aus Potsdam in Berlin. Erste Privat-Audienz dem neuen französischen Gesandten Marquis v. Tyrconel, welcher den etc. de Valori ablöst.
25. März 1750
Nach Potsdam.
28. März 1750
Marq. d'Argens in Potsdam.
29. März 1750
Der König aus Potsdam in Berlin, zur Nachfeier des Geburtsfestes der Königin Mutter. Oper Phaeton etc.
?? März 1750
An Darget:
"Ich schicke Ihnen meine Epistel durch und durch verbessert wieder. Das harcela habe ich beibehalten, um doch zu sehen, was Voltaire dazu sagen wird, man muß ihm das Vergnügen gönnen, daß er irgend etwas tadeln kann. Nun sein Sie so gütig den Aufsatz abschreiben zu lassen und ihn mir wo möglich morgen wieder zuzustellen. Wehe! mein armer Darget, dem Sekretär eines von Gott verfluchten und verdammten Poeten, der immer Verse macht."
B.
31. März 1750
Als an diesem Tage der König zum ersten Mal über die ohnweit dem (damaligen) neuen Packhofe (jetzigen Gebäude der<202> Sanitätsgeschirr-Niederlage) an dem großen Paradeplatz neuerbauten Brücke fuhr, welche von da gerade nach Monbijoux führt, erhielt diese Brücke den Namen: Friedrichsbrücke. Es ist die jetzige Herkulesbrücke. Die größere Brücke, welche der Neuen Friedrichsstraße gegenüber liegt, hieß Pommeranzenbrücke. (S. Nikolai Beschreibung von Berlin, Th. I. S. 40). Jetzt hat sie den Namen: Friedrichsbrücke.
April.
A.
1. April 1750
Der König von Berlin nach Potsdam.
4. April 1750
Der neue französische Gesandte Marq. Tyrconel mit dem abgehenden Gesandten de Valori nach Potsdam zum König. (Bleiben daselbst bis den 8.).
15. April 1750
Der König aus Potsdam in Berlin.
16. April 1750
Nach Potsdam.
22. April 1750
Nach Berlin, ertheilt dem etc. de Valori die Abschiedsaudienz.
23. April 1750
Nach Potsdam.
25. April 1750
Schreibt an Voltaire:
- etc. "Endlich ist doch der d'Arnaud 1) hier, der sich so lange erwarten ließ. Er hat nur Ihren Brief, die allerliebsten Verse zugestellt, vor denen die meinigen immer erröthen müssen etc. Sie verlangen mein Gedicht; aber das läßt sich nicht zeigen. d'Arnaud wird Ihnen schreiben, was es enthält. Also mein lieber Voltaire müssen Sie, wenn Sie meine Albernheiten sehen wollen, hieher kommen etc. Freilich wird das Gedicht Sie nicht für die Beschwerlichkeiten der Reise entschädigen, aber vielleicht ist der Dichter, der Sie liebt, der Mühe werth. Sie sollen hier einen Philosophen sehen, der keine andere Leidenschaft hat, als das Studiren, und der um der Schwierigkeiten willen, die er bei seiner Arbeit antrifft, das Verdienst derer zu schätzen weiß, die so ausgezeichnet glücklich sind als Sie."
<203>B.
12. April 1750
Der Ritter Taylor, welche sich für einen großen Okulisten ausgab, beim König in Potsdam. Er kam nachher nach Berlin, mußte es aber auf Befehl des Königs schon den 20. verlassen, weil verunglückte Augenoperationen seine Ungeschicklichkeit erwiesen hatten.
17. April 1750
Erschien das neue Judenreglement.
Um diese Zeit kam d'Arnaud in Potsdam an.
Mai.
A.
Mai 1750
Der König in Potsdam.
14. Mai 1750
Hält Revue bei Potsdam.
17. Mai 1750
Nach Berlin, hält Revue.
23. Mai 1750
Nach Potsdam.
31. Mai 1750
Nach Berlin, speist bei der Königin Mutter.
B.
9. Mai 1750
Reglement für Studirende. Das Tragen der Degen wird ihnen - mit Ausnahme der adlichen Studenten - verboten. Die den Studenten auferlegten Strafen sollen von den Adlichen und Vornehmen mit Gelde abgekauft werden können, an Geringeren aber mit dem Carcer bestraft werden, damit nicht deren Väter für ihre Vergehen büßen müssen.
17. Mai 1750
Der Marq. de Valori geht nach Frankreich.
Juni.
A.
2. Juni 1750
Der König reist von Berlin zur Revue nach Stargard. In seinem Gefolge befinden sich die Prinzen Heinrich und Ferdinand, ferner Prinz Ferdinand von Braunschweig. In Stargard tritt der König bei dem Fürsten Moritz von Dessau ab, den er bei der Abreise mit einem Ring und seinem Portrait beschenkt.
<204>3. Juni 1750 und 4. Juni 1750
In Cöslin.
4. Juni 1750 und 5. Juni 1750
In Wutzkow.
6. Juni 1750
In Danzig.
6. Juni 1750
Ankunft in Königsberg.
7. Juni 1750
Revue bei Wehlau.
19. Juni 1750
20. Juni 1750
Wieder in Stargard.
20. Juni 1750
In Freienwalde und Berlin.
21. Juni 1750
Nach Potsdam.
29. Juni 1750
Der Baron v. Knobelsdorf zum König nach Potsdam.
Juli.
A.
Juli 1750
Der König in Potsdam (Sanssouci).
7. Juli 1750
Die Erbprinzessin Caroline 2) von Hessen-Darmstadt beim König in Sanssouci.
10. Juli 1750
Voltaire kommt in Potsdam an.
11. Juli 1750
General v. Canitz beim König in Potsdam.
16. Juli 1750
Der König aus Potsdam (mit Maupertuis) in Berlin, giebt dem Engl. Gesandten Hambury Willams Audienz - speist bei der Königin Mutter in Monbijoux.
17. Juli 1750
Nach Potsdam.
25. Juli 1750
Fürst Lobkowitz beim König in Potsdam.
27. Juli 1750
Der König aus Potsdam in Berlin, giebt dem Aga Mustapha, Gesandten des Chans der tatarischen Krim, und dessen Bruders des Sultan von Budziac, Audienz.
28. Juli 1750
Nach Potsdam.
In diesem Monat hatte der König die Unterredung mit dem Candidaten der Theologie J. C. Linsenbarth aus Thüringen. (S. Rodenbecks Beiträge 1. 462).
B.
14. Juli 1750
Es erscheint das neue Münzedikt.
15. Juli 1750
Erneuertes Militär-Consistorial, Reglement und Kirchenordnung dos Feldministerii samt Beilagen der bei dem Gottesdienst, der Taufe etc. zu gebrauchenden Gebete etc.
<205>August.
A.
August 1750
Der König in Potsdam.
4. August 1750
Neues Manövre bei Potsdam.
8. August 1750
Der Markgraf und die Markgräfin von Baireuth kommen in Potsdam an - große Tafel, Concert.
9. August 1750
Concert, und Intermezzo.
10. August 1750
In Sanssouci Bal en domino. Das Schloß ist illummirt.
11. August 1750
Der König und die Baireuthschen Herrschaften, Voltaire etc. nach Berlin.
12. August 1750
oder den 13. ernennt der König Voltairen zum Kammerherrn, giebt ihm den Orden pour les mérites und 2000 Liv. Gehalt. (Oeuv. compl. de Voltaire. Ed. Basle. Tom. 83. p. 13).
13. August 1750
Der König besieht den bei Lichtenberg abzusteckenden Lagerplatz - schenkt dem Markgrafen von Baireuth 14 prächtige Pferde.
14. August 1750
Der König, beide Königinnen, die Baireuthschen Herrschaften, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Hessen-Darmstadt, und die vor kurzem angekommenen Markgraf und Markgräfin von Schwedt, Erbprinz Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz-Mirow, Fürst Moritz von Dessau und sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, nebst vielen andern hohen Personen, darunter auch Voltaire, gehen nach Charlottenburg.
15. August 1750
In Charlottenburg in der Orangerie Intermezzo: Don Tabarano.
16. August 1750
Concert.
17. August 1750
Französische Comödie: le mauvais Riche. (v. d'Arnaud).
18. August 1750
Feuerwerk.
19. August 1750
Intermezzo: il Conte imaginario, Illumination, Ball etc.
20. August 1750
Groß Concert. Der König geht Nachmittags nach Potsdam, Ankunft der regierenden Herzogin von Mecklenburg-Strelitz.
21. August 1750
Der König von Potsdam in Charlottenburg. Intermezzo.
<206>22. August 1750
Große Tafel, nach derselben gehen der Hof und sämtliche Herrschaften nach Berlin, wo die Oper Phaeton gegeben wird.
23. August 1750
Ruhetag.
24. August 1750
Früh großes Manövre bei Britz, Abends Oper Phaeton.
25. August 1750
Abends bei einer Beleuchtung von mehr als 30000 Lampen, Fackeln etc. großes über alle maßen prachtvolles Carussel im Lustgarten zu Berlin, ein seit Jahrhunderten daselbst nicht gesehenes Schauspiel. Die Prinzessin Amalie theilte die Preise aus. Nachher große Tafel, Abends Ball en masque.
(Eine ausführliche Beschreibung aller um diese Zeit stattgehabten Feste findet man in dem Journal historique etc., welches in der Spenerschen Buchhandlung erschien, und eine Beschreibung des Karussels steht in der Lebensbeschreibung des Generals v. Ziethen. Berl. 1800. S. 179-194).
26. Juli 1750
Oper Iphigenia.
27. August 1750
Großes Fest in Monbijoux bei der Königin Mutter. Wiederholung des Carussels (am Tage).
28. August 1750
Oper Iphigenia, und bei dem Prinzen von Preußen Tafel und Ball.
29. August 1750
Große Tafel in Monbijoux bei der Königin Mutter.
30. August 1750
Oper Iphigenia.
September.
A.
1. September 1750
Der König von Berlin über Küstrin, wo er auf dem Weinberg, in des Oberförsters Bock Hause, sein Quartier nimmt, nach Schlesien. Im Gefolge des Königs befanden sich seine Brüder, die Prinzen Heinrich und Ferdinand, Prinz Ferdinand v. Braunschweig und der Prinz Friedrich Eugen v. Würtemberg etc.
3. September 1750
Früh um 5 Uhr von Küstrin nach Glogau.
4. September 1750 und 5. September 1750
In Glogau.
6. September 1750
In Hundsfeld bei Breslau bis den 10.
<207>7. September 1750 bis 8. September 1750
In der Nacht brannte das Haus ab, in welchem der König in Hundsfeld wohnte.
10. September 1750
In Breslau. Er besieht das von den Erben des Geheimen Raths von Spötgen für sich erkaufte Haus, und giebt Befehl zum Neubau. Der Oberst-Lieutenant v. Krollmann vom Mütschefallschen Garnison-Regiment aus Crossen erhält den Orden pour les mérites.
11. September 1750
Nachmittag um 3 Uhr ab von Breslau, und über Ohlau nach Brieg.
12. September 1750
In Brieg Revue, dann nach Neisse, Mittags Ankunft daselbst.
15. September 1750
Von Neisse nach Glatz.
16. September 1750
Von Glatz nach Schweidnitz.
18. September 1750
Von Schweidnitz nach Liegnitz.
21. September 1750
Früh um 9 Uhr Ankunft in Berlin. Er besucht die Königin Mutter und die Markgräfin von Baireuth.
22. September 1750
Von Berlin nach Potsdam, mit Voltaire, v. Keith, v. Rothenburg etc.
27. September 1750
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter.
28. September 1750
Wird bei Hofe, in den Zimmern der Prinzessin Amalie, Voltaire's Rom sauvée aufgeführt, wobei Voltaire selbst mitspielt und den Cicero macht. (Oeuv. compl. d. Volt. Basle. T. 83. p. 4. Lettr. d. Mdm. Denis a 12. Septb.).
29. September 1750
Der König nach Potsdam.
B.
1. September 1750
Der König ertheilt dem Ritter de la Touche ein Octroi zur Errichtung einer asiatischen Handelscompagnie.
Desgleichen dem etc. Heinrich Thomas Stuart zur Errichtung einer Compagnie in Emden, zum Handel nach Canton etc.
6. September 1750
Wird in Berlin die neue Domkirche eingeweihet.
Das Lutherische Ober-Consistorium gestiftet.
Oktober.
A.
4. Oktober 1750
Der König aus Potsdam in Berlin.
6. Oktober 1750
Nach Potsdam.
<208>17. Oktober 1750
Nach Berlin, giebt den fremden Ministern Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speist bei der Königin Mutter, Abends Concert.
18. Oktober 1750
Nach Potsdam.
28. Oktober 1750
In Berlin mit Voltaire, ertheilt dem Dänischen Minister Audienz.
29. Oktober 1750
Nach Potsdam.
30. Oktober 1750
Voltaire nach Potsdam.
B.
2. Oktober 1750
Werden in Potsdam neue vom König angeordnete Kavallerie-Manövres ausgeführt, wozu aus Berlin das Regiment Gensd'armes, desgl. viele Prinzen und Generale nach Potsdam kommen.
15. Oktober 1750
Ward in Potsdam auf dem Schloß-Theater Voltaire's Trauerspiel la mort de Caesar (Rome sauvée) von den Königl. Prinzen und Prinzessinnen und Voltaire aufgeführt. (Oeuvres compl. de Voltaire. Ed. Basle T. 83. p. 51. 59).
Der König schenkt der Baronesse (Oberstin) von Kannewurf eine prächtige Tabatiere.
November.
A.
10. November 1750
Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speis't bei der Königin Mutter.
11. November 1750
Nach Potsdam.
23. November 1750
Aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speist bei der Königin Mutter.
24. November 1750
Nach Potsdam, vorher Besuch bei der Markgrafin von Baireuth.
26. November 1750
Die Markgräfin von Baireuth nach Potsdam zum König.
<209>28. November 1750
Der berühmte Hofrath und Professor Dr. Hillmer zum König nach Potsdam.
29. November 1750
Voltaire, v. Knobelsdorf, v. Grumckow, v. Pöllnitz, v. Fouqué nach Potsdam.
B.
9. November 1750
Laut Kayserl. Dekret vom 9. Novbr. erhält der König das Privilegium illimit. de non appellando, wegen Magdeburg, Minden und Halberstadt.
10. November 1750
In Potsdam auf dem Schloßtheater Voltaire's Trauerspiel Rome sauvée.
14. November 1750
Ebendaselbst Intermezzo il filosofo convinto in amore.
30. November 1750
Stirbt Moritz, Graf von Sachsen (Marschall von Frankreich) auf seinem Schlosse Chambord in Frankreich. (S. oben S. 63. u. 173).
Der König beschenkt die Soldatenwittwen und Waisen, wie er dies in der Folge alle Jahre um diese Zeit thut.
Dezember.
A.
16. Dezember 1750
Der König aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter mit seiner Gemalin, Abends auf dem Schloßtheater französisches Schauspiel le Misantrope.
In diesem Jahre hatte der König die Unterredung mit dem Ungerschen Studenten Hedhesi (Rödenbeck's Beiträge I. 458).
Es erschienen vom König im Druck: Mémoires pour servir a l'histoire de Brandebourg, und Oeuv. du Philosoph du Sansouci.
B.
11. Dezember 1750
Der König läßt Geld unter die Frauen und Kinder der Gardesoldaten austheilen.
22. Dezember 1750
Vermählung der einzigen hinterlassenen Tochter des etc. Suhm<210> s. oben S. 34) mit dem Obersten und Flügeladjudanten von Keith, eines Vetters des Feldmarschalls v. Keith.
General v. Fouqué zum Karneval in Berlin.
In diesem Jahre entließ der König das ganze schlesische Oberamtscollegium, auf Grund des Berichts, welchen der von dem Justizminister v. Cocceji zur Untersuchung der drei schlesischen Oberamtsregierungen ernannte Commissarius v. Fürst erstattet hatte. (Biographie Schuckmans).
16. Dezember 1750
Anfang des Karnevals. - Ordnung:
Sonntag Cour bei der regierenden Königin.
Montag Oper.
Dienstag Redoute.
Mittwoch französische Komödie.
Donnerstag Cour bei der Königin Mutter.
Freitag Oper.
Sonnabend Ruhe.
Die beiden Opern waren 1) Phaeton und 2) Mithridates. Die französischen Schauspiele, les Visionnaires, l'Ecole des femmes. Der Sänger Salembeni hatte Berlin verlassen, an seine Stelle war Carnstini getreten.
Anmerkungen zum Jahre 1750.
Arnaud (François Thomas Marie de Baculard) war Sächsischer Legationsrath, als er dem König durch einige artige Gedichte bekannt wurde, er nahm ihn unter seine literarischen Gesellschafter auf und war ihm sehr gewogen. Voltaire, darüber neidisch, suchte ihn überall zu necken etc. Dies konnte d'Arnaud bei seinem weichen Herzen nicht lange ertragen, er bat daher schon im Novbr. um seinen Abschied, den ihm der König nur höchst ungern gab 210-+,<211> und ging nun nach Paris, wo er sich durch feine angenehmen Erzählungen und seine Dramen: Comte de Comminges, Euphemie, Fayel Merinval, sehr vortheilhaft bekannt gemacht hat. Im Jahre 1752 hielt er sich wieder in Dresden auf. Er war geboren zu Paris den 14. Septbr. 1718 und starb den 8. Novbr. 1805.
Henriette Christine Caroline, Prinzessin von Zweibrücken-Birkenfeld, geboren den 9. März 1721, vermählt den 12. August 1741 mit dem damaligen Erbprinzen, nachherigen Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen, Darmstadt, gestorben den 30. März 1774. (Sie hinterließ 5 Töchter und 3 Söhne, davon der ältere Ludwig X. Vater des jetzt regierenden Großherzogs von Hessen und bei Rhein Ludwig (II.) und Großvater des Prinzen Karl von Hessen und bei Rhein, seit 1836 Gemahl der Prinzessin Elisabeth von Preußen, geworden ist. Die zweite Tochter ward die Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelms II). Friedrich der Große schätzte diese sehr gebildete und geistreiche Fürstin sehr hoch, und behandelte sie, wenn sie nach Berlin oder Potsdam kam, was mehrere Male geschah, mit größter Auszeichnung. Kurz vor ihrem Tode befahl sie, daß ihr Leichnam ohne alle Pracht in dem auf englische Art angelegten Garten begraben, und nur eine einfache Urne mit ihrem Namen bezeichnet auf<212> ihr Grab gesetzt werden sollte. Friedrich, dem dieser ihr Wunsch vielleicht schon von früher her bekannt war, hatte nicht sobald ihren Tod erfahren, als er die Verfertigung dieser Urne befahl. Sie trägt folgende Inschrift: Hic jacet Henr. Christina Carol. Lov. Hass. Princ. Femina Sexu. Ingenio vir. N. VII. Id. Mart. a MDCCXXI. D. O. III. Kal. Apr. a MDCCLXXIV. S. E. T. L. Er übersandte sie mit folgendem Schreiben an den Landgräflich-Hessischen Obersten, Baron von Riedesel.
Mr. le Colonel Baron de Riedesel!
Le sujet de la presente rappelle à Ma memoire un evenement bien triste. C'est la perte, que nous avons faite, il y a quelques année, de Madame la Landgrave de Hesse-Darmstadt, cette Princesse accomplie, qui faisoit l'ornement et l'admiration de notre Siècle. Vous savés que j'ai toujours fait un cas infini de son merite, et que sa mort prématurée M'a bien vivement affecté. Mais Vous n'ignores pas non plus, qu'a la premiere nouvelle de son decés J'ai dabord pris la resolution d'orner son monument d'une urne, consacrée à apprendre aux siècles futurs Mes sentiments de veneration pour ses talents et vertus distinguées. Elle est achevée, a l'heurs qu'!l est, cette urne. Je Vous la ferai tenir par le Voiturier Charles d'ici, et Je ne saurais la mieux adresser, qu'à Vous Mon cher Colonel qui êtes parfaitement instruit, comment l'illustre Defunte a desiré qu'elle fût poses pour son monument. Quelque triste que soit le devoir, au quelle Je Vous appelle. Vous m'obligerés cependant, en Vous en acquittant d'une manière conforme a ses intentions; et Je saisirai à Mon tour toutes les occasions, qui se presenteront pour Vous tenir compte des soins que Vous donnerés à cette commission. Sur ce Je pris Dieu, qu'il Vous ait Mr. le Colonel Baron de Riedesel en sa sainte et digne garde.
Potsdam ce 12. d'Avril 1775.
Federic.
<213>Die Abbildung der Urne und der vorstehende Brief nach dem Original sind mitgetheilt in v. Mosers Patriotischem Archiv für Deutschland Bd. 1. S. 221.
Januar 1751.
A.
16. Januar 1751
Der König aus Berlin nach Potsdam.
18. Januar 1751
Nach Berlin.
30. Januar 1751
Nach Potsdam.
B.
Januar 1751
Der König läßt seine gewöhnlichen Neujahrsgeschenke an die Armen in Berlin auszahlen.
In diesem Monat ward Voltaire's Zaire aufgeführt. Er schreibt davon unter dem 12. Januar an Mad. Denis:
"Die Prinzessin Amalie machte die Hauptrolle und ich den ehrlichen Lüsignan. Unsere Prinzessin spielt die Hermione weit besser; das ist aber auch eine schönere Rolle. Die Frau von Tyrkonel hat sich mit ihrer Andromache ganz artig aus der Sache gezogen etc." (Oeuv. compl. de Voltaire. Basle T. 83. p. 84).
30. Januar 1751
Erscheint die neue Wechselordnung.
Februar.
A.
2. Februar 1751
Algarotti aus Berlin nach Potsdam zum König berufen.
9. Februar 1751
Abt Bastiani zum König nach Potsdam.
10. Februar 1751
Der Minister v. Münchhausen zum König nach Potsdam berufen.
13. Februar 1751
Der General-Major und Kommandant von Brieg v. Hautcharmoi zum König nach Potsdam.
<214>März.
A.
4. März 1751
Der König aus Potsdam in Berlin.
5. März 1751
Besucht den kranken General v. Rothenburg und kehrt nach Potsdam zurück.
31. März 1751
Aus Potsdam in Berlin. Audienz dem Kaiserlich. General-Wachtmeister Grafen Puebla, welcher die Entbindung der Kaiserin Maria Theresia von einer Erzherzogin notifizirt.
31. März 1751
Der König und seine Gemalin speisen bei der Königin Mutter. Abends Soupé an der sogenannten Maschinen- oder Considenztafel.
B.
19. März 1751
Algarotti in Berlin.
27. März 1751
Geburtsfest der Königin Mutter. Es wird vom goldenen Servis gespeist. Abend Oper Armide 214-+.
28. März 1751
Führen die Kammerpagen des Prinzen von Preußen, und des Prinzen Heinrich in den Zimmern der Prinzeß Amalie die Pantomime Arlequin Lingére auf in Gegenwart beider Königinnen, der Prinzen und Prinzessinnen des ganzen Hofes, der fremden Minister etc.
30. März 1751
Nachmittag franz. Schauspiel l'impatient.
April.
A.
1. April 1752
Der König in Berlin, besucht den kranken General von Rothenburg und kehrt nach Potsdam zurück. Ihm folgt der Feldmarschall v. Keith.
12. April 1751
In Potsdam Intermezzo.
<215>14. April 1751
Aus Potsdam in Berlin, besieht die Regimenter im Thiergarten. (Abends auf dem Schloßtheater l'Avare),
15. April 1751
Desgleichen - besucht den kranken General v. Rothenburg und kehrt nach Potsdam zurück.
19. April 1751
Algarotti in Potsdam.
19. April 1751
In Potsdam Intermezzo.
23. April 1751
Maupertuis zum König nach Potsdam.
30. April 1751
Cocceji beim König in Potsdam.
Mai.
A.
1. Mai 1751
Der König aus Potsdam in Berlin, er besieht das bei Tempelhof aufmarschirte Regiment Gensd'armes, und das Regiment Husaren von Zieten, und läßt sie verschiedene Übungen machen. Mittags speist er mit seiner Gemalin bei der Königin Mutter.
2. Mai 1751
Besucht den kranken Prinzen Friedrich Wilhelm v. Preußen, - kehrt nach Potsdam zurück.
11. Mai 1751
Der (wieder gesundete) General v. Rothenburg nach Potsdam zum König.
15. Mai 1751
Die Minister v. Viereck, v. Boden, v. Happe, v. Blumenthal, v. Katt und v. Arnim zum König nach Potsdam (zur sogenannten Ministerrevue) bis den 16
19. Mai 1751
Bei Potsdam Revue. Der König speist mit beim Fürsten Lobkowitz zum ersten Male in dem neuen Marmorsaal im Schlosse zu Potsdam.
20. Mai 1751
Aus Potsdam in Berlin.
22. Mai 1751
Der König schickt seinen Leibarzt Cothenius nach Baireuth zu seiner kranken Schwester.
22. Mai 1751 bis 26. Mai 1751
Revue bei Tempelhof. Während dieser Zeit, wo ber König immer schon Morgens um 3 Uhr zu Pferde war, hatte er seine Wohnung in der Lindenstraße im von Börstelschen Hause (es hat jetzt die Nr. 4), die Besitzerin die Geh. Rä<216>thin von Börstel, geborne von Görne, erhielt vom Könige einen Brillantring zum Geschenk.
23. Mai 1751
Dem Könige wird der Holländische Oberst v. Tottleben vorgestellt.
Beim Abmarsch des in Berlin zur Revue gewesenen Dragoner Regiments Markgraf Baireuth ließ der König unter diejenigen Dragoner, welche bei der gloriösen Bataille von Friedberg gewesen, beträchtliche Geldgeschenke vertheilen, desgleichen an die Grenadiere des Forcadeschen Regiments, welche bei Sorr gefochten hatten.
27. Mai 1751
Nach Potsdam.
31. Mai 1751
Von Potsdam nach Magdeburg mit seinen drei Brüdern, dem Obersten Balbi, dem Kriegs- und Kabinetsrath Eichel etc.
Juni.
A.
1. Juni 1751
Der König in Pitzpuhl bei Magdeburg hält Musterung bis den 6.
5. Juni 1751 und 6. Juni 1751
In Magdeburg.
6. Juni 1751
Von Magdeburg nach Salzthal bis den 9.
9. Juni 1751
In Hagenburg speist er bei dem Grafen von Bückburg unter einem Zelt.
9. Juni 1751 bis 10. Juni 1751
In Minden.
10. Juni 1751 bis 12. Juni 1751
In Bielefeld, logirt im Gartenhause des Regierungsraths von Pott.
12. Juni 1751
In Lingen.
13. Juni 1751
In Emden. Der König war an der Gränze von Ostfriesland feierlich empfangen worden. Zu Emden besichtigte er in einer Jacht den Hafen.
14. Juni 1751
Ertheilt er den Ständen von Ostfriesland und dem Direktor der asiatischen Handelskompagnie Audienz. Das Mittagsmahl nahm er auf einer Jacht im Dollart ein.
15. Juni 1751
Nach Aurich und nach Emden zurück.
16. Juni 1751
Nach Murich und Wesel, hier logirt er bei dem Feldmarschall Von Dossow.
<217>21. Juni 1751
In Lippstadt und Bielefeld.
22. Juni 1751
In Hornburg (im Halberstädtischen).
23. Juni 1751
Ankunft (Abends) in Potsdam
25. Juni 1751
In Potsdam, Intermezzo.
B.
Juni 1751
Der König überschickt dem regierenden Grafen von Lippe-Bückeburg den schwarzen Adlerorden.
Der Oberst von Blankensee vom v. Knoblauchschen Inf.Reg. erhält den Orden pour les mérites.
Auf dieser Reise des Königs nach Westphalen soll es gewesen sein, daß, als er zu Brackwede bei Bielefeld bei dem Prediger abstieg, und der ihn in einem besonderen Wagen begleitende Voltaire ebenfalls aussteigen wollte, dieser durch die umstehenden Bauern, die ihn für des Königs Affen hieltten (was ihnen ein muthwilliger Page des Königs, Namens v. Nangow, der einmal von Voltaire beleidigt worden war, eingeredet hatte), daran verhindert wurde. Dies gab zu einer höchst belustigenden Scene Anlaß. (S. Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen. Stuttgard 1829. Thl. IV. S. 213). Diese Anekdote wird auch auf höchst lebendige und komische Art erzählt in: Ewald Rings graue Mappe Thl. 1. S. 175. 2. Ausg. 1813. Thl. 1. S. 189. Der Page soll nachher als Cornet zum schwarzen Husaren-Regiment versetzt worden sein.
Die berühmte Aktrice in Italienischen Intermezzos Signora Marsi tritt an die Stelle der Signora Bon in Königl. Dienste.
Den 25. starb in Berlin Ursula Maria Breyer in einem Alter von 107 Jahren 10 Monaten 14 Tagen. Zwei Jahre vorher hatte sie neue Zähne bekommen.
Juli.
A.
2. Juli 1751
Der König aus Potsdam in Berlin.
<218>3. Juli 1751
Besucht den kranken General v. Rothenburg und den Feldmarschall v. Keith und kehrt nach Potsdam zurück.
7. Juli 1751
In Sanssouci - trinkt den Brunnen.
24. Juli 1751
Beendet die Brunnenkur, verläßt Sanssouci und kehrt nach dem Schlosse in Potsdam zurück.
31. Juli 1751
Maupertuis zum König nach Potsdam.
B.
Juli 1751
Der König schenkt dem Grenadier von der Garde Franz Neuffert 2500 Thlr.
August.
A.
August 1751
Der König in Potsdam.
1. August 1751
Der Prinz Franz Adolf von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, und Prinz Friedrich Erdmann von Anhalt-Köthen, General v. Winterfeld und Lord Marschall zum König nach Potsdam.
4. August 1751
Algarotti in Potsdam, bald darauf in Berlin.
10. August 1751
Der König aus Potsdam in Berlin, besucht die am 7. von einer Prinzessin (Friederike Sophie Wilhelmine, nachherigen Erbstatthalterin) entbundene Prinzessin von Preußen (Gemalin August Wilhelms).
11. August 1751
Nach Potsdam.
12. August 1751
Der König vertritt in eigner höchsten Person Pathenstelle bei der Taufe des Sohnes des Majors vom 2. Bataillon Garde von Saldern.
19. August 1751
Zu den in Potsdam auszuführenden neuen Manövres begeben sich dahin) der Markgraf Karl, Feldmarschall v. Kalkstein, die Generale v. Hacke, Bogisl. v. Schwerin, v. Meyering, v. Forcade, v. Wartensleben, v. Pfuhl, v. Schmettau, v. Itzenplitz, v. Zieten, Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, die Obersten und Oberst-Lieutenants v. Woedke, Prinz von Holstein-Beck, v. Finkenstein, v. Götze, v. Bila,<219> v. Königsmark, v. Münchow, v. Fink, v. Bülow und mehrere - bis den 21.
22. August 1751
Der König von Potsdam in Berlin. In seinem Gefolge befanden sich unter andern, der Prinz von Preußen, Prinz Ferdinand, Prinz Heinrich, Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, von Keith, Feldmarschall und Gouverneur von Berlin, Fürst Moritz von Anhalt-Dessau, der Erbprinz von Hessen-Darmstadt, der Marschall von Frankreich Graf von Löwenthal, welcher sich schon einige Zeit in Potsdam befunden und sehr oft zur Königl. Tafel gezogen worden war.
Der König und seine Gemalin speisen bei der Königin Mutter.
23. August 1751
Der König mit sehr zahlreicher Suite von Prinzen und Generalen etc. begiebt sich zu Pferde nach der Gegend des Bauhofes bis gegen die Baracken am ehemaligen Spandauer Thor, um die daselbst in Bau begriffenen Häuser in Augenschein zu nehmen. Mittags begeben sich der König, beide Königinnen, sämtliche Prinzen etc. zum Prinzen von Preußen August Wilhelm, wo große Tafel ist, und nach derselben der Taufaktus der am 7. gebornen Prinzessin (s. oben) statt hat. Der König vertritt Pathenstelle und hält die Prinzessin über die Taufe.
25. August 1751
Der König nach Küstrin, logirt in der Vorstadt im Gartenhause des Oberförsters Bock.
27. August 1751
Von Küstrin nach Schlesien.
28. August 1751
In Glogau.
29. August 1751
Von Glogau nach Breslau, logirt im Ledigischen Garten vor dem Schweidnitzer Thore.
30. August 1751
Der König besucht den Fürst-Bischof von Breslau v. Schafgotsch.
31. August 1751
Von Breslau nach dein Lager bei Ohlau, Hauptquartier Marschwitz bis den 7. September.
B.
24. August 1751
Der Marschall von Frankreich Graf von Löwenthal reist nach Frankreich zurück.
<220>26. August 1751
Marquis d'Argens kommt aus Monako wieder in Potsdam an.
28. August 1751
Lord Marschall geht als bevollmächtigter Minister nach Paris. Der König beschenkt ihn bei seiner Abreise mit einer kostbaren Tabatiere.
In diesem Monat ward vor dem ehemaligen Spandauer Thore ein neuer Markt eingerichtet, der auf Befehl des Königs der Hackesche Markt genannt werden sollte (nach dem damaligen Commandanten von Berlin Graf v. Hacke, welcher den Anbau dieser Stadtgegend geleitet hatte, weshalb auch die Häuser, nach der jetzigen Herkulesbrücke zu, den Namen Commandantenstraße erhielten. Den Markt zierte damals ein schöner Brunnen, auf welchem sich ein vergoldeter Neptun mit dem Dreizack und andere Zierrathen befand.
September.
A.
September 1751
Der König im Lager bei Ohlau, Hauptquartier Marschwitz, große Manövres daselbst bis den 7.
15. September 1751
Rückkunft aus Schlesien in Berlin. Mittags speist der König mit den Prinzen und einigen Generalen in seinen Appartements, Abends mit seiner Gemalin bei der Königin Mutter, vorher im französ. Schauspiel George Dandin, mit dem Nachspiel 16 Consentement foré. An diesem Tage ward dem König der Mainzische Domherr Graf von Stadion vorgestellt.
16. September 1751
Nach Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand, den Generalen Keith, Winterfeld, Rothenburg, Buddenbrock, auch folgten Voltaire, Darget, Maupertuis etc.
B.
2. September 1751
Befehl an die verschiedenen Kollegien wegen Beschleunigung der Einsendung ihrer Monitorum zu dem Codex Fridericianus, zu dessen Untersuchung der König eine Commis<221>sion ernennen würde, welche den 1. Novbr. ihre Arbeit beginnen sollte.
30. September 1751
Der berühmte Astronom de la Lande aus Paris kommt in Berlin an.
In diesem Monat hatte der König im Lager bei Marschwitz dem General Fouqué eigenhändig den schwarzen Adlerorden ertheilt.
Der Oberst-Lieutenant Baron v. d. Goltz vom Fouquéschen Füsilier-Regiment und der Major von Wangenheim vom Kreutzischen Inf.-Reg. erhielten den Orden pour les mérites.
31. September 1751
Der vom König zum Oberhofmeister des Prinzen Friedrich Wilhelm (nachherigen Königs Friedrich Wilhelm II.) ernannte vormalige Major bei dem in Aschersleben liegenden v. Stilleschen Kürassier-Regiment Graf Heinrich Adrian von Borke, kommt von Potsdam in Berlin an. (Er war der Sohn des Pr. Feldmarschalls Adrian Bernard v. B. und seine Mutter eine geborene von Hallard 221-+.
Oktober.
A.
8. Oktober 1751
Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem französischen Minister v. Guimont Audienz und speist dann mit seiner Gemalin und den Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses bei der Königin Mutter.
9. Oktober 1751
Nach Potsdam.
14. Oktober 1751
Der Feldmarschall von Kalkstein zum König nach Potsdam.
16. Oktober 1751
20. Oktober 1751
In Potsdam Intermezzo il Giocatore.
16. Oktober 1751
Der Fürst von Coswarn-Loos zum König nach Potsdam.
21. Oktober 1751
Der König vertritt Pathenstelle bei dem Sohn des Oberst. Lieutenant und Adjutanten Chevalier Baronet Robert Keith.
<222>24. Oktober 1751
Der König wohnt der Probe des neuen Trauerspiels Britannicus bei, wozu die Königl. Kapelle aus Berlin nach Potsdam berufen worden.
26. Oktober 1751
Der Oberst-Lieutenant vom Baireuthschen Dragoner-Reg. von Chasot beim König.
30. Oktober 1751
Baron von Sweerts zum König nach Potsdam.
B.
20. Oktober 1751
Wird die Commission zur Revision des Codicis Fridericiani ernannt.
22. Oktober 1751
Stirbt Karl Wilhelm Heinrich Frise, Fürst von Nassau, Prinz von Oranien, Erbstatthalter etc. der Niederlande.
28. Oktober 1751
Stirbt der General-Lieutenant Philipp Bogislav von Schwerin, 52 Jahr alt.
28. Oktober 1751
Algarotti in Berlin.
31. Oktober 1751
Der Geheime Kämmerir Fredersdorf, welcher zur Verbesserung seiner Gesundheit in fremden Ländern verschiedene mineralische Wasser gebraucht hatte, kommt nach Potsdam zurück.
Seit einiger Zeit befand sich der Erbprinz Karl von Anhalt-Köthen in Potsdam und ward vom König mit vieler Auszeichnung behandelt.
Der Geh. Rath Friedr. Gotthold Köppen wird zum Kriegszahlmeister ernannt.
November.
A.
November 1751
Der König in Potsdam.
1. November 1751
In Potsdam Intermezzo: die zur Dame gewordene Stickerin.
4. November 1751
Aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, und speist dann mit seiner Gemalin und den Prinzen und Prinzessinnen bei der Königin Mutter.
5. November 1751
Nach Potsdam zurück.
18. November 1751
Maupertuis zum König nach Potsdam.
22. November 1751
Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem holländischen<223> Gesandten Grafen von Gronsfeld und andern etc. Audienz, speist Mittags mit der Königin und mehreren Prinzen etc. bei der Königin Mutter.
23. November 1751
Nach Potsdam.
25. November 1751
Algarotti, Voltaire, v. Senac, Commissär der Französischen Flotte, zum König nach Potsdam. Desgleichen der Spanische Oberst und Commandeur der Kriegsschiffe von Antonio d'Ulloa und dessen Bruder Don Fernando, und der Chevailer Don Josph d'Ascarlati da Salvador di Medina.
B.
11. November 1751
Stirbt Julius Offroi de la Metrie.
Der König schenkt wieder bedeutende Summen an die Wittwen und Waisen der im Felde gebliebenen Soldaten.
Dezember.
A.
Dezember 1751
Der König in Potsdam.
3. Dezember 1751
Der Prinz von Preußen (August Wilhelm) zum König nach Potsdam.
4. Dezember 1751
Der Herzog von Braunschweig nebst Gemalin und Tochter (Karoline) bei dem König in Potsdam.
5. Dezember 1751
Der König mit den Braunschweigschen Herrschaften, nachdem sie Sanssouci besehen, nach Berlin.
13. Dezember 1751
Algarotti in Berlin.
20. Dezember 1751
Der König besucht den kranken General von Rothenburg.
21. Dezember 1751
Speist mit der Königin Mutter und sämtlichen Prinzen etc. bei seiner Gemalin.
22. Dezember 1751
Mit der Königin, seiner Gemalin, bei der Königin Mutter zu Mittag. Abends französisches Schauspiel l'Ecole des Maris.
25. Dezember 1751
Nach Potsdam.
27. Dezember 1751
Aus Potsdam nach Berlin. Fouqué in Berlin.
<224>B.
16. Dezember 1751
Stirbt der regierende Fürst von Anhalt Leopold Maximilian, Königl. Preuß. Generalfeldmarschall etc.
29. Dezember 1751
Stirbt der General v. Rothenburg 1).
Die Ordnung des diesjährigen Karnevals war folgende:
Sonntag Cour bei der regierenden Königin.
Montag Oper,
Dienstag Redoute.
Mittwoch franz. Schauspiel,
Donnerstag Cour bei der Königin Mutter.
Freitag Oper,
Sonnabend Assemblée.
Die beiden Opern waren 1) Britannikus (von dem Hofpoeten Sign. Leop. de Villati) und 2) Armida.
Französische Schauspiele Cinie, le Misantrope, le Distrait, le Méchant.
Ende dieses Monats fiel Voltaire bei dem König, der vor kurzem erst sein Gehalt jährlich um 500 Thlr. vermehrt hatte, in Ungnade. Die Ursach war der bekannte Prozeß, welchen Voltaire gegen den Juden Hirsch führte und der Manches zur Sprache brachte, das ihm keine Ehre machte. Voltaire beklagt sich in einem Brief (v. Dezbr.) an Darget, das er beim König angeschwärzt worden etc. und nun der Gegenwart Sr. Maj. beraubt sei etc. Der ganze Prozeß ist gedruckt, und befindet sich im 5. Band von Kleins Annalen der Gesetzgebung etc. Auch Formey im Souvenir d'un Citoyen. Tom I. theilt diese Geschichte mit.
In diesem Jahre erschien die erste Ausgabe der Poesies diverses in Quartformat. Der König hatte nur eine sehr geringe Anzahl Exemplare (wahrscheinlich zu Geschenken für seine Freunde) abdrucken lassen. Statt des Druckorts stehen auf dem Titel die Worte: "au donjon du chateau." In dieser Ausgabe befinden sich die später desavouirte Stellen.
In demselben Jahre soll der König sich die Akten des Prozesses, seine Flucht im Jahr 1730 betreffend, haben ge<225>ben lassen, einige Blätter herausgenommen, und dann wieder zurückgesandt haben. Diese Akten sollen im geheimen Archiv aufbewahrt werden. (Vie de Frederic II. Strasb. T. V. p. 59. und Büschings Charakter Friedrichs II. p. 182).
Anmerkung zum Jahre 1751.
1) Friedrich Rudolf Graf von Rothenburg, General-Lieutenant, Chef eines Dragoner-Regiments (Nr. 3 der alten Armeeliste), Ritter des schwarzen Adlerordens, Amtshauptmann zu Lycke, war 1709 geboren. Sein Vetter, der Graf Rothenburg, welcher als Französischer Gesandte in Berlin war, brachte ihn als Offizier in Französische Dienste, in welchen er 16 Jahre blieb und bis zum Obersten stieg, auch sowohl 1732 dem Feldzug der Spanier in Afrika gegen die Mauren als Freiwilliger, als hernach den Feldzügen am Rhein bis 1735, in welchen er Generaladjutant der Marschälle Berwick und Asfeld war, beiwohnte. 1741 trat er in Preußische Dienste, und erwarb sich hier durch sein tapferes und einsichtvolles Benehmen in den Schlachten bei Mollwitz, Chotusitz, Hohenfriedberg und Soor des Königs vorzügliche Gnade. Der König liebte und schätzte ihn sehr, und würdigte ihn einer vertraulichen Freundschaft.
Januar 1752.
A.
1. Januar 1752
Der König in Berlin.
4. Januar 1752
Nimmt die Gegend vor dem Rosenthaler Thore und das Invalidenhaus in Augenschein.
15. Januar 1752
Der König, der Herzog von Braunschweig etc. in Charlottenburg, und Abends nach Berlin.
26. Januar 1752
Der König nach Potsdam, die Braunschweigischen Herrschaften nach Wolfenbüttel. Voltaire folgte dem König nicht nach Potsdam, sondern blieb, wie die Zeitung, meldete, wegen<226> Unpäßlichkeit in Berlin zurück. Dagegen folgte der General Stille dem König nach Potsdam.
B.
24. Januar 1752
Darget liest in der Akademie die Lobrede des Königs auf la Mettrie vor.
28. Januar 1752
Verlegung des Festes Maria Verkündigung auf einen Sonntag.
Februar.
A.
Februar 1752
Der König in Potsdam.
5. Februar 1752
Der Feldmarschall Keith zum König nach Potsdam.
9. Februar 1752
Bei der Taufe des Sohnes des Geh. Raths von Voß (welcher die Namen Friedrich Wilhelm Heinrich Ferdinand erhielt) waren der König, seine Gemalin, welche das Kind über die Taufe hielt, und die Königin Mutter Taufzeugen. Der König ließ sich durch den General von Hacke vertreten.
24. Februar 1752
Der König schreibt an Voltaire:
"Mit Vergnügen habe ich Sie bei mir aufgenommen, ich schätzte Ihren Verstand, Ihre Talente, Ihre Kenntnisse, und mußte glauben, daß ein Mann von Ihren Jahren des Federgefechts gegen Schriftsteller und drohender Stürme überdrüßig, hierher käme, gleichsam in einem sichern Hafen Zuflucht zu suchen. Aber Sie foderten gleich Anfangs auf eine ziemlich sonderbare Art, daß ich Freron nicht zu meinem litterarischen Korrespondenten annehmen sollte. Ich war so schwach oder so gefällig, es Ihnen zu bewilligen, ob es Ihnen gleich nicht zustand über die Leute zu entscheiden, die ich in meinem Dienste brauchen wollte. D'Arnaud hat sich gegen Sie etwas vergangen, ein großmüthiger Mann hätte es ihm vergeben; ein rachsüchtiger verfolgt die Leute, die er haßt. Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan, ist um Ihretwillen von mir gegangen.
Sie sind zu dem Russischen Gesandten gegangen, und ha<227>ben mit ihm von Dingen gesprochen, in die Sie Sich gar nicht zu mengen hatten, und die Leute glaubten, ich hätte Ihnen Aufträge dazu gegeben. Sie haben Sich in die Angelegenheiten der Frau von Bentink gemischt, die gewiß nicht zu Ihrem Departement gehören.
Mit dem Juden haben Sie Sich den übelsten Handel von der Welt auf den Hals gezogen und in der ganzen Stadt ein abscheuliches Aufsehn gemacht. Ihre Geschichte mit den Sächsischen Steuerscheinen ist in Sachsen so bekannt 227-+, daß man darüber bittere Klagen bei mir geführt hat. Ich meinestheils habe bis zu Ihrer Ankunft in meinem Hause Frieden erhalten, und ich muß Ihnen gestehen, daß Sie Sich bei mir an den Unrechten gewendet haben, wenn Intriguen und Kabaliren Ihre Leidenschaft ist. Ich liebe sanfte friedliche Leute, die in ihrem Betragen keine von den heftigen Tragödien-Leidenschaften blicken lassen. Wenn Sie Sich entschließen können wie ein Philosoph zu leben, so soll es mir lieb sein Sie bei mir zu sehen, wenn Sie Sich aber allen Stürmen Ihrer Leidenschaften überlassen und mit aller Welt Händel anfangen wollen, so thun Sie mir gar keinen Gefallen, hierher zu kommen, und Sie können eben so gut in Berlin bleiben."
Der Prozeß Voltaire's mit dem etc. Hirsch war so eben entschieden worden, jedoch nur in einigen Stücken zu Gunsten Voltaire's. Im Übrigen ward er durch einen Vergleich beendigt, welchen Voltaire am 26.<228> Febr. mit dem Hirsch abschloß. Er eilte den König davon in Kenntniß zu setzen etc., worauf
28. Februar 1752
der König an Voltaire schreibt:
"Es hängt von Ihnen ab, ob Sie hierher kommen wollen. Hier höre ich von keinem Prozesse sprechen, nicht einmal von dem Ihrigen. Da Sie ihn gewonnen haben, so wünsche ich Ihnen Glück dazu, und bin sehr froh, daß diese garstige Geschichte beendigt ist. Ich hoffe, daß Sie weiter keine Händel, weder mit dem alten, noch mit dem neuen Testamente haben werden. Dergleichen Streitigkeiten sind entehrend und mit allen Talenten des witzigsten Kopfes von ganz Frankreich können Sie nie die Flecken zudecken, womit diese Aufführung in die Länge Ihren Ruhm beschmutzen würde. Ein Buchhändler Gosse, ein Opernviolinist, ein Hebräischer Juwelier, das sind doch wahrhaftig Leute, deren Namen in gar keiner Art von Geschäften sich neben dem Ihrigen finden sollten. Ich schreibe diesen Brief mit dem groben schlichten Menschenverstand eines Deutschen, der so spricht, wie er denkt, ohne auf Schrauben gestellte Ausdrücke zu gebrauchen und durch entkräftende Milderungen die Wahrheit zu entstellen. Es ist nun Ihre Sache Nutzen daraus zu ziehen."
29. Februar 1752
War Voltaire wieder in Potsdam, und scheint die Gnade des Königs wieder erlangt zu haben. (Spenersche Verl. Nachr. 1752. Nr. 26. v. 29. Febr. sagt: dieser Tage haben sich etc. und Herr v. Voltaire nach Potsdam begeben).
In diesem Monat ward die neue Münze in der Münzstraße in Berlin eingerichtet.
März.
A.
2. März 1752
Der König aus Potsdam in Berlin ertheilt Audienz.
3. März 1752
Zurück nach Potsdam.
Den 3., 10., 11., 14., 16. war Voltaire in Potsdam, wie aus seiner Korrespondenz hervorgeht, den 18. in Berlin<229> und den 20. Abends wieder nach Potsdam zurück. Schon unter dem 14. rühmt er die Gnade des Königs und die Bequemlichkeit, die er in dem Pallast des Königs genieße.
3. März 1752
Ein Brief des Königs ohne Datum an Voltaire scheint um die Mitte dieses Monats geschrieben zu sein. (Hinterl. Werke etc. Ausgabe von 1789. IX. 163).
"Ich glaubte von einem Tag zum andern Sie hier ankommen zu sehen. Das hat mich abgehalten Ihnen eher für die Geschichte Ludwig XIV. zu danken, die ich nunmehr vierfach besitze etc. Ich bin seit acht Tagen an einem Rheumatismus und an Wallungen im Blute krank, aber das Übel ist bald vorbei. Jetzt lese ich nur und schreibe nicht mehr. Wenn man ein so schlechtes Gedächtniß hat wie ich, so muß man seine Lektüre von Zeit zu Zeit wiederholen, um sie sich wieder gegenwärtig zu machen, und um das, was der Mühe werth ist, gut zu wissen. Nachher werde ich wieder anfangen meine Aufmerksamkeit zu verbessern. Ihr Feuer ist dem im Tempel der Vesta gleich, es erlischt nicht, aber das wenige, was ich zugetheilt bekommen habe, muß häufig angeschürt werden, und doch fehlt oft nicht viel, daß es von der Asche erstickt wird. Leben Sie wohl. Glauben Sie nicht, daß es mehr Eichen als Schilf in der Welt giebt. Sie werden viele Personen neben sich sterben sehen, und noch mehrere durch Ihren Namen überleben, der niemals untergehen wird."
24. März 1752
Der König aus Potsdam in Berlin.
27. März 1752
Geburtstagsfeier der Königin Mutter, bei der regierenden Königin. Abends Oper Orpheus.
28. März 1752
Der König mit dem Oberst Valbi 1) nach Potsdam.
29. März 1752
Der Minister v. Cocceji zum König nach Potsdam.
Der König befiehlt, daß vom 1. April an beständig zwei Passagier--Chaluppen von Emden nach London ab und zu segeln sollen.
B.
12. März 1752
Stirbt Franz Talbot Graf von Tyrkonel, Pair von Ir<230>land, französischer Gesandter am Berliner Hofe in seinem 42. Jahre. (Spenersche Zeitung Nr. 32. 33. 36).
Die verwittwete Gräfin Tyrkonel, welche nach Frankreich zurückkehrt, erhält vom König sein reich mit Brillanten verziertes Portrait zum Geschenk.
14. März 1752
Darget verläßt Potsdam und geht nach Frankreich.
April.
A.
7. April 1752
Der König in Potsdam - Intermezzo: i Birbi.
12. April 1752
Wiederholung.
25. April 1752
Der König aus Potsdam in Berlin - Parade im Thiergarten.
26. April 1752
Nach Potsdam.
27. April 1752
Keith, Fouqué, Kiau und Pöllnitz nach Potsdam.
?? April 1752
Der König an Darget:
- etc. "Voltaire hat sich hier als ein schlechter Mensch und ein ausgemachter Gauner aufgeführt; ich habe ihm die Wahrheit gesagt, wie er es verdiente. Es ist ein Elender, und ich schäme mich für die Menschheit, daß ein Mann, der so vielen Geist hat, so voll Bosheit sein kann."
B.
7. April 1752
Die Solotänzerin Signora Therese Sempelina aus Wien zeigt in dem Intermezzo i Birbi vor dem König in Potsdam ihre Geschicklichkeit. Sie, und die Solotänzerin Reggiana treten in Königl. Dienste.
Der Sänger Carestini geht auf 6 Monat nach Italien.
10. April 1752
War Voltaire in Potsdam, sein Sekretair Collini langt bei ihm an.
11. April 1752
Algarotti in Potsdam.
14. April 1752
Fliegt das Kernhaus bei der Pulvermühle vor dem Oranienburger Thore in die Luft, 4 Menschen verloren dabei ihr Leben.
<231>Mai.
A.
24. Mai 1752
Der König aus Potsdam in Berlin zur Revue. Der älteste Prinz Borghese und der sardinische Aide-Major von Marinou werden dem Könige vorgestellt.
29. Mai 1752
Der König nach Potsdam zurück.
Juni.
A.
1. Juni 1752
Der König von Potsdam nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Musterung.
2. Juni 1752
Ankunft im Lager.
7. Juni 1752
Von Magdeburg in Potsdam angekommen.
8. Juni 1752
Maupertuis zum König nach Potsdam.
10. Juni 1752
Der König nach Berlin.
12. Juni 1752
Früh um 4 Uhr über Chorin nach Stettin zur Musterung.
17. Juni 1752 bis 18. Juni 1752
Nachts in Königsberg in der Neumark.
18. Juni 1752
Über Freienwalde, wo er den Kanal besieht, in Berlin angekommen.
19. Juni 1752
Nach Potsdam.
24. Juni 1752
Aus Potsdam nach Charlottenburg, dahin sich auch beide Königinnen aus Berlin, zum Empfang der Braut des Prinzen Heinrich, begeben.
25. Juni 1752
In Charlottenburg. Vermählung des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Cassel - Feste bis zum 28. Oper: das Urtheil des Paris etc. Zu diesen Festen hatte der König seiner Gemalin einen prächtigen Brillantschmuck geschenkt.
