<64> stehen, weil ich mich sklavisch nach den Umständen richten muß, und mehr von meinen Feinden, als von mir selbst abhänge.
Ich mag in meinen Briefen nicht Alles erschöpfen, was ich mir vornehme, Ihnen mündlich zu sagen, und will mir von der Unterhaltung, die ich mir mit Ihnen verspreche, nicht das Beste voraus nehmen. Darum behalte ich Alles, was ich auf dem Herzen habe, bis wir in Leipzig sind. Leben, Sie wohl, lieber Marquis, ich werde Ihnen schreiben und einen Jäger schicken. Dieser Merkur wird Sorge tragen, daß Ihnen Nichts Schlimmes begegnet, und ich werde wie Horaz ausrufen: Liebes Schiff, das den d'Argens an die Ufer der Pleisse bringt etc. Das Uebrige wissen Sie."
3. Dezember 1760
Der König an Frau von Camas :
"In Wahrheit, mein liebes Mütterchen, Sie sind eine erfahrne Frau, und ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie eine Wassersucht so haarscharf unterscheiden können. Das Abenteuer ist ein ganz gewöhnliches; da ist kein Hof, kein Nonnenkloster sogar, wo so was sich nicht ereignete. Ich, der ich mit den Schwachheiten meiner Gattung viel Nachsicht habe, ich steinige keineswegs die Ehren-Fräuleins, die Mutter werden. Sie pflanzen das Geschlecht fort, statt daß jene rohen und blutdürstigen Politiker durch ihre heillosen Kriege dasselbe zerstören. Und dann gestehe ich Ihnen, daß mir jene zu zärtlichen Gemüther unendlich lieber sind, als jene Keuschheitsdrachen, die beständig ihre Schwestern zerfleischen, oder jene hadersüchtigen Weiber, die von Grund aus schlecht und boshaft sind. Man erziehe sorgfältig das Kind, man entehre nicht eine Familie, und entferne ohne Aufsehen, und Aergerniß das arme Mädchen vom Hofe, und schone ihres Rufes so viel als möglich.
Wir werden Frieden bekommen, mein liebes Mütterchen, und ich freue mich recht darauf, mit Ihnen unter vier Augen zu lachen, wenn ich das Vergnügen haben werde, Sie