26. Juni 1752
Der König bei dem Artillerie-Manöver bei Reinikendorf und nach Charlottenburg zurück.
28. Juni 1752
Nach Potsdam.
29. Juni 1752
Der Feldmarschall Keith zum König nach Potsdam.
<232>B.
3. Juni 1752
Starb in Berlin die Gräfin v. Finkenstein, Oberhofmeisterin der Königin Mutter.
17. Juni 1752
Geschah in Cassel die Vermählung des Prinzen Heinrich mit der Prinzessin Wilhelmine durch Procuration, wobei der Landgraf die Stelle des Prinzen vertrat.
21. Juni 1752
Stirbt Fräulein von Montbail, gewesene Gouvernante des gesamten König. Hauses, 71 Jahr alt. (S. 1. Abth. S. 56).
In diesem Monat kamen wieder mehrere protestantische Franzosen aus Nimes, die der Religion wegen geflüchtet waren, in Berlin an.
Das vor dem Hamburger Thor befindliche Hochgericht wird abgebrochen und weiter hinaus in die Gegend des Werders gesetzt. Die dabei beobachteten Ceremonien beschreibt die Berliner Spenersche Zeitung Nr. 59.
Juli.
A.
Juli 1752
Der König in Potsdam.
5. Juli 1752
Prinz Moritz von Dessau in Potsdam.
?? Juli 1752
Der König an Darget:
"Ich habe Ihren Brief erhalten und bitte Sie, Ihren Geist vor aller Melancholie zu bewahren. Sie sollen hier eben so aufgenommen werden, wie Sie bei Ihrer Abreise entlassen wurden, ja ich werde gutmüthig genug sein, um Sie anstatt auszulachen, zu beklagen, daß Sie Ihr Geld in Frankreich so unnützerweise verschwendet haben etc." (Darget war zur Herstellung seiner Gesundheit nach Frankreich zurückgegangen, sah sich aber in seiner Erwartung getäuscht).
23. Juli 1752
Der Prinz von Preußen (Bruder des Königs), Prinz Heinrich, Graf Hacke, Minister v. Katt und General v. Itzenplitz nach Potsdam.
28. Juli 1752
Der König giebt dem französischen bevollmächtigten Minister<233> am hiesigen Hofe, Marechal de Camp. Chevalier de la Touche die erste Private Audienz.
31. Juli 1752
Der König an Darget:
"Das sind wieder hypochondrische Visionen, mein guter Darget etc. Verbannen Sie alle die Chimären, die Ihnen das Leben verbittern, und lernen Sie von Ihren Landsleuten froh und zufrieden sein - etc. Sie nennen mir zwei Leute, von denen ich nur den einen, den Verfasser der Moeurs (Toussaint) 2) kenne. Ich lasse Ihnen die Wahl. Nehmen Sie den, der am sanftesten, am heitersten ist, und dessen gute Laune sich am meisten gleich bleibt; bieten Sie ihm dann La Mettrie's Stelle mit dem Gehalte an, das Sie wohl wissen. - Suchen Sie mit d'Alembert 3) in Bekanntschaft zu kommen, um zu sehen, ob er an unserer Angel anbeißen will etc."
B.
9. Juli 1752
Stirbt der Königl. Hofpoet Leopold von Villati.
Der König giebt dem Major von Dieskau den Orden pour les mérites und eine prächtige Tabatiere. Dem Captain von Holzendorf schenkt er ebenfalls eine Tabatiere, dem Lieutenant von Holzendorf und dem Lieutenant von Wenzel jedem 4 Medaillen von hohem Werthe. Diese Militärs waren sämtlich von der Artillerie.
Der Capitain von Müller erhielt vom König ein goldenes Reißzeug.
Der Dr. Ludolf und Professor Sulzer stellen merkwürdige Versuche über die Elektricität der Gewitterwolken, welche Franklin in Pensilvanien zuerst angegeben hat, an.
August.
A.
1. August 1752
Der König aus Potsdam in Berlin, speist in Monbijou bei der Königin Mutter, besucht den Prinzen Heinrich im<234> Schwerinschen Palais in der Wilhelmsstraße (es hat jetzt die No. 73).
2. August 1752
Nach Potsdam.
7. August 1752
Die Königin Mutter, der Prinz und die Prinzessin Heinrich, der Prinz von Preußen, Prinz Ferdinand, der Prinz Louis von Würtemberg, die Prinzessin Amalie nach Potsdam. Die regierende Königin war nicht dabei. Die Königin Mutter und die Prinzessin Amalie logirten in Sanssouci, die übrigen Herrschaften auf dem Schlosse in der Stadt.
8. August 1752
In Sanssouci Intermezzo: der Weltweise.
9. August 1752
Ball. Der König eröffnet ihn mit der Prinzeß Heinrich. Bis den 10. fanden mehrere Festlichkeiten Statt, wobei Sanssouci illuminirt war.
10. August 1752
Sämtliche Herrschaften - ohne den König - kehren nach Berlin zurück.
14. August 1752
Die Generale Hacke, Itzenplitz, Forcade, Zieten und Pfuhl nach Potsdam.
20. August 1752
Intermezzo in Potsdam, bei welchem die neuerdings aus Rom angekommenen und in Königl. Dienst getretenen Tänzerinnen Santinina und Oliviera zum ersten Male vor dem König tanzen.
21. August 1752
Der König aus Potsdam in Berlin, über Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist.
In Berlin besieht der König die neu gebauten Häuser vor dem Hamburger und Rosenthaler Thore (im Voigtland), die er den Bewohnern schenkt.
22. August 1752
Nach Potsdam.
29. August 1752
Aus Potsdam in Berlin, wohnt den Kriegsübungen der Truppen vor dem Hamburger Thore bei, bei der Rückkehr über den Weidendamm nimmt er die in der Gegend des Arsenals und der Chaussee erbauten Häuser in Augenschein, alsdann ertheilt er auf dem Schlosse Audienz, und speist bei der Königin Mutter.
?? August 1752
In den ersten Tagen dieses Monats schreibt der König an Darget:
<235>"Ich habe einen Vorleser gefunden, mein lieber Darget - der Abbé de Prades 4) hat eine Brust, die mir, ehe ich sie abnutze, die Ohren abnutzen wird etc. La Touche (der neue französische Gesandte) ist angekommen, er gefällt uns bei weitem besser als der Lord (Tyrkonel). Gott verzeihe es mir, ich habe einen wahren Abscheu vor dem Englischen Volke, und kann mich gar nicht davon befreien. Das unbillige Verfahren des Monarchen fällt auf sein Volk zurück."
Um diese Zeit überreichte "der Königl. Schwedische General-Major Graf von Liven, im Namen Sr. Maj. des Königs von Schweden, dem Könige den Seraphinen-Orden, welchen Hochdieselben Sich Selbst anzulegen und den ganzen Tag über zu tragen geruhten."
Der König schenkt den Erben des Hof-Lieferanten Blume, wegen ihres bisher in der Sammt-Manufaktur bewiesenen besondern Fleißes ein, in der Wilhelmsstraße belegenes Haus.
Die Prinzessin Heinrich und Amalie erhalten vom Könige prächtige Geschenke an Porzellan.
September.
A.
1. September 1752
Der König früh um 4 Uhr nach Cüstrin. In seinem Gefolge befanden sich der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, Prinz Ferdinand von Braunschweig, Prinz Moritz von Dessau, Prinz Ludwig von Würtemberg, die Generale v. Winterfeld, v. Schmettau, v. Buddenbrock etc.
3. September 1752
Ankunft in Glogau früh um 10 Uhr, der König besieht die Festung und die neu angelegten Minen.
4. September 1752
Musterung, und ins Lager bei Schalckau bis den 7.
7. September 1752
Ankunft in Breslau, logirt in seinem alten Palais.
8. September 1752
Beschenkt der König die Breslauer Truppen, besieht die Stadt, das Zeughaus etc., ertheilt alsdann Audienz nachher große Tafel. Er besuchte auch den Fürst Bischof Schafgotsch im Garten vor dem Ohlauer Thore.
<236>9. September 1752
Abreise von Breslau über Brieg und Kosel.
11. September 1752
Nach Neisse.
15. September 1752
Von Neisse nach Glatz.
16. September 1752
In Schweidnitz, wo er sich den 17. mit den Kaufmannsältesten Unverricht und Schmelz unterredet.
18. September 1752
Von Schweidnitz über Liegnitz und Glogau nach Frankfurt a. d. O.
19. September 1752
Von Frankfurt, wo er bei dem Feldmarschall Schwerin im Hause des Hofraths Steinwehr speist, nach Berlin.
19. September 1752
Ankunft in Berlin, Abends 11 Uhr.
20. September 1752
Nach Potsdam.
26. September 1752
Prinz Heinrich nach Potsdam, bis den 28.
Von des Königs kleinen Aufsätzen (fliegenden Blättern) erschienen die "Briefe an das Publikum" (deutsche Suppl. Bd. III. 196).
B.
10. September 1752
Kommt Fredersdorf aus dem Aachener Bade zurück.
12. September 1752
Stirbt der General-Lieutenant v. Bonin, Chef eines Dragoner, Regiments in Landsberg a. d. W.
12. September 1752
Stirbt der General-Feldmarschall von Jeetz, 81 Jahr alt, in Berlin.
Der König schenkt dem General Hautcharmoi das Gut Allerheiligen im Fürstenthum Öls.
Der neue Hofpoet Tagliazuchi kommt in Berlin an.
Der Sänger Ricichiarelli tritt in Königl. Dienste.
Oktober.
A.
4. Oktober 1752
Der König aus Potsdam in Berlin.
5. Oktober 1752
Wohnt den Kriegsübungen der Truppen vor dem Rosenthaler Thore bei.
6. Oktober 1752
Nach Potsdam zurück.
26. Oktober 1752
Wohnt der König einer Probe des Singspiels Didone abandonnata, welches zum diesjährigen Carneval gegeben wer<237>den soll, bei. Die Königl. Kapelle, der Schauspiel-Direktor Baron v. Sweerts und Kapellmeister Graun waren dazu nach Potsdam gegangen.
B.
19. Oktober 1752
Stirbt der General Stille, 56 Jahr alt.
24. Oktober 1752
Starb in Berlin der Tagelöhner Abraham Roich, 104 Jahr alt.
26. Oktober 1752
Der Königl. Sänger Sign. Carestini kommt aus Italien zurück.
November.
A.
2. November 1752
Der König aus Potsdam in Berlin, giebt Audienz, und besucht den kranken Maupertuis.
3. November 1752
Nach Potsdam.
6. November 1752
Die Königl. Kapelle etc. geht nach Potsdam, um nochmals vor dem König die Oper Dido zu probiren.
?? November 1752
Der König an Voltaire:
"Ich erstaune über Ihre Unverschämtheit. Nach allem, was Sie gethan haben, und was so klar ist wie die Sonne, läugnen Sie noch, anstatt zu gestehen, daß Sie strafbar sind! Bilden Sie Sich nicht ein, die Leute würden sich von Ihnen überreden lassen: schwarz sei weiß. Man sieht nicht immer, weil man nicht immer sehen will. Aber wenn Sie die Sache auf das Äußerste treiben, so lasse ich Alles drucken, und es wird sich zeigen, daß Sie, wenn Sie für Ihre Werke Statuen verdienten, für Ihr Betragen Ketten werth sind. Der Verleger ist befragt. Er hat Alles gestanden." (Die Veranlassung zu diesem harten Schreiben, siehe in den Anmerkungen zu diesem Jahre ad 5).
27. November 1752
Der König aus Potsdam in Berlin, giebt Audienz - läßt Voltaire Folgendes zur Unterschrift vorlegen. "Ich verspreche Sr. Majestät, daß ich, so lange Dieselben die Gnade haben, mir Wohnung im Schlosse zu geben, gegen Niemand<238> schreiben will, weder gegen die französische Regierung und die Minister, noch gegen andere Souveräne oder gegen angesehene Gelehrte, sondern daß ich diesen immer die Achtung erweisen werde, die ihnen gebührt. Ich werde Sr. Majestät Briefe nicht mißbrauchen, und mich so betragen, wie es sich für einen Gelehrten schickt, der die Ehre hat Sr. Majestät Kammerherr zu sein und der mit rechtlichen Leuten lebt.
Potsdam, den 27. Novbr. 1752." (S. Anmerk. 5).
28. November 1752
Der König nach Potsdam mit den Prinzen Heinrich und Ferdinand. Ihnen folgen auch der Feldmarschall v. Keith und der Generalquartiermeister Graf v. Schmettau.
30. November 1752
Der General Fouque aus Schlesien von Berlin nach Potsdam.
B.
6. November 1752
Starb in Tegel bei Berlin Anna Jost, 107 Jahr alt.
Dezember.
A.
1. Dezember 1752
Der General Fouqué aus Berlin nach Potsdam zum König.
2. Dezember 1752
Der König aus Potsdam nach Berlin.
3. Dezember 1752
Nach Potsdam zurück.
5. Dezember 1752
Voltaire aus Potsdam nach Berlin.
8. Dezember 1752
Der König aus Potsdam nach Berlin.
20. Dezember 1752
Besucht das Cadettenhaus.
23. Dezember 1752
Besieht die Bauten an der Neuen Grünstraßen-Brücke und den Bau der Sebastianskirche.
25. Dezember 1752
Nach Potsdam.
29. Dezember 1752
Aus Potsdam nach Berlin.
Die Stabskapitains des Forcadeschen Regiments v. Dizelsky, v. Mitschlaf, und die Premier-Lieutenants v. Zastrow und v. Emminga, erhalten vom Könige ansehnliche Geldgeschenke.
Gegen Ende dieses Jahres ließ der König eine Anzahl neuer Thaler von feinem Silber prägen, und machte sie am<239> Hofe zum Geschenk. Die eine Seite zeigte sein Brustbild in römischer Art, auf der andern den preußischen Adler, auf Armaturen ruhend.
In diesem Jahre hatte der König sein Testamentt politique aufgesetzt, welches im Geh. Archiv aufbewahrt wird.
B.
24. Dezember 1752
Nachmittags wurde auf Befehl des Königs, Voltaire's gegen den Präsidenten Maupertuis gerichtete Spottschrift: Akakia, auf den, Gensd'armesmarkt durch den Henker verbrannt, (Formey Souvenirs d'un Citoyen I. 271). Voltaire wohnte damals bei seinem Sekretair Francheville in der Taubenstraße (das Haus hat jetzt die No. 20) und konnte von da aus die Verbrennung sehen 239-+.
Der diesjährige Carneval begann den 8. Dezbr. in folgender Art: Sonntag Vormittag die gewöhnliche Cour bei dem König, nachher bei der regierenden Königin. Montag Oper; Dienstag Redoute; Mittwoch französische Komödie; Donnerstag Cour bei der Königin Mutter; Freitag Oper; Sonnabend Ruhe. Die beiden Opern waren: Orpheus und Dido.
Auch zu diesem Carneval war, wie schon in frühern, der Baron Warkotsch aus Schlesien in Berlin und bei Hofe.
Anmerkungen zum Jahre 1752.
Balbi (Johann Friedrich von) stammte aus einem berühmten Geschlechte Genua's, wo der 1730 daselbst regierende Doge Maria<240> Balbi sein Groß-Oheim war. Eine Hauptstraße der Stadt führt den Namen dieses alten berühmten Geschlechts. Unser Balbi trat bereits in seinem 16. Jahre in preußische Kriegsdienste. 1734 befand er sich als Volontair bei der Belagerung von Philippsburg und Kehl, und von 1746 bis 1748 bei der französischen Armee in den Niederlanden, 1755 (nicht 1752, wie von Einigen angegeben wird) begleitete er Friedrich d. G. bei seiner Reise nach Holland, 1757 und 1758 dirigirte er die Belagerungen von Breslau, Schweidnitz und Olmütz. 1757 war er vom König zum Obersten ernannt worden. Er starb in Berlin am 19. Januar 1779 in einem Alter von 79 Jahren. Während seiner Dienstzeit hat er 9 Schlachten und 23 Belagerungen beigewohnt.
2) Toussaint (François Vincent) war zu Paris 1715 geboren. Das von ihm verfaßte Buch: les Moeurs (die Sitten), wodurch er sich zuerst bekannt machte, ward auf Befehl des Parlaments verbrannt, und er sah sich genöthigt, nach Flandern zu flüchten, von wo er nach Berlin berufen wurde. Hier ward er bei der damaligen Ecole militaire als Professor der Beredsamkeit angestellt. Er hat mehrere Schriften verfaßt, und auch die Gellertschen Fabeln ins Französische übersetzt. Er starb in Berlin am 25. Juni 1772.
D'Alembert (Jean Lerond), geboren zu Paris am 16. November 1717, war der uneheliche Sohn der Madame Tincin, einer Stiftsdame und des Provinzial-Commissairs der Artillerie, Herrn Destouches 240-+, welcher den 11. März 1726 starb. Das Kind ward gleich nach seiner Geburt auf den Markt oder Platz der Kirche St. Jean le Rond, nahe bei Notre Dame ausgesetzt. Von diesem Platz legte man ihm den Vornamen bei. Der Polizeicommissair, welcher das Kind fand, gab es einer armen Glaserfrau in Pflege, welche von den Eltern, die sich jedoch nie öffentlich zu erkennen ga<241>ben, unterstützt wurde. Als er ungefähr vier Jahr alt war, kam er in eine Pensionsanstalt, wo er bis zu seinem zehnten oder zwölften Jahre blieb, und in dieser Zeit Beweise ausgezeichneter Fähigkeiten gegeben hatte. Hierauf trat er in das Collegium de quatre Nations, und als er dieses nach Vollendung seiner Studien verließ, befand er sich ohne alle Verbindung und wie allein in der Welt. Er begab sich daher in das Haus seiner ersten Erzieherin, und beabsichtigte mit seinem geringen Vermögen, das in einer Rente von 1200 Livres, die ihm sein Vater ausgesetzt hatte, bestand, die Glücksumstände dieser armen Familie, welche die einzige war, die er in der Welt als die seinige ansehen konnte, etwas zu verbessern. In dem Hause dieser guten Leute widmete er sich ganz dem Studium der Geometrie, und führte hier 40 Jahre lang die einfachste Lebensart. Er verwandte den Zuwachs seiner Einkünfte 241-+ nur auf Werke der Wohlthätigkeit, verbarg seine steigende Berühmtheit vor diesen guten Leuten und machte ihre einfältigen rohen Sitten zuweilen zum Gegenstand seiner gutmüthigen Scherze und philosophischen Beobachtungen. Seine gute Amme sah seine große Thätigkeit und hörte von ihm, daß er der Verfasser vieler Bücher sei, aber sie ließ es sich nicht einfallen, daß er ein großer Mann sei, sondern sah ihn vielmehr mit einer Art von Mitleiden an. Einst sagte sie: "Sie wollen immer nur ein großer Philosoph sein, - und was ist denn ein Philosoph? - Ein Narr, der Tag und Nacht arbeitet, und sich lebenslang quält, damit die Leute von ihm reden mögen, wenn er nicht mehr ist."
Seine zahlreichen mathematischen, philosophischen und andern Schriften, die man in Querard's La france litteraire verzeichnet findet, haben ihm großen Ruhm erworben. Im Jahr 1746 gewann seine Abhandlung über die Theorie der Winde den von der Berliner Akademie ausgesetzten Preis, die ihn zugleich zu ihrem Mitglieds ernannte. Der König gab sich viel Mühe ihn zu bewegen, sich in Berlin niederzulassen, und trug ihm auch die Präsidentenstelle seiner Akademie an, allein d'Alemberts Neigung zur Unabhängigkeit und<242> einer stillen und einfachen Lebensweise war so groß, daß er sie ablehnte, eben so nahm er auch die Stelle, welche die russische Kaiserin Katharina ihm bei ihrem Sohn als Erzieher antrug, nicht an. Im Juni des Jahres 1763 kam er auf des Königs wiederholte Einladung nach Berlin, und hielt sich bis Anfangs September des folgenden Jahres hier auf, begleitete in dieser Zeit auch den König auf dessen Reisen nach Magdeburg etc. D'Alembert war nicht verheirathet, eine heftige Neigung fesselte ihn an die, wegen ihrer Liebenswürdigkeit und glänzenden Geistesgaben berühmte Frau Espinasse (Julie Jeanne Eleonore de l'), - (wie er, ein Kind der Liebe). Er fand jedoch keine Gegenliebe, sondern nur Wohlwollen, innige Freundschaft und hohe Achtung, die sie auch bewog, seinem Wunsche, Eine Wohnung mit ihr beziehen zu dürfen, nachzugeben. Ihr Tod im Jahre 1776 erschütterte d'Alembert sehr, der König tröstete ihn in einem Schreiben voll inniger Theilnahme. d'Alembert starb am 29. Oktbr. 1783. Sein Briefwechsel mit dem König umfaßt eine Zeit von 29 Jahren, er befindet sich in den hinterlassenen Werken des Königs und gewährt eine höchst anziehende Lektüre.
de Prades (Jean Martin), geboren um das Jahr 1720 zu Castel-Sarazin im Departement Languedoc. Er hatte sich der Theologie gewidmet, und lebte als Baccalaureus in Paris, als solcher hielt und vertheidigte er im Jahr 1751 eine Disputation, die ihm viel Verfolgung zuzog. Die Sarbonne verdammte 10 Sätze, die darin vorkamen, als ketzerisch, strich ihn aus der Liste der Baccalaureen, der Erzbischof von Paris entzog ihm seine Gerechtsame und trug seinem Promotor auf, ihn zu verfolgen, und das Parlament gab Befehl zu seiner Einziehung etc. (Querelles litteraires. Paris 1762). de Prades sah sich hierdurch genöthigt, von Paris sich zu entfernen. Voltaire und der Marquis d'Argens, denen er nur durch die Verfolgung, unter der er litt, bekannt geworden war, beschlossen, sich seiner anzunehmen, und schlugen dem Könige vor, den de Prades in seine Dienste zu nehmen, das ihnen auch um so leichter gelang, da der König, wie bekannt, immer bereit war, verfolgten Philosophen seinen Schutz und Beistand angedeihen zu lassen. So kam de Prades<243> im August d. J. nach Potsdam und trat als Vorleser und Sekretair des Königs an Dargets Stelle. (Oeuv. de Voltaire. Edit. Basle. Tom 84. p. 6). Voltaire und d'Argens fanden jedoch sehr bald, daß sie sich in ihrem Schützling sehr getäuscht hatten, und daß er nur in der Theologie und Kirchengeschichte einige Kenntnisse besaß, im Übrigen ihm aber Alles abging, wodurch er ihrer Empfehlung beim Könige hätte Ehre machen können. Sie gaben ihm in der altern Geschichte etc. Unterricht, und er mußte ihnen täglich, ehe er zum Könige ging, seine Lection wiederholen, da jedoch seine Schwäche dem Könige nicht verborgen bleiben konnte, so bereitete Voltaire selbst den König nach und nach vor, und belustigte ihn durch die Erzählung von den komischen Details der Lektion, die er und d'Argens dem Abbé gaben. Dieser ward aber endlich gewahr, daß man ihn zum Besten hatte, und rächte sich dadurch, daß er überall gegen den Monarchen und seine Lehrer deklamirte, und sich auf die Seite derer schlug, die mit der Regierung unzufrieden waren. Dem Könige blieb dies nicht unbekannt, dennoch behielt er ihn, und sah ihm, wie wir weiterhin sehen werden, Viel nach, vielleicht aus Mitleiden, oder aus Freundschaft für Voltaire und d'Argens. Die Bosheit und der Undank des Abbe's ging so weit, daß er während des siebenjährigen Krieges den König verrieth. Unter dem 15. November 1757 schreibt der König aus Torgau an d'Argens: "Den Abbé habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich und undankbar!" Denina in seinem Essai sur la vie et le regne de Frederic II. p. 213, und Voltaire in seinen Briefen vom 25. Februar 1758 und 25. April 1760 an d'Alembert wollen zwar seine Unschuld behaupten, allein aus einem Briefe des Abbé's aus Potsdam (1756) an Valori, den französischen Gesandten, in welchem er diesem auf sein Verlangen Mitteilungen macht, die zwar eben noch nicht wichtig, aber in seinen Verhältnissen doch höchst tadelnswerth sind, sieht man wohl, daß er gar keinen Anstand nehmen würde, ihm auch die wichtigsten Nachrichten mitzutheilen; er sagt auch in diesem Briefe: "J'ose me flatter que vous serez toujours<244> persuadé de mon attachement sincère. Si j'ai à présent un défaut ici, c'est d'avoir le coeur exessivement français." Der König schickte ihn nach Magdeburg auf die Festung. An Voltaire schrieb der König am 18. Mai 1759 aus Landshut: "Sie wollen die Abenteuer des Abbé's de Prades wissen? Da müßte ich ein dickes Buch schreiben. Zur Befriedigung Ihrer Neugierde wird es genug sein, wenn ich Ihnen sage, daß der Abbé schwach genug war, sich während meines Aufenthalts zu Dresden von einem Sekretair Broglio's verführen zu lassen, den Broglio bei seiner Abreise dort gelassen hatte, de Prades rapportirte Neuigkeiten von der Armee, und da dies Handwerk im Kriege nicht einem Jeden behagt, so hat man ihn bis zum Frieden an einen stillen Ort geschickt, wo es gar keine Neuigkeiten zu schreiben giebt. Es sind noch mehr Dinge dabei vorgefallen, die zum Schreiben zu weitläuftig sind. Diesen saubern Streich spielte er mir gerade zu der Zeit, da ich ihm eine fette Präbende am Breslauer Dom ertheilt hatte." Bereits im April 1758 scheint es, daß er seine Freiheit wieder erhalten hatte 244-+, doch wurde ihm die Stadt Glogau, wo ihm der König eine Pfründe anwies, zum beständigen Aufenthaltsort, den er nicht verlassen durfte, angewiesen. Daselbst starb er im Jahr 1782. Hiernach ist zu berichtigen, was Bachaumont in seinen Mémoires T. I. p. 1777 (Juni 1763) von dem Abbé anführt. Man hat den Abbé lange für den Verfasser der Schrift: Gedanken über die Religion, die man anfänglich Friedrich dem Großen zuschrieb, gehalten, und nach Querard La France littraire soll er auch die, bisher Voltaire zugeschriebene Schrift: Le Tombeau de la Sorbonne, traduit du latin. 1752. 8. und 1753. 12. verfaßt haben. Von ersterer ist er es jedoch zuverlässig nicht, sondern ein Lieutenant de la Serre.
Der Präsident der Berliner Akademie, Maupertuis, hatte einen neuen Grundsatz in der Mechanik: "von der kleinsten Kraft in den Wirkungen der Körper" aufgestellt, deren Erfinder er war, oder<245> es zu sein glaubte. Der Professor an der Kriegsakademie im Haag, Samuel König, bestritt nicht allein den Grundsatz an sich, sondern auch dessen Neuheit, indem er behauptete, daß schon Leibnitz denselben in einem Briefe an Jakob Hermann angeführt habe. Maupertuis, eifersüchtig auf die Ehre der Erfindung, bezweifelte dies, und bewirkte, daß der Professor von der Berliner Akademie aufgefodert wurde, den Brief Leibnitzens, aus welchem er die bezügliche Stelle öffentlich bekannt gemacht hatte, vorzulegen. Da der Professor König hierauf erwiederte, daß er nur eine Abschrift davon besitze, und da auch bei weiterem Nachforschen das Original sich nicht auffand, so schloß die Berliner Akademie den Professor König, der ihr Mitglied gewesen war, von sich aus. Voltaire war ein Freund des Professors König, dagegen hegte er schon längst gegen Maupertuis, welcher die Gnade Friedrichs in Hohem Grade genoß, Neid und Scheelsucht. Er ergriff nun diese Gelegenheit, Maupertuis einen bösen Streich zu spielen, und ließ zuerst unter dem Namen: "eines Mitgliedes der Akademie zu Berlin" einen Brief an einen Akademiker drucken, in welchem er den Professor König vertheidigt und Maupertuis tadelt 245-+; in einer zweiten Schrift,<246> die unter dem Titel Diatribe du Docteur Akakia etc. erschien, macht er ihn aufs Höchste lächerlich. (S. Beiträge Th. II. S. 537 246-+.<247> Die Erlaubniß, welche Voltaire zum Druck einer andern Schrift vom Könige erhalten hatte, benutzte er, auch den Akakia drucken zu lassen. In des Marquis von Condorcet's Leben Voltaire's wird mit manchen entstellten Umständen erzählt, daß Voltaire dem Könige die Schrift gezeigt habe, und Beide hätten darüber gelacht, jedoch habe Voltaire dem Könige versprechen müssen, diese Schrift zu unterdrücken und nicht bekannt werden zu lassen, Voltaire versprach es, hielt aber nicht Wort, sondern ließ die Schrift auswärts drucken 247-+, oder schickte die Exemplare der ersten in Berlin (wahrscheinlich mit falscher Angabe des Orts) gedruckten Auflage nach außerhalb, von wo bald wieder Exemplare nach Berlin kamen, und die Schrift überall bekannt, und an verschiedenen Orten nachgedruckt wurde, überhaupt ein sehr großes Aufsehn machte. In Paris wurden, wie Voltaire selbst unter dem 17. Januar 1753 aus Potsdam an Formey in Berlin schrieb, an einem Tage 6000 Exemplare vom Akakia verkauft, dennoch läugnete er gegen den König, Antheil an dem neuen Druck und der Bekanntwerdung der Schrift zu haben. Dies war die Veranlassung zu jenem harten Schreiben des Königs.
Auf die Schrift, welche der König am 27. November Voltaire zur Unterschrift vorlegte, antwortet er auf demselben Blatte Folgendes: "Ich werde, Sire, alle Befehle Ew. Majestät befolgen, und es wird meinem Herzen nicht schwer werden, Ihr zu gehorsamen. Ich bitte Ew. Majestät nochmals, zu erwägen, daß ich gegen keine Regierung geschrieben habe, noch weniger gegen die, unter der ich geboren bin, und welche ich nur verlassen habe, meine Tage zu den Füßen Ew. Majestät zu enden. Ich bin Historiograph von Frankreich gewesen, und in dieser Eigenschaft habe ich die Geschichte Ludwigs XIV. und die Feldzüge Ludwigs XV., welche ich an Herrn d'Argenson geschickt habe, geschrieben. Meine Stimme und meine Feder sind meinem Vaterlande gewidmet gewesen, wie Ew. Majestät Befehlen.<248> Ich beschwöre Sie, die Güte zu haben und den Grund der Zänkerei Maupertuis zu untersuchen, ich beschwöre Sie, zu glauben, daß ich diesen Streit vergessen werde, weil Sie es befehlen, ich unterwerfe mich ganz gewiß allen Ihren Wünschen. Wenn Ew. Majestät mir befohlen hätten, mich nicht zu vertheidigen, und mich nicht in diese litterarische Fehde zu mischen, würde ich mit der nämlichen Unterwerfung Ew. Majestät gehorsamt haben. Ich bitte Sie, einen mit Krankheit und Schmerzen beladenen Greis zu schonen, und zu glauben, daß ich mit derselben Anhängigkeit an Ew. Majestät sterben werde, wie ich sie an dem Tage hatte, als ich an Ihren Hof kam."
Kurz vor, oder vielleicht auch erst nach diesem Schreiben, schrieb Voltatre noch äußerst demüthig an den König, um seine Gnade wieder zu erhalten, worauf alsdann wahrscheinlich die Aussöhnung erfolgt ist. Wir theilen dieses merkwürdige Schreiben hier nach dem Original mit. Es lautet wie folgt:
Sire. Ce n'est sans doute, que dans la crainte de ne pouvoir plus me montrer devant Votre Majesté, que j'ai remis à Vos pieds de bienfaits qui n'étient les liens dont j'étois attaché à Votre personne, Vous devez juger de ma situation affreus de celle de toute ma famille, il ne me restoit qu'à m'aller cacher pour jamais, et deplorer mon malheur en silence. Monsieur Fredersdorf, qui vient me consoler dans ma disgrace me fait esperer que Votre Majesté daignerait écouter envers moi la bonté de son caractère et qu'elle pouroit reparer par la bienvaillance (s'il est possible) l'opprobre dont elle m'a comblé. Il est bien sur que le malheur de Vous avoir deplu n'est par le moindre que j'éprouve, mais comment paroitre comment vivre? je n'en sais rien. Je devrais être mort de douleur dans cet état horrible, c'est à Votre humanité d'avoir pitié de moi que voulez vous que je devienne, et que je fasse! je n'en sais rien, je sais seulement que Vous m'avez attaché a Vous depuis seize années, ordonnez d'une vie que je vous ai consacrée, et dont Vous avez rendu la fin si<249> amère. Vous êtes bon, Vous êtes indulgent, je suis le plus malheureux homme qui sort dans vos état, ordonnez de mon sort.
Voltaire.
Januar 1753
A.
9. Januar 1753
Der König in Berlin, speist bei dem Prinzen von Preußen.
13. Januar 1753
Der vor Kurzem in Berlin angekommene Abt Bastiani wird dem König vorgestellt.
17. Januar 1753
Der König nach Spandau, besieht die Umgegend und speist bei dem Prinzen von Preußen, dann nach Berlin zurück.
21. Januar 1753
Der König unterzeichnet den Octroi der zweiten Emder Handlungscompagnie, welche nach Bengalen Handel treiben soll.
24. Januar 1753
Der Geburtstag des Königs wird bei Hofe gefeiert. Der König aber kam seit einigen Tagen nicht aus seinen Appartements.
25. Januar 1753
Besucht die Königin Mutter.
30. Januar 1753
Nach Potsdam.
31. Januar 1753
Hier speist der Fürst von Anhalt-Cöthen beim König, und wird mit einem kostbaren Ring und mit einer Tabatiere mit dem Portrait des Königs beschenkt.
In diesem Monat giebt der König die gewöhnlichen Neujahrsgeschenke für die Armen.
B.
18. Januar 1753
Unter diesem Datum stand in der Berliner (Spenerschen) Zeitung Folgendes: Der Herr von Voltaire achtet sich verbunden hiermit anzuzeigen, daß er keinen Antheil an den Schriften habe, die seit Kurzem sowohl in der gelehrten Streitigkeit von der mindern Handlung (la moindre action) als über andere Dinge herausgekommen, und die man ihm<250> in einigen Journalen und Zeitungen beimessen wollen. Es ist ihm zuwider, daß man ihn zu deren Verfasser gemacht hat, und es würde ihm noch mehr sein, von bloß philosophischen und gelehrten Sachen auf eine Art zu schreiben, welche im Geringsten die Sitten oder die Ehre eines Andern, wer es auch sei, beleidigen könnten. Er nimmt übrigens an diesen Streitigkeiten gar keinen Antheil, und beschäftigt sich mit einer Arbeit ganz anderer Art, die alle seine Zeit erfordert, indem er an nichts weiter denkt, als die Geschichte seines Vaterlandes zu vollenden.
24. Januar 1753
Ward die Lobrede des Königs auf den General v. Stille in der Akademie vorgelesen.
30. Januar 1753
An diesem Tage meldet die Berliner (Spenersche) Zeitung Nachstehendes: "Da Se. Majestät der König allergnädigst beliebet haben, dem Herrn von Voltaire den Kammerherrnschlüssel nebst dem Gnadenkreuze wieder zurückzuschicken, mit dem Befehl, sich mit der Königl. Suite nach Potsdam zu begeben, und seine Zimmer auf dem dasigen Schlosse von Neuem zu beziehen, so ging derselbe dahin ab."
An den Buchhändler Walther sandte Voltaire ein Avertissement (in Französischer Sprache) mit der Aufforderung, dasselbe "unverzüglich in alle Zeitungen setzen zu lassen." Deutsch lautet es wie folgt: "Man erfährt durch verschiedene Briefe aus Berlin, daß Sr. Preuß. Majestät dem Herrn von Voltaire, Kammerherrn des Königs von Frankreich, welcher Sr. Preußischen Majestät seinen Orden, den Kammerherrnschlüssel und Alles, was er ihm von seiner Pension schuldig ist, zurückgegeben hatte, nicht nur Alles zurückgegeben, sondern auch verlangt hat, daß er die Ehre habe, Sr. Maj. nach Potsdam zu folgen, und seine gewöhnlichen Appartements im Schlosse zu beziehen."
In demselben Brief, welcher vom 1. Februar 1753 aus Berlin datirt ist, trägt er dem etc. Walther auf: "ihm zu melden, ob er wohl in Dresden oder Leipzig ein bequemes<251> Appartement für ihn, seinen Sekretär und zwei Domestiken finden könnte etc. Es müsse dies über sehr geheim bleiben - er würde sich dann in 14 Tagen oder 3 Wochen dahin begeben."
Man sieht hieraus, was Voltaire schon damals Willens war.
Februar.
A.
Februar 1753
Der König in Potsdam.
6. Februar 1753
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 17.
?? Februar 1753
Nach Empfang eines Briefes von Algarotti aus Leipzig vom 7. Februar antwortet ihm der König, und tragt ihm auf, wenn er nach Rom gehe, dem Pabst von seiner (des Königs) Seite ein sehr höfliches Compliment zu machen und ihm die Berliner katholische Kirche zu empfehlen.
14. Februar 1753
Der Marquis d'Argens nach Potsdam. In diesem Monat schrieb der König die lettres au Public (Voltaire Oeuv. compl. T. 84. p. 85. Ed. Basle), von denen Voltaire sagt: "tout Berlin dit que c'est pour faire voir qu'il peut très bien ècrire sans mon petit secours. Il le peut, sans doute, il a beaucoup d'esprit,"
B.
2. Februar 1753
Algarotti reist mit Erlaubniß des Königs nach Italien.
14. Februar 1753
Handlungstraktat zwischen Preußen und Frankreich.
März.
A.
1. März 1753
Der König aus Potsdam nach Berlin.
2. März 1753
Nach Potsdam.
5. März 1753
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 9.
16. März 1753
Der König an Voltaire:
"Es hängt ganz von Ihnen ab, meinen Dienst zu verlassen, wenn Sie wollen. Aber vor der Abreise senden Sie<252> mir den Contrakt von Ihrem Engagement, den Schlüssel, das Kreuz und das Volumen Poesien, welches ich Ihnen anvertraut hatte, zurück. Ich wollte wünschen, meine Werke allein wären Ihren und Königs (des Holländischen Professors Streichen ausgesetzt gewesen, ich opfere sie gern denen, welche glauben, ihren Ruf zu vermehren, indem sie den Ruf Anderer verkleinern. Ich habe weder die Thorheit noch die Eitelkeit gewisser Andern; die Kabalen der Gelehrten scheinen mir ein Schandfleck der Litteratur, ich schätzte darum nicht weniger die honetten Leute, welche sie cultiviren, die Häupter der Kabalen sind allein verächtlich in meinen Augen." (S. Anmerk. 1).
Unter dem 15. März schreibt Voltaire aus Berlin an Madame Denis, daß er den König um seinen Abschied gebeten habe. (Oeuv. de Volt. Ed. Basle T. 84. p. 84).
Am 20. März war Voltaire in Potsdam.
23. März 1753
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 25.
25. März 1753
Der König aus Potsdam in Berlin.
27. März 1753
Feier des Geburtstags der Königin Mutter, sie erhält vom König eine große goldene, reich mit Brillanten besetzte Tabatiere. Es wurde an diesem Tage die Oper Silla aufgeführt. Sie soll vom König verfaßt sein. Der Königl. Hofpoet Tagliazuchi sagt in der Vorrede zum Textbuche, daß er daran weiter keinen Antheil habe, als den Text in Italienische Verse gebracht zu haben.
28. März 1753
Der König über Spandau nach Potsdam.
B.
26. März 1753
An diesem Tage verläßt Voltaire Berlin, und trifft den 27. in Leipzig ein.
?? März 1753
Baron Neuhof aus der Grafschaft Mark (nachheriger König von Corsica) war in diesem Monat in Berlin.
?? März 1753
Der König nimmt den in Französischen und Östreichischen Kriegsdiensten gestandenen Oberst-Lieutenant v. Nagysan<253>der in seine Dienste, und stellt ihn als Oberst-Lieutenant beim Wartembergschen Husarenregiment an.
?? März 1753
Der Sächsische Kapellmeister Hasse erhält vom König einen Ring und eine Tabatiere.
?? März 1753
Der Abt Bastiani geht nach Glogau.
In der Mitte dieses Monats soll der König die ersten Abschriften von den zwischen den Höfen von Wien, Petersburg und Dresden gegen ihn angesponnenen Unterhandlungen durch den Canzellist Menzel 253-+ in Dresden erhalten haben. Es scheint die öftere Anwesenheit des Prinzen Heinrich in Potsdam, um diese Zeit, darauf Bezug zu haben.
Auf dem ehemaligen Kirchhof vor dem Potsdamer Thore wird von der Realschule ein Garten angelegt (der vormalige so genannte Schulgarten).
April.
A.
6. April 1753
Der König trägt dem Minister von Dankelmann auf, zu untersuchen, warum das lutherische Oberkonsistorium die Superintendentur zu Brandenburg in eine bloße Inspektion verwandeln wolle, und schreibt ihm unter andern: - etc. "denn ob ich zwar den geistlichen Hochmuth und die Vanité, mit großen Titeln zu prangen, keinesweges approbire; so sehe ich doch nicht ab, warum man hierunter eine Änderung machen, und es nicht bei der bisherigen Observanz lassen will."
<254>7. April 1753
Der König in Potsdam, wo die beiden Italienischen Prinzen Corsini sich ihm vorstellen lassen.
12. April 1753
Der Prinz Heinrich in Potsdam.
13. April 1753
Die Markgräfinnen von Anspach und von Baireuth (Schwestern des Königs), der Herzog von Braunschweig der Erbprinz von Anhalt-Dessau, die Herzogin von Würtemberg etc. in Potsdam.
14. April 1753
In Potsdam Französische Komödie: l'école des femmes.
15. April 1753
Desgl.: l'école de Mars.
16. April 1753
Der König aus Potsdam in Berlin.
23. April 1753
Von Berlin nach Charlottenburg und zurück.
26. April 1753
Nach Potsdam.
30. April 1753
Von Potsdam nach dem Dorfe Döbritz bei Spandau, wo ein Lager errichtet werden soll. Nachdem er in Spandau bei dem Prinzen von Preußen gespeist, geht er nach Berlin.
?? April 1753
Der König schreibt an Darget:
- etc. "Voltaire ist der boshafteste und ausgelassenste Mensch, den ich in meinem Leben gesehen habe; er taugt nur zum Lesen. Sie können sich alle die falschen Streiche, Betrügereien und Infamien, die er hier gemacht hat, gar nicht denken. Es erregt meinen Unwillen, daß die Menschen bei so vielem Kopf und so vielen Kenntnissen nicht besser werden. Ich habe Maupertuis Partie genommen, weil er ein rechtschaffener Mann ist, und weil jener darauf ausging, ihn zu stürzen; doch bot ich seiner Rache nicht so die Hand, wie er es wohl wünschte. Ein wenig zu viel Eigenliebe machte ihn allzu empfindlich über die hämischen Streiche eines Affen, den er, als er gepeitscht war, hätte verachten sollen."
B.
29. April 1753
Maupertuis geht nach Frankreich.
Der Baron von Pöllnitz erhält vom König ein Geschenk an Geld und eine Tabatiere.
<255>Mai.
A.
1. Mai 1753
Der König früh um 4 Uhr über Frankfurt, wo er um 10 Uhr anlangt, nach Crossen und Grüneberg. In seinem Gefolgebefanden sich unter Andern der Prinz Ferdinand, des Königs Bruder, und der Prinz Ferdinand von Braunschweig.
2. Mai 1753
In Glogau bis den 3.
3. Mai 1753
Im Hauptquartier Lissa bei Breslau.
6. Mai 1753
In Breslau bis den 8. Der König logirt in seinem Palais.
8. Mai 1753
Über Strehlen nach Neisse.
12. Mai 1753
In Schweidnitz.
14. Mai 1753
Ankunft in Berlin.
16. Mai 1753
Nach Potsdam.
24. Mai 1753
Die sämtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam, zur sogenannten Ministerrevue bis den 25.
30. Mai 1753
Der König aus Potsdam nach Berlin.
Juni.
A.
1. Juni 1753
Der König geht früh um 2 Uhr nach Preußen ab, ihn begleiten seine Brüder, der Prinz von Preußen, Prinz Ferdinand und der Prinz Friedrich von Braunschweig. In Stargard speist der König bei dem Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau.
2. Juni 1753
3. Juni 1753
In Cöslin.
3. Juni 1753
In Schlawe und Stolpe.
4. Juni 1753
In Königsberg angekommen, Nachmittags um 3 Uhr, der König begiebt sich sogleich ins Lager bei Kalthof, wo er auch übernachtet. Die Manövres dauern bis den 9., an welchem Tage der König die Truppen beschenkt.
9. Juni 1753
Der König aus dem Lager nach der Stadt.
10. Juni 1753
Der König verläßt Abends Königsberg.
14. Juni 1753
Ankunft in Berlin früh um 5 Uhr.
<256>15. Juni 1753
Nach Potsdam, wo er in Sanssouci den Brunnen trinkt.
19. Juni 1753
Ertheilt dem Botschafter des Maltheser-Ordens, Marquis von Fraulay, Audienz.
26. Juni 1753
Der König schreibt an Darget:
"Es thut mir leid, guter Darget, daß Ihre Krankheit Sie außer Stand setzt, wieder zu mir, zu kommen. Ich schicke Ihnen den Abschied, den ich Ihnen nie gegeben hätte, wenn Sie ihn nicht verlangten. Sie werden mich immer bereitwillig finden, Ihnen in Allem, was von mir abhängt, gefällig zu sein. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß Sie Sich erholen mögen, und danke Ihnen aufrichtig für alle Dienste, die Sie mir geleistet haben.
N. S. Den Schwall Albernheiten von mir ließe ich Ihnen gern; aber er könnte sich nach Ihrem Tode verirren, und Sie wissen, wie sehr ich mich scheue, für einen Dichter zu gelten."
B.
1. Juni 1753
Voltaire wird in Frankfurt a. M. angehalten, um ihm auf Befehl des Königs, durch den Preuß. Residenten daselbst, das Kreuz, den Kammerherrnschlüssel etc. abzufordern, welches Alles der König schon in seinem Brief an Voltaire vom 16. März (s. oben) zurück verlangt, Voltaire aber dennoch an sich behalten hatte. Mem. p. s. à la vie de Voltaire. 1784. p. 63).
In diesem Monat befahl der König, daß vor dem Hamburger Thore noch 30 Kolonistenhäuser erbaut werden sollten.
Die Kaserne in der neuen Commandantenstraße wird erbaut.
Juli.
A.
10. Juni 1753
Der König von Potsdam, nach dem zum Lager bestimmten Platz bei Döbritz (ohnweit Spandau), wo er die Nacht unter einem Zelte zubringt.
<257>11. Juli 1753
In Spandau bei dem Prinzen von Preußen, von da nach Berlin.
12. Juli 1753
Nach Potsdam.
13. Juli 1753
General Fouqué aus Glatz in Berlin.
17. Juli 1753
Der König speist bei dem Prinzen Heinrich (dessen Füsilier-Regiment in Potsdam steht).
21. Juli 1753
Nach dem Lagerplatz bei Döbritz und nach Potsdam zurück.
27. Juli 1753
Aus Potsdam nach Berlin.
28. Juli 1753
Früh um 4 Uhr nach Reinikendorf bei Berlin, zum Artillerie-Manövre, dann über Spandau und Döbritz nach Potsdam.
B.
2. Juli 1753
An diesem Tage fand die Durchstechung und Eröffnung des neuerbauten Kanals bei Freienwalde und Wrietzen Statt.
Zu Ende dieses Jahres wurden in Zechlin in der Stadtkirche die Särge der Kinder des Kurfürsten Johann Sigmund, nämlich des Prinzen Johann Friedrich und der Prinzessin Agnese, gefunden, und in selbigen verschiedene Kostbarkeiten, die sich der König bringen ließ, und nachdem er sie besehen, der Stadtkirche schenkte.
August.
A.
3. August 1753
Der Schwedische Oberst-Lieutenant von Sinclair wird dem Könige vorgestellt.
13. August 1753
Der regierende Fürst von Hohenzollern-Hechingen und Prinz Ludwig von Würtemberg beim König.
17. August 1753
Der König in Berlin.
28. August 1753
In Potsdam, ebendaselbst der regierende Herzog von Braunschweig und der Erbprinz von Braunschweig.
30. August 1753
Der Erbprinz von Anspach und der Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.
In dieser Zeit ward in Potsdam das Singspiel: der Sieg der Treue gegeben, in welchem eine Arie vom König selbst komponirt war.
<258>B.
Die Generale Fouqué und Schmettau werden vom König beschenkt, der Erstere mit 6000 Thlr., der Letztere mit 5000 Thlr.
31. August 1753
In der Nacht zum 1. September beziehen die Truppen das Lager bei Döbritz.
September.
A.
17. September 1753
Der König aus Potsdam in Berlin, giebt Audienz.
18. September 1753
Nach Potsdam.
In diesem, oder in dem folgenden Monat, schrieb der König an Algarotti in Padua:
"Sie werden es nicht befremdlich finden, mein lieber Algarotti, daß ich mich von der Brüderschaft der Poeten zurückziehe, seitdem sich so große Schufte (Jaquins) unter ihnen finden. Ich habe die Gedichte, welche ich Ihnen gab, gemacht, um mich zu amüsiren; nur für diesen Zweck taugte dies, aber ich will weder gelesen noch abgeschrieben sein. Raphael soll copirt, Phidias nachgeahmt, Virgil gelesen werden, aber was mich betrifft, ich muß vergessen werden. Es ist mit meinen Werken wie mit der Musik der Dilettanten. Man muß gegen sich gerecht sein und nicht über seine Sphäre hinausgehen. Ich kenne die meinige, die beschränkt genug ist etc. - Wenn Ihre Opern schlecht sind, so werden Sie hier eine neue finden, welche jene vielleicht nicht übertreffen wird. Sie heißt Montezuma. Ich habe diesen Stoff gewählt, und bearbeite ihn jetzt. Sie können denken, daß ich mich für Montezuma interessire, und daß Cortez der Tyrann sein wird etc."
B.
6. September 1753
Stirbt in Berlin der Oberst-Lieutenant von Münchow vom Jeetzischen Regiment, 53 Jahr alt.
<259>13. September 1753
Rücken die Regimenter aus dem Lager bei Döbritz wieder in Berlin ein.
21. September 1753
Reist der Prinz Ferdinand von Braunschweig, bisheriger beständiger Gesellschafter und Begleiter des Königs auf allen seinen Reisen, nach Kopenhagen.
22. September 1753
Octroi für die Wechselbank in Berlin.
23. September 1753
In Potsdam wird die Französische Kirche eingeweiht.
25. September 1753
Stirbt der Minister Graf Ludwig Wilhelm von Münchow.
Oktober.
A.
4. Oktober 1753
Die Markgräfin von Baireuth, Schwester des Königs, kommt in Potsdam an.
5. Oktober 1753
Der König ertheilt dem Malthesischen Gesandten die Abschiedsaudienz und schenkt ihm sein Portrait in Brillanten.
8. Oktober 1753
Der König und die Markgräfin nach Berlin.
10. Oktober 1753
Der König nimmt die neue Seidenfabrik in Augenschein.
14. Oktober 1753
Nach Potsdam.
17. Oktober 1753
Aus Potsdam in Berlin. Kabinetsschreiben des Königs an den Minister von Bismark, darin er die Bestätigung eines Strafurtheils, nach welchem ein Wilddieb zu sechsjähriger Festungsarbeit condemnirt worden, - aus dem Grunde verweigert, weil er um so weniger eine Proportion dieser Strafe zu dem Verbrechen der Wilddieberei finden könne, als ein, in Eid und Pflicht stehender Kassen-Beamter, wegen Angreifung der ihm anvertrauten Gelder nur mit ein-, höchstens zweijährigem Festungsarrest bestraft werde.
19. Oktober 1753
Speist bei der Markgräfin von Baireuth.
20. Oktober 1753
und 22. desgleichen.
22. Oktober 1753
Besucht das Zeughaus.
24. Oktober 1753
Nach Potsdam.
26. Oktober 1753
Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Markgräfin.
27. Oktober 1753
Früh nach Schlesien, in seiner Begleitung befindet sich auch der General Hautcharmoi.
<260>28. Oktober 1753
Mittags in Glogau.
30. Oktober 1753
Von Glogau nach Breslau. Ankunft daselbst Mittags um 1 Uhr.
B.
13. Oktober 1753
In Berlin wird die Oper Silla aufgeführt.
November.
A.
1. November 1753
Der König in Breslau, besucht den General v. Buddenbrock.
5. November 1753
Kommt nach Berlin zurück.
7. November 1753
Nach Potsdam, so auch der General v. Hautcharmoi.
8. November 1753
Von Potsdam nach Berlin.
11. November 1753
Nach Potsdam zurück.
12. November 1753
Der Markgraf und die Markgrafin von Baireuth nach Potsdam bis den 14., dann nach Baireuth zurück.
14. November 1753
Der Fürstbischof von Breslau v. Schafgotsch und der Domprobst Bastiani aus Glogau kommen in Berlin an und gehen
16. November 1753
den 16. nach Potsdam zum König, wo sie bis den 18. Dezember bleiben.
Dezember.
A.
24. Dezember 1753
Der Prinz Ferdinand von Braunschweig kommt aus Kopenhagen nach Potsdam zurück.
27. Dezember 1753
Der König von Potsdam nach Berlin mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, der nun wieder wie früher des Königs beständiger Begleiter ist.
B.
23. Dezember 1753
An diesem Tage wurde die, neu und massiv erbaute, Kirche in der Köpnicker Vorstadt (jetzige Luisenstadt), an der Stelle der abgetragenen alten Kirche von Fachwerk, eingeweiht
27. Dezember 1753
Begann der Carneval. Die Ordnung war folgende: Sonntag Cour bei der regierenden Königin, Montag und Freitag Oper; Dienstag Redoute; Mittwoch und Donnerstag Cour<261> bei der Königin Mutter, Sonnabend Ruhetag. Die beiden Opern waren 1) Silla, und 2) Cleofide. Letztere, vom Hofkomponisten Agrikola.
In diesem Jahre ward wegen Verkaufs der aus der Oranischen Erbschaft an Preußen gekommenen und in den Niederlanden gelegenen Domänen und andern Güter mit Holland unterhandelt. Das Verzeichniß derselben ist zu finden in den Berlinischen wöchentlichen Relationen 1753. S. 856. Im folgenden Jahre soll der Verkauf für 700,000 Gulden abgeschlossen worden sein (ibid. 1754 p. 131).
Anmerkung zum Jahre 1753.
Obgleich im Januar d. J. Voltaire die Gnade des Königs wieder erlangt zu haben schien; so fühlte er doch, daß er durch Alles, was seit Kurzem über ihn zur Sprache gekommen war (sein Prozeß gegen Abraham Hirsch, sein Benehmen gegen Maupertuis, die Geschichte mit den Sächsischen Steuerscheinen etc. und, wie aus des Königs Brief an Darget (s. oben d. M. April) hervorzugehen scheint, noch manches Andere, das ihm nicht zur Ehre gereichte), nun beim Könige sehr viel verloren hatte, und im persönlichen Umgang mit ihm das nie wieder sein könne, was er ihm vorher gewesen war. Daher er denn auch nur Anstands halber eine öffentliche Aussöhnung gesucht hat, um so, einigermaßen mit Ehren, und ohne daß es den Anschein habe, von Seiten des Königs dazu veranlaßt worden zu sein, seinen Hof verlassen zu können, wo er, wie er sehr wohl aus des Königs harten Briefen sahe, in der Folge nicht mehr so viel Nachsicht erwarten durfte, und dann vielleicht seinen Abschied ungefodert erhalten könnte. Daher er auch gleich nach wiedererlangter Gnade davon in einem triumphirenden Ton und als ob der König selbst ihn wieder gesucht hätte 261-+, an mehrere seiner Freunde schreibt,<262> während er zu derselben Zeit schon den Vorsatz hatte, seinen Abschied zu fodern. (S. Voltaire's Briefe an Mad. Denis v. 13. Jan. und v. 15. März, an den Herzog v. Richelieu v. 20. März und an den Buchhändler Walther in Dresden v. 1. Febr.). Als Voltaire nun (wahrscheinlich am 15. März) den König um seinen Abschied oder um Urlaub bat, durchschauete er gewiß sogleich die List und Falschheit Voltaire's, und unwillig, sich abermals hintergangen zu sehen, schrieb er ihm obigen Brief vom 16. März.
Januar 1754.
A.
24. Januar 1754
Geburtstagsfeier des Königs.
30. Januar 1754
Der König nach Potsdam.
Der König giebt die gewöhnlichen Geldgeschenke für die Armen.
B.
7. Januar 1754
Der General Fouqué aus Glatz in Berlin.
10. Januar 1754
Edikt wegen Vermietungen etc. Aufhebung des bisherigen Gesetzes: Kauf bricht Miethe.
11. Januar 1754
Traktat zwischen dem König von Preußen und der verwittweten Prinzessin von Oranien und Nassau, wegen Abtretung der Güter und Domänen, welche der König in Holland besitzt (Wenk Codex III. 44).
24. Januar 1754
Die Lobrede des Königs auf den Baron von Knobelsdorf wird in der Akademie vorgelesen.
<263>Februar.
A.
7. Februar 1754
Der Fürst-Bischof von Breslau, von Schafgotsch, nach Potsdam.
9. Februar 1754
Der König an Algarotti:
- etc. "Formey hat in der Akademie die Lobrede auf die Herren von Arnim und Münchow gelesen, und die Akademie hat sich dem Druck derselben widersetzt. Ich war neugierig, sie zu lesen; nie gab es ein unsinnigeres und faderes Geschwätz. Formey hat einen Geist haben wollen, er hat einen Anlauf wider die Natur genommen, und dies ist nicht zu seinem Vortheil ausgeschlagen. Der Narr (Voltaire) hat in Colmar von sich aussprengen lassen, daß er gestorben sei, um seine Grabschrift zu lesen:
Hier liegt der Meister Arouet,
Allzeit voll Wuth, die Leute zu betrügen,
Ein Schöngeist voller List und Lügen,
Für seinen Vortheil überall beredt.
Als nun zur Unterwelt er abgefahren,
Feilscht' er am dunkeln Acheron.
Um einen Dreier zu ersparen,
So knausrig um des Fahrgelds kargen Lohn,
Daß der brutale Charon sans façon
Mit einem Tritt au ventre ihn geschnellt,
Daß er zurückflog in die Oberwelt.
11. Februar 1754
Der Prinz Heinrich in Potsdam bis den 14.
25. Februar 1754
Der König an Darget:
"Das Podagra ist ein großes Übel, aber die Hypochondrie (Darget's Krankheit) ist das schlimmste von allen. Wenn die podagrische Schärfe Ihrer Milz Linderung verschafft, so ist dies ein wahres Glück. Diesen kleinen Tribut muß man dem Alter schon bezahlen, das uns ohne Unterlaß von dem Augenblick unsers Entstehens entfernt, und uns zu dem Zeitpunkt unsrer Vernichtung hinreißt. Aber Sie könnten, wenn<264> ich in diesem Ton fortfahre, meinen Brief für einen Auszug aus Pibrak's Quatrains halten. - etc. Ich lebe in der Gesellschaft meiner Bücher, gehe mit den Leuten aus dem Jahrhundert des Augustus um, und werde die in dem jetzigen bald um nichts besser kennen, als der verstorbene Jordan die Straßen in Berlin etc."
27. Februar 1754
Der König aus Potsdam in Berlin.
28. Februar 1754
Nach Potsdam.
B.
13. Februar 1754
Der Abt Bastiani von Berlin nach Schlesien.
März.
A.
2. März 1754
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 5.
23. März 1754
Der König aus Potsdam in Berlin.
23. März 1754
An Darget:
- etc. "Schreiben Sie mir Neuigkeiten von Voltaire, wie sie auch sein mögen etc."
27. März 1754
Der König besucht den kranken Commandanten von Berlin, Grafen Hacke.
27. März 1754
Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter, welche vom Könige mit prachtvollem Porzellan beschenkt wird. Es wird an diesem Tage die Oper Semiramis aufgeführt.
28. März 1754
Der König nach Potsdam mit dem Feldmarschall Keith.
30. März 1754
In Potsdam Intermezzo: Bertholdino. Diese Schauspiele waren bisher immer nur von zwei Personen aufgeführt worden; um sie nun von mehreren Personen aufführen zu lassen, hatte der König seit Kurzem den Sänger Paganini und dessen Frau, und noch zwei andere Sänger in Dienst genommen, und war dieses vorgenannte Intermezzo das erste, welches von mehreren Personen aufgeführt wurde.
B.
12. März 1754
Edict wegen Verminderung der Feiertage, nach welchem der<265> Michaelis- und Drei-Königstag auf die nächstfolgenden Sonntage verlegt werden, alle übrigen Fest- und Aposteltage aber gänzlich wegfallen sollen.
17. März 1754
Der bisherige Französische Oberst von Krockow (Anton) kommt aus Paris in Berlin an. Er war vom König in seine Dienste berufen worden, und ward in der Armee zum Obersten und Flügeladjutanten ernannt. Er hat sich während des siebenjährigen Krieges auf das Rühmlichste ausgezeichnet, auch in der Armee verschiedene ökonomische Einrichtungen eingeführt. Er stieg bis zum General-Lieutenant, und hatte sich die Gnade des Königs in sehr hohem Grade erworben, der ihn oft zu sich nach Potsdam berief und ihn auf seinen Reisen mitnahm.
Das Domkapitel zu Havelberg erhielt vom König einen eignen Orden.
April.
A.
1. April 1754
Der König an Darget:
- etc. "Ich brauche noch ein drittes Paar Tänzer. Sollte nicht in Paris irgend ein Freudentöchterchen mit schelmischen Augen, einem artigen Gesichtchen und einem feinen Wuchse zu finden fein, die wohl Lust hätte auf unserm Theater in Berlin Kapriolen zu machen? - etc. Glauben Sie wohl, daß Voltaire trotz allen den Streichen, die er mir gespielt hat, doch wieder hierher zu kommen sucht? Aber der Himmel behüte mich vor ihm! Er taugt nur zum Lesen; als Gesellschafter ist er gefährlich etc."
18. April 1754
Der König aus Potsdam in Berlin, wo er den kranken Commandanten Graf Hacke besucht.
19. April 1754
Nach Potsdam zurück. Vorher besah der König einige Regimenter der Berliner Garnison im Lustgarten.
B.
1. April 1754
Die zwischen Berlin und Potsdam eingerichtete tägliche Post (die Journaliere) macht an diesem Tage die erste Fahrt.
<266>12. April 1754
Stirbt in Halle der Geheime Rath und Kanzler der dasigen Universität, Freiherr Christian von Wolff.
In diesem Monat kam der Chevalier Masson aus Frankreich in Berlin an, und wurde vom König zum wirklichen Kammerherrn ernannt 1).
Mai.
A.
11. Mai 1754
Der König aus Potsdam in Berlin; Specialrevue vor dem Halleschen Thore; besucht den kranken Commandanten Gr. v. Hacke, dann nach Charlottenburg.
12. Mai 1754
Von Charlottenburg über Spandau nach Potsdam.
13. Mai 1754
Schreibt an Darget:
- etc. "Sie werden ungeachtet Ihrer Hypochondrie lachen, wenn Sie hören, daß ich an einem und eben demselben Tage von Maupertuis und von Voltaire Briefe bekommen habe, worin sie von Anfang bis zu Ende auf einander schimpfen. Sie halten mich für einen Rinnstein, in den sie ihre Unreinigkeiten ausschütten können. Ich habe dem Dichter eine lakonische Antwort schreiben und den Geometer bloß daran erinnern lassen, daß sein Geist bei dem Namen des Dichters aus dem Schwerpunkte komme. Dem Himmel sei Dank, daß ich nicht so heftige Leidenschaften habe, wie diese Leute; denn sonst würde ich mein ganzes Leben hindurch Krieg führen. Unsere guten Deutschen mit ihrem Phlegma taugen, was man auch von ihnen sagen mag, besser für die Gesellschaft, als eure schönen Geister mit ihrem Muthwillen. Freilich sind wir, wie Sie selber einmal sagten, schwerfällig, plump, und so unglücklich, gesunde Vernunft zu haben, aber wenn Sie Sich einen Freund wählen müssen - wo würden Sie ihn suchen? Der Witz mein lieber Darget, ist eine Schminke, welche häßliche Züge bloß versteckt; die gesunde Vernunft glänzt zwar weniger, aber sie führt eben durch<267> ihre Genauigkeit zur Tugend hin; und ohne diese kann keine Gesellschaft bestehen."
14. Mai 1754
Die sämtlichen Minister aus Berlin zum Könige nach Potsdam bis den 16.
22. Mai 1754
Der König nach Berlin, wo er den kranken Commandanten Gr. v. Hacke besucht.
23. Mai 1754 und 25. Mai 1754
Der König wohnt den Manövres vor dem Halleschen Thore bei.
26. Mai 1754
Sonntag. Der König hält vor dem Halleschen Thore über das Kavallerie-Regiment des Prinzen von Preußen Specialrevue.
27. Mai 1754
Nach Beendigung der großen Revue geht der König nach Potsdam.
26. Mai 1754
Richtiger wohl den 27. (denn am 26. war der König in Berlin und nicht in Potsdam, von wo der Brief datirt ist), schreibt der König an Algarotti:
- etc. "Ihr Herr Bruder in Belzebuth (Voltaire) hat sich in Colmar mit den Jesuiten veruneinigt; es ist dies nicht die klügste Handlung seines Lebens. Man sagt, man werde ihn zwingen können, den Elsaß zu verlassen. Es ist zum Erstaunen, daß das Alter die Thorheit nicht heilt, und daß dieser, durch seine Talente und seinen Geist so achtbare Mann so verächtlich durch seine Aufführung wird. Wir haben hier einen aus Frankreich angekommenen Chevalier (Masson?), welcher mir eben so gescheut schien, als die mehrsten seiner Landsleute, die ihm vorausgingen, Narren zu sein scheinen. Er ist gelehrt und scheint es gründlich zu sein; ich kenne ihn nicht genug, um mit Zuverlässigkeit darüber urtheilen zu können."
30. Mai 1754
Der König aus Potsdam in Berlin und weiter nach Stargard.
31. Mai 1754
Ankunft im Lager bei Stargard.
Auf dieser Reise übernachtete der König mit seinem Gefolge auf dem Schlosse zu Neuenhagen, und schenkte bei seiner Abreise dem dasigen Beamten 100 Stück Friedrichsd'or.
<268>B.
Mai 1754
In diesem Monat ward der bekannte Baron v. d. Trenk auf Requisition des Königs in Danzig arretirt und nach Magdeburg gebracht.
Das Dragoner-Regiment von Ahlemann (Nr. 1 der alten Armeeliste, jetzt dem Brandenburger Dragoner-Regiment einverleibt) erhielt vom König neue Standarten, zu welchen das ganze Regiment am 1. Mai schwor.
Juni.
A.
1. Juni 1754
Der König ins Lager bei Stargard, woselbst auch die Feldmarschälle Schwerin und Keith sich befinden.
4. Juni 1754
Von Stargard nach Amt Neuhaus.
5. Juni 1754
Von Neuhaus nach Berlin, dann nach Potsdam.
10. Juni 1754 bis 11. Juni 1754
Nachts von Potsdam über Brandenburg nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Revue. Mit ihm unter Mehreren der Generaladjutant v. Winterfeld.
Daselbst Manövre bis den 13.
16. Juni 1754
In Halle, logirt im Richterschen Hause; spricht die Professoren Meier und Wiedeburg.
18. Juni 1754
In Baireuth, tritt in der Eremitage ab.
21. Juni 1754 bis 22. Juni 1754
Nachts verläßt er die Eremitage und geht nach Leipzig.
22. Juni 1754
Ankunft in Leipzig, Abends um 8 Uhr.
23. Juni 1754
Von Leipzig ab und kommt in Potsdam an.
27. Juni 1754
Aus Potsdam in Berlin, dann nach Charlottenburg.
27. Juni 1754
Kabinetsordre an den Minister v. Bismark: etc. Auf Euren Bericht vom 19. dieses, den in großem Verdacht wegen begangenen Mordes und Beraubung auf öffentlicher Landstraße stehenden *** betreffend, gebe ich Euch zur Resolution, daß, wie ich in dergleichen Kriminalfällen, die Tortur allemal, als ein theils grausames, theils aber Ungewisses Mittel ansehe, die Wahrheit der Sache herauszubringen, Ich also das Erkenntniß des Berlinschen Criminal-Senats confirmirt und<269> solches durch Vollziehung der hierbei zurückkommenden Expeditionen approbirt habe. Wobei ich Euch denn zu Eurer und der Criminal Collegiorum Direction hierdurch nochmalen deklarire, daß wenn in dergleichen Criminalfällen, wo es auf die öffentliche Sicherheit ankommt, die Delinquenten durch klare Indicia oder durch Zeugen und andere ganz deutlich sprechende Umstände, überwiesen worden, so daß nichts an Richtigkeit des facti als nur alleine die eigene Confession des Delinquenten fehlet, welche sonsten aus letzterem durch die in den Gesetzen geordnete Tortur herauszubringen ist, sodann auf solchem Fall die gesetzmäßige Todesstrafe sonder Bedenken von den Criminal Collegiss erkannt werden kann, ohne daß selbige nöthig haben, das eigene Bekenntniß eines schon ganz überführten Delinquenten zu erfodern und abzuwarten.
28. Juni 1754
Von Charlottenburg über Spandau nach Potsdam.
B.
30. Juni 1754
Stirbt die Gemalin des Feldmarschalls von Schwerin.
Das Leib-Karabinier-Regiment (Nr. 11 der alten Armeeliste, jetzt dem Brandenburgischen Kürassier-Regimente einverleibt) erhielt vom König neue Standarten.
Der Oberstallmeister, Staats- und Kriegsminister Graf von Schafgotsch geht nach Schlesien zurück.
Juli.
A.
Juli 1754
Der König in Potsdam. Ende des Monats braucht er den Brunnen in Sanssouci.
24. Juli 1754
Der Herzog von Richemont und sein Bruder, der Lord George Lenor, in Sanssouci beim König zur Tafel.
26. Juli 1754
Der König aus Potsdam in Berlin.
27. Juli 1754
Besieht den Kasernenbau, geht nach Potsdam zurück.
30. Juli 1754
Der König ertheilt Algarotti den erbetenen Abschied.
B.
1. Juli 1754 bis 4. Juli 1754
Anfangs dieses Monats kommt Maupertuis aus Frank<270>reich nach Potsdam zurück, wo er bis den 22. bleibt und dann nach Berlin geht.
26. Juli 1754
Lord Marschall kommt aus Paris in Berlin an, und wird ihm das Gouvernement von euchatel ertheilt.
August.
A.
4. August 1754
Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler v. Cocceji:
- etc. Was aber den zweiten Punkt wegen der Inquisiten anlangt, daß diejenigen, welche einen rechtlichen Verdacht gegen sich haben, durch die Tortur zum Bekenntniß gebracht werden sollen; so ist Euch darauf in Antwort, daß, nachdem Ich das grausame, und zugleich zur Herausbringung der Wahrheit sehr Ungewisse Mittel der Tortur in dergleichen Fällen gänzlich abgeschafft habe, es also auch dabei sein Bewenden haben muß etc.
9. August 1754
Der König aus Potsdam nach Spandau, speist bei dem Prinzen von Preußen; nach Potsdam zurück.
10. August 1754
Prinz Heinrich nach Potsdam.
14. August 1754
Der König aus Potsdam in Berlin, daselbst große Cour, wobei dem Könige die Venetianischen Nobili Emo und Mazzoleni, und der Polnische Graf Hülsen vorgestellt werden. Dann nach Charlottenburg.
15. August 1754
Von Charlottenburg nach Potsdam.
27. August 1754
In Spandau.
30. August 1754
Aus dem Lager bei Spandau nach Potsdam.
In dem Lager bei Spandau, wo sehr viele auswärtige Generale gegenwärtig waren, ließ der König verschiedene Kriegsmanövres der Römer und Karthaginienser ausführen, desgleichen auch Kriegsübungen nach Puysegurs Angabe.
B.
6. August 1754
Stirbt die Gemalin des Generals Lentulus, geb. Gräfin von Schwerin. (S. Seite 141).
<271>11. August 1754
Der Oberstallmeister etc. Graf von Schafgotsch kommt aus Schlesien in Berlin an.
15. August 1754
Der Östreichische Gesandte Graf Puebla geht nach Prag
17. August 1754
Stirbt in Berlin der Commandant, General-Lieutenant Christoph Friedrich Graf von Hacke.
18. August 1754
Der junge Prinz Friedrich Wilhelm (nachheriger König Friedrich Wilhelm II.) geht mit seinem Oberhofmeister Grafen von Bork nach Potsdam, um sich nun daselbst immer aufzuhalten.
26. August 1754
Wird zu Hannover eine Convention mit England geschlossen.
September.
A.
1. September 1754
Der König aus Potsdam in Berlin.
3. September 1754
Über Cüstrin nach Schlesien, mit dem Feldmarschall v. Schwerin, Prinzen Moritz von Anhalt-Dessau, Herzog von Braunschweig-Bevern, Zieten, Winterfeld, Buddenbrock, Grumkow etc.
5. September 1754
In Glogau, wo der König die Festung besieht, desgleichen die neuen Minen, die Magazine, das Zeughaus, die neue Redoute.
6. September 1754
Von Glogau nach dem Hauptquartier Golau bei Breslau. Dem Besitzer dieses Guts, dem Baron von Röbel, schenkt der König eine Tabatiere von Werth.
9. September 1754
Von Golau nach Breslau, der König wohnt in seinem Palais.
11. September 1754
Von Breslau nach Glatz und den andern Festungen an der Schlesischen Grenze; in Brieg logirt der König bei dem General Hautcharmoi.
12. September 1754
Von Brieg nach Cosel.
13. September 1754
Von Cosel zurück nach Neisse.
21. September 1754
Aus Schlesien in Berlin angekommen, denselben Tag nach Potsdam.
B.
4. September 1754
Lord Marschall geht nach seinem Gouvernement Neuchatel.
12. September 1754
Der Östr. Gesandte Puebla aus Prag wieder in Berlin.
<272>Oktober.
A.
17. Oktober 1754
Der König aus Potsdam in Berlin.
18. Oktober 1754
Nach Potsdam.
23. Oktober 1754
Der König wohnt der Probe der neuen Oper Montezuma, zu welcher er selbst den Entwurf gemacht hat, bei.
November.
A.
November 1754
Der König in Potsdam.
14. November 1754
General Fouqué nach Potsdam zum König.
18. November 1754
Der König aus Potsdam in Berlin.
19. November 1754
Nach Potsdam.
29. November 1754
Der Fürst-Bischof von Breslau, Graf v. Schafgotsch, zum König nach Potsdam.
Dezember.
A.
Dezember 1754
Der König in Potsdam.
20. Dezember 1754
Aus Potsdam in Berlin.
B.
20. Dezember 1754
Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben wie im vorigen Jahre. Die beiden Opern waren Montezuma und Semiramis.
Anmerkung zum Jahre 1754.
Der Chevalier de Masson stammte aus einer alten Familie in Bourgogne; er stand jetzt als Capitain in dem Französischen Infanterie-Regiment von Briqueville, welches sein Standquartier zu Neu-Breisach hatte. Der Graf Gotter hatte ihn auf einer Reise nach Montpellier kennen lernen, und seine Unterhaltung sehr angenehm gefunden. Da nun der König durch La Mettri's Tod und Voltai<273>re's Abreise zwei seiner gelehrten Gesellschafter verloren hatte; so glaubte Gotter, daß es dem Könige lieb sein würde, wieder einen unterhaltenden Gesellschafter zu finden, er empfahl also hierzu den Chevalier de Massen. Hierauf antwortete der König, daß Gotter den Chevalier unter den gewöhnlichen Conditiones (die Kammerherrenwürde, 1000 Thaler Gehalt etc.) engagiren solle. Dies geschah, de Massen nahm den Abschied von seinem Regiment, und ging nach Potsdam, wo er jedoch keinen sonderlichen Beifall fand, und ihn endlich durch sein unbesonnenes, oft undelikates Benehmen ganz verlor. So war z. B. einst an der Königl. Tafel die Rede von den Verdiensten der berühmtesten Feldherren der Alten; der König gab Hannibal den Vorzug, worauf de Massen erwiederte: "Es mag sein, Sire, aber er hatte keine Religion."
Dergleichen Sottisen hatten die Folge, daß der Chevalier erst selten und dann gar nicht mehr vom König eingeladen wurde, aber sein Gehalt behielt. Er lebte hierauf mehrere Jahre sehr zurückgezogen in Potsdam, verlangte dann seinen Abschied, den er auch leicht erhielt, und ging nach Frankreich zurück.
Januar 1755.
A.
30. Januar 1755
Der König in Potsdam. Er schenkt dem Feldmarschall v. Schwerin ein Pferd.
Februar.
A.
Februar 1755
Der König in Potsdam.
13. Februar 1755
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 17.
B.
15. Februar 1755
Starb die Wittwe des General-Adjutanten v. Keyserling, geb. Gräfin v. Schlieben, 34 Jahr alt. (S. Seite 118).
<274>März.
A.
März 1755
Der König in Potsdam.
4. März 1755
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 7.
13. März 1755
Der König aus Potsdam in Berlin.
14. März 1755
Nach Potsdam.
31. Mai 1755
Der König von Potsdam nach Berlin, wo er sich sogleich zur Königin Mutter begiebt und ihr seinen Glückwunsch zu ihrem Geburtstag (der den 27. gewesen war) abstattet.
Bei der am 27. März Statt gehabten Feier des Geburtstags der Königin Mutter wurde die Oper Ezio gegeben. Der König war nicht gegenwärtig.
April.
A.
2. April 1755
Der König nach Potsdam.
Mai.
A.
14. Mai 1755
Der König aus Potsdam in Berlin.
15. Mai 1755
Nach Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, dann nach Potsdam.
22. Mai 1755
Aus Potsdam nach Berlin zur Musterung.
26. Mai 1755
Nach Potsdam.
28. Mai 1755
Aus Potsdam nach Berlin, Nachmittags ab nach Stargard, über Freienwalde und Neuenhagen, wo er übernachtet.
29. Mai 1755
Von Neuenhagen in Stargard - bis den 1. Juni im Lager.
Juni.
A.
1. Juni 1755
Der König von Stargard nach Schwedt, wo an diesem Tage die Verlobung des Prinzen Ferdinand, Bruders des Königs, mit der Prinzessin Louise von Brandenburg-Schwedt Statt hatte.
<275>2. Juni 1755
Von Schwedt nach Berlin und Potsdam.
3. Juni 1755
Prinz Heinrich nach Potsdam.
5. Juni 1755
Der König von Potsdam nach Pitzpuhl bei Magdeburg zur Revue.
8. Juni 1755
Nach Salzthal.
11. Juni 1755
12. Juni 1755
In Minden und Bielefeld.
13. Juni 1755
Über Lingen nach Ostfriesland.
15. Juni 1755
In Emden.
16. Juni 1755
Durch das Hochstift Münster nach Wesel.
17. Juni 1755
Ankunft in Wesel; hier war auch d'Alembert einige Tage beim König 1).
19. Juni 1755
Von Wesel aus trat der König incognito, und bloß von dem Obersten Balbi und einem Pagen begleitet, eine Reise nach Holland an 2). In Amsterdam besah er die berühmte Gemäldesammlung des Kaufmanns Bramkamp. und das schöne Landhaus des reichen Israeliten Pinto zu Tulpenburg, dann, ging er auf der gewöhnlichen Barke nach Utrecht, um die schönen Landhäuser längs der Vechte zu sehen. Auf dieser Wasserfahrt lernte er den Herrn von Catt, seinen nachherigen Gesellschafter, kennen 3). Dieser erzählt davon in einem seiner Briefe an einen Bekannten, Herrn de Lavereux, Folgendes: "Im Jahr 1756 (soll 1755 heißen) hielt ich mich auf einem Landhause zwischen Amsterdam und Utrecht auf; um nach der letztern Stadt zu kommen, verdung ich mich auf eine Barke, die dicht bei dem Landsitze, wo ich lebte, vorbeipassirte. Da ich nicht in die Kajüte kommen konnte, weil sie vermiethet war; so blieb ich mit andern Passagieren in der Barke selbst. Nach einiger Zeit kam aus der Kajüte ein Mann in zimmtfarbenem Kleide mit goldenen Knopflöchern, der eine schwarze Perücke trug, und sich Gesicht und Kleid mit Spaniol ziemlich befleckt hatte. Der Unbekannte fixirte mich eine Zeit lang, und fragte sodann ohne weitere Vorrede: Wer sind Sie, mein Herr? Dieser kavalierische Ton von einem Unbekannten, dessen Äußeres nichts sehr<276> Wichtiges verkündigte, war mir zuwider, und ich weigerte mich, seine Neugier zu befriedigen. Er schwieg. Einige Zeit darauf nahm er einen höflichern Ton an und sagte: Kommen Sie doch hier zu mir herein, mein Herr! Sie werden sich da besser befinden, als in der Barke unter dem Tabacksrauche. Diese höfliche Anrede besänftigte meinen Unwillen, und da das sonderbare Wesen des Mannes meine Neugier rege machte, so nutzte ich sein Anerbieten. Wir setzten uns und fingen an, vertraulich mit einander zu reden.
Sehen Sie wohl den Mann in seinem Garten dort, der am Ufer ein Pfeifchen raucht? sagte er zu mir. Dieser Mann ist zuverlässig nicht glücklich. Ich weiß nicht, versetzte ich, aber ich denke, ohne einen Menschen zu kennen, ohne von seiner Lage und Denkart vollkommen unterrichtet zu sein, lasse sich unmöglich bestimmen, ob er glücklich oder unglücklich ist.
Mein Unbekannter gab mir Recht, und lenkte das Gespräch auf die Holländische Regierung. Er kritistrte sie, vermuthlich, um mich zum Reden zu bringen. Auch sprach ich, und gab ihm freimüthig zu verstehen, daß er von dem, was er kritisirte, nicht völlig unterrichtet sei. Sie haben Recht, versetzte er, man muß nur über das urtheilen, womit man ganz bekannt ist. Nunmehr fing er an von Religion zu sprechen, und mit beredter Zunge alles das Übel herzuerzählen, was die scholastische Philosophie in der Welt verursacht hatte, und suchte zu beweisen: die Schöpfung sei unmöglich. Ich fing an, den letzten Punkt zu widerlegen. Allein, wie kann man Etwas aus Nichts schaffen? sagte er mir. Davon ist nicht die Rede, antwortete ich ihm, es kommt darauf an, zu wissen, ob ein solches Wesen, wie Gott, dem, was nicht ist, Existenz geben kann oder nicht. Er schien verlegen und versetzte: Aber die Welt ist ewig. Sie gerathen in einen Zirkel, entgegnete ich, wie wollen Sie da heraus? Ich setze darüber weg, sagte er. Darauf fing er an zu lachen, und<277> von andern Dingen zu sprechen. Welche Regierungsform halten Sie für die beste? fragte er unter andern. "Die monarchische, wenn der König gerecht und aufgeklärt ist." Sehr wohl, entgegnete er, aber wo findet man dergleichen Könige? und damit that er einen Ausfall auf die Könige, der mich nicht im geringsten auf die Vermuthung bringen konnte, daß er einer sei. Zuletzt beklagte er sich zumal darüber, daß sie die Süßigkeit der Freundschaft nicht kennten, und führte bei der Gelegenheit folgende Verse an:
Amitié, plasir des grandes ames;
Amitié que les Rois, ces illustres ingrats
Sont assez malheureux de ne connaitre pas.
(Freundschaft, du Wonne großer Seelen! welche die Könige, diese erhabenen Undankbaren, nicht zu kennen unglücklich genug sind).
Ich habe nicht die Ehre mit ihnen näher bekannt zu sein, sagte ich, aber aus dem, was ich in der Geschichte von Mehreren gelesen habe, zu urtheilen, glaube ich, mein Herr, daß Sie im Allgemeinen Recht haben. "O ja, ja, ich habe Recht, ich kenne die Herren." Jetzt kamen wir auf die Litteratur zu sprechen. Der Unbekannte ließ sich über Racine mit vieler Bewunderung und Enthusiasmus aus. Während der Unterredung ereignete sich ein drolliger Zufall. Der Unbekannte wollte ein kleines Schiebefenster herunterlassen, und konnte damit nicht fertig werden. Das verstehen Sie nicht sagte ich zu ihm, überlassen Sie das mir. Ich versuchte es herunter zu ziehen, und war nicht geschickter, als er. Mein Herr, fing er nun an, erlauben Sie mir nun, Ihnen meinerseits zu sagen, daß Sie, auf Ehre! es eben so wenig verstehen. - "Das ist wahr, und ich bitte Sie um Verzeihung; ich bin zu rasch gewesen, Sie der Ungeschicklichkeit zu beschuldigen." - Waren Sie in Deutschland? fragte er mich dann. - "Nein, aber ich habe Lust, diese Reise zu machen, und ich bin sehr begierig, die Preußischen Staaten und deren<278> König zu sehen, von dem man so Vieles erzählt." Damit fing ich an, mich über Friedrich's Thaten auszubreiten, aber er unterbrach mich schnell mit den Worten: Nichts von den Königen, mein Herr! Was gehen uns die Wesen an! wir wollen uns den Überrest unseres Weges hindurch von angenehmern und aufheiternden Gegenständen unterhalten. Und nun sprach er von der besten der möglichen Welten, und behauptete: es gäbe auf unserer Erdkugel mehr Böses als Gutes. Ich vertheidigte das Gegentheil, und dieser Disput brachte uns zum Ziel unserer Reise.
Wie er mich verließ, sagte er, ich hoffe, mein Herr, daß Sie mir nun Ihren Namen sagen werden, mir ist es sehr lieb gewesen, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben; vielleicht sehen wir uns nie wieder. Ich antwortete ihm auf dies Compliment, wie sich's gebührte, und bat ihn, mich zu entschuldigen, daß ich ihm ein wenig widersprochen hätte. Schreiben Sie dies, schloß ich, der üblen Laune zu, worin mich verschiedene kleine Reisen versetzt, die ich in diesen Tagen gemacht habe. Ich sagte ihm sodann meinen Namen und wir trennten uns."
(Hiermit ist zu vergleichen, was Thiébault in: Mes Souvenirs. Tom. I. 214, von dieser Unterredung erzählt. Thiébault ist indeß, wie bekannt, ein sehr unzuverlässiger Schriftsteller).
(Wann und wie die Bekanntschaft sich wieder erneute, wird weiterhin vorkommen).
24. Juni 1754
An diesem Tage war der König wieder in Wesel (er war von Utrecht über Arnheim gegangen), und trat nun sogleich seine Rückreise über Hamm und Lippstadt an.
27. Juni 1755
Ankunft in Potsdam.
30. Juni 1754
Aus Potsdam in Berlin.
Juli.
A.
1. Juli 1755
Der König von Berlin nach Potsdam.
<279>8. Juli 1755
Die Minister von Borcke und von Podewils zum König nach Potsdam.
24. Juli 1755
Der König über Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, nach Berlin.
25. Juli 1755
Nach Potsdam.
28. Juli 1755
Der Minister von Finkenstein nach Potsdam zum König.
28. Juli 1754
Die Königin Mutter und die Prinzessin Amalie nach Potsdam und Sanssouci - groß Soupé. Die Königin Mutter und die Prinzessin wurden mit vieler Feierlichkeit von der Potsdamer Bürgerschaft empfangen. Ein Theil derselben war ihnen bis Neuendorf entgegen geritten und begleitete sie bis Sanssouci, wo der übrige Theil mit klingendem Spiel und Fahnen in Parade aufgestellt war. Auch so bei der Abreise.
Als der König an diesem Tage von Potsdam nach Sanssouci ritt, stürzte er mit dem Pferde und wurde beschädigt, daß er sich mußte verbinden lassen.
29. Juli 1755
In Sanssouci große Tafel. Intermezzo.
30. Juli 1755
Desgleichen. Illumination etc.
31. Juli 1755
Rückreise der Königin Mutter und der Prinzessin Amalie.
In diesem Monat brauchte der König den Brunnen in Sanssouci.
B.
16. Juli 1755
Succedirte die Prinzessin Amalie als Äbtissin in Quedlinburg.
Die Markgräfin von Baireuth, Schwester des Königs, war in diesem Monat in Venedig.
August.
A.
August 1755
Der König in Potsdam.
4. August 1755
Unter diesem Datum schreibt Voltaire an den König und sucht sich ihm wieder zu nähern. Da dieser Brief in den Ausgaben von Voltaire's Werken, die zu Kehl, Basel,<280> Zweibrück und Gotha erschienen sind, nicht enthalten, und also nicht sehr bekannt ist, so theilen wir ihn in den Anmerkungen zu diesem Jahre 4), sowohl in der Originalsprache, als in Deutscher Übersetzung, mit. Wann und was der König darauf geantwortet, ist nicht bekannt. An den Grafen d'Argental schreibt Voltaire im Oktbr. 1755: "Le roi de Prusse m'a fait mille complimens et me demande de nouveaux chants de la Pucelle; il a le diable au corps." (!)
9. August 1755
Der Prinz Heinrich nach Potsdam.
19. September 1755
Der König über Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, nach Berlin und nach Potsdam zurück.
21. September 1755
Aus Potsdam in das Lager bei Spandau.
29. September 1755
Früh um 4 Uhr aus dem Lager nach Potsdam zurück.
September.
A.
2. September 1755
Der König aus Potsdam in Berlin.
3. September 1755
Früh um 2 Uhr nach Schlesien, mit Winterfeld etc.
3. September 1755
4. September 1755
In Grüneberg.
4. September 1755
Nach Glogau.
5. September 1755
In Neisse.
8. September 1755
Von Neisse ins Lager nach Tschirne bei Breslau. Der König commandirt selbst.
15. September 1755
In Breslau.
19. September 1755
In Frankfurt a. d. O., in der Nacht zum 20. in Berlin.
20. September 1755
Bald nachher nach Potsdam.
26. September 1755
Aus Potsdam in Charlottenburg, wohin sich auch beide Königinnen und der ganze Hof begeben.
27. September 1755
In Charlottenburg Vermählung des Prinzen Ferdinand mit der Prinzessin Elisabeth Louise, Tochter des Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, wobei viele Festivitäten, Oper etc. (der Tempel der Liebe) Statt finden.
30. September 1755
Der König aus Charlottenburg nach Potsdam.
<281>Oktober.
A.
Oktober 1755
Der König in Potsdam.
15. Oktober 1755
Der regierende Graf von Lippe-Schaumburg-Bückeburg nach Potsdam zum König.
25. Oktober 1755
Der Präsident Jariges zum König nach Potsdam. Er ward an des etc. Cocceji Stelle zum Groß-Kanzler und Minister ernannt.
In diesem Monat fängt der König wieder einen Briefwechsel mit Voltaire an. Dieser hatte schon im August an den König geschrieben.
B.
22. Oktober 1755
Stirbt der Groß-Kanzler von Cocceji.
November.
A.
13. November 1755
Der König von Potsdam nach Berlin, Audienz - und nach Potsdam zurück.
15. November 1755
Der Feldmarschall von Keith nach Potsdam zum König.
17. November 1755
Der Minister von Podewils zum König nach Potsdam.
20. November 1755
Die Generale Fouqué und Hautcharmoi aus Schlesien in Potsdam beim König.
24. November 1755
Der Fürst-Bischof von Breslau, Graf von Schafgotsch, in Potsdam beim König.
Nach 50 Jahren (in der Nacht vom 4. auf den 5. Novbr. 1805) standen Se. Maj. der König Friedrich Wilhelm III. und der Kaiser Alexander in Potsdam am Sarge Friedrichs d. Gr.
B.
12. November 1755
Der bisherige Präsident der Magdeburgschen Kammer, von Schlabrendorf, wird zum Minister ernannt und geht als solcher nach Schlesien.
<282>Dezember.
A.
1. Dezember 1755
Der König an Darget:
"Ich wünschte das für Sie thun zu können, was Sie von mir verlangen; aber Sie hätten selber einsehen sollen, daß ich nicht mit dem Duc de Nivernois von dieser Sache sprechen kann, und daß der Marschall von Belle-Isle sich sehr wundern würde, wenn er einen Brief von mir bekäme, worin ich, statt von militärischen Angelegenheiten, von der Postpachtung redete. Übrigens leide ich es ja, wie Sie wissen, nicht, daß Jemand sich in die innere Verwaltung meiner Staaten mischt, und ich bin zu billig, von Andern etwas zu fodern, das ich, wenn sie es von mir verlangten, sehr unschicklich finden würde. Die Dienste, die Sie mir geleistet haben, geben Ihnen ein Recht, eine Versorgung in meinem eigenen Lande von mir zu verlangen; aber sobald ich Sie nicht selbst belohnen kann, würde es, glaub ich, unanständig sein, wenn ich verlangte, daß Andere es thun sollten.
Bitten Sie mich um etwas, das unmittelbar von mir abhängt, dann sollen Sie sehen, daß ich die Leute, die mir ergeben gewesen sind, und die ich geliebt habe, nie vergesse."
4. Dezember 1755
Der König aus Potsdam in Berlin, besucht die Königin Mutter und speist bei der Prinzessin Amalie.
5. Dezember 1755
Nach Potsdam.
22. Dezember 1755
Aus Potsdam in Berlin.
In diesem Monat war der Abt Bastiani wieder in des Königs Umgebung, und der Baron Warkotsch aus Schlesien, wie alljährlich, in Berlin zum Carneval.
Der König ließ in diesem Monat abermals eine beträchtliche Summe Geld unter die armen Soldaten-Wittwen und Waisen in Berlin, deren Männer und Väter im letzten Kriege geblieben, austheilen.
<283>B.
Dezember 1755
Der Carneval fand dies Jahr wie gewöhnlich Statt. Die beiden Opern waren: Ätius und Fratelli Nemici. - Die Ordnung wie im vorigen Jahre.
Anmerkungen zum Jahre 1755.
In der Französischen und in der Deutschen Ausgabe der hinterlassenen Werke Friedrich's giebt d'Alembert in seinem Briefe vom 23. Mai 1777 das Jahr 1756 als das seiner Anwesenheit in Wesel an, es ist dies aber bestimmt falsch.
2) Die Zeit, wann der König diese Reise nach Holland unternommen hat, ist von Vielen unrichtig angegeben. König, in seiner: Hist. Schilderung von Berlin Thl. 1. S. 145, und Seiffert in: Lebens- und Regierungsgeschichte Friedrich's II. Thl. 2. 170 setzen sie ins Jahr 1752. Nicolai in den Anecdoten I. 131 ins Jahr 1754, womit auch Friedrich's eigener Brief an Valori (Mem. du Marq. Valori II. 334) und Catt's Brief an de Laveaux, wie er in Zimmermann's Fragmenten I. 127 mitgetheilt wird, der jedoch in: de Leveaux La vie de Fr. II. Tom. VI. p. 371 das Jahr 1756 hat, zu stimmen scheinen. Diese Angaben sind jedoch alle falsch, und die Reise hat bestimmt 1755 Statt gehabt.
Die Angabe des Herausgebers der Schrift: Die Regierung Friedrich's d. Gr. Ein Lesebuch für Jedermann. Halle, 1790. Bd. 1. 319 u. 370, von zwei solchen Reisen, ist ebenfalls irrig. In diesem Buche werden zwei interessante Anecdoten erzählt, die wir hier mittheilen, ohne jedoch die Ächtheit verbürgen zu können.
Als der König - heißt es hier - in Amsterdam war, wollte er einen Banquier sprechen; er ging nach dessen Wohnung, fand ihn aber nicht zu Hause. Die Frau desselben, welcher der König sich nicht zu erkennen gab, sagte ihm, daß ihr Mann sehr bald zurückkommen werde, und wenn er wolle, so könnte er ihn in einem Zimmer, das sie ihm aufschließen wolle, erwarten. Der König nahm den Vorschlag an, und die Frau schloß ihm ihr Staatszimmer auf, ersuchte<284> ihn aber höflich, vor der Thür die Schuhe auszuziehen. Der König glaubte, durch wiederholtes Reinigen der Füße auf der vor der Thür befindlichen Fußdecke dieser Ceremonie zu entgehen, allein, es half ihm nichts, er mußte sich dem Verlangen der Frau unterwerfen. Nachdem er in das Heiligthum eingetreten war, verließ ihn die Frau. Bald nachher kam der Banquier, der unterdeß die Ankunft des Königs in Amsterdam erfahren hatte, zurück. Sein Erstaunen, den König in seinem Hause anzutreffen, war groß, noch größer aber sein Schreck, ihn ohne Schuhe zu finden. Er fiel ihm zu Füßen, und bat für seine Frau um Verzeihung. - Warum gaben sich Ew. Majestät nicht zu erkennen? - "Ich sollte mich zu erkennen geben?" sagte der König, "o, dafür habe ich mich wohl gehütet, denn der König von Preußen hätte mich sicher nicht von der kleinen Ceremonie befreit." Der König hatte Recht, denn als der Banquier seine Frau gerufen hatte, machte er ihr über ihr Benehmen Vorwürfe, und foderte sie auf, den König um Verzeihung zu bitten. Sie hatte aber dazu keine Lust, und meinte, ziehe sie doch selbst ihre Schuhe ab, wenn sie in dies Zimmer gehe, obgleich es ihr gehörte. - "Nun, sehn Sie wohl, mein Herr," sagte der König zum Banquier; - "ich wußte recht gut, daß ich nur durch meine Folgsamkeit und Beibehaltung des Incognito dem König von Preußen eine Beschimpfung ersparen würde."
Die andere Anecdote lautet wie folgt: Der König wünschte bei seinem Aufenthalt in Amsterdam eine Holländische Pastete zu essen, weil er von ihrer Vortrefflichkeit viel hatte rühmen hören, und trug seinem Begleiter, dem Oberst Balbi, auf, eine solche bei der Wirthin im Hause, wo sie wohnten, zu bestellen. Die Wirthin sah den Oberst Balbi auf dies Begehren vom Kopf bis auf die Füße mit einigem Befremden an, und sagte dann: "Wel, myn Herr, as yi wellen een Pasteet eeten, können yi oock betalen? - en weet yi, dat een Pasteet drittig Gulden kostet?" - Balbi versicherte der guten Frau, daß der Fremde, mit dem er in ihrem Hause wohne, dies sehr leicht bezahlen könne, denn er wäre ein Virtuose auf der Flöte 284-+, und wenn er sich nur<285> einige Stunden hören ließe, so brächte ihm dies eine Menge Geld ein. Die Wirthin erkundigte sich weiter, was denn ein Virtuose sei? Balbi erklärte ihr mit mehreren Umständen, der Fremde sei ein ganz ausgezeichneter Flötenspieler, der auf seine Kunst reise etc. "Wel, myn Herr," rief die Wirthin, "so mut ick en doch oock hören." Darauf ging sie sogleich in das Zimmer, wo sich der König befand, setzte beide Arme in die Seite, und sagte zu ihm: "As yi so schön pypen können, wellen yi my wol oock wat vorpypen?" Der König war darüber nicht wenig überrascht, als ihm aber Balbi auf Französisch mit wenig Worten sagte, was vorgegangen sei, ergriff der König die Flöte, und blies darauf einige Stücke so meisterhaft, daß die Wirthin, ganz bezaubert, nicht von der Stelle gehen wollte. Endlich, da der König die Flöte wieder weglegte, sagte sie zu ihm: "Wel, myn Herr, dat ist waar, yi können schön pypen, en wel en Batzen verdeenen, nu will ick yi ooch eene Pasteet macken."
Catt (Heinrich von), ein geborner Schweizer aus der kleinen Stadt Morges (Morsen) am Genfersee, ein Mann von vielem Geist und schönen Kentnissen. Seine Landsleute haben ihm die Vorliebe zu verdanken, die der König bis an sein Ende für sie bewies. Drei Monate nach jener auf der Holländischen Barke gemachten Bekanntschaft, erhielt von Catt einen Brief vom Könige, darin er ihm den Antrag machte, in die Dienste jenes Reisenden zu treten. Da jedoch von Catt eben erst von einer schweren Krankheit wieder aufgestanden war, so konnte er den Antrag nicht annehmen. Im Dezember des Jahres 1757 wiederholte der König seinen Antrag, der nun auch angenommen wurde. Anfangs des Jahres 1758, als der König in Breslau sich aufhielt, fand von Catt sich bei ihm ein. Nach einem sehr huldreichen Empfang fragte ihn der König, ob er ihn wohl wieder erkannt hätte? Nein, Sire, sagte Catt, in diesem veränderten Anzuge nicht, überdies hat auch Ihr Embonpoint abgenommen. Der König erwiederte: Das glaub ich wohl, bei der verdammten Le<286>bensart die ich führe. Die einundzwanzig Jahre, welche er in Friedrich's Diensten stand, behandelte ihn dieser stets mit besonderer Güte, Aufmerksamkeit und Theilnahme, nur zuletzt ward er durch vielfach sehr künstlich angelegte Kabalen kälter gegen ihn. Catt brachte in der Regel täglich einige Stunden bei dem Könige zu, und sie unterhielten sich über allerhand Materien mit einander, außerdem richtete der König mehrere Episteln und Briefe an ihn, theilte ihm auch öfter seine Gedichte und andere Aufsätze zur Beurtheilung und Verbesserung mit. (Hinterl. Werke, Ausg. v. 1789, Thl. XII. S. 128). Sonderbar ist der Umstand, daß Friedrich, der gern Unterricht ertheilte, dem Herrn von Catt Lection in der Kriegskunst geben wollte. So sehr er auch betheuerte, daß er davon gar nichts verstände, gar keinen Begriff davon habe, so war dies doch Alles vergebens. Thut weiter nichts, sagte der König, ich will Ihnen Begriffe davon beibringen. Während des siebenjährigen Krieges fragte er ihn zuweilen: Was würden Sie in meiner gegenwärtigen Lage wohl thun? Dort steht der Feind, ich hier, was werden Sie nun anfangen? und was ich? Was kann ich ihm wohl entgegensetzen etc.? Sire, erwiederte Herr v. Catt, ich verstehe davon nichts, schlechterdings nichts. - "Macht nichts aus! Sagen Sie nur, was Sie davon denken, ich höre gern, worauf ein Mann fallen kann, der gar keine Kenntniß von der Kriegskunst hat, und was bei einem solchen die Instructionen bewirken können, die ich gebe etc."
Es ist allgemein geglaubt worden, daß v. Catt die Stelle eines Vorlesers bei'm König gehabt habe; es ist dies aber falsch. Vorleser war zu jener Zeit ein Page Namens Malcesky (soll wohl heißen Malschitzky). Der König hatte v. Catt als "Gesellschafter" in seine Dienste genommen. Einst gab er ihm einen Brief, auf dessen Adresse man ihm den Titel "Vorleser" gegeben hatte, und sagte: Sie sind nicht mein Vorleser, sondern mein Auserlesener.
Einige Jahre vor des Königs Tode ließ er ihn nicht mehr zu sich berufen, doch wurde ihm sein Gehalt wie gewöhnlich ausgezahlt.
König Friedrich Wilhelm II. schenkte ihm die Anwartschaft auf ein einträgliches Canonicat (zu St. Sebastian in Magdeburg).
Er starb in Potsdam am 27. Novbr. 1793.
<287> Voltaire au Roi
aux delices prés de Geneve
4 aoust 1755.
Sire.
Si les belles lettres qui ont servi de délassement à votre Majesté dans ses travaux s'amusent encore, permettez, que je mette a vos pieds et sous votre protection cette tragédie 287-+ que je commançai chez vous avant d'avoir le malheur de vous quitter; j'avois volu la finir dans votre palais de Potsdam aussi bien que ma vie, les beautez du lac de Geneve et de la retraite que j'ay choisie pour mon tombeau sont bien loin de me consoler du malheur de n'être plus auprés de votre majesté.
Je ne peux soulager mon amertume qu'en saisissant les moindres occasions de vous renouvellez mes sentiments, ils sont tels qu'ils étaient quand vous avez daigné m'aimer, et j'ose coire encore que vous n'êtes pas insensible à l'admiration très sincère d'un homme qui vous a aproché; et dont la douleur extreme est étouffée par le souvenir des vos premières bontez; ne pouvant avoir la consolation de me mettre moy même aux pieds de votre majesté, je veux avoir au moins celle de m'entretenir de vous au milord maréchal; je ne suis pas éloigné de luy 287-++; et si votre majesté m'en donne la permission, si ma malheureuse santé m'en laisse la force, j'irai luy dire ce que je ne vous dis pas, combien vous êtes au dessu des autres hommes et à quel point j'ai eu la hardiesse et la faiblesse de vous aimer de tout mon coeur, mais je ne dois parler à votre majesté que de mon profond respect.
V.<288> Sire.
Wenn die Litteratur, welche sonst Ew. Majestät zur Erholung von Ihren Arbeiten gedient hat, Sie noch angenehm unterhält; so erlauben Sie, daß ich das Trauerspiel, welches ich anfing, als ich noch bei Ihnen war, und ehe ich das Unglück hatte Sie zu verlassen, Ihnen zu Füßen lege, und Ihrem Schutze empfehle. In Ihrem Palais zu Potsdam hatte ich es, so wie mein Leben, endigen wollen. Die Schönheiten des Genfer Sees, und der stille Aufenthalt, den ich für mein Grab gewählt habe, sind weit entfernt, mich über das Unglück: nicht mehr um Ew. Majestät zu sein, zu trösten.
Ich kann meine Betrübniß nur dadurch mindern, daß ich die geringsten Gelegenheiten ergreife, Ihnen meine Gefühle zu erneuern, sie sind noch dieselben, die sie ehemals waren, als Sie mich Ihres Wohlwollens würdigten, und ich schmeichle mir noch, daß Sie nicht unempfindlich gegen die sehr aufrichtige Hochachtung eines Menschen sind, der Ihnen nahe war, und dessen außerordentlicher Schmerz nur durch das Andenken an Ihre frühere Gunst gemildert wird. Da ich nicht den Trost habe, mich selbst Ew. Majestät zu Füßen legen zu können, so will ich wenigstens den haben, mich mit dem Lord Marschall von Ihnen zu unterhalten. Ich bin nicht weit von ihm entfernt, und wenn Ew. Majestät mir die Erlaubniß geben, und mein unglücklicher Gesundheitszustand mir dazu die Kräfte läßt, werde ich zu ihm gehen, und ihm sagen, was ich Ihnen nicht sage, wie sehr Sie über andere Menschen erhaben sind, und bis zu welchem Grade ich Muth und Schwäche gehabt habe, Sie von ganzem Herzen zu lieben. Doch, ich soll zu Ew. Majestät von Nichts, als nur von meiner tiefsten Verehrung sprechen.
<289>Januar 1756.
A.
1. Januar 1756
Der König in Berlin.
6. Januar 1756
Aus Berlin nach Potsdam.
8. Januar 1756
Aus Potsdam in Berlin.
14. Januar 1756
Der König ertheilt dem am 12. aus Paris in Berlin angekommenen Französischen außerordentlichen Gesandten, Herzog von Nivernois, die erste Audienz, zu welcher er von dem Französischen Gesandten am hiesigen Hofe, de la Touche, eingeführt wird. (Hinterl. Werke, Ausg. v. 1789. III. 64).
16. Januar 1756
Der Neutralitäts-Vertrag mit England wird in Westmünster unterzeichnet. (Wenk Codex III. 84).
24. Januar 1756
Der Geburtstag des Königs wird bei der Königin Mutter gefeiert, wo auch die regierende Königin zugegen ist.
31. Januar 1756
Der König nach Potsdam.
B.
30. Januar 1756
Zum Schluß des Carnevals wird das Trauerspiel: il fratelli nemici aufgeführt.
Um diese Zeit schrieb Voltaire ein Gedicht: über die natürliche Religion, in vier Gesängen, und dedicirte es dem König. (Hinterl. W. n. Ausg. 1789. XV. 312).
Februar.
A.
Februar 1756
Der König in Potsdam.
13. Februar 1756
Der Prinz Heinrich nach Potsdam bis den 16.
16. Februar 1756
Der Minister von Podewils nach Potsdam zum König.
21. Februar 1756
Der Herzog von Nivernois in Potsdam, speist bei'm König, bleibt bis den 23. in Potsdam.
B.
24. Februar 1756
Die Kaiserin von Rußland unterzeichnet einen mit England geschlossenen Vertrag, jedoch mit der Bedingung, daß er<290> nur gültig sein solle, wenn der König von Preußen die Staaten Englands oder seiner Bundesgenossen angreife.
27. Februar 1756
Der Prinz Ferdinand von Braunschweig geht nach seinem Gouvernement Magdeburg.
Das Domkapitel zu Camin erhält vom König ein eigenes Ordenskreuz.
März.
A.
5. März 1756
Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt dem Französischen Gesandten de la Touche die Abschieds-Audienz und schenkt ihm sein Portrait.
6. März 1756
Nach Potsdam.
10. März 1756
Der Herzog von Nivernois nach Potsdam zum König bis den 13.
23. März 1756
Der Herzog von Nivernois und der am 20. aus Paris in Berlin angelangte (abermals) zum Gesandten am hiesigen Hofe ernannte Marquis de Valori nach Potsdam zum König, welcher dem Herzog einen prächtigen Chrysopasring und eine Tabatiere schenkt.
23. März 1756
Der König an Darget:
"Ich sehe aus Ihrem Brief vom 2. März (Hinterl. W. n. Ausg. 1789. XV. 313) mit großem Vergnügen, daß Sie noch immer Diensteifer und Ergebenheit gegen mich bezeigen, und lebhafte Begierde haben, mir überführende Beweise davon zu geben. Die sonderbaren Dinge, die Sie darin berühren, stehen mit meinem Interesse in zu naher Verbindung, als daß ich Ihnen nicht für Ihre Gefälligkeit, mich damit bekannt zu machen, danken sollte. Es schadet nichts, daß mir Ihr Brief doppelt zugeschickt worden ist; beide Abschriften haben mir gleiches Vergnügen gemacht. Sein Sie überzeugt, daß meine Denkungsart in Allem, was Sie betrifft, sich niemals ändern kann. Ich habe Feinde genug, mein guter Darget, aber ich fürchte sie nicht etc."
<291>24. März 1756
Des Herzogs von Nivernois Abschieds-Audienz beim König, von dem er noch sein Portrait, 6000 Thlr. an Werth, erhält.
25. März 1756
Der abgehende Französische Gesandte de la Touche reist über Potsdam, wo er bei dem König speist, und dessen Portrait in Brillanten von ihm erhält, nach Paris zurück.
26. März 1756
Der König aus Potsdam in Berlin.
27. März 1756
Geburtstagsfeier der Königin Mutter. - Oper Merope.
28. März 1756
Der König nach Potsdam.
B.
2. März 1756
Der König hatte schon um diese Zeit den Vorsatz, das große so genannte neue Palais in Sanssouci zu erbauen, jedoch an einer andern Stelle, nämlich der Terrasse vom Schlosse Sanssouci gerade gegenüber, an der Havel. Es sollte auch nach seiner damaligen Idee die Colonade, welche jetzt vom neuen Palais getrennt, zwischen den so genannten Communs sich befindet, unmittelbar an die Flügel des Palais stoßen. Auf einem vom Ingenieur Müller gezeichneten großen Plan von Sanssouci (der sich im Besitz des Herausgebers dieses Buches befindet), welcher dieses alles darstellt, hatte der König, nach einer darauf befindlichen Bemerkung des etc. Müller, am 2. März d. J. die Gegend, wo das neue Palais erbaut werden sollte, selbst angegeben, und die Stelle dadurch bezeichnet, daß er eine kleine ausgeschnittene Zeichnung vom neuen Palais eigenhändig auf den Plan befestigte.
19. März 1756
Starb die Gemalin des Generals von Zieten.
April.
A.
6. April 1756
Die Prinzessin Amalie nach Potsdam, speist Mittags und Abends beim König, und reist den 7. nach Quedlinburg.
20. April 1756
Der König nach Berlin zur Specialrevue.
21. April 1756
Nach Spandau, wo er bei dem Prinzen von Preußen speist, dann nach Potsdam.
28. April 1756
In Potsdam Intermezzo: der Kapellmeister.
<292>B.
3. April 1756
Der Herzog von Nivernois reist über Potsdam nach Paris zurück.
Das Domkapitel zu Minden erhält vom König ein eigenes Ordenskreuz.
Mai.
A.
8. Mai 1756
Der König aus Potsdam in Berlin zur Revue, speist mit dem ganzen Königl. Hause bei der Königin Mutter in Monbijou - besucht das Invalidenhaus, und besieht mit dem von Meyerink einen Platz vor dem Bernauer Thore, auf welchem die diesjährige große Revue gehalten werden soll. Dann über Charlottenburg nach Potsdam.
11. Mai 1756
Der in der Nacht auf den 9. aus London in Berlin angekommene Englische Gesandte Lord Mitchell geht mit dem Minister von Podewils nach Potsdam zum König, wo er die erste Audienz hat, zu welcher er von dem etc. von Podewils eingeführt wird. Beide speisen an diesem und dem folgenden Tag beim König.
12. Mai 1756
Der Gesandte Lord Mitchell und der Minister von Podewils, nach der Tafel, von Potsdam nach Berlin zurück
18. Mai 1756
Die Gemalin des Prinzen Heinrich kommt auf ihrer Rückkehr von Cassel in Potsdam an und speist beim König.
?? Mai 1756
Der König in Charlottenburg. (?)
27. Mai 1756
In Berlin.
28. Mai 1756
Musterung vor dem Landsberger Thor.
28. Mai 1756
Musterung vor dem Bernauer Thor.
30. Mai 1756
31. Mai 1756
Große Manövres.
31. Mai 1756
Der König nach Potsdam. Ihm folgen die Minister von Viereck, von Happe, von Boden, von Blumenthal, von Katt, von Reuß, von Bork.
B.
1. Mai 1756
Frankreich und Östreich schließen ein Bündniß zu Versaille. (Wenk Codex III. 139 und 141).
<293>17. Mai 1756
England erklärt an Frankreich den Krieg.
Die Generale von Schwerin und von Schmettau gehen nach Schlesien.
Juni.
A.
Juni 1756
Der König in Potsdam.
2. Juni 1756
Der Feldmarschall Keith nach Potsdam zum König.
5. Juni 1756
Der König aus Potsdam nach Berlin mit dem Flügeladjutanten von Grumkow.
6. Juni 1756
Früh nach Stettin.
9. Juni 1756
In Chorin - Nachtquartier.
10. Juni 1756
In Berlin und nach Potsdam.
15. Juni 1756
Von Potsdam nach Magdeburg zur Revue bei Pitzpuhl.
19. Juni 1756
Aus Pitzpuhl in Potsdam angekommen.
20. Juni 1756
Prinz Moritz von Dessau in Potsdam beim König.
30. Juni 1756
Der König aus Potsdam in Berlin.
Auf der Rückreise von Pitzpuhl war der König auch in Halle, wo er den Professor Wiedeburg sprach.
In diesem Monat schrieb der König die Charakteristik von Voltaire. Sie erschien im Juni in Gentleman's Magazin.
An die Stelle des dimittirten Sängers Paganini und dessen Frau ließ der König fünf Italienische Intermezzospieler nach Potsdam kommen.
B.
9. Juni 1756
Frankreich erklärt an England den Krieg.
Der Graf von Schwerin von Ruppin geht durch Berlin nach Crossen.
Juli.
A.
1. Juli 1756
Der König aus Berlin nach Potsdam.
3. Juli 1756
Bezieht Sanssouci, den Brunnen daselbst zu brauchen.
<294>6. Juli 1756
Der Englische Gesandte, Lord Mitchell, nach Potsdam und nach Berlin zurück.
7. Juli 1756
In Potsdam Intermezzo: der Kapellmeister.
9. Juli 1756
Prinz Heinrich nach Potsdam.
26. Juli 1756
Der König und Prinz Heinrich nach Berlin.
27. Juli 1756
Der König und Prinz Heinrich nach Spandau, Mittags daselbst bei dem Prinzen Moritz von Dessau, dann nach Potsdam.
B.
In der ersten Hälfte dieses Monats gehen die Feldmarschälle von Schwerin und von Keith, desgleichen der Graf von Schmettau und der Major von Lingerfeld nach Potsdam zum König.
Mitte dieses Monats kommt Lord Marschall aus Neuchatel in Potsdam an.
26. Juli 1756
Der König läßt durch seinen Gesandten in Wien, den Herrn von Klinggräf, wegen der Östreichschen Rüstungen anfragen. (Samml. der neuesten Staatsschriften etc. Lpz. 1756. 4. 1. Stck. S. 39).
Die Berliner Zeitung (Nr. 89) meldet, daß der bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Berlin seit 12 Jahren gestandene Legationssekretär von Weingarten sen. von der Kaiserin zum wirklichen Rath ernannt worden sei und bald nach Prag abgehen werde.
August.
A.
August 1756
Der König in Potsdam.
7. August 1756
Der König und Prinz Heinrich nach Berlin.
?? August 1756
Der König früh 8 Uhr nach Potsdam zurück.
8. August 1756
Prinz Heinrich nach Potsdam.
19. August 1756
Der König und Prinz Heinrich nach Berlin.
20. August 1756
Der König nach Potsdam, wohin er auch ins Geheim den damaligen Geh. Legationsrath) von Herzberg kommen läßt,<295> und ihm in Sanssouci die aus dem Dresdner Geh. Archiv durch den dortigen Canzeleisekretär Menzel abschriftlich erhaltenen Depeschen etc. mittheilt, um darnach gewisse Staatsschriften zu entwerfen.
28. August 1756
Verläßt der König Potsdam, um den Feldzug zu eröffnen, und kommt in Beelitz an.
29. August 1756
In Jüterbock.
30. August 1756
In Seyda.
B.
7. August 1756
Der Feldmarschall von Schwerin, von Potsdam kommend, geht durch Berlin nach Frankfurt a. d. O. zu seinem Regiment.
10. August 1756
Stirbt in Stendal der General du Moulin, 76 Jahr alt.
20. August 1756
Der Preußische Gesandte in Wien, von Klinggräf, übergiebt dem dortigen Kabinet ein vom 18. datirtes Memoire, darin auf eine bestimmte Erklärung wegen der Kriegsrüstungen gedrungen wird. Bald darauf fragt der etc. Klinggräf zum dritten Mal dieserhalb an, worauf - da alle Antworten zweideutig und ungenügend sind - der König am Wiener Hofe anzeigen läßt, daß er dessen Antwort als eine Kriegserklärung ansehe, und Anstalten mache, Krieg gegen ihn zu führen. (Dies Memoire, so wie das zweite vom 2. Sept., nebst den Antworten, stehen in: Gesammelte Nachrichten und Urk. den 1756 entstandenen Krieg betreffend, Thl. 1. S. 214).
28. August 1756
Der Minister von Podewils zeigt auf Befehl des Königs, dem Sächsischen Gesandten in Berlin, von Bülow, an, daß der König seine Armee durch die Sächsischen Lande des Kurfürsten (Königs von Polen) nach Böhmen führen werde, und daß die strengste Ordnung dabei beobachtet werden solle etc. Der Gesandte könne in Berlin seinen Gesandtschaftsposten fortsetzen.
29. August 1756
Geschah der Einmarsch der Preußischen Truppen in Sachsen. Das erste Corps, unter dem König, nahm seinen Weg auf Wittenberg, das zweite, unter dem Prinzen Ferdinand von<296> Braunschweig-Wolfenbüttel, auf Naumburg, das dritte, unter dem Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, ging durch die Lausitz.
Beim Anfang dieses Krieges erschienen Preußischer Seits folgende Schriften:
1) Nachricht und Beurtheilung des Verfahrens des Wienerischen und Sächsischen Hofes und ihrer gefährlichen Absichten wider S. M. den König von Preußen. Nebst zur Rechtfertigung u. Beweis dienenden Urkunden. Berl. 1756.
2) Ursachen, welche Se. Königl. Maj. in Preußen bewogen, Sich wider die Absichten des Wienerischen Hofes zu setzen und deren Ausführung zuvorzukommen. 1756.
3) Deklaration derjenigen Gründe, welche Se. Königl. Maj. in Preußen bewegen, mit Dero Armee in Se. Königl. Maj. und Kurfürstl. Durchlaucht zu Sachsen Erblande einzurücken. 1756.
4) Das gerechtfertigte Betragen Sr. K. Maj. in Preußen gegen die falschen Beschuldigungen des Dresdner Hofes.
September.
A.
1. September 1756
Der König in Pretzsch. Hier fing sich ein Briefwechsel des Königs mit dem Kurfürsten von Sachsen (und König von Polen) an, der bis den 18. dauerte, und von Seiten Friedrichs d. Gr. den Zweck hatte, sein Verfahren zu rechtfertigen, und den Kurfürsten zugleich über sein wahres Interesse zu belehren. Diese gegenseitigen Briefe befinden sich in: Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrich II. Thl. 3. S. 774 etc.
2. September 1756
Der König in Torgau.
3. September 1756
In Strehlen.
5. September 1756
In Lommatsch.
6. September 1756
In Rothschönberg.
8. September 1756
In Wilsdruf. An diesem Tag rückt der Preuß. General von Wylich in Dresden ein und wird Commandant.<297> Der König in Dresden, nimmt seine Wohnung im Palais der Gräfin Moschinska. Bei seiner Ankunft läßt er die Kurfürstin etc. (Königin von Polen) durch den Feldmarschall Keith complimentiren. Der Kurfürst hatte sich in sein Hauptquartier Struppen begeben. Die Königin etc. ließ das Gegencompliment durch den Oberhofmeister, Baron von Waffenberg, abstatten.
10. September 1756
Der König in Groß-Sedlitz bis den 27., wo ihm der Kurprinz Christian das Gegencompliment macht.
10. September 1756
Nachmittags und den 11. Vormittags besichtigt der König das Sächsische Lager.
27. September 1756
Von Groß-Sedlitz nach Zehist.
28. September 1756
In Johnsdorf in Böhmen, beim Corps des Feldmarschalls Keith. Das Hauptquartier des Königs war an diesem Tage Nachmittags in Poschitz (oder Porziz) hinter dem linken Flügel.
29. September 1756
In Aussitz. Nachmittags in Tirmitz (nicht Wernitz, wie es bei Ösfeld heißt).
30. September 1756
Über Staditz und Kletschen nach Welmina. Die mündliche und schriftliche Unterhaltung des Königs während seines Aufenthalts in Sedlitz (und Lokwitz 1757) mit der Baronesse von Racknitz s. meine Beiträge I. 433 und 442 etc.
B.
2. September 1756
Der Preußische Gesandte in Wien, Herr von Klinggräf, übergiebt nochmals ein Memoire, worauf die Antwort den 6. erfolgt.
10. September 1756
Der General von Wylich, Preuß. Commandant von Dresden, bemächtigt sich der im Dresdner Archiv befindlichen Original-Documente, welche die gefährlichen, gegen den König gerichteten, Anschläge etc. des Wiener Hofes etc. enthalten 297-+.<298> (Denkwürdigkeiten Friedrichs d. Gr. Thl. 2. Seite 252. Natürl. Vorstellung der Wahrheit etc. Warschau 1756. S. 19. Gesammelte Nachr. u. Urk. etc. I. 222).
16. September 1756
Der Graf Puebla, Östreichischer Gesandte, verläßt Berlin
19. September 1756
Die Preußische Armee rückt in Böhmen ein.
Oktober.
A.
1. Oktober 1756
Schlacht bei Lowositz. Der König siegt über die Östreicher unter dem Marschall Brown. Verlust der Östreicher: 439 Todte, 1834 Verwundete, 711 Gefangene; Verlust der Preußen: 719 Todte, 1879 Verwundete, 710 Gefangene. Hauptquartier des Königs im Dorfe Kienitz bei Lowositz.
2. Oktober 1756
Der König an den Feldmarschall von Schwerin:
"Der Prinz von Bevern hat sich hervorgethan, daß ich ihn nicht genug erheben kann. Mit 24 Bataillons haben wir 72 und wohl 300 Kanonen vertrieben. Von den Truppen sage ich Ihnen Nichts, Sie kennen sie. Aber so lange ich die Ehre habe, sie zu commandiren, habe ich noch nie dergleichen Wunder der Tapferkeit, sowohl von der Infanterie als Kavallerie gesehen etc."
?? Oktober 1756
An den Marquis d'Argens:
"Meine Truppen, lieber Marquis, haben alle ihre Tapferkeit aufgeboten. Ich armer Philosoph habe nur so vielen Antheil daran, als Ein Mann gegen 25000 etc."
12. Oktober 1756
In Arbesau (Leutmeritzer Kreis).
13. Oktober 1756
Ins Lager vor Pirna zurück. Hauptquartier Struppen.
15. Oktober 1756
Der Sächsische General von Rutowsky in Struppen beim König, wo über die von dem etc. Rutowsky zu Ebenheit<299> entworfenen Capitulations-Punkte, die Übergabe der Sächsischen Truppen betreffend, unterhandelt wird.
15. September 1756
Unter diesem Datum erscheint: Brief des Kardinals v. Richelieu aus den eliseischen Feldern an den König. (Fliegendes Blatt. Deutsche Suppl. Band 3. S. 203).
17. Oktober 1756
Nachdem am 16. die Capitulation wegen Übergabe der Sächsischen Truppen (12 bis 14000 Mann, nach Sächsischen Angaben) zu Ebenheit abgeschlossen worden war, begab sich der König am 17. über die Brücke bei Raden nach den Höhen von Waltersdorf, wo die gefangene Sächsische Armee vor ihm vorbei defilirte und das Gewehr streckte.
18. Oktober 1756
Der König von Struppen nach Peterswalde (In Böhmen).
19. Oktober 1756
In Linay
25. Dezember 1756
In Böhmisch-Neudorf.
Funfzig Jahre nachher stand Napoleon in Potsdam am Sarge Friedrichs; den 24. Oktbr. Abends, war er in Sanssouci in den Zimmern gewesen, welche der König bewohnt hatte.
26. Oktober 1756
In Schönwald.
27. Oktober 1756
In Groß-Sedlitz (in Sachsen) bis den 14. Novbr.
B.
11. Oktober 1756
Der Englische Gesandte, Lord Mitchell, geht nach Böhmen zum König.
15. Oktober 1756
Ergiebt sich die Festung Sonnenstein.
17. Oktober 1756
18. Oktober 1756
19. Oktober 1756
Geht die Sächsische Armee über die Elbe in's Preußische Lager und schwört dem König.
18. Oktober 1756
Hatte der König von Polen Struppen verlassen, und war nach Warschau abgereist.
November.
A.
14. November 1756
Der König kommt aus Groß-Sedlitz in Dresden an, wo er, während die Armee in den Winterquartieren stand, sein Haupt<300>quartier nahm. Seine Wohnung war im Gräfl. Brühlschen Palais.
21. November 1756
Der König in der Kreuzkirche, wo er die Predigt des Superintendenten Am Ende über das Evangelium vom Zinsgroschen mit anhört. Diese Predigt wurde nachher gedruckt, und wie auf dem Titel steht: auf ausdrückliches Verlangen Sr. Maj. des Königs.
22. November 1756
War der König in der katholischen Kirche, wo das Cäcilienfest gefeiert und von der Sächsischen Kapelle eine Musik aufgeführt wurde, welche der Kapellmeister Hasse componirt hatte.
23. November 1756
In Leipzig, wohin er über Freyberg gegangen war. Er nahm seine Wohnung in dem Hause des Geh. Finanzraths Hemann, wo auch der Graf Brühl abzutreten pflegte 1).
24. November 1756
In Lützen, wo er die von den Ingenieurs ausgemessene Gegend, und besonders das Schlachtfeld, wo Gustav Adolph siegte und den Heldentod fand, sehr genau besichtigte, und dann über Weissenfels und Rötha nach Dresden zurückkehrte.
25. November 1756
In Dresden. Hier nahm der König, während seines Winteraufenthalts, die Merkwürdigkeiten der Stadt in Augenschein, besonders die Bildergalerie, auch besah er die Festungswerke, Magazine etc., so auch die Kirchen und andere Gebäude. Durch den Kapellmeister Hasse ließ er oft Concerte aufführen, in denen er zuweilen selbst die Flöte blies.
27. November 1756
Der König an Algarotti in Bologna:
"Da Sie, Ihrem Briefe nach, Antheil an dem, was hier zu Lande vorgeht, zu nehmen scheinen, schicke ich Ihnen den Bericht über den Feldzug. Sie werden ihn nicht ganz über, einstimmend mit dem, was Sie gelesen oder gehört haben, finden; wie dem aber auch sein mag, er ist nichts destoweniger getreu etc."
28. November 1756
Der König in der Frauenkirche, wo der Feldprobst Decker predigt.
Die Zeitungen melden in diesem Monat, "daß Se. Maj.<301> der König in höchst eigener Person dem Oberst-Lieutenant von Warneri, vom Putkammerschen Husaren-Regiment, den Orden pour les mérites angelegt haben."
B.
3. November 1756
Der Französische Gesandte de Valori geht nach Paris zurück.
4. November 1756
Stirbt der Geh. Ober-Finanzrath George Wilhelm Durham, 55 Jahr alt.
18. November 1756
Circular an alle Regierungen, daß die Inquisiten (außer in besondern Fällen und ohne vorgängige Anzeige) nicht mit Schlägen zum Bekenntniß gebracht werden sollen.
Dezember.
A.
3. Dezember 1756
Der König in der katholischen Kirche, wo das Fest des heil. Xaver mit Aufführung einer Musik gefeiert wird.
4. Dezember 1756
Beim König Concert von der Sächsischen Kapelle.
5. Dezember 1756
Der König in der Frauenkirche.
12. Dezember 1756
Der König besucht die verwundeten Preuß. Officiere, unter andern den General von Kleist (Franz Ulrich), den Oberst-L. (Hans Siegm.) von Zieten etc.
26. Dezember 1756
Der König wohnt in der Kreuzkirche dem Gottesdienst bei.
B.
4. Dezember 1756
William Pitt (Graf Chatam) wird Staatssekretär. Er mußte zwar diesen Posten bald wieder verlassen, doch auf beständiges Anhalten und Bitten des Volks mußte ihn der König George II. nach Kurzem wieder zum Staatssekretär ernennen.
21. Dezember 1756
Einführung eines neuen Kirchengebets für den König etc.
Die Kapellmusiker Quanz und Benda aus Berlin gehen nach Dresden.
In Berlin fanden keine Carnevals-Lustbarkeiten Statt, die berühmte Sängerin Astroa nahm ihren Abschied, und erhielt 1000 Thlr. Pension.
<302>Anmerkung zum Jahre 1756.
1) In Freyberg in Sachsen hat Friedrich d. Gr. während dieses Krieges öfter sein Quartier gehabt, und zwar in dem ehemaligen Weyseschen (oder Veyseschen?), in neuerer Zeit (1833) Mandelsloheschen Hause in der Fischergasse, und das eine Mal auf längere Zeit. Als am 21. April 1833 der Kronprinz von Preußen (jetzt Se. Maj. der regierende König) mit seiner Gemalin in Freyberg war, ward dies Haus von ihnen besucht. Die Besitzer desselben hatten aus Achtung für das Andenken an Friedrich d. Gr. das von ihn, inne gehabte Arbeitszimmer so viel als möglich in dem Stande erhalten, in welchem es einst von seinem hohen Bewohner verlassen worden.
Januar 1757.
A.
4. Januar 1757
Der König kommt aus Dresden nach Berlin.
12. Januar 1757
An diesem Tage übergiebt er dem Minister von Finkenstein eine eigenhändig geschriebene Anweisung über den Umfang der Geschäfte des Staatsraths während seiner Abwesenheit bei der Armee.
13. Januar 1757
Nach Potsdam.
13. Januar 1757
Nach Dresden.
28. Januar 1757
Von Dresden aus machte der König eine Reise nach der Lausitz und traf in Görlitz ein, wo er bis den 29. blieb
Im Anfang dieses Jahres und während des Aufenthalts des Königs in Dresden soll ein Versuch, ihn zu vergiften, Statt gefunden haben. In Kosmann's und Heinsius Denkwürdigkeiten 1797. I. 251 wird die Geschichte von dem etc. Wohlers mitgetheilt, wie sie der damalige Adjutant des Königs, nachheriger Gen.-Lieut. v. S..., welcher Augenzeuge des Vorfalls gewesen sein soll, erzählt hatte. Es kommen dabei jedoch Umstände vor, welche die Sache sehr zweifelhaft machen, z. B. daß der König die Chokolade, welche<303> das Gift enthalten, einem seiner Hunde gegeben habe, der davon sogleich gestorben sei etc. Es ist bekannt, wie sehr der König seine Hunde liebte, und also keinen dem Tod durch Vergiftung würde ausgesetzt haben. Nicolai in seiner Anecdotensamml. Heft VI. S. 210 hält alles für Erdichtung.
B.
1. Januar 1757
Scharmützel bei Astritz (Ober-Lausitz).
5. Januar 1757
Damien versucht den König Ludwig XV. zu ermorden.
11. Januar 1757
Rußland erklärt seinen Beitritt zur Östreichisch-Französischen Allianz.
11. Januar 1757
Defensiv-Traktat zwischen England und Preußen.
16. Januar 1757
Wird die Schrift: Kurzer, doch gründlicher Beweis, daß das Königreich Böhmen Sr. Majestät in Preußen zusteht, auf Befehl des Königs öffentlich durch den Scharfrichter verbrannt.
17. Januar 1757
Wird auf dem Reichstag in Regensburg der Reichskrieg gegen Preußen beschlossen, und den 29. der Schluß bestätigt.
22. Januar 1757
Rußland schließt mit Östreich ein Bündniß gegen Preußen.
Februar.
A.
2. Februar 1757
oder den 3. Kommt der König aus der Lausitz wieder nach Dresden zurück.
März.
A.
16. März 1757
Früh reist der König von Dresden ab, und kommt in der Nacht zurück.
24. März 1757
Von Dresden nach Lockwitz. Die mündliche und schriftliche Unterhaltung, welche hier der König mit der Baronin von Racknitz hatte, findet man in meinen Beiträgen I. 444.
B.
3. März 1757
Die Gräfin Brühl erhält auf Befehl des Königs in ihrem Palais Arrest.
<304>9. März 1757
Gefecht bei Friedland.
In der Mitte dieses Monats rücken die Franzosen in die Preußisch-Westphälischen Provinzen ein.
21. März 1757
Vertrag Frankreichs mit Schweden, wodurch letzteres zum Krieg gegen Preußen bewogen, und ihm dafür Preußisch-Vorpommern zugesichert wird.
24. März 1757
Die Preußen räumen Wesel freiwillig.
24. März 1757
Schweden erklärt sich gegen Preußen.
27. März 1757
Der Marquis von Etrées übernimmt in Wesel den Oberbefehl über die Französischen Truppen.
27. März 1757
In Dresden wird auf dem Schloßtheater, zur Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter Friedrichs d. Gr., die komische Oper: il filosofo di Campagna aufgeführt.
April.
A.
1. April 1757
Der König an die Gräfin von Brühl:
"Frau Gräfin von Brühl. Ich habe den Brief, den Sie am 31. v. M. an mich geschrieben haben, erhalten. In Ansehung aber alles des sehr gut gegründeten Verdachts, den ich geschöpft habe, kann ich keine Nachsicht gegen Sie mehr haben, auch nicht erlauben, daß Sie länger in Dresden bleiben. Sie müssen Sich also entschließen, die Reise nach Polen anzutreten, wohin Sie einige dieserwegen commandirte Officiers den 4. d. M. begleiten sollen. Hiermit etc."
N. S. von des Königs eigener Hand. "Der Verdacht gegen Sie, Madame, ist gar zu stark, als daß Ich Ihre Gegenwart in Dresden länger dulden könnte. Denken Sie nicht, daß man mich ungestraft beleidigen dürfe etc."
Die Gräfin erhielt auf ein abermaliges Schreiben, unter dem 3., vom König Antwort in sehr höflichen Ausdrücken, daß es für sie selbst besser sein würde, ihren Aufenthalt in Polen zu nehmen etc., und sie also morgen abreisen müsse etc. Vorher hatte die Gräfin Brühl in ihrem Palais Arrest,<305> wozu ein Officier, 2 Unterofficiere und 6 Soldaten commandirt waren. (Moser's Völkerrecht in Kriegszeiten II. 337).
6. April 1757
Vormittags kam der König mit dem Prinzen Moritz von Dessau aus Lockwitz in Freyberg an, und trat bei dem General von Hülsen in der Burggasse im Albertischen Hause ab. Auf dem Paradeplatz besah er die Miliz und die Rekruten, und reiste Nachmittag wieder ab nach Lockwitz.
10. April 1757
Der König besieht die Schiffbrücke und die Brückenschanzen bei Pirna - kehrt nach Lockwitz zurück
20. April 1757
Von Lockwitz nach Ottendorf (Sächsisch).
22. April 1757
In Nollendorf (Böhmisch).
23. April 1757
In Linay.
24. April 1757
In Tschischkowitz.
26. April 1757
Der König geht bei Kotschitz über die Eger.
27. April 1757
In Stradonitz.
28. April 1757
In Corbatitz.
30. April 1757
In Butschina.
B.
1. April 1757
In Regensburg wird die Reichsacht gegen den König beschlossen.
21. April 1757
Gefecht bei Reichenberg in Böhmen. Der Herzog von Bevern schlägt die Östreicher unter Königsegg.
24. April 1757
Lippstadt und Münster werden von den Franzosen unter St. Germain besetzt.
Mai.
A.
1. Mai 1757
Der König in Tuchomirsitz (auch Suchomirsitz genannt).
2. Mai 1757
In Welleslawin.
3. Mai 1757
Ging der König nach der Moldau hinunter, nach Lissoley, die Armee blieb des Nachts unter freiem Himmel.
4. Mai 1757
Der König in Lissoley.
5. Mai 1757
Geht der König zwischen Rostock und Podbaba über die Moldau nach Czemitz.
6. Mai 1757
Früh vereinigt der König gegen 5 Uhr seine Armee mit der<306> des Feldmarschalls von Schwerin vor Prag. Hauptquartier Michelup (?) (oder Micheln (?), wo es auch während der Belagerung Prags war) 306-+. Der König recognoscirt den Feind bei Prosig. Bald darauf begann die Schlacht. Der König siegt über die Östreicher unter dem Prinzen Karl von Lothringen. Prag wird eingeschlossen und belagert. Die Preußen verloren: 12500 Mann, 5 Fahnen, 1 Standarte, 5 Kanonen. Die Östreicher verloren: 13300 Mann, 33 Kanonen, 71 Fahnen, 40 Pontons und viele Zelte und anderes Kriegsgeräth 306-++. (Friedrich giebt seinen Verlust auf 18000, und den der Östreicher auf 24000 Mann und 60 Kanonen an). Es fochten in dieser Schlacht, nach Tempelhof, 64800 Preußen gegen 76600 Östreicher. Die Preußen verloren den Feldmarschall von Schwerin 1) 306-+++, den General-<307>Major von Amstel, die Obersten Herzog von Holstein-Beck, von Rohr, von der Golz und von Manstein. An den in der Schlacht erhaltenen Wunden starben der Gen.Lieut. von Hautcharmoi, die Gen. Maj. von Schöning und von Blankensee, die Obersten von Maltitz, von Sydow, von Winterfeld (George Friedrich) und von Löben.
Gleich nach der Schlacht schrieb der König an die Königin Mutter: "Madame, Meine Brüder und ich befinden uns wohl. Die Östreicher riskiren den ganzen Feldzug hindurch Verlust zu haben, ich habe mit hundert und fünfzig tausend Mann völlig freie Hände. Bringen Sie hierzu noch in Anschlag, daß wir Meister eines Königreichs sind, das uns Mannschaft und Geld liefern muß. Die Östreicher sind wie Spreu auseinander gestäubt worden. Einen Theil meiner Truppen werde ich jetzt hinschicken, den Herren Franzosen mein Compliment zu machen, und mit den übrigen will ich die Östreicher verfolgen etc."
10. Mai 1757
Auf Befehl des Königs schreibt der Abbé de Prades aus dem Lager vor Prag an Algarotti in Bologna: "Der König hat mir befohlen, mein Herr, da er es nicht selbst thun kann, Sie zu benachrichtigen, daß er bei Prag die Schlacht bei Pharsalus gewonnen hat etc." De Prades fügt nun einen Bericht von dieser Schlacht bei, in welchem irrig der General von Anhalt (Ludwig Leopold) unter den in der Schlacht Getödteten genannt wird. Er war nur schwer verwundet und ward wieder hergestellt.
Der König blieb im Lager vor Prag. Das Hauptquartier scheint im Schlosse zu Stern, einem Dorfe zwischen Welleslawin und St. Margarethen, gewesen zu sein. (S. Beiträge Thl. 1. S. 496). Nach Schmettau war es im Pfarrhause zu Micheln. (S. Leben des Generals von Schmettau. S. 343). Vielleicht hielt sich der König nur zuweilen in Stern auf.
<308>B.
1. Mai 1757
Die Russen rücken in Preußen ein und beziehen ein Lager zwischen Tilsit und Memel.
2. Mai 1757
Gefecht vor Jung-Bunzlau. Die Preußen unter dem General-Major von Wartenberg (Hartwig Karl), der dabei erschossen wird, gegen die Östreicher unter Mac Elliot.
9. Mai 1757
Läuft die gegen Preußen bestimmte Russische Flotte von Reval aus.
14. Mai 1757
Ein Preußisches Freicorps unter dem Oberst-Lieut. Mayer rückt in die Oberpfalz und das Sulzbachsche ein.
16. Mai 1757
Der Oberst-Lieutenant Mayer berennt Nürnberg.
24. Mai 1757
Bei einem Ausfall der Besatzung von Prag, in der Nacht vom 23. zum 24., treibt der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, den Feind zurück, und wird dabei verwundet.
Juni.
A.
13. Juni 1757
Der König geht aus dem Lager vor Prag mit 12000 Mann zur Beverschen Armee nach Kauerzim. An diesem Tage war der König in dem Gehöfte, welches "der letzte Pfennig" genannt wird
14. Juni 1757
In Malhotitz.
17. Juni 1757
In Werptschan (in der Gegend von Kaurzim) ins Lager.
18. Juni 1757
Früh um 3 Uhr wurden die Zelte abgebrochen und die Armee en Ordre de Bataille formirt, alsdann setzte sie sich in Marsch und ging durch die Stadt Planian, längs dem großen Kaiserwege bis zu dem linker Hand liegenden Wirthshause Novimiesto 308-+, wo der großen Hitze wegen Mittags gegen 1 Uhr Halt gemacht wurde. Die Kavallerie saß ab,<309> um etwas auszuruhen, und der König mit sämtlichen Generalen ging in das Wirthshaus, die Treppe zur zweiten Etage hinauf, und in das Zimmer linker Hand, von wo aus die feindliche Stellung am besten übersehen werden konnte. Hier entwarf er die Disposition zur Schlacht, und machte sie den Generalen bekannt. Halb 3 Uhr setzte die Armee ihren Marsch wieder fort, und bald nachher begann die Schlacht bei Kollin. Der Augenzeuge, ein Officier im Gefolge des Königs, aus dessen Erzählung das Vorstehende genommen ist, behauptet noch, daß der König während der Schlacht hinter dem Hülsenschen Corps gehalten, und weder den Prinzen Moritz, noch den General Manstein gesprochen habe etc. 309-+. Der Augenzeuge versichert auch, daß der König bei Anfang dieser Schlacht den Degen gezogen habe. Als Abends nach acht Uhr die Armee zurückweichen, und der König das Schlachtfeld verlassen mußte, wandte er sich beim Rückweg nach Nienburg zu dem jüngern Grafen von Anhalt und sagte: "Mais ne savez vous donc pas, que chaque homme doit avoir ses revers, et il paroit que j'aurai les miens." (Der Augenzeuge). Nach Tempelhof und Retzow verloren die Preußen in dieser Schlacht überhaupt: 13773 Mann, inclus. 326 Officiere, darunter der General-Major von Krosigk und die Obersten von Lepel, von Herwart, von Münchow und von Schwerin, 45 Kanonen und 22 Fahnen. Die Östreicher verloren: 8110 Mann. Es fochten hier 32000 Preußen gegen 60000 Östreicher. Nach<310> anderweiten Erzählungen von dieser Schlacht hatten anfänglich die Preußen bedeutende Vortheile erlangt, und der Östreichische Feldmarschall bereits Befehl zum Rückzug nach Suchdol gegeben, während ein Sächsischer Oberst-Lieutenant Benkendorf 2) eine so glückliche Attacke machte, welche der Schlacht sogleich eine andere, für die Preußen nachtheilige, Wendung gab. (Backenberg Gesch. der Feldzüge etc. S. 33. Retzow I. 133, 134. Tempelhof I. 217-219. Annalen des Krieges etc. II. 94).
19. Juni 1757
Der König geht nach der Schlacht bei Kollin über Nienburg nach dem Lager vor Prag zurück, und hebt den 20). die Belagerung auf.
20. Juni 1757
Der König in Alt-Bunzlau.
21. Juni 1757
In Lissau bis den 24., dann zurück nach Alt-Bunzlau.
22. Juni 1757
Der König schreibt an den Minister von Schlabrendorf in Schlesien, daß er die Schlacht bei Kollin verloren etc., daß aber in der Hauptsache Nichts verloren sei, und er bald gute Nachrichten einsenden werde. Das solle er den guten Schlesiern zur Aufmunterung mittheilen.
24. Juni 1757
In Alt-Bunzlau.
25. Juni 1757
In Melnick.
26. Juni 1757
In Gastorf.
27. Juni 1757
In Leutmeritz. Hauptquartier auf dem Dom. Hier übergiebt der König dem Prinzen von Preußen das Commando über die geschlagene Armee, und ertheilt ihm mündlich seine Instruction nach einer vor sich habenden Karte von Böhmen über Alles, was er thun solle etc.
?? Juni 1757
Der König schreibt aus Leutmeritz (in diesem Monat) an d'Argens:
"Vergessen Sie nicht, mein lieber Marquis, daß der Mensch mehr Gefühl als Vernunft hat. Ich habe den dritten Gesang des Lukrez gelesen, und wieder gelesen, aber nichts darin gefunden, als daß die Übel nothwendig und die Gegenmittel fruchtlos sind. Linderung meines Schmerzes finde ich in der<311> täglichen Arbeit, die ich zu thun genöthigt bin, und in den unaufhörlichen Zerstreuungen, die mir die Menge meiner Feinde verschafft. Hätte ich bei Kollin das Leben verloren; so wäre ich jetzt im Hafen, worin ich keine Stürme mehr fürchten dürfte. Aber nun muß ich auf dem Meere schwimmen, bis mir ein kleines Stückchen Erde das Glück giebt, das ich in dieser Welt nicht finden konnte! Leben Sie wohl, mein Lieber. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und alle Arten von Glück, deren ich entbehren muß."
B.
28. Juni 1757
Die Königin Mutter stirbt in Monbijou, und wird den 4. Juli ganz still in der neuen Domkirche beigesetzt.
29. Juni 1757
Geht der Prinz von Preußen aus Leutmeritz nach seiner Bestimmung ab.
Die Kaiserin Maria Theresia stiftet zum Andenken an die Schlacht bei Kollin den Maria-Theresien-Orden.
Juli.
A.
Juli 1757
Der König in Leutmeritz.
19. Juli 1757
Schreibt an d'Argens:
"Sehen Sie mich, mein lieber Marquis, als eine Mauer an, auf welche seit zwei Jahren durch das Mißgeschick Bresche geschossen worden. Ich werde von allen Seiten erschüttert. Häusliche Unglücksfälle, geheime Leiden, öffentliche Noth, neu bevorstehende Plagen, das ist mein täglich Brod. Glauben Sie aber nicht, daß ich nachgebe. Lösten sich alle Elemente auf, so würde ich mich unter ihren Trümmern mit kaltem Blute begraben, mit dem ich Ihnen jetzt schreibe. In so heillosen Zeiten muß man sich mit Eingeweiden von Eisen und einem ehernen Herzen versehen, um alle Empfindsamkeit los zu werden. Jetzt ist die Zeit zum Stoicismus. Die armen Schüler des Epikurs würden in diesem Augenblick auch<312> nicht ein Wort von ihrer Philosophie anzubringen vermögen. Der nächste Monat wird schrecklich werden, und sehr entscheidend für mein armes Land. Ich meinerseits, fest entschlossen, es zu retten oder mit ihm zu Grunde zu gehen, habe mir eine Denkart zugelegt, wie sie sich für solche Zeiten und Umstände schickt. Nur mit den Zeiten des Marius, des Sylla, der Triumvirate und mit den wüthendsten und grimmigsten Ereignissen der Bürgerkriege läßt sich unsere Lage vergleichen. Sie sind zu weit entfernt von hier, um sich eine Vorstellung von der Krisis machen zu können, in der wir uns befinden, und von den Gräueln, die uns umgeben. Denken Sie doch nur, ich bitte Sie, an die mir äußerst theuern Personen, die ich so nach und nach eingebüßt, und an die Widerwärtigkeiten, die ich mit großen Schritten auf mich zukommen sehe. Was fehlt mir wohl noch, um nicht völlig in der Lage des geplagten Hiob zu sein? Meine sonst schwache Gesundheit erträgt, ich weiß selbst nicht wie, alle diese Stürme, und ich erstaune, wie ich in Lagen aushalte, die ich vor drei Jahren nicht anders als mit Schaudern angesehen hätte. Das ist freilich ein Brief, an dem Sie wenig Freude und wenig Trost finden werden; allein ich schütte Ihnen mein Herz aus, und schreibe mehr, um dieses zu erleichtern, als um Sie angenehm zu unterhalten. Schreiben Sie mir doch zuweilen, und sein Sie von meiner Freundschaft versichert. Leben Sie wohl.
Die Philosophie, mein Freund, ist gut, um vergangene oder künftige Übel zu lindern, aber wider gegenwärtige Übel kommt sie nicht auf."
20. Juli 1757
Der König von Leutmeritz nach Likowitz.
21. Juli 1757
In Sulowitz.
22. Juli 1757
In Luschitz.
24. Juli 1757
In Nollendorf (Böhmisch).
25. Juli 1757
Über Schönewalde und Ottendorf in Goes (Sächsisch).
26. Juli 1757
In Pirna.
<313>28. Juli 1757
In Hartha, (im Amte Stolpen).
29. Juli 1757
Der König langt mit seinem Corps bei Bautzen an, wo auch die Armee des Prinzen von Preußen campirte. Dieser wird, wegen seiner bei Gabel etc. erlittenen Verluste, vom Könige sehr unfreundlich empfangen. (S. Receuil de Lettres des Sa. M. le Roi de P. pour servir à l'histoire de la guerre dernière. 1772. p. 32-37).
30. Juli 1757
Der König im Lager bei Bautzen.
31. Juli 1757
In Weissenberg (Ober-Lausitz).
Nach Ösfeld soll der König sein Hauptquartier am 30. in Neustadt-Dresden, und den 31. in Tannenberg gehabt haben. Dem widerspricht aber nicht allein Tempelhof, I. 229, 246, sondern auch eine vor uns liegende handschriftliche Nachricht, welche aus dem eigenhändigen Journal des Prinzen von Preußen genommen ist. Damit stimmt auch die Relation de ce qui est passé à l'armée commandée par le Prince royal depuis le 27. Juin 1757 etc. in Recueil de lettres de S. M. le Roi de P. etc. Lpz. 1772. p. 32-34.
In diesem Monat schrieb der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth. (Hinterl. W. VI. 214).
O, die Du meiner Tage kleinen Rest
So liebliche, so theure Hoffnung schenkst,
O, Schwester, deren Herz voll Zärtlichkeit,
An Trost so reich, den Kummer mit nur theilt,
Bei meinen Schmerzen weint, mit Helferarm,
Wenn mich das Unglück drängt, mir Beistand giebt! etc.
Der Engel, der der Schlachten Loos bestimmt.
Des Todes Pfeile lenkt, und dann auch hemmt,
Das Glück bald raubt, bald schnell es wiederbringt,
Hielt unsre Adler ungewiß, und litt.
Daß Tapferkeit der Anzahl unterlag, etc.
<314>Und Du, mein theures Volk, dem jeder Wunsch
In meiner Seele lebt! o Du, das ich,
Weil Pflicht es mir gebeut, beglücken muß!
Dein thränenwerthes Loos und die Gefahr,
In der Du schwebst, durchdringen ganz mein Herz.
Von Deinem Schicksal bin ich tief gebeugt.
Ich ließe willig meines Ranges Glanz;
Doch, Dir zu helfen sei mein Blut verströmt! etc.
Als ich, o meine Mutter, ungern nur
Aus Deinem Arm hinweggerissen ward,
Wie netzte ahnend meine Seele da
In diesem sorgenvollen Augenblick
Mit Thränen Deinen letzten Abschiedskuß.
Mein Herz, mein banges, leicht gerührtes Herz
Verkündigte der Zukunft Schrecken mir
Nur allzu laut. Doch Atropos begnügt
So hofft' ich - sich mit meinem Blut, und schont
Die mir das Leben gab. - Wie täuscht' ich mich!
Ach! mich - mich Armen flieht der Tod, daß er
Auf Dich sein bleiches Schrecken gießen kann. etc.
Vergiftet ist, nun da mein Leben sinkt,
Sein letzter Tag; erfüllet mein Geschick
Von tausendfacher Qual; voll Schrecken ist
Die Gegenwart, die Zukunft ungewiß, etc.
So find' ich, theure Schwester, Ein Asyl
Und Einen Hafen nur: im Arm des Todes.
B.
5. Juli 1757
Memel geht mit Capitulation an die Russen über.
9. Juli 1757
Preußisches Manifest gegen Rußland.
11. Juli 1757
William Pitt wird als Staatssekretär zurückgerufen.
<315>13. Juli 1757
Die Franzosen besetzen Cassel und verbreiten sich über ganz Hessen.
15. Juli 1757
Der Posten bei Gabel wird von den Östreichern überwältigt. Rückzug der Armee des Prinzen von Preußen.
23. Juli 1757
Die Östreicher bombardiren und verbrennen die Fabrikstadt Zittau, um die kleine Preußische Besatzung daraus zu vertreiben.
26. Juli 1757
Treffen bei Hastenbeck. Der Herzog von Cumberland wird von den Franzosen unter d'Etrees geschlagen.
28. Juli 1757
Die Franzosen erobern Hameln.
30. Juli 1757
Der Prinz von Preußen bittet den König, die Armee wegen seiner geschwächten Gesundheit verlassen zu dürfen. Der König antwortet ihm unter dem 31. Juli aus dem Lager bei Bautzen in harten Ausdrücken etc. (S. Recueil etc. p. 35). Darauf reist der Prinz nach Dresden, wo er den 31. eintrifft.
August.
A.
1. August 1757
Der König in Weissenberg.
8. August 1757
Unter diesem Datum heißt es in der: Sammlung ungedruckter Nachrichten, Dresden 1782, Thl. 2, S. 133: "daß der König (von Weissenberg) weiter vorwärts nach Zittau gerückt sei."
15. August 1757
Der König in Bernstädtel (Ober-Lausitz).
16. August 1757
Bei oder in Hirschfeld.
17. August 1757
In Titelsdorf. Hauptquartier bis den 20.
20. August 1757
Nach Bernstädtel zurück bis den 24.
25. August 1757
In Nechern.
26. August 1757
In Bautzen.
27. August 1757
In Harthau.
29. August 1757
In Dresden.
Nach Ösfeld soll der König schon den 28. in Dresden gewesen sein. Nach den: Vollständige Nachrichten aller Preuß. Regimenter etc. war den 28. Ruhetag, damit stimmt auch unsere Handschrift über den Feldzug von 1757, und in einem<316> Schreiben aus Dresden vom 3. Septbr. (im Reichspostreiter 1757, Nr. 144) heißt es: "Den 29. gegen Mittag kamen Se. Maj. der König von Preußen mit einem Theile von der Armee aus der Ober-Lausitz vor der hiesigen Neustadt an. Ungeachtet die Küche auf den so genannten Scheunen bestellt gewesen, so stiegen Höchstdieselben doch in dem an der Königsbrücker Straße gelegenen neuen Gebäude des Gräflich Brühlschen Kammerdieners Haller ab, und hielten allda das Nachtlager. Die Armee aber campirte auf der dortigen weiten Ebene.
Den 30. marschirte Se. Maj. der König mit Dero Leibgarde, zu Pferde und zu Fuß, desgl. den Gensd'armes und einigen andern Bataillons, durch die Stadt nach der Freiberger Straße, ¼ Meile von hier, und nahmen Dero Quartier in Klein-Hamberg. Den 31. zog die Armee völlig ab etc. Es wurde auch aus dem Brühlschen Palais die Königliche Feldequipage auf 12 Wagen gepackt und mit fortgeführt."
31. August 1757
Der König in Lomatsch.
B.
22. August 1757
Der Achtsprozeß wird gegen Friedrich, als Kurfürsten von Brandenburg, in Regensburg erkannt.
25. August 1757
Der Preußische Oberst von Salmuth muß Geldern den Franzosen überlassen, und erhält freien Abzug. Schlacht bei Groß-Jägerndorf. Der Feldmarschall von Lehwald mit kaum 20000 Preußen, gegen die beinah dreifach überlegenen Russen, unter Apraxin, muß sich zurückziehen, doch gehen auch die Russen zurück. Die Preußen verloren überhaupt ungefähr 3000 Mann und 29 Kanonen. Der Russische Verlust betrug ungefähr 5300 Mann.
September.
A.
1. September 1757
Der König über Ober-Eule und Dobschadel (Döbschütz?) nach Döbeln.
<317>2. September 1757
In Colditz.
3. September 1757
In Grimma.
4. September 1757
In Rötha.
?? September 1757
In Pegau? (nach Ösfeld, nach unserer Handschrift kam der König erst den 5. nach Rötha, wo den 6. Rasttag war, und nahm erst den 7. sein Hauptquartier in Pegau 317-+, wo 200 feindliche Husaren standen, die sogleich verjagt und 1 Officier und 98 Mann gefangen wurden).
7. September 1757
Der König an den Marschall von Richelieu:
"Rötha ce 7. Septb.
Je sens, Monsieur le Duc, que l'on ne Vous a pas mis dans le poste, où Vous êtes, pour négocier.
Je suis cependant persuadé que le neveu du grand Cardinal Richelieu est fait pour signer des traités, comme pour gangner des batailles.
Je m'adresse à Vous par un effet de l'estime, que Vous inspirez à ceux, qui ne Vous connoissent pas même particulièrement. Il s'agit d'une bagatelle, Monsieur; de faire la paix, si on le veut bien. J'ignore quelles sont Vos instructons; mais dans la supposition qu'assureé de la repitdité de Vos pogrês, le Roi Votre maitre Vous aura mis ent état de travailier à la pacificaton de l'Allemagne. Je Vous adresser le Sieur D'Elchelet, dans lequel Vous pouvez prendre une confiance entière. Qouique les événements de cette année ne font pas esperer, que Votre cour conserver encore quelque disposition favorable pour Mes interêts. Je ne puis cependant pas Me persuader qu'une liaison, qui a durée 16 an<318>nées n'ait pas laissée quelque trace dans les esprits. Peut-être Je juge les autres par Moi-même.
Quoiqu'il en soit enfin, Je préfère de confier Mes interêts au Roi, Votre maître plutôt qu'à tout autre.
Si Vous n'avez, Monsieur aucune instruction rélative aux propositions, que Je Vous fais, Je vous prie d'en demander, et de M'informer de leur teneur.
Celui qui a merité des statues Gênes, celui qui à conquis l'ile de Minorque, malgré des obstacles immenses, celui qui est sur le point de subjuguer la Basse-Saxe, ne peut rien faire de plus glorieux, que de rendre la paix à l'Europe. Ce sera sans doute le plus beau de Vos lauriers. Travaillez y, Monsieur, avec cette activité, qui Vous fait faire des progrès si rapides, et soyez persuadé, que personne ne Vous en aura plus de reconnaissance, Monsieur le Duc, que Votre fidele ami
Frédéric."
Deutsch ist der Brief mitgetheilt in Archenholz Gesch. des siebenj. Krieges I. 162.
8. September 1757
In Unter-Nessa.
9. September 1757
In Naumburg, wo Östreichische Husaren vertrieben und 1 Officier und 26 Mann gefangen werden. Der König logirte in dem damals Schallerschen Hause.
11. September 1757
Geht der König über Döbeln, Grimma und Pegau und bei Kosen über die Saale, und kommt in Braunsroda an.
12. September 1757
In Neumark (Weimarisch).
13. September 1757
In Ilversgehofen unweit Erfurt.
14. September 1757
In Dittelstadt.
15. September 1757
Mittags kommen der König, der Prinz Heinrich und die Generale von Seidlitz und von Meinecke, unter Bedeckung des Meineckeschen Dragoner-Regiments in Gotha an. Auf dem so genannten Schlichten sah der König einem Scharmützel<319> der Preußischen Husaren mit den retirirenden Östreichern zu. Der König und sein Gefolge speisten beim Herzog. Um 5 Uhr geht der König nach Gamstädt, wo er auf dem Boden der Schenke übernachtet. (2te Handschrift).
16. September 1757
In Dittelstädt. Hier erhielt der König die Nachricht von dem unglücklichen Gefecht bei Moys, und von Winterfeld's Tod. (1te Handschrift).
17. September 1757
In Kerpsleben (Kerschleben?), Mainzisch. Hier blieb der Könnig bis den 28.
23. September 1757
Der König an d'Argens; Epitre. (S. Hinterl. Werke. 1789. VI. 226).
"Nun endlich ist das Loos geworfen, Freund!
Ermüdet von dem Schicksal, das mich quält.
Und von der Last des Unglücks, die mich beugt,
Bring' ich nun schneller zu dem Ziele mich,
Das unser Aller Mutter, die Natur,
Den elendsvollen Tagen meines Lebens
Mit allzu milder Hand gesetzet hat.
Mit festem Herzen, unverwandtem Blick,
Geh' ich nun bald zum frohen Hafen hin,
Der vor des Schicksals Sturm mich sichern soll.
Von aller Furcht befreit, zerreiß ich leicht
Den Faden, den an ihrer trägen Spindel
Der Parze Hand zu sehe verlängert hat;
Mir leihet ihre Kräfte Atropos,
Und nun dring' ich in jenen Nachen ein,
Der Fürsten, Hirten, ohne Unterschied
Zum Aufenthalt der ew'gen Ruhe bringt, etc.
Leb' wohl denn, Freund! Dich lehret dieses Bild,
Warum ich sterben will. O! glaube nicht.
Ich dürste nach der Götter Rang, wenn ich
Umschlossen bin von der Zerstörung Grab.
Die Freundschaft fodert Eines nur von Dir<320>In diesem Lied: Indeß ein Grab mich deckt.
Sollst Du, so lange noch auf dieser Welt
Die Sonne Deinen Tagen Licht gewährt,
Wenn nun aus seinem reichen Füllhorn Dir
Der Frühling aufgeschloßne Blumen beut,
Mein Grab mit Myrten und mit Rosen schmücken."
28. September 1757
Der König in Buttelstädt bis zum 11. Oktbr.
In diesem Monat schrieb der König die Epistel voller Klagen an seine Schwester Amalie. (Hinterl. W. VI. 223).
B.
7. September 1757
Gefecht bei Moys, die Östreicher unter Nadasti gegen die Preußen unter Winterfeld, welche zurückgetrieben werden. Die Östreicher verloren 1580 Mann, die Preußen 1999 Mann, 5 Kanonen, 5 Fahnen. Winterfeld ward tödtlich verwundet nach Görlitz gebracht, wo er den 8. früh um 3 Uhr in der verwittweten Zollbereiter Neumann Hause am Reichenbacher Thore starb.
8. September 1757
Convention geschlossen zu Kloster Zeven zwischen dem Herzog von Cumberland und dem Herzog Richelieu. Die Feindseligkeiten zwischen den Franzosen und der alliirten Armee sollten aufhören, die Hessischen, Braunschweigischen und Gothaischen Truppen in ihr Vaterland zurückkehren, und die Hannoverschen ruhig am jenseitigen Ufer der Elbe in Stade und in einem ihnen angewiesenen Distrikt bleiben. (Staatsschriften des Grafen zu Lynar. I. 555). Der König kam dadurch in die äußerste Verlegenheit. (Hinterl. Werke. III. 178-180).
11. September 1757
Die Russen ziehen sich nach ihrer Grenze zurück.
12. September 1757
Die Schweden eröffnen den Krieg mit dem Einmarsch in Pommern.
13. September 1757
Die Schweden in Anklam, Usedom, Wollin.
16. September 1757
17. September 1757
Die Östreicher fallen in Schlesien ein.
18. September 1757
20. September 1757
Herzog Ferdinand vertreibt die Franzosen aus dem Magdeburgischen und Halberstädtischen.
<321>23. September 1757
Die Schweden nehmen die Peenemünder Schanze und rücken in die Ukermark ein.
26. September 1757
Gefecht bei Barsdorf (Schlesisch), Nadasti gegen den Herzog von Bevern.
27. September 1757
Die Östreicher besetzen Liegnitz.
28. September 1757
Richelieu besetzt Halbersiadt aufs Neue.
Oktober.
A.
Oktober 1757
Der König in Buttelstädt (Weimarisch). (Der König in den hinterl. Werken III. 185 spricht hier, als sei er um diese Zeit in Erfurt gewesen, doch sind alle seine Briefe an den Herzog von Braunschweig bis zum 10. aus Buttelstädt datirt. S. Denkwürdigkeiten IV. So ist auch die Epistel an d'Argens: Erfurt, den 23. September, datirt, obgleich der König damals in Kerschleben war, wie alle seine übrigen Briefe beweisen).
9. Oktober 1757
Der König an Voltaire (als Antwort auf dessen bekannte Epistel: O Salomon du Nord, o Philosophe Roi etc.):
"Genug, ich bin ein Mensch, zum Leiden nur bestimmt. Der Strenge des Geschicks trotzt meine Festigkeit. Aber bei diesen Gesinnungen bin ich weit davon entfernt, den Cato und Otho zu verdammen. Der Letztere hatte in seinem Leben weiter keinen schönen Augenblick, als den, in welchem er starb.
Ja, glaube, wär' ich Arouet,
Und ein Privatmann, so wie er,
Dann g'nügte mir das Nöthige;
Fortunens Flattern sah' ich dann,
Und triebe meinen Spott damit.
Ich kenne ja der Pflichten Last,
Die Sorgen, welche Ehre giebt,
Und das Geschwätz der Schmeichelei,
Die langen Leiden aller Art,<322>Der Kleinigkeiten ganze Schaar,
An die man in der Größe Schooß,
Ob gern, ob ungern, denken muß.
Verächtlich ist mir eitler Ruhm,
Und ob ich Fürst und Dichter bin.
Wenn Atropos mit ihrem Stahl
Des Lebens Faden mir verkürzt,
Und mich zum Orkus sinken sieht -
Was kümmert mich die Ehre dann,
(Auch ist sie ungewiß) ob ich
Im Tempel der Unsterblichkeit
Nach meinem Tode lebend bin.
Nur ein Moment des Glückes wiegt
Wohl tausend Jahre Nachruhm auf.
In einem Lande, dem noch jetzt
Die alte Biedertreue blieb,
Kann Arouet, der Eremit,
In Frieden solch ein Weiser sein,
Wie Platon ihn gezeichnet hat;
Doch ich, vom Schiffbruch schon bedroht,
Ich trotze, weil ich muß, dem Sturm,
Und denke, leb' und sterb' als Fürst."
10. Oktober 1757
Erhält der König die Nachricht von dem Marsch des Östreichischen Generals Haddick nach Berlin.
11. Oktober 1757
Der König bricht nach Sachsen auf u. kommt in Eckartsberge an.
?? Oktober 1757
Der König an den Prinzen Heinrich. Ode:
- Dir, Volk Borussiens, tönt des Orakels Ruf,
Dir, das des Schicksals Hand mit ungemess'ner Noth
So schwer belastet hat.
O wisse, daß ein Staat, wenn seine Größe keimt,
Ganz ohne Wissen nie, die siegerfüllte Bahn
Von seinem Glück vollbringt.
<323> Dies widrige Geschick von Unglück und von Ruhm
Erfüllt das große Buch der Zeiten tausendfach
Mit Wechsel, reich an Schmerz,
Ein Glück, das ewig sich in seinem Glanz erhält.
Entfliehet unserm Wunsch, und das Geschick bewahrt
Es den Unsterblichen.
Dem festen Muthe weicht ein jeder Widerstand,
Verzweiflung rettet nur, mit Edelmuth vereint,
In hoffnungsloser Noth.
Was endet nicht die Zeit? Was bleibt am Gipfel stehn?
Und oftmals wird ja selbst das Unglück schon der Quell
Von heiß ersehntem Glück, etc.
Diese Ode ist zwar in den hinterlass. Werken VI. 184: "Eckartsberge, den 6. Oktbr." unterschrieben, allein an diesem Tage war der König bestimmt in Buttelstädt. Daß er sie aber nicht hier, sondern in Eckartsberge geschrieben, scheint aus dem Schlusse der Ode hervorzugehen, wo er von der nahen Saale spricht.
13. Oktober 1757
Von Eckartsberge nach Naumburg an der Saale (in den Denkwürdigk. für Kriegsgesch. IV. 154 steht irrig der 23. Oktbr.)
14. Oktober 1757
In Weissenfels.
15. Oktober 1757
In Leipzig angekommen, Mittags nach 11 Uhr; um 3 Uhr ließ er den Professor Gottsched zu sich rufen, und unter, hielt sich mit ihm über verschiedene Materien, besonders über Deutsche Sprache, und äußerte, indem er in Rousseau's Schriften eine Ode aufschlug, daß es sehr schwer sein würde, dieselbe mit gleicher Schönheit und Kürze, Deutsch zu geben etc. Gottsched erbot sich zu dem Versuch, und sandte dem König am andern Tage gegen Abend die Übersetzung. Eine Stunde später erhielt er eine Antwort von des Königs Hand in Versen. (Diese, so wie die Gottschedsche Übersetzung der Ode, und eine Erzählung sowohl von dieser ersten Unterredung des Königs mit Gottsched, als von der zweiten<324> am 26. Oktbr., findet man in der Zeitschrift: "Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit." Leipzig, 1758. Februar 4, 5 u. 6, desgleichen auch in der: "Vollständige Gelehrtengeschichte des Philosophen auf dem Thron." Leipzig, 1764. II. 255 etc., und in: "Denkwürdigkeiten Friedrich's d. Gr." 1759. III. 254 etc., 264 etc. Damit ist zu vergleichen:
"Nicolai's Anecdoten." Heft III. 286).
Als der König in Leipzig angekommen, bezog er das Apelsche Haus, wo der Prinz von Preußen gewohnt hatte, der nun in den Gasthof zum blauen Engel gezogen war, dann aber seine Wohnung im Hohmannschen Hause nahm. Als der König erfuhr, daß der Prinz krank sei, besuchte er ihn mehrere Male, und ordnete ihm auch zwei der geschicktesten Ärzte zu, nämlich die Doctoren Ludwig und Hebenstreit. ES wurden auf Befehl des Königs zwei Schildwachen vor das Haus gestellt, damit der Prinz vor dem Getümmel mehr geschützt werden könnte.
Elegie.
"In dieser Welt ist alles Eitelkeit!
Mir schmeichelt Eigenliebe wahrlich nicht,
Doch seh' ich ohne Furcht den Wechsel, den
Das undankbare Glück mich treffen läßt.
Zu viel ertrug ich, müde bin ich nun.
Das Beispiel mehr als Eines Sokrates
Zeigt mir den offnen Pfad zur Unterwelt. etc."
17. Oktober 1757
Der König früh von Leipzig nach Eulenburg.
18. Oktober 1757
In Torgau.
19. Oktober 1757
In Annaberg bis zum 20.
Auf diesem Marsch wurde dem König der Rückzug der Östreicher unter Haddick von Berlin gemeldet. (1te Handschrift).
20. Oktober 1757
In Groswig bis zum 24.
25. Oktober 1757
In Eulenburg.
<325>26. Oktober 1757
In Leipzig. An diesem und den folgenden Tagen unterhält sich der König wieder mit dem Professor Gottsched (s. oben) bis den 30ten.
30. Oktober 1757
In Lützen.
31. Oktober 1757
In Weissenfels.
In diesem Monat schrieb der König die Jeremiade über die Convention von Kloster Zeven, doch kann es nicht, wie in den Deutschen Suppl. Bd. I. 196 angegeben ist, am 4. Oktbr. in Rötha geschehen sein, denn die Convention wurde erst am 8ten geschlossen
B.
3. Oktober 1757
Der Prinz Moritz von Dessau und Markgraf Karl rücken in Leipzig ein; mit ihnen kam auch der Prinz von Preußen an, welcher die Königl. Zimmer (im Apelschen Hause) bezog. Markgraf Karl logirte in der hohen Linde.
5. Oktober 1757
Verließ der Prinz Moritz mit seinem Corps Leipzig.
14. Oktober 1757
Der Doctor April in Regensburg will dem Preuß. Gesandten von Plotho die fiscalische Citation insinuiren, der sie aber anzunehmen sich weigert. Das (höchst komische) Notariats-Instrument, welches Dr. April über den Hergang dieses Vorfalls in breitem, altjuristischem Stil aufgesetzt hat, findet man in dem Buche: Gesammelte Nachrichten und Urkunden über den im Jahr 1756 in Deutschland entstandenen Krieg. o. O. 1759. 4. Bd. S. 587-592.
16. Oktober 1757
Der Hof von Berlin begiebt sich der Sicherheit wegen nach Spandau.
16. Oktober 1757
Der Östreichische General Haddick rückt, nach einigen kurzen Gefechten mit der sehr schwachen Besatzung, in Berlin ein.
17. Oktober 1757
Haddick verläßt, nachdem er 200000 Thlr. Brandschatzung erhalten, Berlin.
Die interessantesten Nachrichten über diesen Vorfall findet man in: Biester's Berliner Blätter, 1797, Dezember-Stück, und 1798, Februar-Stück, desgl. in: Neue Berliner Monatsschrift, 1803, August-Stück.
<326>18. Oktober 1757
Der Prinz Moritz von Dessau trifft mit seinem Corps in Berlin ein.
18. Oktober 1757
Der Hof kehrt aus Spandau nach Berlin zurück.
19. Oktober 1757
Geht der Hof nach Magdeburg.
24. Oktober 1757
Der Prinz von Hildburghausen fodert den Feldmarschall Keith in Leipzig auf, die Stadt zu übergeben, was dieser abschlug.
26. Oktober 1757
Die Engländer annulliren die Convention von Kloster Zeven.
27. Oktober 1757
Schweidnitz von den Östreichern belagert.
November.
A.
1. November 1757
Der König in Dehlitz am Berge.
2. November 1757
In Schladeback und dann nach Weissenfels.
3. November 1757
In Braunsdorf.
4. November 1757
In Roßbach. Hier wohnte der König im Herrenhause.
Ein Brief aus Roßbach, an den (damals abwesenden) Gutsbesitzer, erzählt von des Königs Aufenthalt daselbst unter anderm Folgendes: "Den 5ten früh um 8 Uhr gingen Ihro Majestät der König auf den Boden des hiesigen Herrnhauses, allwo einige Ziegel ausgezogen worden, und sahen, wie die Reichs, und Französische Armee aus ihrem Lager nach Gröst zu zogen. Ungefähr in einer Stunde stand schon die halbe Armee in den Leyhischen, Alansdorfer und Roßbacher Feldern, und zog sich immer nach Pettstädt. Ihro Maj. sahen immer durch das Perspectiv, und mir wurde die Gnade, immer bei Ihnen bleiben zu dürfen, und Ihnen die Wege zu nennen, so die Reichs- und Französische Armee ging. Endlich speisten Ihro Maj. bis 2 Uhr, alsdann gingen Sie wieder auf den Boden, und wurden gewahr, baß sich die feindliche Armee bis Pettstädt an dem Opstädter Hölzchen dergestalt wendete, als wenn sie nach Lundstädt wollte, wobei sie kanonirte, daß die Kugeln über uns wegflogen. Halb 3 Uhr hieß es: Marsch! in aller Eil, und um 3 Uhr war Preußischer Seits alles aufgepackt, und zum Hofe hinaus lt. Diese<327> Nacht (vom 5ten zum 6ten) blieb der König in Burgwerben etc."
5. November 1757
Schlacht und Sieg des Königs bei Roßbach über die Franzosen, unter Soubise, und die Reichstruppen, unter dem Prinzen von Hildburghausen. Es fochten hier circa 22360 Preußen gegen 60000 Franzosen und Reichstruppen. Der Preußische Verlust betrug 91 Todte, 274 Verwundete. Der Feind verlor 356 an Todten und 7000 Mann wurden gefangen 327-+.
6. November 1757
Der König verfolgt den Feind über Freiburg. Hauptquartier Spielberg. - Gedicht des Königs: Abschied von der Kreisarmee etc. Bei Lebzeiten des Königs gedruckte Werke. Berlin, Decker. V. 199.
8. November 1757
In Freiburg.
9. November 1757
In Merseburg.
10. November 1757
In Leipzig. Hier besucht der König den bei Roßbach verwundeten Französischen General Cüstine.
13. November 1757
In Eulenburg.
14. November 1757
15. November 1757
In Torgau. An den Marquis d'Argens:
"Dies Jahr, lieber Marquis, ist für mich schrecklich gewesen. Um den Staat zu retten, versuche und wage ich unmögliche Dinge. Allein um meinen Endzweck zu erreichen, bedarf ich in der That mehr als jemals Beistand von den Mittelursachen. - etc. Den Abbé (de Prades) habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich, sehr undankbar. - etc. Ihre Franzosen haben Grausamkeiten verübt, die der Panduren würdig waren, es sind nichtswürdige Plünderer etc. Leben Sie wohl, lieber<328> Marquis. Vermutlich liegen Sie im Bette, wachsen Sie darin nicht an, und erinnern Sie Sich Ihres Versprechens, mich im Winterquartiere zu besuchen. Noch haben Sie Zeit auszuruhen, denn bis jetzt weiß ich nicht, wo ich unser Rendezvous bestimmen soll. Es geht mir, wie dem Mithridat, mir fehlen nur zwei Söhne und eine Monime. Leben Sie wohl, liebenswürdiger Faulenzer."
16. November 1757
In Mühlberg.
17. November 1757
In Großenhayn, wo er den Fall von Schweidnitz erfährt.
18. November 1757
19. November 1757
In Königsbrück.
20. November 1757
In Camenz.
21. November 1757
In Bautzen.
22. November 1757
In Maltiz.
23. November 1757
In Görlitz bis den 25ten.
25. November 1757
In Naumburg am Queis. Hier erhielt der König die Nachricht, daß der Herzog von Bevern am 22ten bei Breslau eine Schlacht verloren habe. Der König logirte auf dem Schlosse. In Deutmannsdorf (Schlesisch).
27. November 1757
In Lobedau.
28. November 1757
In Parchwitz bis den 4. Dezbr.
B.
14. November 1757
Die Festung Schweidnitz wird von den Östreichern, nach der Capitulation vom 12ten, übernommen. Kriegsgefangen waren 4 Generale, 193 Officiere, 5650 Mann.
22. November 1757
Schlacht bei Breslau; der Herzog von Bevern wird von dem Prinzen Karl von Lothringen geschlagen. Es fochten circa 28400 Mann Preußen gegen 80000 Mann Östreicher. (Tempelhof I. 302, 310). Die Preußen verloren 9800 Mann, 36 Kanonen, 5 Fahnen; die Östreicher 6200 Mann. Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, hatte wahren Heldenmut!) in dieser Schlacht bewiesen. ( Tempelhof I. 307).
24. November 1757
Der Herzog von Bevern wird von den Östreichern (dem Hauptmann Dragoni) gefangen genommen.
<329>24. November 1757
Breslau, unter Lestewitz, geht mit Capitulation an die Östreicher, unter Karl von Lothringen, über.
24. November 1757
Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel übernimmt das Commando der (alliirten) Armee in Westphalen.
Dezember.
A.
3. Dezember 1757
Der König in Parchwitz. Schreibt an den Cleveschen Münzdirector (Geh. R. von Diest?), der sich auf seinen Befehl ins Holländische begeben hatte, und überschickt ihm 16 verschiedene selbst entworfene Punkte, die in das genaueste Detail der Sache gingen, woüber er bei der damaligen Münzverpachtung an Juden Erläuterung geben soll.
4. November 1757
In Neumark. Hier wird ein Östreichisches Corps vertrieben und die Bäckerei genommen.
5. November 1757
An diesem Tage wurden alle Vorbereitungen zu einer großen Schlacht getroffen. Vor Anfang derselben (gegen 12 bis 1 Uhr) hielt der König an seine versammelten Generale und Staabsofficiere folgende Rede:
"Ihnen, meine Herren, ist es bekannt, daß es dem Prinzen Karl von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen, und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein Theil von Schlesien, meine Hauptstadt, und alle meine darin befindlich gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren gegangen, und meine Widerwärtigkeiten würden aufs Höchste gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbegränztes Vertrauen in Ihren Muth, Ihre Sündhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben. Ich erkenne diese dem Vaterlande und mir geleisteten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens. Es ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine große, ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle<330> mir daher, Sie werden bei vorfallender Gelegenheit nichts an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fodern berechtigt ist. Dieser Zeitpunkt rückt heran, ich würde glauben, Nichts gethan zu haben, ließe ich die Östreicher in dem Besitz von Schlesien. Lassen Sie es Sich also gesagt sein, ich werde gegen alle Regeln der Kunst, die beinahe drei Mal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens; alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen, und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist Alles verloren, wir müssen den Feind schlagen, oder uns Alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich - so werde ich handeln. Machen Sie diesen meinen Entschluß allen Officieren der Armee bekannt, bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden, und kündigen Sie ihm an, daß ich mich berechtigt halte, unbedingten Gehorsam von ihm zu fodern. Wenn Sie übrigens bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie gewiß Sich dieses Vorzugs nicht unwürdig machen, ist aber Einer oder der Andere unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden.
Schon im Voraus hielt ich mich überzeugt, daß Keiner von Ihnen mich verlassen würde, ich rechne also ganz auf Ihre treue Hülfe und auf den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben, und Sie für Ihre mir geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ins Lager und niederholen Ihren Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört haben.
Das Regiment Kavallerie - sagte er weiter - welches nicht gleich, wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen, und<331> mache es zu einem Garnison-Regiment. Das Bataillon Infanterie, das, es treffe worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Montirung abschneiden. Nun leben Sie wohl, meine Herren; in Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder."
Nach Chapuis: Kurze Darstellung des Preußischen Staats. Berlin, 1818. S. 82, ist der Ort, wo der König diese Rede hielt - zwischen Neumark und Leuthen - jetzt noch mit einer Birke bezeichnet.
Gegen 1 Uhr Mittags begann die eigentliche Schlacht bei Leuthen; sie dauerte bis zum Anbruch der Nacht. Die Östreicher, unter dem Prinzen Karl von Lothringen, wurden gänzlich geschlagen. Die Östreicher, ohne die Hülfstruppen, verloren 6574 Mann an Todten und Verwundeten, darunter 3 Generale, 21500 Gefangene, 131 Kanonen, 51 Fahnen, 4000 Wagen. Der Preußische Verlust betrug an Todten und Verwundeten ungefähr 5500 Mann. Es fochten in dieser Schlacht 35 bis 36000 Preußen gegen mehr als 80000 Östreicher, Sachsen, Würtemberger etc.
So wie die Preußen am Morgen des 5ten mit hohem Muth und großem Vertrauen, unter Anstimmung des Verses (aus dem Liede: O Gott, Du frommer Gott etc.): Gieb, daß ich thu' mit Fleiß etc., welchen Gesang die Feldmusik begleitete, ausgezogen waren, so stimmten auch nach erfolgtem Siege einige Bataillons der noch in dunkler Nacht auf dem Schlacht, felde campirenden Armee von selbst den Gesang: Nun danket Alle Gott etc. an, und bald fiel, von Dankgefühl durchdrungen, die ganze Armee mit ihrer Feldmusik ein. -
Der König ging noch in finstrer Nacht nach Lissa 331-+, wo er viele Östreichische Generale und andere Officiere, die hier<332> ebenfalls ein Unterkommen gesucht hatten, überraschte, und sie mit den Worten begrüßte: "Bon soir, meine Herren! kann man hier auch noch unterkommen?"
Für diesen großen Rettungssieg dankte der König der Armee, und belohnte viele hohe und niedere Officiere. Den Prinzen Moritz ernannte er auf dem Schlachtfelde zum Feldmarschall, und viele Officiers erhielten den Orden pour les mérites.
5. Dezember 1757
Der König in Lissa.
6. Dezember 1757
In Neukirchen.
8. Dezember 1757
In Dürrgoy. Hier schrieb der König das launige Gedicht: Abschied von der Kaiserlichen Armee und dem Feldmarschall Daun nach der Schlacht bei Lissa (Leuthen). Hinterlassene Werke VII. 101.
19. Dezember 1757
Der König an den Marquis d'Argens:
"Ihre Freundschaft verführt Sie, mein Lieber; im Vergleich mit Alexander bin ich nur ein Stümper, und Cäsar'n bin ich nicht werth die Schuhriemen aufzulösen. Die Noth, diese Mutter der Betriebsamkeit, hieß mich handeln, und bei verzweifelten Übeln auch zu eben solchen Mitteln greifen etc. - Die Verrätherei des Abbé (de Prades) hat mir wehe gethan, übrigens ist die Sache nur zu gewiß; die Bestechung ist diesen Winter in Dresden geschehen, er hat mich schändlich verkauft, und da er sich bei meiner Armee befand, von Allem, was zu seiner Wissenschaft kam, dem Feinde sogleich Nachricht gegeben. Seit ich ihn habe festnehmen lassen, sind meine Anschläge geheim geblieben, und Alles ist besser gelungen. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis, Sie wissen, daß ich Sie liebe. Versagen Sie mir nicht den Trost, den ich in Ihrer Gesellschaft finde, und besuchen Sie mich bald."
Anmerk. Der König hat zwar diesen Brief aus Breslau datirt, allein Breslau war noch am 20ten von den Östreichern besetzt, und erst an diesem Tage wurde die Capitulation geschlossen. Der König hatte die Gewohnheit, wenn er in ei<333>nem Dorfe nahe einer großen Stadt sein Hauptquartier hatte, seine Briefe öfter von letzterer zu datiren. Ein Brief des Königs an den Herzog von Braunschweig in dieser Zeit ist datirt: Près de Breslau ce 20 Décembre 1757. So verhält es sich in mehreren Fällen, z. B. bei Erfurt etc. (S. oben Oktbr.).
20. Dezember 1757
Gedicht des Königs: An die Zertreter. (Bei Lebzeiten gedr. Werke. Deckersche Ausgabe V. 202).
21. Dezember 1757
Der König zieht in Breslau ein.
21. Dezember 1757
Der König schreibt an die Kaiserin Maria Theresia und trägt ihr den Frieden an. Diesen Brief ließ er ihr durch den kriegsgefangenen Fürsten von Lobkowitz überbringen. Er steht Französisch in: Oeuv. div. Philosphe de Sanssouci s. l. 1761. T. III. 131, und Deutsch in: Vermischte Werke d. Philosophen von Sanssouci. 8. 1. 1761. 3. Thl. S. 148.
An diesem Tage hatte der König eine Unterredung mit dem Doctor Tralles, wie aus dessen Schrift: Tralles aufrichtige Erzählung seiner mit König Friedrich und: etc. Maria Theresia: etc. gehabten Unterredungen, Breslau, 1789, S. 20 hervorgeht.
22. Dezember 1757
Der König wohnt dem Gottesdienst in der Elisabethkirche zu Breslau bei, wo der Inspector Burg die Dankpredigt hält, welche nachher bei Korn in Breslau in Druck erschien.
23. Dezember 1757
Der König in Canth.
24. Dezember 1757
In Lahsen.
25. Dezember 1757
In Striegau bis den 31ten. Am 28ten schrieb hier der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth:
Ich athme, theure Schwester, endlich nun
Von neuem, und ich athme nur für Dich.
Nimm an dies Opfer ohne Werth, Dir beut
Mein Herz es an; es ist das einzige,
Das ich Dir darzubringen jetzt vermag,<334> Die Du mir Beistand warst, und ein Asyl,
Du meine Gottheit, meine Retterin! etc.
(H. W. VI. 232).
26. Dezember 1757
Der König an den Marquis d'Argens:
"Sie können mir glauben, mein lieber Marquis, daß mir Ihr Schreiben viel Vergnügen gemacht, nicht nur der Freundschaft wegen, die Sie mir darin bezeigen, sondern auch, weil ich solche große Lust habe, Sie wieder zu sehen. Ihre Reise können Sie ganz nach Ihrer Bequemlichkeit anstellen; ich habe Jäger ausgesucht, die ich nach Berlin geschickt, um Sie zu begleiten. Machen Sie kleine Tagereisen, und bleiben die erste Nacht in Frankfurt, die zweite in Crossen, die dritte in Grüneberg, die vierte in Glogau, die fünfte in Parchwitz, die sechste in Breslau. Ich habe befohlen, daß man die Pferde bestellen, daß man die Stuben unterwegs heizen und schöne junge Hühner an allen Orten für Sie bereit halten soll. Ihre Stube in dem Hause, wo Sie wohnen werden, ist tapezirt und hermetisch verdichtet, es wird Ihnen kein Zugwind und kein Geräusch beschwerlich fallen etc. Könnte mich irgend noch Eitelkeit anwandeln, so müßte es bei Ihren Briefen geschehen. Aber, mein Lieber, wenn ich mich recht betrachte; so gehen drei Viertel von Ihrem Lobe ab. Alles, was Ihre Beredsamkeit so gern an mir erheben will, besteht in weiter Nichts, als in ein wenig Entschlossenheit und viel gutem Glück. Sie werden mich noch gerade so wiederfinden, wie Sie mich verlassen haben, und können versichert sein, daß alle die Dinge, die in der Ferne so sehr ins Auge fallen, in der Nähe oft sehr klein sind. Kurz, mein Lieber, das Vergnügen, Ihre Gesellschaft zu haben, ist das Einzige, worauf ich mich freue. etc."
31. Dezember 1757
Der König aus Strigau in Breslau bis den 14. März 1758. Hier kam der Marquis d'Argens beim König an.
In diesem Jahre erschienen von des Königs kleinen Aufsätzen etc. (Fliegende Blätter): Schreiben eines Sekretärs des<335> Grafen Kaunitz an einen Sekretär des Grafen Kobenzel. (Deutsche Supplemente Bd. 3. S. 207).
B.
10. Dezember 1757
Breslau von den Preußen belagert.
20. Dezember 1757
Geht Breslau an die Preußen über. Die Östreichische Besatzung, welche kriegsgefangen wurde, bestand aus 14 Generalen, 63 Staabs- und 629 Subalternen-Officieren und 17000 Unterofficieren und Gemeinen
26. Dezember 1757 bis 28. Dezember 1757
Erobern die Preußen Liegnitz wieder.
30. Dezember 1757
Schloß Harburg ergiebt sich den Alliirten.
31. Dezember 1757
Wird in Schlesien der nexus parochialis zwischen den Katholiken und Evangelischen aufgehoben.
In diesem Jahre erschienen die zu damaliger Zeit sehr viel gelesenen Bauerngespräche. Sie erregten auch die Aufmerksamkeit des Feindes, und als die Östreicher 1760 in Berlin waren, forschten sie sehr eifrig nach dem Verfasser. Das erste Bauerngespräch, unter dem Titel: Ernsthaftes und vertrauliches Bauern-Gespräch, gehalten im Schultzen-Gericht zu R. und W. in plattdeutscher Sprache, 1757, war dem damaligen Hofbuchdrucker R. L. Decker im Manuscript von unbekannter Hand zugesandt worden, mit der Auffoderung, es zu drucken. Er that es, und es wurden davon in kurzer Zeit 15000 Exemplare verkauft. Decker wartete lange auf die Zuschickung der Fortsetzung; da diese aber nicht erfolgte, so entschloß er sich, sie selbst zu liefern. Es erschienen nun noch 12 Fortsetzungen, die eben so reißend Abgang fanden, da sie jedoch nur in einzelnen Bogen erschienen, so haben sich nur wenige complette Exemplare erhalten, die jetzt zu den Seltenheiten gehören. Es giebt davon auch Exemplare in hochdeutscher Sprache. Der wahre Verfasser des ersten Bauerngesprächs ist nie bestimmt bekannt geworden, es ist jedoch ein gewisser Sekretär oder Registrator Grünne in Berlin dafür gehalten worden. In den alten Berliner Adreß<336>kalendern findet sich ein Johann George Grüne, welcher "Rentmeister, wie auch Registratur bei'm Ober-Directorio der Invaliden" gewesen, und 1763 ein eigenes Haus in der Mittelstraße bewohnt hat.
Chodowiecki hat einen Kupferstich geliefert, welcher einen Mann und eine Frau vorstellt, die damals in den Straßen Berlins umherzogen, und der Mann, die Bauerngespräche, die Frau, Chansons zum Verkauf ausschrieen.
Die Carnevals-Lustbarkeiten fielen dies Jahr aus.
Anmerkungen zum Jahre 1757.
Obgleich eine ausführliche Lebensgeschichte des Feldmarschalls von Schwerin, eines, als Mensch wie als Feldherr gleich hochachtungswürdigen Helden, noch nicht erschienen ist, so fehlt es doch nicht an allgemein bekannten Nachrichten von den merkwürdigsten Ereignissen aus seinem Privat, und öffentlichen Leben. Eine interessante biographische Skizze befindet sich in des Dr. Pauli Allg. Preuß. Personal-Chronik. Berlin, 1820. Nr. 35 u. 36. Wir begnügen uns daher, nur einige, theils nicht sehr bekannte, theils an andern Orten nicht ganz richtig gegebene Nachrichten hier aus sichern Quellen aufzunehmen.
Bei dem Östreichischen Campement, im Jahre 1776, ließ der Kaiser Joseph von den Truppen die Manövres ausführen, wie sie in der denkwürdigen Schlacht am 6. Mai 1757 bei Prag Statt gefunden hatten, und zwar geschah dies auf dem nämlichen Terrain, welches damals Östreicher und Preußen mit ihrem Blute getränkt hatten. Der Kaiser befehligte das Armeecorps, welches die Preußen vorstellte, und der General Laudon das andere der Östreicher. Nach beendigtem Manövre - es war am 7. September - sagte der Kaiser: "Nun müssen wir auch noch dem Schwerin die letzte Ehre erweisen." Er ritt nun mit seinen Generalen nach der Stelle, wo Schwerin erschossen worden war; hier ließ er von 5 Grenadier-Bataillons ein Quarré formiren, und aus dem kleinen Gewehr und der Artillerie eine dreimalige Salve abfeuern, wobei er jedesmal zum Zeichen der Achtung für den gebliebenen Helden den Hut abnahm.
<337>Im Jahr 1824 ließen Preußische Officiere auf ihre Kosten dem Helden, auf derselben Stelle, wo er erschossen ward, ein Denkmal errichten. Man findet eine Beschreibung und Abbildung davon in Gubitz Gesellschafter, 1832, Nr. 19, Bemerker Nr. 2. Es trägt die Inschrift: Hier fiel und starb den 6. Mai 1757 als Held Curt Christoph Graf von Schwein, Königlicher Preussischer General-Feldmarschall. Geboren im Jahre 1684. Auf der Rückseite steht: Errichtet im Jahre 1824.
Zehn Jahr später ward in der Königl. Eisengießerei zu Berlin ein neues Denkmal Schwerin's nach Schinkel's Zeichnung verfertigt, und nach Böhmen zur Aufstellung gesandt.
Wer vermag die Folgen zu berechnen, die eingetreten sein würden, wenn nicht der Scharfblick und die Entschlossenheit des Sächsischen Officiers der Schlacht eine solche Wendung gegeben, Daun sich wirklich zurückgezogen und die Preußen das Feld behauptet hätten! - Höchst wahrscheinlich hätte sich Prag mit der eingeschlossenen Armee von 50000 Mann ergeben müssen, und der Friede wäre vielleicht noch in demselben Jahre erfolgt. - Es wird daher wohl nicht unerwünscht sein, mit dem Mann, durch den ganz andere Ereignisse herbeigeführt wurden, etwas näher bekannt zu werden.
Ernst Ludwig von Benkendorf war eigentlich ein geborner Unterthan des Brandenburgischen Hauses; er war nämlich den 5. Juni 1711 zu Anspach geboren, wo sein Vater Hofmarschall am Markgraflichen Hofe war. Einer seiner Brüder, Johann Friedrich, diente auch in der Preußischen Armee, wurde 1757 Major, commandirte ein Grenadier-Bataillon, und nahm als Oberslieutenant seinen Abschied. Jener war in Sächsische Dienste getreten, wo er im Juli 1733 bei der Kursächsischen Garde du Corps als Souslieutenant angestellt wurde. Vorher hatte er - da ihn sein Vater anfänglich für den Civildienst bestimmt - von seinem 16. bis zum 19. Jahre in Jena siudirt. Als die Garde du Corps von 12 Compagnien auf 8 gesetzt wurde, mußte Benkendorf einstweilen ausscheiden, und erhielt auf ein Paar Jahr Urlaub, mit Beibehaltung von 36 Thlr. monatl. Tractament. Bei An<338>fang des ersten Schleichen Krieges, wo Sachsen mit Preußen verbündet war, würde er bei dem Kürassier-Regiment Maffei als Rittmeister wieder angestellt (1741), und bald nachher zu dem Regiment Chevaurlegers des Prinzen Karl versetzt, bei welchem er den zweiten Schlesischen Krieg, wo die Sachsen auf Östreichischer Seite standen, mitmachte. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges stand das Regiment mit noch drei andern Kavallerie-Regimentern in Polen, und entging also der Katastrophe bei Pirna, wo sich die ganze Sächsische Armee dem König von Preußen ergeben mußte.
Diese 4 Regimenter erhielten nun Befehl, Polen zu verlassen, und nach dem Östreichischen zu marschiren. Im Mai 1757 trafen sie in dem Östreichischen Lager bei Olmütz ein, mußten aber gleich nach Eingang der Nachricht von der verlornen Schlacht bei Prag weiter gehen, um die von Daun zusammengezogene Armee zu verstärken. Ende Mai rückten sie in das Lager bei Malleschau zu dem Corps des Grafen Nadasti. Die nun Statt gehabten Operationen der Östreicher, und auch Benkendorf's (der inzwischen Oberstlieutenant geworden war) Thätigkeit dabei, erzählt Tempelhof I. 207, 216 etc., wo Benkendorf immer mit B. bezeichnet ist.
Benkendorf zeichnete sich während des ganzen Krieges bei allen Gelegenheiten sehr aus, und erhielt 1765, nachdem er 26 Jahr bei dem Prinz Karlschen Regiment gestanden, und mehrere Jahre dessen Commandeur gewesen war, das Bitzthumsche Kürassier-Regiment als wirklicher Chef. Nachdem er auch den Feldzug von 1778 mitgemacht hatte, wurde er (1788) zum Chef der Garde du Corps ernannt. Er starb als General der Kavallerie in seinem 90. Jahre am 5. Mai 1801.
Januar 1758.
A.
Januar 1758
Der König in Breslau.
22. Januar 1758
Die Prinzessin Amalie, die Gemalinnen des Prinzen Ferdinand und des Prinzen Eugen von Würtemberg kommen nach Breslau. Der König giebt mehrere Feste.
<339>24. Januar 1758
Feier des Geburtstags des Königs. Er nimmt von den anwesenden Prinzen, Generalen etc., fremden Ministern etc., Königl. und städtischen Behörden die Gratulation an.
B.
5. Januar 1758
Die Anklamer Fährschanze von den Preußen erobert.
5. Januar 1758
Kommt die Königin aus Magdeburg wieder in Berlin an.
11. Januar 1758
Die Franzosen überrumpeln Halberstadt und brandschatzen es.
16. Januar 1758
Die Franzosen überrumpeln Bremen.
22. Januar 1757
Die Russen, unter Fermer, besetzen Königsberg in Preußen.
24. Januar 1758
Die Königl. Behörden in Königsberg, und bald nachher das ganze Herzogthum, müssen der Kaiserin von Rußland den Eid der Treue schwören.
27. Januar 1758
Die Preußen besetzen Wismar.
31. Januar 1758
Werden in Königsberg der Preußische Adler von dem Post, und andern öffentlichen Gebäuden abgenommen, und der Russische Adler angeheftet.
Der Herr von Catt kommt um diese Zeit in Breslau bei'm König an.
Februar.
A.
Februar 1758
Der König in Breslau.
24. Februar 1758
Der König bereist die verschiedenen Postirungen, auch die Blokade von Schweidnitz.
26. Februar 1758
Der König wieder in Breslau.
B.
5. Februar 1758
Die Preußen besetzen Rostock.
7. Februar 1758
Die Prinzessin Amalie kommt aus Breslau nach Berlin zurück.
12. Februar 1758
Die Preußen nehmen Regenstein.
12. Februar 1758
An diesem Tage wurden die in der Schlacht bei Leuthen eroberten 55 Fahnen durch ein Detaschement vom Lestewitzischen Infanterie-Regiment mit klingendem Spiel in das Berliner Zeughaus gebracht.
<340>17. Februar 1758
Die Östreicher nehmen Troppau wieder.
20. Februar 1758
Die Hannoveraner erobern Rothenburg.
23. Februar 1758
Der Erbprinz von Braunschweig erobert Schloß Hoya.
24. Februar 1758
Die Franzosen verlassen Bremen.
25. Februar 1758
Der Russische Großkanzler Bestuschef wird abgesetzt und verhaftet.
26. Februar 1758
Die Franzosen räumen Braunschweig, Wolfenbüttel, Hannover, Hildesheim, Goslar, den 28ten auch Göttingen.
Diesen Monat kamen von den bei Roßbach gemachten Gefangenen die Marschälle de Rouge und d'Ailly, und der Oberst vom Regiment Royal, Lorraine von Rouvrai in Berlin an.
März.
A.
15. März 1758
Der König von Breslau nach Ramenau und Neuhof.
16. März 1758
In Zedlitz.
18. März 1758
In Reichenau und Landshut.
20. März 1758
In Kloster Grüssau bis den 18. April.
B.
3. März 1758
Kabinetsordre des Königs, in welchen Fällen die katholischen Geistlichen von den Evangelischen kein Decem, Garben, Brote und dergleichen Abgaben erhalten sollen.
3. März 1758
Die Franzosen verlassen Nimburg, den 7ten Osnabrück.
13. März 1758
Die Preußen erobern die Peenermünder Schanze wieder.
14. März 1758
Die Alliirten erobern Minden.
19. März 1758
Die Franzosen verlassen Hameln, den 16ten Rinteln. Die Franzosen räumen Emden, den 20ten Hannoverisch Minden, den 21ten Cassel, den 24ten Münster, den 26ten Marburg etc.
April.
A.
April 1758
Der König in Grüssau.
6. April 1758
Ode an den Herzog Ferdinand von Braunschweig über den<341> Rückzug der Franzosen ("fait à Grussau le 6 d'Avril 1758"). (Deutsche Ausgabe der hinterl. Werke. VI. 185. Oeuv. VII. p. 115).
19. April 1758
Der König in Schwengfeld.
21. April 1758
In Nimptsch.
22. April 1758
In Münsterberg bis den 23sten.
24. April 1758
In Glatz.
25. April 1758
In Neisse bis den 27sten.
27. April 1758
In Neustadt.
28. April 1758
In Sauerwitz.
29. April 1758
In Troppau.
B.
9. April 1758
Die Alliirten überrumpeln Schloß Bentheim.
11. April 1758
Preußen schließt mit England einen Subsidien-Traktat. (Wenk Codex III. 173).
12. April 1758
Die Preußen erobern Schweidnitz wieder unter General von Treskow. Die Östreichische Besatzung, unter dem General-Feldmarschall von Thürheim, 173 Officiere und 5000 Gemeine sind Kriegsgefangene.
15. April 1758
Die Preußen verlassen Rostock und ganz Mecklenburg.
24. April 1758
Die Russen fallen bei Bütow in Hinterpommern ein.
Mai.
A.
1. Mai 1758
Der König in Siczersdorf (Mährisch), Alt-Zeschdorf.
2. Mai 1758
In Gibau.
3. Mai 1758
In Starnau.
4. Mai 1758
In Littau.
5. Mai 1758
Marsch nach Oleschau und zurück nach Littau.
7. Mai 1758
Von Littau nach Asmeritz.
7. Mai 1758
In Asmeritz bis den 10ten.
11. Mai 1758
In Schmirsitz (Lager bei Prosnitz).
12. Mai 1758
Besichtigt der König die Belagerungsanstalten vor Olmütz, war auch in Oleschau, dann nach Schmirsitz zurück.
<342>13. Mai 1758
Der König nach Prödlitz, Abends nach Schmirsitz zurück.
21. Mai 1758 bis 22. Mai 1758
Nachtmarsch des Königs bis Konitz, nach Schmirsitz zurück.
In diesem Monat schrieb der König die Epistel an Phyllis im Namen eines Schweizers. (Hinterl. W. VII. 103).
B.
27. Mai 1758 bis 28. Mai 1758
In der Nacht werden die Laufgräben vor Olmütz eröffnet.
29. Mai 1758 bis 30. Mai 1758
Der Feldmarschall Keith befehligt die Belagerung, während der König in seiner Stellung (Lager bei Prosnitz) sie deckt. In der Nacht setzt das Scheitersche Freicorps (von der alliirten Armee) von Duisburg aus über den Rhein.
Juni.
A.
3. Juni 1758
Der König in Klein-Lattein bis den 9ten.
9. Juni 1758
Der König geht von Klein-Lattein zum Belagerungscorps vor Olmütz und zurück.
15. Juni 1758
Von Klein-Lattein wieder zum Belagerungscorps, wo er bei dem Feldmarschall speist - dann zurück nach Klein-Lattein.
18. Juni 1758
Um diese Zeit scheint das Hauptquartier zwischen Schmirsitz, Klein-Lattein und Prosnitz öfter gewechselt zu haben. Nach Tempelhof II. 84-94 scheint es, daß der König um diese Zeit gewöhnlich in Prosnitz gewesen. Nach der: Samml. ungedr. Nachrichten, Thl. 2, S. 366, war der König den 21sten in Schmirsitz, desgleichen den 28sten ebendaselbst, und ließ er hier das Regiment Prinz von Preußen manövriren. Im 3. Thl. S. 456 der Samml. ungedr. Nachr. heißt es nach dem 28sten: "In der Nacht brannte das Hauptquartier des Königs zu Schmirsitz ab, wobei seine Maj. und Dero Suite wenig eingebüßt haben."
19. Juni 1758
Erfuhr der König den am 12ten in Oranienburg erfolgten Tod seines Bruders, des Prinzen von Preußen, August Wilhelm.
20. Juni 1758
Schreibt der König "aus dem Lager bei Prosnitz" an den Feldmarschall von Kalkstein in Berlin:
<343>"Mein lieber Marschall! Eine Reihe von Unglücksfällen, welche mich seit einigen Jahren verfolgt, hat mir so eben einen Bruder entrissen, den ich, trotz des Kummers, den er mir gemacht, zärtlich geliebt habe. Sein Tod legt mir die traurige Pflicht auf, für seine Kinder zu sorgen, und bei ihnen Vaterstelle zu vertreten. Meine Entfernung, und die großen Angelegenheiten, in die ich verwickelt bin, verbieten mir, ihrer Erziehung mich völlig zu widmen; aber ich beschwöre Sie bei der treuen Anhänglichkeit, die Sie immer für meinen Vater und den Staat, wie bei der Freundschaft, welche Sie für den Verstorbenen gehabt, und, wie ich mir schmeichle, auch für mich haben, Ihre Aufmerksamkeit auf die Erziehung dieser armen Kinder zu richten. Sie wissen, von welcher Wichtigkeit es für mehrere Millionen Menschen ist, daß jene in rechtlichen Grundsätzen, und in den, unserer Staatsverfassung gemäßen Gesinnungen erzogen werden. Obwohl Ihre Gesundheit schwach ist, hoffe ich doch, mein lieber Marschall, daß Sie als Vaterlandsfreund in meiner Abwesenheit meine Obliegenheiten erfüllen werden. Sie werden dadurch eine ewige Verbindlichkeit an so viele andere, die ich Ihnen habe, reihen, und die hohe Achtung und Dankbarkeit noch vermehren, mit welcher ich bin,
mein lieber Marschall,
Ihr treuer Freund
Friedrich."
Christoph Wilhelm von Kalkstein war 1682 in Preußen geboren. Er stand in Hessischen Kriegsdiensten, wo er sich in dem Spanischen Erbfolgekrieg rühmlichst auszeichnete. König Friedrich Wilhelm I. zog ihn in seine Dienste, und ernannte ihn zum Oberstlieutenant, im Jahr 1718 ward er Oberst, und 1719 Unterhofmeister bei dem Kronprinzen, nachherigem König Friedrich d. Gr. Dies blieb er bis 1729, wo er das Rutowskysche Regiment erhielt, welches in neuerer Zeit von Möllendorf hatte.<344> Er machte die beiden ersten Schlesischen Kriege mit, und starb am 2. Juni 1759 im 77. Jahr seines Lebens und im 42sten seiner dem Preußischen Hause geleisteten Dienste.
28. Juni 1758
Der König in Schmirsitz.
B.
2. Juni 1758
3. Juni 1758
Geht der Herzog Ferdinand bei Emmerich mit der Armee über den Rhein.
11. Juni 1758
Die Preußen verlassen Bamberg.
12. Juni 1758
Der Prinz von Preußen August Wilhelm stirbt in Oranienburg.
18. Juni 1758
Die Preußen heben die Blokade von Stralsund auf. Schlacht und Sieg der Alliirten bei Crefeld, unter dem Herzog Ferdinand, gegen die Franzosen, unter Clermont. Es fochten hier 33000 Mann Alliirte gegen 47000 Franzosen. Die Ersteren verloren 2960 Mann, die Letzteren 3967 Mann. Der Erbprinz von Braunschweig erobert Roermond. Die Östreicher, unter Laudon, greifen bei Domstadtl, einem Flecken im (Mährisch) Olmützer Kreis, einen Preußischen Transport an, welcher große Vorräthe von Proviant, Munition etc. zur Belagerungs -Armee nach Olmütz bringen sollte. Es langte daselbst nur ein geringer Theil an. Nach Östreichischen Berichten sind über 1000 Wagen und 6 Kanonen in ihre Hände gefallen, auch haben sie viele Gefangene gemacht.
Juli.
A.
1. Juli 1758
Der König läßt sämtliche Generale und Staabsofficiere zu sich in's Hauptquartier Schmirsitz kommen, macht ihnen den Verlust des Transports bei Domstadt bekannt, und daß er nun genöthigt sei, die Belagerung von Olmütz aufzuheben, fodert sie zur Tapferkeit etc. auf, und theilt ihnen die Disposition zum Rückmarsch mit. (Tempelhof II. 138).
2. Juli 1758
Der König in Bretschina.
3. Juli 1758
In Tribau bis den 4ten.
<345>5. Juli 1758
In Zwittau.
6. Juli 1758
In Leutomischel (Böhmisch).
9. Juli 1758
In Hruschowa (Hohenmauth).
10. Juli 1758
In Holitz.
11. Juli 1758
In Lhota.
12. Juli 1758
In Rockitta.
14. Juli 1758
In Königingräß.
16. Juli 1758
In Opotschna.
23. Juli 1758
In Rohenitz.
25. Juli 1758
In Königingrätz - Lager bei Rohenitz.
30. Juli 1758
In Jessenitz.
B.
2. Juli 1758
Die Belagerung von Olmütz wird aufgehoben.
Die leichten Truppen der Russen brechen in die Neumark ein.
In Pommern breiten sich die Russen mehr aus.
7. Juli 1758
Der Graf von Contades übernimmt an Clermont's Stelle das Obercommando über die Französische Armee. Der Erbprinz von Braunschweig nimmt Düsseldorf.
10. Juli 1758
Der Russische General Demikow macht einen Angriff auf Driesen.
14. Juli 1758
Die Schweden erobern Anklam wieder.
17. Juli 1758
Die Franzosen, unter Soubise und dem Herzog von Broglio, rücken wieder in Hessen ein, nachdem sie vorher den Prinzen von Isenburg bei Sangerhausen geschlagen hatten.
23. Juli 1758
Die Franzosen besetzen Cassel.
23. Juli 1758
Die ersten Englischen Truppen landen an der Ems.
24. Juli 1758
Die Franzosen besetzen Minden, Göttingen, Nordheim etc.
27. Juli 1758
Die Schweden nehmen die Peenermünder Schanze wieder.
Die Reichsarmee rückt in Sachsen ein.
Nach Aufhebung der Belagerung von Olmütz soll, wie Thiebault in: mes Souvenirs etc. I. 219 erzählt, der König das durch den prachtliebendon Grafen Hoditz 1) berühmte Roswalde incognito besucht haben. Dies ist aber gewiß falsch. Roswalde liegt in Östreichisch-Schlesien, an<346> der Grenze von Preußisch-Schlesien. Der König nahm aber seinen Rückweg von Olmütz ganz nach der entgegengesetzten Seite, nämlich nach Böhmen. Früher und später war der König viel näher an Roswalde, als er in Troppau und Jägerndorf stand. Also mag wohl dieser Besuch, der übrigens wirklich Statt gefunden hat, zu einer anderen Zeit geschehen sein. Es ist auch überdies gar nicht glaublich, daß der König jetzt sich von der auf dem Rückmarsch begriffenen Armee entfernt haben, und überhaupt unter solchen Umständen Zeit und Lust gehabt haben sollte, den Vergnügungen in Roswalde nachzugehen.
August.
A.
August 1758
Der König in Jessenitz.
3. August 1758
In Klenny (bei Scalitz).
4. August 1758
In Wisocka.
5. August 1758
In Radisch.
7. August 1758
In Wernersdorf (Böhmisch).
8. August 1758
In Kloster Grüssau (Schlesisch) bis den 10ten.
In Grüssau schrieb der König (am 10ten) an seinen Bruder Heinrich:
"Der morgende Marsch gegen die Russen, wie die Ereignisse des Krieges, können alle Arten von Unfällen herbeiführen, und es kann leicht geschehen, daß ich getödtet werde. Ich habe geglaubt, daß es meine Pflicht sei, Sie von meinen Maßregeln in Kenntniß zu setzen, um so mehr, da Sie der Vormund, mit unumschränkter Gewalt, unsers Neffen sind.
1) Wenn ich getödtet bin, müssen auf der Stelle alle Armeen meinem Neffen den Eid der Treue schwören.
2) Man muß fortfahren mit aller Kraft zu handeln, damit der Feind keine Veränderung im Commando (dans le commendement) gewahr werde.<347> 3) Was die Finanzen betrifft, so muß ich Ihnen sagen, daß alle diese Verwirrungen, welche darin zuletzt entstanden, besonders die, welche ich noch vorhersehe, mich genöthigt haben, die Englischen Subsidien anzunehmen, welche aber erst im Monat Oktober gezahlt werden.
4) In Betreff der Politik, so ist es gewiß, daß wenn wir uns nur diesen Feldzug gut halten, der Feind, müde, geschwächt und erschöpft durch den Krieg, der Erste sein wird, den Frieden zu wünschen, aber wenn man gleich nach meinem Tode eine Ungeduld und ein heftiges Verlangen nach Frieden zeigt, so wird dies das Mittel sein, ihn sehr schlecht zu erhalten, und man wird genöthigt sein, von denen Gesetze anzunehmen, die uns besiegt haben."
Zu gleicher Zeit übersandte der König auch dem Minister von Finkenstein eine geheime Instruction, wie es gehalten werden solle, falls er das Unglück haben sollte, im Felde zu bleiben.
10. August 1758
11. August 1758
In Landshut.
11. August 1758
In Rhonstock.
12. August 1758
In Liegnitz.
13. August 1758
In Heitzendorf.
14. August 1758
In Dalkau.
16. August 1758
In Wartenberg.
17. August 1758
In Plothow.
18. August 1758
In Crossen.
19. August 1758
In Ziebingen.
20. August 1758
In Frankfurt. Hier logirte der König in der Lebuser Vorstadt, bei einer Predigerwittwe. Er trat oft vor die Thür, und hörte das Beschießen der Stadt Cüstrin von den Russen.
21. August 1758
In Gürgast.
22. August 1758
In Güstebiese. Hier ging der König mit der Armee über die Oder. "Während der König auf der Höhe hielt, wurde er von Landleuten (die außerordentlich durch die Russen gelitten<348> hatten), besonders von Bauerweibern und Kindern aus Güstebiese, umringt, die ihn ihren Vater, ihren Retter nannten, und bei dem Zudrängen, seinen Rock zu küssen, einander bald umliefen." (Tempelhof 1. 221). Abends in's Hauptquartier nach Clossow. Hier spricht der König den Besitzer des Guts, einen Herrn von Mörner.
24. August 1758
In der Neudammer Mühle, wo er die Nacht bis zum 25sten zubringt. Lager bei Darmiezel. (S. meine Beiträge etc. I. 489 ad 17). Hier nimmt der König den Hegemeister Zöllner (den Vater des berühmten Consistorialraths) an, ihm den andern Tag zum Führer zu dienen.
25. August 1758
Schlacht bei Zorndorf. Des Morgens halb 4 Uhr ließ der König die Armee aufbrechen. Die Schlacht begann um 9 Uhr Vormittags und endete 8½ Uhr Abends. Der König siegt über die Russen unter Fermor. Diese verloren 941 Officiers, darunter 5 Generale, und 20590 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen, 103 Kanonen und 27 Fahnen und Standarten, ein Paar Pauken und eine Menge Bagage. Der Preußische Verlust bestand in 324 Offfcieren, 11061 Mann, 26 Kanonen und einigen Fahnen. Die Stärke der Preußischen Armee am Tage der Schlacht war 30 bis 32000 Mann, die der Russischen circa 50000 Mann. (Tempelhof II. 235 etc.) 348-+.
Der König brachte die Nacht vom 25sten-26sten auf dem Schlachtfelde unter einem Zelte zu. Die Armee blieb unter dem Gewehr. Die Russen zogen sich erst in der Nacht vom 26sten-27sten nach Kamin zurück.
<349>25. August 1758
Der König meldet dem Minister von Finkenstein den Sieg in folgendem Schreiben: "den 25sten bei Cüstrin und Tamsel."
"Wir haben so eben die Russen geschlagen. Die Bataille hat 9 Stunden gedauert, und ist sehr blutig gewesen, ich kann Ihnen von Allem noch keine Rechenschaft (raison) geben, weil es Nacht ist etc."
27. August 1758
Der König recognoscirt die Stellung der Russen, und nach ihrem Abmarsch bezieht die Preußische Armee ein Lager bei Wilkersdorf. Hauptquartier in Tamsel.
B.
1. August 1758
Im Königl. Garten zu Charlottenburg blühet eine Aloe, deren Stiel 18 Fuß hoch ist, an welchem 25 Zweige herausgetrieben sind, deren jeder etliche 90 Blumen hat.
2. August 1758
Der Russische General Fermor überschreitet von Meseritz aus die Preußische Grenze mit einer großen Armee, und nimmt sein Lager bei Königswalde in der Neumark
4. August 1758
Die Östreicher fangen an die Festung Neisse einzuschließen, unter de Ville.
10. August 1758
Geht die Russische Armee durch Landsberg a. d. W., den 13ten und 14ten in's Lager bei Groß-Kamin.
12. August 1758
Ein Russisches Corps unter General Stoffeln rückt vor Cüstrin.
15. August 1758
General Stoffeln bombardirt die Stadt Cüstrin und legt sie fast ganz in Asche.
16. August 1758
17. August 1758
Fangen die Russen an, vor der Festung eine Art Parallele zu führen, und fodern den Commandanten auf, die Festung zu übergeben.
23. August 1758
24. August 1758
Bei Annäherung des Königs heben die Russen die Belagerung von Cüstrin auf.
25. August 1758
Schlacht bei Zorndorf.
26. August 1758
Die Russische Armee, unter Fermor, geht nach Groß-Kamin, und bald nachher, den 31sten, nach Landsberg a. d. W. zurück, wo sie bis den 19. Septbr. blieb.
<350>26. August 1758
Beginnt die Belagerung der Festung Neisse durch die Östreicher.
29. August 1758
Der General von Zieten verjagt die Östreicher aus Guben.
September.
A.
1. September 1758
Der König aus Tamsel nach Blumberg. Hauptquartier.
2. September 1758
Von Blumberg durch Cüstrin nach Manschnow (Mantschenow).
3. September 1758
In Müllrose.
4. September 1758
In Trebatsch.
5. September 1758
In Lübben.
7. September 1758
In Dobrilugk.
8. September 1758
In Elsterwerda.
9. September 1758
Über Großenhayn nach Groß-Dobritz.
10. September 1758
Verläßt Groß-Dobritz.
12. September 1758
In der Vorstadt von Dresden.
13. September 1758
Über Warnsdorf nach Schönfeld.
15. September 1758
Von Schönfeld in's Lager des Prinzen Heinrich in Gamich und wieder zurück.
16. September 1758
Der König marschirt auf Fischbach. Nachmittag nach Schönfeld zurück.
25. September 1758
In Hauswalde.
26. September 1758
In Ramenau bis den 7. Oktbr.
Den 28sten schreibt der König an Voltaire:
"Ich danke dem Einsiedler zu Délices 350-+ verbindlichst für den Antheil, den er an den Abenteuern des nordischen Don Ouixote nimmt. Letzterer führt die Lebensart herumziehender Komödianten, und spielt bald auf dieser, bald auf jener Bühne, wo er zuweilen ausgepfiffen, und mitunter auch wohl beklatscht wird. Das letzte Stück, das er gab, war die Thebaïde 350-++, denn kaum blieb noch der Lampenputzer am Leben.<351> Ich weiß nicht, was aus alle dem werden wird, glaube aber mit unsern ehrlichen Epikuräern, daß die Leute im Amphitheater glücklicher sind, als die welche auf der Bühne stehen: etc."
B.
3. September 1758
Die Schweden unter Hamilton rücken in Strasburg in der Ukermark ein.
4. September 1758
Die Reichstruppen nehmen Pirna.
5. September 1758
Der Preußische Oberst von Grappe übergiebt die Festung Sonnenstein durch Capitulation den Reichstruppen mit 1400 Mann, die kriegsgefangen sind, und 38 Kanonen.
6. September 1758
Die Schweden besetzen Prenzlow.
18. September 1758
Die Schweden besetzen Neu-Ruppin, Fehrbellin und Zehdenick.
28. September 1758
Die Schweden müssen Fehrbellin wieder verlassen, desgleichen auch Prenzlow.
30. September 1758
Die Preußen besetzen Bautzen.
30. September 1758
Der Östreichische General Harsch übernimmt das Commando der Belagerung der Festung Neisse.
Ein Östreichisches Corps schließt die Festung Kosel ein.
Oktober.
A.
7. Oktober 1758
Der König in Bautzen. Lager bei Kittlitz.
10. Oktober 1758
In Radewitz. Lager bei Hochkirch.
In diesen Tagen schrieb der König die Epistel an seine kranke Schwester, die Markgräfin von Baireuth, Friederike Sophie Wilhelmine. (Hinterl. Werke VI. 235).
"Zu allen Zeiten, theure Schwester, wird
Der Geist der schwachen, stumpfen Menschen schwer
Von seiner Sinne Joch bedrückt, und seufzt. etc. ist ein Stück von Racine, worin am Schluß fast alle spielenden Personen umgebracht werden.<352> Wenn bis zum Himmel meine Stimme dringt -
Erhört des liebevollen Herzens Wunsch;
Er ist so heiß! - Verleihet mir voll Huld
Das Eine Gut, um das ich je euch bat,
Und bitten will: Das theure Leben schützt
Dem schönsten Werke, das ihr jemals schuft!
Laßt blühende Gesundheit mit ihr geh'n,
Und immer gleiches Glück ihr Erbtheil sein. etc."
12. Oktober 1758
Schickt der König diese Epistel mit nachstehendem Schreiben an seine Schwester von Baireuth:
"Meine theuerste Schwester! Nehmen Sie die Verse, die ich Ihnen schicke, mit Gütigkeit an. Ich bin von Ihnen, von Ihrer Gefahr und meiner Erkenntlichkeit so voll, daß Ihr Bild, ich mag träumen oder wachen, Prosa oder Verse schreiben, immer gleich stark in meiner Seele herrscht, und alle meine Gedanken fesselt. Möchte der Himmel die Wünsche erhören, die ich täglich für Ihre Genesung thue. Kothenius (Leibarzt des Königs) ist unterweges. Ich werde ihn vergöttern, wenn er die Person rettet, die mir in der Welt am meisten am Herzen liegt, und die ich hochachte und verehre. Ich bin bis zu dem Augenblick, da ich meinen Leib den Elementen wieder geben werde, meine theuerste Schwester, Ihr etc."
An demselben Tag ging der König nach Weissenberg, die Stellung der Östreicher zu recognosciren, und zurück nach Radewitz.
14. Oktober 1758
Schlacht bei Hochkirch. Früh um 5 Uhr wurden die Preußen in ihrem Lager von den Östreichern unter Daun und Laudon überfallen. Obgleich die Preußen in ihren Zelten und unangekleidet überrascht und mit großer Übermacht angegriffen wurden, so sammelten sie sich doch bald unter ihren Fahnen, und kämpften mit großer Tapferkeit über 3 Stunden, aber die Übermacht war zu groß, sie mußten nach 8 Uhr den Rückzug antreten, der mit so großer Ordnung vollführt<353> wurde, daß der Feind nicht wagte, ihn zu stören. Die Östreicher hatten eine Macht von 90000 Mann versammelt, von denen 65000 dem Lager des Königs unmittelbar bei Kittlitz gegenüber standen. Die Preußen hatten überhaupt nur 42000 Mann, wovon anfänglich noch das Retzowsche Corps von 12000 Mann abging, das sich erst gegen Ende des Gefechts, wo man schon auf den Rückzug bedacht war, mit der Armee des König vereinigen konnte. Die Preußische Armee setzte sich bei Kreckwitz und Doberschütz, wo der König das Hauptquartier nahm. Der Verlust der Preußen war groß; sie verloren an Tobten und Vermißten oder Gefangenen 119 Officiere, 5381 Mann, 3470 Blessirte, überhaupt 246 Officiere, 8851 Mann, an Geschütz 101, darunter 52 schwere Kanonen, auch 28 Fahnen, 2 Standarten und den größten Theil der Zelte. Unter den Todten befanden sich der Feldmarschall von Keith 353-+, und der Prinz Franz von Braunschweig, Bruder der Königin. An ihren Wunden starben der Fürst Moritz von Dessau, uud die Generale von Krockow und von Geist.
Der Östreichische Verlust war ebenfalls beträchtlich; nach ihren eigenen Verlustlisten hatten sie an Todten und Verwundeten: 314 Officiere, darunter 5 Generale, und 5314 Gemeine, ohne die Vermißten. Außerdem waren 11 Officiere, darunter 1 General, und 300 Mann gefangen. Sie wagten auch nicht weiter etwas gegen die geschlagene Armee zu unternehmen. Der König sagte den Tag nachher: "Daun hat uns aus dem Schach gelassen, das Spiel ist nicht verloren; wir werden uns hier einige Tage erholen, alsdann nach Schlesien gehen und Neisse befreien."
Eine umständliche, besonders für Nichtmilitärs, sehr interessante Erzählung von diesem Überfall findet man in:<354> Küster's (damaligen Staabs-Feldpredigers) Bruchstücke seines Campagnelebens etc. Berlin, 1791.
An demselben Tage bestellte der König den Herrn von Catt zu sich. Dieser ging - wie er erzählt - mit großer Unruhe und Beängstigung Nachmittags gegen 3 Uhr zu ihm. Als ihn der König sah, kam er ihm entgegen, und deklamirte die Verse aus Mithridat (mit einigen Veränderungen, deren sich Catt nicht mehr erinnerte):
Enfin après un an, tu me revois Arbate
Non plus, oomme autre fois, cet heureux Mithridate
Qui de Rome toujours balançant les destin
Tenait entre elle et moi l'univers incertain.
Je suis vaincu; Pompée a saisi l'avantage
D'une nuit que laissait peu de place au courage;
Mes soldats presque nus, dans l'ombre intimidés;
Les rangs de toutes parts mal pris et mal gardés;
Le désorde partout redoublant les alarmes
Nous-mêmes contre nous tournant nos propres armes
Les cris que les rochers renvouaient plus affreux,
Enfin toute l'horreur d'un combat ténébreux.
Que pouvait la valeur dans ce trouble funeste?
Les uns sont morts, la fuit a sauvé tout le rest.
von Catt fühlte sich sehr beruhigt, als er sich in Versen angeredet sah, und der König nachher auch mit vieler Ruhe über das unglückliche Ereigniß sprach; dabei bedauerte er aber sehr den Verlust des Feldmarschalls Keith und des Prinzen von Braunschweig, und vergoß Thränen über ihren Tod 354-+.
<355>16. Oktober 1758
Erhält der König die traurige Nachricht von dem Tode seiner geliebtesten Schwester, der Markgräfin von Baireuth. Sie war an demselben Tage gestorben, an welchem der König die unglückliche Schlacht bei Hochkirch lieferte, und hatte also die obige Epistel und den Brief des Königs nicht mehr erhalten, von Catt, der um diese Zeit sehr oft bei'm König war, sagt: der Schmerz des Königs, als er die Trauerpost erhalten, war außerordentlich; mehrere Stunden - von Nachmittags 3 bis Abends 7 Uhr - wo von Catt bei ihm war, unterhielt sich der König mit ihm von Nichts, als von diesem für ihn so betrübenden Todesfall. Die Fensterladen in seinem Zimmer waren fast ganz geschlossen, und er brachte die Tage in der Dunkelheit zu. Er las allein und mit leiser Stimme, wider seine Gewohnheit, die Predigten von Bossuet, Flechier, Mascaron, und Joung's Nachtgedanken (die er sich von Catt geben ließ). Noch während der Winterquartiere in Breslau (Jan. od. Feb. 1759) setzte der König diese schwermüthige Lecture fort. Hier war es, wo Catt, als er den König wieder bei diesen Schriften fand, ihn, um ihn aufzuheitern, halb scherzend fragte: "Wollen Ew. Majestät sich ganz der Andacht ergeben?" worauf der König Nichts antwortete, aber einige Tage nachher, als von Catt wieder zu ihm kam, sagte er zu ihm: "Sie sind über meine Lecture erstaunt gewe<356>sen - hier haben Sie, was sie hervorgebracht hat." Dabei übergab er ihm eine auf Trauerpapier (schwarzgerändetes) geschriebene Schrift, welche eine Predigt über das letzte Gericht (Sermon sur le jugement dernier) und eine Lobrede auf den Schuhmachermeister Matth. Reinhard (Eloge de Matthieu Regnaud maître cordonnier) enthielt 356-+. Wie ein Anderer - der General von Retzow - (Charakteristik der wichtigsten Ereignisse des siebenjährigen Krieges I. 363) noch aus Catt's Munde gehört haben will, so hat dieser, nachdem er die Predigt gelesen, versucht, dem Könige Trost und Muth einzusprechen, und ihn auf frohere Aussichten zu führen, worauf ihm der König für seine Theilnahme gedankt und versichert habe, daß er nichts verabsäumen werde, um sich aus dem verworrenen Handel zu ziehen, in den er sich verwickelt sähe, und mit den bedeutenden Worten geschlossen habe: auf allen Fall führe ich etwas bei mir, um das Trauerspiel zu endigen.
Wie groß des Königs Schmerz damals gewesen, geht auch daraus hervor, daß er noch im Jahr 1763 zu d'Alembert sagte: der Tag, wo er die Nachricht von dem Tode seiner Schwester erhalten, sei der schrecklichste in seinem Leben gewesen, und er wisse nicht, wie er Kraft genug gehabt, zwei so grausamen Schlägen zu widerstehen, mit denen ihn das Schicksal auf einmal getroffen habe. (Eloge de Milord Maréchal par d'Alembert. 1779. p. 80).
<357>Im Garten zu Sanssouci hat der König einen offenen Tempel (Tempel der Freundschaft) von karrarischem Marmor erbauen und darin die Statue dieser seiner Schwester - in lebensgroßer, sitzender Stellung - ebenfalls von karrarischem Marmor aufstellen lassen. (Nicolai III. 1229).
An die Frau von Camas schrieb der König über den Tod seiner Schwester: - etc. "Es ist ein Verlust für alle rechtliche Menschen, denn meine Schwester war eine wahrhaft tugendhafte Person. Ich habe längst gewußt, daß die Menschen sterblich sind, - ich bin Zeuge gewesen, daß ihre Gesundheit immer mehr abnahm, aber das hindert nicht, daß ich aufs Lebhafteste den Verlust einer Schwester fühlen sollte, die mir der Tod gleichsam aus meinen Armen reißt. Die Natur, - eine zärtliche Freundschaft, eine aufrichtige Hochachtung, - alle diese Gefühle fodern ihre Rechte, und ich fühle, meine liebe Mama, daß ich mehr empfindlich als über-legend bin. Meine Thränen, mein Bedauern sind unnütz, ich weiß es, aber ich kann sie nicht unterdrücken."
In diesem Monat, oder in den ersten Tagen des Novembers, schreibt der König an Voltaire: "Von der Größe des Verlustes, den ich erlitten, haben Sie leicht auf meine Vetrübniß schließen können. Es giebt Unglücksfälle denen man durch Standhaftigkeit und etwas Muth abhelfen kann, aber es ereignen sich auch andere, gegen welche alle Starkmüthigkeit, womit man sich waffnen will, und alle Trostgründe der Philosophie nur leidige und unnütze Hülfsmittel sind. Zu dieser Art gehören die, womit mein unglückliches Schicksal mich in den mißlichsten und geschäftsvollsten Augenblicken meines Lebens zu Boden drückt. Ich bin nicht krank gewesen, wie man Ihnen gesagt hat, meine Leiden bestehen bloß in Hämorrhoidalkoliken, die zuweilen von Steinschmerzen begleitet werden. Wenn es auf mich angekommen wäre, so hätt' ich mich gern dem Tode geweiht, welchen Zufälle dieser Art über kurz oder lang verursachen, um dadurch derjenigen das Leben<358> zu retten und zu verlängern, die nun nicht mehr unter den Sterblichen wandelt. Lassen Sie ihr Andenken niemals erlöschen, und nehmen Sie, ich bitte Sie darum, alle Ihre Kräfte zusammen, um ihrem Ruhm ein Denkmal zu errichten. Sie brauchen ihr nur Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und werden, ohne von der Wahrheit abzuweichen, den reichhaltigsten und schönsten Stoff dazu finden. Ich wünsche Ihnen mehr Ruhe und mehr Glück als ich habe."
Voltaire sandte noch im Novbr. ein Gedicht: "Auf den Tod J. K. H. der Markgräfin von Baireuth" ein, das aber dem Könige nicht ganz genügte.
24. Oktober 1758
Der König in Ullersdorf.
25. Oktober 1758
oder 26. In Görlitz. Hier logirte der König zuerst im Brehmer Brauhofe, bei der Petrikirche, nachher in des verstorbenen berühmten Rectors Baumeister Garten, und der Prinz Heinrich im Modrachschen Garten358-+. Bricht der König von Görlitz auf und geht über Niederschönborn, Schönborn, Pfaffendorf und Lichtenau nach Lauban, wo den 31sten Ruhetag ist.
B.
Die Festung Kolberg wird von dem Russischen General Palmbach zur Übergabe aufgefodert. Der Preußische Major von der Heyde schlägt es ab.
<359>3. Oktober 1757
Die Östreicher vor Neisse.
4. Oktober 1757
Die Russen besetzen die Mündervorstadt von Kolberg und werfen einige Bomben in die Stadt. Der Commandant wird nochmals aufgefodert.
4. Oktober 1757
Treffen bei Lutterberg. Soubise schlägt den General Oberg.
5. Oktober 1757
Die Schweden verlassen Anklam und Demin.
6. Oktober 1757
Fangen die Russen das eig. Bombardement von Kolberg an.
11. Oktober 1757
Da das Bombardement die Übergabe nicht bewirkt hatte, so war noch ein Corps Russen von 6000 Mann von dem General Fermer nachgesandt worden, und nun die förmliche Belagerung angefangen.
14. Oktober 1757
Stirbt die Markgräfin von Baireuth, des Königs Schwester.
18. Oktober 1757
Die Schweden besetzen Anklam und Demmin auf's Neue.
26. Oktober 1757
General Harsch eröffnet die Laufgräben gegen Neisse, und läßt es beschießen.
29. Oktober 1757 bis 30. Oktober 1757
In der Nacht heben die Russen die Belagerung Kolberg's auf, marschiren nach Cöslin, doch bleibt noch ein Theil des Belagerungscorps vor der Festung.
31. Oktober 1757
Die Russen kehren zurück und beginnen die Belagerung von Neuem.
November.
A.
1. November 1757
2. November 1757
Der König in Löwenberg.
2. November 1757
In Pansen bei Jauer.
3. November 1757
In Jauernick.
4. November 1757
5. November 1757
In Girlsdorf. Der König an den Markgrafen von Baireuth (der den Brief des Königs vom 12. Oktbr. an die Markgräfin, welcher erst nach ihrem Tode angekommen war, demselben uneröffnet zurückgesandt hatte): "Mein lieber Markgraf. Ich schicke Ihnen diesen unglücklichen Brief, der nicht abgegeben worden ist. Sie werden darin sehen, was ich denke. Nach diesem schrecklichen Verlust ist mir das Leben verhaßter als jemals, und ich werde keinen glücklichen Augenblick mehr ha<360>ben, außer dann, wenn ich mit der vereinigt werde, die das Licht nicht mehr sieht. Ich bin mit aller möglichen Freundschaft etc."
Nach Backenberg, Tempelhof und Ösfeld war der König schon den 5ten in Groß-Nossen und den 6ten wieder in Girlsdorf.
6. November 1757
Der König in Groß-Nossen bei Münsterberg. Hier erhält er die Nachricht, daß Harsch die Belagerung von Neisse aufgehoben hat.
7. November 1757
Der König nach Neisse und zurück nach Groß-Nossen.
8. November 1757
In Schweidnitz.
11. November 1757
In Rohnstock.
12. November 1757
In Schönau.
13. November 1757
In Löwenberg.
15. November 1757
In Lauban.
16. November 1757
In Görlitz. Der König logirt im Baumeisterschen Garten, der Prinz Heinrich, Markgraf Karl und der Erbprinz von Hessen-Kassel in der Stadt.
17. November 1757
Der König von Görlitz nach Maltitz bei Weissenberg. Das Hauptquartier war in Maltitz.
18. November 1757
In Bautzen.
19. November 1757
In Pulsnitz.
20. November 1757
In Dresden.
In diesem Monat (der Tag und Ort ist nicht angegeben) schrieb der König an Voltaire: "Ich verdiene alle die Lobsprüche nicht, die Sie mir beilegen. Wir haben uns so so aus dem Handel gezogen, aber gegen die Menge von Menschen, der wir uns entgegensetzen müssen, ist es fast unmöglich, mehr zu thun. Wir find geschlagen worden, aber wir können sagen wie Franz I.: "Alles ist verloren, nur die Ehre nicht." - etc. Daun benutzte die Nacht, welche dem Muthe wenig Spielraum ließ etc. - etc. Vielleicht wird der Türke, christlicher gesinnt, als die katholich-apostolischen Mächte, nicht zugeben, daß politische Straßenräuber sich mit der An<361>maßung brüsten, Verschwörungen gegen einen Fürsten zu machen, der ihnen Nichts gethan hat. Leben Sie glücklich und beten Sie für unglückliche Geschöpfe, welche wahrscheinlich verdammt sind, weil sie sich genöthigt sehen, ohne Unterlaß Krieg zu führen." (Ob hier die Verschwörung gemeint sein mag, deren der König in den hinterl. W. III. 237 gedenkt, oder eine andere, vielleicht die in diesem Tagebuche S. 45 und 46 erwähnte, wissen wir nicht).
B.
1. November 1757
2. November 1757
Die Russen heben die Belagerung von Kolberg gänzlich auf.
6. November 1757
General Harsch hebt die Belagerung von Neisse auf, nachdem er schon vom 1sten an das schwere Geschütz etc. abführen zu lassen angefangen.
9. November 1757
Die Östreicher heben die Blokade von Kosel auf. Die Östreicher unter Daun berennen Dresden, worauf der Preuß. Commandant, General von Schmettau, die Vorstädte abbrennen läßt.
10. November 1757
Erscheinen sie wieder vor Kosel.
12. November 1757
In Berlin wird das neu erbaute große Arbeitshaus eingeweiht.
15. November 1757
Die Östreicher ziehen von Kosel gänzlich ab.
16. November 1757
Feldmarschall Daun hebt die Blokade von Dresden auf.
18. November 1757
Das Regiment Anhalt-Bernburg trifft auf feinem Marsch nach Dresden, über Belgern bei Wurschen, in Bautzen ein. Es wird der Körper des Feldmarschalls von Keith von Hochkirch geholt und in Bautzen beigesetzt.
22. November 1757
Die Franzosen verlassen Kassel.
Dezember.
A.
Dezember 1757
Der König in Dresden.
4. Dezember 1757
Der König ernennt, auf den Fall seines Todes, den Prinzen Heinrich zum unumschränkten Vormund und zum Generalissimus, so auch zum Chef aller Landes-Collegien.
<362>10. Dezember 1757
Der König kommt aus Dresden in Torgau an. Hier spricht er seine beiden Neffen (Söhne seines Bruders, des verstorbenen Prinzen von Preußen), die Prinzen Friedrich Wilhelm (nachherigen König Friedrich Wilhelm II.) und Friedrich Heinrich Karl.
11. Dezember 1757
Der König in Cotbus.
11. Dezember 1757
Der König befiehlt, daß der (vorstehend erwähnte) Prinz Friedrich Wilhelm den Titel: Prinz von Preußen erhalten soll, den dessen Vater gehabt hat.
12. Dezember 1757
In Sprottau.
13. Dezember 1757
In Parchwitz.
14. Dezember 1757
In Breslau.
21. Dezember 1757
Der König verfaßt die: "Betrachtungen über einige Veränderungen, die man in der gegenwärtigen Art Krieg zu führen vornehmen müßte." (Hinterl. Werke XII. 79-93).
23. Dezember 1757
Der König an den General Fouqué:
"Mein theurer Freund. Hier sende ich Ihnen das Schärflein der Wittwe. Nehmen Sie es so gern an, als gern ich es Ihnen gebe 362-+. Sie könnten in dieser Zeit der Drangsale dieser kleinen Beihülfe wohl benöthigt sein. Zugleich schicke ich Ihnen einige Betrachtungen 362-++, die einzigen Früchte, die ich in meinem letzten Feldzuge sammelte, etc."
?? Dezember 1757
Der König: "An den Lord Marschall 362-+++ über den Tod seines Bruders" (des Feldmarschall Jakob Keith. Nicht George, wie er in den hinterl. W. VI. 242 Note genannt wird).
Du weinest, theurer Lord? Dein bittrer Schmerz
Erheischet einen Helden, einen Freund,
Den liebevollen Bruder nun zurück?
Der Ruhm, der an des Todes Pforten ihn<363> Umschwebt, verherrlicht seinen Namen zwar;
Doch er gewähret keine Tröstung Dir. etc.
In dieser Noth,
In diesem allgemeinen Schmerz des Staats,
Dringt auch auf mein Geschlecht das Unglück ein etc.
O Tage der Verzweiflung! welch ein Schlag
Für mein Geschlecht! Er traf die Mutter, sie,
Die unserm Blute Stolz und Hoffnung gab;
Den Bruder noch im Lenz (bestimmt war ihm
Mein Rang); die Schwester mit der Heldenbrust,
Mit großem, allgewalt'gem Geist, an die
Auf jede Zeit mein Herz gefesselt war.
Wer solchen Qualen nicht erliegen soll,
Deß Seele muß gefühllos, ehern, wild,
Dem Rufe der Natur empöret sein,
Und niemals kannte sie die Freundschaft schon. etc.
Man lehret uns: Des Himmels Gott, den wir
Verehren, sei gerecht, sei gnadenvoll
Und gütig; - aber Freund, doch leiden wir.
Wie eint mit seinem Vatermitleid sich
Der Mensch, auf den das Elend lastend drückt? etc.
Ist denn des Lebens Gut entstellt, und nicht
Mehr, was es war - so gebt es ihr denn hin.
Ein jeder Erdensohn ist dessen Herr.
Der Unglückstage Faden sei zersprengt -
Ihr gebt das ganze Gut den Göttern dann
Zurück, das ihre Hand euch zugetheilt.
So denkt geheim im schrecklichen Geschick,
Das tief mich beugt - mein ewig festes Herz;
Mit Weihrauch quälet es den Himmel nicht.
Des Joches müde, von der Welt getäuscht,<364> Lebt es durch eine sichre Hoffnung nur:
Daß gänzlich mein Geschäft vollendet ist,
Wenn ich den Staat gerettet; daß ich dann
In Freiheit über mich gebieten darf.
Hier in dem Winterquartiere verfaßte der König auch die oben S. 356 erwähnte Predigt etc.
In diesem Jahre schrieb der König: Glückwunsch des Prinzen Soubise an den Feldmarschall Daun, wegen des von dem Papst erhaltenen geweihten Degens etc. (Deutsche Suppl. Bd. 3. S. 213).
B.
Anfangs dieses Monats bekam die Preußische Armee Befehl, in Sachsen die Winterquartiere zu beziehen, und die noch hin und wieder stehenden einzelnen feindlichen Corps zu vertreiben. Zu dem Ende marschirte der General von Hülsen nach Freiberg, die Generale von Knoblauch, von Itzenplitz und von Wedel nach dem Voigtlande, der General von Dohna nach Pommern, um die Schweden nach Stralsund zurück zu treiben.
Die Armee unter dem Markgrafen Karl bezog die Winterquartiere in Schlesien.
Die Reichsarmee zog sich nach Franken, Daun nach Böhmen.
7. Dezember 1757
Zweiter Freundschafts- und Subsidien-Vertrag Englands mit Preußen. (Wenk Codex III. 178).
30. Dezember 1757
Neuer Vertrag zwischen Östreich und Frankreich (Wenk Codex III. 185): "zur Schwächung der verderblichen Macht des Königs von Preußen."
Die Carnevals-Lustbarkeiten fielen auch dieses Jahr aus.
Anmerkung zum Jahre 1758.
Albert Joseph Graf von Hoditz, Kaiserl. Königl. Kämmerer, eben so berühmt durch den weit verbreiteten Ruf seines durch ihn phantastisch verschönerten Wohnsitzes Roswalde (den Sejour devin,<365> wie ihn Friedrich d. Gr. nennt) in Östreich-Schlesien (nicht in Mähren, wie Andere schreiben), und durch die vielen großen und abenteuerlichen Feste, die er daselbst mit ungeheuerm Kostenaufwand anstellte, als durch seine Verwandtschaft mit Friedrich d. Gr., und durch seinen Umgang mit diesem König, der ihm sehr gewogen war, ihn in Roswalde besuchte und mehrere Gedichte an ihn richtete, verdient es wohl, ihn näher kennen zu lernen.
Der Graf war am 16. Mai 1706 geboren. In seiner Jugend hatte er sich viele und mannigfache Kenntnisse erworben, und nachher durch Reisen nach Italien noch zu vermehren gesucht. Nach seiner Rückkehr verwendete er seine Zeit, seine Kenntnisse und alle seine Einkünfte darauf, Roswalde zu einem zauberischen Sitz aller Lust, und alles durch Kunst, Phantasie und geselligen Umgang erdenklichen Vergnügens umzuschaffen. Unter seinen zahlreichen Leibeigenen wurden die Fähigsten ausgesucht, und zu Musikern, Sängern, Tänzern und Schauspielern ausgebildet, andere wieder zu Handwerkern und Künstlern aller Art, welche in seinem weitläuftigen Park die erfoderlichen Gebäude und Anlagen nach seinen Ideen errichten und ausführen mußten, z. B. Häuser zu einer Liliput-Stadt, die von lauter Zwergen bevölkert war, Chinesische Gärten, Tempel, Wasserkünste, Seen und Kanäle, auf welchen Najaden ihr Spiel trieben, und Gondeln und Schiffchen sich bewegten, Theater, Grotten, Statuen und dergleichen; auch verfertigten sie die Maschinerien und die andern Apparate, welche zu den verschiedenen Festen erfoderlich waren, die in Komödien, Bällen, Concerten, Feuerwerken, Vorstellungen von Jahrmärkten, Bauerhochzeiten und Göttermahlen, Kriegs- und arkadischen Schäferscenen und dergleichen bestanden, und alle von seinen dazu einstudirten leibeigenen Unterthanen beiderlei Geschlechts, wobei auch Alte und Kinder nicht fehlten, ausgeführt wurden. Daß diese Alle in der den Vorstellungen angemessen nen Verkleidung erschienen, die nach Erfodern auch prachtvoll war, versteht sich schon von selbst.
Im Anfang des Jahres 1744 meldeten die Zeitungen von der Mährischen Grenze Folgendes: "Die von dem Reichsgrafen von Hoditz angestellten Fastnachtslustbarkeiten haben so großen Zulauf, wie<366> in irgend einer großen Stadt. Das dieserwegen von dem Herrn Grafen bekannt gemachte Reglement zeigt an, daß wöchentlich ein Ball gehalten werden soll, wobei alle Masken beiderlei Geschlechts erscheinen dürfen, jedoch behält der Adel die Freiheit, unmaskirt zu kommen. Bei den Tänzen sind gewisse Schranken zum Unterschied des Adels und der bürgerlichen Personen angewiesen 366-+. Jedem werden dabei Erfrischungen gereicht werden. Um 11 Uhr speiset der Adel, die bürgerlichen Personen aber werden in dem großen Saale aufs Beste bewirthet. Letztern ist auch freigelassen, in das Appartement des Adels zu gehen, um den vorgestellten Jahrmarkt und die spielenden Wasser zu sehen. Der Beschluß wird eine nachgeahmte Hochzeit sein. Man zählet etliche hundert vornehme Personen, die sich bei dieser Lust aus Böhmen, Mähren, Schlesien und Polen eingefunden, wobei Alle die vortreffliche Anordnung und Properte nicht genug bewundern können.
Viele sind selbst in dem hochgräflichen Schlosse logirt, welches so geräumig ist, daß bis hundert möblirte Zimmer darin sind. Man glaubt, es werden immer noch mehr Fremde ankommen. etc."
Hiernach wird man sich leicht einen Begriff von den ungeheuern Kosten machen können, die ein solcher Aufwand erfoderte, denn nicht allein zur Carnevalszeit, sondern auch außerdem fanden dergleichen Feste sehr oft Statt. Die Folgen konnten auch nicht ausbleiben; die Finanzen des vergnügungssüchtigen Grafen kamen endlich in so große Unordnung, daß er in seinen spätern Jahren mit vielen Sorgen zu kämpfen hatte. Der König entriß ihn denselben, und trug ihm an, zu ihm nach Potsdam zu kommen, wo er seine Tage sorgenfrei verleben könne. Dem Grafen war dies sehr willkommen, da er aber wegen Gebrechlichkeit des Alters die ganze Reise nicht füglich zu Lande machen konnte, so ließ der gutmüthige König ein Oderschiff überbauen, ein Paar kleine Zimmer darauf einrichten und mit vielen Bequemlichkeiten versehen, daß der Graf also nur den kleinsten Theil seiner Reise zu Wagen zu machen nöthig hatte, und dann sich einschiffen<367> konnte. So kam er denn in seinem siebzigsten Lebensjahr am 24. April 1776 wohlbehalten in Potsdam an. Hier lebte er nun heiter und sehr zufrieden, und starb am 18. März 1778. Er hatte in der letzten Zeit seine Wohnung in Potsdam in der Jägerstraße, zwischen der Pflugstraße und dem Kanal gehabt; auf Befehl des Königs erhielt dieser Theil der Jägerstraße im Jahr 1784 den Namen: Hoditzstraße, den sie auch noch jetzt hat.
Der Graf hatte sich in seinem 28. Jahre am 14. Juli 1734 mit der Wittwe George Wilhelm's, Markgrafen von Baireuth, Sophie, einer Tochter des Herzogs Johann Adolph von Sachsen-Weißenfels, vermählt. Sie war vorher zur katholischen Religion übergegangen, und stand bereits in ihrem 55. Jahre, als sie diese Verbindung schloß. Sie soll eine äußerst geistreiche Dame gewesen sein, und dieses scheint auch den Grafen gefesselt zu haben, denn Reichthümer hat sie wohl nicht besessen, da sie vom Wiener Hofe eine Pension angenommen hatte 367-+. Sie starb im Jahre 1750.
Als der König im Jahre 1770 nach Mähren reiste, wo er zu Neustadt mit dem Kaiser Joseph die bekannte Zusammenkunft hatte, machte er auch am 2. und 3. Septbr. in Roswalde dem Grafen einen Besuch, der ihm (wie der König an Voltaire schrieb) "die galantesten Feten von der Welt" gab. Daß der König früher schon einmal dort gewesen, wollen wir nicht bestreiten, doch ist es gewiß nicht bei'm Rückmarsch des Königs von Olmütz geschehen, und ganz unglaublich, daß der König während des Krieges auf dem Gute eines Kaiserlichen Kammerherrn, incognito, ohne alle Bedeckung und von seinen Truppen entfernt, aus bloßer Neugier einen Besuch machen, und unter dem Namen eines herumschweifenden Officiers (vague Officier) Aufnahme suchen werde, wie Thiebault a. a. O. erzählt. In welche Verlegenheit konnte der König kommen, wenn er erkannt wurde, und sein Wirth gut Östreichisch gesinnt war. Nach Thiebault's Erzählung, die sich übrigens recht angenehm lesen läßt, wurde der König von Hoditz auch wirklich erkannt, indeß, dieser war gut Preußisch gesinnt.<368> Die Unzuverlässigkeit Thiébault's, und die vielen Unrichtigkeiten in seinem Buche über Friedrich d. Gr. sind bekannt, es ist also auch Allem, was er hier von Hoditz und dem König erzählt, wenig Glauben zu schenken.
Im März des folgenden Jahres (1771) erwiederte der Graf von Hoditz den Besuch, und kam nach Potsdam, wo er bis Anfangs April verweilte. Um diese Zeit, den 26. März, war es, wo der König das Gedicht an ihn richtete, darin er sagt:
"Es ist wohl schön, dem Throne sich zu nah'n,
Doch schöner noch sein eigner Herr zu sein."
Eine Beschreibung der Herrlichkeiten, Sehenswürdigkeiten und wunderlichen Verschönerungen, zu denen auch die Kuhställe, Krippen, Milchkannen und Butterfässer gehören, findet man in dem Buche: Schattenrisse der Annehmlichkeiten von Roswalde. Aus dem Lateinischen des Herrn Hofrath Tralles. Breslau, 1776. 192 S. 8.
Januar 1759.
A.
Januar 1759
Der König in Breslau.
2. Januar 1759
Unter diesem Datum sieht der Brief des Königs an Voltaire, welchen wir bereits unter dem Monat November 1758 mitgetheilt haben, in den hinterl. Werk., Ausg. 1789, IX. 174. Wir haben jenen aus einer Ausgabe der Korrespondenz Friedrich's mit Voltaire genommen, welche auch Voltaire's Antwort darauf vom Dezbr. 1758 enthält. Hiernach wäre das Datum vom 2. Jan. falsch, gleichwohl ist dieser Brief hier: "Breslau" überschrieben, wo der König im November nicht war. In der Baseler Ausgabe der Oeuv. compl. de Voltaire fehlt sowohl der Brief des Königs, als auch Voltaire's Antwort. Da die andern Ausgaben von Voltaire's Werken uns nicht zur Hand sind, müssen wir es Andern überlassen, das Räthsel zu lösen.
<369>4. Januar 1759
Der König schreibt an Algarotti in Padua. Der Brief, d. d. Breslau, ist wörtlich gleichen Inhalts, wie der vorstehend erwähnte an Voltaire, bloß daß am Schluß, nach den Worten: "Leben Sie glücklich" noch folgt: "in Padua."
9. Januar 1759
Der König an Fouqué:
- etc. "So reich, wie Sie wohl denken, bin ich nicht, aber durch viele Industrie und Benutzung aller Resourcen habe ich den Bedarf für den Feldzug ausfindig gemacht. - etc. Was zu meiner Disposition übrig blieb, habe ich mit Ihnen und ein Paar Freunden getheilt. etc."
23. Januar 1759
Der König an Voltaire. - Die Verse auf den Tod der Markgräfin, welche Voltaire auf des Königs Verlangen verfertigt hatte, genügen ihm nicht, er verlangt "etwas Hervorstechenderes." - etc. "Man sagt: Apelles sei allein würdig gewesen, den Alexander zu malen, und ich glaube: nur Ihre Feder sei es werth, der, die ich ewig beweinen werde, diesen Dienst zu erweisen. - etc. Mit einem Wort: ich werde nicht zufrieden sterben, wenn Sie bei der traurigen Pflicht, die ich von Ihnen fodere, Sich nicht selbst übertreffen. Thun Sie Wünsche für den Frieden. Aber wenn ihn auch die Siegesgöttin zurückbrächte, so würde doch weder der Friede, noch der Sieg, noch Alles, was in der Welt ist, den grausamen Schmerz mildern, der mich verzehrt."
30. Januar 1759
Dieses Datum hat das (vom König verfaßte): "Päpstliche Breve an den Feldmarschall Daun." S. meine Beiträge II. 503.
B.
1. Januar 1759
Die Preußen nehmen Damgarten.
2. Januar 1759
Die Franzosen unter Soubise besetzen Frankfurt a. M.
3. Januar 1759
Stirbt der Generalmajor von Mayr in Plauen.
3. Januar 1759 bis 7. Januar 1759
Die Preußen besetzen die Insel Usedom, auch Wolgast, Triebsee, Greifswald.
<370>15. Januar 1759
Graf Dohna nimmt den Schweden Demmin wieder ab, und macht 1275 Mann zu Gefangenen.
21. Januar 1759
Ergiebt sich auch Anklam, 1421 Schweden werden gefangen.
Februar.
A.
Februar 1759
Der König in Breslau.
B.
1. Februar 1759
Die Leiche des bei Hochkirch erschossenen General-Feldmarschalls und Gouverneurs von Berlin, von Keith, kommt von Bautzen in Berlin an, und wird in der Köpnicker Vorstadtkirche niedergesetzt. Von hier aus fand am 3ten das feierliche Leichenbegängniß nach militairischem Gebrauch und unter Läutung aller Glocken Statt. Die Leiche ward nach der Garnisonkirche gebracht. (Spenersche Zeitung 1759. Nr. 16).
24. Februar 1759
Der Generalmajor von Wobersnow rückt mit einem Preußischen Corps in Polen ein, entwaffnet in Neissen (bei Lissa) die Garde des Fürsten Sulkowsky, und arretirt ihn, weil er auf eigene Hand Rüstungen gegen Preußen unternommen hatte. Er ward nach Glogau gebracht.
27. Februar 1759
28. Februar 1759
Die Reichstruppen übergeben Erfurt mit Capitulation an die Preußen.
März.
A.
2. März 1759
Der König in Breslau - schickt an Voltaire verschiedene Verse und Aufsätze. Aus dem Antwortschreiben Voltaire's vom 29. März (im Freimüthigen 1804, S. 150) sieht man, daß darunter auch die beiden Aufsätze: Über die Satyre, und die Lobrede auf den Schuster Reinhard gewesen sind). In seinem Briefe sagt der König unter andern: - etc. "Meine Verse sind nicht für das Publikum geschrieben. Ich besitze weder hinlängliche Imagination, noch bin ich der Sprache genug mächtig, um gute Verse zu machen, und die<371> mittelmäßigen sind unerträglich. Man duldet sie unter Freunden, und das ist auch Alles. etc.
Ich komme nun auf den Punkt, der Ihnen am meisten am Herzen zu liegen scheint, und gebe Ihnen mein Wort, nicht mehr an das Vergangene zu denken; aber lassen Sie vorher einen Mann (Maupertuis) in Frieden sterben, den Sie grausam verfolgt haben, und der nach aller Wahrscheinlichkeit nur noch wenige Tage zu leben hat. etc." - Dann fodert der König ihn nochmals auf, seiner verstorbenen Schwester ein Denkmal "in Prosa oder in Versen" zu stiften.
12. März 1759
Der König an Voltaire:
- etc. "Je älter man wird, desto mehr überzeugt man sich, daß Se. Majestät der Zufall drei Viertheile des Tagewerks in dieser elenden Welt verrichtet, und daß diejenigen, die sich die Klügsten dünken, die Thörigsten von der zweifüßigen unbefiederten Thierart sind, zu welcher wir zu gehören die Ehre haben."
Aus einem Antwortschreiben Voltaire's vom 27. März 1759 sieht man, daß er den Kammerherrnschlüssel und den Orden pour les mérites nicht wieder erhalten hatte, obgleich er seinen Freunden schreibt, der König habe ihm beides von selbst wieder zugeschickt. (Lettre à Darget. Lausanne ce 8 Janv. 1758 in: V. peint par lui même etc. p. 223).
24. März 1759
Der König aus Breslau, geht durch Schweidnitz, wo er den kranken General von Kyau besucht, und dann nach Rohnstock.
B.
2. März 1759
Der König läßt eine Erklärung wegen seines Einfalls in Polen und der Wegführung des Fürsten Sulkowsky zu seiner Rechtfertigung bekannt machen.
10. März 1759
Die Preußen verlassen Erfurt wieder.
12. März 1759
Der Generalmajor von Wobersnow kommt von seiner Expedition aus Polen, wo er die Russischen Magazine vernichtet hat, zurück.
<372>April.
A.
1. April 1759
Der König von Rohnstock nach Bolkenhayn.
5. April 1759
In Hirschberg, wo er bis den 6ten bei Herrn Kahl auf Kemnitz übernachtet, und wieder nach Volkenhayn zurückkehrt.
10. April 1759
Aus Volkenhayn in's Lager bei Landshut und zurück.
11. April 1759
Der König an Voltaire:
- etc. "Ich bediene mich aller meiner Waffen gegen meine Feinde, und gleiche dem Stachelschwein, das seine sämtlichen Stacheln aufrichtet, um sich damit zu vertheidigen. Daß die meinigen gut sind, behaupte ich eben nicht, aber man muß von allen seinen Kräften, so wie sie nun einmal sind, Gebrauch machen, etc. Man scheint in diesem Krieg alles rechtliche Betragen und allen Wohlstand vergessen zu haben. Die gebildetsten Nationen führen Krieg, wie die wilden Thiere. Ich schäme mich der Menschheit, und erröthe für das Jahrhundert. Lassen Sie uns nur die Wahrheit gestehen: die schönen Wissenschaften und die Philosophie verbreiten sich nur unter die kleinere Anzahl; der große Haufe, das Volk und der Pöbel unter dem Adel bleiben das, wozu die Natur sie geschaffen hat, das heißt: wilde Thiere."
12. April 1759
Nach Landshut, er logirt bei dem Kaufmann Deyber.
18. April 1759
An Voltaire:
- etc. "Jeder, der nicht ein geborner Franzose oder lange in Paris wohnhaft gewesen ist, kann die Sprache nicht so vollkommen in seiner Gewalt haben, um gute Verse oder elegante Prosa darin zu schreiben. Ich lasse mir in diesem Stücke hinlänglich Gerechtigkeit widerfahren, und bin der erste, der meine Armseligkeiten nach ihrem wahren Werth würdigt, aber sie unterhalten und zerstreuen mich, und das ist denn auch ihr einziges Verdienst, etc. Beredtsamkeit und Dichtkunst verlangen, daß man sich ihnen ganz widmet, und mich nöthigt gegenwärtig meine Pflicht, mich sehr ernsthaft auf etwas An<373>deres zu legen. etc. Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie noch ordentlicher Kammerherr des Vielgeliebten (Ludwig XV.) sind. Indeß werden Sie durch sein Patent nicht unsterblich werden, sondern Ihre Apotheose nur der Henriade, dem Ödip, dem Brutus, der Semiramis, der Merope, dem Herzog de Foix etc. verdanken. Diese werden Sie berühmt machen, so lange es noch Menschen, welche die Wissenschaften kultiviren, Leute von Geschmack und Liebhaber des göttlichen Talents, das Sie besitzen, auf der Erde giebt.
Ich für mein Theil verzeihe Ihnen wegen Ihres Genies alle die Kabalen und Intriguen, die Sie mir in Berlin spielten, alle Libelle aus Leipzig, und Alles, was Sie gegen mich sagten oder drucken ließen. Es war stark, hart und viel; indeß habe ich nicht den geringsten Groll mehr. etc."
20. April 1759
An Fouqué:
- etc. "Uns kann nicht Alles nach Wunsch gelingen, liebster Freund. Inzwischen muß man dem Glücke nachjagen. Bisweilen findet man es, wo man seiner am wenigsten gewärtig ist, bisweilen läßt uns die flatterhafte arge Buhlerin im Stich, nachdem sie uns durch ihre treulosen Liebkosungen an sich gezogen hat."
22. April 1759
An Voltaire. - Der König kritisirt eine Dichtung (Trauerode) Voltaire's sehr gründlich.
?? April 1759
Der König in Schweidniß.
?? April 1759
In Neisse (beide Angaben nach Ösfeld, doch ist des Königs nachstehender Brief an Voltaire vom 28sten in den hinterl. W. IX. 190 noch Landshut überschrieben. Vergl. unten, den 29sten).
28. April 1759
Der König an Voltaire:
- etc. "Sie glauben, man habe nur aus Ehre Muth; aber ich sage Ihnen ganz dreist: es giebt mehrere Arten desselben; eine, die aus Temperament entspringt, und für den gemeinen Soldaten vortrefflich paßt; eine andere, die aus Nachdenken entsteht, und dem Officier angemessen ist; eine dritte,<374> die von der Liebe zum Vaterlande erregt wird, und die ein jeder guter Bürger haben sollte; endlich die, welche ihren Ursprung der Schwärmerei des Ruhms verdankt, und die man an Alexander, Cäsar, Karl XII. und dem großen Condé bewundert. Das sind die verschiedenen Instinkte, die den Menschen zu Gefahren hintreiben. Die Gefahr an sich selbst hat nichts Anziehendes oder Reizendes; aber man denkt eben nicht an sie, wenn man einmal darin ist."
29. April 1759
Der König in Landshut. (Oeuv. posth. VII. 249 und hinterl. Werke VII. 15).
29. April 1759
Mittags um 1 Uhr traf der König in Neisse ein, laut seines Briefes an Fouqué. (Mém. du etc. Fouqué p. 144).
30. April 1759
Traf der König früh halb 6 Uhr bei dem General Fouqué in Deutsch-Kamnitz ein, und noch denselben Morgen in Oppersdorf.
B.
10. April 1759
Die Preußen erobern die Peenemünder Schanze.
13. April 1759
Treffen bei Bergen; der Herzog Ferdinand kann die feindliche Position unter Broglio nicht überwältigen, und muß sich zurückziehen. Der Prinz von Isenburg tödtlich verwundet.
14. April 1759
Prinz Heinrich rückt in Böhmen ein.
15. April 1759
Treffen bei Commotau (Hülsen gegen Reichardt).
24. April 1759
Prinz Heinrich kommt mit seinem Corps nach Sachsen (in Groß-Sedlin) zurück.
26. April 1759
Die Franzosen unter de Ville rücken in Ober-Schlesien bis Neustadt vor, und bald darauf auf Zuckmantel.
28. April 1759
Prinz Heinrich geht mit seiner Armee nach Franken.
Mai.
A.
1. Mai 1759
Der König marschirt auf Zuckmantel, greift selbst den General de Ville an, und schlägt ihn. (Ganz falsch giebt Ösfeld Schweidnitz als Hauptquartier des Königs an).
2. Mai 1759
Der König geht nach Landshut. Hier blieb er bis den 20sten.<375> Während dieses Aufenthalts ließ er die reitende Artillerie bei der Armee einführen.
In den hinterl. Werk. IX. 194 ist ein Brief des Königs "Wilsdruf, d. 18. Mai 59" überschrieben, was ein Irrthum ist. Nach Kabinetsordres des Königs war er bestimmt den 3ten, 5ten, 8ten, 13ten, 18ten, 20sten, 22sten in Landshut.
12. Mai 1759
Der König an d'Argens:
- etc. "Die Feinde machen mir viel zu schaffen etc. Schelten Sie nicht, wenn ich immer auf mein altes Kapitel zurückkomme. Es beschäftigt mich, wie billig, so stark, daß die Anstrengung, womit ich auf meine Manövres sinne, alle Kräfte meines Geistes verschlingt. Ich lese nun Nichts, als den Lukrez und Ihre Briefe. Meine Maschine fängt an, aus dem Gange zu kommen, mein Körper ist abgenutzt, mein Geist erlischt, und meine Kräfte verlassen mich. Allein die Ehre spricht, und ich denke und handle durch sie. etc."
20. Mai 1759
21. Mai 1759
Der König in Libau. Hier hat ein Gefecht mit den Panduren Statt, dem der König selbst beiwohnte.
21. Mai 1759
In Landshut.
22. Mai 1759
In Landshut und in Reichhennersdorf.
24. Mai 1759
In Landshut.
27. Mai 1759
In Reichhennersdorf.
28. Mai 1759
Der König an d'Argens:
- etc. "Meine Geschäfte werden sehr schwer zu führen etc. - Der Feind in der Gegend von Schlesien ist 90000 Mann stark, und ich habe ungefähr nur 50000 ihm entgegen zu stellen. Die Verlegenheit wird sich dann erst recht merklich zeigen, wenn die Armeen den Feldzug eröffnen. Wir werden viele Geschicklichkeit, Kunst und Tapferkeit anwenden müssen, um der drohenden Gefahr zu entgehen. etc. - Die Hauptsache, den schwersten Knoten, haben wir noch vor uns, und man muß abwarten, was das Schicksal beschließen wird. Doch was es auch thun mag, meine Philosophie wird es nicht stören.
<376>Gesundheit und Zufriedenheit des Herzens? daran denke ich nicht, und beide sind nur sehr gleichgültig. Ich sehe wohl, mein lieber Marquis, daß Sie so verblendet sind, wie das Publikum. In der Ferne mag meine Lage vielleicht einigen Glanz von sich werfen, kämen Sie aber näher, so würden Sie Nichts als dicken und undurchdringlichen Rauch finden. Fast weiß ich nicht mehr, ob es ein Sanssouci in der Welt giebt; der Ort sei wie er wolle - der Name (Sorgenfrei) gehört nicht mehr für mich. Kurz, lieber Marquis, ich bin alt, traurig und melancholisch. Von Zeit zu Zeit blicken noch einige Funken von meiner ehemaligen Laune auf, aber sie erlöschen geschwind, weil sie von keiner Gluth unterhalten werden. Es sind Blitze, die aus dunkeln Wetterwolken hervorbrechen. Ich rede aufrichtig mit Ihnen; sähen Sie mich, Sie würden keine Spur mehr von dem erkennen, was ich ehemals war, sondern einen alten Mann erblicken, der schon grau wird, die Hälfte seiner Zähne verloren hat, und dem es an Frohsinn, an Feuer und Imagination fehlt, etc. - Das, mein Lieber, sind die Wirkungen, nicht sowohl der Jahre, als der Sorgen, und die traurigen Erstlinge der Hinfälligkeit, die uns der Herbst unsers Lebens unfehlbar bringt.
Diese Betrachtungen machen mich sehr gleichgültig gegen das Leben, und geben mir gerade die Stimmung, in der ein Mensch sein muß, der das Geschick hat, sich auf Leben und Tod schlagen zu müssen. Mit einer solchen Gleichgültigkeit gegen das Leben kämpft man muthiger, und verläßt diesen Aufenthalt ohne Bedauern. etc."
B.
7. Mai 1759
8. Mai 1759
Die Russen streifen wieder bis Bütow.
8. Mai 1759
In Berlin entstand auf dem Mühlendamm ein großer Brand, der mehrere Tage dauerte.
16. Mai 1759
Die Preußen rücken in's Bambergische ein.
21. Mai 1759
Der General Soltikof übernimmt den Oberbefehl über die sehr verstärkte Russische Armee.
<377>23. Mai 1759
Die Preußen verlassen das Bambergische und nach und nach Franken, und rücken wieder in Sachsen ein.
Juni.
A.
Juni 1759
Der König in Reichhennersdorf bis den 29sten.
10. Juni 1759
Der König an Voltaire:
- etc. "Ihre Nichte hat ihren stolzen Eifer für ihre Nation ausbrechen lassen, und mich verbrannt, wie ich es in Berlin mit Ihnen machte (d. Akakia), und wie es Ihnen nachher auch in Frankreich ging. Ihre Landsleute sind alle halb wahnsinnig, wenn die Frage von der Präeminenz ihres Königreichs ist. etc. - Sie aber, der Sie Sich nicht schlagen werden - mokiren Sie Sich um's Himmels willen über Niemand. Sein Sie ruhig und glücklich, da Sie keine Verfolger haben. etc."
Nachschrift. "Aber wollen Sie denn erst im siebzigsten Jahre verständig werden? Lernen Sie doch endlich Ihrem Alter, was für ein Ton schicklich ist, wenn man an mich schreibt. Begreifen Sie doch, daß es erlaubte Freiheiten, aber auch Unverschämtheiten giebt, die für Gelehrte und für schöne Geister unerträglich sind.
Werden Sie doch endlich philosophisch, d. h. vernünftig. Möchte der Himmel, der Ihnen so viel Witz zugetheilt hat, Ihnen doch auch verhältnißmäßigen Verstand geben! Ließe sich das thun, so wären Sie der erste Mann in dem Jahrhundert, und vielleicht der größte, den die Erde gehabt hätte. Und das wünsche ich Ihnen."
Dieser Brief bezieht sich auf ein Schreiben Voltaire's vom Mai, darin er, unter andern Witzeleien und Sticheleien auch eine Fabel von einem Löwen und einer Katze vorbringt, und dann mit den Worten schließt: Sire, die Katze küßt in Unterthänigkeit Ihre schöne Klaue etc.
<378>29. Juni 1759
An denselben:
"Lebte ich in den alten Ritterzeiten, so würde ich Ihnen sagen: "Ihr habt in Euern Hals hineingelogen, da Ihr vor aller Welt behauptet, daß ich Euch geschrieben, Ihr solltet meine Geschichte von Brandenburg gegen die Albernheiten vertheidigen, die ein Abbé in ic oder ac davon sagt." Ich kümmere mich sehr wenig um meine Werke, da ich nicht so viel enthusiastische Liebe für sie habe, wie die berühmten Schriftsteller für das geringste Wort, das ihnen entfällt. Weder für meine Prosa, noch für meine Verse, werde ich mich mit irgend Jemand schlagen, und man kann davon urtheilen, was man will, ohne daß es mir schlaflose Nächte verursacht. etc."
30. Juni 1759
Der König in Sagan.
B.
2. Juni 1759
Der Feldmarschall von Kalkstein (Friedrich's ehemaliger Gouverneur) stirbt in Berlin, 77 Jahr alt.
10. Juni 1759
Die Alliirten verlassen Cassel und Umgegend.
14. Juni 1759
Russische leichte Truppen streifen bis Guhrau (Schlesisch).
15. Juni 1759
General Dohna marschirt nach Polen, um die von daher anrückenden Russischen Corps aufzuhalten, was ihm wegen ihrer Übermacht nicht gelingt.
29. Juni 1759
Die Preußen nehmen Schatzlar in Böhmen.
Juli.
A.
Juli 1759
Der König in Reichhennersdorf.
2. Juli 1759
Der König an Fouqué:
- etc. "Sobald muß man nicht ungeduldig werden etc. - Auf zweierlei muß ich mein Augenmerk richten, darauf: Landshut zu decken, und dann, zu verhindern, daß man mich mich von Glatz abschneidet - es wird ein wenig schwer halten etc."
2. Juli 1759
An Voltaire:
"Ja, Deine Muse höhnet mich,
Wenn sie den Frieden von mir fleht.<379> Ich sehne herzlich mir den Tag,
Der ihn erblühen läßt, herbei. etc.
Glauben Sie denn, es sei ein Vergnügen, ein solches unseliges Leben zu führen, Unbekannte ermorden zu sehen und ermorden zu lassen, täglich Bekannte und Freunde zu verlieren, seinen Ruf ohne Unterlaß dem Eigensinn des Ungefährs darzubieten, das ganze Jahr in Unruhe und Vesorgniß hinbringen, und sein Leben und sein Glück unaufhörlich in Gefahr zu setzen? Ich kenne in der That den Werth der Ruhe, die Annehmlichkeiten der Gesellschaft, die Vergnügungen des Lebens, und bin eben so gern glücklich als jeder Andere, wer es auch sein mag. Aber ob ich mir gleich alle diese Güter wünsche, so will ich sie doch nicht durch Niederträchtigkeiten und Infamieen erkaufen. Die Philosophie erinnert uns, unsere Pflicht zu thun, unserm Vaterland auf Kosten unsers Blutes und unsrer Ruhe zu dienen, und ihm uns selbst aufzuopfern. etc."
Der übrige Theil des Briefes ist ziemlich launig, ihm ist auch die Satyre: Daun's Brief an den Pabst, beigelegt. Der König sagt dabei: "Indessen schicke ich Ihnen einen Akakia gegen Se. Heiligkeit, der, wie ich mir schmeichle, Dero frommes Herz erbauen wird." Dieser Brief an den Pabst: Brüssel, den 8. Juli 1759, enthält unter andern Daun's Dank für den von, Papst empfangenen geweihten Hut und Degen, das Versprechen, die Ketzer ausrotten zu helfen etc. (Suppl. 3. Bd. S. 221).
6. Juli 1759
Der König von Reichhennersdorf nach Waltersdorf bei Löwenberg. (Am 5ten soll der König sein Haupt- oder Nachtquartier in Hirschberg gehabt haben, wie Ösfeld angiebt, indeß sind zwei Kabinetsordres vom 5ten und 6ten, noch aus Reichhennersdorf datirt).
9. Juli 1759 und 10. Juli 1759
In Wünschendorf (Lager bei Lähn).
10. Juli 1759
In Dürings-Vorwerk, bei Schmotseissen.
Hier machte der König sein Testament. Er beschwor den<380> Prinzen Heinrich, den er zum Vormund seines Neffen bestellt, nie in einen dem Hause Brandenburg schimpflichen Frieden zu willigen, wenn er das Unglück haben sollte, zu bleiben oder gefangen zu werden. (Retzow II. 96, 97).
Wahrscheinlich geschah es kurz vor seinem Abmarsch am 23sten, wo er mit dem Entschluß, den Russen eine große Schlacht zu liefern, über Sagan nach der Gegend von Frankfurt ging, wo auch die unglückliche Schlacht erfolgte.
18. Juli 1759
Der König an Voltaire:
"Sie sind doch wirklich ein sonderbares Geschöpf; wenn ich Lust habe, mit Ihnen zu schmälen, so sagen Sie mir zwei Worte, und der Verweis stirbt mir in der Feder.
Bei Deinem glücklichen Talent
Uns zu bezaubern, ward Dir noch
So viele Anmuth, Geist und Kunst;
Wenn Deine Bosheit mich erzürnt,
Verzeih' ich doch dem Arouet.
In meiner tiefgerührten Brust
Entwaffnet er so ganz den Zorn.
So verfahren Sie mit mir. etc. - etc. Ich weiß wohl, daß ich einen Abgott aus Ihnen gemacht habe, so lange ich Sie weder für einen Kabalenmacher, noch für boshaft hielt. Sie haben mir aber schlimme Streiche von so mancherlei Art gespielt - - - Genug davon. Ich habe Ihnen mit christlichem Herzen alles vergeben. Am Ende haben Sie mir mehr Vergnügen gemacht, als wehe gethan.
Wenn Sie keine Fehler hätten, so würden Sie das Menschengeschlecht zu sehr demüthigen. etc."
24. Juli 1759
Der König erhält die Nachricht, daß der General von Wedel von den Russen bei Palzig (Kay und Züllichau) geschlagen worden.
29. Juli 1759 bis 30. Juli 1759
In der Nacht bricht der König von Dürings-Vorwerk (Schmotseiffen) auf, und geht nach Sagan.
31. Juli 1759
Von Sagan nach Christiansstadt. Abends nach Sommerfeld.
<381>9. Juli 1759
10. Juli 1759
Die Franzosen, unter Broglio, nehmen Minden.
15. Juli 1759
Herzog Ferdinand besetzt Bremen.
16. Juli 1759
Der Östreichische General Harsch rückt in Schlesien ein.
17. Juli 1759
General Dohna rückt in das Lager bei Züllichau, bald nachher übernimmt General von Wedel das Obercommando.
20. Juli 1759
Die Russen rücken über Halzen nach Züllichau vor.
23. Juli 1759
Treffen bei Palzig (Kay und Züllichau). Der Russische General Soltikof schlägt die Preußen unter General von Wedel; sie verloren gegen 8000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen. General Wobersnow ward dabei getödtet.
25. Juli 1759
Die Franzosen nehmen Münster.
27. Juli 1759
Stirbt Maupertuis in Basel.
Die Russen ziehen sich nach Frankfurt a. d. O., und die Östreicher, unter Laudon, durch die Nieder-Lausitz, um sich mit den Russen zu vereinigen.
31. Juli 1759
Soltikof besetzt Frankfurt a. d. O.
August.
A.
1. August 1759
Der König in Sommerfeld.
2. August 1759
In Markersdorf.
3. August 1759
Früh um 3 Uhr nach Beeskow.
Von hier schrieb der König an den Minister von Finkenstein: "Nach schrecklichen und furchtbaren (cruelles et terribles) Märschen bin ich so eben hier angekommen. Ich bin sehr erschöpft. Sechs Nächte sind es, daß ich kein Auge zugethan habe. Adieu."
4. August 1759
In Müllrose bis den 7ten.
7. August 1759
In Wulkow bis den 10ten.
8. August 1759
Der König an den Minister von Finkenstein:
"Ich habe viel Anordnungen zu machen, und große Schwierigkeiten zu überwinden, aber man muß das Vaterland ret<382>ten, und nicht es preisgeben. Es ist mehr als jemals Klugheit, und mehr Unternehmungsgeist nöthig; indeß, ich werde thun und unternehmen, alles, was ich glaube, das thunlich und möglich ist, dabei befinde ich mich in der Notwendigkeit, zu eilen, um den Absichten, die Haddick auf Berlin haben könnte, zuvorzukommen. Adieu, mein Lieber. Entweder werden Sie in Kurzem ein de profundis oder ein te deum singen."
10. August 1759 bis 11. August 1759
Nachts geht der König bei Reitwein über die Oder bis Bischofssee, wo er die Nacht zubringt.
12. August 1759
Unglückliche Schlacht des Königs bei Kunersdorf gegen die Russen, unter Soltikof, und Östreicher, unter Laudon. Nach Tempel Hof betrug die Stärke der Preußischen Armee ungefähr 44700 Mann, darunter 14000 Mann Kavallerie, die des Feindes circa 60000 Mann. Die Preußen verloren:
an Todten | 89 Officiere und 5969 Mann, |
Verwundeten | 411 10676 |
Gefangenen u. Vermißten | 34 1316 |
534 Officiere und 17961 Mann. |
Es gingen verloren: 172 Geschütze, 26 Fahnen, 2 Standarten. Die anfänglich eroberten 90 Russischen Geschütze gingen wieder mit verloren.
Unter den Todten war der General Puttkammer, unter den Blessirten die Generale von Seidlitz, Prinz von Würtemberg, von Itzenplitz, von Hülsen, von Fink, von Wedel, von Knoblauch, von Klitzing, von Stutterheim, von Platen und von Sparr. Auch fiel hier der als Dichter bekannte Major Ewald von Kleist. Er wurde schwer verwundet nach Frankfurt gebracht, wo er bald nachher starb, und von den Russen sehr ehrenvoll beerdigt wurde.
Den König traf eine Musketenkugel, die sein in der Westentasche befindliches Etui beschädigte und dabei liegen blieb. (Sie kam in Besitz des von Catt, in dessen Nachlaß man sie, in einer goldenen Dose aufbewahrt, fand. Wilken<383> Verl. W. Kalender 1827, S. 93). Auch zwei Pferde wurden unter ihm verwundet. (Nicolai Anecdoten IV. 64, und Archenholz Gesch. d. siebenj. Krieges 1793. I. 391). Als er das dritte Pferd bestieg, welches der Flügeladjutant Götz (es war sein eigenes) ihm zuführte, bat man den König dringend, diesen gefährlichen Ort zu verlassen. Er antwortete aber: "Wir müssen alles versuchen, um die Schlacht zu gewinnen, und ich muß hier so gut wie Ihr meine Schuldigkeit thun." Bei'm Rückzuge, der theilweise in Flucht überging, entstand ein entsetzliches Gedränge, und der König, der unter den Letzten war, die das Schlachtfeld verließen, war in größter Gefahr, gefangen zu werden; er glaubte sich schon verloren, und sagte dies zu dem damaligen Rittmeister Prittwitz. Dieser heldenmütige Officier aber antwortete: "Nein, Ihro Maj., das soll nicht geschehen, so lange noch ein Athem, in uns ist." Er griff sogleich mit nur etwa hundert Husaren die verfolgenden Kosacken an, und verschaffte so dem König Zeit, sich zu retten. (Archenholz I. 394. Hinterl. Werke IV. 34).
Der Verlust des Feindes war ebenfalls sehr beträchtlich. Nach den eigenen Angaben verloren sie an Todten, Verwundeten und Vermißten: 554 Offiziere und 13293 Gemeine, unter den Blessirten waren 6 Generale. Das Laudonsche Corps hatte 116 Officiere todt, verwundet und vermißt, so daß sich der Totalverlust der Russisch-Östreichischen Armee auf 670 Officiere und 15506 Gemeine belief. Soltikof schrieb an die Kaiserin von Rußland: "Der König von Preußen pflegt seine Niederlagen theuer zu verkaufen; wenn ich noch einen solchen Sieg erfechten sollte, werde ich die Nachricht davon mit dem Stab in der Hand allein überbringen müssen." (Gesch. des siebenj. Krieges etc., bearb. von Officieren des großen Generalstabes. Berlin 1828. III. 122 etc.).
Besondere Schriften über diese furchtbar blutige Schlacht sind: J. L. Kriele, ausführliche und zuverläßige hist.-milit.<384> Beschreibung der Schlacht bei Kunersdorf etc., mit einem großen Plan. Berlin 1801. - Seidel, kurze Nachricht von der Schlacht bei Kunersdorf etc., nebst einigen wichtigen Vorfällen vor und nach der Schlacht, von einem Augenzeugen etc. Frankfurt (1809). - Eine Zusammenstellung aller verschiedenen Nachrichten von dieser Schlacht, nebst gründlicher Untersuchung und Beurtheilung etc. findet man in dem Militärischen Wochenblatt Nr. 550-557.
Der König wendete sich nach der Schlacht nach der Oder bei Reitwein, und brachte die Nacht in einem von den Russen halb zerstörten Bauerhause des Dorfes Ötscher zu. Von hier aus sandte er gleich einen Jäger mit einem Schreiben nach Berlin, darin er mit wenigen Worten sagt, daß er jetzt außer Stand sei, die Stadt zu schützen, daher alle die vornehmsten und reichsten Einwohner sich nach Möglichkeit mit ihrem Vermögen entfernen möchten.
In größter Verzweiflung schrieb er auch an den Minister von Finkenstein folgenden Brief:
"Den 12. August 1759."
"Diesen Morgen um 11 Uhr habe ich den Feind angegriffen. Wir haben ihn bis an den Judenkirchhof bei Frankfurt getrieben, alle meine Truppen haben sich hingegeben und Wunder gethan (ont donné et ont fait des prodiges), aber dieser Kirchhof hat uns eine Menge Menschen gekostet, unsere Leute sind in Unordnung gekommen, ich habe sie drei Mal wieder gesammelt, endlich glaubte ich selbst dem Feind in die Hände zu fallen, und sah mich gezwungen, das Schlachtfeld zu räumen. Meine Kleider sind von Kugeln durchlöchert, und zwei Pferde sind mir unter dem Leibe getödtet, mein Unglück ist, daß ich noch lebe. Unser Verlust ist sehr beträchtlich; von einer Armee von 48000 Mann habe ich jetzt, da ich dieses schreibe, überhaupt keine 3000, und ich bin nicht Herr meiner Leute; man wird in Berlin wohlthun, auf seine Sicherheit zu denken. Das ist ein grausamer Schlag, ich<385> werde ihn nicht überleben. Die Folgen dieser Schlacht sind schlimmer, als die Schlacht selbst, ich habe keine Rettungsmittel mehr, und - um nicht zu lügen - ich glaube, es ist alles verloren, ich werde den Verlust meines Vaterlandes nicht überleben. Adieu, auf immer."
12. August 1759
Der König an d'Argens:
"Gestern schrieb ich Ihnen, Sie möchten kommen, aber heute verbiete ich es Ihnen. Daun ist in Kotbus, er marschirt nach Lübben und Berlin. Fliehen Sie diese unglücklichen Gegenden. Diese Nachricht zwingt mich, die Russen zwischen hier und Frankfurt noch einmal anzugreifen. Sie können glauben, daß dies ein verzweifelter Entschluß ist. Es bleibt mir kein anderes Mittel übrig, um nicht auf der einen oder andern Seite von Berlin abgeschnitten zu werden. Ich will den muthlosen Truppen Branntwein geben lassen, und durch dieses Mittel ihnen mehr Muth einzuflößen suchen, aber ich verspreche mir keinen Erfolg. Mein einziger Trost besteht darin, daß ich mit dem Degen in der Hand sterben werde. Leben Sie wohl, mein Lieber. Für die Zuneigung, die Sie gegen mich äußern, danke ich Ihnen. Sie können überzeugt sein, daß ich mich bis zum letzten Athemzuge dankbar daran erinnern werde."
Schon den 14ten antwortete der dem König innig ergebene d'Argens, theilnehmend, tröstend und ermuthigend:
"Sire. Es begegnet Ihnen Nichts, als was auch Cäsar und Türenne, und, mehr als ein Mal, dem großen Condé begegnet ist. Wenn Sie nur das über sich gewinnen, Sich fassen zu können, für Ihre Gesundheit zu sorgen, und die Hülfsquellen zu benutzen, die Ihre Einsichten Ihnen darbieten, so wird Alles in Kurzem wieder gut gemacht sein. Es schmerzt mich unendlich, daß ich jetzt nicht um Sie bin etc. Aber um Ihres Volks, um Ihres Ruhmes willen, der bei allen Widerwärtigkeiten, die Sie treffen können, unsterblich bleiben wird, überlassen Sie Sich nicht Gemüthsbewegungen,<386> die Ihrer Gesundheit schaden können, und dadurch Ihrem Volke nachtheiliger sind, als der Verlust mehrerer Schlachten. etc. Wo ist der Fürst, der Held, der nicht zuweilen dem Strome der Begebenheiten hätte weichen müssen, etc."
13. August 1759
Der König geht von Ötscher nach Reitwein, und mit den Truppen daselbst über die Oder. In Reitwein blieb der König bis den 16ten. Es hatten sich indeß eine Menge Versprengter wieder bei den Fahnen eingefunden, auch war der General Wunsch, der kurz vor der Schlacht die Russen aus Frankfurt vertrieben hatte und daselbst stehen geblieben war, nach der Schlacht aber die Stadt verlassen mußte, mit seinem Corps zum König gestoßen. Das Kleistsche Corps, welches in der Gegend von Anklam gegen die Schweden stand, erhielt Befehl, ebenfalls sich mit der Armee des Königs zu vereinigen, und von Berlin und Cüstrin wurden Geschütze und Munition herbeigeschafft, so daß die Armee bald wieder geordnet, verstärkt und mit allem Benöthigten versehen war, und der Feind nicht wagte, etwas Ernstliches gegen den König weiter zu unternehmen. Dennoch hielt derselbe seine Lage für so verzweifelt, daß er in der ersten Betäubung das Commando der Armee seinem Bruder Heinrich übergeben wollte, wie aus seinen nachstehenden Anordnungen hervorgeht. Sie kamen jedoch nicht zur Ausführung.
13. August 1759
In Reitwein schrieb der König "eine Instruction für den General Fink." "Der General Fink kriegt eine schwere Commission, die unglückliche Armee, so ich ihm übergebe, ist nicht mehr im Stande, mit den Russen zu schlagen. Haddick wird nach Berlin eilen, vielleicht Laudon auch; geht der General Fink diesen beiden nach, so kommen die Russen ihm in (den) Rücken, bleibt er an der Oder stehen, so kriegt er den Haddick diesseits, indessen so glaube, daß wenn Laudon nach Berlin wollte, Solchen könnte er unterwegs attaquiren und schlagen, solches, wo es gut geht, giebt dem Unglück einen Anstand und hält die Sachen auf. Zeit gewonnen, ist sehr<387> viel bei diesen desperaten Umständen, die Zeitung aus Torgau und Dresden, wird ihm Cöper mein Sekretär geben, er muß Meinen Bruder, den ich Generalissimus bei der Armee declariret, von Allem berichten. Dieses Unglück ganz wieder herzustellen geht nicht an, indessen was mein Bruder befehlen wird, das muß geschehen, an meinem Neveu muß die Armee schworen. Dieses ist der einzige Rath, den ich bei den unglücklichen Umständen im Stande zu geben bin, hätte ich noch Nesourcen, so wäre ich dabei geblieben. Friedrich."
14. August 1759
An den General von Schmettau, welcher um diese Zeit das Commando in Dresden hatte, schrieb der König, in Beziehung auf seine vorstehend erwähnten Anordnungen etc. unter andern aus Reitwein, nachdem er des erlittenen "Echec" erwähnt: "Da mir eine Krankheit zugestoßen ist, welche jedoch, wie ich glaube, keine schlimmen Folgen haben wird, habe ich indessen das Commando meiner Truppen dem General-Lieutenant von Fink gelassen, dessen Ordres Sie eben so auszuführen haben, als wenn sie unmittelbar von mir selbst kämen etc." Dabei sagt er ihm noch, daß wenn er in den Fall komme, sich unmöglich in Dresden halten zu können, er dahin sehen müsse, eine gute Capitulation und freien Auszug mit der ganzen Garnison, Kassen, Magazine, Lazarethe, und Allem, was der Armee gehört, zu erhalten etc. (Tempelhof III. 239).
16. August 1759
Der König in Madlitz (auf dem Wege von Reitwein nach Fürstenwalde). Hier schreibt der König an d'Argens: "Wir sind unglücklich gewesen, mein lieber Marquis, allein durch meine Schuld. Der Sieg war auf unserer Seite 387-+, er würde vollkommen gewesen sein, wenn unsere Infanterie nicht zu ungeduldig gewesen wäre, und zur Unzeit das Schlachtfeld<388> verlassen hätte. Der Feind marschirt heute nach Müllrose, um sich mit Haddick zu vereinigen. Die Russische Infanterie ist fast gänzlich aufgerieben. Alles, was ich von dem Reste meiner Armee zusammenbringen können, belauft sich auf 32000 Mann. Ich will mich ihnen in den Weg stellen und mich erwürgen lassen oder die Hauptstadt retten. Das, sollte ich meinen, wird man doch für keinen Mangel an Standhaftigkeit halten. Für den Erfolg stehe ich nicht. Hätte ich mehr als Ein Leben, ich würde es für mein Vaterland lassen. Mißlingt mir aber dieser Streich, so glaube ich, es hat weiter Nichts an mich zu fodern, und es wird mir erlaubt sein, an mich selbst zu denken. Alles hat sein Maaß. Ich trage mein Unglück ohne den Muth zu verlieren. Allein ich bin fest entschlossen, gleich nach diesem Streiche, wenn er fehlschlägt, mir einen Ausweg zu suchen, um nicht länger das Spiel irgend eines Zufalls zu sein. Ich weiß weder, wo Sie sind, noch, was aus Ihnen werden wird, allein sollte ich Ihnen etwas rathen, so wäre es, den Ausgang der Sache in Potsdam oder Brandenburg abzuwarten, und wie auch dieser sein mag, so erinnern Sie Sich eines Freundes, der Sie liebt, und bis zum letzten Augenblick schätzen wird.
Friedrich."
N. S. "Ich bin hier auf dem Gute des Majors Fink, eines Bruders vom Minister, wo die Kosacken geplündert haben, doch geht der Schaden nicht über einige hundert Thaler. Leben Sie wohl, mein Lieber, studiren Sie in dieser kritischen Zeit den Zeno, und lassen den Epikur ruhen."
18. August 1759
Der König in Fürstenwalde bis den 30sten.
Am 22sten schrieb er an d'Argens, von dem er inzwischen noch zwei Trost- und Ermuthigungsbriefe erhalten hatte:
"Sie machen einer Armee Lobsprüche, mein Lieber, die keine verdient hat. Die Soldaten haben gute Beine gehabt, davon zu laufen, hatten aber keine, den Feind anzugreifen 388-+.<389> Schlagen werde ich mich allerdings, doch hoffen Sie Nichts von dem Ausgange. Ich verspreche mir nichts Gutes davon. Meine unverletzliche Treue gegen mein Vaterland, die Ehre, die bringen mich dahin, Alles zu unternehmen. Allein zu diesen Empfindungen gesellt sich diesmal die Hoffnung nicht. Nur ein glücklicher Zufall kann uns retten. Gehen Sie in Gottes Namen nach Tangermünde, wo Sie wohl aufgehoben sein werden, und warten da ab, was das Schicksal über uns beschließen wird.
Morgen recognoscire ich den Feind; läßt sich was thun, so geschieht es übermorgen. Bleibt aber der Feind auf dem Frankfurter Weinberge stehen, so werde ich es gewiß nicht wagen, ihn anzugreifen.
Nein, die Marter des Tantalus, die Pein des Prometheus, die Strafe des Sisyphus sind nichts in Vergleich mit dem, was ich seit zehn Tagen leide. Der Tod ist süß gegen ein solches Leben. Haben Sie Mitleiden mit meinem Zustande, glauben Sie nur, daß ich noch viel schlimmere Dinge verberge, womit ich Niemand weder betrüben, noch beunruhigen mag, und daß ich Ihnen nicht den Rath geben würde, aus jenen unglücklichen Gegenden fortzugehen, wenn ich irgend einen Strahl von Hoffnung hätte. Leben Sie wohl, mein Lieber, beklagen Sie mich und erinnern Sie Sich eines Freundes, der Sie schätzt und Sie bis zum letzten Hauche seines unglücklichen Lebens lieben wird.
Friedrich 389-+."
<390>30. August 1759
Der König in Bornow im Amt Beeskow.
31. August 1759
In Waldau, zwischen Lübben und Lieberose.
B.
1. August 1759
Der Erbprinz von Braunschweig schlägt ein Corps Franzosen unter Brissac bei Gofeld.
1. August 1759
Schlacht bei Minden. Die Alliirten, unter Herzog Ferdinand von Braunschweig, schlagen die Franzosen, unter dem Marschall von Contades.
2. August 1759
Minden geht an die Alliirten über.
3. August 1759
Laudon vereinigt sich mit den Russen.
6. August 1759
Die Preußen übergeben Leipzig an die Reichstruppen.
8. August 1759
Stirbt der Kapellmeister Graun in Berlin.
9. August 1759
Die Alliirten nehmen Paderborn.
13. August 1759
Die Königin und der Hof flüchten nach Magdeburg.
15. August 1759
Der Preußische General Wolfers dorf übergiebt Torgau durch Capitulation an die Reichstruppen, unter dem Prinzen von Stolberg. Wolfersdorf's entschlossenes Benehmen gegen den Prinzen, als man bei'm Ausmarsch gegen die Capitulation verfuhr, zwangen ihn, diese genau zu erfüllen, und noch mehr zu bewilligen. (Tempelhof III. 234).
<391>15. August 1759
Der Preußische General von Horn übergiebt Wittenberg an die Reichstruppen unter von Kleefeld.
19. August 1759
Die Alliirten nehmen Cassel wieder.
27. August 1759
Der Preußische Oberst Brösicke, Commandant der kleinen Festung Peitz, capitulirt, und übergiebt den Platz an Haddick. Er erhielt freien Abzug nach Berlin.
28. August 1759
Der Preuß. General von Wunsch erobert Wittenberg wieder.
30. August 1759 bis 31. August 1759
Derselbe nimmt auch Torgau wieder.
September.
A.
15. September 1759
Der König in Waldau. Von hier schrieb der König am 15ten an den Minister von Finkenstein: "Wenn Sie denken, daß meine Sorgen aufgehört haben, so irren Sie Sich sehr. Ich kann mich nicht deutlicher erklären, als ich es schon gethan habe. Erinnern Sie Sich, was ich Ihnen im vorigen Jahre in Dresden gesagt habe, ich fürchte, es nur zu gut getroffen zu haben; indessen, man muß sich mit Standhaftigkeit waffnen, und da ich meine Partie auf jeden Fall genommen habe, erwarte ich ruhig die Ereignisse, welche dem Zufall herbeizuführen gefallen wird."
16. September 1759
Der König in Vetschau.
17. September 1759
In Cotbus. Den 17ten schreibt der König an d'Argens:
"Berlin ist wirklich außer Gefahr, die Russen stehen bei Guben und Forst; aber ich bin noch von entsetzlichen Beschwerden, Gefahren und Abgründen umringt. Es läßt sich sehr leicht sagen, mein lieber Marquis: man müsse den Krieg vertheidigungsweise führen; allein die Menge meiner Feinde ist so groß, daß mich die Roth zum Angreifen zwingt. Hier bin ich in einem Dreieck, wo mir die Russen zur Linken, Daun zur Rechten, und die Schweden im Rücken stehen. Führen Sie doch nun einen Vertheidigungskrieg, ich bitte Sie! Gerade das Gegentheil. Bis jetzt behaupte ich mich nur dadurch, daß ich Alles angreife, was ich kann, und mir kleine Vor<392>theile verschaffe, die ich so viel als möglich zu vervielfältigen suche.
Seit dem Kriege bin ich in dem Noviziat des Stoicismus; wenn das so fortdauert, so denke ich noch gleichgültiger und unempfindlicher zu werden, als Empedokles und Zeno selber. Nein, mein lieber Marquis, ich werde nicht von Ihnen verlangen, daß Sie zu mir kommen sollen. Wenn ich leben bleibe, so sehe ich Sie wahrscheinlich nicht eher wieder, als bis der Winter einen sichern Waffenstillstand auf sechs Monat bewirkt hat. Bis dahin wird viel Blut fließen, es werden sich eine Menge guter und schlimmer Vorfälle ereignen, durch welche sich unser Schicksal aufklären wird. Leben Sie wohl, ich umarme Sie, mein lieber Marquis."
19. September 1759
Der König in Pforten.
20. September 1759
In Schönewalde und Linderode bei Sorau. Aus letzterm Ort schreibt der König an Fouqué: "Mein Bruder hat 12000 Östreicher durchschlüpfen lassen, die sich mit den Russen bei Christianstadt vereinigt haben. Sie wollen Glogau belagern. Ich eile in vollem Fluge fort, um sie daran zu verhindern; aber ich bin schwach, habe nur 24000 Mann, die zwei Mal geschlagen worden sind, mehr brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich weiß nicht, weder wo Sie sind, noch in was für Umständen Sie Sich befinden. Wenn es Ihnen möglich ist, so schicken Sie mir Hülfe. Diese Truppen können über Pridemost marschiren. Daß man Glogau belagert, leide ich nicht, eher schlage ich mich, es falle auch aus, wie es wolle. So dachten die alten Ritter, und so denke auch ich. Morgen bin ich jenseits Sagan und übermorgen in Glogau. etc."
Der König konnte jedoch sein Vorhaben nicht so schnell ausführen, verschiedene Demonstrationen der Feinde hinderten ihn daran.
21. September 1759
Der König in Eckersdorf (Saganisch).
21. September 1759
Der König an Voltaire:
- etc. "Meine Lage ist nicht so verzweifelt, als meine<393> Feinde sie ausschreien. Ich werde meinen Feldzug noch gut endigen. Mein Muth ist nicht niedergeschlagen; aber ich sehe, daß es auf Frieden ankommt. Über diesen Gegenstand kann ich weiter Nichts bestimmen, als daß ich so viel Ehrgefühl habe, als zehn Personen. Selbst bei den äußersten Unfällen fühle ich mich unfähig, eine Handlung zu begehen, wodurch dasselbe auch nur im Mindesten gekränkt würde etc. - Ich verlange nichts mehr als den Frieden, aber er muß nicht entehrend sein etc. - Wäre ich ein Privatmann, so würde ich aus Liebe zum Frieden Alles abtreten, aber man muß die Denkart seines Standes annehmen. etc."
23. September 1759
Der König in Suckau.
24. September 1759
In Baunau. Hier nimmt der König, der nahen Feinde wegen, eine feste Stellung, und schreibt am 25sten an Fouqué: - etc. "Mit 21000 Mann hat ihr geschlagener und gemißhandelter Diener eine Armee von 50000 Mann verhindert ihn anzugreifen, und sie genöthigt, nach Neusalz zurückzugehen. etc."
B.
1. September 1759 bis 4. September 1759
Münster wird von den leichten Truppen der Alliirten berennt.
4. September 1759
Die Schweden erobern Swinemünde.
4. September 1759
General von Schmettau in Dresden sieht sich genöthigt zu capituliren. General Wunsch, der bald nachher zum Entsatz heranrückt, kommt nun zu spät.
5. September 1759
Leipzig geht an die Reichstruppen über.
5. September 1759
Starb in Cüstrin der General-Lieutenant August Friedrich von Ipenplitz, einer der tapfersten Generale der Armee, an den vielen in der Schlacht bei Kunersdorf erhaltenen Wunden.
8. September 1759
General Wunsch schlägt den Französischen General S t. André.
8. September 1759
Früh um halb 5 Uhr marschirt die Preußische Besatzung von Dresden mit allen Ehren frei aus, und nimmt Kassen, Geschütz etc. mit Auf der Elbe gingen 18 beladene Schiffe mit Preußischen Effecten etc. ab.
<394>13. September 1759
Der General Wunsch erobert Leipzig wieder.
16. September 1759
Die Schweden nehmen Wollin.
21. September 1759
Gefechte bei Korbitz. Fink und Hülsen behaupten ihre Stellung gegen die überlegene Macht der Östreicher und Reichstruppen.
25. September 1759
Prinz Heinrich überfällt bei Hoyerswerda den Östreichischen General Wehlen, und macht ihn mit 28 Officieren und 1700 Mann zu Gefangenen.
Oktober.
A.
2. Oktober 1759
Der König in Glogau.
3. Oktober 1759
In Zerbau.
4. Oktober 1759 bis 8. Oktober 1759
In Groß-Gaffron.
8. Oktober 1759
In Sophienthal. Hier wird der König krank.
9. Oktober 1759
oder 10ten? Der König an den Marquis d'Argens:
- etc. "Ich bin jetzt eben so weit, als ich vor acht Tagen war; allein der Feind wird nächstens aufbrechen, und macht schon alle Anstalten zum Abmarsche. Damit wird sich denn mein diesjähriger Feldzug gegen die Russen endigen. Doch wenn dies vorbei ist, habe ich noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.
Ich bin krank, indessen dies soll mich nicht abhalten, so lange ich Kräfte habe, werde ich meinen Pflichten treu bleiben. Ich bin noch immer mit meiner Schrift über Karl XII. beschäftigt. Sie ist nur eine Kette von Betrachtungen, diese erfodern Sorgfalt und Bedachtsamkeit, und deswegen arbeite ich langsam. Ich fiel darauf, weil ich mich gerade in der Gegend befand, die Schulenburg durch seinen Rückzug merkwürdig gemacht hat. Mein Geist ist ganz voll militärischer Ideen, ich will ihn zerstreuen, aber er beschäftigt sich zu sehr mit diesen Gegenständen, als daß ich ihn jetzt auf etwas anders heften könnte. Nach dem Kriege will ich um eine Stelle im Invalidenhause anhalten. So weit ist es mit mir gekommen!
Wenn Sie mich je wiedersehen, so werden Sie mich sehr<395> alt finden; meine Haare werden grau, die Zahne fallen mir aus, und ohne Zweifel bin ich in Kurzem kindisch. Wir müssen unsere Kräfte nicht zu sehr anspannen, zu starke Anstrengung erschlafft sie. Sie wissen, was man von Blaise Pascal erzählt, und Sie selbst haben mir gesagt: Sie wären in Holland durch Bücherschreiben so erschöpft worden, daß Sie einer langen Ruhe bedurft hätten, um Sich wieder zu erholen. Ihr Vorgänger Bayle hat eben das erfahren. Mit mir, der ich nicht werth bin, Ihnen die Schuhriemen aufzulösen, ist es zwar noch nicht so weit gekommen, aber doch fühle ich, daß meine Schwachheiten zunehmen, und meine Kräfte schwinden. Unvermerkt verliere ich das Feuer, das man nöthig hat, um mein Handwerk gut zu treiben. Wir haben noch einen langen Monat vor uns, ehe dieser Feldzug zu Ende geht, und man wird nun sehen müssen, was der Winter mitbringt. Schicken Sie mir indessen Vertot's Revolutionen des Römischen Reichs und Schwedens. Vergessen Sie Ihre Freunde im Fegefeuer nicht, und sein Sie von meiner Achtung und Freundschaft überzeugt. Leben Sie wohl. etc."
25. Oktober 1759
An Ebendenselben. Der König meldet ihm, daß er krank sei, und ladet ihn ein, zu ihm zu kommen, und Noel (Küchenmeister) mitzubringen, vielleicht, daß der ihm wieder zu Kräften hilft etc.
26. Oktober 1759
An Ebendenselben:
"Ihren Brief, mein lieber Marquis, erhielt ich unter den Martern der Gicht, und erinnerte mich, daß der Philosoph Posidonius, als Pompejus bei seiner Reise durch Athen ihn fragen ließ, ob er ihn, ohne ihm beschwerlich zu sein, hören könnte, zur Antwort gab: Man soll nicht sagen, ein so großer Mann, wie Pompejus, wolle mich hören, und die Gicht hindere mich daran. Und nun hielt er vor dem Pompejus eine schöne Rede über die Verachtung des Schmerzes, und rief bisweilen aus: O Schmerz, was Du auch immer thun<396> magst, ich werde doch nicht gestehen, daß Du ein Übel bist. Diesem Philosophen ahme ich nach, und antworte Ihnen, der Sie einen bessern Charakter haben, wie alle Pompejusse zusammengenommen.
Sie wollen meine Krankheit wissen, mein Lieber? Ich bin am linken Arm, an beiden Füßen und am rechten Knie gelähmt; und mit der rechten Hand, dem einzigen Gliede, das ich jetzt noch brauchen kann, schreibe ich Ihnen, und bitte Sie, nach Glogau zu kommen. Morgen lasse ich mich nach Koben bringen, welches eine halbe Meile von hier ist. Alle die verschiedenen Unfälle, Widerwärtigkeiten und Krankheiten, den häufigen Verlust von Freunden, und meine Unfähigkeit, dann, wenn es nöthig wäre, thätig zu sein, dürfen Sie nur zusammennehmen, so werden Sie begreifen, daß man dabei eben nicht fröhlich sein kann. Sie haben nichts zu fürchten, die Russen gehen nach Posen, und von da nach Thorn. Der Weg über Berlin, Frankfurt und Crossen, bis hierher, ist sicher, also können Sie reisen, wie mitten im Frieden. Leben Sie wohl, mein Lieber, meine große Schwachheit hindert mich, mehr zu schreiben."
27. Oktober 1759
Der König in Koben, wohin er sich hatte tragen lassen.
B.
12. Oktober 1759
Vertrag zu Bütow mit den Russen, wegen Auswechselung der Gefangenen.
29. Oktober 1759
Die Generale Wunsch und Rebentisch schlagen bei Pretzsch die Östreicher, und nehmen den General Gemmingen, Oberst Haller, noch 280 Officiere und 1400 Mann gefangen.
November.
A.
1. November 1759
Der König in Glogau.
2. November 1759
In Sagau.
8. November 1759
In Triebel.
<397>9. November 1759
In Spremberg.
10. November 1759
In Hörlitz.
11. November 1759 bis 12. November 1759
In Elsterwerda. Von hier schreibt der König am 12ten an d'Argens: "Ich habe mich hierher schleppen lassen, mein lieber Marquis. Morgen komme ich zu meiner Armee. Daun und seine Östreicher werden, wie ich mir schmeichle, nicht bemerken, daß ich die Gicht habe. In acht Tagen, hoffe ich, wird Sachsen ganz von Feinden gereinigt und Alles ruhig sein. Sind Sie dann wohl auf, und können einen hermetisch verschlossenen Wagen finden, so werden Sie mir ein Vergnügen machen, wenn Sie zu mir nach Dresden 397-+ kommen, da will ich mein Quartier nehmen und Ihnen eine Wohnung besorgen etc."
13. November 1759
Der König in Hirschstein. Hier vereinigt sich der Prinz Heinrich mit seiner Armee mit dem König.
14. November 1759 bis 17. November 1759
In Körgis.
15. November 1759
Schreibt der König eine Epistel an d'Argens:
"Marquis, was für ein Wechsel traf mich jetzt!
Mich armen, mich profanen Mann, der nur
So selten an die heil'gen Stätten kommt!
Mich, den der Knechte Gottes heil'ger Knecht,
Der mich verdammt, und in den Bann mich thut,
Mit keinem Hut und Brief begnadigt hat 397-++ etc.
Mich opferte Fortunas Unbestand
Für meine Nebenbuhler auf; doch nun
Ist unverhofft ihr Groll auf sie gekehrt,
Und ich, ich schwimme wieder oben auf. etc."
(Fortuna hatte den König wieder getäuscht, denn bald nachher geschah das Unglück bei Maxen. Der König schrieb nachher unter diese Epistel: "Sechs Tage vor dem Vorfall bei Maxen").
S. weiter unten.
17. November 1759 bis 18. November 1759
Der König von Körgis nach Limbach und Wilsdruf. (Ein Brief des Königs an Voltaire ist überschrieben: Wilsdruf den 17ten, eine Kabinetsordre an Fink: Körgis, den 17ten, und eine andere an Ebendenselben: Limbach, den 18ten).
17. November 1759
Der König schreibt aus Wilsdruf an Voltaire einen sehr langen Brief heitern Inhalts - viele Strophen in Versen etc., Nichts wesentlich Wichtiges über seine Lage etc. (Hinterl. Werke IX. 212).
19. November 1759
An Voltaire aus Wilsdruf:
- etc. "Wofern dieser Krieg nur noch kurze Zeit fortgesetzt wird, so fällt unser Europa in die Finsterniß der Unwissenheit zurück, und unsere Zeitgenossen werden wieder den wilden Thieren gleich. Es ist Zeit, diesen Abscheulichkeiten Einhalt zu thun. Alle diese Unfälle sind eine Folge des Ehrgeizes von Östreich und Frankreich. Mögen sie ihren weitaussehenden Entwürfen Schranken setzen, mögen sie, wo nicht durch Vernunft, doch wenigstens durch die Erschöpfung etc. klug werden. Möchte doch Schamröthe ihre Stirn bedecken, wenn sie erfahren, daß der Himmel, der den Schwachen gegen die gewaltigen Angriffe der Mächtigen beistand, den erstern Mäßigung verliehen hat, ihr Glück nicht zu mißbrauchen, und ihnen Frieden anzubieten. Mehr kann ein armer, ermüdeter, abgejagter, zerkratzter, gebissener, lahmer und überall aufgeborstener Löwe Ihnen nicht sagen. Ich habe noch alle Hände voll zu thun, und werde Ihnen nicht eher mit ruhigem Gemüth schreiben können, als nach meiner Ankunft in Dresden, etc."
22. November 1759
Der König an d'Argens:
"Mit meiner Schrift (über Karl XII.) können Sie ver<399>fahren, wie Sie es für gut finden. Das Unglück, das dem General Fink so eben widerfahren ist, hat mich so betäubt, daß ich mich noch nicht von meiner Bestürzung erholen kann. Dadurch kommen alle meine Maßregeln in Unordnung, und es geht mir tief ans Herz. Das Mißgeschick verfolgt mein Alter, und hat mich seit meinem Marsch nach Sachsen begleitet. So lange es mir möglich sein wird, werde ich dagegen kämpfen.
Die kleine Hymne an die Fortuna (Epistel vom 15. Novbr.) die ich Ihnen geschickt habe, war zu voreilig verfertigt, vor dem Siege muß man nicht Victoria rufen. Ich bin von den Unglücksfällen und Widerwärtigkeiten, die mir begegnen, so abgemattet, daß ich mir tausend Mal den Tod wünsche, und es von Tage zu Tage müder werde, einen abgenutzten, zum Leiden verdammten Körper zu bewohnen.
Ich schreibe Ihnen in dem ersten Augenblick des Schmerzes; Bestürzung, Gram, Unwille, Verdruß nagen insgesamt an meiner Seele. Wir wollen nun das Ende dieses abscheulichen Feldzugs abwarten, dann schreibe ich Ihnen, was aus mir selbst wird, und wir verabreden das Übrige. Haben Sie Mitleiden mit meinem Zustande, und machen Sie kein Gerede davon; böse Nachrichten breiten sich von selbst zeitig genug aus. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Quando avra fine il mio tormento!"
28. November 1759
An Ebendenselben (aus Wilsdruf):
- etc. "Da hätten denn die Hannoveraner Münster erobert, und man versichert auch, daß die Franzosen am 25sten von Gießen aufgebrochen sind, um über Friedberg zu marschiren und über den Rhein zurückzugehen. Und Wir? wir kantoniren hier dem Feinde gegenüber in den Dörfern. Das letzte Bund Stroh und der letzte Bissen Brod werden entscheiden, wer von uns beiden in Sachsen bleibt. Da die Östreicher außerordentlich beschränkt sind, und Nichts aus Böhmen ziehen können, so hoffe ich, daß sie zuerst aufbrechen<400> werden. Geduld also bis an's Ende! Wir müssen sehen, wie dieser höllische Feldzug ablaufen wird. In diesem Jahre erschöpfe ich meine ganze Philosophie. Es vergeht kein Tag, an welchem ich nicht meine Zuflucht zu Zeno's Unempfindlichkeit nehmen müßte. In die Länge wird dies hart, das gestehe ich Ihnen. Epikur ist der Philosoph der Menschheit, Zeno der Philosoph der Götter und ich - ein Mensch.
Seit vier Jahren bin ich im Fegefeuer; wenn es ein künftiges Leben giebt, so wird mir der ewige Vater das, was ich in dieser Welt gelitten habe, anrechnen müssen. Ein jeder Stand erfährt Widerwärtigkeiten und Unglück, ich muß, so wie ein Anderer, meine, obgleich sehr schwere, Bürde tragen, und rufe mir zur es wird vorübergehen, wie unsere Freuden, unsere Neigungen, unsere Leiden, unser Glück. Leben Sie wohl, lieber Marquis. Meine Briefe werden Ihnen sehr melancholisch vorkommen; aber wahrlich, ich kann Ihnen keine anderen schreiben. Wenn der Geist unruhig und bekümmert ist, so sieht man Nichts rosenfarben. Ich umarme Sie, und wünsche Sie bald wieder zu sehen."
29. November 1759
An Ebendenselben (aus Wilsdruf):
"Endlich hoffe ich einmal, Sie wieder zu sehen, allein ich schmeichle mir mit diesem Vergnügen erst nach vier Wochen, denn so viel Zeit gebe ich Ihnen zu dieser großen Reise. Es steht ein Zimmer zu Ihrer Aufnahme bereit, ohne Zugwind, gut geheizt, ganz nahe dem meinigen, das Sie ohne Überrock und ohne Tuch vor dem Munde werden erreichen können. Ich habe hier eine ungeheure Rolle von Kupferstichen, die Ihnen bei Ihrer Ankunft vorgelegt werden soll. Auch zeigt malt hier die Gallerie des Königs von Polen, die sehr schön ist. Einen Sachsen sieht man nicht. Sie haben eine katholische Kirche gerade vor Ihren Augen, wo herrliche Musik gemacht wird. Wenn dies Alles Ihre Neugierde nicht anzuködern vermag, so muß ich hinzusetzen, daß wenn Sie<401> hierher kommen, Sie Ihren aufrichtigsten Verehrer finden werden, der entzückt sein wird, Sie wieder zu sehen. Ich habe vergessen zu sagen, daß Sie hier auch die Fee Carabosse, die rothe Meerkatze, den gelben Zwerg und ein Serail von alten Hexen finden werden, die man sonst nur noch im Bojardo sieht."
30. November 1759
Der König in Freiberg.
B.
9. November 1759
Subsidien-Traktat Englands mit Preußen.
20. November 1759
Unglückliches Treffen bei Maren gegen die Östreicher unter Daun (die Corps der Generale Sincere und Brentano). Sie waren an 50000 Mann stark, und schlossen die Preußen gänzlich ein, daß sie sich nach der tapfersten Gegenwehr ergeben mußten. Nach Tielke I. 24 wurden gefangen: der General-Lieutenant von Fink, die General-Majors von Rebentisch, von Lindstädt, von Mosel, von Platen, von Vasold, von Bredow, von Gersdorf; auch von Wunsch, obgleich er sich durchgeschlagen hatte, mußte doch, gemäß der Capitulation, zurückkehren, und die Gefangenschaft theilen. Außer diesen wurden noch gefangen: 540 Officiere, nach den Östreichischen Listen überhaupt 14922 Mann. Auch gingen verloren: 3 Paar silberne und 1 Paar kupferne Pauken, 24 Standarten, 96 Fahnen, 71 Geschütze und 44 Munitions-Wagen.
Nach andern, wahrscheinlich richtigern Angaben betrug die Zahl der in Gefangenschaft gerathenen Unterofficiere und Gemeinen nur 10-12000 Mann.
20. November 1759
An demselben Tage richtet der Englische Admiral Hawke auf der Höhe von Quiberon die ganze furchtbare Flotte der Franzosen gänzlich zu Grunde.
20. November 1759 bis 21. November 1759
Die Alliirten erobern Münster.
25. November 1759
Preußen und England machen Friedensanträge durch den Prinzen Ludwig von Braunschweig an die Minister des Wiener, Petersburger und Pariser Hofes in Holland.
<402>26. November 1759
Die Königin und die verwittwete Prinzessin von Preußen kehren aus Magdeburg nach Berlin zurück.
30. November 1759
Der Erbprinz von Braunschweig schlägt den Herzog von Würtemberg bei Fulda.
Dezember.
A.
3. Dezember 1759
Der König in Wilsdruf.
6. Dezember 1759
In Freiberg.
13. Dezember 1759
Der König an d'Argens:
"Mein göttlicher Marquis, werden Sie wohl, nachdem Sie 8 Monate im Bette zugebracht, und jetzt doch ausgeruht haben müssen, Sich entschließen können, den Winter in Schlesien mit mir zuzubringen, sobald dort alles in Ruhe ist? Was wird siegen, die Freundschaft oder die Faulheit? Ich erwarte Ihre Antwort mit Ungeduld. In der That, Sie thun ein Werk der Barmherzigkeit, wenn Sie mich besuchen. Ich bin ohne Gesellschaft und ohne Beistand. Können Sie Sich zu diesem großen Entschlüsse ermannen, der einer schönen Seele, wie der Ihrigen, so würdig ist, so werde ich Ihnen Ihre Reiseroute schicken, und Sie so lange in Glogau absetzen lassen, bis ich Ihnen im Januar bei mir zu Breslau Ihre Wohnung anweisen kann. Das soll Ihnen so angerechnet werden, als hätten Sie den ganzen harten Feldzug mitgemacht, und ich will es im Angesicht der Welt gestehn, daß diese Anstrengung mehr werth ist, als wenn Sie sechs Schlachten gewonnen hätten. Erinnern Sie Sich, was jener belobte Hebräische König sagt, jener weise König, der tausend Weiber hatte: Wer sich selbst bezwingt, ist stärker, als wer Städte erobert. Gewiß sind Sie dieser starke Mann, und werden mir den Trost wohl gönnen, den ich in Ihrer Gesellschaft finde. Ich werde Ihnen Jemand zuschicken, um Sie zu geleiten, und werde für Pferde und alle Ausgaben sorgen. Nun frisch, mein lieber Marquis, fassen Sie Herz, wir wol<403>len alle Zugwinde verbannen, ich werde Baumwolle, Pelze, Überröcke, kurz alles bereit halten, um Sie wohl einzupacken. Sie sollen das schöne Grabmahl des Bernini in der Kathedral-Kirche sehen, wenn Sie anders Lust dazu haben, und werden alle ersinnliche Bequemlichkeit finden. Es wird von Ihnen abhängen, auch Frau von Argens mitzubringen. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis, ich erwarte Ihre Antwort, wie ein Verbrecher sein Urtheil oder seine Begnadigung. etc."
16. Dezember 1759
An Ebendenselben:
"An dem gedruckten Exemplar 403-+, das mir von Ihnen zugeschickt worden ist, lieber Marquis, konnte ich wohl merken, daß Sie das Fieber gehabt haben; es ist so voll Fehler, daß Sie es verbessert zurückbekommen. Lassen Sie den Aufsatz noch einmal drucken, und werfen Sie diese 20 Exemplare in's Feuer. Die Leute sind so ungeschickt, daß sie meinen Sinn durch die gröbsten Fehler ganz verändert haben. Der kleine Beausobre 403-++ könnte wohl etwas mehr Aufmerksamkeit darauf wenden. Hätten die Hunnen und Gothen Buchdrucker gehabt, sie würden es nicht schlechter gemacht haben. Sie sprechen viel von den Franzosen und ihren Verlust; freilich ist dieser offenbar, aber deswegen können wir doch nicht gewiß auf den Frieden rechnen. Meine Umstände sind noch immer schlimm genug. Ich bekomme jetzt Verstärkung, aber der Schnee fällt hier so häufig und in so großer Menge, daß es fast unmöglich ist, die Truppen gegen den Feind agiren zu lassen. So ist meine Lage; ich bin auf allen Seiten von Schwierigkeiten, Verlegenheiten und Gefahren umringt. Wenn ich nun zu dem Allen die Treulosigkeiten der Glücksgöttin, von denen ich in diesem Feldzuge so viele Beweise<404> bekommen habe, hinzurechne, so wage ich es nicht, mich in meinen Unternehmungen auf sie zu verlassen, auf meine Kräfte auch nicht; also bleibt mir bloß das Ungefähr übrig, und ich hoffe nur auf die Verkettung der Mittelursachen. Wenn der Aufsatz abgedruckt ist, so haben Sie die Güte, mir 3 Exemplare zu schicken. Der Graf Fink 404-+ wird sie an mich besorgen; seine Packete werden die Kouriere wohl annehmen.
Leben Sie wohl, mein lieber Marquis; ich weiß weder, wann meine Abenteuer sich endigen, noch wann ich Sie wiedersehen, aber zuverlässig, daß ich Sie stets lieben werde."
23. Dezember 1759
An Ebendenselben:
"Nein, nein, Marquis, die Art wie Du
Mein Werkchen an das Licht gestellt,
Und wie ich selber Krieg geführt,
Sind geradezu einander werth,
Und alle beide ganz gewiß
Für Deutschland nicht sehr ehrenvoll.
So wollen wir von Neuem denn
Die Arbeit jetzt und besser thun;
Und denken, daß dies Opfer noch
Die Enkelwelt von uns bekommt.
Ich habe es Ihnen gleichgethan, noch mehr den Aufsatz verbessert, mit dem Originale verglichen, und Ihnen wiedergeschickt.
Ich hoffe mehr als jemals, die Östreicher werden nach Böhmen zurückgehen, und wir endlich in wenigen Tagen den unglücklichsten und härtesten Feldzug endigen können, den ich in meinem Leben gethan habe. Mein Neffe rückt mit einer großen Verstärkung an, und der Feind macht Anstalten, die zu erkennen geben, daß sein Rückzug nahe ist. Von den Qualen, die ich einen vollen Monat hindurch ausgestanden<405> habe, und von allen den Unbequemlichkeiten, die mit dieser abscheulichen Lage verbunden waren, schweige ich. Ich bin es so müde, mich über das Glück zu beklagen daß ich ihm aus Verdruß alle Vorwürfe schenke.
Sehen Sie zu, mein Lieber, daß Sie mir das Dictionaire encyclopédique verschaffen; ich möchte es gern für den Winter haben. Was während desselben aus mir werden wird, sage ich Ihnen nicht, weil ich es, auf Ehre, selbst nicht weiß.
Leben Sie wohl, lieber Marquis; ich wünsche Ihnen Gesundheit, Frieden und Zufriedenheit. etc."
29. Dezember 1759
Der König in Pretschendorf.
31. Dezember 1759
An d'Argens:
"Ich fange damit an, mein lieber Marquis, Ihnen ein glückliches Neujahr zu wünschen, mit der Versicherung, daß von allen Wünschen, die Ihretwegen geschehen, keine aufrichtiger als die meinigen sind. Ich für mein Theil habe alles Vertrauen zu meinem Glück verloren. Ich habe alles Menschmögliche gethan, um den Feind durch List, Vorspiegelungen und Diversionen aus Sachsen heraus zu schaffen, ohne im geringsten etwas ausgerichtet zu haben. Es bleibt mir also nichts übrig, als den Winter durch dem Feinde gegenüber zu kantoniren, ohne mich von meiner bisherigen Stelle zu rühren, mithin Hab' ich nichts vor mir, als eine häßliche Aussicht in die Zukunft. Ihr Prophet, mein Lieber, mag sagen, was er will, seine Kunst ist Nichts, und wer ihm glauben wollte, müßte leichtgläubiger sein als ich. Man hilft den Prophezeihungen dieser Leute nach, und sieht zu, wie man dergleichen aufs Gerathewohl hingeplauderte Dinge mit wirklichen Ereignissen reimen kann. Ich, der ich nach dem urtheile, was ich vor Augen habe, sehe lauter gräuliche Dinge in der Zukunft, denen meine Standhaftigkeit nicht gewachsen ist. Machen Sie aus meinem Werke, was Ihnen beliebt; es verdient keine Aufmerksamkeit. Ich bin des Lebens nie so satt und<406> überdrüßig gewesen, wie jetzt. Nennen Sie das Hypochondrie, oder wie Sie wollen, ich lasse mir alles gefallen. Doch die vergangenen und gegenwärtigen Übel, und besonders, was ich noch davon vor mir sehe, das Alles kann Jedem in einer so harten Lage, wie die meinige, wohl das Leben verleiden. Ich seufze im Stillen, das ist Alles, was ich thun kann. Ihre Phantasie mag ich nicht weiter verfinstern; ich sehe schwarz, mein Kummer gehört mir allein, ich muß ihn tragen und nicht mittheilen. Ich umarme Sie, mein lieber Marquis, und versichere Sie meiner vollkommenen Freundschaft. Leben Sie wohl.
Friedrich.
Dem Vergnügen, Sie zu sehen, entsag' ich; das wird jetzt unmöglicher als jemals."
Von des Königs kleinen Aufsätzen (fliegenden Blättern) erschienen in diesem Jahre: Schreiben der Marquise von Pompadour an die Königin von Ungarn. (Suppl. III. 241).
Über die Lobrede auf den etc. Reinhard, welche Einige auch in dieses Jahr setzen; siehe oben bei'm Monat Oktober 1758.
Wahrscheinlich sind auch die beiden Aufsätze: Über die Satyriker, und: Über Schmähschriften, aus diesem Jahre. (Friedrich's bei seinem Leben gedruckte Werke. Deckersche Ausgabe. II. 240, 255).
B.
2. Dezember 1759
Die Prinzessin Amalie kommt von Magdeburg nach Berlin zurück.
3. Dezember 1759
Der General von Vierecke wird von dem Östreichischen General von Beck bei Meissen mit großer Übermacht angegriffen und mit 1500 Mann gefangen genommen.
In Berlin ist dies Jahr kein Carneval.
403-++ M. s. des Königs Brief an Jordan, vom 13. April 1739 im 7. Band.
367-+ Siehe Moser's Mannigfaltigkeiten I. 86.
356-+ Diese Eloge ist gedruckt und steht in: Supplement III. 251 de Oeuv. posth., und Deutsch im 3. Band der in Köln 1789 erschienenen Supplemente zu den hinterl. Werk. S. 225. Nach Grimm et Diderot Correspondance littéraire III. 34 soll sie der König erst im Lager zu Landshut, also im April oder Mai geschrieben haben. Wir mögen nicht entscheiden, ob Catt oder Grimm etc. im Irrthum ist. Letzterer nennt die Eloge etc. eine Posse (facétie). Unter andern Umständen und in einer glücklichen Zeit geschrieben, möchte sie allenfalls dafür gelten, aber in jener Unglücksperiode kann sie eben sowohl das Erzeugniß ernsterer Stimmung sein.
4-+ Vielleicht wird er auch für einen künftigen Biographen nicht ohne Nutzen sein. Schiller sagt: das Kleine selbst gewinnt Größe unter seiner (des philosophischen Kopfes) Hand, da er dabei immer das Große im Auge hat, dem es dienet.
169-++ S. Anmerkung am Schluß d. Jahres.
366-+ Dieser Unterschied hatte in damaliger Zeit nichts Auffallendes, er fand selbst in Berlin Statt. Siehe 1. Abthl. S. 104 Note.
65-+ Ein natürlicher Sohn Augusts, Königs von Polen, welchen er mit einer Frau von Spiegel erzeugt hatte.
239-+ Voltaire fühlte sich dadurch so gekränkt, daß er dem König den Orden pour les mérites und den Kammerherrn-Schlüssel zurückschickte, und auf das Packet folgende Zeilen schrieb: Je les reçus avec tendresse Je vous les rends avec douleur C'est ainsi qu'un amant, dans son extrème ardeur, Rend le portrait de sa maitresse.
362-++ Die vorstehend angeführten.
71-+ Der Kardinal Bischof von V., Graf Zinzendorf, war mit Erlaubniß des Königs wieder nach Breslau zurückgekehrt; er wurde in allen seinen Ehren und Würden bestätigt und auch zum General-Vikar über alle, im Königl. preuß. Lande befindlichen, katholischen Geistliche ernannt.
8-++ Ich bin weit entfernt, Micrologien ohne Ausnahme und unter allen Umständen für nützlich und zweckmäßig erklären zu wollen. Nur diejenigen meiner Leser, welche ihnen allen Werth und Nutzen absprechen, will ich auf das Motto und auf die Urtheile anderer achtbaren Männer verweisen, z. B. sie Reimanns Einleitung in die historische Literatur, Theil I. No. 144. Schiller in dem Aufsatze: Was heißt und zu welchem Ende studirt man Universalgeschichte) S. 8 des 16. Bandes der Tübinger Ausgabe. Ferner:
Gesner. Isagoge in Eruditionem Tom I. p. 529.
Morhof. Polyhistor lib. I. Cap. 19.
Bayle historisch kritisches Wörterbuch. Th. I. S. 593. Art. unter Blondel.
Gedike, Berliner Monatsschrift. Jahrg. 1783. 3tes Stück, desgl. auch Montagne und mehrere.
358-+ Es sind zwar zwei Schreiben des Königs an den General von Wedel vorhanden, welche aus Doberschütz und Bautzen den 25. datirt sind, dies ist aber wohl unstreitig ein Schreib- oder Druckfehler, denn, da der König von Doberschütz mit seiner Armee über Diesa und Ullersdorf nach Görlitz ging, so kann er schwerlich um diese Zeit in Bautzen gewesen sein. Auch heißt es in der von dem Generalstab herausgegebenen Geschichte des siebenjährigen Krieges II. 342: "Den 24. langte alles im Lager bei Diess (Ullersdorf) an, den 26. setzte der König seinen Marsch nach Görlitz fort." Der König sagt auch in diesem Schreiben, den 25., er habe dem Feinde zwei Märsche seit gestern abgewonnen etc. Da mußte er also doch wohl weiter als Doberschütz und Bautzen sein.
245-+ Gegen diese Schrift erschien: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris (sie ist von Friedrich). Dies ist die Brochüre, von welcher Voltaire in seinem Brief vom 15. Okt. 1762 an Madame Denis sagt, sie sei auf dem Titel mit dem Preuß. Adler, mit Krone und Scepter geziert. (In Preuß Friedrich d. G. als Schriftsteller etc. S. 154 ad 2 werden dafür irrig die Lettre au Public genannt, wie eben so falsch in der Basler Ausgabe von Volt. Oeuv. unter dem angeführten Brief in einer Note angegeben wird. Diese Lettres aber haben keinen Adler etc. auf dem Titel etc.). Wir haben ein Expl. von der Auflage von 1753 von der Schrift: Lettre d'un Academicien etc., die so wie Voltaire angiebt, auf dem Titel verziert ist, vor uns. Der vollständige Titel ist: Lettre d'un Academicien de Berlin à un Academicien de Paris. Avec la traduction Allemande. (Dann steht hier der Preuß. Adler, und unter diesem): Cuique Suum. A Berlin. Chez Etienne de Bourdeaux. Libraire du Roi et la Cour MDCCLIII. Die dabei befindliche Deutsche Übersetzung hat eine Vorrede, welche wir bei andern Deutschen Übersetzungen nicht finden. Eine handschriftliche Bemerkung des ehemaligen Besitzers dieser jetzt seltenen Brochüre sagt, daß sie (die Übersetzung) von dem Prinzen von Preußen, dem Bruder des Königs sei. Sie lautet wie folgt: "Vorbericht des Übersetzers. Ich sehe mit Betrübniß, daß man in die Streitigkeiten des Herrn von Maupertuis mit dem Herrn König viel Anzüglichkeiten mischte, welche auf nichts weniger abzielten, als den Namen eines großen Mannes zu verkleinern. Ich hatte Mühe, der Begierde, die Unschuld, die Tugend und die Wahrheit zu vertheidigen, zu widerstehen. Die Regungen der zärtlichsten Freundschaft trieben mich an, dem unüberwindlichen Widerwillen, etwas drucken zu lassen, ein Mal Gewalt anzuthun. Ein günstiger Zufall kam mir zu statten. Es kam ein Französischer Brief eines Mitgliedes der Akademie der Wissenschaften in Berlin zum Vorschein, welcher einen andern von einem Mitgliede wider den Herrn von Maupertuis geschriebenen Brief beantwortete. Ich habe denselben übersetzt. Alles was ich selbst zu schreiben im Stande war, würde von weniger Wirkung gewesen sein. Ich richtete wenig oder nichts aus, wenn ich alles that, was meine Kräfte vermochten. Meine timme war zu schwach, man hätte sie nicht gehört. Ich glaube etwas Wichtiges gethan zu haben, da ich das Werkzeug sein kann, daß diejenige, welche sich in diesem Briefe mit so vielem Nachdruck und so vieler Stärke ausdrückt, sich meinen Landsleuten in ihrer Muttersprache hören läßt. Wie angenehm, wie ruhmwürdig ist es, einen solchen Vertheidiger zu finden, und wie würdig ist derjenige, welcher alle Tugenden in seiner Person vereinigt, der Beschützer derselben zu sein."
169-+ Über diesen Vorfall war der König höchst ungehalten und äußerte, noch sehr lange Zeit nachher, daß dieser Tag der unangenehmste seiner ganzen Regierung gewesen sei.
244-+ S. des Königs Brief an d'Argens. In der Königsberger Ausgabe der Corresp. de F. II. et d'Argens etc. T. I. No. 31.
69-++ Hofdame bei des Königs Gemalin.
65-++ Die östr. milit. Monatsschrift 1828, Heft 10, hat (wohl irrig) den 7ten von Wischau nach Iglau, den 8ten nach Gurein, den 16ten von Iglau nach Znaim, wo er den 19ten eintraf. Ein Brief des Königs vom 11ten an Jordan ist aus Groß-Bitesch datirt.
3-+ Er enthält besonders bei dem Jahre 1762 viel unrichtige Angaben.
348-+ Während der Schlacht hatte der König, nach Erstürmung einer feindlichen Batterie, seinen Standpunkt auf einem Hügel zwischen Zorndorf und Quartschen genommen. An dieser Stelle ist 1326 von der Provinz Neumark ein Denkstein errichtet worden, von dem der Superintendent Krause eine Beschreibung und Abbildung geliefert hat. Der Hügel heißt jetzt: der Friedrichsberg.
133-+ S. Anmerkung am Schluß d. Jahres.
327-+ Nach der Schlacht kam der König nach Rippach, wo er im Posthause abtrat, und in einem alten Großvaterstuhl, der noch dasteht (1827), ausruhete. Über diesem Stuhl lies't man an der Wand die Worte: Place de Repos de Frédéric II. après la Bataille de Rosbac. (Weber: Von Deutschland, oder Briefe etc. Stuttgart, 1828. III. 271).
82-+ In Preuß etc. Thl. IV. S. 189 ist der 26. Dezbr. 1771 als sein Toddestag angegeben. Friedrichs Brief vom 6. Februar 1771 an die Marquise und deren Antwort vom 19. März bezeigen das Gegentheil.
129-+ Der Todestag dieses Mannes wird sehr verschieden angegeben. Bielfeld (S. 240, 248) giebt den 29. Dezbr., den Tag nach des Königs Ankunft in Berlin, als seinen Sterbetag an. In einer Eloge (in der der Akademie) steht der 1. Januar 1746, in einer andern (der des Königs) der 3. Januar, und die genealogischen Nachrichten haben den 4. Jan. so auch die Spenersche Zeitung. Nach Vergleichung aller Umstände etc. scheint der 4. Januar der richtige Tag des Absterbens des Duhan zu sein. Die Kirchenregister geben keinen Aufschluß.
119-+ S. Anmerkungen am Schluß d. Jahres.
176-+ D'Arget war Secretair des französischen Gesandten Valori, als dieser den König in den zweiten schlesischen Krieg nach Böhmen begleitete. Im August 1745 wohnte Valori in der Vorstadt von Jaromirtz. Der östreichische Partheigänger, Oberst Franchini, der dies erfuhr, beschloß ihn aufzuheben und überfiel den Ort. Als die Panduren sich der Wohnung des Gesandten näherten, ging ihnen d'Arget entgegen und gab sich für den Gesandten ans, welcher indeß Zeit gewann sich zu flüchten, während d'Arget als Gefangener fortgeführt wurde. Den König belustigte dieses Abentheuer sehr und gab ihm die Veranlassung, das Palladium, ein burleskes Gedicht zu schreiben.
Als d'Arget ausgewechselt war, erbat sich ihn der König von Valori und machte ihn zu seinem Vorleser. Er liebte ihn sehr und sah es ungern, als er seiner Gesundheit wegen (1752) nach Frankreich zurückkehrte. Der König schrieb oft und im Tone der herzlichsten Theilnahme an ihn. Zu vorstehendem Trostbrief war der Tod von d'Argets Frau die Veranlassung.
71-++ Der König erwarb Ober- und Niederschlesien (mit Ausnahme eines kleinnen Theils, welcher Östreich verblieb) und die Grafschaft Glatz. Zusammen c. 642 Meilen (damals) mit c. 1,700,000 Einwohnern.
80-++ Borellin. Caractère des personnages les plus marquans dans les différentes Cours de L'Europe etc. Paris 1808. T. III. p. 160.
297-+ Nach einem Briefe des als Dichter und durch seinen Heldentod berühmten Majors von Kleist an Gleim, aus dem Lager bei Pirna, vom 17. Septbr. 1756, war es ein gewisser Major von Wangenheim, welcher mit Bitten und Vorstellungen so lange in die Königin von Polen drang, bis sie die Thür zum Archiv, zu welchem sie ihm persönlich den Eingang streitig machte, endlich freigab.
253-+ Über Menzel findet man Nachrichten in der Beilage zum Litterarischen Conversationsblatte. Lpz. 1820. Oktb. Nr. 100; zur Berichtigung derselben gehören die beiden Flugschriften damaliger Zeit: die Macht der Wahrheit etc. Warschau 1758. 4. und Schreiben des K. Pr. Sekretärs Benoit etc. Warschau 1758. Über den Baron Weingarten junior, welcher bei der Kaiserl. Gesandtschaft in Berlin angestellt war, und ebenfalls geheime Mittheilungen gemacht hatte, stehen Nachrichten in dem Buche: Aktenmäßige Rechtfertigung des Kriegsraths von Cölln. S. 57 etc. und Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II., K. v. Pr. Th. III. S. 17.
210-+ Den 24. Febr. 1752 schrieb der König an Voltaire: "Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan hatte, ist um Ihretwillen von mir gereist." Hiernach ist es unwahr, wenn Voltaire sagt, der König habe dem d'Arnaud in sehr harten Ausdrücken befohlen in vier und zwanzig Stunden abzureisen, und habe dabei vergessen ihm die Reisekosten zu bezahlen (s. Lettres de Voltaire Voltaire. à Mde. Denis v. 24. Novbr. 1750) und in einem Briefe vom 6. Dezbr. 1752 hat Voltaire sogar die Nichtswürdigkeit, dem Buchhändler Walther in Dresden zu schreiben: "In diesem Augenblick beim Abgang der Post erfahre ich, daß ein gewisser d'Arnaud in Dresden ist. Se. Majestät der König von Preußen hatte sich genöthigt gesehen ihn aus seinen Staaten zu verweisen (de le chasse de ses états) und er verdiente noch eine strengere Züchtigung. Man erfährt, daß er Briefe vom König in Prosa und Versen geschmiedet hat, welche er unverschämter Weise verkauft. Wenn Sie, mein lieber Walter, sich diese Papiere verschaffen und an unsern Hof senden könnten, würden Sie einen sehr großen Dienst leisten. Schließlich ist es gut, daß Sie diesen Bösewicht kennen, und daß Sie ihn auch Andere kennen lehren."
350-++ Thebaïde, worunter hier der König die Schlacht von Zorndorf meint,
387-+ Hierüber muß nachgelesen werden: Seidel's - eines Augenzeugen - Kurze Nachricht etc. (s. oben) - Tempelhof III. 223 - Kriele S. 30 etc. - Gesch. des siebenj. Krieges vom Generalstab etc. III. 99-105.
96-+ Friedrich d. Gr. hatte dieses Servis in dem ersten Jahre seiner Regierung anfertigen lassen. Schon die Spenersche Zeitung vom 30. Dezbr. 1741 giebt einige Nachrichten davon. Es waren dazu viele Prätiosen und prachtvolle Gerüche von veralteter Form, die sich noch aus der Zeit Friedrichs I. herschrieben, verwandt worden. Nach dem siebenjährigen Krieg wurde es durch den Theil des sogenannten goldenen Kabinets der Königin Mutter, welcher dem König in der Erbtheilung zugefallen war, noch sehr vermehrt. Von diesem goldenen Kabinet, welches die prachtliebende Königin theils angekauft theits aus den, von ihrem Gemal Friedrich Wilhelm I. erhaltenen, reichen Geschenken gesammelt hatte, geben die damaligen Zeitungen bei Gelegenheit der Erzählung von der Cour, welche am Geburtsfeste der regierenden Königin am 8. Novbr. 1741 stattfand, eine kleine Beschreibung. Hier heißt es: "Sobald die gewöhnliche Cour abgelegt war, begaben sich allerseits hohe Herrschaften nach dem Hofe der Königl. Frau Mutter Majestät, welche in den neubezogenen Apartements extraordinaire Cour hielten etc. Die kostbaren, ungemein schön arrangirten, Meublen dieser Zimmer, insonderheit die, aus purem Golde bestehenden, Kron-, Arm- und Wandleuchter, Gueridons, Tafeln und Brandruthen des Kamins verursachten bei allen Anwesenden Aufmerksamkeit nud Bewunderung, so daß sowohl die Einheimischen als die Fremden, welche auf ihren Reisen die Herrlichkeiten von Versailles und London gesehen, bekennen mußten, daß weder die einen noch die a dern mit diesen in Vergleich zu ziehen wären" etc.
Zum letzten Male wurde das goldene Servis bei der Anwesenheit des Kaisers von Rußland, Alexanders I. am Sonntag den 27. Oktober 1805, gebraucht. Und nach dem unglücklichen Krieg von 1806 von Se. Majestät dem Könige dem Lande zum Opfer dargebracht.
104-+ In diesen Tagen, den 18ten bis 20sten, wurden die Opern Artaxerxes, Titus und Cato gegeben. Bei der Redoute nahm die Noblesse das Parterre und die bürgerl. Masken das Theater ein! S. Rüd. Zeitung No. 87.
74-+ Von diesem Stusche s. oben unter: Berichtigungen.
56-+ Madame de Rocoulle war in Frankreich geboren, ihr Geschlechtsname war du Bal und ihr Taufname Marthe. Erman in seinen Memoires pour servir à l'histoire de Sophie Charlotte etc. nennt sie Anne, aber in seinen Memoires de Refugiers, T. II. p. 236 und T. III. 116, wird sie richtiger, Marthe, genannt. In Alençon hatte sie sich mit Esaï du Maz de Montbail verheirathet. Andere und auch Erman a. a. O. p. 128 nennt ihn Louis du Montbail, aber in den Memoires de Refugiers, T. II. 236 und T. III. 116 nennt sie Erman ausdrücklich die Wittwe des Esaï, eines jungem Bruders des Louis du Montbail und dessen Gattin wird ihre Schwägerin genannt.
Nach dem Tode dieses ihres Mannes verließ sie, der Religionsverfolgung wegen, Frankreich und kam mit ihren Kindern nach Berlin. Die Königin, Sophie Charlotte, Gemalin Friedrichs III, nahm sich nicht nur der beiden Töchter der Madame Montbail an sondern übertrug auch der Mutter die Aufsicht über den damals fünfjährigen Kurprinzen, Friedrich Wilhelm. Madame Montbail verheirathete sich nun in Berlin zum zweiten Mal mit dem Obersten, einer der beiden Compagnien Grands Mousquetiers, welche der Churfürst, Friedrich Wilhelm d. Gr., aus lauter geflüchteten französischen Offiziers und Edelleuten errichtet hatte. Sein Name war Jacques de Pellet Seigneur de Rocoulle. Nach der Vermählung Friedrich Wilhelms, ernannte sie dieser zur Oberhofmeisterin und übertrug ihr 1712 die Aufsicht über den, ihm in diesem Jahre geborenen, Prinzen, unsern Friedrich, wie sie dasselbe Amt bei ihm selbst in seiner Kindheit gehabt hatte. Bis 1719, wo Friedrich der weiblichen Aufsicht entnommen wurde, verwaltete sie es mit so musterhafter Treue, daß Friedrich stets ihr die größte Achtung, Liebe und Dankbarkeit erwies.
Sowohl mit ihr selbst als auch mit ihren Töchtern, den Fräulein Montbail,unterhielt Friedrich einen freundschaftlichen Briefwechsel. (S. Formey's Souvenir d'un Citoyen. I. p. 20 und Müchler's, Friedrich d. Gr. zur Würdigung seines Herzens und Geistes. Berlin 1834.)
Auf dem Königl. Schlosse befinden sich zwei Bildnisse von ihr. (S. Nicolais Beschreibung von Berlin II. 963.
397-+ Dresden war schon vor 3 Wochen in Feindes Hände gefallen. Es war also wohl die Einladung nur bitterer Scherz? oder vielleicht glaubte er auch es bald wieder zu erobern, wie aus einem Brief an Voltaire vom 19ten hervorzugehen scheint.
241-+ Friedrich d. Gr. gab ihm seit 1754 eine Pension von 1200 Livres.
30-+ Auf hohen Befehl wurde später (den 3. Januar 1741) durch die Zeitungen dem Publikum bekannt gemacht, daß diesem Patent "unvorsichtiger Weise, in der Berliner Gazette der Titel eines Manifestes vorgesetzt worden. Man habe daher auch nicht entübrigt sein können, die erst angezogene, sehr übel gerathene und der Gazette sonder Befehl und Erlaubniß aus bloßem Versehen einverleibte Piege und Übersetzung (in der deutschen Berliner Zeitung) hierdurch gänzlich zu revociren und zu widerrufen." Den Schlesiern war unter Andern, darin gesagt worden, daß der König sein Heer nicht in feindlicher Absicht einrücken lasse etc. sondern vielmehr alle Einwohner bei ihren Gerechtigkeiten, Freiheit, Religion etc. geschützt werden sollten.
34-+ Suhm hatte bereits 1727, geschreckt durch eine Drohung Friedrich Wilhelms I., der an ihn Repressalien nehmen wollte, wegen eines, in Dresden arretirten, preußischen Werbers, dem man den Prozeß machte, Berlin auf das Schleunigste verlassen. Als aber die Sache ausgeglichen war, kehrte er auf seinen Posten nach Berlin zurück. Gallus in seiner Brandenburgischen Geschichte, Theil 5, S. 141 erzählt diesen Vorfall nicht ganz richtig. Wir werden weiterhin Gelegenheit haben, seine Erzählung zu berichtigen und die, zwischen den König von Polen, Churfürsten von Sachsen und Friedrich Wilhelm I. dadurch veranlaßte, sehr ernste Korrespondenz mitzutheilen.
184-+ Das Haus, darin er geboren, ist von neuem in Stand gesetzt worden, und wird als eine Merkwürdigkeit mit großer Sorgfalt unterhalten.
29-+ Der König giebt in seinen hinterlassenen Werken, Thl. I. 113, irrig den 21. Decbr. als den Tag seiner Ankunft in Krossen an.
67-++ In demselben Hause, welches Friedrich d. Gr. hier bewohnte, übernachteten auch des jetzigen Königs Majestät, als Allerhöchstdieselben, im August 1812, aus Schlesien über Prag nach Töplitz reis'ten.
287-+ Orphelin de la Chine ou Gengis-Chan (v. Luchet histoire litteraire de Voltaire III. 180.)
69-+ Eine Tochter der Frau von Rocoule aus ihrer ersten Ehe. Die war Oberhofmeisterin bei den Prinzessinnen Ulrike und Amalie.
147-+ S. Anmerkungen am Schluß d. Jahres.
10-+ Unter A werden die, den König persönlich angehenden, Ereignisse aufgeführt und unter B wichtige Verordnungen etc. und andere Ereignisse.
132-+ Bei dieser Gelegenheit entstand im Schlosse eine Feuersbrunst, die aber bald gedämpft wurde.
64-+ Ein anderer Berichterstatter fügt hier hinzu: "und vollends die, mit Anmuth vereinbarte, Gestalt des Königs, seine durchdringenden Augen, sein bräunlich schönes und ohne Zwang aufgerolltes Haar" etc.
151-+ S. Anmerkungen am Schluß d. Jahres.
287-++ Lord Marchall war in Neuchatel.
240-+ Wekhrlin (s. graues Ungeheuer T. X. p. 234) nennt einen ganz Andern als Vater, und sagt, das Kind sei von einem Officier Namens Destouches Canon der Glaserfrau, unter dem Namen: "Alembert," mit einer Anweisung auf 1200 Livres jährl. Rente in Kost gegeben worden.
306-++ Geschichte des siebenjährig. Krieges herausgegeben vom Königl. Preuß. Generalstab S. 195.
284-+ Thiébault in: Mes Souvenirs T. I. p. 215, 216, sagt auch, daß der König und Balbi sich auf dieser Reise für Musiker ausgegeben hätten.
6-+ Ein Aufsatz über Napoleon in den Zwickauer Erinnerungsblättern. Jahrgang 1822, p. 178 enthält dieselbe Anekdote; da der Verfasser aber behauptet, daß Napoleon am 5. Februar 1769 geboren worden, so verlegt er auch den Traum auf dieses Datum, und die Rolle des Adjudanten spielt hier ein Page. Der Ort ist nicht angegeben. Friedrich war am 5. Februar in Potsdam und muß also Napoleon wirklich am 5. Februar geboren sein, wenn der Traum und seine Deutung ihre Richtigkeit haben sollte, was denn die Genealogen und Traumdeuter unter sich ausmachen mögen!
389-+ Hoffentlich wird es Niemand tadeln, daß wir bei dieser Katastrophe umständlichere Auszüge aus andern Schriften von und über Friedrich d. Gr. mitgetheilt haben. Der Zweck aller Auszüge, die wir in diesem Tagebuche liefern, ist, wie wir schon in der Einleitung, im ersten Heft (welche wir überhaupt nachzulesen bitten) S. 7 ausgesprochen haben - ein treues Bild von der Denk- und Handlungsweise des großen Königs in jeder Beziehung und unter den verschiedensten Umständen etc. aus seinen eigenen schriftlichen und mündlichen Äußerungen und Geständnissen darzustellen. - Und wo tritt der Geist und der wahre Charakter des Menschen am Klarsten hervor, wo bewährt er sich am meisten, als zur Zeit des Unglücks? Wo legen sich alle Falten des Herzens offener dar, als in den vertraulichen Ergießungen der innersten Gefühlen gegen den theilnehmenden Freund?
Bei diesem freundschaftlichen Briefwechsel verlor der König keinen Augenblick die Hauptsache aus den Augen; ein weit größerer Briefwechsel fand täglich mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, mit Fouqué und andern Generalen Statt; seine Thätigkeit war gränzenlos.
26-+ Der König ließ die Kinder Suhms - 3 Söhne und 1 Tochter - nach Berlin kommen und sie unter seinen Augen erziehen. Auch die Schwester seines verstorbenen Freundes berief er nach Berlin, gab ihr eine ansehnliche Pension und übertrug ihr die Aufsicht über seine Pflegbefohlne. - Die Söhne stellte er nachher im Militair an, und die Tochter verheirathete sich an einen Obersten von Keith.
69-+++ Gemalin des damaligen Kammerherrn, nachherigen Oberhofmeisters der regierenden Königin, Freiherrn von Morrini. Sie war eine Tocher des Grafen v. d. Marwitz.
19-+ Man findet diesen Streit wie die Geschichte des Antimachiavell ausführlich erzählt in der Schrift: Examen du Prince de Machiavel. Avec des Notes historiques et politiques, troisième Edition. Enrichie de plusiers Pièces nouvelles et originales, la plupart fournies par M. F. de Voltaire. A la Haye chez Jean van Duren 1741. Auch in der deutschen Göttinger Ausgabe von 1742.
122-+ Der König sagt in der "Geschichte meiner Zelt": er sei den 14ten von Berlin abgereist und den 15ten in Liegnitz angekommen, eben so steht es auch in Mouvillons Geschichte Herzog Ferdinands von Braunschweig, S. 136. Gleichwohl melden beide Berliner Zeitungen, No. 138 vom 18. Novbr. 1745, daß der König, Dienstag den 16ten, früh um 7 Uhr über Crossen nach Schlesien abgereist sei und zwar in Begleitung des Prinzen von Preußen, des Prinzen Ferdinand von Braunschweig und des Generals von Rothenburg. Auch von Stille in les Campagnes du Roi stimmt hiermit überein. Jedoch heißt es wieder in der Spenerschen Zeitung No. 141 unter dem Artikel: "Liegnitz vom 18. Novbr. Se. Majestät, welche vorgestern (also den 16ten) allhier eintrafen, haben selbige Nacht in hiesiger Stadt zugebracht etc." Da nun Liegnitz von Berlin 37 Meilen entfernt ist, so scheint es unmöglich, daß der König am 16ten in Liegnitz sein konnte, wenn er nach den Zeitungen an demselben Tag erst von Berlin abgereist wäre. Sonach scheint wohl die Angabe von der Abreise des Königs in den hinterlassenen Werken doch die richtige zu sein, und ist vielleicht absichtlich in den Zeitungen ein späteres Datum angegeben.
261-+ An Richelieu schreibt er unter andern: "J'étais encore à Berlin quand il (le Roi) faisait à Potsdam ce que je envoie (les lettre au Public du Roi) je demandais obstinement mon congé, je remettais à ses pieds tout ce qu'il m'a donné mais les graces de ma maitresse (le Roi) ont enfin rappellé son amant (Voltaire). Je lui ai pardonné; je lui ai promis de l'aimer toujours etc." - Welch' ein Ton! Welche Falschheit! Welcher Contrast gegen Voltaire's Briefe, die er in derselben Angelegenheit im Novbr. an den König geschrieben hatte! -
362-+ Es waren 2000 Thaler.
23-+ Dies ist - in den Berliner Zeitungen wenigstens - nicht geschehen.
403-+ Über Karl XII.
63-+ Dieser war ein natürlicher Sohn des Königs von Polen, August und der Gräfin von Königsmark. Jenen hatte August mit der Fürstin Lubomierska, die nachher vom Kaiser zur Reichsfürstin unter dem Namen von Toschen ernannt wurde, erzeugt.
80-+ D'Argens Schriften findet man verzeichnet in Trinius Freidenker-Lexikon, dieses skandalöse Buch ist aber nicht darunter.
214-+ Bei dieser Oper erregte besonders die Abbrennung des bezauberten Pallastes der Alcine große Bewunderung. Es war dazu der berühmte Feuerwerker Signor Angelo Galiani aus Bologna besonders verschrieben worden. Er hatte auch außerdem seine Kunst einigemal vor dem König in Potsdam gezeigt.
246-+ Le Tombeau de la Sorbonne ist nicht gegen Maupertuis gerichtet (wie es bei Preuß etc. I. 245 heißt), obgleich es auch in: La Vie de Voltaire par M. a Geneve 1786 und in der neuen Auflage dieser Schrift par. T. J. D. V... à 1797 gesagt wird, sondern gegen die Sorbonne in Paris, wegen ihres Verfahrens gegen den Abbé de Prades, der, wie Einige wollen, auch Verfasser davon sein soll. (Siehe oben S. 244). Dagegen wird Voltaire eine andere Spottschrift gegen Maupertuis, welche den Titel Seance memorable hat, zugeschrieben.
19-++ Bielfeld in seinen Briefen und auch Voltaire im Commentaire historiques sagen, der König habe auch nach Paris gehen wollen, weil er aber in Straßburg erkannt worden, habe er diese Reise aufgegeben. Über des Königs Aufenthalt in Straßburg finden sich interessante Nachrichten in der Schrift: Merkwürdigster Regierungsantritt Friedrichs II. Die damaligen Berliner Zeitungen melden "aus Pariser Briefen" nur Folgendes: "Se. Majestät fragten nach ihrer Ankunft in Strasburg, ob keine Offiziere in der Nähe wären, die mit ihm zu Abend speisen könnten. Der Wirth antwortete, daß selbst bei ihm drei logirten, die sich gern einfinden würden. Sie kamen auch wirklich. Der König ersuchte sie mit ihm zu speisen, und die Offiziere nahmen es auf eine manierliche Art an, jedoch mit der Bedingung, daß sie des folgenden Abends Revange haben möchten. Se. Majestät ließen sie aufs Herrlichste bedienen und besonders mit einem köstlichen rosenfarbnen Wein. Des folgenden Tages sah der König das Regiment exerciren. Des Abends aber erfüllten Se. Majestät ihr Wort und erhuben sich zu den Offiziers zum Abendessen, nachdem Sie ihnen vorher verschiedenes Wildpret und eine gute Anzahl Bouteillen Wein, der ihnen des vorigen Abends so gut geschmeckt, zugesandt hatten. Die Offizire fielen indeß auf den Gedanken, es möchte wohl der König von Preußen sein, und ließen daher einen von ihrem Regiment, der ein preußischer Deserteur war, kommen, ob er Se. Majestät kennen möchte. Nachdem nun der König sich wieder in sein Zimmer begeben, sagte ihnen der Soldat, daß dies der König selbst sei. Gleichwie aber Se. Maj. jemand zurückgelassen, Ihnen von der Verwirrung, welche sie an den Offiziers bemerkt, den Ausgang zu berichten, so erfuhren sie durch eben denselben, daß man Sie erkannt. Daher reiseten Se. Majestät beim Thoraufschließen hinweg, ehe noch der Stadt-Gouverneur Marquis de Broglio erfahren, daß er so glücklich gewesen, einen der größten Prinzen in seinem Gouvernement zu haben."
67-+ An diesem oder dem folgenden Tag muß auch der Brief des Königs an Jordan geschrieben sein, der in den hinterlassenen Werken irrig vom 2. April datirt ist.
101-+ Das bezieht sich wahrscheinlich auf die Beschuldigung, welche er gegen die Churfürstin Dorothea, zweite Gemalin Friedrich Wilhelms d. Gr. in seinen neuen Nachrichten von seinen Reisen, Theil I, S. 7 ausgesprochen hat, und für deren Erfinder und Urheber er gehalten wird.
388-+ Man vergesse hier nicht, daß großes, anhaltendes Unglück oft ungerecht macht. Der König hat auch bei dieser Unglücksschlacht der Tapferkeit und Hingebung seiner Truppen Gerechtigkeit widerfahren lassen (s. oben seinen Brief an Finkenstein vom 12. August). Wer wird nicht dem Könige in seiner schrecklichen Lage eine Äußerung zu gut halten, die er vielleicht in einem Moment des höchsten Unmuths etc. niederschrieb.
331-+ Auf diesem Wege hatte die Unterredung des Königs mit dem Krüger des Dorfes Sahra Statt. S. Nicolai Anecdoten, Heft 3, S. 231.
247-+ So wird die Sache allgemein erzählt, allein es scheint richtiger, daß Voltaire dem König die Schrift nur im Manuscript zu lesen gegeben, und dann erst die Erlaubnis, die Voltaire zum Druck einer andern Schrift hatte, auch zum Druck des Akakia benutzte.
306-+ S. Schmettau's Leben S. 343.
7-+ Schon Nicolai sagt im 2ten Heft seiner Anekdoten, S. 163: "Wenn man einen Abdruck seiner (der königlichen) kleinen poetischen Schriften (man darf wohl hinzusetzen: und seiner vorzüglichen Briefe etc.) in chronologischer Ordnung hätte, so würde die Folge derselben in den verschiedenen Zeiten, wo er sie schrieb, sehr lehrreich sein. Diese Ideen vollständig auszuführen, wurde ein eigenes Werk erfordern und kann also bei vorliegender Schrift unser Zweck nicht sein. Wir glauben aber doch, daß auch das Wenige, was wir hier davon geben, interessant und lehrreich sein wird."
317-+ Daß der König erst den 7. Rötha verlassen hat, geht aus dem Brief hervor, den er an den Marschall Richelieu geschrieben, und der noch aus Rötha vom 7. datirt ist. S. Memoires de Richelieu T. IX.
58-+ Die, bei dieser Gelegenheit in der Stadt veranstalteten, Festlichkeiten waren nach dem Geschmack damaliger Zeit zum Theil sonderbar genug. Unter andern hatte der Stadtkoch Rieghe in einer, auf dem Neumarkt aufgebauten, Küche einen ganzen Ochsen gebraten, der mit Fasanen, Reb- und Haselhühnern, Hasen und Gänsen gefüllt war. Auf der rechten Seite präsentirte sich der Königl. Preuß. Adler, aus großen Vögeln und Lerchen formirt. Auf der andern Seite sah man die Worte: Friedrich Rex, den polnischen Adler und das Dessauische Wappen nebst dem Stadtwappen.
Bei der Illumination hatte ein Schlächter ein Bild ausgestellt, welches ihn selbst, wie er einen Ochsen schlachtet, vorstellte, und darunter die Worte: Wer mir wird den König von Preußen verachten, den will ich wie diesen Ochsen schlachten.
David Schulz, ein Brandenburger.
65-+++ S. Anmerkung am Schluß dieses Jahres.
27-+ Nach Voltaire's Vorgeben, hatte er von seinem Souverain den Auftrag, den König auszuforschen, was ihm jedoch, da der König seine Absicht merkte, nicht gelang. Folgendes ist die, von Voltaire eigenhändig geschriebene, Rechnung, welche er dem König überreichte:
"Für Reisekosten vom Haag bis hieher | 310 Thlr. |
Herrn Dumoulard für seine Reise von Paris bis nach Antwerpen | 125 |
Wenn ich alle Unkosten seit mehr als fünf Monaten rechne, die Ausgaben für den Machiavell, meine Reisen, meine Zurückreise etc., so werde ich in allem für den König ausgegeben haben 3,400 Thlr. Se. Majestät haben mir schon 2000 Thlr. anweisen lassen, also bleiben noch 1400 Thlr."
Der König lies ihm nur 1300 Thlr. zahlen und ist dabei zu bemerken, daß Voltaire sich für das, ihm vom König geschenkte, Manuscript des Machiavell von dem Verleger, van Düren, ansehnlich hatte bezahlen lassen.172-+ Die vorigen Kriegsartikel von 1713 waren äußerst streng. An Strafandrohungen kommen darin vor: Stockhaus 1 Mal, Pfahl und Spießruthenlaufen 9 Mal, arkebusirt und gehangen zu werden 11 Mal, Strafe an Ehre, Leib und Leben 2 Mal, Leib- und Lebensstrafe 8 Mal, Vestungsarrest und harte Leibesstrafe 1 Mal, mit harter und doppelter Strafe belegt zu werden 2 Mal. In allen 35 Artikeln 34 Strafandrohungen. Welch ein Contrast gegen die neuesten Kriegsartikel von 1808! Welcher Unterschied der Jahre 1713 und 1808!
350-+ Délices, Wohnort Voltaire's.
306-+++ Er ward bekanntlich in dem Augenblick erschossen (Nachmittags 2 Uhr), wo er eben eine Fahne ergriffen, sich mit derselben in der Hand an die Spitze seines Regiments stellte, und den Soldaten zurief: "Wer kein feiger Kerl ist, der folge mir." - Sein Leichnam ward nach der Schlacht nach dem Kloster St. Margarethen gebracht, und vor dem Altar niedergelegt. Hier betrachtete Friedrich d. Gr. den entseelten Helden mit tiefer Rührung. Kurz vor- oder nachher soll der König die Stelle, auf dem Schlachtfelde, wo Schwerin erschossen worden, gesucht haben. Unter den vielen auf dem Schlachtfelde umherliegenden Blessirten habe ihm keiner den Ort angeben können, bis er beim Weiterreiten sich diesem mehr genähert; hier habe ein blessirter Unterofficier nach der Stelle hingewiesen, und gesagt, daß daselbst der untere Theil der zerschossenen Fahne in der Erde stecke. (Neue Samml. v. Anecdoten. Cüstrin 1788. Heft 4. S. 64).
Schwerin's Leiche ward, nachdem sie einbalsamirt worden, nach seinem Gut Wussecken bei Schwerinsburg abgeführt, und daselbst in dem Begräbnißgewölbe beigesetzt, wie er es schon früher angeordnet hatte. Er war nahe an 73 Jahr alt, als er starb.
23-++ Die Spenersche Zeitung gibt an, dies ist aber falsch wie aus Bielfelds Briefen I. 269, und aus der Berliner Monatsschrift 1804, Monat Juli zu ersehen ist. Auch die Memoiren der Markgräfin von Baireuth II. 199-202 haben hier, wie an mehreren Stellen, ein unrichtiges Datum.
121-+ Es soll zwar eine Kabinetsordre an den Grafen Schmettau d. d. Czaslau den 19. Oktbr. 1745 vorhanden, sein; allem, da auch nach (Stille's) Les Campagnes du Roi etc. Tom II. 257, 258 der König um diese Zeit bei der Armee in Schatzlar und Rohnstock war, so findet hier wahrscheinlich ein Schreibfehler statt, und soll in jener Kahinetsordre anstatt Czaslau - Schatzlar heißen.
221-+ Einige Notizen über ihn stehen in dem Buche von Scheffner: Mein Leben wie ich es selbst geschrieben etc. S. 174.
354-+ In den Zwickauer Erinnerungsblättern von 1814, S. 451 und 1816, S. 734 wird Nachstehendes erzählt, und dabei bemerkt, daß die Wahrheit des Vorfalls verbürgt werden könne.
Einen Tag nach dem Überfall ritt der König mit geringer Begleitung aus, um in der Nähe des Schlachtfeldes eine zur Sammlung des Heeres bequeme Stellung auszusuchen. In der Gegend der Schenke (nach Andern der Schmiede) des Dorfes Wurschen, wurde unvermuthet sein Pferd durch einen feindlichen Schuß getödtet, und der König sogleich herabgestürzt. In demselben Augenblick sprengte auch ein Haufe Ungarischer Reiter auf den König zu, und würde ihn unfehlbar gefangen genommen haben, wenn nicht ein Husar vom Regiment Zieten, Namens Thräne, sogleich von seinem Pferde gesprungen wäre, und es dem König gegeben hätte. Kaum war dies geschehen, als ihm auch schon ein Ungar so nahe war, daß der Husar ihn vom Pferde hieb, sich auf dasselbe schwang, und so sich und den König rettete.
121-++ S. unter dem 2. Oktbr. den Schluß des Briefes.
404-+ Der damalige Königl. Staats- und Kabinetsminister, Karl Wilhelm, Graf von Finkenstein.
362-+++ Über Lord Marschall f. 1. Abtheilung Seite 165.
29-++ Ebendaselbst, S. 114, ist fälschlich der 23ste als der Tag des Einrückens angegeben.
24-+ In den hinterlassenen Werken ist dieser Brief fälschlich vom September datirt.
72-+ Nach den Mem. pour servir à l'histoire Fr. le gr. II. p. 100 soll der König 20 Mann Garde bei sich gehabt haben, die vor dem Zimmer Wache gehalten, was wohl ein Irrthum ist, oder es müßte die Achener Stadtgarde gemeint sein.
10-++ S. Anmerkungen am Schluß d. Jahres.
227-+ Es war nämlich im Dresdner Frieden bestimmt worden, daß die Preußischen Unterthanen etc. die in ihren Händen befindlichen Sächsischen Steuerscheine, die damals viel verloren, nach einiger Zeit ohne Abzug oder Verlust bezahlt erhalten sollten. Damit aber kein wucherisches Gewerbe mit diesen Scheinen getrieben würde, so wurde durch Edicte vom 30. Apr. 1748 und 13. Novbr. 1751 den Preuß. Unterthanen, Vasallen u. s. w. verboten, dergleichen Steuerscheine auf wucherische Art an sich zu bringen, dennoch aber hatte Voltaire dies gethan.
309-+ Nach der Östreichischen militärischen Monatsschrift, Jahrg. 1819, Heft 1. S. 43, soll der König während der Schlacht sich auf dem, eine halbe Stunde von Krzeczhorz auf der andern Seite der Chaussee gelegenen, Neudorfer Berg, der seit jener Zeit "der König-Friedrichsberg" genannt wird, aufgehalten und von da aus die Schlacht geleitet haben. Dennoch soll der König den Prinzen Moritz gesprochen haben, welche Angabe aber, wie der Erzähler selbst sagt, aus Retzow genommen ist, also sonst Nichts für sich habe.
107-+ Bei dem Angriff, welcher unter Commando des Grafen Schwerin am 14ten auf 3 Bastionen zugleich geschah, erstieg ein gemeiner Soldat zuerst eine Bastion, und nachdem er bereits alle seine Patronen verschossen, vertheidigte er sich so lange mit dem Degen, bis seine Cammeraden ihm folgten und so das Werk eroberten. Se. Königl. Majestät haben hierauf zur Belohnung dieser heroischen That und erwiesenen großen Bravour, gedachten Soldaten in seiner gemeinen Montur an die Königl. Marschallstafel ziehen lassen, ihn mit einer wichtigen Summe Geldes beschenkt und zum Lieutenant deklarirt.
Er war vom Regiment des Erbprinzen Leopold von Anhalt-Dessau, der ihm auch ein ansehnliches Geschenk an Geld machte. Sein Name war Krauel, bald nachher wurde er vom König unter dem Namen von Ziskaberg in den Adelstand erhoben. Nach andern Nachrichten, soll er vom Regiment Hessendarmstadt gewesen sein. Wieder andere, die zuverlässiger scheinen, sagen, daß dieser David Krauel vom Braunschweig Beverschen Regiment unter der Compagnie des Hauptmanns von Stakelberg gewesen und vom König zum Lieutenant im Grenadier-Bataillon von Byla ernannt worden sei. Er war 1694 zu Magdeburg geboren und starb als Lieutenant außer Dienst.
397-++ Bekanntlich soll Daun vom Pabst einen geweihten Hut erhalten haben.
174-+ Es scheint, daß der König diese Oper (größtentheils) der Hauptsache nach ganz allein entworfen und vorgezeichnet hat; denn Algarotti antwortet dem König darauf unter andern: "Votre Maj. a trouvé la plus sûre methôde d'avoir les plus beaux opéras du monde; c'est de les faire elle-même." Aus einem andern Briefe Algarotti's vom 28. Novbr. sieht man, daß er und Filati (Hofpoet) den Entwurf weiter ausgeführt haben.
353-+ Über Keith s. S. 149.
308-+ Tempelhof I. 203 sagt, hiermit übereinstimmend: "Der König ließ die Tete der Kolonnen (welche auf dem Plan mit C bezeichnet sind) bei Novimiest Halt machen, und die Avantgarde unter dem General Zieten bis Slatislunz vorrücken."